Die deutschen Landschaften und Stämme. 59
winklig die Wege, die von Italien über die Alpen nach Mittel- und Norddeutschland
führen. Daraus erklärt sich sowohl das hohe Alter der Kultur in
diesem Lande als auch die Tatsache, daß es durch alle Zeitalter
der deutschen Geschichte der Schauplatz großer historischer Ereig-
nisse war. (Römerherrschaft, Völkerwanderung, Ungarneinfälle — 955 Schlacht
auf dem Lechfeld — Kreuzzüge, Blütezeit der Reichsstädte Ulm, Augsburg, Regens-
bürg. Zur Zeit des politischen Verfalls Deutschlands wird die Hochebene der Tum-
melplatz fremder Kriegsvölker, so im Dreißigjährigen Krieg, im Spanischen und
im Osterreichischen Erbfolgekrieg und zuletzt in der napoleonischen Zeit.)
Der Volksstamm der Bayern. Die Natur der Alpen und ihres Vorlands hat
dem Stammescharakter der Bayern seine Hauptzüge aufgedrückt. Ein kraftvolles,
etwas derbes Wesen paart sich mit Einfachheit der Sitten, zähem Festhalten am
Hergebrachten, mit Offenheit und Treue, mit Tapferkeit und Unverzagtheit. Mit
der Freude an der Landwirtschaft verbindet der Bayer Neigung und Geschick zu
künstlerischer Betätigung. Im alpinen Hausbau, in der malerischen Volkstracht
und in der Liebe zu Gesang und Tanz (Volksschauspiele), die er mit allen Gebirgs-
Völkern teilt, offenbart sich sein Sinn für das Schöne. Auf diese Naturanlage des
bayerischen Volksstammes gründet sich auch die traditionelle Kunstpflege der baye-
rischen Fürsten sowie der Ruhm Münchens als Kunststadt..
5. I)ie Deutschen Alpen.
Die Deutschen Alpen umfassen die n. Ketten der Kalkalpen zwischen Boden-
see und Salzach:dieallgäueralpen zwischen Bodensee und Lech, die B a y e -
rischen Alpen zwischen Lech und Inn und die Salzburger Alpen zwischen Inn
und Salzach. Sie ragen in schroffen Wänden und kühnen Gipfeln von 1700 m bis
3000 m auf und bilden die natürliche Scheidewand Deutschlands gegen Österreich.
Die Allgäuer Alpen sind der Hauptsitz der bayerischen Rinderzucht und Milchgewin-
nung, während in den Bayerischen und Salzburger Alpen die Haupterwerbsquelle
die Waldwirtschaft, also Holzgewinnung und Holzverarbeitung, bildet. Wichtigkeit
haben ferner noch die Salzlager von Berchtesgaden. Dank ihrer Naturschönheiten
sind die deutschen Alpengebiete auch ein Hauptziel der Touristen. Zu den besuchtesten
Sommerfrifchorten zählen Oberstdorf in den Allgäuer Alpen, Garmisch und
Partenkirchen in den Bayerischen Alpen und Berchtesgaden und Reichen-
hall in den Salzburger Alpen.
Bedeutung der Alpen für Südbayern. Wiewohl der Anteil des Reichs
an den Alpen gering ist, haben sie doch große Wichtigkeit für die angrenzenden Ge-
biete. Sie sind die Quellstätten zahlreicher Flüsse (welcher?); sie beeinflussen sehr
wesentlich das Klima des s. Bayern, indem sie die warmen Südwinde abhalten;
endlich geht ein großer Teil des deutschen Verkehrs über die Bayerischen Alpen nach
Italien. Der wichtigste Verkehrsweg ist die Brennerbahn, die durch die Linie Mün-
chen—innsbruck erreicht wird und ein Teil der wichtigen Nord-Südexpreßlinie
Berlin—rom ist. Nach Innsbruck führt vom Bodensee die Arlbergbahn. Eine
dritte wichtige Alpenbahn ist die Linie München—salzburg, die durch die Tauern-
bahn Anschluß nach Kärnten und dem Mittelmeer erhält. Die deutschen Alpen sind
also ein hervorragendes Durchgangsgebiet des Verkehrs.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
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Die deutschen Landschaften und Stämme.
49
und Liedern" deuten auf fränkische, zum Teil auch auf slavische Einflüsse hin. Als die
Slavenländer ö. der Elbe unterworfen wurden, drangen thüringische Kolonisten
in so großen Mengen in die Mark Meißen (das heutige Königreich Sachsen) und Schle-
sien, daß deren Bevölkerung als eine Abzweigung des thüringischen Stammes be-
trachtet werden kann. An der Germanisierung Schlesiens nahmen überdies noch
hessische und mainfränkische Einwanderer teil.
Seit Jahrhunderten gelten die sächsischen Länder als Sitz ausge-
zeichneter Schulbildung von der Volksschule bis zur Hochschule hinauf,
und groß ist die Zahl der Künstler, Dichter und Denker, die diesem Land entsprossen sind,
so die Meister der Erzählkunst, Gustav Freitag und Ctto Ludwig, die genialen Dar-
steller des Tier- und Pflanzenlebens, Brehm und Roßmäßler, der Schöpfer volkstüm-
licher geistlicher Lieder, Paul Gerhard; serner Rudolf Baumbach, dessen Liederdichtun-
gen das schalkhafte Wesen und den anmutigen Charakter seines Heimatlands so trefflich
wiederspiegeln, und Ludwig Richter, dessen Meisterhand die ganze Innigkeit trauten
deutschen Familienglücks darzustellen verstanden hat. Den liederreichen Gauen Mittel-
deutschlands gehören die großen Tonkünstler Sebastian Bach, Georg Friedrich Hän-
del, Robert Schumann und Richard Wagner an. Hier stand auch die Wiege
Luthers, Lessings, Leibniz' und Fichtes.
Die Staaten der Mitteldeutschen Gebirgsschwelle. Die natürliche Vielge-
staltigkeit Mitteldeutschlands findet auch in staatlicher Beziehung ihren Aus-
druck; namentlich das Weserbergland und Thüringen sind wie im Mittelalter so auch
heute noch in eine große Zahl von Kleinstaaten aufgelöst. An der Mitteldeutschen
Gebirgsschwelle haben folgende Staaten Anteil: das Königreich Preußen mit
größeren oder kleineren Teilen der Provinzen Rheinland, Westfalen, Hessen-Nassau,
Hannover, Sachsen und Schlesien, ferner das Großherzogtum Hessen mit der
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Ludwig Ludwig Brehm Paul_Gerhard Rudolf_Baumbach Rudolf Ludwig_Richter Ludwig Sebastian_Bach Georg_Friedrich_Hän- Friedrich Robert_Schumann Richard_Wagner
203
i
3. Die geistige Bildung der asiatischen Bevölkerung steht hinter den
Leistungen der Europäer entschieden zurück, obschon Asien auch die geistige
Wiege Europas gewesen ist. Die großartigen Baudenkmäler Babyloniens,
Assyriens, Kleinasiens, welche wir heute in ihren Trümmern bewundern,
weisen jetzt noch aus die Bildungsstufe jener Länder in grauer Vorzeit zu-
rück. Die Sagen und Schriften der Inder legen Proben von der tiefen
Einsicht jenes Volkes ab; China und Japan sind noch bis zur Stunde die
einzigen eigentlichen asiatischen Kulturstaaten. Aber dadurch, daß sie dieselben
von jeher gegen Außen streng abgeschlossen haben, entbehrten sie auch der
äußern Anregung, blieben auf der erklommenen Entwicklungsstufe stehen und
gingen so rückwärts. Wie manche herrliche Erfindung kannten die Chinesen
vor den Europäern! Welche tiefe Weisheit enthalten die indischen, persischen'
und arabischen Dichtungen und Märchen! Erst seit die Europäer mehr Zu-
tritt in das früher abgeschlossene asiatische Leben erlangt haben, kann man
mit Bestimmtheit voraussagen, daß Asiens Bevölkerung einer neuen Aera
entgegengeht.
4. Ebenso hat Europa in Handel und Gewerben sein asiatisches Mut-
terland bedeutend überflügelt. China kannte bekanntlich die Bereitung der
Seide vor den Europäern, welche sie erst im Anfang des 6. Jahrhunderts
von dort erfuhren. Und doch wandern jetzt Seiden- und Banmwollenzeuge
von Europa nach Asien. Chinesisches Porzellan bedarf man seit mehr als
100 Jahren nicht mehr in Europa; das europäische steht bereits auf einer-
höheren Stufe der Vollkommenheit. Von asiatischen Produkten des Gewerbe-
fleißes werden noch jetzt hochgeschätzt die Shawls von Kaschmir, die persi-
schen Waffen, die chinesischen und indischen Zeuge, die lackirten Blechwaaren
aus China. Der Seehandcl ist jetzt ausschließlich iu den Händen der Eu-
ropäer ; nur die Chinesen wagen sich mit dem längst bekannten Compaß über
das Weltmeer, und werden iin afrikanischen Capland und in Arabien, wie
auf den ostindischen Inseln und in Calisornien angetroffen. Dagegen durch-
ziehen große Carawanen im Innern den ganzen Continent, z. B. von China
nach Sibirien und Turan; von Tübet nach Iran und Vorderasien; von
Vorderasien über Syrien nach Mecka und Medina oder durch die arabische
Wüste nach Aegypten. Der indische Handelsweg nahm vor der Entdeckung
des Seewegs nach Ostindien (1498) durch den Portugiesen Vasco di Gama
verschiedene Richtungen. Man führte die Waaren den Jndusstrom aufwärts,
so weit er schiffbar war, dann zu Lande in den Oxus (Amu oder Gihon),
über den Aral-See in das kaspische Meer, und die Wolga herauf, von da
zu Lande in den Tanais (Don) und ins schwarze Meer, wo sie die Genuesen
und Venetianer abholten. Oder man brachte sie zu Schiffe an die Mündung
des Euphrat und Tigris, führte sie stromaufwärts bis Bagdad, daun auf
Kameelen durch die Wüste von Palmyra nach Aleppo, Tripoli oder Beirut
am Mittelmeer, wo sie die Venetianer und Genuesen nach Europa brachten.
Ein dritter Weg führte von Indien ins rothe Meer und vom Nordende
desselben zu Lande nach Alexandria. Dies ist unstreitig der nächste Weg
von Europa nach Ostindien, und die sogenannte englische Ueberlandpost legt
denselben von Calicut bis London über Marseille oder Triest in 24 Tagen
zurück. Sie passirt Havre, Paris, Marseille, Alexandria und Suez.
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Extrahierte Personennamen: Turan
Extrahierte Ortsnamen: Europas Babyloniens Assyriens Kleinasiens China Japan Asiens Europa China Europa Asien Europa Kaschmir China Calisornien China Sibirien Vorderasien Vorderasien Mecka Medina Ostindien Bagdad Palmyra Aleppo Tripoli Beirut Europa Indien Alexandria Europa Ostindien London Marseille Paris Marseille Alexandria Suez
matra und Borneo, jedes einzeln? 50. Durch welche geht der Aequator?
51. Welche holländischen Besitzungen liegen nördlich, welche südlich des Ae-
quators? 52. Welche Meeresstraßen trennen die Insel Sumatra von Java
- und Malacka?
Zur Wiederholung von 8 88—90.
1. Was ist von Persiens Klima, seinen oro- und hydrographischen Verhält-
nissen zu wiederholen? 2. Wie liegen die Staaten von Iran zu einander?
3. Was ist von den Persern, ihrem Charakter, ihrer Religion und ihrer
Thätigkeit zu wiederholen? 4. Was erzählt man von den Strafarten bei
den Persern? 5. Wie liegt Ispahan von Teheran, Balfrusch von Schiras,
Herat von Tauris? 6. Was ist von Afghanistan und Beludschistan zu
merken? 7. Wo liegt die Wüste Gedrosia? 8. Wo Kandahar und Kelat?
9. Was ist von den klimatischen, oro- und hydrographischen Verhältnißen
von Turan zu merken? Io. Welche Völkerstämme bewohnen Turan?
11. Welche Horden zählen die Kirgisen? 12. Was ist von ihrer Lebensart
zu merken? 13. Wie liegen Bockhara, Kunduz, Khiwa und Khokand zu
einander? 14. Welche Eigenthümlichkeiten besitzen die sibirischen Ströme?
15. Was ist von den einzelnen zu wiederholen? 16. Welche bedeutende
Binnen-Seen finden wir in Sibirien? 17. Was ist im Allgemeinen und Be-
sondern vom sibirischen Tieflande zu wiederholen? 18. Welche Gcbirgsländer
verzweigen sich stark nach Sibirien? 19. Wie unterscheidet man den großen
und kleinen Altai von einander? 20. Was ist vom Ural zu wiederholen?
21. Welche klimatischen Verhältnisse charakterisiren Sibirien? 22. Welche
Erzeugnisse der 3 Reiche der Natur liefert es vorzugsweise? 23. Wie groß
ist der Flächeninhalt des Landes und die Z hl der Bewohner? 24. Zu
welchen Zwecken benutzt die russische Regieruug das abgelegene Sibirien?
25. Womit beschäftigen sich vorzugsweise die Deportirten, womit die ein-
gebornen Völkerstämme? 26. Welche Eingebornen sind insbesondere zu
nennen? 27. Welche Landestheile bewohnen sie? 28. Was ist von ihren
Sitten und Gebräuchen zu wiederholen? 29. Zu welcher Race gehören die
Samojeden? 30. Was ist von ihrem Charakter und ihrer Lebensart zu
wiederholen? 31. Welches sind die wichtigsten Städte Sibiriens im west-
lichen, welches im östlichen Theil? 32. Welche Bedeutung für den Handel
hat Kiächta? 33. Wonach bestimmt sich seine Lage am genauesten?
34. Welche Städte Sibiriens gehören zum Stromgebiete des Ob, welche
zu dem des Ienisei, des Amur und der Lena? 35. Was ist von dem
Bergland von Kamtschatka und seinen Bewohnern zu wiederholen? 36. Welche
Inseln gehören zu Sibirien und Kamtschatka? 37. Welcher Zugthiere be-
dient man sich in Kamtschatka? 38. Was ist von dem Kaukasus zu wieder-
holen? 39. Welche Flüsse entstehen im Kaukasus? 40. Welche Völker-
schafteu bewohnen Kaukasien? 41. Was wurde oben von den Sitten der
Tscherkesten mitgetheilt? 42. Welches Gebiet gehört den Russen? 43. Welche
Ortschaften? 44. Wodurch sind Baku und Derbent Wallfahrtsörter gewor-
den? 45. Welche 2 Päsie führen über den Kaukasus?
Zur Wiederholung von 8 91—93.
1. Rach welchen Meerestheilen bestimmt man die Lage von Arabien?
2. Was ist von den hydrographischen Verhältnissen Arabiens zu wiederholen?
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Extrahierte Personennamen: Persiens_Klima Balfrusch_von_Schiras Turan Lena
127
unterseeischen Telegraphendraht verbunden; derselbe beginnt im äußersten Süd-
westen Irlands, auf der im Valentia-Hafen gelegenen Insel Valentia, und endet
in der Triniti-Bay der Küste von Neufundland. Innerhalb einer halben Stunde
befördert der Kabel eine Depesche von der alten zur neuen Welt und um-
gekehrt.
Diese Thätigkeit des englischen Volks in allen Zweigen der Gewerbe
und des Handels ist auch die Veranlassung zu dem ungeheuren Reichthum,
welchen man in England findet. Da aber die Maschinen unzählige Men-
schenhände entbehrlich machten und zugleich die Bevölkeruug Englands in den
letzten 200 Jahren um 24 Millionen sich vermehrt hat, so ist es begeiflich,
daß viele Tausende nur zur Fristung ihres Lebens um einen beispiellos bil-
ligen Lohn arbeiten. Dies ist der Grund, warum neben dem unermeßlichen
Reichthum in England die entsetzlichste Armuth auftritt. Am schroffsten tritt
der Gegensatz zwischen Reichen und Armen in Irland auf. Daselbst findet
man wenig Dörfer, aber weitläufige Güter des Adels und der Geistlichkeit,
auf denen die Hütten der armen Iren unansehnlich umherliegen. Die vor-
nehmen Herrn leben in London, verpachten ihre Güter an die meistbietenden
Pächter und diese wieder an Unterpächter, welche dann nach Abzug des hohen
Pachtes kaum Kartoffeln mehr erübrigen, sich und ihre Familie zu ernähren.
Zu dieser Armuth gesellt sich bei den Irländern noch Rohheit und Unwissenheit.
Es ist berechnet worden, daß die Dampfkraft, welche im vereinigten
Königreiche setzt verwandt wird, die Kraft von 400 Mill. Menschen ersetzt,
d. h. doppelt so viel, als erwachsene Männer auf dem Erdball leben.
Das englische Volk ist ans mehreren Stämmen entstanden. Zu den
keltischen Urbewohnern, den Briten, gesellten sich die eroberungssüchtigen Rö-
mer. Ihnen folgten germanische Stämme, die Angeln und Sachsen, welche
7 Königreiche daselbst errichteten. Diese Heptarchie ward um 827 vereinigt,
erreichte unter Alfred d. G. (900) die größte Blüthe und ward 1066 eine
Beute der eingefallenen Normannen, welche unter Wilhelm dem Eroberer aus
der Normandie herüberkamen. Aus den Sprachen der Briten, Römer, Angeln
und Sachsen, Normannen und Franzosen ist die englische Sprache zusammen-
gesetzt, welche ihre Abkunft nicht zu leugnen vermag.
Der Engländer unterscheidet sich durch seinen Charakter und sein Be-
nehmen wesentlich von den andern Europäern; er ist ernst und nachdenkend,
gegen Fremde äußerst zurückhaltend, wortkarg, zuweilen trübsinnig, und auf
sein Land stolz. Er hält sein Vaterland für das beste und geordnetste, und
sieht in politischer Beziehung einigermaßen mit Bedauern auf andere Völker
herab. Ueber Alles schätzt er im Leben den Comfort, d. i. Behaglichkeit
und Bequemlichkeit, womit Ueberfluß, Reinlichkeit und Zierlichkeit in Nahrung,
Wohnung und Kleidung unzertrennlich verbunden sind. Freiheit, strenger
Rechtsstnn und Frömmigkeit zeichnen den englischen Städter und Landmann
aus. Der Ernst und die Ruhe, welche wir im englischen Charakter vorherr-
schend finden, mag neben der Erziehung auch dem eigenthümlichen Klima
zuzuschreiben sein. Die feuchte, dicke Luft in England muß auf das Gemüth
anders wirken, als der heitere blaue Himmel oder die trockene reine Alpen-
lust in Italien und im Alpenland. Dieser Ernst schlägt bei den Englän-
dern nicht selten in eine Art von Trübsinn um, den Spleen, welcher sie zu
ganz auffallenden Dingen, oft zum ausgesuchtesten Selbstmord verleitet.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Alfred_d Wilhelm Ernst Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Irlands Neufundland England Englands England Irland London Sachsen Sachsen England Italien Alpenland Englän-
259
Geisten: dargebracht wurden ■ ). Das Land gilt für sehr goldreich; man
schätzt bei mangelhaften: Betrieb den jährlichen Ertrag auf 100,000
Unzen. Hauptort ist Kumaffi, 50,000 E. — Oestlich von dem Reich der
Ashanties liegen die Negerstaaten Dahomey, Benin, Biasta, in welchen die
Verhältnisse dieselben find. Der König von Dahomey beherrscht ein sehr
fruchtbares, aber unbebautes Land, welches Millionen von Menschen ernähren
könnte, aber nur 200,000 Sklaven Unterhalt gewährt. Der König ist ein Men-
schenjäger-, der mit seiner rothen Armee die benachbarten Stämme überfällt und
die Gefangenen als Sklaven verkauft. Er hat 2 Hauptstädte, eine afrikanische,
Abomey, mit 2 Palästen, welche mir abgeschnittenen Menschenköpfen geziert
sind, und eine europäische, Whydah, wo die europäischen Sklavenhändler ihre
Opfer einlösen. Auch Oelfrüchte werden jetzt ausgeführt. Von Bremen aus
geht jährlich ein Missionsschiff nach Dahomey, welches Palmöl, Elfenbein
und andere afrikanische Produkte gegen Gegenstände der deutschen Industrie
einhandelt.
2) In Unter-Guinea sind die Negerstaaten Loango, Kongo und andere,
von denen wir eben so wenig mitzutheilen haben, als von den Reichen der
Schaggas im Innern, welche Sala und Molua heißen. Die südlichen
Landschaften Angola und Benguela gehören den Portugiesen, welche sich seit
1521 bemühen, das Christenthum auszubreiten, denen aber der Vorwurf
gemacht wird, daß sie dasselbe in jenen Gegenden selbst nicht bethätigen und
sogar Sklavenhandel tr-eiben.
3) Auf der Scheitelfläche des südlichen Hochasrika's sind die Staaten
oder Stämme der Hottentotten und Kaffern.
Die Hottentotten, welche nicht in der englischen Cap-Kolonie wohnen,
führen ein Nomadenleben und schlagen ihre Hütten bald hier, bald dort auf.
Einen Haufen ihrer runden, Bienenkörben nicht unähnlichen Hütten nannten
die ersten holländischen Kolonisten bekanntlich Kraal, d. i. Koralle, weil die
Dörfer der Hottentotten in Gestalt und Stellung der Hütten Ähnlichkeit
mit einem Korallenring haben. Die einzelnen Stämme stehen unter Häupt-
lingen. Man kennt außer den Hottentotten noch 3 verwandte Stämme:
1) die christlichen Griquas, welche von Holländen: und Emgebornen stam-
men; 2) die Namaquas; 3) die wilden Buschmänner (vergl. § 97).
Die Kaffern sind an Zahl und geistigen Anlagen den Hottentotten über-
legen. Sie zerfallen in mehrere große Nationen, welche wieder in Horden
oder Stämme gespalten sind. Jeder Stamm bat einen Häuptling, alle
Stämme erkennen ein gemeinsames Oberhaupt an. Die Kaffern verändern
selten ihre Wohnplätze, und leben von Ackerbau und Viehzucht. Der krie-
gerischste Stamm unter ihnen sind die Zulus, der friedliebendste die Bidschuanen
(Beetjuanen), welche nördlich der Karoo-Wüste wohnen. Die letztem malen
ihre Häuser aus und bauen sie zu großen Dörfern und Städten neben einander.
Ihre Hauptstadt heißt Kuruman, 7000 E. Bei allen Völkern des südlichen
Hochafrika's entstehen Missionsanstalten.
4) Die Staaten an der Ostküste Aftika's sind eigentlich nur dem Namen
nach bekannt; gegenüber von Sokotora liegt das Land der Somaulies mit
den Häfen Zeila und Berbern; südlicher die Küsten Zanquebar, welche dem *
*i Beim Tode des Königs werden mebrere Tausend Menschen geopfert.
17*
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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268
Zur Wiederholung von § 96 und 97.
1. Welches Klima ist Afrika eigenthümlich? 2. In welchen Zonen
liegt es? 3. Welche Jahreszeiten wechseln zwischen 30° N. B. und 23 lji°
5. B.? 4. Welche Merkmale kommen jeder zu? 5. Welche Eigenthüm-
lichkeiten bietet die afrikanische Pflanzen- und Thierwelt im Allgemeinen?
6. Welche Pflanzen sind in Afrika heimisch? 7. Welche kommen zur Aus-
fuhr? 8. Welche Thiere haben in Afrika ihre Heimath? 9. Welche Thier-
stoffe kommen in den Handel?
10. Zu welchen Racen gehört die afrikanische Bevölkerung? 11. Wel-
ches Gebiet bewohnt die eine und die andere? 12. Welche Völker gehören
zur äthiopischen Race? 13. Richtet sich die hellere oder dunklere Farbe
derselben nach der geographischen Breite? 14. Wo wohnen die schwärzesten
Aethiopier? 15. Welche Religion haben die Neger? 16. Welch' trauriges
Leben fiihren die meisten Negervölker? 17. Was ist von den Sitten der
Kaffern und Hottentotten zu berichten? 18. Welche Fortschritte macht das
Christenthum gegenwärtig in Afrika? 19. Welche Beschäftigungen treiben
die äthiopischen Stämme?
Zur Wiederholung von § 98—101.
1. Welche Provinzen umfaßt das osmanische Reich in Europa, Asien
und Afrika? 2. In welche 2 Theile scheiden sich dieselben? 3. Welche ge-
hören zu den Vasallenstaaten? 4. Wie unterscheiden sich diese von den un-
mittelbaren Provinzen ? 5. Was für Landschaften umfaßt das Vicekönigreich
Aegypten? 6. Wonach kann man ihre Lage bestimmen? 7. Zu welchem
Stromgebiete gehören sie? 8. Was ist von demselben zu wiederholen?
9. Was ist von dem Klima und der Bodengestaltung Nubiens und Aegyptens
zu wiederholen? 10. Was ist von der Fruchtbarkeit Aegyptens und dem
Fleiße seiner Bewohner bemerkt worden? 11. In welchem Abhängigkeits-
verhältnisse steht der ägyptische Vicekönig zum Sultan von Konstantinopel?
12. In welchem die Aegypter zum Vicekönig? 13. Welche ägyptische Stadt
liegt dem rothen Meere am nächsten? 14. Welchen Weg schlägt die englische
Ueberlandpost ein? 15. Welche Städte Aegyptens liegen Suez und Alexandria
am nächsten? 16. Wo stehen die Pyramiden? 17. Wodurch zeichnet sich
Oberägypten aus? 18. Wo lag Meroe, wo Gosen? 19. Wie liegen die
Landschaften Cordofan und Sennaar von einander? 20. Wie liegt Obeid
undmhartum? 21. Wo findet man Suakim? 22. Welche Landschaften
bilden das Paschalik Tripolis? 23. Welches ist die östlichere? 24. Wie
liegt Bengasi von Tripolis, Murzuk von Augila? 25. Was bildet die
Hauptbeschäftigung der Bewohner von Tripolis? 26. Was ist von der Bey-
schaft Tunis zu wiederholen? 27. Welche hochwichtige Stadt liegt in Triimmern
unweit Tunis? 28. Wodurch hat Kairwan von je Bedeutung gehabt?
29. Wie liegt Kabes von Kairwan? 30. Wodurch zeichnet sich Fez und
Marocko besonders aus? 31. Welche eigenthümlichen Handelsartikel versendet
dasselbe? 32. Welches sind die wichtigsten Seeplätze? 33. Wie folgen sie
in ihrer Nachbarschaft zu Cadix auf einander? 34. Welche Städte liegen
im Innern? 35. Liegt Fez oder Marocko näher bei Gibraltar? 36. Was
ist von Biledulgerid zu wiederholen? 37. Wie liegen Gadames, imurzuk
und Timbuktu zu einander^? 38. Was ist von der Sahara oben bemerkt
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Personennamen: Augila
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrika Afrika Afrika Europa Asien Afrika Konstantinopel Alexandria Gosen Suakim Tripolis Tripolis Tripolis Tunis Kairwan Timbuktu
284
13. Die dänischen Besitzungen .
14. Die englischen „
15. Die französischen „
16. Die holländischen
17. Die schwedischen „
18. Die Republik Haiti. . .
22,000 Q.-M.,
166,000
1.500
1,815
2l/r „
480
20.000 E.
3.500.000 „
300,000 „
90.000 „
10.000 „
1.700.000 „
8 113. .
Zur Geschichte des amerikanischen Continents.
Lange vor des Eolumbus Landung auf Guanahani (St. Salvador)
am 12. Okt. 1492 hatte man von Skandinavien aus (962) zwei Kolonieen
auf der Ost- und Westküste von Grönland gegründet. Die östliche Colonie
bestand 1406 aus 190 Dörfern mit 12 Kirchspielen, 2 Klöstern und einem
Bischofssitz. Aber seit dieser Zeit hörte die Verbindung mit dem Mutter-
lande auf, weil große Eismassen kein Schiff mehr an die Ostküste gelangen
ließen. Als 1831 der Kapitän Graah glücklich an der No.-Küste landete
und nirgends eine Spur einer früheren Colonie wahrnahm, glaubte man,
sie sei irgendwie zu Grunde gegangen. Die westliche hatte sich erhalten.
Aber 1849 sollen unerwartet zwei Bewohner der Ostküsten, welche in Hal-
tung und Sprache normännische Abkunft verriethen, bei den Eolonisten an
der Westküste, und zwar auf dem Landwege, erschienen sein. Sie haben die
Zweifel über das Fortbestehen der Colonie in Ost-Grönland gehoben.
Columbus hatte geglaubt, der Archipel zwischen Nord- und Südameria
stehe mit Ostindien in Verbindung, und legte daher den Bewohnern der neu
entdeckten Welt den Namen Indianer bei; die Inselgruppe erhielt die zwar
falsche, aber allgemein gebräuchliche Bezeichnung Westindien. 1521 erober-
ten Ferd. Cortez das mexikanische Reich und Franz Pi.zarro das goldreiche
Peru für die spanische Regierung. Diese wußte bald ganz Mittel- und
Südamerika sich zu unterwerfen, verwaltete aber das neue Reich mit gänz-
licher Verkennung des eignen Vortheils. Erst 1521 lerille Ferdinand Magel-
haen die südliche Ausdehnung Amerikas kennen, indem er die nack ihm be-
nannte Straße durchsegelte und die erste Fahrt um die Welt vollendete. —
Nach den Spaniern gründeten auch die Portugiesen, Engländer und Franzo-
sen in der neuen Welt, welche mittlerweile nach Amerigo Vespucci die ge-
wöhnliche Benennung Amerika erhalten hatte, nach einander Colonieen. Die
englischen, welche von allen europäischen Colonieen die wichtigsten geworden
sind, beschränkten sich anfangs auf den Anbau des Bodens und das Ein-
handeln des Pelzwerks. Die Eolonisten hatten meist wegen der religiösen
Wirren im alten Mutterland die Heimath verlassen; die neuen Verhältnisse
in der neuen Welt lehrten sie die Nothwendigkeit einseben, daß man fest zu-
sammenhalten und duldsam sein müsse, wenn man nicht insgesammt den
wilden und unbändigen Indianerstämmen als Opfer fallen wolle. Auch
deutsche Auswanderer aus der Rheinpfalz, welche christliche Unduldsamkeit
von Haus und Hof verjagt hatte, ließen sich daselbst nieder. 1713 und
1763 vergrößerten sich die englischen Colonieen mit dem Gebiete, das Frank-
reich in Nordamerika besessen hatte. Nur ein Hauptpunkt störte die weitere
Entwicklung der britischen Colonieen: das waren Handelsbeschränkungen und
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Extrahierte Personennamen: Columbus Cortez Franz_Pi.zarro Franz Ferdinand_Magel- Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Haiti Skandinavien Westküste Ost-Grönland Nord- Südameria Ostindien Westindien Amerikas Franzo- Amerika Rheinpfalz Nordamerika
Einleitung.
Erstes Kapitel.
Allgemeine geographische Vorbegriffe.
8 i.
Die Geographie oder Erdbeschreibung lehrt uns die Oberfläche der Erde,
besonders ihre Länder und Meere, Gebirge und Ströme, das Klima und
die Produkte, die Völker, Staaten und Wohnorte auf der Erde kennen.
Der Theil der Geographie, in welchem wir Belehrung erhalten über die
Erde als einen Stern im Weltenraum, oder über ihr Verhältniß zu andern
Himmelskörpern, ist der mathematische oder astronomische; in dem physikali-
schen werden uns die Größen, Gestalten und Beziehungen der Land- und
Wassermassen, die Bildung der Erdkruste, die Bestandtheile des Erdinnern,
die Erscheinnngen des Luftkreises, die Verbreitung der Pflanzen- und Thier-
welt mitgetheilt; endlich im politischen betrachtet man den Erdball als den
Wohnplatz der menschlichen Gesellschaft, die Staaten, Religionen, Sitten und
Thätigkeiten der Völker, sowie ihre Wohnorte.
8 2.
Die Erde, welche, wie die andern Himmelskörper, frei in der Luft
schwebt, hat eine kugelähnliche Gestalt. Dies gewahrt man:
1) an der Kreisform des Horizonts;
2) an den Erdumsegelungen von W. nach O. und umgekehrt;
3) bei Reisen von N. gegen S. oder umgekehrt an dem Verschwinden
oder Hervortreten der Gestirne;
4) an der Beobachtung, daß hohe Gegenstände, die man von weitem
erblickt, z. B. Mastbäume, Thürme, Berge rc. zuerst mit dem
obern Theile sichtbar werden;
5) an der runden Gestalt des Erdschattens bei Mondfinsternissen;
6) an der Aehnlichkeit der Erde mit andern Himmelskörpern von
gleicher Gestalt und Beschaffenheit.
8 3.
Wenn wir uns aus eine Ebene hinstellen und rund um uns schauen, so
scheint sich in der Ferne die Himmelskugel auf die Erde zu senken. Die
Kreislinie, wo dies der Fall zu sein scheint, nennt man den (scheinbaren)
Horizont oder Gesichtskreis. Je freier unsere Aussicht, je höher unser
Cassian, Geographie. 4. Aufl. j
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81
gegenüber den englischen Maschinen-Waaren ein dauerhaftes Gespinnst liefern,
werden im In- und Auslande als vortrefflich betrachtet. Die Provinzen
Pommern, Posen, Ost- und Westpreußen beschäftigen sich neben dem Ge-
treidebau mit der sehr bedeutenden Production von Rohstoffen (Wolle, Thier-
häute, Flachs, Hans re.). In Schlesien ist neben der Weberei noch insbe-
sondere der Hüttenbau eine Hauptbeschäftigung der Bewohner. Die Maschi-
nen- und Porzellanfabriken in Berlin, die Tuch-, Seiden-, Glas-, Leder-
und Metallwaaren der Provinzen Brandenburg und Sachsen, die großen
Branntweinbrennereien in Nordhausen und die Zuckerfabriken in der Provinz
Sachsen haben überall hin reichlichen Absatz. Insbesondere müssen wir
aber noch die Gewerbthätigkeit der Rheinlande ins Auge fassen. Hier sind
drei Distrikte, deren Gewerbthätigkeit der englischen Industrie wenig nach-
stehen dürfte: 1) in der Umgebung von Elberfeld, Barmen und Solingen
sind neben den weltberühmten Fabriken von Metallwaaren ausgezeichnete
Webereien, Färbereien und Spinnereien; 2) in der Umgebung von Crefeld
finden sich bedeutende Seiden- und Baumwollefabriken; 3) in der Nähe von
Aachen (Eupen, Düren, Montjoie) bestehen vortreffliche Tuchfabriken. Auch
die dortigen Metall- und Lederwaaren werden gerühmt.
Seefahrzeuge, Eisenbahnen, Kunststraßen, schiffbare Flusse und Kanäle
begünstigen den Binnenhandel der preußischen Provinzen gar sehr. Die
wichtigsten Seehäfen sind Kiel, Stettin, Stralsund, Greifswald, Danzig,
Elbing, Königsberg, Memel. Bedeutende Handelsplätze im Innern sind:
Berlin, Frankfurt an der Oder, Breslau, Magdeburg, Köln, Elberfeld, Düssel-
dorf, Crefeld, Aachen rc.
Die preußische Bevölkerung ist vorzugsweise deutsch; Slaven gibt es
2 Millionen, und zwar Polen in Posen, Sorben oder Wenden in der Lausitz,
Kassuben in Hinterpommern. Weniger zahlreich sind außer den Wallonen
an der belgischen Grenze noch die Letten oder Litthauer in Ostpreußen.^ Wie
in Süddeutschland und Oesterreich der Katholicismus, so ist in dem nord-
deutschen Preußen der Protestantismus am stärksten ausgebildet. Von der
Gesammtzahl seiner Bewohner gehören 64,64 Proc. der evangelischen, 32,71
Proc. der katholischen und 2,65 Proc. anderen Confesionen an. Der Pro-
testantismus entspricht dem nach klarer Erkenntniß und Unabhängigkeit stre-
benden Wesen des Norddeutschen, also auch des Preußen.
In Bezug auf Intelligenz und Bildung nimmt Preußen die erste Stelle
in Deutschland, ja in Europa ein. Gute Volksschulen sind so ausreichend
vorhanden, daß kein Kind ohne Unterricht aufwächst. Zahlreiche und gut
eingerichtete Lehrerseminare haben einen sehr tüchtigen Lehrerstand dafür ge-
schaffen. Für den höheren industriellen Lebensberuf sorgen Real-, Gewerbe-,
Bau- und Forstschulen, für die Bildung der Gelehrten und höheren Beamten
treffliche Gymnasien und Universitäten. Die Zahl namhafter Gelehrten ist
sehr bedeutend, nicht minder die der Künstler auf allen Gebieten. Was
Fleiß und Ausdauer im Verein mit hervorragender Verstandesschärfe zu leisten
vermögen, das ist namentlich in den beiden letzten Jahrhunderten in Preußen
geleistet worden. In den unteren Volksschichten wird die Bildung auch durch
das Heerwesen bedeutend gefördert. Jeder gesunde junge Mann ist wehr-
pflichüg und dient, wenn er nur die Bildung der Volksschule erlangt hat,
drei Jahre, bei höherer Bildung nur ein Jahr. Erstere erhalten während
Cassian, Geographie. 4. Aufl.
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Extrahierte Personennamen: Hans
Extrahierte Ortsnamen: Pommern Posen Schlesien Berlin Brandenburg Sachsen Nordhausen Rheinlande Elberfeld Barmen Solingen Aachen Eupen Stettin Stralsund Greifswald Danzig Elbing Königsberg Berlin Frankfurt Breslau Magdeburg Elberfeld Crefeld Aachen Posen Lausitz Hinterpommern Ostpreußen Süddeutschland Oesterreich Proc Proc Proc Deutschland Europa