177
§. 157. Napoleons Sturz.
land, das nördliche Westphalen, Berg, Ostfriesland, Oldenburg und die
Hansestädte mit Frankreich und stand so — da die übrigen Staaten in
Abhängigkeit von ihm waren — auf dem Gipfel feiner Macht.
5. Napoleons Sturz und Neuordnung der europäischen Staatenverhältnistc.
§. 157. Aber Napoleon's despotische Willkühr, mit der er nach
Innen und Außen schaltete, machte seine Herrschaft beni französischen
Volke drückend und bei den abhängigen Völkern gefürchtet und verhaßt.
Von seiner Herrschsucht getrieben, gedachte er 1812 auch noch Rußland
zu unterjochen, dessen Herrscher Alexander sich von der Kontinental-
sperre losgesagt und die Räumung Preußens von französischen Truppen
verlangt hatte.
Mit einem Heer von mehr als einer halben Million Krieger, zu wel-
chem fast alle europäischen Länder ihre Contingente stellen mußten, brach
Napoleon in Rußland ein, und drang nach Besiegung des starken Wi-
derstandes der Russen bei Smolensk und nach der Schlacht an der
Moskwa bis nach Moskau vor, und schien so schon Herr des Czaren-
reichs zu seyn. Aber — da „wandll sichs!" — Der Brand v o n
Moskau, das die Russen selbst anzündeten, zwang Napoleon zum
Rückzug, auf welchem Frost, Hunger und Feindesschwert sein stolzes
Heer aufrieb, und Marschall Ney nur die Trümmer desselben retten
konnte, während Napoleon nach Frankreich vorauseilte.
Schon während des französischen Rückzugs hatte der preußische General
von Jork mit den Russen einen Neutralitätsvertrag geschlossen, und als
Napoleon deshalb aufs Neue Preußen den Krieg erklärte, rief Friedrich
Wilhelm Iii. sein Volk zu freiwilliger Bewaffnung auf, das sich 1813
begeistert erhob, und so die Befreiung Deutschlands vom fran-
zösischen Joche herbeiführte.
Nach einigen Vortheilen, die Napoleon mit neuen Heeren errang,
erzwang er zwar einen Waffenstillstand; als aber auch Schweden und
Oesterreich dem Bunde Preußens mit Rußland beitraten, wurden die
Franzosen bei Großbeeren, an der Katzbach, bei Culm und bei
Dennewitz geschlagen, Blücher gieng über die Elbe, und nach dem
Beitritt Bayerns und Württembergs kam es zur Schlacht bei Leipzig 1813
zwischen dem 16. und 18. Oktober, welche Frankreichs Herrschaft über
Deutschland vernichtete. Napoleon floh über den Rhein, der Rhein-
bund löste sich aus, Wellington rückte nach seinem Sieg bei
Vittoria von Spanien her in Frankreich ein, und die Heere der Ver-
bündeten drangen unter Schwarzenberg und Blücher den 1. Januar 1814
über den Rhein. Nach den Siegen bei Brienne, Laon und Arcis
zogen sie siegreich in Paris ein; Napoleon wurde abgesetzt und nach
Leitfaden der Weltgeschichte. 12
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleons Alexander Alexander Napoleon Napoleon Marschall_Ney Napoleon Jork Napoleon Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Napoleon Schwarzenberg Napoleon
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Kap. 160. Schlacht bei Leipzig. Die Verbndeten in Frankreich. 197
zu den Sammelpltzen; wer Alters oder Geschlechts halber die Waffen nicht führen konnte, opferte Hab und Gut der groen deutschen Vaterlandssache.
Schon hatten die Russen die Franzosen aus Preußen verdrngt und sich mit den preuischen Waffen vereinigt, und auch die Schweden sich dem Bndni zur Demthigung Napoleon's angeschlossen, als dieser mit einem neuen Heere in Deutschland erschien, und bei Grogrschen (oder Ltzen, 2. Mai 1813) einen Vortheil der die Verbndeten gewann, so da sie sich hinter die Elbe zurckzogen; hierauf bemchtigte er sich Dresdens und zwang den König von Sachsen sich ihm anzuschlieen.
Bald aber erkannte Napoleon, da er es nicht mit den Regierungen allein, sondern mit dem deutschen Volke zu thun habe, und verschaffte sich unter Oesterreichs Vermittelung einen Waffenstillstand, den alle deutsche Herzen mit Trauer vernahmen, ohne zu ahnen, da er der guten Sache dienen mute; denn während dieses Waffenstillstandes erklrte sich nicht nur England fr die Verbndeten, sondern auch Oesterreich erklrte sich fr die deutsche Sache, und nach abgelaufenem Waffenstillstnde sah sich Napoleon bei Dresden von drei Heeren der Verbndeten unter Schwarzen-berg, Blcher und dem Kronprinzen von Schweden, zusammen 500,000 Mann, umstellt.
Zwar schlug er den sterreichischen Fürsten Schwarzenberg in einer Haupt-schleicht bei Dre sden (26. 27. Aug.); alsabervlow bei Grob eeren (23. Aug.), Blcher an der Katzbach (26. Aug.), Kleist und die Russen bei Culm (30. Aug.), desgleichen abermals Blow bei Bennewitz (6. Sept.)
rasche Siege erfochten, und Schwarzenberg das Erzgebirg berschritt, Blcher aber (durch Jork's Sieg bei Wartenburg) den Elbbergang erzwang und sich mit der vom Kronprinzen von Schweden befehligten Nordarmee ver-einigte, Bennigsen sogar auf Dresden losgieng: da zog Napoleon seine Streitkrfte um Leipzig zusammen, wo sodann die groe Vlkerschlacht vom 16. bis 18. October geschlagen wurde, welche der Herrschaft Na-poleon's der Deutschland mit einem Mal ein Ende machte und die deutschen Völker wieder zu Einem Brudervolk vereinigte; denn auch Bayern war der nationalen Sache endlich beigetreten und ein Theil der schsischen Truppen zu den Verbndeten bergegangen.
Napoleon floh mit dem Rest seines Heeres, nach vergeblichem Versuche Wrede's, ihn bei Hanau aufzuhalten, der den Rhein nach Frankreich, wo er sogleich wieder rstete.
Die Verbndeten boten ihm nun den Frieden mit der Rheingrcnze an. Er nahm ihn an; weil er aber in seinen Rstungen fortfuhr, so fate man den Entschlu, ihn in Frankreich selbst zu bekmpfen.
(3.) Nachdem inzwischen die Rckkehr der vertriebenen deutschen Fürsten in ihre Lnder, die Rckeroberung der meisten deutschen Festungen, die Auf-lsung des Rheinbundes und die Befreiung Hollands erfolgt war, berschritten die verbndeten Heere in der Neujahrsnacht bei -Mannheim, Caub und Coblenz den Rhein und rckten in Frankreich ein. Den ersten Sieg erfocht Bl- icis che* der Napoleon bei La Rothiere (1. Febr.), worauf er, die Marne hinab,
rastlos gegen Paris vordrngte, in der Meinung, das deutsche Hauptheer unter Schwarzenberg begleite seinen Marsch. Aber Schwarzenberg war zgernd stehen geblieben; daher war Blcher's Flanke ungedeckt. Die benutzte Napoleon und brachte den vier Corps Blcher's an vier auf einander folgenden
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198 Kap. 160. Wiener Congre. Schlacht 6. Waterloo. Neuordnung Deutschlands.
Tagen (10.-14. Febr.) schwere Verluste bei. Aber Blcher sammelte rasch wieder seine gesprengten Truppen und marschirte, nachdem er die Truppen Blow's an sich gezogen, weiter auf Paris los. Umsonst warf sich Napoleon wieder auf ihn; er ward bei Laon (10. Mrz) von Blcher geschlagen. Ver-gebens versuchte er die Hauptarmee aufzuhalten; bei Ar eis sur Aube (20. Mrz) ward er von Schwarzenberg zurckgeworfen. Den letzten Wider-stand der Franzosen brach Blcher durch seinen Sieg bei La Fsre Cham-penoise der Napoleon's Generale. Am 30. Mrz erstrmte Blcher den Montmartre, und am 31. zogen die Verbndeten in Paris ein.
Hierauf erfolgte die Absetzung Napoleon's und seine Verweisung nach der Insel Elba, die Wiedereinsetzung derbourbonen mit Ludwig Xviii., der Frankreich durch die Charte eine neue Verfassung gab. Im Pariser Frieden wurde Frankreich auf die Grenzen von 1792 beschrnkt.
Whrend aber die Monarchen Europa's auf dem Miener Congre mit der Neuordnung der europischen Verhltnisse beschftigt waren, und dabei der die polnische und schsische Frage uneinig wurden, in Frankreich aber die antibourbonischen Parteien Unzufriedenheit mit der Regierung Ludwig's Xviii. erregten, verlie Napoleon pltzlich Elba und kehrte nach Frankreich zurck (1. Mrz 1815), wo ihn das Heer mit Begeisterung empfieng und ihm zur Wiederherstellung des Kaiserthums verhalf.
Doch, von den europischen Mchten in die Acht erklrt, mute er durch 1815 Wellington^ und Blcher's Sieg bei Waterloo nach hundert Tagen seine Herrschaft abermals aufgeben. Vom Schlachtfeld nach Paris zurckge-kehrt, entsagte er zu Gunsten seines Sohnes und entfloh bei der Annherung der Verbndeten nach Rochefort, wo er sich in den Schutz der Englnder begab, die ihn aber nach dem Beschlsse der Verbndeten als Europa's Gefangenen nach St. Helena brachten, wo er nach sechs Jahren starb (5. Mai 1821).
In dem zweiten Pariser Frieden wurde Frankreich auf die Grenzen von 1790 beschrnkt, mute 700 Mill. Fr. Kriegsentschdigung zahlen und ein Bundesheer in sieben Grenzfestungen aufnehmen. Ludwig Xviii. (18151824) wurde wieder eingesetzt und die Familie Bonaparte bei Todesstrafe aus Frankreich verbannt.
Die Wiener Congreacte setzte die neuen Staatenverhltnisse fest, wiewohl in Bezug auf Deutschland in einer Weise, die den Vaterlandsfreunden nicht gefallen konnte, welche gerne Lothringen und das Elsa mit Straburg wieder mit Deutschland vereinigt ge-sehen und Preußen einen Antheil an der Nordsee (durch Ostfriesland) gegnnt htten, zumal es am meisten zur Befreiung Deutschlands beigetragen hatte.
Oesterreich, Preußen, Hannover, Bayern und Hessen erhielten Ln-derzu wachs; Oesterreich: das lombardisch-venetianische Knigreich, Tirol, Salzburg, Galizien; Preußen: Posen, Pommern, Westphalen, Neufchatel, die Rheinprovinz und einen Theil Sachsens; Ansbach und Bayreuth kamen an Bayern, Ostfriesland an Hannover. Weimar, Oldenburg und die beiden Mecklenburg wurden zu Groherz o g thme r n erhoben, Frankfurt a. M., Hamburg, Bremen, Lbeck als freie Städte belassen und smmtliche 38 deutsche Staaten Deutschlands in den deutschen Bund vereinigt, der durch den Bundestag zu Frankfurt unter Oesterreichs Vorsitz reprsentirt wurde, eine Einrichtung, die freilich das deutsche Volk nicht befriedigte, da sie mehr die Schwche und Zerrissenheit, als die Einheit und Kraft Deutschlands darstellte und frderte, und dehalb, fo lange sie bestand, die Quelle der Unzufriedenheit und aufstndischer Bewegungen des deutschen Volkes war. Ein Theil Polens wurde zum Knigreich erhoben und der Herrschaft Rulands unterstellt; Belgien und Holland zu einem Knigreich der Niederlande verbunden, Neapel an die Bourbonen zurckgegeben, Sardinien mit Savoyen und Genua vergrert.
In den Friedensjahren suchte König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen,
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332 §. 111. Wiederherstellung der europäischen Dtaatenverhältriisse.
Unterdessen waren auch in Spanien die französischen
Heere von den mit den Spaniern verbündeten Engländern
allmählig besiegt und vertrieben worden, und bereits stand
Wellington nach seinem Siege bei Vittoria in
Frankreichs Gränzen, als auch die Heere der Verbündeten
1814 unter Blücher über den Rhein in Frankreich ein-
drangen. Ihrem siegreichen Einzuge in Paris folgte
die Absetzung Napoleon's, die Verweisung desselben
nach Elba, die Wiedereinsetzung der Bourbonen
und die Zurückführung Frankreichs auf die Grän-
zen von 1792. Desgleichen wurde von den Verbündeten
auch dem Papste, der bereits das französische Concordat
widerrufen und Frankreich verlassen hatte, der Kirchen-
staat wieder zurückgegeben.
Während aber hierauf die Monarchen in Wien Europa's
Angelegenheiten zu ordnen beschäftigt waren, verließ Napo-
leon heimlich Elba und trat Plötzlich wieder in Frankreich
auf, wo das ihm mit Begeisterung zufallende Heer ihm die
schnelle Wiederherstellung des Kaiserthums möglich machte.
Doch von den europäischen Mächten in die Acht erklärt, er-
lag er n a ch hundert Tagen den wieder über den Rhein
rückenden Heeren der Verbündeten
1818 in der Schlacht bei Waterloo so gänzlich, daß er
allen seinen Ansprüchen auf Frankreich entsagen und — da
er, an der Flucht nach Amerika von den Engländern ver-
hindert, Englands Schutz suchte —als Europa's Gefangener
auf St. Helena mitten im atlantischen Ocean nach sechs-
jähriger Seelenpein sein Leben verhauchen mußte.
Durch den zweiten Pariser Frieden wurde Frank-
reich auf die Gränzen von 1790 beschränkt und das
Königthum der Bourbonen (unter Ludwig Xviii) wieder
hergestellt: durch die Wiener Congregarte aber wurde
Österreich durch Jllyrien, Dalmatien, die Lombardei, Tyrol
und Salzburg, — Preußen durch die Provinzen Nieder-
rhein, Westphalcn, Sachsen und Posen, —Hannover
(das zum Königreich erhoben wurde), Bayern, die beiden
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482 Kap. 48. § 285—286. Begeisterung d. preuß. Volkes. Napoleon wieder in Deutschl.
Kind: alle eilten nach den Sammelorten. Mütter entließen mit Selbstverleugnung ihre Söhne, Bräute ihre Verlobten; selbst der Furchtsame wurde vom Mut fortgerissen, und viele, denen es noch an der nötigen Körperkraft gebrach, boten sich an und trauerten, wenn sie zurückgewiesen werden mußten; selbst im weiblichen Geschlechte erwachte männliche Kampfbegier und manche Jungfrau (z. B. Prochaska) kämpfte im Männerkleide in diesem Freiheitskriege mit. Nicht minder tätig und bereit waren die, welche daheim bleiben mußten, im Geben und Sammeln patriotischer Beiträge und Hilfsmittel für die verschiedensten Kriegsbedürfnisse. Im freudigsten Vertrauen auf die gerechte Sache gab jeder in Preußen sich und seine Habe für das große Ziel der Landesbefreiung hin; und wenn auch in der Folge erst die Vereinigung mehrerer Mächte zum Siege führte, so wäre doch ohne Preußens begeisterten und begeisternden Aufschwung das große Ziel nicht erreicht worden.
Der Beispiele von Opfern und Gaben von Hohen und Niederen, Reichen und Armen sind unzählige, viele von rührenden Beweisen hingebender Gesinnung begleitet. Die Anzahl von Ringen, Ketten und Ohrgehängen belief sich allein auf 160,000. Besonders tätig für Sammlungen von Gaben waren die Frauenvereine, zu denen der Anstoß von den königlichen Prinzessinnen ausging.
Inzwischen hatten die Russen die französischen Truppen aus den preußischen Provinzen zurückgedrängt. Nach der Vereinigung der preußischen und russischen Waffen bekam Blücher den Befehl über ein preußisches Heer in Schlesien, Wittgenstein (nach Kutusows Tod) den Befehl über Russen und Preußen in der Mark. Auch Schweden trat dem Bunde bei, da ihm Aussicht auf die Erwerbung Norwegens gemacht war; aber die sämtlichen Rheinbundstaaten blieben noch mit Napoleon verbunden, und auch Österreich setzte seine Politik noch in das Zuwarten; nur der Herzog von Meckl en-burg-Schwerin schloß sich an Preußen an und sprach: „Mit Gottes Hilfe werde ich mich der Ehre würdig zeigen, ein deutscher Fürst zu sein."
In Preußen hatten jetzt König und Volk nur ein Ziel, das der Abwehr drückender Not, der Äbschüttelung schmählichen Jochs und der Wiederherstellung alter Ehre und Unabhängigkeit. Es galt aber nicht bloß Preußens Befreiung, es galt die Befreiung von ganz Deutschland.
286. Schon in der zweiten Hälfte des Märzmonats hatte Napoleon mit der ihm eigenen Kraft und Schnelligkeit ein großes Heer in Deutschland bereit, um Magdeburg und Wittenberg, die Hauptübergangsplätze über die Elbe, zu schützen. Nachdem er für die Dauer feiner Abwesenheit die Kaiserin Marie Luise zur Regentin ernannt hatte, verließ er am 14. April Paris, empfing in Mainz mehrere der Rheinbundfürsten und traf am 25. April in Erfurt ein, wo er die Aufstellung feiner Truppen vollendete.
Daß man Napoleon Zeit gelassen hatte, so nahe heranzukommen, daran war die Zögerung Kutusows Schuld, der mit den Russen erst am 24. April von Kalisch her an der Elbe anlangte, so daß die Corps von Bülow und Wittgenstein drei Wochen lang am Vorrücken aufgehalten waren. Inzwischen wurde das so lange von den Franzosen hart bedrückte Hamburg nach dem Abzug der letzteren durch den Kosakenoberst Tettenborn besetzt, Lübeck errang wieder seine Unabhängigkeit, und durch die glückliche Besitznahme der ganzen Niederelbe wurde der Mut der Nation gehoben.
Da im Norbtuesten Deutschland die Russen mit zu, geringen Streitkräften stauben, so wollte der Vicekönig Eugen von Magbeburg aus einen Angriff
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Prochaska Napoleon Meckl Napoleon Marie_Luise Napoleon Kalisch Bülow Eugen_von_Magbeburg Eugen
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Kap. 48. § 286. Schlachten bei Lützen u. Bautzen. Waffenstillstand. 483
auf Berlin machen, aber Dort und Bülow schlugen ihn bei Möckern (5. April) zurück. Als kurz darauf Kutusow in Bunzlan (28. April) starb, erhielt Wittgenstein den Oberfehl über die preußischen und russischen Heere, und nun beschlossen die Verbündeten, den Kaiser Napoleon in den Ebenen von Leipzig zu einer Schlacht zu nötigen. Allein ihr Angriff und Verlust bei Lützen (zwischen Groß- und Kleingörschen am 2. Mai) bewog sie über die Elbe nach der Lausitz zurückzuweichen und Sachsen ihrem Gegner zu überlassen.
In dieser Schlacht war Napoleon seinen Gegnern um 23,000 Mann überlegen. Indes hätte ihn die ihm zugedachte Umgehung schwer getroffen, wenn nicht Wittgensteins Oberbefehl durch Planlosigkeit sich ausgezeichnet hätte. Mit Ingrimm fügte sich der alte Blücher, der 19 Stunden lang, obgleich verwundet, nicht vom Pferde gekommen war, in den gebotenen Rückzug. Unter den Schwerverwundeten befand sich der treffliche Scharnhorst, der nachher wegen Vernachlässigung seiner Wunde in unermüdlichem Diensteifer am 28. Juni zu Prag starb.
Nachdem die Preußen und Russen unterhalb Dresden glücklich über die Elbe gekommen waren, besetzte Napoleon sogleich Dresden. Entschlossen, die Macht seiner Feinde zu brechen, lieferte er ihnen (den 20. it. 21. Mai) die Schlacht bei Bautzen, die er nur mit schweren Opfern gewann, ohne einen vollen Sieg zu erringen, da sich die Verbündeten in Ordnung nach Schlesien zurückzogen.
Den Verlust der Schlacht bei Bautzen mißt man der Einmischung des in der Kriegskunst nicht sehr erfahrenen Kaisers Alexander in den Heerbefehl Wittgensteins bei. Besonders wurde es versäumt, den Kaiser Napoleon schon Tags zuvor anzugreifen, ehe der Marschall Ney mit 70,000 Mann zu ihm gestoßen war; denn nach dieser Vereinigung war Napoleons Heer 160,000 Mann stark, während die Verbündeten nur 80,000 beisammen hatten. Am ersten Tag mußten sie Bautzen aufgeben, am zweiten Tage wurden sie bei Wurschen geschlagen. Nach der Schlacht legte Wittgenstein das Ober-Commando nieder, das nun Barclay de Tolly übernahm.
Weil Napoleon sah, daß er es nicht bloß mit den Kabinetten, sondern auch mit dem Geist der Völker zu tun habe, so ging er am 4. Juni einen durch Österreich vermittelten Waffenstillstand ein, der zuletzt bis zum 10. August verlängert wurde.
Anfangs waren die deutschen Vaterlandsfreunde über den Waffenstillstand, der zu einem unrühmlichen Frieden zu führen schien, voll tiefen Schmerzes, während Napoleon den Frieden und dadurch die Wiederbefestigung seiner Macht schon in den Händen zu haben glaubte. Doch war gerade für die Verbündeten der Waffenstillstand sehr nützlich.
Acht Tage vor dem Eintritt des Waffenstillstandes war Hamburg wieder in die Hände der Franzosen gefallen und mußte für seinen Abfall 48 Mill. Fr. Strafe zahlen und sich die argen Mishandlungen Davousts und Vandammes gefallen lassen. Die Lützowsche Schar wurde nach dem Eintritt des Waffenstillstandes bei Kitzen am 17. Juni widerrechtlich Überfallen und verlor 300 Mann. Seitdem wurde sie an die Niederelbe beordert und absichtlich vom Centrum des Freiheitskampfes zurückgehalten.
Während dieses Waffenstillstandes suchten sich beide Teile möglichst zu verstärken. Zwar versuchte Österreich einen Frieden zu vermitteln, wurde aber von Napoleon zurückgewiesen und dadurch bewogen, seinen neutralen Standpunkt aufzugeben. Denn als sich England für Preußen und Rußland erklärte, trat auch Österreich, durch die Bemühungen preußischer Patrioten zu einer kühneren Politik ermutigt, unter Metternichs Leitung auf die Seite der Verbündeten und erließ am 12. August eine Kriegserklärung an Napoleon. So sah sich dieser, nach Ablauf des Waffen-
31*
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Kap. 48. § 290. Die Verbündeten in Belgien. 495
kehrenden nichts Gutes versahen), nach Gent flüchten, und Napoleon zog am Abend des 20. März wieder in Paris ein, wo ihn die ihm zujauchzenden Offiziere die Treppen der Tuilerien hinauftrugen. Schon von Lyon aus hatte er in einem Manifest versichert, den Pariser Frieden halten zu wollen, und von Paris aus suchte er besonders Rußland für sich zu gewinnen; allein schon am 13. März hatten die auf dem Congreß schnell zu einem neuen Bündnis geeinigten Hauptmächte die europäische Acht über den Friedensstörer ausgesprochen und einen allgemeinen Heereszug gegen ihn beschlossen; doch erklärten sie (auf Talleyrands schlauen Betrieb), daß sie die Bestimmungen des Pariser Friedens aufrecht erhalten wollten.
Während die Kriegsrüstungen gegen den Geächteten betrieben wurden, eilte man die rückständigen Congreßfragen vollends ins Reine zu bringen und den sämtlichen Beschlüssen durch Unterzeichnung die nötige Giltigkeit zu geben. Am 26. März verließen Alexander und Friedrich Wilhelm den Congreß, und als die Bevollmächtigten am 10. Juni die deutsche Bundesverfassung (dieses Werk eiligen und ungereiften Compromisses s. Kap. 49) vollendet und unterzeichnet hatten, löste sich am 11. Juni 1815 der Congreß auf.
Bald hatte sich in Belgien unter Wellington ein englisch-niederländisches Heer, 100,000 Mann stark (meist Hannoveraner, Holländer, Braunschweiger und Nassauer) zusammengezogen, und ein preußisches Heer von 115,000 Mann unter Blücher nahm seine Stellung an der Maas. Es schien aber, als ob Napoleon nicht hier im Norden zuerst angreifen werde, weil sich inzwischen in Italien ein Kriegsvorspiel eröffnet hatte. Dort nämlich hatte König Murat von Neapel auf die Nachricht von Napoleons begeisterter Aufnahme in Frankreich gegen Österreich sich erhoben und war schon bis an den Po gerückt. Aber er wurde von den Österreichern zurückgedrängt, bei Tolentino (2. und 3. Mai) geschlagen und aus Neapel verjagt. (Später als er von Frankreich aus, wo ihn Napoleon zurückwies, auf eigne Hand einen abenteuerlichen Versuch zur Wiedererlangung seines Thrones machte und mit 30 Mann in Calabrien landete, ward er gefangen genommen und am 13. Okt. erschossen.)
Indessen hatte Napoleon ein Heer von 150,000 Mann aufgebracht. Mit dem großem Teile desselben wandte er sich rasch gegen die in Belgien noch unvereinigt stehenden Heere der Preußen und Engländer und schlug am 16. Juni die Preußen (unter Blücher) bei Ligny zurück, während am gleichen Tage Ney bei Quatrebras mit Erfolg gegen die Engländer focht.
Die Schlacht bei Ligny hätte Blücher gegen Napoleons Übermacht nicht angenommen, wenn ihm nicht Wellington vorher Hoffnung auf Unterstützung gemacht hätte. Wellington zögerte mit dieser Hilfe, weil er, wie nun angenommen werden kann, selbst von Ney bedroht war, der, eben um die Hilfeleistung unmöglich zu machen, von Napoleon gegen ihn abgesandt worden war. Blücher wurde das Pferd unter dem Leibe getötet, beim Sturz kam er unter dasselbe zu liegen und war in großer Gefahr, von der vorbeisausenden französischen Reiterei gefangen genommen zu werden; er wurde aber von seinem Adjutanten, Grasen Nostiz, gerettet und kam glücklich in Wavre an, wohin bereits Gneisenau mit überlegtem Blick den Rückzug dirigirt hatte: denn nicht allzuweit davon hatten die Engländer ihre Stellung.
Marschall Ney war unterdessen mit 40,000 Mann gegen die auf der Höhe von Quatrebras aufgestellten wenigen englischen Truppen angerückt, worauf Wellington eiligst von Brüssel aufbrach, um Verstärkung dahin zu werfen.
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Extrahierte Ortsnamen: Belgien Gent Paris Paris Belgien Wellington Italien Napoleons Frankreich Neapel Frankreich Calabrien Belgien Napoleons Wellington Wellington Wavre Wellington
488 Kap. 48. § 288. Auflösung b. Rheinbunbes. Übergang b. Verbündet, über b. Rhein.
ivödh über die Donau und von ba über Ansbach nach Würzburg gezogen und hatt-zwischen dem 24. und 25. Okt. diese Stadt, jeboch ohne die Festung genommen. Ein Befehl der Verbünbeten rief ihn von ba nach Hanau, um den von der Werra her nach dem Main und Rhein fliehenden Franzosen entgegenzutreten. Da es ungewiß war, ob Napoleon den Weg nach dem Rhein über Wetzlar ober über Hanau wählen würde, so entfenbete Wrebe tierschiebene Corps teils nach Gelnhausen, teils nach Frankfurt und behielt nur 40,000 Mann bei Hanau. Als daher Napoleon mit 65,000 Mann bei Hanau anlangte, so war Wrede im Nachteil. Da es dem Kaiser nicht um eine eigentliche Schlacht zu tun war, so galt es für ihn, auf Einem Punkte durchzubrechen. Dies gelang ihm mit Hilfe des heftigsten Geschützfeuers und unge-ftüntert Reitersturms. Zwar befahl Wrebe einen erneuerten Angriff mit 60 Geschützen zu machen, erhielt aber zur Antwort, daß der bairisch-österreichischen Artillerie die Munition ausgegangen sei; daher blieb ihm nichts übrig, als den Rückzug anzutreten. Um ein abermaliges Vorbringen Wrebes zu verhinbern, ließ Napoleon die Stadt neh-nten und brach nach Frankfurt auf. Wrebe nahm zwar den Franzosen in einem Sturm die Stadt tvieber und verfolgte sie bis an die Kinzigbrücke, würde aber durch eine Kugel schwer verwunbet. Von Frankfurt aus, wo noch ein Gefecht ftattfanb, zog Napoleon über Höchst und Mainz, von wo er im Frühjahr mit 300,000 Mann ausgezogen war, und wohin er jetzt mit noch 70,000 Mann zurückkam, über den Rhein. Auch Jerome war bereits am 26. Okt. aus Cassel nach Frankreich entflohen.
288. Weil die Fortsetzung des Kriegs den Monarchen bedenklich schien, so ließen sie Napoleon den Frieden anbieten, wenn er sich mit der Rheingrenze begnügen wollte. Napoleon ging nicht darauf ein und betrieb zu gleicher Zeit umfassende Rüstungen. Daher beschlossen die Monarchen den Krieg fortzusetzen. Die verbündeten Heere rückten wieder vorwärts, und in kurzem war das ganze rechte Rheinufer befreit. Der Rheinbund, das Königreich Westfalen und die Großherzogtümer Frankfurt und Berg lösten sich auf; Württemberg und die noch übrigen Rheinbundfürsten traten der Sache der Verbündeten bei. Die vertriebenen deutschen Fürsten kehrten in ihre Länder zurück, Preußen nahm die verlorenen Provinzen wieder in Besitz, Sachsen, Frankfurt und Berg wurden einstweilen unter eine Centralverwaltungsbehörde gestellt und aus den Kontingenten der bisherigen Rheinbundländer acht Armeecorps, zusammen 290,000 Mann, gebildet. (Die Organisation einer Volksbewaffnung, wie sie Preußen hatte und behielt, ließ sich nicht durchführen.)
Mit der unbebingten Zurückgabe aller jener Länberteile an ihre vorigen Besitzer würden die Erwartungen vieler Patrioten in Betreff der Wieberherstellung eines deutschen Reiches nicht erfüllt. Denn ein größeres einheitliches Deutschland lag nicht in den Absichten Alexanbers, weil dann Rußlanb weniger Einfluß auf dasselbe hätte üben können; anderseits erschien dem Fürsten Metternich, als dem Senker der österreichischen Politik, der beutsch-nationale Aufschwung gefährlich. Darum mürbe auch bte schon feit dem Frühjahr eingesetzte und unter Steins Leitung gestellte Centralverwaltungsbehörbe für Deutschland in ihrer Wirksamkeit möglichst eingeschränkt, so daß ihr nur Sachsen, Frankfurt, Berg als gewissermaßen noch herrenlose Gebiete unterstellt würden.
Die meisten von den Franzosen besetzten Festungen ergaben sich (doch Glogau, Magdeburg, Würzburg, Wesel und Mainz hielten sich bis zum Frieden). Die Dänen wurden durch den Kronprinzen von Schweden zum Frieden von Kiel und zur Abtretung Norwegens gezwungen und begnügten sich mit Schwedisch-Pommern, welches Preußen von ihnen gegen das Herzogtum Lauenburg eintauschte.
^ Da nach vielfachen Erwägungen beschlossen wurde, Napoleon in Frankreich selbst zu bekriegen, so riet Blücher zu einem raschen Eindringen und Vorgehen auf Paris, ehe Napoleon Zeit gewonnen habe.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Wrede Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Blücher Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Rheinbunbes Rhein Donau Würzburg Hanau Main Rhein Rhein Wetzlar Hanau Gelnhausen Frankfurt Hanau Hanau Frankfurt Frankfurt Mainz Rhein Frankreich Rheinbund Westfalen Berg Sachsen Frankfurt Berg Rheinbundländer Deutschland Deutschland Sachsen Frankfurt Glogau Magdeburg Würzburg Wesel Mainz Schweden Kiel Norwegens Frankreich Paris
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