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sich senkenden Mulde mit geringem Gefälle, in viele Arme geteilt,
unter Bildung zahlreicher Sandbänke und Pflanzenbarren nach Norden
bis zur Aufnahme des Bahr el Ar ab, dessen Richtung er bis zum
Zusammenflüsse mit dem Sobat einschlägt. Nach der Einmündung
des Sobat fließt er als Weißer Nil oder Bahr el Abiad in
nördlicher Richtung, aus welcher Strecke er zahlreiche periodische
Wasserläufe aufnimmt. Aber erst bei deu Ruinen des ehemaligen
Chartum (ihm gegenüber heute Omdnrman) empfängt er den größten
Nebenfluß, den Blauen (dunklen) Nil, Bahr el Azrek.
Im Westen erhebt sich das Nilbecken zu der Landschaft Dar-fur
die in der vulkanischen Bergmasse des D schebel Marra zur Höhe
des Rigi emporsteigt. Flußläufe ziehen von hier nach allen Himmels-
richtungen, nach Westen zur Niederung des Tsadsees.
Der Tsadsee ist ein flacher, sumpfiger See mit schwankendem
Wasserstande und wechselnder Größe. Seine Ufer sind mit groß-
artigen Schilfdickichten besetzt, die ein reiches afrikanisches Tierleben
bergen. Seine Meereshöhe wird zu 500 m angegeben. (Noch tiefer,
etwa 100 m, sinkt das Land nordöstlich vom Tsadsee im Bodeli.)
Die größte Wasserinasse wird ihm durch den Schari zugeführt,
dessen Quellgebiet bis an die Nebenflüsse des Kongo und Niger
im Süden und Westen und nach Dar-fur im Osten reicht.
Infolge der im Sommer reichlich fallenden Regenmengen ist
die Ebene südlich und westlich vom Tfadsee eine überaus reiche Wald-
und Kulturlandschaft; die höher gelegenen Landschaften des Ostens
in Wadai und Dar-fur sind wie das zentrale Afrika Steppenland
auf den Höhen, während die Täler die Träger einer aus Tama-
rinden und feigenartigen Bäumen bestehenden hochstämmigen Vegetation
sind. Je näher der Sahara, desto geringer wird die Regenmenge,
desto kümmerlicher die Pflanzenwelt, bis endlich unter 15 7.2 Grad
nördlicher Breite ein, wie es scheint, mehrere Tagereisen breiter,
lichter, parkartiger Mimosenwald, der ganz Afrika von der Westseite
bis zum Osten durchzieht, die Grenze gegen die Sahara bildet.
Westsudan, das Gebiet des Nigers und Senegambien, enthält
auf weite Strecken einförmige Lateritlandschaften. Nach Norden hin
herrscht offenes Land mit Savannenbildung vor; nach Süden wird
die Landschaft gebirgiger und foll gegen den Venns, den waffer-
reichsten Zufluß des Nigers, bis 1800 m aufsteigen. Die Wasser-
scheide zwischen Niger einerseits, dein Senegal und Gambia anderseits
ist das Massiv von Fu ta Djalon, das 1500 111 nicht überschreitet.
Der Niger (Beschreibe feinen Lauf!) ist nach Länge und Strom-
gebiet der drittgrößte Strom Afrikas; doch übertrifft er an seiner
Mündung den Nil an Wasserfülle, da ihm in seinem Unterlaufe der
Benutz etwa dieselbe Wassermenge zuführt, die er selbst schon be-
fitzt. Nach seinem Austritt aus dem Ouellgebiet flnd seine Ufer
sehr einförmig, und selbst die Stromschnellen vom 15. bis zum 9."
vermögen das Bild nicht zu ändern. Das Delta, das der Provinz
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Kanal wieder aufgehoben und die Wasserverbindung zwischen dem
Mittelländischen Meer und dem Indischen Ozean bewirkt. Eine solche
Verbindung hatte schon Ptolemäus Philadelphus hergestellt; aber
dieser alte Kanal ging von Arstnoe, dem heutigen Sues, über die
bittern Seen westwärts umbiegend zum östlichen, dem pelnsischen
Nilarme, den er oberhalb Bubastos erreichte.
'Die Bekanntschaft mit Afrika erstreckte sich bis in das
19. Jahrhundert, nachdem es Bartholomäus Diaz 1487 gelungen
war, das „Vorgebirge der Stürme", nun das „Kap der guten
Hoffnung", zu umschiffen, von der Küste aus nirgends weiter ins
Innere, als etwa die Elbmündung von Prag entfernt ist, und auch
das nur in dem besonders zugänglichen Nillande. Das Innere war
aus den Karten ein großer weißer Fleck mit einigen auf unzuver-
lässigen Berichten beruhenden, meist der Phantasie entsprungenen
Zeichen. Die Erforschung begann mit Mungo Parks Reisen vom
Senegal aus, um den Lauf des Nigers festzustellen, was indes erst
nach dem Tode dieses Forschers dem Engländer Lander 1852 ge-
lang. Das Gebiet dieses Flusses wurde hauptsächlich durch die
Franzosen aufgehellt, die hier ihre koloniale Interessensphäre immer
weiter ausdehnten. Seinen größten Nebenfluß, den Benuö, erschloß
uns zuerst Robert Flegel 1879—1886, getragen von der Hoffnung,
hier für deutsche Erwerbungen den Boden zu bereiten. Von Norden
her drang der — vielleicht berühmteste — Afrikaforscher Heinrich
Barth vor, der von 1850—1855 die Sahara durchquerte und
dann die Gebiete der großen Negerreiche vom Tsadsee bis Timbuktu
erforschte. Eine zweite Durchquerung Nordafrikas von Tripolis bis
zum Busen von Guinea führte Gerhard Rohlfs 1866 aus.
Endlich gelang es Gustav Nachtigal 1869—1874, die vom Tsad-
see nach Osten gelegenen Länder aufzuhellen. Über den östlichsten
Teil des Sudan hatte zur Zeit seiner Reisen und nach diesen wieder
der Wagemut deutscher Forscher, Schweinfurt und Junker, Licht
gebracht, nachdem im Jahre 1858 durch den Engländer Speke das
Problem der Nilquelle gelöst worden war. Mit der Erforschung
Südafrikas ist der Name Li Vingstone unzertrennlich; er führte
auch die erste Durchquerung von einem Ozean zum andern aus,
worin ihm später Stanley, Pogge und Wißmann folgten. Stanley
zeigte endlich, wie das ganze Zentralafrika dem mächtigen Kongo an-
gehöre, den noch Ritter unweit der Küste auf dem Randgebirge ent-
springen ließ. Immer mehr Licht verbreitet seit der politischen Auf-
teilung Afrikas die Einzelforschung über den Erdteil, der so lange
der „dunkle" genannt worden ist.
Oberflächengestaltung. 3,. Die Küste. Nenne die Afrika einschließen-
den Meere und Meeresteile sowie die den Erdteil bespülenden Meeresströmungen!
Welche Inseln und Inselgruppen umgeben den Erdteil?
Afrika ist ein mächtiges, zusammenhängendes, von Süden nach
Norden sich senkendes Hochland, das ringsum aus bedeutenden
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Extrahierte Personennamen: Bartholomäus_Diaz Mungo_Parks Robert_Flegel Heinrich
Barth Heinrich Gerhard_Rohlfs Gustav_Nachtigal Gustav Südafrikas Stanley
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Senegal Nigers Timbuktu Nordafrikas Tripolis Guinea Schweinfurt Zentralafrika Afrika Afrika
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Kassai, Sankuru und von dessen größter Annäherung an den Lomani
auf dem Landwege (Trägerkarawanen!) erreicht.
I^orctafrika.
Miß die Länge und Breite des Wüstengürtels und berechne den Flächen-
inhalt! Vergleiche die gefundene Größe mit der von Europa! Gliedere die Sahara
nach den sie durchsetzenden Erhebungen! Nenne die wichtigsten Oasen!
Der Wüstengürtel Nordafrikas reicht von der Küste des At-
lantischen Ozeans quer durch den Erdteil bis an das Rote Meer
und von den südlichen Vorketten des Atlas und dem Mittelmeer
bis etwa 151/2 Grad nördl. Br. Westwärts von der libyschen Wüsten-
platte führt er den Namen Sahara \ Diese ist eine im Mittel nicht
unter 300 m, aber auch nicht über 600 in hohe Hochebene, die
durch ein Erhebungssystem, das von Nordwesten nach Südosten
streicht und sich an das Marra-Gebirge in Dar-sur anschließt, in
zwei große Abteilungen geschieden wird: die Libysche Wüste tut
Osten und die Sahel im Westen. An ihrer Oberfläche besteht sie
zum größten Teil aus einem sehr quarzreichen Sandstein und bietet
daher dem Pslanzenwuchs sehr geringe, zum Teil auch gar keine
Bedingungen für seine Existenz; daher die sonnendurchglühten,
pflanzenleeren Steinwüsten, Hammkdas, die, wenn sie mit größeren
und kleineren Rollkieseln bedeckt sind, Sserirs genannt werden.
Die Ursache dieses Wüstengürtels, der sich von dem Atlantischen
Ozean bis zum Persischen Meerbusen zieht, ist die große Regenarmut.
Im Winter lagert eine Zone hohen Luftdrucks über der Sahara.
Antizyklonale Luftbewegungen mit heiterem Himmel eilen im Osten
nach dem Indischen Ozean, im Westen nach dem Meerbusen von
Guinea. Diese letzteren führen als Harmattan Staubmassen bis
auf das Meer hinaus. Im Sommer wehen trockene Passate aus
Nordosten und Norden. Kommen auch die Nordwinde vom Mittel-
meer, so können sie doch über den erhitzten Flächen ihren Wasser-
gehalt nicht absetzen. Dagegen führt während des Winters der
Chamsim heißen, trocknen Sand und Staub nach den Küsten des
Mittelmeeres und nach Ägypten. Völlig regenlos ist freilich die
Sahara nicht. Außer den Steigungsregen ans den höher gelegenen
Teilen treten auch in der übrigen Sahara, wenn auch völlig un-
regelmäßig, heftige Gewitterregen auf, und bisweilen erhält der weft-
liche Teil im Winter einen nicht unbeträchtlichen Anteil an den
subtropischen Regen, welche die Atlasketten befeuchten.
Bei dem stets unbedeckten Himmel ist sowohl die Bestrahlung
durch die Sonne am Tage als auch die Ausstrahlung des Bodens
in der Nacht eine sehr starke; mithin sind auch die Gegensätze der
Temperatur sehr hoch. Die bedeutenden Temperaturschwankungen
1 Die unendliche Ebene.
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Extrahierte Ortsnamen: Sankuru Europa Nordafrikas Marra-Gebirge Westen Atlantischen
Ozean Persischen_Meerbusen Indischen_Ozean Guinea
154 —
zerstörten die Oberfläche; der Wind warf die einzelnen Stücke gegen-
einander und rieb sie aneinander, sie stetig verkleinernd, und setzte
durch das im Sande gewonnene Schleifmaterial die Zerstörung der
Oberfläche des Bodens fort, trieb den Sand zu Dünen zusammen,
die aus der einen Seite allmählich ansteigen, aus der Leeseite aber
mit Steilrand zu bedeutender Tiefe abfallen. So entstand die Sand-
wüste oder Areg. Im Maximum erreichen die Dünen selbst dort,
wo der aus sestem Gestein bestehende Kern sich 100 bis 150 m
über das allgemeine Niveau der Gegend erhebt, kaum mehr als
300 in, während Dünen, die nur aus Saudschichten bestehen, selten
100 bis 150 m Höhe erreichen. Die härteren Gesteinsflächen, welche
den Angriffen des Windes Trotz bieten konnten und von der ehe-
maligen Höhe des Plateaus Zeugnis ablegen, werden von den
Arabern Gurs oder Zeugen genannt; bilden sie ein für die Kara-
wanen schwer passierbares Felsengewirr, so heißen sie Charaschafs.
Wo aber in beckenartigen Vertiefungen das Grundwasser als
lebendiger Quell zutage tritt oder durch Brunnen erschlossen wird,
erhält der tonige Boden der Tiese eine hohe Fruchtbarkeit. Die
Oberfläche bedeckt sich mit srischem Grün, trägt Getreide und Baum-
wolle, Aprikosen-, Pfirsich- und Granatbäume und vor allem die
unschätzbare Dattelpalme. Das sind die Ollsens die öfters mit Steil-
rand von der Wüstentafel abfallen und, von dem goldgelben Wüsten-
sande eingefaßt, einem „Smaragd auf Goldgrund" gleichen.
Fast nur aus Sserirflächen besteht die Wasser- und vegetations-
lose Libysche Wüste, in welche die Oase Kusra eingesenkt ist.
Die hohen Tafelländer der Mitte, von Tibefti, von Ahaggar
und von Air oder Asben, die bis über 2000 in aufsteigen, er-
freuen sich im Innern wegen der hier fallenden Steigungsregen
zahlreicher Wasserläufe und Seen, daher sie auch bewaldete Täler
mit Ansiedelungen bergen. Aus der Vogelperspektive würde dieses
zentrale Berg- und Hochland der Wüste, das Massiv der Tuareg.
als eine Reihe von übereinander gelagerter Hochflächen dem Auge
sich entrollen, aus denen das Plateau von Ahaggar als höchster
Teil emporragt, und an welches sich im Norden das Tasili (d. h.
Plateau), im Süden das Hochland von Air und im Osten das von
Tibesti anschließt. Mächtige Ströme nach Nordwesten und Süden
entquollen einst diesem zentralen Gebirgskern.
Die breiten Wasserbetten mit steilen, die Gewalt des Wassers
verratenden Userrändern sprechen sür ihren ehemaligen Wasserreich-
tum; denn die Sahara war einst wasserreicher als jetzt. Das beweilt
die späte Einführung des Kamels, das erst in den ersten Jahr-
Hunderten nach Christus in Nordasrika heimisch wurde, während bis
dahin Esel und Rinder sür den Transport nach dem Sudan benutzt
wurden. Ferner gab es im südlichen Atlasgebiete zahlreiche wilde
1 Bewohnter Ort.
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— 155 —
Elefanten: denn die Karthager fingen ihre Kriegselefanten in ihrem
Hinterlande ein. Die Krokodile, die jetzt noch die Seen und Quellen
des Tuaregplateaus bewohnen, können nur durch allmähliches
Versiegen des Waffers in den Flußbetten dorthin zurückgedrängt
worden fein*.
Heute sind die Wafferläufe mit Ausnahme ihres oberen Laufes
fast das ganze Jahr hindurch trocken, bilden Wadis; aber in den
meisten Wadis, in denen das Wasser durch die obere Sandschicht
sickert und sich aus den undurchlässigen Fels- und Tonschichten
sammelt, um hier, geschützt vor der enormen Verdunstung, seinen
Lauf fortzusetzen, kann man in einer Tiefe von 4—5 Metern auf
genießbares Wasser rechnen. Darum ist auch der zentrale und an-
grenzende westliche Teil nicht ohne organisches Leben; er besitzt so-
gar, von den Oasen abgesehen, ein beträchtliches Areal von Steppen-
und Weideland.
Der westliche Teil senkt sich gegen Westen allmählich zum
Ozean, den Flugsand immer weiter ins Meer hinausschiebend. Nur
niedrige Bodenschwellen, welche ihn von Südwesten nach Nordosten
durchziehen, scheiden die zwei größeren Wüstenregionen El Dschub
im Süden und Jgidi im Norden voneinander; letztere hat ihre
Fortsetzung in der algerischen Areg.
Der dürstigen Pflanzenwelt der Wüste, die, von den Oasen
abgesehen, nur durch harte Gräser, Saftpflanzen und Dorngebüsche
vertreten wird, entspricht auch die an Arten arme Tierwelt. Nur
von den Rändern dringen Antilopen, Gazellen, Strauße in die Wüste,
und ihnen folgen Löwe, Panther und Hyäne. Der Wüste eigen-
tümlich sind der Wüstenfuchs (Fenek), Springmäuse und ein unserem
Murmeltier ähnliches Säugetier. Raubvögel, Tauben, Raben und
Flughühner vertreten die Vogelwelt. Relativ zahlreicher finden sich
einige Reptilien, besonders Vipern und Eidechsen, und vorzüglich
Skorpione.
Die Bewohner der Wüste (Gib die Völkerschaften der Sahara nach
der Karte an!) zählen etwas über 5 Mill., so daß aus 2 qkm im
Durchschnitt 1 Einwohner kommt; es sind die Tebu oder Tibbu
im Osten und die Tu areg oder Jmoschagh im Westen. Sie sind
ein Mischvolk von Berbern und Arabern einerseits und den Negern
des Sudans anderseits, haben regelmäßige Gesichtszüge, dunkelrote
bis kupferbraune Hautfarbe und eine stolze Haltung. Obgleich Be-
wohner der Gebirge und der Oasen, ziehen sie dennoch, manche aus-
schließlich, umherschweifend durch die Wüste und sind für die nach
allen Seiten die Wüste durchziehenden Karawanen entweder Führer
und Schützer oder Bedränger.
Die Bereisung der Wüste, die z. Z. beschwerlicher und gesahr-
voller ist als die der Wasserwüste, da der Reisende nicht nur gegen
i Chavanne, Die Sahara.
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— 15g —
eine feindliche Natur, sondern auch mit den Bewohnern nin seine
Existenz kämpfen muß, geschieht durch das Kamel, das Schiff der
Wüste, wie es der Araber nennt, von dem er zwei Varietäten unter-
scheidet: das Reitkamel, das imstande ist, mehrere Tage ohne Unter-
brechung den Reiter zu tragen und 7—8 Tage nacheinander täglich
80—90 km zurückzulegen, und das Lastkamel, welchem bis 500 kg
aufgebürdet werden (Chayanne, Die Sahara, S. 34 ff.).
Die wichtigste Straße war früher die von Tripolis über
Mursuk nach der Oase Kauar und von da nach Kuka sowie die
über Ghadames, Ghat, Tintellust nach Kano und Sokoto.
Neuerdings bewegt sich der Haupthandel von Wadai durch die
Libysche Wüste nach Kufra und von da über Audschila nach
Bengasi. In der westlichen Sahara zieht eine Karawanenstraße von
Timbuktu nach Tasilet in Südmarokko und von da nach den
Häfen des Atlantischen Ozeans und des Mittelländischen Meeres.
Das Niltal. Zeichne den Lauf des Nils und beachte: Austritt aus
dem Viktoriasee bis Chartum = Chartum bis Kairo; Viktoriasee bis Sobat
Mündung — von hier bis Chartnm; von Chartum bis Wadi Haifa — von hier
bis Kairo! Welches sind die beiden Hauptmündungen des Nils? Wie steht der
Nil mit dem Sues-Kanal in Verbindung? Trage die Hauptorte am Nil in die
Zeichnung ein!
Im Osten hat der Nil die Wüstentafel von Chartum an durch-
sägt (libysche und arabische Wüstenplatte), ist aber, je nachdem die
Höhenzüge von Westen oder Osten gegen deu Fluß vordringen, zum
Äusbiegeu veranlaßt worden (Bajudasteppe, Nubische Wüste), daher
die L-förmige Krümmung seines Laufes. Die sein Bett durchsetzenden
Schwellen des härteren Urgesteins veranlassen die zahlreichen Strom-
schnellen und Katarakte von dem ehemaligen Chartum bis Assuan^.
Karawanenstraßen schneiden die nur bei Hochwasser zu befahrenden
Bogen des Nils ab. Nur ein Nebenfluß geht dem Nil auf dieser
Strecke zu und zwar am östlichsten Punkte seines großen Bogens
oberhalb Berber, der Atbara, der wie der Blaue Nil seine Quelle
in den Hochgebirgen Abessiniens hat und mit ihm der Schöpser
Ägyptens ist- denn das von Assnan bis Kairo immer breiter werdende
Niltal (bei Kairo 28 km), einst ein dem Noten Meere paralleler
Meerbusen, ist durch die Schlammabsätze dieser beiden Flüsse ans-
gesüllt worden. Bei Kairo beginnt das Delta (halb so groß wie
die Provinz Schlesien), das noch immer weiter wächst. Der Nil
mündet in zwei Hauptarmen; neben diesen bestehen noch eine Anzahl
anderer Arme, die jedoch in Strandseen sich ergießen. Diese sind
durch Nehruugeu, die der Strömung des Nils und einer vom
Atlantischen Ozean herkommenden Strömung im Mittelmeer ihre
Entstehung verdanken, von dem Meere getrennt und ziehen sich
längs der Küste hin. Wie der Nil der Schöpfer des Landes ist,
* Holzels Bild: Die Nilkatarakte.
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— 157 —
fo ist er auch bei dem wolkenlosen Himmel Ägyptens (nur das Delta
liegt in der subtropischen Zone) durch seine alljährlich regelmäßig
wiederkehrenden Überschwemmungen der Erhalter des Landes. In-
folge der tropischen Regengüsse im oberen Nilgebiet fängt der Fluß
im Monat Juli an zu wachsen und erreicht in der ersten Hälfte des
Oktober seinen höchsten Stand; dann ist die Zeit der Aussaat, und
in unsern Wintermonaten ist das Land mit der üppigsten Vegetation
bedeckt. Bei steigender Wärme und stetig abnehmendem Wasser stehen
im Frühjahr die Felder leer. Die Bewässerung geschieht in der
Weise, daß das ganze kulturfähige Land durch Dämme, auf denen
meist die Ortschaften liegen, in große Bassins eingeteilt ist, in welche
durch Kanäle und Hebewerke das befruchtende Wasser eingeführt
und durch Schleusen so lange zurückgehalten wird, bis es nach Be-
dürsnis gewirkt hat. Die Stütze für die gleichmäßige Bewässerung
war ehemals der Josephskanal, der bei Keneh sich abzweigt und einst
in den See Möris mündete, an dessen Ufer der große Reichspalast,
das Labyrinth, lag. Der See ist jetzt ausgetrocknet; aber das Becken,
eine Erweiterung der Querspalte der Libyschen Wüste, in welches
er gegraben war, das Fayum (— 43 m), ist noch wie einst reich
bewässert und angebaut. In neuerer Zeit sind zur Sicherung der
regelmäßigen Überflutung große Stauwerke angelegt; eines in Form
von Brücken bei Kairo, ein zweites bei Affuan als ein ungeheurer
Damm, der den niedrigsten Wafferftand um 106 m übersteigt.
Durchweg ist Ägyptens Boden Kulturland; Wald und Wiese
vermissen wir gänzlich, alles ist Feldflur oder Garten bis an den
mehr als stundenfernen Rand der Wüste1. Die Felder erzeugen
Weizen, Gerste, Durrah, Sorghum, Reis und Mais im Delta, Rosen
und Wein im Fayum, von Faserpflanzen Hanf und Baumwolle;
die ummauerten Hausgärten sind dicht erfüllt von herrlichen Frucht-
bäumen: Orangen-, Granat- und Feigenbäumen. Geschätzt wird die
Suntakazie, deren festes Holz zum Zimmern der Barken benutzt
wird, und die pilzähnliche Sykomore, die Spenderin kühlen Schattens.
Überall aber, vereinzelt und in Gruppen, erscheint die Dattelpalme,
welche durch ihr Holz, ihr Blattwerk und ihre Früchte zu den nutz-
barsten Pflanzen Ägyptens gehört.
So ist in den frühesten Zeiten der Boden Ägyptens, der fast ohne Arbeit
reichliche Ernten trug, und der dadurch den Übergang zum Ackerbau, zu festen
Wohnsitzen und geordnetem Besitz sehr leicht machte, der abgeschlossen wird durch
die hohen Ränder der Wüste, welche eine Verdichtung der Bevölkerung unterstützten
und zum Leben in größeren Gemeinschaften nötigten, die Stätte einer Kultur
geworden, die die Bewohner mit ihren Segnungen beglückte, die Städte in aller
Pracht und Größe aufblühen, Künste und Wissenschaften aller Art bis zu einer
sast au die Gegenwart heranreichenden Vervollkommnung in einer Zeit gedeihen
ließ, als in Europa der menschliche Urbewohner die wilden Tiere noch mit Stein-
Waffen bekämpfte oder in Höhlen sich verkroch oder in hölzernen Hütten ans dem
« r* r*1 das Bild: Das Niltal Ägyptens von Berninger-München mit der Erläuterung von
Kirchhoff und Supan,
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Extrahierte Personennamen: Kirchhoff
Extrahierte Ortsnamen: Kairo Europa Niltal_Ägyptens
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Wasser wohnte und sich von Jagd und Fischsang nährte, ähnlich von wildesten
Völkern der Gegenwart. Redende Zeugen jener großen Zeit sind die staunen-
erregenden Bauwerke mit ihrer Hieroglyphenschrist, durch deren Entzifferung
Licht für die älteste Geschichte des Landes gewonnen ist.
Die Altägypter, Hamiteu, werden noch heute mehr ober
weniger rein von der Bauernbevölkerung, den Fellachen, am reinsten
von den städtebewohnenden christlichen Kopten vertreten. Ihnen
nähern sich die Bewohner des nubischen Niltales, die sich Burs-bra
nennen. Araber sind fast rein in Kairo; die Türken, die
Herrschenden im Lande, sind die Würdenträger und finden sich
namentlich in den größeren Städten.
Jetzt ist Ägypten ein tributpflichtiger, sonst sast ganz unab-
hängiger Vasallenstaat der Türkei, und seine Hauptstadt Kairo
(Masr-el-Kähero = die siegreiche Hauptstadt) die größte Stadt Afrikas
und der arabischen Welt, die zweite Hauptstadt des türkischen Reichs,
die Residenz des Chediv. Zur Vereinigung der Völker des Abend-
landes legte Alexander der Große Alexandrien an aus der Nehrung
des Sees Mareotis und dem die vorliegende Insel Pharos mit dem
Festlande verbindenden Damme. Unter den Ptolemäern war sie die
erste Handelsstadt der Welt, eine Stadt prachtvoller Paläste und
Tempel; zugleich wurde sie ein Sitz weltberühmter Gelehrsamkeit.
Das vom Nildelta nach Westen ziehende libysche Wüstenplateau
eudet an der Großen Syrte mit dem Plateau von Barka. Das-
selbe wird im Süden von einer Einsenkung begrenzt, die auch das
ägyptische Niltal im Westen begleitet und eine Reihe Oasen trägt
(Audschila 52 m, Siwah —29 m, Farafrah 85 m, Dachel
120 m Seehöhe) Auf deu drei übrigen Seiten wird es vom.
Mittelländischen Meere bespült. Es trägt waldlose Grasslächen mit
zahlreichen Brunnen und ist daher für nomadische Hirtenvölker ein
erwünschtes Weideland. Zahlreiche Ruinen deuteu aus eiuen Zu-
stand geschwundener Blüte griechischer Herrlichkeit (Kyrene). Der
wichtigste Hafen ort ist Bengasi mit versandetem Hafen, aber be-
deutendem Handel bis zum Reiche Wadai im Sudau.
Deu äußersten Nordwesten Afrikas, zwischen zwei Meeren und
dem Sandozean der Wüste gelagert, von der Kleinen Syrte am
Mittelmeer bis zum Kap Nun am Atlantischen Ozean, nimmt das
Hochland der Berberei ein. In seiner Bodengestalt unterscheidet
es sich insofern von dem den Charakter eines ungeheuren Tafellandes
tragenden übrigen Afrika, als es von einem durch Faltung ent-
standenen Kettengebirge (dem Atlas), das sich an die Gebirgssysteme
Südeuropas, den Apennin und die Gebirge der Südküste Spaniens,
anschließt, von Nordosten nach Südwesten durchzogen wird und so-
mit weniger afrikanischen als südeuropäischen Charakter trägt. Dieser
letztere sindet sich auch ausgeprägt in den kurzeu, durch Eroston ties
ausgewaschenen Flußtäleru.
1 Nach Chavanne, Die Sahara.
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Extrahierte Personennamen: Alexander_der_Große_Alexandrien Alexander Barka Chavanne
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China wird durch die Ausläufer des Kuen-lun in zwei ganz
verschiedene Landschaften zerlegt. Südchina durchziehen nordöstlich
streichende Gebirgsketten. Die äußersten Randgebirge fallen mit
Steilküste zum Meere ab, natürliche Buchten und Ankerplätze bildend
(Kanton mit Hongkong und Macao, Amol), Fu-tschou, Ning-po).
Mit Ausnahme von Kanton an der Mündung des Si-kiang fehlt
jedoch diesen Hafenplätzen der Zugang zum Hinterland- ihre Be-
deutung, die sie als Vertragshäfen hatten, geht darum allmählich
an Kanton und an Schang-hai (Lage!) über. Deutschland hat darum
den Plan, sich bei Amoy eine Station zu erwerben, bald wieder
aufgegeben.
Der Hauptfluß Südchinas ist der Jang-tse-kiang, einer der
mächtigsten Ströme der Erde, dessen Gesamtlänge auf 5200 km ge-
schätzt wird. Etwa bis 1000 km von der Mündung ist er noch
mit Ozeandampfern befahrbar, und hier liegt Han-kon, die viert-
größte Handelsstadt Chinas und eine Hauptniederlassung der Deutschen.
Mit kleineren Dampfern ist der Fluß noch weiter befahrbar. Von
Han-kou ist eine Bahn nach Pe-king im Ban, während eine andere
nach Kanton geplant ist.
In Nordchina dehnt sich bis zum Meere die chinesische Ties-
ebene aus, an welche sich im Westen die gebirgigen Lößlandschasten
anlehnen. Die Tiefebene, die etwa so groß wie Deutschland ist, aber
doppelt soviel Einwohner zählt, ist eine reich bewässerte, höchst frucht-
bare Lößebene zwischen 30 und 40° nördl. Breite. Nur teilweise
erstreckt sie sich über die Halbinsel Schan-tung, die vorwiegend
Gebirgsland ist.
Nordchinas Hauptsluß ist der Hoang-ho (gelber Fluß) 4200 km
lang. Seinen Namen hat er von dem gelben Lößschlamm, den er
mitführt, und der sein Wasser und das Meer weit hinaus gelb särbt.
Er wird das Unglück Chinas genannt. Sein Bett liegt höher als
das benachbarte Land, und mehr als einmal hat er seine Dämme
durchbrochen und der anliegenden Ebene furchtbare Verheerungen
gebracht. Wiederholt hat er sich ein neues Bett gegraben (s. die
Karte!). Im Norden fließt der Pei-Ho, östlich von Pe-king an
Tung-tschou, dem Flußhasen der chinesischen Hauptstadt, vorüber und
mündet bei dem besestigten Taku. Bei Tisn-tsin endet der Kaiser-
kanal, der länger als der Rhein (1300 km) ist und den Norden
und den Süden des Reichs miteinander verbindet. Sich häufig
windend, je nach der Natur des Landes, führt er mit fast nie still-
stehendem Gewässer über Seen und Moräste hinweg, ist mit zahllosen
Schleusen und Brücken versehen, mit Transportflotten und schwimmen-
den Fischerdörfern bedeckt und setzt Provinzen mit einer Einwohner-
zahl von über hundert Millionen Menschen in Wasserverbindung.
Er wurde gebaut, um aus einer von Stürmen und Seeräubern ge-
schützten Wasserstraße die Produkte des Südens, namentlich Tee
und Reis, nach dem Norden zu bringen.
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