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1. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 34

1897 - Leipzig : Hirt
34 loren gegangen. Nun glaubte der Kaiser als hchster Herr der Christenheit sich berufen, trotz seines Alters diese Schmach abzuwehren. Mit jugendlicher Frische trat er, der als Jngling sich schon auf dem zweiten Kreuzzuge Ruhm erworben hatte, den langwierigen und gefhrlichen Zug an. Schon war er nach berwindung zahlloser Schwierigkeiten fast durch Kleinasien vor-gedrungen, da stellte sich ein reiender Gebirgsbach dem Vormarsch seines Heeres entgegen. Ungeduldig warf sich der greise Held auf seinem Schlacht-ro in die Fluten, um die Seinen durch Vorbild und Beispiel anzufeuern. Die Strudel wirbelten das Pferd herum: der Kaiser ertrank angesichts seines Heeres (1190) fern von der Heimat, die ihn nicht vergessen hat und nicht vergessen konnte. _ 12. Bald erzhlte man sich, der Kaiser sei nicht gestorben, sondern sitze im Kyffhuser, einem Berge in der Goldnen Au; er habe die Herrlichkeit des deutschen Reiches in das verzauberte Schlo mit sich hinabgenommen. Dort msse er schlafen und trumen, solange die Raben um den Berg herumflgen. Sein Haupt sttze er auf einen runden, steinernen Tisch, und sein Bart sei durch die Tischplatte hindurchgewachsen. Aber es werde eine Zeit kommen, wo er mit all seiner Herrlichkeit wieder hervortreten und Deutschland mchtig und angesehen machen werde. 10. Konradin (1268). Die Familie der Staufer erlitt die schwersten Schicksalsschlge. Nach dem traurigen Tode Friedrich Rotbarts regierte sein Sohn Heinrich Vi. sieben Jahre kraftvoll, aber gewaltthtig. Nur mit Mhe waren blutige Fehden mit den Welfen vermieden worden. Heinrich der Lwe hatte doch noch ein friedliches Lebensende gefunden, zuletzt nur damit beschftigt, sich, da er eigene Thaten nicht mehr verrichten konnte, die Thaten seiner Vorfahren aus Chroniken vorlesen zu lassen. Seine Shne glichen dem Vater nicht. Doch schien ihnen das Glck die verlorene Macht wieder in den Scho werfen zu wollen, als Heinrich Vi. in jungen Jahren (1197) starb und einen erst dreijhrigen Sohn Friedrich hinterlie. Zwar hatte der Knabe einen treuen Oheim, Philipp von Schwaben, der ihm die Krone bewahren wollte. Aber da die welsische Partei den Sohn Heinrichs des Lwen, Otto Iv. (von Brauufchweig), auf den Thron erhob, fo mute sich Philipp dem Verlangen seiner Anhnger, nicht als Vormund seines Neffen, sondern selbst als König die Regierung zu bernehmen, notgedrungen fgen. Ehe es ihm jedoch gelang, den Gegenknig Otto ganz zu verdrngen, wurde er schon (1208) ermordet. Otto Iv. war nicht tchtig genug, sich Ansehen zu erwerben. Bald erlag er dem jungen Staufer Friedrich Ii., als dieser die vterliche Erbschaft

2. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 58

1897 - Leipzig : Hirt
58 Verrter darstellte. Dadurch gelang es, die Mehrzahl der Regimenter von ihm abwendig zu machen. Mit den brigen zog er nach Eger, als wenn er sich mit den Schweden vereinigen wollte. Besonders vertraute er einem Obersten Butler. Dieser aber stand auf der Seite des Kaisers und lie zuerst bei einem Gastmahl die wichtigsten Anhnger Wallensteins tten, dann schickte er einige seiner Dragoner ab, um Wallenstein selbst zu er-morden. Dieser hatte eben ein Bad genommen und war im Begriff, schlafen zu gehen. Sein Mundschenk, der ihm in goldener Schale den Schlaftrunk gebracht hatte, begegnete den Hereinstrmenden und wollte ihnen empfehlen, die Ruhe des Herrn nicht zu stren. Aber ihm selbst versetzten sie eine Wunde und erhoben das Geschrei: Rebellen". Indem Wallenstein bei diesem Lrm, wie er war. nach dem Fenster ging, stieen die Dragoner Butlers die Thr auf und schrieen ihm die Worte zu: Schelm und Ver-rter". Offenbar erkannte Wallenstein, da er verloren sei. An einem Tisch angelehnt, die Lippen bewegend, aber ohne einen Laut von sich zu geben, spannte er die Arme weit aus und empfing in dieser Stellung den Todessto (1634). Das Ende des greuelvollen Krieges aber sollte noch lange auf sich warten lassen. Denn nun mischten sich die Franzosen auch noch in den Kampf ein, und erst 1648 kam der fr Deutschland beraus unheilvolle Westflische Friede" zustande. 17. Ariedrich Withelm, der groe Kurfürst (164088). 1. Inmitten der Schrecken und Leiden des 30jhrigen Krieges wuchs in Brandenburg ein Kurprinz, Namens Friedrich Wilhelm, heran. Als Knabe von sieben Jahren kam er durch die Frsorge seiner Mutter nach der Festung Kstrin, um ungestrt von den Wirren des Krieges sich zu ent-wickeln. Er hatte gute Fhigkeiten; er lernte zwar langsam, aber was er gelernt hatte, verga er nicht wieder; besonders der Religionsunterricht wirkte tief auf fein Gemt ein. In dieser Zeit schon erregte er die Aufmerksamkeit des Schweden-knigs Gustav Adolf; dieser legte wohl die Hand auf den Kopf des Knaben und bestimmte ihn zum zuknftigen Gemahl seiner einzigen Tochter Christine. Als nach dessen Tode der Krieg die Mark Brandenburg selbst berhrte, schickte die Mutter den nunmehr 14jhrigen Sohn nach den Niederlanden auf die Universitt Leiden.

3. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 49

1897 - Leipzig : Hirt
49 sich in die Stadt, wo er den Abt eines Klosters fr sich zu gewinnen wute. Dieser sandte ihn, anscheinend als Beichtvater, mit einer Mnchs-futte bekleidet, in das Gefngnis des Fürsten. Kunz wurde auch wirklich von den Wachen durchgelassen, und Maximilian war nicht wenig erstaunt, als er statt des Mnches seinen lieben Hofnarren vor sich sah. Der Flucht-plan war fein eingefdelt. Der Schalk hatte das Haarschneiden erlernt; er wollte dem Fürsten die wallenden Locken abschneiden und ihm das Mnchs-gewand berlassen. So sollte Maximilian, unkenntlich gemacht, durch die Wachen hindurchschreiten, bei dem Abte des Klosters ein Pferd oder Schiff besteigen und entfliehen. Aufrichtig freute sich der König der die An-hnglichkeit seines Getreuen; aber es duchte ihm unwrdig, einen andern um seinetwillen in Gefahr zu bringen. Wie die Rte vorher ermordet worden waren, so htte wohl auch der Narr fr die Befreiung seines Ge-bieters das Leben lassen mssen. Zu Kunzens tiefem Schmerz blieb Maximilian fr alle Bitten taub, und der treue Diener mute unverrichteter Sache zurckkehren. Indessen nahte schon die Stunde der Erlsung. Der greise Vater Maximilians hatte, als er die Kunde von der schmhlichen Behandlung des Sohnes empfing, mit ungewhnlicher Lebendigkeit ein Reichsheer zusammengezogen und rckte drohend gegen die Niederlnder vor. Da ging den Bewohnern von Brgge die Erkenntnis auf, da sie belagert und hart bestraft werden wrden. Deshalb begannen sie mit ihrem hohen Gefangenen wegen feiner Freilassung zu verhandeln. Er sollte vor allen Dingen schwren, sich nicht zu rchen, aber auf die vormundschaftliche Regierung verzichten. Der König ging darauf ein; fnst htten ihn schlielich die verzweifelnden Brger vielleicht an Frankreich zu ewiger Gefangenschaft ausgeliefert. Doch fein Vater war bel damit zufrieden, erklrte, dieser Schimpf msse gercht werden, und setzte es, während Maximilian sich von allen diesen Maregeln fern hielt, durch, da der König wieder zum Vormund seines Sohnes eingesetzt wurde und Vertreter der Stadt Brgge, im hrenen Bugewande vor Maximilian knieend, Abbitte leisten muten. 5. Doch war der Aufenthalt in den Niederlanden dem jungen Fürsten verleidet. Er erhielt gerade damals (1489) von einem alten kinderlosen Vetter, der lange aus Eifersucht gegen den Vater nichts von Maximilian hatte wissen wollen, jetzt aber durch die Liebenswrdigkeit seines blhenden, heldenmtigen Stammesgenossen gewonnen wurde, das Land Tyrol, und |ter verweilte er von nun an mit Vorliebe. Hatten ihn diese biederen Bergbewohner schon glnzend empfangen (eine Schar Bergleute zog ihm Wagner. Deutsche Lebensbilder. Ausgabe B. 4 0 J

4. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 55

1897 - Leipzig : Hirt
55 hngenden nrdlichen Provinzen der Niederlande (das jetzige Knigreich Holland) einen Aufstand und errangen nach einem hartnckigen Kampfe ihre Unabhngigkeit. 16. Wassenstein. 1. Albrecht von Wallenstein stammte aus dem niederen Adel Bhmens. Seine Eltern waren evangelisch, starben aber frhzeitig. Von Kindesbeinen an zeigte der Knabe nur Sinn fr das Soldatenwesen und zog sich bald den Beinamen Der Tolle" zu. Ein Oheim schickte ihn zu den Jesuiten auf die Schule, diese bekehrten ihn zur katholischen Lehre. Dann ging der junge Edelmann auf die Universitt; aber die Bcher fesselten ihn nicht; er griff lieber zum Schwerte. Dadurch konnte er hoch kommen in der Welt; das war sein leidenschaftliches Streben. 2. Bald zeichnete er sich als tapferer und verstndiger Kriegsmann aus; das erwarb ihm die Gunst einer beraus reichen Witwe, Lncrezia Nekyssowa von Landeck, und, obwohl lter als er, vermhlte sie sich mit ihm. Nach ihrem bald eintretenden Tode verfgte nun Wallenstein seine Gemahlin war die letzte ihrer Familie gewesen frei der gewaltige Geldmittel. Er verschleuderte sie nicht, aber er verstand sie klug zu verwenden. Fr den jungen Erzherzog Ferdinand von Steiermark warb er 200 Dragoner an und unterhielt sie auf eigene Kosten. Auch machte er sich im ganzen Heere beliebt. Tglich hielt er an seiner Tafel viele Offiziere frei und sorgte fr seine Soldaten beinahe mehr wie fr sich selbst. So kam er bei dem Erzherzog in groe Gunst. 3. In die hchsten Kreise fhrte ihn eine zweite Vermhlung: mit der Grfin Jsabella von Harrach, der Tochter eines bei Ferdinand sehr ein-flureichen Rates. Es war eine glckliche Ehe. Wallenstein war ein zrt-Itcher Gatte, und Jsabella erwiderte seine Neigung; eine Tochter verband die Gatten noch inniger. 4. Die Zeit, in der Wallenstein lebte, war ganz dazu angethan, einen hochstrebenden thatkrftigen Kriegsmann emporzutragen. Es tobte seit 1618 der Krieg, welcher 30 Jahre lang die Fluren Deutschlands verheeren und unsgliche Leiden der unser Vaterland bringen sollte. Da wurden tchtige Offiziere begehrt, zumal wenn sie es verstan-den, Soldaten um sich zu versammeln und an sich zu fesseln. Das war bei Wallenstein der Fall. Er verhalf dem Erzherzog Ferdinand wesentlich dazu, König von Bhmen und Kaiser von Deutschland zu werden. 5. Die Bhmen hatten sich der Herrschaft Ferdinands entzogen und

5. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 72

1897 - Leipzig : Hirt
72 Frankreich bildeten sich neue Heere, um die Hauptstadt zu befreien. Aber sie wurden smtlich zurckgeworfen, besonders auch nachdem Metz sich hatte ergeben mssen und dadurch das Heer des Prinzen Friedrich Karl frei geworden war. Paris aber verteidigte sich unerwartet lange. Noch ehe die Stadt bezwungen werden konnte, boten die deutschen Fürsten dem Be-Herrscher von Preußen, unter dessen Fhrung Alldeutschland so herrliche Siege erfochten hatte, die Kaiserkrone dar. König Wilhelm weigerte sich nicht, sie anzunehmen, erfllte sich damit doch die Hoffnung vieler Geschlechter. Am 18. Januar 1871 wurde das Deutsche Reich errichtet: Deutschland war geeinigt unter der starken Fhrung Preuens; König Wilhelm war nun der erste Deutsche Kaiser. 7. Wenige Tage spter mute sich Paris ergeben; der darauf folgende Frieden war ehrenvoll fr das neue Reich. Die Lnder, welche vor 200 und 100 Jahren, als Deutschland noch ganz ohnmchtig war, ihm entrissen worden waren, Elsa und Lothringen, gewann es zurck. 8. Kaiser Wilhelm I. sah es seitdem als seine Aufgabe an, den Frieden in Europa zu sichern. Er sorgte unermdlich fr das Wohl seiner Unter-thanen, aber ein Teil derselben erkannte es nicht an, sondern wendete sich, aufgereizt von verblendeten Fhrern, unzufrieden und verbittert gegen den gtigen, milden Herrscher. Zweimal versuchte man, durch Meuchelmord den wohlmeinenden Fürsten aus dem Wege zu rumen. Das war ein schwerer Augenblick fr den greisen Kaiser, als er von einem seiner eigenen Unter-thanen verwundet wurde. Aber Gottes Gnade waltete sichtbar der dem teureu Haupte; der Herrscher genas nicht nur, sondern bewahrte sich auch die Liebe zu seinem Volke, sogar zu dem Teile, der den Mordanschlag ge-billigt hatte. Sein ganzes Streben war darauf gerichtet, den rmeren Volksschichten zu Hilfe zu kommen und sie bei Krankheiten, unverschuldeten Unfllen und bei Erwerbsunfhigkeit im Alter zu untersttzen. Auch dabei stand ihm der zum Fürsten erhobene Reichskanzler Bismarck treu zur Seite. 9. Ein friedlicher Lebensabend schien dem Herrscher, der die uerste Grenze menschlichen Alters erreichte, dessen 90. Geburtstag berall als Freudenfest gefeiert wurde, beschieden zu sein. Seine Gemahlin hatte während des Krieges in aufopfernder Weise fr die Verwundeten gesorgt und einen Bund fr freiwillige Krankenpflege gestiftet, der unter dem Zeichen des roten Kreuzes zunchst Deutschland umfate, dann aber auch Anerkennung seiner segensreichen Bestrebungen in anderen Lndern fand; ja, sie zwang in spteren Jahren ihrem hinflligen Krper die Kraft ab, den Vater-

6. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 61

1897 - Leipzig : Hirt
61 verurteilte ihn wiederum zum Tode; diesmal lie ihn der Kurfürst zum warnenden Beispiel hinrichten. Nicht ganz so schlimm erging es dem Fhrer des Brgerstandes, dem Schppenmeister Rhode. Der Kurfürst schickte Truppen in die Nhe Knigs-Bergs; da griffen auch die Brger zu den Waffen und brachten die Kanonen auf die Wlle; offenbar hofften auch sie, Hilfe von den Polen zu erhalten. Aber Friedrich Wilhelm besetzte die Straen, um jede Verbindung zwischen Knigsberg und Warschau zu unterbrechen. Als der Kurfürst sich entschlo, selbst an die Spitze seiner Truppen zu treten, war man besorgt um ihn. Aber im richtigen Augenblick schritt er zu einer List und bemchtigte sich der Person Rhodes. Der Schppenmeister wurde auf die kleine Festung Peitz gebracht. Spter wollte ihn der Kurfürst begnadigen, wenn er sein Unrecht eingestehe. Jener blieb aber trotzig und erklrte, er wolle seine Freiheit nicht der Gnade, sondern der Gerechtigkeit zu verdanken haben. So blieb er bis zu seinem Tode Gefangener. 4. Dies alles htte der Kurfürst nicht ausfhren knnen, wenn er nicht gleich im Anfang seiner Regierung ein kleines Heer gebildet htte, das er bestndig vergrerte und bte. Seine Tchtigkeit bewies es zuerst in der Schlacht von Warschau (1656) gegen die Polen. Noch wichtiger wurde es in einem Kampfe gegen die Franzosen und Schweden. In Frankreich regierte der ehrgeizige König Ludwig Xiv., der alle Lnder auf dem linken Rheinufer fr sich beanspruchte. Zunchst griff er Holland an; wre dies unterlegen, so wrde sicherlich der Kurfürst seine rheinischen Besitzungen eingebt haben. Deshalb kam er (allerdings der einzige Fürst in Europa, der dem mchtigen Ludwig zu trotzen wagte) den Niederlndern zu Hilfe. Dies erregte den Grimm des Feindes so sehr, da er die Schweden aufstachelte, Brandenburg im Rcken anzugreifen. Diesen berfall wute aber Friedrich Wilhelm grndlich zu bestrafen. Er schlug mit einem kleinen Huflein seines immer tchtiger gewordenen Heeres die doppelt so starken Schweden bei Fehrbellin (18. Juni 1675) gnzlich aufs Haupt so da die Feinde in eiliger Flucht sein Land rumen muten. In dieser Schlacht wurde der Kursrst auf wunderbare Weise gerettet. Er ritt auf einem Schimmel und wurde von den Feinden erkannt. Viele Geschosse richteten sich auf ihn. Da schtzte ihn sein Stallmeister Emanuel Froben, der gar nicht verpflichtet war. ihm auf das Schlachtfeld zu folgen, mit seinem eigenen Leibe. Die Kugel, die fr den Kurfrsten bestimmt war und ihn unfehlbar getroffen htte, streckte den Getreuen nieder. Die Schweden konnten nicht einmal Pommern behaupten; der Kurfürst

7. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 24

1897 - Leipzig : Hirt
24 schsischen Städte diesen Ursprung an, z. B. Merseburg (hier schlug Heinrich I. 933 die Ungarn) und Quedlinburg (wo der König samt seiner Gemahlin bestattet wurde). 2. Ihm folgte (936) sein Sohn Otto I. Der Vater hatte ihn noch bei Lebzeiten zum Nachfolger ausgewhlt, weil er der Tchtigste unter seinen Shnen war. Daraus entwickelten sich aber blutige Kmpfe. Der ltere Bruder Thankmar wie der jngere Heinrich trachteten nicht nur nach der Krone, sondern sogar nach dem Leben des Knigs, bis jener im Aufruhr erschlagen wurde, diesen aber die Mutter Mathilde, welche all dies Elend erlebte, zur Unterwerfung bewog. Auch den starren Sinn des knig-lichen Sohnes wute diese edle Frau zur Vershnung zu stimmen. 3. Und doch war dies noch nicht das grte Leid fr Otto I., da die Brder sich gegen ihn emprten. Er war jung vermhlt worden mit einer Frstentochter aus England Editha; aus dieser glcklichen Ehe stammte ein Sohn Ludolf, der in allem das Abbild des Vaters zu werden versprach. Da starb die Mutter eines vorzeitigen Todes. So tief Otto das geliebte Weib betrauerte, mancherlei Verhltnisse zwangen ihn zu einer zweiten Ehe. 4. Schon Heinrich I. hatte in seinen letzten Lebensjahren den Gedanken gehabt, mit Deutschland, das durch ihn geordnet und mchtig geworden war, Italien zu verbinden, Rom zu erobern und sich die Kaiserkrone auf-zusetzen, wie Karl der Groe es gethan hatte. Diesen Plan des Vaters, dessen Ausfhrung durch den Tod verhindert worden war, nahm jetzt Otto I. auf. Bald kam auch aus Italien eine Botschaft, die jedem Zaudern ein Ende machte. 5. Im nrdlichen Italien (Lombardei) wurde die jung verwitwete Knigin Adelheid von einem Fürsten bedrngt, der um ihrer Krone willen sie mit seinem Sohne vermhlen wollte. Als die Frstin von dem auf-gedrungenen Freier nichts wissen mochte, wurde sie gefangen genommen und in einen dsteren Kerker am Gardasee geworfen. Aber von hier aus gelang es ihr, durch einen treuen Boten die Hilfe des deutschen Knigs anzurufen. Nicht vergebens: Otto, ohnehin entschlossen, auf den Wegen Karls des Groen zu wandeln, htte hochsinnig, wie er war, der Bitte einer schtz-losen Frau sich nicht entzogen. So sammelte er denn ein Heer, und voraus schickte er seinen schon ziemlich herangewachsenen Sohn Ludolf, den er bereits mit der Verwaltung des Herzogtums Schwaben betraut hatte. Doch dieser war noch zu jugendlich-nnbedacht, um etwas auszurichten. Erst Otto selbst befreite Adelheid und gewann die anmutige, hochgebildete

8. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 25

1897 - Leipzig : Hirt
25 Frstin lieb. Er vermhlte sich mit ihr und wurde (951) König der Lombardei. 6. Diese zweite Ehe des Vaters war dem Schwabenherzog Lndols sehr verhat, weil er fr sein alleiniges Erbrecht frchtete. Auch der Gemahl seiner Schwester Liutgarde, der Herzog Konrad (der Rote) von Lothringen, fand sich vom König und seiner neuen Gemahlin zurck-gesetzt. Deshalb zettelten sie einen gewaltigen Aufstand an, der Otto und Deutschland in groe Gefahr brachte. Denn der leidenschaftliche Ludolf scheute sich nicht, den Landesfeind, die Ungarn, zu feiner Untersttzung herbeizurufen. Aber gerade dies erttete die Beliebtheit, deren er sich bisher erfreut hatte. Konrad sah bald sein Unrecht ein, unterwarf sich dem Vater, und als es auf dem Lechfelde (955) zur Schlacht mit den Ungarn kam, kmpfte er wie ein Lwe und starb den Heldentod. Ludolf aber war starrsinnig und gab noch lngere Zeit nicht nach, bis er, fast von allen Anhngern verlassen, doch die Gnade des Vaters anflehen mute. Otto verzieh dem reuigen Sohne; ja, er schickte ihn von neuem nach Italien, damit er durch Thateu sein Vergehen shnen knne. Doch Ludolfs Kraft war gebrochen; er siechte hin und starb in jungen Jahren. In Deutschland wollte man nicht glauben, da der ehedem so geliebte Knigssohn pltzlich dem Leben entrissen worden sei; deshalb erzhlte die Sage von wunderbaren Fahrten in ferne Lnder, die ihn dem Anblick der Zeitgenossen entzogen htten. 7. Adelheid bewies sich als treue Gattin und kluge Ratgeberin. Mit ihrer Hilfe gelang es Otto (962), sein hchstes Ziel zu erreichen: er wurde in Rom vom Papste zum Kaiser gekrnt. Nun war er der mchtigste Fürst in Europa. Von Dichtern und Geschichtsschreibern gepriesen, blieb das Andenken an Otto den Groen" im Gedchtnis des deutschen Volkes leben-big erhalten. 8. Die Sage erzhlt: Kaiser Otto der Groe wurde in allen Landen gefrchtet; er war streng, trug einen schnen roten Bart; was er bei diesem Barte schwur, machte er wahr. Nun geschah es. da er zu Bamberg Hof hielt und die geistlichen und weltlichen Fürsten des Reiches bei ihm waren. Am Ostermorgen zog der Kaiser mit allen diesen Fürsten in das Mnster, um die Messe zu hren. Unterdessen wurden in der Burg zu dem Gastmahl die Tische bereitet; man legte Brot auf und setzte schne Trinkgefe hin. An des Kaisers Hofe diente aber dazumal auch ein edler und wonnesamer Knabe; sein Vater war Herzog in Schwaben, und er war dessen einziger Erbe. Dieser kam von ungefhr vor die Tische gegangen, griff nach einem weien Brote und wollte es essen, wie alle Kinder sind, die gerne in hbsche Sachen beien.

9. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 26

1897 - Leipzig : Hirt
26 Wie er nun das Brot eben zerbrach, ging da mit seinem Stabe vorber des Kaisers Truchse, welcher die Aufsicht der die Tafel hatte; der schlug zornig den Knaben aufs Haupt, so hart, da ihm Haar und Haupt blutig ward. Der Knabe fiel nieder und weinte heie Thrneu. Das ersah eiu auserwhlter Held, Heinrich von Kempten, der war mit dem Herzogssohne aus Schwaben gekommen als dessen Zuchtmeister; heftig verdro es ihn, da man den zarten Knaben so unbarmherzig geschlagen hatte, und er fuhr den Truchse mit harten Worten an. Jener sagte, da er kraft seines Amtes aller Ungebhr am Hofe mit seinem Stabe wehren drfe. Da nahm Herr Heinrich einen Knttel und spaltete des Truchsesfen Schdel, da der Mann tot zu Boden sank. Unterdessen hatten die Fürsten Gott gedient und gesungen und kehrten zurck; da sah der Kaiser den blutigen Boden, fragte und vernahm, was sich zugetragen hatte. Heinrich von Kempten wurde auf der Stelle vorgefordert, und Otto, von tobendem Zorn entbrannt, rief: Da mein Truchse hier er-schlagen liegt, schwre ich an Euch zu rchen, bei meinem Barte!" Als Heinrich diesen Eid hrte und sah, da es sein Leben galt, sate er sich, sprang schnell ans den Kaiser los und ergriff ihn bei dem langen roten Barte. Damit schwang er ihn pltzlich auf die Tafel, da die kaiserliche Krone von Ottos Haupte in den Saal fiel, und zckte als die Fürsten, den Kaiser von diesem wtenden Menschen zu befreien, herzusprangen sein Schwert, indem er laut ausrief: Keiner rhre mich an, oder der Kaiser liegt tot hier!" Alle traten zurck, Otto, mit groer Not, winkte es ihnen zu; der unverzagte Heinrich aber sprach: Kaiser, wollt Ihr das Leben haben, so gebt mir Sicher-heit, da ich mein Leben behalte." Der Kaiser, der das Schwert an seiner Kehle fitzen sah, hob alsbald die Finger in die Hhe und gelobte dem Ritter bei kaiserlichen Ehren, da ihm das Leben geschenkt sein solle. Heinrich lie, sobald er diese Gewiheit hatte, den roten Bart los und den Kaiser ausstehen. Dieser setzte sich aber unverweilt auf den kniglichen Stuhl, strich sich den Bart und redete in diesen Worten: Ritter, Leib und Leben habe ich Euch zugesagt; damit geht Eurer Wege; htet Euch aber, mir wieder vor die Augen zu kommen! Ihr seid mir zu ungefge zum Hosgesinde, und mein Bart soll nicht wieder unter Euer Schermesser kommen." Da nahm Heinrich von allen Rittern und Bekannten Abschied und zog gen Schwaben auf seine Gter; da lebte er einsam und ehrbar. Danach der 10 Jahre begab es sich, da Kaiser Otto einen schweren Krieg fhrte, jenseits der Alpen, und vor einer festen Stadt lag. Da fehlte es ihm an Mannen, und er schickte nach den deutschen Landen, wer ein Lehen vom Reiche trage, solle ihm schnell zu Hilfe kommen bei Verlust des Lehens. Nun kam auch ein Bote zu dem Abte von Kempten, ihn auf die Fahrt zu mahnen. Der Abt sandte wiederum seine Dienstleute und forderte Herrn Heinrich, als dessen er vor allen bedrftig war. Ach, edler Herr, was wollt Ihr thun?" antwortete der Ritter Ihr wit doch, da ich des Kaifers Gnade verwirkt habe. Lieber gebe ich Euch meine beiden Shne hin und lasse sie mit Euch ziehen." Ihr aber seid mir ntiger als sie beide zusammen" sprach der Abt ich darf Euch nicht von diesem Zuge frei lassen, oder ich gebe Euer Land anderen, die es besser zu verdienen wissen." Traun" antwortete der Ritter ist dem so, da Land und Ehre auf

10. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 28

1897 - Leipzig : Hirt
28 8. Heinrich Iii. Auf Otto den Groen war sein 18jhriger Sohn Otto Ii. gefolgt; er starb schon nach 10jhriger Regierung; dann hatte dessen Sohn Otto in. nur ein Alter von 22 Jahren erreicht und war unvermhlt geblieben. Als letzter Spro des schsischen Hauses hatte Heinrich Ii. regiert und war kinderlos (1024) gestorben. Nach seinem Tode versammelten sich die Bischfe und Groen aus allen deutschen Stmmen in der weiten Ebene zu beiden Seiten des Rheines zwischen Mainz und Worms, um einen neuen Herrscher zu whlen. Bald wurden zwei edle Männer aus frnkischem Stamme als die Wrdigsten befunden, zwei Vettern, beide den Namen Konrad fhrend. Und da eine Einigung schwer ward, versprachen sich diese beiden im Angesichte des ganzen Volkes durch ehr-lichen Handschlag, da der, welcher aus ihnen gewhlt werden wrde, von dem andern zuerst den Treuschwur erhalten sollte. Nun whlten die Bischfe und Fürsten den lteren Konrad. Mit ihm beginnt das Geschlecht der salischen oder frnkischen Kaiser. Konrad Ii. war ein kraftvoller Kaiser, der das deutsche Reich mit starker Hand schirmte, obwohl er selbst nicht lesen und schreiben konnte. 1. Sein Sohn Heinrich Iii. erhob Deutschland zur grten Macht, die es jemals besessen hat. Er war 22 Jahre alt, als er den Thron bestieg, eine ernste, zur Schwermut geneigte Natur, aber dennoch thatkrftig und ent-schlssen. Bei seiner Hochzeit mit Agnes von Poitou wollte er nicht leiden, da das Fest von Spielleuten und Spamachern erheitert wurde. Er unterwarf sich strengen Bubungen, lie sich sogar den Rcken geieln oder machte in einem rauhen Berkleide Wallfahrten. Aber das hinderte ihn nicht, Deutschlands Macht der alle Staaten des mittleren und west-lichen Europa zu erhhen. Bhmen, Polen, Pommern und fr eine Zeitlang auch Ungarn muten ihn als ihren Oberherrn anerkennen; sogar eine russische Gesandtschaft erschien aus Kiew, um ihm Dienste anzubieten. Auch einer der mchtigsten Fürsten Frankreichs, der Graf von der Champagne, unterwarf sich der deutschen Oberhoheit. Die Macht Heinrichs und sein Selbstvertrauen war so groß, da er einst einem fremden Könige sagen lie: Wenn er Streit anfngt, soll er mit Gottes Hilfe erfahren, was ich vermag." In Italien stellte er das damals tief gesunkene Ansehen des Papstes wieder her, und auf seine Veranlassung wurden nacheinander drei deutsche Bischfe auf den ppstlichen Stuhl erhoben. In den siebzehn Jahren seiner Regierung hat er 12 Feldzge unternommen; keiner leuchtete an Geschicklichkeit und Mut so hervor wie er; der hochgewachsene Mann mit dem dsteren Gesichte erfllte jeden, der ihn fah, mit heiliger Scheu. Aber fein durch Krankheiten geschwchter Krper siechte schnell dahin.
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