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1. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 22

1909 - Leipzig : Hirt
Ii. Frankreich als Kaiserreich. 1. Kaiserwahl und Krönung. Die Ordnung, die Konsul Bonaparte in das französische Staatswesen gebracht, sowie der Ruhm seiner Kriegstaten bahnten ihm den Weg zum Kaiserthrone. Der Senat verlieh ihm im Jahre 1804 den erblichen Titel eines Kaisers der Franzosen. Eine allgemeine Volksabstimmung bestätigte den Senatsbeschluß. Am 2. Dezember 1804 setzte er sich und seiner Gemahlin Josephine in der Kathedrale von Paris die Krone auf. Papst Pius Vii. vollzog ebendaselbst die Salbung. Er nannte sich Napoleon I. Im folgenden Jahre krönte er sich zu Monza zum König von Italien. Der Deutsche Kaiser Franz Ii. nahm für seine österreichischen Erbländer ebenfalls den Kaisertitel an. 2. Der dritte Koalitionskrieg 1805 und seine Folgen. Der Friede von Amiens hatte in England tiefe Mißstimmung erregt. Die englische Regierung verweigerte die Rückgabe von Malta und die Räumung Ägyptens, die im Frieden von Amiens zugesagt waren. Daher besetzten französische Truppen das Kurfürstentum Hannover, das in Personalunion mit England vereinigt war, da Napoleon eine Landung in England nicht wagte. Schweden schloß sich an England an, desgleichen Österreich, Rußland und Neapel Die Koalition setzte sich als Ziel, von Frankreich alle Gebiete zurückzuerobern, die es seit 1792, seit dem Sturze des Königtums, verloren hatte. Der Krieg wurde zu Wasser und zu Lande geführt. Die englische Flotte schlug unter Anführung des Admirals Nelson die vereinigte französische und spanische Flotte bei Trafalgar an der Südküste Spaniens vollständig. Jedoch im Landkriege behauptete Napoleon in der Schlacht bei Austerlitz in Mähren das Übergewicht gegen die vereinigten österreichischen und russischen Truppen. Diese Schlacht fand am 2. Dezember 1805 statt, am Jahrestage der Kaiserkrönung Napoleons. Kaiser Franz von Österreich, Kaiser Alexander I. von Rußland und Napoleon nahmen an der Schlacht teil; daher der Name „Dreikaiserschlacht". Die Folge war, daß Österreich sofort Waffenstillstand schloß und dadurch aus der Koalition austrat.

2. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 32

1897 - Leipzig : Hirt
32 ertrglich, da der Kaiser fast Jahr um Jahr deutsche Scharen nach Italien fhrte und viel Blut vergo, ohne etwas auszurichten; denn die Bevlkerung zeigte sich der kaiserlichen Herrschaft so abhold, da jeder weitere Kamps aussichtslos erschien. Viel weiser dnkte es dem welfischen Fürsten, nher liegende Lnder, die frher schon einmal deutsch gewesen waren, zurck-zuerobern von dem stammftemden Volke der Wenden, die sich ihrer be-mchtigt hatten (Mecklenburg, Pommern). 4. Aber Friedrich lie sich nicht abbringen von seinem Ziele, Italien wieder fest mit Deutschland zu verbinden. Er zog gegen Mailand und schwor, die Krone nicht eher wieder auf fein Haupt zu setzen, bis die Stadt erobert sei. Wohl verteidigten sich die Bewohner hartnckig; da sie sich aber bei ihren Nachbarn durch Hochmut verhat gemacht hatten, so untersttzten diese den Kaiser, und endlich mute sich Mailand doch ergeben (1162). Die Vornehmsten der Stadt erschienen im deutschen Lager, berbrachten die Schlssel aller Thore und 36 Fahnen. Hinter ihnen kam die gesamte Einwohnerschaft, barfu, mit Stricken um den Hals und Asche auf dem Haupte; mit Kreuzen in den Hnden flehte sie um Gnade. Der Kaiser sa gerade mit den Fürsten zu Tisch und lie die Besiegten lange im Regen stehen, ehe er vor sie trat. Dann ging der unbersehbare Zug an ihm vorber. Die Mailnder hatten einen Fahnenwagen, auf dem das Hauptbanner ihrer Stadt aufgerichtet war. Dieser wurde, als er vor Friedrich vorberfahren wollte, auf Befehl des Kaisers zertrmmert, ein sichtbares Zeichen fr den Fall der stolzen Stadt. Als dies geschah, fiel alles Volk erschttert auf die Kntee und rief weinend um Christi willen die Barmherzig-keit des Siegers an. Aber Friedrich blieb ungerhrt. Er schenkte zwar den Einwohnern das Leben, aber die Stadt selbst wurde von Grund aus zerstrt. 5. Diese bermige Strenge erweckte den Mailndern (selbst unter ihren Feinden) Bundesgenossen, die dem Kaiser zum Trotz die Stadt wieder aufbauen und stark befestigen halfen. Und als Friedrich von neuem heran-zog, gesellte sich diesem Bunde der Papst bei. Nun fhlte sich Friedrich zu schwach und schickte dringende Botschaft an Heinrich den Lwen, ihm zu Hilfe zu kommen. 6. Der Herzog kam, aber ohne Heer. Beweglich schilderte ihm der Kaiser seine Lage; ja, er warf sich dem Jugendfreunde zu Fen und flehte ihn um Untersttzung an. Heinrich aber blieb fest; das Blut seiner Mannen sollte nicht mehr zwecklos in Italien vergossen werden. Friedrichs Gemahlin erinnerte daran, da es dem Herrscher nicht zieme, einen Unterthanen fu-

3. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 32

1896 - Leipzig : Hirt
32 wieder fest mit Deutschland zu verbinden. Er zog gegen Mailand und schwor, die Krone nicht eher wieder auf sein Haupt zu setzen, bis die Stadt erobert sei. Wohl verteidigten sich die Bewohner hartnckig; da sie sich aber bei ihren Nachbarn durch Hochmut verhat gemacht hatten, so untersttzten diese den Kaiser, und endlich mute sich Mailand doch ergeben (1162). Die Vornehmsten der Stadt erschienen im deutschen Lager, berbrachten die Schlssel aller Thore und 36 Fahnen. Hinter ihnen kam die gesamte Einwohnerschaft, barfu, mit Stricken um den Hals und Asche auf dem Haupte; mit Kreuzen in den Hnden flehte sie um Gnade. Der Kaiser sa gerade mit den Fürsten zu Tisch und lie die Besiegten lange im Regen stehen, ehe er vor sie trat. Dann ging der unbersehbare Zug an ihm vorber. Die Mailnder hatten einen Fahnenwagen, auf dem das Haupt-bauner ihrer Stadt aufgerichtet war. Dieser wurde, als er vor Friedrich vorberfahren wollte, auf Befehl des Kaisers zertrmmert, ein sichtbares Zeichen fr den Fall der stolzen Stadt. Als dies geschah, fiel alles Volk erschttert auf die Kniee und rief weinend um Christi willen die Barmherzig-keit des Siegers an. Aber Friedrich blieb ungerhrt. Er schenkte zwar den Einwohnern das Leben, aber die Stadt selbst wurde von Grund aus zerstrt. 5. Diese bermige Strenge erweckte den Mailndern (selbst unter ihren Feinden) Bundesgenossen, die dem Kaiser zum Trotz die Stadt wieder aufbauen und stark befestigen halfen. Und als Friedrich von neuem heranzog, gesellte sich diesem Bunde der alte Widersacher deutscher Kaiser, der Papst, bei. Nun fhlte sich Friedrich zu schwach und schickte dringende Botschaft an Heinrich den Lwen, ihm zu Hilfe zu kommen. 6. Der Herzog kam, aber ohne Heer. Beweglich schilderte ihm der Kaiser seine Lage; ja, er warf sich dem Jugendfreunde zu Fen und flehte ihn um Untersttzung an. Heinrich aber blieb fest; das Blut seiner Mannen sollte nicht mehr zwecklos in Italien vergoffen werden. Friedrichs Gemahlin erinnerte daran, da es dem Herrscher nicht zieme, einen Unterthanen fu-fllig zu bitten, der zu gehorchen habe. So erhob sich der Kaiser. Die alte Freundschaft war zerrissen, der Kampf zwischen Staufern und Welfen begann von neuem. 7. Zunchst zog der Kaiser gegen die Lombarden; doch er verlor die Schlacht bei Legnano (1176). So mute er doch den Gedanken aufgeben, den Gehorsam Italiens zu erzwingen. Als er sich (1177) zu Venedig vor dem Papste demtigte, waren gerade 100 Jahre vergangen, seitdem Heinrich Iv. in Kanossa Bue gethan hatte.

4. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 38

1895 - Leipzig : Voigtländer
38 einstimmig zum Oberhaupte, setzten ihn auf den Thron und leisteten ihm durch Handschlag das Gelbnis der Treue. Dann fhrten sie ihn aus der Sulenhalle in die anstoende Domkirche, wo an der Spitze der Geistlichkeit der E r z b i s ch o s v o n M a i n z als der erste unter den Bischfen des Reiches ihn empfing und dem Volke mit den Worten vorstellte: Sehet hier den von Gott erkorenen und jetzt von allen Fürsten erwhlten König Otto; gefllt euch diese Wahl, so bezeuget es damit, da ihr die rechte Hand zum Himmel emporhebt!" Da hob alles Volk die Rechte in die Hhe, und wnschte mit gewaltigem Zuruf dem neuen Herrscher Heil und Segen. Sodann schritt der Erzbischos mit dem Könige zum Altar vor, auf welchem die Abzeichen des Knigtums lagen: das Schwert mit dem Wehrgehenk, der Mantel mit den Armspangen, der Hirtenstab, das Scepter und die Krone. Er berreichte ihm die einzelnen Jnsignien mit passenden Ansprachen. Zuletzt salbte er ihn mit dem heiligen l, und setzte ihm die goldene Krone aufs Haupt. Als hiermit die Weihe vollendet war, fhrten alle drei Erzbischse von Mainz. Kln und Trier den Gekrnten zu einem zwischen zwei Marmorsulen erhhten Thron, wo er das ganze versammelte Volk berschauen und von allen geschaut werden konnte. Nach der kirchlichen Feier fand in der kniglichen Pfalz an marmorner Tafel das Krnungsmahl statt. Dabei versahen damals zuerst die Her-zge die seitdem blich gewordenen Erzmter des Reichs: der Erz-kmmerer sorgte fr die Wohnung und die Bewirtung der Festgste; der Erztruchse setzte die Speisen auf den Knigstisch; der Erzschenk go den Wein ein; dem Erz marsch all lag die Unterbringung der Rosse ob. Dieser Ehrendienst der Herzge bewies, da sie den König als ihren Herrn ansahen und sich nur als die ersten seiner Dienstleute betrachteten. 2. Otto und die Herzge. Hatten sich die deutschen Herzge bei Ottos Krnungsfeste vor des Knigs Hoheit gebeugt, so erhoben sich doch bald mehrere von ihnen im Aufstande gegen ihn. Selbst Ottos eigener Bruder Heinrich, der ehrgeizige Hoffnungen aus den Thron nhrte, schlo sich den Emprern an. Aber Otto demtigte und unterwarf die Widerspenstigen, schrnkte die herzogliche Gewalt ein und verlieh mehrere Herzogtmer an seine Verwandten. Seinem Bruder Heinrich, der reumtig zu ihm zurckkehrte, gab er das Herzogtum Bayern. 3. Auswrtige Feinde. Die Grenzen des Reiches schtzte und er-wetterte Dtto durch glckliche Kriege gegen auswrtige Feinde. Die S l a v e n unterwarf er bis zur Oder und grndete zur Befestigung des Christentums unter ihnen die Bistmer Havelberg und Brandenburg und das Erzbistum Magdeburg. Bhmen wurde lehenspstichtig; auch die Polen wurden ab-hngig.

5. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 43

1895 - Leipzig : Voigtländer
43 schien Rudolf Glck zu haben; schon bersandte ihm der Papst im Namen des heiligen Petrus eine Krone und that Heinrich abermals in den Bann. Allein bald darauf wurde Rudolf in einer Schlacht verwundet und starb. Heinrich zog nun mit Heeresmacht der die Alpen gegen Gregor und eroberte nach dreijhriger Belagerung die Stadt Rom. Der Papst mute nach Unter-italien fliehen, wo er im nchsten Jahre starb. 4. Heinrich Iv. und seine Shne. Endlich hatte Heinrich mit seinen eigenen Shnen zu kmpfen, die von der unvershnlichen Gegenpartei zur Emprung verleitet wurden. Der ltere Sohn, Konrad, wurde deshalb von der Nachfolge ausgeschlossen und endete in Schmach. Der jngere Sohn, Heinrich, nahm den Vater durch schndliche List gefangen, zwang ihn durch Drohungen, der Krone zu entsagen, und behandelte ihn wie einen Verbrecher. Der alte Kaiser entkam der Haft, floh nach Lttich und starb dort in Kummer und Verlassenheit. Erst fnf Jahre nach seinem Tode wurde er vom Banne gelst und im Kaiser dorne zu Speier bestattet. 5. Heinrich V. (11061125) geriet bald mit dem Papste in heftigen Streit der die Investitur. Endlich kam es zu dem Wormser Konkordat (1122), nach welchem die Bischfe vom Papste mit der geistlichen Gewalt (durch Ring und Stab), vom Kaiser mit den weltlichen Gtern (durch das Scepter) belehnt werden sollten. Heinrich starb kinderlos; das mit ihm erlschende frnkischekaiserhaus hatte, Wiedas vorausgehende fach fische Haus, hundert Jahre der Deutschland geherrscht. 33. (96.) Der erste Kreuzzug 10961099. , Wahrend die Kais erma cht durch ihren langen Kampf mit dem Papsttum mehr und mehr geschwcht wurde, erhielt die Macht und das Ansehen des Papstes eine erhebliche Frderung durch die Kreuzzge. Diese gewaltigen Feldzge nach dem Morgenlande wurden hervorgerufen durch die frevelhafte Bedrckung und Mihandlung der christlichen Pilger, welche nach dem gelobten Lande wallfahrteten, um, am Grabe des Heilandes zu beten. Sie hatten zum Zweck, Palstina den Hnden der Trken, die es beherrschten, zu entreien und wieder zu einem christlichen Reiche zu machen. Vor allen sachte der Einsiedler Peter von Amiens den Eifer des christlichen Volkes fr das Unternehmen an. Als der Papst Urban Ii. auf der groen Kirchenverf ammlung zu Clermont (1095) zur Teilnahme an dem heiligen Krieg aufforderte, da riefen Unzhlige: Gott will es!" und hefteten ein rotes Kreuz auf die rechte Schulter. So kam es zum Ersten Kreuzzug 1096. Die ersten Scharen von Kreuzfahrern, 1096 welche unter Peter von Amiens (und Walter von Habenichts)

6. Abriß der Weltgeschichte mit eingehender Berücksichtigung der Kultur- und Kunstgeschichte für höhere Mädchenschulen - S. 121

1891 - Leipzig : Voigtländer
121 blickenden Augen in dem gebrunten Gesicht, blondgelocktem Haupt-haar, lang herabwallendem Bart, kndete er durch die Majestt seiner Erscheinung den geborenen König an. In der Kaiserpsalz zu Aachen so erzhlt ein Zeitgenosse whlten ihn die deutschen Fürsten einstimmig zum Oberhaupte, setzten ihn aus den Thron und leisteten ihm durch Handschlag das Gelbnis der Treue. Dann fhrten sie ihn aus der Sulenhalle in die anstoende Domkirche, wo an der Spitze der Geistlichkeit der Erzbischos von Mainz als der erste unter den Bischfen des Reiches ihn empfing und bis in die Mitte der Kirche geleitend ihn dem sich drngenden Volke mit den Worten vorstellte: Sehet hier den von Gott erkorenen und jetzt von allen Fürsten erwhlten König Otto; gefllt euch diese Wahl, so bezeuget es damit, da ihr die rechte Hand zum Himmel emporhebt!" Da hob alles Volk die Rechte in die Hhe und wnschte mit gewaltigem Geschrei dem neuen Herrscher Heil und Segen. Sodann schritt der Erzbischos mit dem König bis zum Altar vor, auf welchem die Abzeichen des Knigtums lagen: das Schwert mit dem Wehrgehenk, der Mantel mit den Arm-spangen, der Hirtenstab, das Scepter und die Krone. Er berreichte ihm die einzelnen Jnsignien mit passenden Ansprachen; zu-letzt salbte er ihn mit dem heiligen l und setzte ihm die goldene Krone aufs Haupt. Als hiermit die Wethe vollendet war, fhrten alle drei Erzbischse die von Mainz, Kln und Trier den Gekrnten zu einem zwischen zwei Marmorsulen erhhten Thron, von dem er das ganze versammelte Volk berschauen und von allen geschaut werden konnte. Nach der kirchlichen Feier fand in der kniglichen Pfalz an marmorner Tafel das Krnungsmahl statt. Bei demselben verrichteten damals zuerst die Herzge die seitdem blich gewordenen Erzmter des Reichs: der Erzkmmerer sorgte fr die Woh-nung und die Bewirtung der Festgste; der Erztruchse setzte die Speisen auf den Knigstisch; der Erzschenk go den Wein ein; dem Erzmarschall lag die Unterbringung der Rosse ob. Dieser Ehrendienst der Herzge bewies, da sie den König als ihren Herrn ansahen und sich nur als die ersten seiner Dienstleute betrachteten. 2. Otto und die Herzge. Hatten sich die deutschen Herzge bei Ottos Krnungsfeste vor des Knigs Hoheit gebeugt, so erhoben sich doch bald mehrere derselben im Ausstande gegen ihn, als er i I

7. Das Mittelalter - S. 89

1893 - Leipzig : Dürr
— 89 — zu diesem schweren Amte fehlte ihr das Geschick und die Entschiedenheit. Fehden aller Art durchtobten die deutschen Gaue. Nun hätte sie freilich die Hilfe der Bischöfe und der Herzöge in Anspruch nehmen sönnen, aber das that sie nicht, sie hörte nur den Rat ihrer Beamten (Ministerialen, Dienstmannen). Darüber waren die geistlichen und weltlichen Fürsten so ungehalten, daß sie eine Verschwörung bildeten, an deren Spitze der Erzbischof Anno von Köln stand. Dieser ehrgeizige Kirchenfürst entschloß sich zu einem Staatsstreiche, der sehr üble Folgen hätte haben können. Bei einem Besuche in Kaiserswerth am Rhein, wo sich die Kaiserin mit dem jungen Könige aufhielt, lockte er diesen auf ein neues, elegantes Schiff, das er zu diesem Zwecke hatte bauen lassen und entsloh mit ihm nach Köln. Der Bürgerkrieg, den man bereits allgemein fürchtete, unterblieb, weil die Mutter nichts dagegen that, sondern ihrer Neigung folgend in ein Kloster und etwas später nach Rom ging. So hatte der Erzbischof den königlichen Knaben in seiner Gewalt, und damit war die Regierung des Reiches thatsächlich in seine Hand gegeben. Aber auch er hatte kein staatsmännisches Geschick, seine Hauptsorge war darauf gerichtet, durch Schenkungen, die er sich von seinem Zöglinge machen ließ, sein Erzbistum zu vergrößern. Von Habsucht verblendet trug er selbst dazu bei, daß die königlichen Besitzungen und Gerechtsame vermindert wurden. Der kirchlichen Partei gegenüber, welche die Macht des Papstes über die des Kaisers erheben wollte, zeigte er sich so schwach, daß er, als es einmal zwei Gegenpäpste gab, den kaiserlich gesinnten bekämpfte und dem nach der Oberherrschaft strebenden zum Siege verhalf. Die deutschen Bischöfe wurden freilich dadurch immer mehr und mehr von Rom abhängig. Kein Wunder, wenn viele der hohen Geistlichen im Lande mit ihm nicht einverstanden waren. Dies benutzte Adalbert, der Erzbischof von Bremen, ein außerordentlich energischer und thätiger Mann, der seine erzbischöfliche Gewalt gern über die nordischen Staaten, Dänemark, Schweden und Norwegen eingeschlossen, ausgedehnt hätte. Er ruhte nicht, bis er Anteil an der Erziehung des jungen Königs hatte und nahm ihn endlich ganz zu sich. Auch er benutzte diese Vormundschaft, sich Güter und Gerechtsame zu verschaffen, aber er bemühte sich doch, die königliche Oberhoheit überall im Reiche zur Geltung zu bringen. Als Heinrich 15 Jahre alt war, wurde er wehrhaft gemacht und für mündig erklärt. Er hatte eine besondere Vorliebe für Sachsen; hier hielt er Hof, und noch immer war Adalbert sein Berater. Allein der Hochmut und die Ländersucht dieses ehrgeizigen Mannes war den sächsischen Fürsten so verhaßt geworden, daß sie seine Entlassung aus

8. Das Mittelalter - S. 130

1893 - Leipzig : Dürr
— 130 — Konrad war einer der ersten und heftigsten Jnqnisitionsrichter (Ketzerrichter) in Deutschland. Die Inquisition war ein geistliches Gericht, das den Zweck hatte, die Ketzer, d. H. die von der katholischen Lehre im Glauben Abweichenden aufzuspüren und „auszuforschen", die Schuldigen durch harte Maßregeln in den Schoß der alleinseligmachenden Kirche zurückzuführen und, wenn dies nicht möglich war, mit dem Feuertode zu bestrafen. Um das Bekenntnis der „Ketzer" zu erzwingen, wandte man die entsetzlichsten Folterqualen an. Dieses schreckliche Gericht stand unter dem Schutze des Papstes selbst und war von Italien und Spanien aus nach Deutschland verpflanzt worden. Zur Erforschung der Wahrheit, ob der Angeklagte schuldig oder unschuldig fei, ließ Konrad von Marburg auch das Gottesurteil zu. Gott selbst sollte durch ein äußeres Zeichen den Urteilsspruch abgeben. Die Angeklagten mußten z. B. mit entblößtem Arme einen Ring aus einem Kessel voll siedenden Wassers heraufholen oder ein Stück glühendes Eisen auf der bloßen Hand eine Strecke weit tragen. Nur wenn sie unverletzt blieben, waren sie unschuldig. Man sollte nun glauben, daß bei diesen „Proben" alle Brandwunden davongetragen hätten und dem entsprechend für schuldig erklärt worden wären. Dies ist jedoch nicht immer der Fall gewesen, ein deutliches Zeichen, daß man Mittel kannte, durch welche die Haut gegen plötzliche Hitze widerstandsfähig gemacht wurde. Man warf die Angeklagten auch mit zusammengebundenen Armen in einen Fluß; wer oben schwamm, galt für schuldig, die Untersinkenden hatten sich von der Schuld „gereinigt". Diese Probe war die des „kalten Wassers." Der Ketzerrichter Konrad von Marburg wandte besonders gern die Probe des „glühenden Eisens" an. Er soll mehr als 10 000 „Überführte" zum Tode verurteilt haben. Das deutsche Volk war empört über diese Ketzergerichte; Konrad, der Anstifter des Unheils, ward von den ergrimmten Bauern erschlagen. Die Inquisition hatte aber noch andere Diener. Neue Mönchsorden waren entstanden, die es sich zur Aufgabe machten, die der Ketzerei Verdächtigen, Männer und Weiber, Hohe und Niedere, zu bekehren oder au die Inquisition auszuliefern. Hierin zeichneten sich besonders die von dem Spanier Dominicus de Gnzmann 1215 in Toulouse geeinten Dominikaner aus. Da sie das Gelübde der Armut vor allem hochhielten und gar kein Eigentum besitzen, sondern nur von Almosen leben wollten, so nannte man ihren Orden einen „Bettelorden". Sie standen nicht unter der Aufsicht und Gerichtsbarkeit eines Bifchofs, sondern gehorchten allein ihren Oberen und dem Papste. Auch konnten sie überall, wohin sie kamen, predigen, Messe lesen, Beichte

9. Erzählungen aus der deutschen Sage und Geschichte - S. 21

1907 - Leipzig : Voigtländer
8. Die frnkischen Hausmeier. 21 wurde, bekam das Volk seinen König zu sehen. Da fuhr er mit langem haar und Bart, den Zeichen der Knigsrorbe, aus einem von Rindern gezogenen Wagen zur Versammlung, setzte sich auf den Thron, empfing die Abgesandten und erteilte auswendig gelernte oder vorgesprochene Hntroorten. Die Regierung berlieft er ganz seinem obersten Diener, der hausmeier genannt wurde. 2. Karl Martell. Ein besonders tchtiger Hausmeier mar Karl, welcher Itt ar teil, d. h. Hammer, genannt wurde, weil er die Feinde des Landes schlug. Ris von Spanien her die Araber in Frankreich eindrangen, trat Karl mit den Franken ihm entgegen und besiegte sie in einer heien Schlacht zwischen Tours und poitiers. 732. Es mar ein wichtiger Sieg; denn mre das (Thriftenheer geschlagen, so htten die Kraber vielleicht ganz Europa untermorfen und ihren Glauben an die Stelle der christlichen Lehre gesetzt. 3. Pippin der Kleine. Huf Karl Xttarteti folgte als hausmeier sein Sohn Pippin der Kleine. Dieser besa trotz seines kleinen Wuchses eine ungern hnliche Krperstrke. Als einst bei einem Tiergefechte die Groen des Reiches der seine Gestalt scherzten, trat er auf den Kampfplatz, zog sein Schmert und schlug einem men, der einen Stier zu Boden gemorfen hatte, mit einem einzigen hiebe den Kopf ab. Und miederum mit einem Streiche trennte er auch den Kopf des Stieres vom Rumpfe. David mar klein," sagte er stolz, und doch erschlug er den hochmtigen Riesen, der es gemagt hatte, ihn zu verhhnen." Mit krftiger Hand und klugem Sinne lenkte Pippin das Reich. Der schmache König dagegen sa unttig in seinem Palaste und murde von allen verachtet. Da dachte Pippin daran, die Knigskrone auf sein eigenes Haupt zu setzen. Er sandte an den Papst und lie ihn fragen: Wer verdient König der Franken zu sein: der das Reich regiert, ober der nur den Knigsnamen trgt?" Der Papst antmortete: Wer regiert, soll auch König heien." Pippin setzte darauf den unfhigen Fürsten ab und lie sich zum König ausrufen (751). Dem Papste bemies er sich dankbar. Er zog, als diesen die Langobarden angriffen, mit einem groen Heer nach Italien, eroberte ein Stck Land in der Nhe von Rom und machte es dem Papste zum Geschenk. So murde der Papst ein meltlicher Herrscher, und es entstand der Kirchenstaat, der bis zum Jahre 1870 bestanden hat.

10. Erzählungen aus der deutschen Sage und Geschichte - S. 52

1907 - Leipzig : Voigtländer
52 26. Rudolf von Habsburg. ungehemmt. Ein solcher Zustand konnte nicht fortdauern, wenn das Reich sich nicht vllig auslosen sollte. Das fhlten endlich auch die deutschen Fürsten; sie beschlossen, wieder einen tchtigen Kaiser zu whlen, der Recht und Gerechtigkeit handhaben und die zerstrte Ordnung wieder-herstellen sollte. 2. Der Graf von Habsburg. Als die Fürsten zur Wahl ver-sammelt waren, schlug der Erzbischof von Mainz den schwbischen Grafen Rudolf von Habsburg vor. Der war nicht mchtig an Land und Leuten, aber ein tapferer, kluger und biederer Herr. Ruch rhmte man seine Frmmigkeit. Einst ritt er von seinem Stammschlo, der Habsburg im heutigen Schroeizerfcanton Rargau, zur Jagd aus. Da begegnete ihm ein Priester, der einem Sterbenben das heilige Abendmahl reichen wollte. Sein Weg fhrte der einen Bach, dessen Steg durch die Gewalt des angeschwollenen Wassers weggerissen war. Kaum sah Rudolf, wie der Priester sich anschickte, den Bach zu durchwaten, als er vom Pferde stieg und den Priester mit den Weihegerten aufsitzen lie. Rm nchsten Tage brachte dieser das Tier dem Grafen zurck; der aber sprach: Das sei ferne, da ich zu Jagd und Streit das Ro wieder bestiege, das den Leib meines Heilandes getragen hat. Es gehre dir fortan zu hnlichen Diensten." Ruch der Erzbischof von Mainz hatte Rudolfs Freundlichkeit erfahren. Ris er in jenen gefahrvollen Zeiten eine Reise nach Rom machte, geleitete ihn der Graf sicher der die Alpen. Da sprach der Erzbischof beim Abschied: Wollte Gott, Herr Graf, ich lebte noch so lange, da ich Euch den mir geleisteten Dienst vergelten knnte!" jetzt gedachte der Erzbischof dieses Versprechens. Auf seinen Vorschlag wurde Rudolf zum Kaiser erwhlt (1273). 3. Rudolf und Ottokar. Die Krnung geschah zu Aachen. Als die Fürsten dem neuen Kaiser Treue schwren wollten, fehlte das Reichszepter, auf das der Eid geleistet * zu werden pflegte. Da ergriff Rudolf ein Kruzifix und sagte: Das Zeichen, in dem die Welt erlst ist, wird die Stelle des Zepters vertreten knnen." Und die Fürsten leisteten darauf die Huldigung. Nur einer war nicht in Aachen erschienen und weigerte sich, Rudolf als Kaiser anzuerkennen. Das war der mchtige Bhmenfrst Gttkar, der den Knigstitel fhrte und seine Herrschaft weithin der die sterreichischen Lnder ausgebreitet hatte. Dem stolzen Manne schien es schimpflich, dem armen Grafen, wie er Rudolf spottend nannte, Gehorsam zu leisten. Aber Rudolf, besonders untersttzt von dem tapferen Friedrich von hohenzollern, bezwang den Widerspenstigen in der blutigen Schlacht auf dem Marchfelde 1278, in welcher Ottokar das Leben verlor. Nur Bhmen und Mhren verblieben Ottokars
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