30
Iii. Nationale Emigungsmmel.
Die Zersplitierung der Stämme und Städte im Mutterlande
und in den Kolonien hätte ohne ein bestimmtes Gegengewicht zur
völligen Auflösung führen müssen. Dieses Gegengewicht fand sich
neben dem stark ausgeprägten Nationalbewußtsein allen Nicht-
griechen (Barbaren,) gegenüber in mehreren, durch die Volks-
religion hervorgerufenen oder geheiligten Instituten: der gemein-
same Götterglanbe ist das festeste staatengründende Band.
A. Das Delphische Orakel.
Ein uraltes Erdorakel des Apollon, des ,Propheten des
höchsten Zeus', des Gottes der sittlichen Reinheit und geistigen
Klarheit, der Ordnung und des Rechtes (s. S. 14). Der Sage
nach der nufpuxog der Erde, in Wahrheit das Centrum der Hel-
lenischen Cultur, durch den dorischen Stamm und seit der Wand-
rung desselben zu besonderer Bedeutung gelaugt; eilt höchstes
Tribunal über die ^Grundsätze des Rechts und oberste Instanz
in der Politik, weit über die Grenzen Griechenlands und seiner
oft auf Anregung des Orakels ausgesandten Kolonien von oft
entscheidender Autorität.
Ein Erdspalt mit ansströmenden gasartigen Dämpfen, die
ekstatische Erregungen bewirken (nnv/ua £v9ovat.aotiy.ov). lieber
dem Schlund neben dem heiligen Lorbeerbaum der goldne Drei-
fuß, der Sitz der Pythia, deren weissagende Aeußerungen (bald
s/u/Lutga bald u/uftou) von den mit den Zuständen Griechenlands
wohl vertrauten Priestern und ihren Gehülfen metrisch gefaßt
wurden. Ursprünglich nur eine Pythia und ein uqoytjvrig oder
uq6f.kx.vvic, später zwei Priesterinnen und mehrere Priester. Großer
moralischer Einfluß des Orakels aus ganz Griechenland bis in
die späteren Zeiten; — Einwirkung mehr aus das was geschehen
sollte, als eigentliche Wahrsagung. Bestechungen der Priesterin
kommen vor, aber als seltene Ausnahmen; — Große Tempel-
schätze in den Thesauren.
B. Die tamphiktyonien.
Einungen von Nachbarstaaten (äfiyixvioveg) zu religiöser Fest-
feier um ein Bundesheiligthnm. Am bedeutendsten die Delphische
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
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147
1) In Vollbürgergemeinden. Die Vollbürgergemeinden ziem-
lich zusammenhängend zwischen Formiü in Latium und dem süd-
lichen Etrurien und zwischen Meer und Apennin; die übrigen
Bollbürgergenieinden zerstreut.
2) In Gemeinden, die ini Verhältniß der Unterthänigkeit
standen. Die letzten zerfielen wieder in drei Klassen:
a) die Gemeinden latinischen Rechtes, die nur privatrechtlich
(in Handel und Verkehr, Erbschaftsangelegenheiten re.) den Ge-
meinden der Vollbürger gleichgestellt waren und ihre eigene Ver-
waltung durch Diktatoren oder sogenannte Aedilen hatten. Die
Inhaber von Gemeindeämtern waren römische Vollbürger.
b) Die Gemeinden ohne eigene Verwaltung, denen ein von
Rom bestellter Präfekt Recht sprach.
e) Die Soeii oder die Gemeinden nicht latinischen Rechts,
die bald mehr bald weniger politische Rechte ausübten, nach be-
sonderen mit Rom abgeschlossenen Verträgen.
Zweite Abteilung.
Das Zeitalter der außer italischen Kriege und Erobe-
rungen 264—133 v. Ehr.
Erster Abschnitt.
Kriege im Westen. Rom inrd Carthago. (264—201.)
1. Der erste pmüsche Krieg (264—241).
Carthago's günstige Lage. Die Carthager semitischen Stam-
mes, mehr ein Handels- als ein politisches und militärisches Volk,
Söldnerwesen. Sie standen damals auf der Höhe ihrer Machff
bildeten den größten imb reichsten Seestaat der damaligen Welt,
beherrschten die Nordküste Afrika's, Sardinien und Corsika und
theilweise Sieilien. Ihre zwei zwar gewählten aber wahrschein-
lich lebenslänglichen Suffeten, ihnen zur Seite zwei Senate, wo-
von der eine ans den Geschlechtern, der andere aus den reichsten
Bürgern genommen war. Waren Suffeten und die beiden Se-
nate uneinig, so wurde die Volksversammlung befragt. Kampf
der Syraknsaner und Carthager um Sieilien. Während die Ur-
sache des ersten punischen Krieges in der Eifersucht und in dem
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Ortsnamen: Latium Etrurien Rom Sardinien Corsika
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26
Iii. Nationale Einmngsmittkl.
Die Zersplitterung der Stämme und Städte im Mutterlande
und in den Kolonien hätte ohne ein bestimmtes Gegengewicht zur
völligen Auflösung führen müssen. Dieses Gegengewicht fand sich
neben. dem stark ausgeprägten Nationalbewußtsein allen Nicht-
griechen (Barbaren) gegenüber in mehreren, durch die Volks-
religion hervorgerufenen oder geheiligten Instituten: Der gemein-
same Götterglaube ist das festeste staatengründende Band.
A. Das Delphische Orakel.
Ein uraltes Erdorakel des Apollon, des ,Propheten des
höchsten Zeus', des Gottes der sittlichen Reinheit und geistigen
Klarheit, der Ordnung und des Rechtes (s. S. 13). Der Sage
nach der ,Nabel' der Erde, in Wahrheit das Centrum der hel-
lenischen Cultur, durch den dorischen Stamm und feit der Wand-
rung desselben zu besonderer Bedeutung gelangt; ein höchstes
Tribunal über die Grundsätze des Rechts und oberste Instanz
in der Politik.
Ein Erdspalt mit ausströmendeu gasartigen Dämpfen, die
ekstatische Erregungen bewirken, lieber dem Schlund der goldne
Dreifuß, der Sitz der Pythia, deren weissagende Aeußerungen
von den mit den Zuständen Griechenlands wohl vertrauten
Priestern und ihren Gehülfen metrisch gefaßt wurden. Ursprüng-
lich nur eine Pythia und ein Priester, später zwei Priefterinnen
und mehrere Priester. Großer moralischer Einfluß des Orakels
auf ganz Griechenland bis in die Mteren Zeiten; — Einwirkung
mehr auf das was geschehen sollte, als eigentliche Wahrsagung.
Bestechungen der Priesterin kommen vor, aber als seltene Aus-
nahmen; — Große Tempelschätze.
B. Die Ainphictimien.
Einungen von Nachbarstaaten zu religiöser Festfeier um
ein Bundesheiligthum. Am bedeutendsten die Delphische
Amphictyonie, zum Schutz des Delphischen Heiligthnms und
des Demetertempels zu Anthela bei den Thermopylen. sowie zur
Besorgung der pythischen Spiele, schon im hohen Alterthum ge-
gründet, aber wohl erst im achten Jahrhundert zu festen Formen
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71
meinten, unterhält er sich mit Jedem, zieht Freunde an sich und
sucht mit ihnen — selbst bedürfnislos, und ohne Lohn — ein
wahres begriffsmäßiges Wissen aufzuerbauen im Gegen-
satz gegen die nur von der Oberfläche der Dinge geschöpften Vor-
stellungen : seine Gespräche vorzugsweise aus Erkenntniß des
Menschen und seiner Pflichten (das „Lerne dich selbst kennen"
des delphischen Tempels), nicht aus Naturphilosophie gerichtet;
sein Satz, daß die Tugend ein Wissen sei. Ohne sich mit dem
Volksglauben in Widerspruch zu setzen, entfaltet er so eine heilsam-
anregende Thütigkeit, leistet dem Staat seine Pflichten pünktlich,
kämpft bei Potidäa, Delion, Amphipolis, widersteht allein dem Un-
recht beim Arginusenprozeß (s. S. 67), ebenso beit 30 Tyrannen, ohne
weitere Anfechtung (außer den „Wolken" des Aristophanes 424),
bis er in seinem 70. Jahr angeklagt wird, „daß er die Jugend
verderbe, an die Götter des Staats nicht glaube, andre neue
Gottheiten einführe." Bertheidigungsrede vor dem Heliastengericht,
welche in der Form, die ihr sein Schüler Plato gegeben, das
erhabenste Denkmal ejnes reinen Gottesbewußtseins, das wir aus
dem Alterthum besitzen, ebendeßwegen seinen Richtern unverständ-
lich bleibt. Dennoch nur mit sehr geringer Mehrheit schuldig ge-
sprochen, reizt er das Gericht durch seinen Gegenstrafantrag, „ihm
als Staatswohlthäter einen Platz im Prytaneion zu geben";
wird zum Tode verurtheilt. Kurzer Aufschub, während das
Schiff mit der Festgesandtschafl nach Delos geht. Zurückweisung
eines Fluchtantrags (Critou), weil man den Gesetzen auch wo
sie Unrecht haben gehorchen müsse: nach Gesprächen mit seinen
Freunden über die Unsterblichkeit der Seele trinkt er den Gift-
becher und leidet so den Tod, den er mit seinen letzten Worten
(„dem Heilgotte schulden wir einen Hahn, vergeßt nicht ihn zu
opfern") als eine Genesung bezeichnet.
3. Der Zug des jüngeren Cyrus, der Rückzug der Zehn-
tau s en d uu d die Verw icklun gen mit den Persent (401—394).
a. Auf Darms Ii. folgt im Jahr 404 Artaxerxes Ii. Mnemon,
dessen jüngerer Bruder Cyrus mit Lysander int Bunde dett Spartanern
zum Sieg im peloponnesischen Kriege verholfen hat. Ehrgeizige
Plane des Fürsten, unterstützt von seiner Mutter Parysatts; mit
Hülse seiner Verbindungen in Griechenland, mittelbar (durch
Lysanders Einfluß) von Sparta unterstützt, sammelt er neben
zahlreichen barbarischen Truppen eine griechische Söldnermacht
von 13000 Mann unter verschiedenen Führern, deren bedeutendster
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Potidäa Amphipolis Cyrus Cyrus Artaxerxes Mnemon Cyrus Cyrus
139
1) In Vollbürgergemeinden. Die Vollbürgergemeinden ziem-
lich zusammenhängend zwischen Formiü in Latium und dem süd-
lichen Etrurien und zwischen Meer und Apennin; die übrigen
Vollbürgergemeinden zerstreut.
2) In Gemeinden, die im Verhältniß der Unterthänigkeit
standen. Die letzten zerfielen wieder in drei Klassen:
a.) die Gemeinden latinischen Rechtes, die nur privatrechtlich
(in Handel und Verkehr, Erbschaftsangelegenheiten re.) den Ge-
meinden der Vollbürger gleichgestellt waren und ihre eigene Ver-
waltung durch Diktatoren oder sogenannte Aedilen hatten. Die
Inhaber von Gemeindeämtern waren römische Vollbürger.
d) Die Gemeinden ohne eigene Verwaltung, denen ein von
Rom bestellter Präfekt Recht sprach.
e) Die Socii oder die Gemeinden nicht latinischen Rechts,
die bald mehr bald weniger politische Rechte ausübten, nach be-
sonderen mit Rom abgeschlossenen Vertrügen.
Zweite Abtheilung.
Das Zeitalter der außeritalischen Kriege und Erobe-
rungen 264 -133 v. Ehr.
Erster Abschnitt.
Kriege im Westen. Rom und Carthago. (264—201.)
t. Der erste punische Krieg (264—241).
Carthagv's günstige Lage. Die Carthager semitischen Stam-
mes, mehr ein Handels- als ein politisches und militärisches Volk,
Söldnerwesen. Sie standen damals auf der Höhe ihrer Machff
bildeten den größten und reichsten Seestaat der damaligen Welt,
beherrschter: die Nordküste Afrika's, Sardinien und Corsika und
theilweise Sieilien. Ihre zwei zwar gewählten aber wahrschein-
lich lebenslänglichen Suffeten, ihnen zur Seite zwei Senate, wo-
von der eine aus den Geschlechtern, der andere aus den reichsten
Bürgern genommen war. Waren Suffeten und die beiden Se-
nate uneinig, so wurde die Volksversammlung befragt. Kampf
der Syrakusaner und Carthager um Sieilien. Während die Ur-
sache des ersten punischen Krieges in der Eifersucht und in dem
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Carthago
Extrahierte Ortsnamen: Latium Etrurien Rom Rom Sardinien Corsika
96
gegen die Thüringer unter Herminafried vor. In dem ersten Treffen
waren die Franken siegreich, konnten aber in einem zweiten den Sieg
nur mit so schweren Opfern erkaufen, daß sie sich nach Bundesgenossen
umsehen mußten. Als solche fanden sich die Sachsen, welche damals
in den Ebenen zwischen Rhein und Elbe wohnten und kriegerisch
und abenteuerlustig waren.
Herminafried hatte sich in die Gegend an der Unstrut zurückgezogen
und stützte sich auf Burg-Scheidungen. Mit großer Übermacht rückten die
Franken und Sachsen heran, um dies letzte Bollwerk der Thüringer
zu nehmen. In einem verzweifelten Ausfalle brachen diese heraus,
wurden aber in die Feste zurückgedrängt und hart belagert. Da, in
der größten Not, bat Herminafried Theodorich um Frieden; und dieser,
dem die Beute, welche er den Sachsen versprochen hatte, leid geworden
war, bewilligte nicht nur die Waffenruhe, sondern schloß mit den
Thüringern ein Bündnis gegen die Sachsen, die ahnungslos vor der
Feste lagen.
Am Abende dieses Tages ging mm ein junger Thüringer am
Ufer des Flusses jagen und warf seinen Jagdfalken nach einer Ente.
Indem kommt ein Sachse an das andere Ufer und lockt den Falken
zu sich. Da bat der Thüringer ihn, daß er ihm seinen Vogel wieder-
gebe; der wollte es aber nicht tun. Da sprach der Thüringer: „Laß
den Falken fliegen; ich will dir etwas offenbaren, das dir und deinen
Freunden nützer werden wird als 100 solcher Vögel." Da sprach der
Sachse: „Das sage mir, und ich sende dir den Falken wieder!"
Darauf verriet ihm der Thüringer: „Die Könige haben sich verglichen
und Frieden geschlossen, und wenn ihr morgen noch in euren Zelten
gefunden werdet, so fangt und erschlägt man euch!"
Der Sachse ritt zu seinem Heere und gab Kunde von dem, was
er erfahren hatte. Die meisten Führer rieten, man solle bei Nacht
entfliehen. Da stand aber einer der alten Helden ans und sprach:
„Nun höret, ihr allerbesten Sachsen, ich habe manches Jahr gelebet
und bin zu diesem Alter gekommen; bei wie vielen Geschäften ich aber
auch gewesen bin, nie habe ich gesehen, daß ein Sachse floh. Wer
fliehen will, der mag es tun; aber kann ich ohne Flucht nicht länger
leben, so ist mirs viel süßer, daß ich sterbe mit meinen Freunden!"
Er gab seinen Volksgenossen den Rat, noch in dieser Nacht über die
in Sicherheit schlummernden Thüringer herzufallen und durch den
leichten Erfolg den Frankenkönig zu zwingen, wieder offen auf ihre
Seite zu treten. Diesem klugen Plane stimmen alle zu, und in der
Nacht wird die Burg ohne Widerstand von den Sachsen erstiegen. Die
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Geschichte der ltesten Völker und Staaten.
5
welche am Zerstren ihre Lust finden, die grte Verehrung genieen. Die menschliche Seele ist nach dem Glauben der Inder zwar zur Seligkeit bestimmt, aber zur Strafe in den irdischen Leib gebannt. Sie wrde gnzlich dem Verderben anheimfallen, wenn nicht von Zeit zu Zeit Vischnu auf Erden verkrpert (incarnirt) erschiene; neun solcher Erscheinungen (Jncarnationen) sind schon vorber, die zehnte wird noch erwartet. Durch Opfer, im Siwaismus blutige, im Visch-nuismus unblutige, durch Waschungen im heiligen Wasser des Ganges,
durch Wallfahrten, Kasteiungen, durch Gaben an die Priester, be-sonders aber durch fortwhrende Richtung der Gedanken auf Brahma kann die Seele schon hienieden eine solche Luterung erhalten, da sie nach dem Tode unmittelbar zum Jndra dringt; aber die Seele des Lasterhaften mu erst in langer Wanderung durch verschiedene Thier- und Pflanzenkrper fr diesen Zustand vorbereitet werden; der Krper kehrt nach dem Tode zu den vier Elementen zurck. Die Tugend wird allein in rein uerlicher Werkheiligkeit gesucht, und während der indische Glaube auf der einen Seite die ngstliche Scheu zeigt, auch das geringste Geschpf zu verletzen, so nhrt er auf der anderen grenzenlose Lieblosigkeit gegen den Mitmenschen; die entsetzlichste Verletzung des eigenen Krpers gilt als Verdienst, selbst Anderen zugefgte Qual und Tod als erwiesene Wohlthat, ja ein-zelne Secten betrachten den Mord als das der Gottheit wohlgeflligste Geschft. Das Weib wird nur als Sclavin des Mannes betrachtet,
jedoch findet die Selbstverbrennung der Frauen nach dem Tode der Männer nur noch unter groen Einschrnkungen statt.
Die Einrichtungen des Staates, welche mit der Religion auf Staats-das engste verbunden sind, beruhen auf den Gesetzbchern des Menu etn^f^3en oder Manu. Wie dieser als Enkel Brahma's betrachtet wird, so Indern, erscheint auch jedes Gesetz, jede Einrichtung als von Gott gegeben, und somit auch jede Verletzung desselben als Snde gegen Gott.
Als die wesentlichste Einrichtung, welche als von Gott geboten dar-gestellt und deshalb mit grter Geduld ertragen wird, ist die Einteilung des Volkes in Kasten zu betrachten. Ursprnglich gab es nur vier Kasten: l) die Priester (Brahrnanas), die als heilig und unverletzlich galten, während das grte Vergehen ihrerseits durch Geld oder Verbannung geshnt werden konnte. Ihr Geschft ist strenge Beobachtung der religisen Pflichten und Zeremonien, Verrichtung des Gottesdienstes, Erklrung der Bedas (s. unten), besonders Hebung der Wissenschaften; doch knnen sie auch die Gewerbe der beiden folgenden Kasten betreiben. 2) Die Krieger (Kschetris), mit der
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Geschichte der Griechen.
115
seines lebenslnglichen Forschens mit: 1) durch Selbstprfung wird Seme Lehre, der Mensch zum Bewutsein der eigenen Nichtigkeit geleitet; 2) die Gottheit hat an Opfern keinen Gefallen, wohl aber an guten Werken; 3) der Mensch besteht aus Leib und Seele. Die Seele ist der bessere Theil des Menschen, ein Geist, der mit mannigfachen Fhigkeiten ausgerstet ist und auf Erden ausgebildet werden soll. Die Seele ist unsterblich, der Leib vergeht; 4) Gott belohnt das Gute und bestraft das Bse; 5) der Mensch kann durch Reichtum und Ehrenstellen nicht wahrhaft glcklich werden, fondern nur durch das Bewutsein gut und redlich gelebt zu haben.
Nach diesen Grundstzen lehrte und lebte Sokrates. In seinem Hause war er ein Muster von Demut und Ergebenheit. Seine Frau Tanthippe nannte er selbst eine vortreffliche Mutter der Kinder,
allein sie zankte oft und gerne, auch der geringfgige Dinge. Einst nach einem heftigen Wortwechsel schttete sie sogar ein Gef mit Wasser auf Sokrates. Dacht' ich's doch," rief dieser aus, da auf das Donnerwetter bald ein Regen hereinbrechen msse!"
Seine freimtige Lehre und in noch hherem Grade seine Lehrweise zogen ihm Feinde und Neider zu. Der groe Haufen stellte ihn ohnedies mit den Sophisten, welche er durch feine Ironie bekmpfte, in eine Linie, und so nahm man gerne die gegen ihn gerichtete Anklage entgegen, er verachte die vaterlndischen Götter und verderbe die Jugend. Sokrates vertheidigte sich selbst und zeigte den Richtern,
wie er sein ganzes Leben dem Studium der Wahrheit gewidmet habe. Allein obwohl er nachgewiesen hatte, da die Anklage un- Sokrates wahr sei, ward er doch zum Schierlingsbecher verurtheilt. Er murrte nicht der sein Schicksal, sondern freute sich in der Unterwelt zu verurtheilt besseren Richtern und zu den gepriesenen Helden der Vorzeit zu kommen. Dreiig Tage mute er auf die Vollziehung des harten Spruches warten; denn das heilige Schiff, welches feit Theseus jhrlich nach Delos gesandt wurde, um dem Apollo die versprochenen Opfer darzubringen, war noch nicht zurckgekehrt, und so lange das-selbe abwesend war, durfte in Athen kein Todesurtheil vollzogen werden. Seine Schler kamen tglich zu ihm und suchten ihn zur Flucht zu bewegen; aber Sokrates war von der Wahrheit seiner Lehre berzeugt, wollte fr sie sein Leben lassen und uerte, ein braver Brger msse in allen Fllen sich den Gesetzen des Staates unterwerfen. So rckte allmhlich sein Todestag heran. Seine letzte Rede, welche er im Gefngnis an seine Schler hielt, handelte von der Unsterblichkeit der Seele.
8*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Geschichte der Griechen.
119
und bekam Sitz und Stimme im Amphiktyonenbund. Jetzt bereuten Sitz und Athen und Sparta ihr feindseliges Benehmen gegen Theben, welches sie im Kampfe gegen die Tempelruber aus Neid und Misgunst tyonenbunv. im Stiche gelassen hatten.
Damals lebte in Athen der berhmteste Redner des Altertums, Demosthenes, der Sohn eines Waffenschmieds. Er hatte lngst Phi-lipps Plne und Verbindungen durchschaut und sich bemht, seinen Demosthenes Mitbrgern die Augen zu ffnen; allein er konnte das trge und ^fert vergeh-sorglose Volk Athens nicht mehr zu Thaten begeistern. Die Athener wvpp" redeten damals ungemein viel und thaten sehr wenig; sie zogen nicht mehr wie frher selbst hinaus, um fr den Ruhm und die Gre der Vaterstadt zu kmpfen, sondern blieben in sorgloser Ruhe daheim und berlieen ihren Sldnern die Feldzge. Warnten wohl-meinende Vaterlandsfreunde vor solchem gefhrlichen Treiben, so wurden sie entweder gar nicht gehrt, oder man verlor die beste Zeit zum Handeln. Darum kamen auch die athenischen Hlfstruppen in der Regel zu fpt, wenn eine befreundete Stadt um Schutz und Beistand in Athen nachsuchte. Die Staatseinknfte verwandte man auf ffentliche Spiele und Gelage, und es stand die Todesstrafe darauf, wenn Jemand sich unterstehen wollte, eine andere Verwen-dung der Staatsgelder zu beantragen.
Whrend Demosthenes sich bemhte, die Athener aus ihrer Athens Sorglosigkeit aufzurtteln und zum Kriege gegen Philipp zu bewegen, A^e?red-riet ein anderer Ehrenmann stets zum Frieden. Es war der che Pho-finstere Phokion, der Sohn eines armen Lffelmachers. In seinem fwn-ganzen Wesen lag stets ein tiefer Ernst; Niemand hatte ihn je lachen oder weinen sehen. Er lebte stets einfach und rmlich, trug das Wasser zu seinem kleinen Hauswesen selbst herbei und nahm nie ein Geschenk an. Da er den Leichtsinn der Athener kannte und nicht erwarten konnte, da seine Mitbrger sich je zu einer ihrer Vor-fahren wrdigen Thatkraft aufraffen wrden, so trat er den patrio-tischen Reden des Demosthenes stets entgegen und riet zum Frieden.
Noch einen andern Namen eines athenischen Brgers jener Zeit Aeschines, hat die Geschichte uns aufbewahrt, den des Redners Aeschines. Von Philipp gewonnen, wute er die Athener noch sorgloser zu erregt den machen und die Absichten des Demosthenes zu verdchtigen. Als 2 ^"g3ett Aeschines auf der Versammlung der Amphiktyonen war, klagte er die Bewohner von Amphissa, einer Stadt in Lokris, an, sie htten Tempelgut genommen und zu ihrem Eigentum gemacht. Als die Abgeordneten der Amphiktyonen das Gut besichtigen wollten, fielen
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Ernst Philipp Philipp