50
Ludwig der Fromme.
stände gebotene Neuerung, wozu nur er die Macht besaß. Nach Beendi-
gung des Krieges gegen die Sachsen theilte er sein Reich unter
seine 3 Söhne: Karl, Pipin und Ludwig; aber nur der jüngste über-
lebte ihn. Diesen erklärte er daher ans einer Reichsversammlung zu
Aachen (813) zu seinem Nachfolger in der königlichen und kaiser-
lichen Würde; nur erhielt Pipin's Sohn Bernhard das Königreich
Italien unter der Oberhoheit seines Oheims. Am 28. Januar des
folgenden Jahres starb Karl zu Aachen und ward dort in der von
ihm gegründeten Domkirche begraben.
3) Ludwig der Fromme 814—840.
Ludwig wagte die Neuerung, welche Karl der Große vermieden
hatte. Auf einem Reichstage zu Aachen führte er ein Erstgeburts-
recht ein, indem er für den Fall seines Todes seinem ältesten Sohne
Lothar den größten Theil des Reiches mit dem Kaisertitel zusprach
und den beiden jüngern nur einzelne Landschaften anwies, sie auch
in ihren Rechten so beschränkte, daß sie fast nur Statthalter des
älteren Bruders waren. Er änderte aber diese Theilung, als ihm
aus einer zweiten Ehe ein vierter Sohn, Karl der Kahle, geboren
ward. Dessen Begünstigung erregte den Unwillen der ältern Söhne,
welche Anfangs einzeln, später gemeinschaftlich Krieg gegen den Vater
führten, seine Truppen zum Abfall bewogen, ihn selbst auf dem
daher benannten Lügenfelde (in der Nähe von Colmar) gefangen
nahmen und in ein Kloster zu Soissons brachten. Doch Lothar's
Uebermuth, der den Vater zur Kirchenbuße nöthigte und ihn dann
in strenger Haft hielt, veranlaßte die beiden andern Söhne, den
Vater zu befreien und wieder auf den Thron zu erheben, um so den
älterer: Bruder, dessen Vorrecht sie beneideter:, zu demüthigen.
Nach Pipin's Tode theilte Ludwig das Reich unter seine drei
übrigen Söhne.
Lothar, der schon Italien hatte, erhielt die östlichen oder eckt deutschen Län-
der, Karl der Kahle die westlichen oder romanischen Länder, Ludwig, der doch
den Vater zweimal aus Lothars Händen gerettet hatte, nur Baiern. Deshalb
erneuerte Ludwig den Krieg gegen den Vater, welcher bald darauf starb, das
von ihm beherrschte Reich in der größten Verwirrung hinterlafsend.
4. Die Nachkommen Ludwig's des Frommen bis zur
definitiven Theilung des Reiches.
Da Lothar als Erstgeborner und Kaiser die Oberherrschaft
über das gesammte Reich in Anspruch nahm, so verbände,: sich seine
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Karl Karl Ludwig Ludwig Bernhard Karl Karl Ludwig Ludwig Karl_der_Große Karl Lothar Karl_der_Kahle Karl Ludwig_das_Reich Ludwig Lothar Karl_der_Kahle Karl Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Lothar
52 Theilung des fränkischen Reiches im Vertrage zu Verdun.
beiden Brüder gegen ihn und besiegten ihn bei dein Flecken Fonte-
nay in Burgund (841). Diesen Streit benutzten die beiden von
Karl den: Gr. zu einer unnatürlichen Einheit verbundenen und von
gegenseitigem Nationalhasse erfüllten Völker, die Deutschen und Ro-
manen, um selbstständige Staaten zu bilden. Dies geschah, jedoch
in unvollkommener Weise, durch den Vertrag zu Verdun 843.
Denn es erhielt
a) Lothar: 1) das fränkische Italien, 2) Mittelfran-
ken, d. h. ein großes Gebiet zwischen den beiden Reichen seiner
Brüder im N. bis zur Nordsee, im S. bis zum Mittelmeer rei-
chend, im Allgemeinen westlich begrenzt von der Schelde, Maas,
Saone uitd Rhone, im Osten vom Rhein und den Alpen. Der
südliche Theil dieses Länderstrichs bis zu den Quellen der Maas
und Mosel wurde Burgund, der nördliche von Lothar Ii. Lothrin-
gen genannt.
b) Ludwig der Deutsche: 1) Ostfranken, d. h. alle deutsche
Länder östlich vom Rhein, Anfangs (bis 870) mit Ausnahme Fries-
kands und einiger ripuarischer Gebiete, und (mit Rücksicht auf die
kirchliche Eintheilung Deutschlands durch den heiligen Bonifacius)
auf den: westlichen Rheinufer die Sprengel von Mainz, Worms
und Speier; 2) die slavischen Länder an der Elbe, Saale und
dem Böhmer-Walde, die jedoch zu dem fränkischen Reiche in einem
sehr zweifelhaften Abhängigkeitsverhältnisse standen.
e) Karl der Kahle: West franken, d. h. alle fränkischen
Länder, welche westlich von Lothar's Reich lagen, bis zu den Pyre-
näen und jenseits derselben die sogenannte spanische Mark.
So behielt Lothar zwar mit dem Kaiserthnm auch dessen kirch-
lichen und politischen Mittelpunkt: Rom und Aachen, allein sein
Antheil war ohne alle nationale Grundlage. Diese war hingegen
in Ludwig's und Karl's Reiche vorhanden: Ludwig war König der
Deutschen, Karl König der Franzosen geworden.
M
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Lothar Maas Lothar_Ii Ludwig_der_Deutsche Ludwig Karl_der_Kahle Karl Lothar Ludwig Ludwig Karl_König Karl
Zweiter Zeitraum.
Das deutsche Reich zur Zeit der Lehnsverfassung
843- 1273.
8- 8.
Die letzten Karolinger 843-911.
1. Ludwig der Deutsche 843—876
hatte während seiner 33jährigen Negierung eine ununterbrochene
Reihe von Kämpfen mit den beiden Völkerstämmen, welche durch
Karls des Großen letzte Kriege in Berührung mit denr Abendlande
gekommen waren, zu bestehen, nämlich im Osten mit den in eine ge-
wisse Abhängigkeit gebrachten Slaven und im N. mit den unbe
siegt gebliebenen Normannen. Die fortgesetzten Kämpfe unter den
drei Karolingischen Brüdern begünstigten nicht wenig die Angriffe
dieser Völker, und Ludwig suchte durch die beständig erneuerten Heer-
fahrten gegen die Slaven (Mähren, Sorben, Wenden) mehr seine
Grenze zu sichern, als die frühere Abhängigkeit derselben vom frän-
kischen Reiche geltend zu machen. Furchtbarer noch waren die plötz-
lichen und'unvorhergesehenen Angriffe der streitbaren und kühnen
Normannen, aber da das ostfränkische Reich damals nur mit den
Mündungslande der Elbe die Nordsee berührte, so waren sie mehr
gegen die beiden andern fränkischen Reiche gerichtet. Doch (schon
845) liefen sie mit einer Flotte in die Elbe ein, zerstörten Hamburg
und waren, noch ehe der Heerbann der Sachsen herbei eilte, mit
reicher Beute davon gesegelt. Eine bedeutende Erweiterung seines
Reiches im Westen erlangte Ludwig, indem er mit seinem Bruder
Karl dem Kahlen nach Lothar's Ii. Tode Lothringen theilte *) und
•0 Nach Lothars' I. Tode hatte nämlich von seinen Söhnen der älteste, Lud-
wig Ii., Italien nebst der Kaiserwürde, der zweite, Lothar Ii., das nach ihm be-
nannte Lothringen, der dritte, Karl, die Provence erhalten.
Pütz deutsche Gesch. 5. Ausl. 3
I
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_der_Deutsche_843—876 Ludwig Karls Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Karl Karl Lothar_Ii Karl Karl
Arnulf. Ludwig das Kind.
33
Paris, Herzog von Francien, welcher Paris heldenmütbig verthei-
digt hatte, die Königswürde, und neben dem bereits (879) durch
Boso (Graf von Vienne) gestifteten Königreich Nieder-Burg und
oder Provence entstand noch ein Königreich Hoch-Burgund, in-
dem der Graf Rudolf sich eine selbstständige Herrschaft am Jura
(in Savoyen und der westlichen Schweiz bis zur Aar) gründete.
Auch Italien, wo sich Guido von Spoleto und Berengar, Mark-
graf von Friaul, um die Herrschaft stritten und beide sich zum Kö-
nige ausrufen ließen, ging für die Karolinger verloren. So zerfiel
also das große Reich der Karolinger in 5 Theile; doch mußten die
Herrscher der neu errichteten Staaten Arnulf als ihren Oberherrn
anerkennen.
3. Arnulf 887 — 899
bewies seine Tüchtigkeit zunächst im Kampfe mit den Normannen,
welche wieder in Lothringen eingefallen waren und die Gegenden an
der Maas plünderten, indem er gerade dem tapfersten aller nor-
männischen Stämme bei Löwen (891) eine so furchtbare Niederlage
beibrachte, daß sie wenigstens keine größeren Angriffe mehr versuch-
ten. Schwieriger war der Krieg gegen den mährische n Fürsten
Zwentibald, welcher alle slavischen Stämme im N. der mittleren
Donau vom Böhmerwalde bis zu den Karpathen zu einem großen
Reiche vereinigt hatte. Denn obgleich Arnulf mit einem bedeutenden
Heere an der Donau nach Mähren hinabzog, während gleichzeitig
die Ungarn oder Magyaren, ein finnisch-ugrischer Stamm (von dem
Ural und der Wolga her) die mährische Grenze überschritten (auf
Arnulf's Veranlassung?), so behauptete sich doch Zwentibald gegen
die von allen Seiten andringenden Feinde, und erst nach seinem Tode
zerfiel die mährische Macht, da er das Reich unter seine drei Söhne
theilte und diese einander befehdeten, bis das Ganze eine Beute der
Ungarn wurde. Arnulf zog auch zweimal nach Italien, er erhielt
die Kaiserkrone, aber der Versuch auch die Krone Italiens zu ge-
winnen mißlang. Ihm folgte sein lljähriger Sohn
4. Ludwig das Kind 900—911
unter der vormundschaftlichen Regierung des Erzbischofs Hatto von
Mainz (an dessen Namen sich die Legende vom Mäusethurm bei Bin-
gen knüpft) und des Markgrafen Otto von Sachsen. Die Ungarn
fielen, nachdem sie das mährische Reich, Deutschlands Bollwerk ge-
gen Osten, erobert hatten, wiederholt in Kärnthen, Baiern und so-
ll*
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Rudolf Rudolf Guido_von_Spoleto Berengar Ludwig Ludwig Hatto_von
Mainz Otto
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Nieder-Burg Savoyen Italien Lothringen Maas Donau Donau Ungarn Ungarn Italien Italiens Sachsen Deutschlands Baiern
20
Reich der Franken.
Den Anfang zur Begründung eines fränkischen Reiches machte
er mit der Besiegung des römischen Statthalters Syagrius bei
Soissons (486), wodurch das römische Gebiet bis zur Seine ihm
anheimfiel, und der letzte Rest römischer Herrschaft in Gallien auf-
hörte. Das Land (der Armoriker) zwischen Seine und Loire unter-
warf sich ihm erst später. Dann kämpfte Chlodwig gegen die
Alemannen (wahrscheinlich die an der Westseite des Rheines an-
gesiedelten), welche Plünderungszüge über die Mosel und Maas
hinaus «rächten, und besiegte sie 496 in einer Schlacht, deren Stelle
(bei Tolbiacnm oder Zülpich?) ungewiß ist. Der Tod ihres Königs
in der Schlacht bewog die ausgezogenen alemannischen Kriegs-
schaaren, sich dem Chlodwig zu unterwerfen, wodurch dessen Herr-
schaft wahrscheinlich über das Land zwischen denr Rhein und den
Vogesen erweitert wurde. Durch den Uebertritt zum Christenthunr
und zwar zur katholischen Kirche (in Folge eines Gelübdes in jener
Schlacht) bahnte sich Chlodwig den Weg zu neuen Eroberungen im
südlichen Gallien. Sein Reich grenzte hier an das der West-
gothen. Unter dem Vorwände, die katholischen Unterthanen des aria-
nischen Westgothenkönigs Alarich zu beschützen, fiel er über die Loire
in dessen Reich ein und eroberte in Folge des Sieges in der Ebene
bei Vougle das südliche Gallien (mit Ausnahme des Küstenstriches
am Mittelmeer vom Nordfuße der Pyrenäen bis zur untern Rhone).
Sein letztes Werk war die Vereinigung der g e s a m m t e n
fränkischen Macht in Gallien zu einem Reiche, indeni er sowohl
die andern salischen Könige, deren Gebiete sich an der Schelde und
an der flandrischen Küste befanden, als den ripuarischen König
(Siegbert) und dessen Sohn durch Verrath und Meuchelmord aus
dem Wege räunite.
Nach Chlodwigs Tode regierten seine vier Söhne gemeinschaft-
lich über das fortwährend noch einige fränkische Reich. Ihre Hof-
lager waren in Metz (Anfangs in Rheims), Orleans, Paris, Sois-
sons. Derzälteste und tüchtigste derselben, Dietrich zu Metz, erhielt
das sogenannte austrasische Königreich, d. h. die älter« Sitze der
Franken in Deutschland und den Niederlanden, nebst den eroberten
alemannischen Ländern, das Uebrige hieß Nenstrien oder Neufranken.
Die Söhne setzten das Werk des Vaters fort. Dietrich eroberte
das thüringische Reich, während seine Brüder das Reich nach
Süden hin erweiterten durch Verdrängung der burgundischen
Dynastie.
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Theilung deö fränkischeil Reiches.
21
Der jüngste von Chlodwig's 4 Söhnen, Clotar I., überlebte
seine Brüder und deren Nachkommen, daher vereinigte er wie-
der die ganze fränkische Monarchie, aber nur auf 3 Jahre
(558—561); denn da er auch 4 Söhne hinterließ, so zerfiel die
Monarchie nach seinem Tode wieder in vier Reiche und nach Cha-
ribert's, Königs von Paris, Tode (569?) in drei Reiche.
Seit dieser Zeit hören die auswärtigen Eroberungen der Fran-
ken auf, es folgen Bürgerkriege unter den Enkeln Chlodwig's,
in denen die Trennung des fränkischen Reiches in seine beiden
Hauptmassen:
a) Das westfränkische Reich oder Neustrien mit roma-
nischem Charakter,
d) Das ostfränkische Reich oder Austrasien mit echt
deutschen: Charakter,
bestimmter hervortritt, neben welchen Burgund als Mittelreich
sich nur eine Zeit lang behauptete und bald den: einen, bald dem
andern Reiche zufiel. Beständige innere Zerrüttungen und eine Reihe
von Freveln und Verbrechen, vorzüglich erzeugt durch den Haß der
beiden Königinnen Brunehilde in Austrasien und Fredegunde in Sois-
sons, füllen die Geschichte der Nachfolger Clotar's I. aus bis zur
zweite:: Vereinigung des Reiches durch Clotar Ii. von
Soissons, einen Urenkel Chlodwig's, 613.
In dieser Zeit der Zerrüttung brachten die Naioros domus,
welche ursprünglich nur Aufseher des königlichen Haus- und Hof-
wesens, später Anführer der Lehnsleute (der Leudes) wäre::, all-
mälig die ganze Civil- und Militärverwaltung der (nach Dagobert's I.
Tode wieder getheilten) fränkischen Reiche in ihre Hände und regier-
ten in: Namen der meistens unmündigen und schwachen Könige. Da-
her entstand um den Besitz dieser Würde eine Reihe von Kämpfen
unter den fränkischen Großen, bis der Austrasier Pipin von Heri-
stal (bei Lüttich) durch einen Sieg über den neustrischen König und
Ugior domus (bei Testri an der Somme, in der Nähe von St.
Quentin, 687) alleiniger Maior domus im gesummten fränkischen
Reiche wurde.
Die von Pipin begründete, fast unabhängige Herrschaft befestigte
sein Sohn Karl Martell (717 — 741) durch eine lange Reihe
meist glücklicher Kriege gegen die deutschen Völker von der Nordsee
bis zu den Alpen, welche sich theils von der fränkischen Herrschaft
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Extrahierte Personennamen: Clotar_I. Quentin Karl_Martell Karl
Extrahierte Ortsnamen: Cha- Paris Fran- Burgund Sois- Nordsee
Schmalkaldischer Krieg. 96
Parteien die Unvereinbarkeit der Ansprüche beider Confessionen
dargethan. Nachdem aber Karl mit Frankreich Frieden, und mit
den Türken einen Waffenstillstand geschloffen hatte, suchte er auch
die Einigung in Deutschland herzustellen. Das allgemeine Con-
cilium, worauf man so oft hingewiesen hatte, war endlich kurz vor
Luther's Tode (ff 1546) zu Trient eröffnet worden. Allein da die
Protestanten im Voraus einsahen, daß die Majorität des Conciliums
aus Gegnern der neuen Lehre bestehen würde, so weigerten sie sich,
nach Luther's Rath, dasselbe zu besuchen und verlangten ein Conci-
lium deutscher Nation. Als der Kaiser nun aller Hoffnung entsagte,
den Religionsstreit in friedlichem Wege zu Ende zu bringen und des-
halb mit Krieg drohte, traten mehrere protestantische Fürsten vom
Schmalkaldischen Bunde zurück; aber die Häupter desselben, der Kur-
fürst (Johann Friedrich) von Sachsen und der Landgraf Philipp von
Hessen, rüsteten sich zur Gegenwehr, versäumten jedoch durch Unent-
schlossenheit und Uneinigkeit den günstigen Zeitpunkt, als Karl noch
wenig gerüstet war, so daß dieser sich ungehindert (aus Italien, Un-
garn und den Niederlanden) verstärken konnte. Karl, der den Her-
zog Moritz von Sachsen durch Zusicherung der Stifter Magdeburg
und Halberstadt und der sächsischen Kurwürde gewonnen hatte, er-
klärte, als er hinlänglich gerüstet war, die beiden Häupter des
Schmalkaldischen Bundes in die Acht und begann den Schmalkal-
dischen Krieg 1546 mit der Unterwerfung der Bundesglieder in
Süddeutschland und am Rhein, während zugleich der Herzog Moritz
von Sachsen tit die Länder des Kurfürsten von Sachsen einfiel.
Zwar eroberte der Kurfürst sein Land wieder, wurde aber von: Kai-
ser selbst bei Mühlberg (24. April) 1547 angegriffen, gefangen
und zur Abtretung der Kurwürde sammt den meisten Kurländern an
den Herzog Moritz gezwungen. So ging die Kurwürde für immer aus
der Ernestinischen Linie in die Albertinische *) über. Aus dem Reste
des Kurlandes, den Moritz den Kindern des gefangenen Kurfürsten lassen
mußte, siud nachher die jetzigen sächsischen Herzogthümer entstanden.
Auch der Landgraf unterwarf sich dem Kaiser, that zu Halle fuß-
*) Friedrich Ii. Kurf. 1428—1464.
Ernst, Kurf, t I486. Albert f 1510.
Friedrich d. Weise Johann Georg. Heinrich.
Kurs, i 1525. Kurf. 4 1532. ----—~
Moritz
Johann Friedrich Kurf. 1547—1553.
Kurf. b. 1547.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Johann_Friedrich) Johann Friedrich Philipp_von
Hessen Philipp Karl Karl Karl Karl Moritz_von_Sachsen Moritz
von_Sachsen Moritz Moritz Friedrich_Ii Friedrich Ernst Friedrich_d Friedrich Johann_Georg Johann Heinrich Heinrich Moritz
Johann_Friedrich_Kurf Johann Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Sachsen Italien Magdeburg Halberstadt Rhein Sachsen Mühlberg
102
Dänischer Krieg. Wallenstein.
Die Reichsacht ward von der Liga vollzogen, indem Maxi-
milian's Feldherr Tilly in Verbindung mit spanischen Truppen die
pfälzischen Länder des flüchtigen Kurfürsten an der Donau und am
Rhein eroberte, Maximilian erhielt die erledigte Kurwürde (und
somit der Katholicismus das llebergewicht im Rathe der Kurfürsten),
der Kurfürst von Sachsen die Lausitz. Die kostbare, von den pfälzi-
schen Kurfürsten gesammelte Heidelberger Bibliothek schenkte Maximi-
lian dem Papste.
B. Dänischer Krieg 1625 — 1629.
Der Krieg brach von Neuem aus, als Christian Iv., König
von Dänemark, den die Stände des von Tilly bedrohten niedersäch-
sischen Kreises zu ihrem Kreisobersten gewählt hatten, für seinen
Schwager Friedrich V. und für die Sache der Protestanten auftrat.
Inzwischen beschloß der Kaiser, um nicht mehr immer von der Liga
und Maximilian abhängig zu sein, ein eigenes Heer aufzustellen.
Dieses verschaffte ihm Albrecht von Waldstein oder Wallenstein,
Fürst, später Herzog von Friedland (in Böhmen), welcher mit einem
auf eigene Kosten schnell geworbenen Heere zur Unterstützung Tilly's
in Niedersachsen einrückte, den Grafen Mansfeld (bei der Dessauer
Brücke) schlug und (jedoch mit großem eigenen Verluste) durch
Schlesien bis nach Ungarn verfolgte (wo Mansfeld sich mit dem
Fürsten Bethlen Gabor von Siebenbürgen zu einem gemeinsamen
Angriffe auf Oesterreich vereinigen wollte). Eben so glücklich waren
die Waffen der Liga unter Tilly, welcher das dänische und nieder-
sächsische Heer unter Christian Iv. bei Lutter am Barenberge im
Braunschweigischen besiegte 1626 und sich mit dem aus Ungarn
zurückgekommenen Wallenstein zu einem gemeinschaftlichen Angriffe
auf die Länder des Königs von Dänemark vereinigte. Beide er-
oberten Holstein, und Wallenstein allein Schleswig und Jütland.
Eben so wurden die beiden Herzöge von Mecklenburg, weil sie den
Dänen einige Unterstützung gewährt hatten, aus ihren Ländern ver-
trieben und der Herzog von Pommern gezwungen, sein bisher fried-
liches Land den Wallensteinschen Schaaren preiszugeben, nur die
stark befestigte Hansestadt Stralsund., widersetzte sich der Aufnahme
einer kaiserlichen Besatzung und hielt, von Dänemark und Schweden
unterstützt, eine heftige Belagerung und die wiederholten Stürme
der Gegner glücklich aus. Um jedoch eine Vereinigung Schwedens
und Dänemarks zu hindern, wurde dem Könige Christian Iv. ein
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Extrahierte Personennamen: Tilly Maximilian Maximilian Christian_Iv. Tilly Friedrich_V. Friedrich_V. Maximilian Maximilian Albrecht_von_Waldstein Albrecht Gabor_von_Siebenbürgen Tilly Christian_Iv Dänemark Christian_Iv
104
Schwedischer Krieg.
wogen fand, deren Sache zu ergreifen. Im Sommer 1630 landete
er an der pommerschen Küste, vertrieb die Kaiserlichen aus Pommern
und drang in die Mark Brandenburg vor, aber seiner an die deut-
schen Reichsstände erlassenen Aufforderung, sich au ihn anzuschließen,
entsprach zunächst nur die (durch das Restitutiousedict bedrohte)
Reichsstadt Magdeburg. Diese ward daher von Tilly, der jetzt auch
den Oberbefehl über das kaiserliche Heer hatte, in Vereinigung mit
Pappenheim belagert. Zwar zog Gustav Adolf zum Entsatz der
Stadt heran, aber der Kurfürst von Sachsen, der sich neutral ver-
halten wollte, verweigerte ihm den Durchzug durch sein Land, und
während der Unterhandlungen darüber erfolgte die Erstürmung
und Plünderung Magdeburgs (20. Mai 1631); ein plötzlich
allenthalben ausbrechendes (wahrscheinlich von den Vertheidigern
angelegtes) Feuer verwandelte die Stadt größtentheils in Asche,
wodurch Tilly's Plan sie zuin Stützpunkte seiner Operationen zu
machen vereitelt wurde. Um nun die weitern Fortschritte der Schwe-
den zu hemmen, glaubte Tilly sich vor Allem Kursachsens versichern
zu müssen und begann dessen Unterwerfung; dies bewog aber den
bisher zögernden Kurfürsten, bei den Schweden Rettung zu suchen.
Daher erschien Gustav Adolf ebenfalls in Sachsen und schlug mit
dem vereinigten schwedisch-sächsischen Heere die Kaiserlichen unter
Tilly vor Leipzig bei Breitenseld 1631. Diese eine Niederlage
entriß dem Kaiser plötzlich alle Vortheile des ganzen Krieges. Der
siegende König verabredete mit dem Kurfürsten von Sachsen den
Plan, daß dieser die unmittelbare Bekämpfung des Kaisers in dessen
Erblanden (zunächst in Böhmen) übernahm, während er selbst West-
und Süddeutschland durchziehen und die Liga vollends vernichten
wollte. So drang er durch Thüringen und Frauken bis nach Mainz
vor und zog von da nach Baiern, seinen Feldherren, namentlich dem
Herzoge Bernhard von Weimar, die Fortsetzung der Eroberungen
am Rhein überlassend. An der Grenze Baierus machte Tilly ihm
den Uebergang über den Lech streitig, fiel aber selbst im Kampfe,
worauf Gustav Adolf ganz Baiern einnahm und somit das ganze
Reich bis auf die österreichischen Erblande in seiner Gewalt hatte.
Inzwischen hatte Wallenstein sich bewegen lassen, ein neues Heer
(von 40,000 Mann) zu werben, und hatte, mit dem unumschränkten
Oberbefehl über dasselbe versehen, bereits die Sachsen, beinahe ohne
Schwertstreich, aus.böhmen vertrieben. Dann vereinigte er sein
Heer mit dem des Kurfürsten von Baiern und traf den Schweden-
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Extrahierte Personennamen: Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Bernhard_von_Weimar Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf
Ferdinand Iii. Westphölischer Friede.
107
Ferdinand Hi. 1637—1657.
Als der neue Kaiser darauf auch den Gallas vom Rheine ab-
rief und gegen Bauer sandte, konnte Bernhard von Weimar wieder
über den Rhein gehen; aber bei seinem (schon 1639 plötzlich erfol-
genden) Tode bemächtigten sich die Franzosen (durch Bestechung der
Anführer) seiner Eroberungen und seiner Armee. Auf dem nörd-
lichen Schauplatze übernahm nach Baner's Tode der kranke aber
kühne Torsten so n den Oberbefehl, welcher 1612 in Schlesien und
Mähren einstel, und seinen Untcrfeldherrn Wränget sogar bis in die
Nähe von Wien Vordringen ließ, dann aber, um Verstärkungen an
sich zu ziehen, zurückkehrte und die ihm folgenden Kaiserlichen (unter
Piccolomini) bei Leipzig schlug, worauf er abermals Wien bedrohte.
Zwar ward er beim Ausbruche eines Krieges zwischen Schweden und
Dänemark auf kurze Zeit aus Deutschland abberufen, aber bald
kehrte er zum dritten Male in die kaiserlichen Erblande zurück, siegte
(bei Jankau) in Böhmen (1645), mußte jedoch wegen Krankheit den
Oberbefehl niederlegen, den nun Wrangel erhielt. Dieser vereinigte
sich mit den Franzosen zweimal zu einem Angriffe auf Baiern, sie
drangen zwar das zweite Mal bis zur Isar vor, mußten sich aber
auch wieder nach dem Lech zurückziehen. Der schwedische General
Königsmark trennte sich von dem Hauptheere, zog nach Böhmen und
hatte schon die sog. kleine Seite von Prag genommen, als nach fünf-
jährigen Unterhandlungen der durch die immer gesteigerten Forderun-
gen der Fremden verzögerte
E. westphä lische Friede,
abgeschlossen zu Münster (zwischen Deutschland und Frankreich) und
Osnabrück (zwischen den Schweden und Protestanten einerseits, dem
Kaiser und den Katholiken andererseits) 1648 (24. October) dem
Kriege ein Ende machte.
Friedensbedingungen:
a) Kirchliche Gegenstände. Der Passauer Vertrag und
der Augsburger Religionsfriede wurden bestätigt und auch auf die
Calvinisten oder „Reformirten" ausgedehnt; als Normaljahr für
die Beibehaltung der eingezogenen geistlichen Güter (so wie für das
ju8 reformandi der Landesherren in Deutschland) wurde das Jahr
1624 angenommen: in allen Reichsverhältnissen sollten beide Reli-
gionstheile einander gleich stehen.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Westphölischer Ferdinand_Hi Ferdinand Bernhard_von_Weimar General
Königsmark
Extrahierte Ortsnamen: Rheine Rhein Schlesien Wien Leipzig Wien Schweden Deutschland Baiern Prag Deutschland Frankreich Schweden Deutschland