680
Der Krieg
am Rhein und
in Belgien.
Die Septem-
bertage.
riez hatte sich auf einer langen Hügelreihe zwischen St. Menehould
und Valmy vereinigt. Der Herzog begnügte sich mit einer Kano-
nade gegen den auf der Höhe bei Valmy stehenden Kellermann;
aber den Angriff wagte er nicht. Er knüpfte Unterhandlungen mit
Dumouriez an. Als er aber die Wiedereinsetzung Ludwigs Xvi. in
seine vollen Rechte verlangte, theilte ihm Dumouriez das auf die Ab-
setzung deß Königs und die Umwandlung Frankreichs in eine Republik
bezügliche Decret der Nationalversammlung mit. Ein rauhes Herbstwet-
ter stellte sich ein; der lehmige Boden der Champagne wurde zum tiefen
Morast; die naffe Kälte, verbunden mit dem Genuß unreifer Trauben,
die beim Mangel an Brot und trinkbarem Wasser oft mehrere Tage hin-
durch das einzige Nahrungsmittel waren, erzeugten die Ruhr, und Tau-
sende erkrankter Krieger lagen in unerträglichen Schmerzen auf dem
nassen, von den ekelhaftesten Auswürfen bedeckten Boden unter den glück-
licheren Todten. Der König konnte seinen Unmuth über die getäuschten
Erwartungen, der Herzog seine Besorgnisse nicht bergen. So erfolgte
am 1. Oktober der Rückmarsch der Armee. Schrecklich war daß Elend
der Menschen und Thiere, die Straße, die man zog, bezeichneten Trüm-
mer und Leichen. Erst im Luxemburgischen gönnten sich die Preußen
die erste Rast.
Am Mittelrhein hatte Custine das Hauptmagazin der Oestreicher
in Speie r weggenommen und die 2000 Mann der Besatzung zu Ge-
fangnen gemacht. Durch eine in Mainz vorhandene Revolutionßpartei
eingeladen, rückte Cüstine dann vor Mainz, und der Commandant ca-
vitulirte, obgleich die Franzosen nicht einmal Geschütz bei sich hatten.
Nach dem Einzuge der Franzosen wmde in Mainz ein Jakobinerklub
errichtet, ein aus trockenem Holze gezimmerter Freiheitsbaum feierlich
aufgestellt, die Feier republikanischer Feste veranstaltet und gegen die
Anhänger des Kurfürsten gewüthet, Auch Frankfurt wurde von den
Franzosen besetzt und von der neutralen Reichsstadt eine Brandschatzung
von anderthalb Millionen Thalern erpreßt. Frankfurt wurde jedoch am
2. December von den Preußen und Hessen wieder eingenommen. Von
der Süd arm ee unter Mon teßquiou wurden die sardinischen Land-,
schäften Savoyen und Nizza ohne Kriegserklärung besetzt. Dumou-
riez besiegte nach dem Abzüge der Preußen die Oestreicher bei dem
Dorfe Jemappes und besetzte Belgien.
In Paris hatte sich in den jüngsten Ereignissen die Schwäche der
Nationalversammlung kund gegeben; über sie herrschte jetzt der Ge-
meinderath von Paris, über diesen Robespierre, Danton und
Marat. Robespierre erschien vor der Nationalversammlung und for-
derte Rache für die am 10. August gefallenen Märtyrer aus dem Volke
und die Einsetzung eines aus Abgeordneten einer jeden Section von
Paris gebildeten Gerichts. Trotz des Widerspruchs der Girondisten wurde
ein Revolutionstribunal eingesetzt. Sobald dieses Blutgericht seine
Sitzung begann, ließ Manuel auf dem Earrouselplatze die Köpf-
Maschine aufrichten, die ein Jahr vorher von dem pariser Arzt Guil-
lotin erfunden war. Sie wurde nicht wie sonst wieder weggenommen,
sondern blieb stehen. Die Nachricht vom Vorrücken der Preußen, dann
von der Uebergabe Longwy's und Verduns weckte in der Bevölkerung
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Extrahierte Personennamen: Kellermann Ludwigs Ludwigs Dumouriez Danton August Manuel
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Belgien Frankreichs Mainz Mainz Mainz Frankfurt Frankfurt Hessen Nizza Belgien Paris Paris Paris
750
Schlacht bet
Trafalgar.
Krieg Preu-
ßens mit
England und
Schweden.
Er drang sogleich auf bestimmte Erklärungen und führte, ohne auf die
Unterhandlungen Oestreichs einzugehen, am 25. und 26. September eine
starke Armee über den Rhein. Die östreichische Hauptarmee von 120,000
Mann unter dem Erzherzoge Karl stand in Italien; zur Vertheidi-
gung des südlichen Deutschland war das schwächere Heer von 80,000 Mann
unter Mack bestimmt. Dieser nahm eine Stellung zwischen Ulm und
Memmingen und erwartete den Feind von Westen her; sah sich aber
plötzlich von Nordosten her bedroht. Napoleon hatte Baden, Wür-
temberg und Baiern in seine Bundesgenostenschast gezwungen und
ließ ein Armeecorps von 100,000 Mann durch die preußischen Fürsten-
thümec in Franken seinen Weg nach der Donau nehmen. So sah sich
Mack schon am 5. Oktober umgangen und suchte mit der Hauptarmee
Zuflucht in den Mauern von Ulm. Vergebens drangen die Generale,
namentlich der Erzherzog Ferdinand und der Fürst Schwarzen-
berg, in den Oberfeldherrn, die Armee durch einen raschen Ausmarsch
dem sonst unvermeidlichen Unglück der völligen Einschließung zu entzie-
hen. Der Erzherzog Ferdinand erklärte, daß er, um der Gefangenschaft
zu entgehen, versuchen werde, sich mit der Reiterei durchzuschlagen. Er
brach mit Schwarzenberg auf und gelangte, freilich nur mit den Trüm-
mern seiner tapfern Schaar, nach Böhmen. Der in Ulm eingeschlossene
Mack unterzeichnete eine Capitulation und übergab am 20. Oktober
1805 seine ganze Armee von 25,000 Mann als kriegsgefangen.
Die Reste der östreichischen Armee konnten den Siegeslauf Napo-
leons nicht hemmen und suchten das russische Heer zu erreichen. Dieses
war unter Kutusow bis Braunau am Inn vorgerückt und zog sich
jetzt nach Mähren zurück. Die Franzosen rückten in Wien ein und folg,
ten dann den Verbündeten nach Mähren. Bei dem Dorfe Austerlitz
kam es am 2. December 1805, am ersten Jahrestag von Napoleons
Kaiserkrönung, zur Schlacht. Drei Kaiser waren gegenwärtig, Franz Ii.
und Alexander I., für welche Kutusow die Reihen ordnete, und Napo-
leon, welcher den Sieg gewann. Der Kaiser Franz begab sich persön-
lich in das Lager Napoleons und erlangte unter harten Bedingungen
einen Waffenstillstand. Die Russen kehrten in ihre Heimath zurück.
Preußen, welches bereits im Begriff gewesen war, an dem Kriege
Theil zu nehmen, mußte das Bündniß mit Napoleon erneuern; es mußte
Neufchatel und Cleve an den französischen Kaiser, Ansbach an
Baiern abtreten und erhielt dagegen die hannöverschen Länder, die
Napoleon nach dem Rechte der Eroberung als sein Eigenthum betrach-
tete. Zwischen Napoleon und Franz Ii. wurde am 26. December 1805
der Friede zu Preßburg unterzeichnet. Oestreich verlor 1200quadrat-
meilen, die venetianischen Besitzungen, die Grafschaft Tyrol, die Fürsten-
thümer Brixen und Trident und seine schwäbischen Besitzungen. Auch
mußte der deutsche Kaiser den Königstitel, den die Kurfürsten von
Baiern und Würtemberg annehmen würden, anerkennen.
Die Engländer fanden wegen der Unfälle der dritten Koali-
tion einen Trost in dem großen Seesiege, welchen Nelson am
21. Oktober 1805 beim Cap Trafalgar zwischen Cadiz und der Meer-
enge von Gibraltar über die vereinigte französisch-spanische Flotte erfocht.
Der Sieg war theuer erkauft mit dem Leben des Admirals Nelson.
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Extrahierte Ortsnamen: England Schweden Rhein Italien Deutschland Ulm Memmingen Baden Baiern Donau Ulm Ulm Braunau Wien Napoleons Napoleons Brixen Baiern Cadiz
752
Stiftung des
Rheinbundes.
Ende des
deutschen
Reiches.
Derpreußisch-
russische Krieg
in den Jahren
1806 u. 1807.
In Paris wurde zwischen Talleyrand und den Gesandten der
deutschen an Frankreich Hangenden Fürsten über ein engeres Bundesver-
hältniß unterhandelt. Am 12. Juli 1806 wurde zu Paris den in Tal-
leyrands Wohnung versammelten Abgeordneten von Baiern, Wür-
temberg, dem Kur-Erzkanzler, Baden, Berg, Darmstadt,
Nassau-Weilburg und Usingen, H o h e nz o l le rn, Salm, Dsen-
burg, Licht enstein, Ahremberg und Lehen eine Bundesacte zur
Unterzeichnung vorgelegt, ohne daß sie nur Zeit hatten, dieselbe ordent-
lich zu lesen, geschweige sich mit einander über dieselbe zu berathen.
Durch dieselbe wurden alle Glieder des Bundes, der den Namen Rhein-
bund führen sollte, zur Lossagung von dem bisherigen Reichsbande
verpflichtet. Jedes Glied empflng die vollkommenste Souveränität im
Innern seines Staates; aber zugleich erhielt die Gesammtheit des Bun-
des am französischen Kaiser einen Gebieter unter dem Namen Pro-
tect or, der als Haupt an der Spitze stand, in den Bund aufnahm,
wen er wollte, und die Bundesmacht nach Gefallen gebrauchen konnte.
Alle Fürsten und Herren deß südlichen Deutschland, die bisher reichs-
unmittelbar gewesen waren, und die sich nicht zeitig genug dem Bunde
angeschlossen hatten, wurden mediatisirt, das heißt, für landsässige
Unterthanen des Rheinbundstaates, von welchem ihre Besitzungen um-
schloffen waren, erklärt. Diese neue Gestaltung des südlichen Deutsch-
lands wurde am 1. August 1806 durch eine Note des französischen Ge-
schäftsträgers zu Regensburg dem Reichstage kund gemacht, mit der
Erklärung, daß der französische Kaiser das Dasein der deutschen Reichs-
verfassung nun nicht mehr anerkenne. Die Reichstagsgesandten der
Rheinbundsfürsten erklärten im Namen ihrer Herren, daß der Begriff
von einem gemeinschaftlichen Vaterlande und Jntereffe verschwunden sei,
seit sich das Reich 1795 in ein nördliches und südliches Deutschland ge-
trennt habe. Indem man sich jetzt von dem Reichskörper lossage, be-
folge man nur das durch frühere Vorgänge aufgestellte System. Kai-
ser Franz erließ hierauf eine vom 6. August 1806 datirte Erklärung,
daß er das Band, welches ihn bisher an den deutschen Reichskörper ge-
bunden habe, als gelöst ansehe, die deutsche Kaiserkrone niederlege, alle
Kurfürsten, Fürsten und Stände deß ihm geleisteten Eides entlaste, aber
auch seine deutschen Provinzen von dem Reichskörper lostrenne, um
dieselben in Vereinigung mit den übrigen als Kaiser von Oestreich
zu beherrschen. Dieses Ende nahm das Kaiserthum der Deutschen, nach-
dem es über ein Jahrtausend bestanden hatte.
Die fortdauernde Anwesenheit der französischen Heere in Süddeutsch-
land und die Rücksichtslosigkeit, die bei Errichtung des süddeutschen Bun-
des gegen Preußen gezeigt ward, that dieser Macht kund, wessen sie
sich von Napoleon zu versehen habe. Die Stimme des preußischen Vol-
kes und Heeres erklärte sich gegen Frankreich, und Preußen beabsich-
tigte, die noch übrigen deutschen Staaten unter seinem Vorsitze zu ver-
einigen. Napoleon stellte sich, als ob er dem norddeutschen Bunde nicht
entgegen sei, während er in der That denselben zu verhindern suchte.
Preußen wurde auf mannigfache Weise von Napoleon gekränkt, beson-
ders dadurch, daß in den Unterhandlungen mit England die Rückgabe
des vorher dem Könige von Preußen aufgedrungenen Hannovers
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Extrahierte Personennamen: August Franz Franz August Oestreich Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Paris Frankreich Paris Baiern Baden Darmstadt Nassau-Weilburg Usingen Ahremberg Deutschland Rheinbundstaates Rheinbundsfürsten Deutschland Frankreich England
722
Napoleon un-
terwirft Ita-
lien 1796.
1796 drang Jourdan von der Lahn ans über Würzburg bis in
die Nähe von Regensburg; Moreau, Pichegrü's Nachfolger, über-
schwemmte Schwaben und Baiern; Bonaparte rückte an der Spitze
der italienischen Armee biß Trident vor. Die schwäbischen und fränki-
schen Reichsstände, Würtemberg, Baden, Bamberg und andere, erkauf-
ten mit ungeheuren Opfern Stillstand und die Erlaubniß, Friedensge-
sandte nach Paris schicken zu dürfen. Der Erzherzog Karl, der an
die Spitze der kaiserlichen Armee gestellt war, sah sich genöthigt, die
Bundestruppen, als er sie am meisten bedurfte, entwaffnen zu lasten.
Dennoch schlug er den von Bernadotte zu weit vorwärts geführten Flü-
gel der Jourdanschen Armee bei Teining, dann diese Armee selbst bei
Würz bürg, so daß die Geschlagenen in lvildec Flucht dem Rheine zu-
eilten. Moreau hatte den Kurfürsten von Baiern zu einem schmählichen
und kostbaren Waffenstillstand genöthigt, sah sich aber, in Folge der Un-
fälle Jourdans, von den Oestreichern im Rücken bedroht und trat einen
in der Geschichte der Kriegskunst berühmten Rückzug an.
In den meisten Staaten Italiens waren unter milden Herrschern
bedeutende Fortschritte zum Bessern geschehen. Die Grenze Italiens ge-
gen Frankreich gehörte dem Beherrscher von Savoyen und Piemont, der
sich seit 1718 König von Sardinien nannte. Der König Victor Ama-
deus Iii., der seit 1773 regierte, hatte sich ganz auf das Militäcwesen
geworfen und hatte sich dabei das Verfahren Friedrichs Ii. zum Muster
genommen. Dieses lange getriebene Soldatenspiel bestand seine Probe
schlecht, als es Ernst ward und die französischen Machthaber den König
Victor 1792 mit Krieg überzogen. Unter alten kraftlosen Generalen
und jungen, von Verachtung deß Feindes strotzenden Officieren verloren
die Piemontesen beim ersten Angriffe Nizza und Savoyen. Unter mör-
derischen Gefechten ging die Vertheidigungslinie der Alpen verloren, und
1795 gewann das republikanische Heer Boden auf der Südseite der Al-
pen. Aber die Unordnung, welche um diese Zeit in der republikanischen
Staatsverwaltung einriß, und der durch den Fall der Assignate herbei-
geführte Staatßbankrott entzog den Gewalthabern die Mittel, deren sie
zum Kriege bedurften, und brachte schreckliches Elend über das italieni-
sche Heer. Da erhielt im Frühjahr 1796 der Cocse Napoleon Bo-
naparte, der sich durch seine Heirath mit Jose ph inen, der von dem
Direktor Barras beschützten Wittwe deß Generals Beauharnais, mit
Barras befreundet harte, den Oberbefehl über das gegen die Oestreicher
und Piemontesen kämpfende Heer. Der Zustand desselben war kläglich;
Mangel an Verpflegung und Kleidung hatten die Bande der Zucht ge-
löst. Aber Napoleon verstand es, den französischen Krieger zu Großtha-
ten zu treiben. Ihm, dem sechs und zwanzigjährigen, gegenüber stand
der östreichische General Beaulieu, dessen sonstige Tüchtigkeit hohes
Alter geschwächt hatte. Bei Montenotte schlug Napoleon die Oest-
reicher, bei Mondovi die sardinische Armee. Der Muth des Königs
Victor Amadeus war gebrochen. Der König schloß einen Waffenstillstand
und bald nachher Frieden mit Frankreich. Er mußte den Bund
mit Oestreich aufgeben, den Franzosen die Festungen Alessandria,
Coni und Tor ton a einräumen und Savoyen und Nizza abtreten.
Millionen baaren Geldes mußten unter allerlei Benennungen erlegt werden.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Karl Karl Bernadotte Moreau Victor_Ama- Friedrichs Ernst Napoleon Napoleon General_Beaulieu Napoleon Mondovi Victor_Amadeus
Extrahierte Ortsnamen: Regensburg Baiern Würtemberg Baden Bamberg Paris Rheine Baiern Jourdans Italiens Italiens Frankreich Sardinien Friedrichs Nizza Frankreich Alessandria Nizza
723
Der Abfall sthres Bundesgenossen nöthigte die Oestreicher zum eil-
fertigen Rückzüge über den Po, dann über den Tessino und endlich über
die Adda. Nachdem Napoleon bei Lodi den Uebergang über die Adda
erstritten hatte, wichen die Oestreicher über den Mincio bis nach Tyrol
zurück. Gegen die wehrlosen Fürsten und Republiken Italiens, die
mit Frankreich nicht einmal im Kriege gewesen waren, übte Napoleon
Raub und Plünderung. Sie mußten Gemälde und Kunstwerke, Bücher
und Handschriften und sogar Merkwürdigkeiten, die einer Stadt und
Landschaft werth waren, ausliefern. Doch blieb Erpressung baaren Gel-
des und nützlicher Kriegsmittel das Hauptgeschäft. Die Herzoge von
Parma unv Modena, der Papst Pius Vi. und der König von
Neapel mußten den Frieden mit großen Geldsummen und Kunstschätzen
erkaufen. Gegen die Aussicht auf eine republikanische Verfassung wurde
Mailand mit fünf und zwanzig Millionen gebrandschatzt. Der franzö-
sische Feldherr trieb das Republikenspiel mit einer Menge von Städten
unv Landschaften, theils um dadurch eine in der Lombardei zahlreiche
Partei zu bethören, theils um die schwachen Regierungen zu schrecken.
Durch die ungeheuren aus Italien gezogenen Summen wurde nicht nur
die italienische, sondern auch die Alpen- und Rheinarmee versorgt und
bei dem Bankrotte 'des Finanzwesens die Verwaltung im Gange er-
halten.
Gegen Ende Juli brachen die Oestreicher, unter dem Feldmarschall
Wurmser aus Tyrol auf, um das von Bonaparte belagerte Mantua,
den einzigen von den Oestreichern in Italien noch behaupteten Platz, zu
entsetzen. Bonaparte hob .die Belagerung auf, besiegte Wurmser bei
Castiglione, nöthigte die Oestreicher zum Rückzüge nach Tyrol und
erneuerte die Einschließung von Mantua. Als Wurmser zu Anfang des
September nochmals aus Tyrol zum Entsätze Mantua'ß heranzog, er-
reichte er zwar die Stadt, sah sich aber mit dem Ueberreste seines Hee-
res in derselben eingeschlossen. Ein neues östreichisches Heer, welches
unter Alvinzi aus Tyrol zum Entsätze Mantua's heranzog, wurde nach
einer mehrtägigen Schlacht bei Arcole (vom 13. bis 16. November
1796) zum Rückzüge genöthigt. Bei einem Versuche, den Alvinzi zu
Anfange des Jahres, 1797 zum Entsätze von Mantua machte, wurde in
den Schlachten bei Rivoli und Corona und bei La Favorita fast
das ganze östreichische Heer aufgerieben. Die Folge dieser blutigen Tage
war der Fall von Mantua am 2. Februar 1797. Mancherlei den
Franzosen verdächtige Anstalten, welche die päpstliche Regierung getroffen
hatte, gaben Bonaparte Veranlassung, dem Papste mit einem Zuge ge-
gen Rom zu drohen. Um den Frieven zu erhalten, mußte der Papst
seinen Rechten auf Avignon und Venaissin entsagen, die Legationen
Bologna, Ferrara und Romagna abtreten und 31 Millionen
Livres zahlen.
Der Erzherzog Karl war vom Kaiser vom Rheine abberu- Bvnaparte'e
fen und ihm das Commando in Italien übergeben worden. Abet Wien. Prütt-
die Armee, die er vorfand, war durch unaufhörliche Niederlagen ge- A"reobm!
schwächt und entmuthigt, und die Verstärkungen, die ihr zuzogen, konn-
ten erst im April eintreffen. Deshalb eröffnete Bonaparte den Feldzug
schon zu Anfang des März. Der Erzherzog wollte eine entscheidende
46 *
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Feldmarschall
Wurmser Romagna Karl Karl
Freiheitê-
krieg der
Tyroler.
772
Versuch, die Festung Magdeburg zu überrumpeln; es gelang ihm aber
nicht, weil er kein Geschütz hatte. Durch zuströmende Mitkämpfer wuchs
Schills Corps zwar auf mehrere tausend Mann an; aber an die erwar-
tete Erhebung deß Volkes im Königreich Westphalen war nicht zu den-
ken. Von westphäliscken, holländischen und dänischen Truppen verfolgt,
warf sich Schill endlich nach Stralsund und wurde hier von Danen
und Holländern überwältigt. Schill selbst verlor im Kampfe daß Leben.
Diejenigen seiner Gefährten, welche nicht entkamen, hatten ein schreck-
liches Loos zu erleiden. Sie wurden von den Franzosen für Raubmör-
der erklärt, die Officiere erschoffen, die Gemeinen nach Frankreich auf
die Galeeren gebracht.
Glücklicher war der Herzog Wilhelm von Braunschweig-
Oels, der Sohn deß bei Jena verwundeten Herzogs Ferdinand. Er
sammelte sich eine Schaar, welche sich schon durch ihre Kleidung als
ein Rache-Corps ankündigte und die schwarze Legion genannt wurde.
Er beabsichtigte einen Aufstand im Königreich Sachsen zu erregen und
denselben nach Braunschweig und Hannover auszubreiten. Da er durch
östreichische Truppen unterstützt wurde, so gelang es ihm, Dresden und
Leipzig zu besetzen. Durch westphälische und holländische Truppen wurde
er aber nach Böhmen zurückgedrängt. Als er bei den Friedenßunter-
Handlungen nicht als souveräner Herzog von Braunschweig anerkannt
werden sollte, faßte er den kühnen Entschluß, sich bis an die untere
Weser durchzuschlagen, um von da nach England überzusetzen. Gegen
Ende Juli brach er mit 12,000 Mann zu Fuß, 700 Reitern und sechs
Kanonen auf. Glücklich schlug er sich durch holländische und westphäli-
sche Truppen durch, gelangte über Braunschweig -und Hannover nach
den unterhalb Bremen liegenven Hafenplätzen Elsfleth und V^ake, eignete
sich alle dort beflndlichen Fahrzeuge zu, fuhr auf denselben die Weser
herab und erreichte glücklich die diesen Fluß blokirende englische Flotte.
Beim Ausbruche deß Krieges erhoben sich auch die Tyroler. Sie
waren seit fünf Jahrhunderten, unter dem Scepter des Hauses Habs-
bürg, im Besitz einer alten eigenthümlichen Verfassung frei und glücklich
gewesen. Im Frieden zu Preßburg hatte Oestreich nur unter der Be-
dingung Tyrol abgetreten, daß diese Verfassung erhalten werde. Da
nun Baiern diese Bedingung nicht erfüllte, so glaubten sich auch die
Tyroler durch keine Treupflicht an Baiern gebunden und erhoben sich
einmüthig, als der Kaiser sie zur Rückkehr zu seinem Gehorsam einladen
ließ. An die Spitze der Tyroler trat An reas Hofer, Besitzer des
Gasthofes am Sande im Passeyr-Thale, gewöhnlich der Sandwirth
genannt. Er war ein einfacher Landmann, von großer Gestalt, mit
einem langen schwarzen Barte. Seine Rechtlichkeit, seine treuherzige
Milde und Frömmigkeit gewannen ihm das allgemeine Vertrauen. Ihm
zur Seite stand Joseph Speckbacher — den Feuerteufel nannten
ihn später die Baiern — verwegen, erfindungsreich, schon als Knabe
als glücklicher Schütze auf Gemsen und Auerhähne bekannt, als Jüng-
ling ein gefürchteter Wilddieb, bis er das unstäle Leben mit dem Amte
eines Unteraufsehers bei den Salzwerken von Hall vertauschte. Beiden
Führern gesellte sich der Kapuziner Haspinger hinzu, welcher, ohne
Waffen, mit beiden Händen ein großes schwarzes Kreuz haltend, den
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Extrahierte Personennamen: Schills Schill Schill Wilhelm_von_Braunschweig-
Oels Wilhelm Ferdinand Oestreich Joseph_Speckbacher Haspinger
Extrahierte Ortsnamen: Stralsund Frankreich Jena Sachsen Braunschweig Hannover Dresden Leipzig England Hannover Elsfleth Passeyr-Thale Baiern
Napoleons
Kaiserthum
auf seinem
Höhepunkt.
774
Napoleon beschied die Könige von Sachsen, Westphalen, Würtem-
berg, Holland, Neapel, den Vicekönig von Italien und den früheren
Kurfürsten von Mainz, jetzigen Fürsten Primas, für den 2. December
1809, zur fünften Jahresfeier seiner Krönung, nach Paris, damit die-
selben Zeugen seines triumphatorischen Prunkes und Zuhörer seiner hoch-
tönenden Reden wären. Aber auf dem Riesensitze seines Kaiserthrones,
der auf den Trümmern des alten Europa erbaut war, fühlte sich Na-
poleon nicht befriedigt, weil er keinen Sohn als Erben seiner Herrlich-
keit neben sich sah. Er ließ sich deshalb von Josephine scheiden, welche,
nach seiner eigenen Aussage, der gute Genius seines Lebens gewesen
war, und bewarb sich bei dem Kaiser von Oestreich um die Hand der
Erzherzogin Maria Luise. Fünf Königinnen hielten der Kaiserin die
Schleppe, als am 2. April 1810 der Kardinal Fesch in der Kapelle
deß Louvre die Vermählung Napoleons vollzog. Der Kaiser Franz hatte
das Opfer dieses Ehebündnisses gebracht, weil er durch dasselbe den all-
gemeinen Frieden dauernd zu begründen hoffte. Aber Napoleon fuhr
fort mit eiserner Hand in das Geschick von Völkern und Fürsten, selbst
der ihm befreundeten, einzugreifen. Er erklärte den Staat des Fürsten
Primas für ein Großherzogthum Frankfurt und bestimmte den
Prinzen Eugen, seinen Stiefsohn, zum dereinstigen Nachfolger des
neuen Großherzogs Dalberg. Napoleons Bruder, Ludwig von Hol-
land, hatte durch Milde und Wohlwollen die Liebe seiner Unterthanen
gewonnen. Er weigerte sich, das Wohl seines Volkes den leidenschaft-
lichen, unausführbaren Decreten zu opfern, durch welche Napoleon aus
Wuth gegen England den Handel aller Völker vernichtete. Ludwig legte
am 2. Juli 1810 zu Gunsten seines Sohnes die Krone nieder und be-
gab sich nach Deutschland, wo er mehrere Jahre als Graf St. Leu zu
Gräz in Steiermark lebte. Napoleon aber vereinigte Holland mit
Frankreich und verlieh dem holländischen Kronprinzen das Großher-
zogthum Berg. Hannover war mit dem Königreich Westphalen ver-
einigt worden; ein kaiserliches Decret bestimmte, daß die Hansestädte
sowie die Länder zwischen der Nord- und Ostsee und einer von dem
Rhein zur Ems, Werra und Elbe gezogenen Linie, unter diesen auch
ver größte Theil des mit Westphalen vereinigten Hannovers, nebst einem
beträchtlichen Stücke des Königreichs selbst, mit Frankreich vereinigt wer-
den sollten. Durch diese Verfügung über Norddeutschland verloren die
souveränen Fürsten des Rheinbundes von Salm und Kyrburg, der
Herzog von Ahremberg und der Herzog von Oldenburg ihre
Länder. Ein kaiserliches Decret vereinigte die Republik Wallis mit
Frankreich.
Das Co nti nental-Syst em, welches Napoleon schon 1806 ge-
gen England angeordnet hatte, wurde durch neue Decrete auf die höchste
Spitze getrieben. Alle seewärts eingegangenen Colonialwaren sollten als
aus englischem Handel stammend angesehen werden und einen Zoll von
fünfzig Proeent entrichten; alle englischen Fabrik- und Manufaktur-
waren , welche in Frankreich und den mit Frankreich verbündeten Län-
dern gefunden würden, sollten weggenommen und verbrannt werden.
In allen deutschen Ländern wurden große Massen bezahlter und ver-
steuerter Waren den Bürgern weggenommen und verbrannt.
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon Josephine Oestreich Maria_Luise Maria Napoleons Franz Franz Napoleon Eugen Eugen Großherzogs_Dalberg Napoleons Ludwig_von_Hol- Ludwig Napoleon Ludwig Ludwig Napoleon Ahremberg Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Sachsen Holland Neapel Italien Mainz Paris Europa Napoleons Frankfurt Napoleons England Deutschland Holland Frankreich Hannover Ostsee Rhein Hannovers Frankreich Norddeutschland Oldenburg Frankreich England Frankreich Frankreich
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Hauptarmes auf Dresden mißlang, und nach einer zweitägigen
Schlacht, am 26. und 27. August, sah sie sich zu einem Rückzüge ge-
nöthigt, der unter dem Einflüsse eines gewaltigen Regenwetters den kläg-
lichsten Anblick darbot. Dagegen halfen dieselben Regenströme am
26. August der schlesischen Armee die Schlacht an der Katzbach ge-
gen ein französisches Heer unter Macdonald gewinnen. Durch diesen
Sieg wurde das in Blücher gesetzte Vertrauen zur kühnsten Zuversicht
gesteigert. Von der Hauptarmes wurde Vanda m me, der ihr den Rück-
zug nach Böhmen abschneiden wollte, bei Culm, in der Gegend vor,
Teplitz, am 30. August, nach einem verzweifelten Widerstände mit zehn-
tausend Mann zur Ergebung gezwungen.
Auf die Nachricht, daß Blücher bei Wartenburg den Uebergang
über die Elbe erzwungen und seine Vereinigung mit dem Kronprinzen
von Schweden bewerkstelligt habe, wandte sich Napoleon, begleitet vom
Könige von Sachsen, nach Leipzig. Die drei großen Heere von Böhmen.
Schlesien und Norddeutschland hatten sich einander genähert und um-
ringten den Gegner. Vom 16. bis zum 19. Oktober wurde die Völ-
kerschlacht bei Leipzig geschlagen. Am Abend des 18. war der Sieg
für die Verbündeten entschieden, und Napoleon beschloß für den anderen
Morgen den Rückzug nach Weißenfels. Auf der Flucht durch die Elster
ertrank der Anführer der Polen, Fürst Joseph Poniatowski. Der
König von Sachsen wurde, als am 19. die verbündeten Monarchen
in Leipzig eingezogen waren, für einen -Kriegsgefangenen erklärt und ge-
nöthigt, seinen Aufenthalt in Berlin zu nehmen. Baiern hatte kurz vor
der leipziger Schlacht dem Bunde mit Frankreich entsagt und mit Oest-
reich einen Vertrag geschlossen. Jetzt eilte General Wrede mit einem
bairisch-östreichischen Heere nach Hanau, um dem französischen Kaiser,
der sich über Erfurt nach dem Rheine zurückzog, den Heimweg abzu-
schneiden. Aber Napoleon brach sich durch das blutige Treffen bei
Hanau (am 30. Oktober) Bahn und ging am 2. November mit den
Trümmern seines Heeres über den Rhein.
Hieronymus Napoleon hatte sein Königreich Westphalen am
26. Oktober verlassen, und Preußen, Hannover, Oldenburg, Hessen und
Braunschweig nahmen ihr altes Eigenrhum wieder. Der Großherzog
von Frankfurt, Karl von Dalberg, gab sein Großherzogthum auf
und ging nach Konstanz, später nach Regenßburg, um seinen bischöflichen
Pflichten zu leben. Würtemberg, Baden und Hessen-Darmstadt
schlossen Verträge mit Oestreich und ließen ihre Truppen zu dem Heere
der Perbündeten stoßen. Die Nordarmee war von Leipzig nach Hanno-
ver gezogen und hatte sich dort in zwei Theile getrennt. Mit dem einen
Theil drangen Bülow und Wintzingenrode nach Holland, mit
dem anderen Bernadotte und Woronzow nach Holstein vor. Hol-
land wurde bis auf einige wenige Plätze besetzt, und die Einwohner
riefen den Sohn ihres ehemaligen Erbstatthalters, Wilhelm Vi., zu
ihrem Herrscher aus. In Holstein wurden die Dänen zurückgetrie-
den und schlossen am 14. Januar 1814 zu Kiel einen Friedensver-
trag, in welchem sie Norwegen an Schweden abtraten und sich
zur Theilnahme am Kampfe der Alliirten verpflichteten. Die Schweiz
wollte sich für neutral erklären, die Verbündeten erkannten aber diese
Neutralität nicht an.
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Extrahierte Personennamen: August August Vanda August Napoleon Napoleon Joseph_Poniatowski Wrede Napoleon Hieronymus_Napoleon Napoleon Karl_von_Dalberg Karl Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Dresden Teplitz Wartenburg Schweden Sachsen Leipzig Norddeutschland Leipzig Weißenfels Polen Sachsen Leipzig Berlin Frankreich Hanau Rheine Hanau Rhein Hannover Oldenburg Hessen Frankfurt Konstanz Regenßburg Baden Hessen-Darmstadt Leipzig Holland Holstein Wilhelm Holstein
785
mit den verbündeten Mächten versöhnt hatte, legte Eugen die Waffen
nieder und begab sich mit seiner Familie nach Baiern. In Mailand
erklärte am 23. Mai 1814 der Feldmarschall Bellegarde im Namen
seines Kaisers die Besitznahme des Landes. Nach Piemont, Florenz,
Modena kehrten ihre früheren Fürsten zurück. Der Papst hielt am
24 Mai 1814 seinen feierlichen Einzug in Rom. In Neapel behaupt
tete Murat den Thron. Er hatte am 14. Januar 1814 mit dem Kai-
ser Franz einen Vertrag geschloffen, in welchem ihm der Besitz seiner
Staaten gewährleistet worden war. In Spanien nahm Ferdi-
nand Vii., welchen Napoleon im März 1814 aus Valenpay entlas-
sen hatte, den Thron wieder ein. Dänemark, welches versäumt hatte,
sich zu rechter Zeit von Napoleon zu trennen, mußte Norwegen an
Schweden abtreten. Die ionischen Inseln wurden für einen Frei-
staat erklärt und unter die Schutzherrschaft Englands gestellt. Holland
wurde dem Prinzen Wilhelm Vi. von Oranien als Königreich über-
geben.
Am 1. November 1814 wurde in Wien der Kongreß der Ab-
geordneten der euroväischen Mächte eröffnet. Zu demselben hatten sich
die drei Monarchen, welche die Gefahren des Krieges getheilt hatten,
sowie die Könige von Dänemark, Baiern und Würtemberg und viele
andere Fürsten persönlich eingefunden. Der Zweck des Congreffes war,
der Politik der europäischen Staaten eine feste Gestaltung zu geben, das
Verhältniß vornehmlich der deutschen Fürsten zu ordnen und die Forde-
rungen der größeren und kleineren Herrscherhäuser auszugleichen. Die
Verhandlungen wurden nicht in glänzender Fürstenversammlung, sondern
in geschlossenen Gemächern von Ministern und Räthen geführt. Oest-
reich erhielt von Rußland den Theil von Ostgalizien, den es 1809 ab-
getreten hatte, von Baiern, gegen Einräumung Würzburgs, Aschaffen-
burgs und des größten Theils der überrheinischen Pfalzlande, Tyrol und
Salzburg. Die belgischen Niederlande wurden mit Holland zu einem
Königreich der Niederlande vereinigt. In Italien erhielt Oestreich
außer Mailand das ganze Gebiet von Venedig und legte diesen Provin-
zen den Namen „Lombardisch--Venetianisches Königreich" bei. Genua
wurde an Sardinien gegeben.
Die Verträge, welche Preußen mit Rußland und im Laufe des
Krieges mit den übrigen Mächten geschlossen hatte, sicherten ihm seinen
Länderbestand zu, wie er vor dem Kriege von 1806 gewesen war. Aber
Kaiser Alexander wollte von den polnischen Provinzen nur so viel zurück-
geben, als nöthig war, um eine Verbindung zwischen den Ostseeländern
und Schlesien hervorzubringen. Der Verlust Preußens schien nur ge-
deckt werden zu können, wenn das Königreich Sachsen, welches von den
Verbündeten erobert worden war, an Preußen gegeben wurde. Ueber
diese Frage entstand aber ein Zwiespalt, und Oestreich, England und
Frankreich schlossen am 3. Januar 1815 einen Bund gegen Rußland
und Preußen. Ein Bruch der fünf Großmächte schien unvermeidlich;
aber die Verwickelung wurde noch im Wege friedlicher Verständigung ge-
löst. Preußen erhielt nebst Danzig und Thorn einen größeren Antheil
von Polen, als ihm zuerst bestimmt gewesen war, ein bedeutendes Ge-
biet an beiden Ufern des Rheins und die Hälfte von Sachsen mit den
Elbfestungen Torgau und Wittenberg. Das deutsche Reich wurde
50
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Extrahierte Personennamen: Eugen Eugen Franz Franz Napoleon Napoleon Wilhelm Oestreich Alexander Alexander Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Baiern Mailand Florenz Modena Rom Neapel Spanien Valenpay Schweden Englands Holland Wien Baiern Würtemberg Ostgalizien Baiern Würzburgs Tyrol Salzburg Holland Niederlande Italien Mailand Venedig Sardinien Sachsen England Frankreich Danzig Thorn Polen Rheins Sachsen Wittenberg
798
Dresden zu Unruhen, und diese bestimmten den hoch betagten König
Anton seinen Neffen, den Prinzen Friedrich August zum Mitregen-
ten zu ernennen und dem Lande eine zeitgemäße Verfassung zu geben.
Im Königreich Hannover war besonders der Bürgerstand unzufrie-
den mir den Vorrechten des Adets und dem Grafen von Münster,
der an der Spitze der Regierung stand. Es brachen in Osterode und
Göttingen Unruhen aus. Diese wurden unterdrückt, aber auch der Graf
von Münster entlassen und dem Lande 1833 eine neue Verfassung
gegeben.
In den süddeutschen konstitutionellen Staaten, in Bayern, Würtem-
berg, Baden, Hessen-Darmstadt und Nassau trat das Verlangen nach
Erweiterung verfassungsmäßiger Rechte immer mehr hervor. In Rhein-
bayern erhob sich eine demokratische Bewegung, deren eifrigster Stimm-
führer der Doctor Wirth in seiner „deutschen Tribüne" war. Am
24. Mai 1832, dem Jahrestage der bayerischen Verfassung, wurde auf
dem Bergschlosse Hambach, bei Neustadt an der Hardt, eine große
Volksversammlung gehalten, in welcher die Redner die Republikanisirung
und Einheit Deutschlands empfahlen. Bayerische Truppen, welche in
Rheinbayern einrückten, unterdrückten die Bewegung.
Am 3. April 1833 Abends um halb 10 Uhr machte eine radikale
Partei von ohngefähr 70 jungen Männern einen Angriff auf die beiden
Wachen in Frankfurt a. M. Die überraschten Soldaten wurden an-
fangs geworfen, als sie aber Verstärkung erhielten, zerstreuten sie die
Verschwornen und nahmen diejenigen gefangen, welche nicht schleunigst
die Flucht ergriffen. Die Verschwornen wollten durch den Angriff auf
Frankfurt die Bundesversammlung sprengen, eine provisorische Regierung
errichten und so die Losung zu einer allgemeinen Schilderhebung in Süd-
und Westdeutschland geben. Das tolle Unternehmen führte nur dahin,
daß auf Anregung des östreichischen Staatskanzlerß Metternich strenge
Maßregeln ergriffen wurden. In den verschiedenen Bundesstaaten wur-
den an 1800 Personen wegen politischer Vergehen eingezogen und die
Ueberführten zur Einkerkerung verurtheilt. Auch beschränkte eine nach
Wien berufene Ministerkonferenz (1834) die konstitutionellen Staats-
sormen.
Kaiser Franz I. starb 1835, und es folgte ihm sein Sohn Fer-
dinand I. (1835 — 1848). Es wurde in der inneren und äußeren
Stellung Oestreichs nichts geändert, da der Fürst von Metternich die
Leitung der östreichischen Politik behielt. Als König Wilhelm Iv. von
England 1837 starb, gelangte in Hannover, wo die männliche Thron-
folge besteht, der Prinz von Kumberland Ernst August auf den Thron.
Er erkannte die 1833 eingeführte Verfassung nicht an, und es verwei-
gerten deshalb manche Beamte und auch sieben ausgezeichnete Professo-
ren der göttinger Universität die Hulvigung, indem sie sich durch ihren
auf die Verfassung von 1833 abgelegten Eid für gebunden erklärten. Diese
sieben Professoren: Jakob und Wilhelm Grimm, Dahlmann,
Gervinus, Ewald, Albrecht und Weber, wurden ihrer Stellen
entsetzt und mußten das Land verlassen. Eine 1838 einberufene Stände-
versammlung, sowie eine zweite 1839 einberufene nahmen den von der
Regierung vorgelegten Entwurf zu einer neuen Verfassung nicht an.
Erst die Ständeversammlung von 1840 nahm den Entwurf der Regierung
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Extrahierte Personennamen: Anton Friedrich_August Friedrich August Wirth Franz_I. Metternich Wilhelm Kumberland_Ernst Ernst August Jakob Wilhelm_Grimm Wilhelm Dahlmann Ewald Albrecht_und_Weber Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Dresden Hannover Osterode Bayern Baden Hessen-Darmstadt Nassau Rhein- Hambach Deutschlands Rheinbayern Frankfurt Süd- Westdeutschland Staatskanzlerß_Metternich Wien England Hannover