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1. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 143

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 143 — 1629 schickte die Gräfin Margarete zu Rheda ihre Abgeordneten an Tilly mit folgender Schrift: . . So trieben uns dennoch uusrer Untertanen heiße Tränen und Wehklagen, daß wir auch bei jetziger schwerer Kontri- bution fast nicht eine Malzeit geübrigt ... Es ist unfern Untertanen un- möglich, die täglich an die 60 Taler sich erstreckende Kontribution länger zu tragen, davon auch endlich nichts andres als der vollständige Ruin des Landes und der Soldateska höchste Verlegenheit folgen muß. Schon 7 Jahre währt der Krieg, mehrere Jahre ist Mißwachs gewesen, weswegen die armen Leute kaum des Hungers sich erwehren können; geftalt sie annoch dieses Jahr ihr Brod von Eicheln backen, also gleichsam mit den Säuen aus einem Korbe gespeist werden mußten. Noch täglich streifen die statischen (holländischen) und hispanischen Völker durch das Land. In diesem Sommer haben sie schon 9960 Taler an Kontribution erlegt, sie bitten bis Mai und Juni nächsten Jahres sie zu verschonen." (Eickhoff.) So haben auch die Gütersloher unter den Nöten und Leiden der schweren, langen Kriegszeit gelitten und geseufzt. Wie oft mögen sie flehentlich ihre Hände und Herzen erhoben haben zu dem Lenker der Schlachten und der Geschicke der Menschen, der auch ihr Vater war und endlich seine Friedenssonne wieder scheinen ließ über Freund und Feind. Dankerfüllten Herzens werden sie ihre Knie vor ihm gebeugt haben, als von Münster her der Ruf erscholl: Friede auf Erden, Friede im heiligen römischen Reich! Die Juden in Gütersloh. Seit dem Jahre 1565 wohnten in Rheda und Gütersloh mehrere Juden unter gräflichem Schutz. Hierfür hatten sie jährlich eine bedeutende Summe an den Grasen zu entrichten. Da die Juden nun durch ihren Handel mit den Gütersloher Kaufleuten in starken Wettbewerb traten, beschwerten sie sich. Im Jahre 1720 besaßen die Juden schon eine eigene Synagoge. In der frühesten Zeit wurden die Juden in Rheda beerdigt. 1726 wurde der Fichtenbrink des Meiers Witthof in Pavenstädt an der Herzebrocker Straße Begräbnisplatz der jüdischen Gemeinde. Vor ungefähr 50 Jahren wurde er zum letzten Male benutzt. Heute liegt er wüst und verlassen da. Nur uoch einige Grabsteine sind erhalten. Gütersloh im 18. Jahrhundert. Im Siebenjährigen Kriege hat Gütersloh nicht viel gelitten, desto schrecklicher dagegen Rietberg, das dem österreichischen Kanzler, dem Fürsten Kauuitz-Rietberg, gehörte. Im Juni 1757 zog die französische Armee unter dem Marschall d'estrees durch Gütersloh. Alle Felder rings um Gütersloh wurden vom Feinde abgemäht. Das englisch-hannoversche Heer, das bei Brackwede ein Lager bezogen hatte, trat eilig den Rückzug au und schloß nach der Schlacht bei Hastenbeck den schmählichen Vertrag zu Zeven. Ferdinand von Braunschweig, der Sieger von Minden, kam 1759 aus dem Rückzüge vou Bergen bei Frankfurt durch Gütersloh. Die Franzosen folgten ihm auf den Fersen. Hierbei kam es am 1. Juli 1759 zu einem Reitergefecht in Schalücks Heide bei Gütersloh. Die Franzosen wurden geschlagen. Im Jahre 1772 wurde im ganzen Bistum Osnabrück

2. Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten - S. 390

1852 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
390 Viertes Buch. das Lustschlosi Pillnitz, die Stadi Pirna mit Sandsteinbrüchen, dann zu der Sachs. Schweiz: Bastei, Uttewalder Grund, Konigstein, Lilienstein, Kuhstall, Winterberg, Stàdt- chen Schandau u. s. w. (S. 335). b) Von D. geht Eisenbahn nach Leipzig, zuerst auf dem rechten Elbuser. Seitwàrts liegt Meitzen (S. 338.) v., theils auf /Felsen, die durch Brücken verbunden sind, theils in der Ticfe. Alter Dom und berühmte Porzellanfabrik, an 10,000 E. Zwischen Elbe und Mulde, links von der Bahn, Hubertsburg: Friede 1763 Üeendigte den siebenjahrigen Kricg. An der Mulde Stimma mit berühmter Landesschule. Leipzig, d. t). Lindenstadt, liegt zwischen Elster und Pleitze in eincr weiten, sich nach Sw. bis Lützen (S.374.) und Halle hinziehenden Ebene, auf der schon manche Schlacht ge- schlagen ist (Gustav Adolf und Lilly bei Breitenfeld, im N. von L. 1631, und dann ,, bei L. auf dem Plañe, o schone Ehrenschlacht, da brachen den Franzosen in Lrümmer Glück und Macht." Napo- león und die Verbündcten 16. 18. 19. Oct. 1813). L. besteht aus der innercn Stadt und mehreren Vorstadtcn: zwischen beiden ange- riehme Spaziergànge und Gartenanlagcn. Die Bevolk.rung ist sur den Umsang bedeutend, 66,000 E. Die 3 Messen der Stadr (worun- ter die Ostermesse die bedeutendste) sind die crsten in Deutschland und ziehen Kaufer und Verkaufer der entferntesten Nationen nach der Handelsstadt, die bis jetzt auch Mittelpunkt des deutschen Buchhan- dels ist (130 Buchhandlungcn). Universitat. e) Merke noch im Boigtlandc: Pla u en, Z., an? — 11,000 E. Im Muldegebiet und auf dem Erzgebirgsplateau (S. 334.) die Fabrikstàdte Z.wickau, 11,000 E., an ? — und Chemnitz, Z., über 30,000 E. ; Freiberg, v., 13,000 E., mit reichen Silber- gruben und berühmter Bergakademie. Noch viete andere Bergstadte: Johann-Georgenstadt, Z., Schneeberg, Z., An n a- berg, Z , 9000 E., der Hauptsitz der Spitzenkloppelei u. s. w. Jn der Oberlausitz: Bautzen oder Budissin an? — über 100,000 E., Schlacht 1813. Die Handelsstadt Zittau, B., an? — über 10,000 E. 2 Meilen davon nordlich Dorf Herrnhut, B., wonach die vom Grasen Nikolaus v. Zinzendors neu belebte Wrüdergemeinde (ein Zweig der evangelischen Kirche) den Ña- men der Herrnhuter führt. 6) An der Zwickauer Mulde und dann das Erzgebirgsplateau tn'nauf liegen die Lande der früher reichsunmittelbaren Fürsten und Grasen v. Schonburg, cines schon im 9tcn Jhdt. vorkommen- den Gescklechtes. Diese 12 Om. gehoren zu den angcbautcsten und bevolkertften unseres Vaterlandes; 8000 E. auf die Ih M. Die Residen; der fürstlichen Sinte ist Waldenburg, Z. Die grotzte schonburgische Stadt ist Glauchau, Z., über 8000 E., Fabrik- stadt, wie denn überhaupt Gewerb- und Betriebsamkeit in diesem Striche grosi ist. Die 3 grotzten Stadte im Konigreich? — Eisen - Lahnen: 1) Von Dresden nach Leipzig, mit Seiten- slügel nach Iüterbock und Berlin (S. 365.) und einem

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 286

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 286 — Stadt und der Abtei Streit über gegenseitige Rechte, welche durch die Reformation, der Höxter, 1533 durch den evangelischen Predi- ger Johann Winnigstedt angeregt, eisrig beitrat, neuen Zündstoff dem eifrig katholischen Stifte gegenüber erhielt. Der lang verhal- tene Haß brach im Jahre 1600 in blutige Tätlichkeiten aus, und die Abtei wurde sogar von den Bürgern belagert und beschossen. Wie die Lage Höxters an einer Haupthandelsstraße und seine Brücke über die Weser die Stadt blühend gemacht hatte, so diente derselbe Umstand später dazu, nicht endende Kriegsdrangsale über sie zu bringen. Früher wiederholt Werbeplatz für deutsche Lands- knechte, die mau dem Dienste der Ligue iu den französischen Reli- gionskriegen und Karl Ix. gewinnen wollte, ward sie im dreißig- jährigen Kriege nach einander von allen streitenden Parteien und Völkern genommen und gebrandschatzt; der tolle Christian von Braunschweig kam zuerst mit seinem Heerhausen von 10 000 Mann, den er angeworben hatte ohne mehr als zehn Thaler in seiner Tasche, dann zweimal Tilly, und nach einander Dänen, Schweden, Hessen; 'endlich stürmten am 13. April 1634 die Kaiserlichen den Ort und hausten so, daß nur dreißig Bürger aus dem „Blutbad von Höxter" das Leben gerettet haben sollen; 1673 war Höxter Turennes Hauptquartier. Von den Bauwerken Höxters sind nur die Kilianskirche mit zwei schlanken romanischen Türmen aus dem 12. Jahrhundert, die kleine, jetzt unbenutzte srühgotische Minoritenkirche, das Tillyhaus mit reichem Schnitzwerk und das hübsche alte Corvey-Thor zu er- wähnen. Eine schnurgerade Kastanien-Allee sührt zu der 1/2 Stunde entfernten uns schon bekannten Abtei Corvey. Dort be- sehen wir uns den großen Saal der Abtei mit seinen Fresken ans der biblischen Geschichte und den Kaiserbildern, die fünfzehn Bib- liothekssäle, die zwar nicht mit der alten Klosterbücherei gefüllt sind, die ins Provinzialarchiv und nach Berlin überführt wurden, wohl aber mit Mahagoni-Schränken, die viele 1000 Bände enthalten, die aus den letzten 2 Jahrhunderten stammen und vom Landgrafen Hessen-Rotenburg gestiftet sind. Verwalter dieser Bibliothek war

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 389

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 389 — von vielen Pilgern besucht. Die frühere Jesuitenkirche wird jetzt vom Gymnasium und von der evangelischen Gemeinde zugleich benutzt. Von den beiden, dem Fürsten von Salm-Horstmar (Vergl. Horstmar im Kreise Steinsurt) gehörigen Schlössern wird das eine von ihm benutzt, das andere, die Ludgeriburg, einst Residenz der münsterschen Bischöfe, liegt in Trümmern. Koesseld, ursprünglich Coasveld, leitet man von Coas (Ko — Kuh) ab unter Berufung auf das Stadtsiegel, das einen Kuh- köpf zeigt. Die Stadt ist sehr alt und war früher hochbedeutend. An seinem Sterbetage, 26. März 809, hat dort Lndgerus gepredigt. Sie ist aus einem Oberhofe der Grafen von Kappenberg entstanden. Als die Grafen Mönche wurden, erstand in ihrem benachbarten Besitztum Vallar ein Kloster, dem der Oberhof mit seinen Ansiedelungen untergeben war unter einem Vogte, zumeist einem Edeln von Horstmar. Bischof Hermann Ii. von Münster aber ließ sich den Hof abtreten und gab ihm Stadtrechte. Der seit dem 13. Jahrhundert auch befestigte Platz blühte mächtig auf und nahm bald die erste Stelle nach Münster ein. Er wurde Hansa- stadt und trieb bis nach Riga und Bergen einen ausgedehnten Handel mit seinen weit berühmten Tuchen. Die Wiedertäuferun- ruhen bestürmten auch Koesfeld, wurden aber durch die Vorsicht des Rates noch abgewandt. Im niederländisch-spanischen Kriege öffnete 1574 trotz des Mutes der Bürgerschaft der Bürgermeister Johann Witseld den Spaniern die Thore, die nun vier Monate in ihr hausten. Schrecklich waren die Drangsale im dreißigjährigen Kriege, als Gallas einzog und dann die Hessen die Stadt 1633 achtzehn Jahre besetzten. Erst Bischof Bernhard von Galen löste sie von ihnen, nahm aber auch bei seinem Einzüge den Thorschlüssel an sich. Dann baute er die Ludgeriburg und nahm hier während seiner Kämpfe mit der Stadt Münster oft seine Residenz. Auch umzog er die Stadt mit Wällen und Gräben, die aber längst zerfallen sind. Im siebenjährigen Kriege war die Stadt oft das .Haupt- quartier der feindlichen Befehlshaber, bald des Herzogs und Erb- Prinzen Ferdinand von Braunschweig, des englischen Herzogs von

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 443

1900 - Minden i. W. : Volkening
In dem Mittelbau soll ein einziger Saal so groß ge- Wesen sein, daß ein vierspänniger Wagen in ihm nm- wenden konnte. Der sah dann die üppigen Festgelage der erregten Anhänger und Feinde des Kurfürsten Gebhard Trnchseß> der die Reformation einführte. Er wurde abgesetzt, und sein Nach- folger Ernst von Baiern unterdrückte ihn und seine Bestrebungen, konnte es aber nicht hindern, daß die Niederländer einfielen und schreckliche Verwüstungen anrichteten. Dazu brach die Pest aus, und am Trinitatisfeste 1600 ging fast die ganze Stadt in Flammen auf. Der Landesfürst bekümmerte sich wenig um die Not und lag in feinem Lieblingsschlosse Arnsberg und dem nahen Jagdschlosse Hirschberg vor allem der Jagd ob; soll auch mit Jungfer Gertrud von Plettenberg, der er in Arnsberg den Landsberger Hof baute, als mit seiner Hofdame und Geliebten, gern vergnügten Verkehr gehabt haben. Im dreißigjährigen Kriege war Stadt und Schloß zweimal dem Verderben nahe. Am Hirschberger Thor meldet eine Tafel: „Durch Blitz und Regen hat Gottes Segen in St. Norberti Nacht den Becker- mann verjagt." Beckermann, ein geborener Arnsberger, hatte die Hessen zum Angriff aus seine Vaterstadt geführt. Da wurde ihm eines Abends, als er am Grabe seines Vaters stand, zu Wedding- hausen durch eine feindliche Kugel der Hut vom Kopse gerissen. Ent- setzt nahm er nun ein bald ausbrechendes schweres Gewitter zum Vorwande, um seine Truppen angeblich wegen der anschwellenden Ruhr ins Hauptquartier zurückzuführen. Diese Errettung wird noch am Norbertitage durch eine Prozession zum Schloßberge gefeiert. Sonst hat das Herzogtum in dem Kriege entsetzlich gelitten. Kamen die Hessen, die Braunschweiger, die Weimaraner und nament- lich die Schweden als Feinde des katholischen Ländchens, brannten, verwüsteten, mordeten und raubten, so erschienen die Kaiserlichen als Freunde, wollten aber ebensogut wie jene unterhalten sein, trieben unermeßliche Summen ein und marterten, erschossen und vertrieben, wenn sie nicht bezahlt werden konnten. Aus den gleichzeitigen Be- richten nur einen Notschrei: „Wir wichen mit Weib und Kindern ins Gewäld, lagen darin wiederumb 5 Wochen, im Walde brach unter uns die Pest aus; der Feind siel in die nackten Mauern ein,

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 209

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 209 — dem Magistrate, et wolle die Stadt haben. Kein Sträuben half, Tilly besetzte mit 600 Mann den Ort. Herford litt fürchterlich unter dem Kriegsdrucke. Im Jahre 1627 kam die Besatzung von Minden in die Nähe der Stadt und raubte alles Vieh aus den Werrekämpen. Zur selben Zeit wütete die Pest in dem Orte, und ein großer Teil der Bürger starb. Zu diesen Drangsalen aller Art kam bald neue Not. Im Jahre 1629 befahl der deutsche Kaiser Ferdinand, alle eingezogenen kirch- lichen Güter den Katholiken zurückzugeben. Wirklich langten bald darauf kaiserliche Bevollmächtigte in Herford an, um die Stadt- kircheu, die Klöster und Güter den Lutherischen wegzunehmen und die Herforder zum katholischen Bekenntnisse zurückzuführen. Her- ford weigerte sich standhaft, diesen Befehl zu befolgen. Die An- kunft des schwedischen Königs Gustav Adolf in Deutschland und seine Siege änderten die Sache. Auch die Herforder blieben im Besitze ihrer kirchlichen Güter. Am 4. Februar 1633 besetzte der schwedische General von Kniephansen mit seinen Truppen die Stadt; bald kamen die Kaiser- lichen und trieben die Schweden zurück. Nun rückte der schwedische Feldherr Alexander von Leslie vor, warf die Feinde ums Jahr 1636 aus Herford und schlug bei der Stadt ein Lager auf. Hier stand er sechs Wochen. Auf der Schildefcher Heide lagerten die Kaiserlichen. Die Kriegsvölker sogen die Gegend bis aufs Blut aus. Herford mußte den Schweden Steuern über Steuern bezahlen, Brot, Bier, Getreide und andere Lebensmittel liefern und obendrein Plün- derungen und Grausamkeiten erdulden. Der Wohlstand sank, die Stadt kam tief in Schulden. Um diese Zeit verlor Herford auch die Reichsuumittelbarkeit. Der große Kurfürst beschloß, da das umschließende Ravens- berger Land, seit 1609, wenn auch nur erst vorläufig, zu Branden- bürg gehörte, Herford ihm beizufügen. Er befahl am 11. August 1647 seinem Kommandanten Wolf Ernst von Eller, sich der Stadt mit Gewalt zu bemächtigen, sie mit Reitern und Fußvolk zu be- setzen, ohne Plünderung die Bürger zu entwaffnen und ihnen zu S ch ul z e, Heimatskunde.

7. Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 164

1901 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 164 — Aus Tabelle Ii S. 163 geht hervor, daß die Dichtigkeit der Bevöl- kerung in diesem gebirgigen Teil etwa V4 derjenigen in der Ravensberger Mulde beträgt. Sie hat in den letzten 20 Jahren nur da einen wesent- lichen Fortschritt gemacht, wo neue Eisenbahnen angelegt oder wo alte Verkehrswege weiter ausgebaut wurden (Weser). Dadurch erhielten ein- mal Städte, wie Paderborn, eine bedeutende Beamtenzufuhr, sodann waren die Vorbedingungen zum weiteren Aufblühen alter Industrien oder zur Einführung neuer Industrien gegeben (Steinheim, Warburg, Brakel, Höxter, Beverungen), den Badeorten Lippspringe, Driburg und den Sommerfrischen konnten Gäste leichter zugeführt werden. Wohl keine andere Gegend hat die Schrecken des 30jährigen Krieges schmerzlicher und länger empfunden als der Südosten des Regiernngs- bezirks Minden. Die Zahl der Bewohner soll in manchen Orten hente noch hinter der vor dem 30 jährigen Kriege zurückstehen. Salzkotten wnrde 1633 von Christian von Brannschweig geplündert, Warburg, das infolge des blühenden Handels und Gewerbes vorher 1500 streitbare Männer ins Feld stellen konnte, dessen Leder-, Leinen-, Tuchfabriken und Wollwebereien weithin Ruf genossen, ist im 30 jährigen Kriege zu einer Ackerbaustadt herabgesunken. Höxter, als Hansastadt 15000 Einwohner zählend, wnrde während des 30 jährigen Krieges von den verschiedenen Parteien genommen und gebrandschatzt, so von dem tollen Christian von Braunschweig, Tilly, Pappenheim, den Dänen, den Schweden, den Hessen. Nach dem Blutbade von Höxter am 13. April 1634 soll Höxter nur noch 30 Bürger gezählt haben. Beverungen hatte während des 30jährigen Krieges Unsägliches zu leideu und wnrde 1633 vollständig niedergebrannt, Brakel ist viermal gebrandschatzt worden: von den Hessen 1633, den Kaiserlichen 1638, den Schweden 1646, den Franzosen später noch einmal 1673. Paderborn, durch deu Bischof vou Fürstenberg antiresormiert, wurde 1622 vou Christian von Braunschweig hart mitgenommen. Der bei weitem größte Teil der Bewohuer ist katholisch und dem Bistum Paderborn unterstellt, nur 8 °/o der Bevölkerung bekennt sich zur evangelischen Lehre und 11/2 °/o sind Israeliten. Aufgaben: 1. Ju welchen Beziehungen ist der Teutoburger Wald eine Grenze? 2. Die Behauptungen in dem Gedicht „Die Weser" von Dingelstädt sind zu beweisen! 3. Inwiefern ist die Weser vor allen Flüssen ein echt deutscher Strom zu ueuueu? 4. Inwiefern kann eine Betrachtung der wirtschaftlichen Verhältnisse und eiue Vergleichuug derselben in der Ravensberger Mulde und dem gebirgigen Teile miteinander mit Achtung vor dem historisch Gewordenen erfüllen?

8. Kleine Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 15

1913 - Minden i.W. : Hufeland
— 15 — Kurfürsten von Brandenburg gegeben. Diesem ersten Herrscher aus dem Hause der Hohenzollern ist an der Weserbrücke ein Standbild errichtet worden. Im Siebenjährigen Kriege fand am 1. August 1759 nördlich und südlich von Minden, bei den Dörfern Todtenhausen und Gohfeld, letzteres im Kreise Herford gelegen, eine Schlacht statt, in der Erzherzog Ferdinand von Braunschweig, der Schwager des „alten Fritz", die Franzosen schlug. Wandert man von Minden die Chaussee auf dem linken Weserufer nach Norden hin, so kommt man bei dem Dorfe Todtenhausen an ein Denkmal, welches an die Schlacht erinnert. Es ist ein schön gotisch verzierter Obelisk mit den Köpfen der Heerführer und des großen Preußenkönigs. Setzen wir unsere Wanderung auf derselben Straße sort, so gelangen wir zu dem Städtchen Petershagen. Es liegt am linken Weserufer, da, wo die Osper mündet. Hart am Flusse steht ein altes Schloß, das einer der Bischöfe Mindens vor etwa 600 Jahren erbaute, um von dort aus sicher und unabhängig von den widerspenstigen Bürgern Mindens regieren zu können. In der Kirche zu Petershagen nahm im Jahre 1650 der Große Kurfürst die Huldigung seiner neuen Untertanen aus dem Fürstentum Minden entgegen. Die kleine Ackerstadt hat ein evangelisches Lehrerseminar, eine Präparanden- und eine Taubstummen-Anstalt. — Weiter unterhalb Petershagen haben wir vielleicht am rechten Weserufer das Feldjdista- v i s o oder I d i s i a v i s o (d.h. Wiese der weisen Frauen) zu suchen, wo sieben Jahre nach der Hermannsschlacht im Teutoburger Walde die Germanen von den Römern besiegt wurden. — Westlich im Kreise Lübbecke finden wir das Kirchdorf Rahden mit Zigarrenfabriken, Ziegeleien und Webereien, einer Woll- spinnerei und Eisengießerei. Die Rahdener Burgruinen sind die Überreste einer Feste, die ebenfalls ein Mindener Bischof erbauen ließ und zwar zum Schutze gegen die häufigen Ein- fälle der Grafen von Diepholz. Der feste, aus Quadersteinen erbaute Turm ist bis auf den heutigen Tag zu sehen. b) Das welergebirge unü üer Teutoburger R)slü mit üem üszwjschen liegeuüeu 6llge!!önüe. 1. Das Wesergebirge zieht sich südlich der Norddeutschen Tiefebene als eine Bergkette quer durch den Regierungsbezirk. Obwohl es sich durchschnittlich nur 300 in über den Meeres-

9. Kleine Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 29

1913 - Minden i.W. : Hufeland
— 29 — Paderborn war früher die Hauptstadt des Bistums Paderborn, des ältesten in Westfalen, das die jetzigen Kreise Paderborn, Büren, Warburg und den Südwesten von Höxter umfaßte. Es verdankte feine Gründung dem Kaiser Karl den Großen, der hier zweimal (777 und 799) einen Reichstag abhielt. Er teilte das Land der Sachsen in Missions- bezirke ein; die Gegend von Paderborn stellte er unter die Obhut des Bischofs von Würzburg. Dann wurde dieser Bezirk in ein selbständiges Bistum verwandelt. Gar oft lagen die Bürger der Stadt mit ihren Bischöfen in Streits auch zur Zeit der Reformation kam es zu harten Kämpfen. Während des Dreißigjährigen Krieges hatte Paderborn außerordentlich viel zu leiden. Der kaiserliche General von Götze ließ die Stadt sogar mit glühenden Kugeln beschießen. Bald hatten sie die Protestanten, bald die Kaiserlichen in Besitz. Gleich zu Anfang nahm sie der Herzog Christian von Braunschweig ein. Als er in den Dom kam und dort die silbernen Bildsäulen der Apostel sah, sprach er: „Was macht ihr hier, da doch ge- schrieben steht: Gehet hin in alle Welt! Wart', ich will euch hinaus- schicken!" Er ließ Taler daraus 'prägen, und so wanderten sie hinaus in alle Welt. Im Jahre 1803 kam das Bistum Paderborn als weltliches Land an Preußen. Doch blieb die Stadt der Sitz eines Bischofs. Nordwestlich von Paderborn finden wir an der Mündung der Alme den Ort Neuhaus. Er war oft die Residenz der Bischöfe von Paderborn, die hier ein großes Schloß hatten, das jetzt als Kaserne benutzt wird. Es find darin drei Eskadrons des 8. Hufareu-Regiments einquartiert. In der Nähe von Neuhaus ist in der Senne ein großer Truppe nübungs- platz eingerichtet. Namentlich während der Sommermonate werden hier zahlreiche Truppen in Baracken untergebracht und in großen Abteilungen exerziert. Von dem Sporkhofe, nicht weit von dem Städtchen Delbrück am Haustenbache, stammt der General Spork, ein berühmter Heerführer im Dreißigjährigen Kriege auf Seiten des Kaisers. Als achtzehnjähriger Jüngling vertauschte er den Hirtenberuf mit dem des Soldaten und stieg während des Krieges von Stufe zu Stufe bis zum General empor. Als er später einmal ein Heer gegen die Ungarn führte, sprang er vor der Schlacht aus dem Sattel, entblößte sein Haupt, kniete nieder und betete: „Allmächtiger Generalissimus dort oben, willst du heute uns, deinen christgläubigen Kindern nicht helfen, fo hilf nur wenigstens auch den Türken nicht; dann wollen wir schon mit ihnen fertig werden!" Nach drei Stunden war ein glänzender Sieg errungen. Zum Dank erhob ihn der Kaiser in den Grafenstand und schenkte ihm große Güter in Böhmen. Jetzt erst lernte er seinen Namen schreiben. Er unterzeichnete „Spork Graf". Als man ihm sagte, er müsse „Graf Spork" schreiben, antwortete er: „Ei wat, ick was eher Spork aas Graf!"

10. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden (Nassau) - S. 11

1913 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 11 — liegt an der Mündung der Nidda in den Main. Sie wird von dem hohen Tnrme des zerstörten Schlosses überragt. Höher noch ist ein 82 in hoher Fabrikschornstein. Höchst ist Fabrik'stadt. Sein großes Farbwerk ist die bedeutendste Fabrik des Landes. In demselben sind an 8000 Personen beschäftigt. Die Stadt war oft der Schauplatz harter Kämpfe. Die Schlacht bei Höchst (1622). Jmdreißigjährigen Kriege wurde Höchst sechsmal erobert und dabei hart mit- genommen Verderblich für Sie Stadt war namentlich der Sieg, welchen der bay- rische General Tilly über den Herzog Christian von Braunschweig gewann. Tilly war Befehlshaber der kaiserlichen Truppen; Christian von Braunfchweig stand auf feiten der Protestanten. Letzterer zog von Norden her an den Main, um sich jenseits desselben mit seinen Anhängern zu vereinigen. Als sein Heer vor Höchst erschien, ergriffen Besatzung und Bürger die Flucht über den Main, und die Mauern der Stadt wurden von den Feinden erstiegen. Aber schon waren auch Christian von Braunschweig die Kaiserlichen unter Tilly auf den Fersen. Am 10. Juni 1622 kam es zur Schlacht. Die Braunschweiger widerstanden tapfer, waren aber einer so großen Übermacht nicht gewachsen. Christian von Braunschweig gab deshalb den Befehl zum Rückzug auf das jenseitige Ufer. Dieser Rückzug wurde aber zu einer verderb- lichen Flucht. Viele Soldaten fanden beim Durchgang durch den Main den Tod in den Wellen und viele versanken auf der Flucht im Schwanheimer Moor. — Fast zehn Jahre später wurde Höchst vom Schwedenkönig Gustav Adolf eingenommen. Derselbe wohnte längere Zeit in einem Stübchen unter dem Burgturm. Griesheim am Main, das größte Dorf des Bezirks, hat große chemische Fabriken und 11 500 Einwohner. Auf dem linken Mainufer liegt nur das Dorf "Schwanheim, das jetzt durch eine Brücke mit dem rechten Ufer verbunden ist. Von Höchst führt eine Eisenbahn nach Soden. Dieses liebliche Heilbad, welches viele Salzquellen besitzt, liegt sehr ge» schützt am Fnße des Tauuus. Westlich vou Höchst finden wir Hofheim, Städtchen am Schwarzbach. Uber demselben steht auf einem Berge die weithin sichtbare Hofheimer Kapelle. Bei Hofheim ist der Eingang zum Lorsbacher Tal. 4- Stadtkreis Frankfurt. Der Stadtkreis Frankfurt breitet sich in der milden, fruchtbaren Mainebene zu beiden Seiten des Maines aus. Er umfaßt nur die Stadt Frankfurt mit ihrer ausgedehnten Gemarkung. Frankfurt a. M. ist die größte Stadt des ganzen Regierungsbezirks. Sie zählt 425 000 Ein- wohner, also über 1ja aller Bewohner des Bezirks. Bon elfteren sind etwa 2/3 evangelisch, 1/3 katholisch und */u israelitisch. Frankfurt ist eine der schönsten und reichsten Städte Deutschlands. Auch in Handel und Wer- kehr uimmt es einen der ersten Plätze ein. Sieben Brücken führen über den Main. Zwölf Eisenbahnen münden hier. Großartig ist der Hanpt- bahnhof; er ist einer der größten der Welt. Hier laufen täglich über 700 Personenzüge ein und aus, das ist durchschnittlich alle
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