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Rußland ist. Die Pelen zeichnen sich durch Vaterlandsliebe, Tapferkeit,
militärisches Talent, Gelehrigkeit und Lebhaftigkeit aus. Während die
niedern Volksklassen als unreinlich, trunken und servil geschildert wer-
den, erscheinen die Vornehmen fein, nüchtern, höflich und sehr stolz. Die
Polen bekennen sich zur römisch-katholischen Kirche. Polnische Ordnung
auf den ehemaligen Reichstagen ist sprichwörtlich geworden.
Warschau, 170,000 E. (10,000 Juden), Univers., Residenz des Statt-
halters. Festung und Vorstadt Praga an der Weichsel. Kalisch, 12,600 E.
und Ljubliu, 19,000 E. Ostrolenka. Wallfahrtsort Czenstochau an der
Warthe.
8 54.
Das Königreich Schweden «nd Norwegen.
(13,830 Q.-M., 5,703,000 Einw.)
Schweden und Norwegen bildeten vom Jahre 1397 bis 1524 mit
Dänemark ein großes Reich, welches die dänisch-norwegische Königin Marga-
retha durch die in der schwedischen Stadt Calmar geschlossene Union vereint
hatte. 1524 riß sich Schweden von der Union wieder los und ward ein
selbständiges Königreich. Als endlich Schweden 1814 sich zu Napoleons
Gegnern schlug, erhielt es als Preis für seinen Beistand das Land Norwegen,
welches den mit Frankreich verbündeten Dänen durch den erwählten Kron-
prinzen von Schweden, den vormaligen französischen Marschall Bernadotte,
entrissen wurde. Seitdem bilden die beiden Königreiche eine gemeinschaftliche
Monarchie, jedes hat aber seine eigene Verfassung und Verwaltung. Die
Finanzen befinden sich in einem günstigen Zustande.
In Schweden ist der König durch einen Reichstag eingeschränkt, welcher
sich in jedem fünften Jahre versammelt. In Norwegen genießt das Volk
größere Vorrechte, als die Schweden haben. Das Volk wählt nämlich eine
Versammlung von 75 bis 100 Mitgliedern, den Storthing, welcher alle
3 Jahre ohne besondere Berufung auf drei Monate in Christiania zusammen-
tritt. Diese Versammlung theilt sich in 2 Kammern; haben diese einen
Gesetzes-Vorschlag berathen und angenommen, so bedarf derselbe noch der
Bestätigung des Königs, welcher ihn jedoch auch verwerfen kann. Wird aber
derselbe Vorschlag von den beiden folgenden Storthings erneuert, so muß er
Gesetzeskraft erhalten. Beide Reichstage haben die Steuern festzusetzen.
Die Schweden und Norweger sind deutschen Stammes, und bilden den
Kern der Landesbevölkerung; im diorden wohnen Finnen und Lappländer.
Die herrschende Religion ist die lutherische; die Lappen sind zum Theil noch
Heiden. Für das Volksschulwesen ist so gut gesorgt, daß man unter den
Schweden und Norwegern wohl selten Jemand findet, der nicht schreiben und
lesen kann. In Norwegen muß Jeder, der confirmirt werden soll, lesen
können, Jeder, der heirathen will, confirmirt sein, und wer im 20. Jahre
nicht confirmirt ist, kann gewaltsam im Zuchthause angehalten^werden, das
zur Confirmation Erforderliche zu leruen. Während aber die Schweden und
Norweger durch ihre Bildung und geistige Kraft eine hervorragende Stellung
Kitter den Earopäern einnehmen, stehen die Lappen und Finnen noch auf einer
niedern Culturstufe. Die Lappen sind insbesondere Nomaden, welche mit
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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290
Meister. Zur Erhaltung des Friedens und der Verfassung besteht noch eine
dritte Staatsgewalt, das Bundesgericht, welches vom Kongreß und Präsi-
denten unabhängig ist und über die Verfassungsmäßigkeit der gefaßten Be-
schlüsse, Gesetze, über Streitigkeiten zwischen Unionsstaaten rc. entscheidet.
Die Mitglieder des Gerichts ernennt der Präsident mit Zuziehung des Se-
nats auf Lebenszeit. Ein stehendes Heer von 10,000 Mann dient nur
dazu, die Cadres der verschiedenen Regimenter im Falle eines Krieges zu
bilden; dagegen umfaßt die Miliz alle Bürger vom 18. bis 45. Lebensjahr
mit Ausnahme der Lehrer, Geistlichen, Richter, Advokaten und Matrosen,
und zählt 2 Mill. Mann. Die Marine zählt ohne die Handelsschiffe über
100 größere und kleinere Kriegsjahrzeuge, welche theils in Häfen der Union,
theils in Brasilien, theils im Mittelmeere, theils im chinesischen Meere
stationirt sind.
In kirchlicher Beziehung herrscht in der Union die unbeschränkteste
Freiheit. Die politischen Rechte sind durchaus unabhängig vom religiösen
Glaubensbekenntniß, da der Staat über die unzähligen Religionsparteien das
Oberaufsichtsrecht nicht in Anspruch nimmt und den Gemeinden die Er-
bauung der Kirchen und die Anstellung und Besoldumg der Geistlichen ganz
überläßt. Im Allgemeinen ist das amerikanische Volk trotz der unbeschränk-
ten Religionsfreiheit sehr religiös. Die Zahl der kirchlichen Sekten wächst
mit jedem Jahre; besondere Erwähnung verdienen hier von denselben die
Mormonen, welche seit 1850 das neue Territorium von Utah bewohnen.
Die Mormonen behaupten, die Gründer und Leiter ihrer Kirche hätten von
Gott die Sehergabe empfangen, und seien im Besitze neuer Offenbarungen,
wodurch das alte und neue Testament vervollständigt und die Absichten
Gottes für die gegenwärtige Welt geoffenbart würden. Sie glauben, die
Wiedererscheinung Christi sei nahe; sie nennen sich die Heiligen der Gegen- _
wart und geben vor, allein über den Inhalt des alten und neuen Bundes
erleuchtet zu sein. Sie ordnen darnach ihre Sitten und Gebräuche, billigen
die Vielweiberei und lehren die Gemeinschaft der irdischen Güter. Durch
diese Lehren sind sie schon oft mit den Regierungen in Konflikt gekommen,
und werden ohne Zweifel noch ernstere Händel anfangen', da sie mit Hülfe
bekehrter Indianer die Geldaristokratie der Union, ihre Todfeinde, vernichten
wollen. Ihre Apostel reisen mit Traktätlein und Zeitungen bereits in Europa
umher, um neue Anhänger zu gewinnen; leider ist ihnen dies gelungen.
I. Neu-England.
1. Mailie^ der nordöstlichste Staat der Union, erhebt sich terassenförmig
von S. nach R. Die zerrissenen, felsigen Küsten gleichen denen von Nor-
wegen. Das Klima ist streng und der Winter lang; trotz der häufigen
Nebel ist die Luft gesund. Die bedeutenden Wälder, Weiden und Eisen-
gruben machen die Ausfuhr zu einer ansehnlichen. Die Regierung ist in
Augusta (9000 E.). Wichtiger ist der Hafenplatz Portland (28,000 E.).
2. Nru-Hampkhire ist größtenteils eben, hat ein heiteres und bestän-
diges, aber kaltes und rauhes Klima. Landwirthschast, Industrie und Handel
nährt die Bewohner, welche dicht bei einander wohnen. Deutsche Einwanderer
wenden sich wegen des vorherrschenden Anglicismus nie hierher. Regierungssitz
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Extrahierte Personennamen: Gott Christi Apostel
Extrahierte Ortsnamen: Brasilien Utah Gottes Europa Neu-England Augusta Hafenplatz_Portland
— 60 -
Amerika 74 Millionen.
Australien 3 zji „
so vertheilt sie sich auf die einzelnen Religionen also:
Christen 370 Millionen.
Juden 7
Muhamedaner 75
Heiden 500
8 51.
Die staatlichen Cinrichtnngen der Völker.
Die Menschen leben gern in größern geselligen Vereinen bei einander,
und bilden auf diese Art große Familien. Sowie diese eines Hauptes be-
darf, welches die Angelegenheiten des Hauses leitet, ordnet und die Schwä-
chern schützt, so bedarf auch die Familie der Erwachsenen irgend eines Vor-
standes, welcher die Interessen dieser Körperschaft in allen Verhältnissen ver-
tritt. Wo mehrere Familien nun zu einer größern Vereinigung zusammen-
treten, entsteht eine Gemeinde, welche je nach Verhältniß der Größe oder
Lage ein Dorf, einen Flecken oder eine Stadt bewohnt. Viele Gemeinden,
welche zu einem Ganzen unter gemeinschaftlicher Leitung, Verwaltung und
Gesetzgebung vereinigt sind, bilden einen Staat. Dieser führt nach seinem
Umfange und nach der Art der ihn leitenden Regierung verschiedene Namen:
Kaiserthum, Königthum, Großherzogthum, Kurfürstenthum, Herzogthum,
Fürstenthum, Landgrafschaft, Grafschaft, Republik oder Freistaat.
Die Staaten haben entweder eine monarchische, oder eine republikanische
Regierungsform, je nachdem die höchste Gewalt im Staat erblichen Ober-
häuptern, oder wählbaren und von der Regierung nach Verlauf eines be-
stimmten Zeitraums abtretenden Lenkern übertragen ist. Beide Regierungs-
formen spalten sich wiederum in verschiedene besondere Arten, je nach dem
Grade der Macht und der bürgerlichen Stellung der Obern.
Man nennt eine Monarchie unumschränkt oder absolut, wenn der Herr-
scher eines Staates das Recht der Gesetzgebung mit der Ausführung dersel-
den in einer Person vereinigt. Seine Macht ist durch Nichts eingeschränkt,
als durch sein Gewissen, durch das Herkommen und alte bestehende Ge-
bräuche. Gilt aber nur der Wille des Monarchen als höchstes Gesetz, ohne
sich an irgend eine Rücksicht, Gesetz re. zu kehreu, so wird der Herrscher ein
Despot genannt.
Dagegen spricht man von einer eingeschränkten Konstitutionellen) Mo-
narchie, wenn der Wille des Herrschers durch ein Staatsgrundgesetz (Con-
stitution oder Charte), welches die Rechte und Pflichten des Monarchen und
des Volkes darstellt und begrenzt, gebunden ist. Das Wesen einer consti-
tutionellen Monarchie ist in Folgendem enthalten:
An der Spitze des Staates steht ein unverantwortliches Oberhaupt,
dessen Rathgeber, die Minister, dagegen für die Verfassunngsmäßigkeit seiner
Handlungen und staatlichen Anordnungen den Abgeordneten des Volkes (Kam-
mer, Reichstag, Ober- und Unterbaus, Stortbing, Generalftaaten, Cortes)
verantwortlich sind. Darum hat in eineni constitutionellen Staate keine
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61
Verordnung des Monarchen gesetzliche Gültigkeit, wenn dieselbe nicht von
einem der ernannten Minister mit unterzeichnet oder contrasignirt ist. Der Mo-
narch hat das Recht, seine Staatsräthe oder Minister zu ernennen und zu
entlassen. Die Abgeordneten des Volkes, welche sich gewöhnlich in zwei
Häusern oder Kammern (das Einkammer- und das Zweikammersystem) ver-
sammeln, haben das Recht, das Budget, d. h. den Staatshaushalt, zu prüfen,
die Steuern zu bewilligen, die vom Ministerium vorgelegten Gesetzesentwürfe
zu genehmigen, abzuändern oder zu verwerfen, selbständige Vorschläge und
Anträge vorzubringen, die Verwaltung zu überwachen und eine Verletzung
der Constitution zu ahnden. Die Beschlüsse der Abgeordneten haben ohne
Zustimmung des Monarchen, mit Ausnahme von Strafanträgen und Unter-
suchungen, keine Geltung; der Monarch kann mit andern Worten ein „Veto"
einlegen.
Unterschieden von der constitutionellen Monarchie ist die ständische Ver-
fassung. Diese gibt dem Volke bei den wichtigsten Angelegenheiten kein Recht,
sich im Allgemeinen an der Verwaltung des Staates irgendwie zu betheiligen,
sondern stellt es der Krone oder dem Monarchen anheim, sich in wichtigen
Fällen des Rathes erblicher, nach Ständen erwählter Vertreter zu bedienen.
In einem Freistaat (Republik) wird die Verwaltung vom Volke selbst
oder von gewählten Beamten geübt, welche nach Ablauf einer bestimmten
Amtszeit wieder in das Privatleben zurücktreten. Gewöhnlich steht an der
Spitze eines Freistaates ein verantwortlicher Präsident, wie z. B. in den Ver-
einigten Staaten Nordamerikas. Ein Präsident wird auf eine Reihe von
Jahren vom Volke entweder direct oder indirect gewählt. In der Schweiz
bekleidet ein Bundesrath von 7 Mitgliedern die Präsidentschaft des Frei-
staates. Im Allgemeinen handelt der Präsident und der Bundesrath nicht
selbständig, sondern führt die Beschlüsse der obersten Rathsversammlungen (in
Nordamerika des Senats und der Repräsentantenkammer, in der Schweiz
des Stände- und Nationalraths) aus. Die republikanischen Verfassungen
sind entweder aristokratisch, oder demokratisch, je nachdem die Verwaltung der
Staatsangelegenheiten den Angesehensten, den Reichsten oder Gebildetsten, oder
der Gesammtheit des Volkes übergeben ist. Von der Demokratie ist die
Ochlokratie wohl zu unterscheiden; darunter versteht man die Herrschaft des
Pöbels, der ungebildeten Volksmasse, welche sich der Staatsgewalt bemäch-
tigt hat.
8 52.
Die Völker und Staaten von Europa.
Die Völker von Europa sind unter den Völkern der ganzen Erde die
gebildetsten und mächtigsten. In keinen: andern Erdtheile finden sich so thä-
tige Bewohner, wie in Europa. Ackerbau, Handel, Kunst und Industrie,
insbesondere die Wissenschaften sind nirgends in solcher Blüthe, wie in Europa.
Die vortheilhafte Lage Europa's in der Nähe zweier anderer großen Con-
tinente, die große Entwicklung der Küsten und die vielen Meereseinschnitte
haben das Innere leicht zugänglich gemacht und dem Handel geöffnet.' Europa
herrscht jetzt über die ganze Erde; überall entstehen neue Colonien von Euro-
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TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König]]
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerikas Nordamerika Europa Europa Europa Europa Europa
306
sein größter Reichthum besteht in seiner Vegetation: in den Wäldern und
den Colonialprodukten. Dagegen hat es oft Mangel an den nöthigsten
Lebensmitteln, weil neben Mais, Kaffee, Zucker rc. kein Getreide gepflanzt,
sondern eingeführt wird.
Die Bevölkerung Brasiliens wird noch als unwissender und träger
geschildert, als die des spanischen Amerikas. Was von Rührigkeit, Unter-
nehmungsgeist und Gewerbthätigkeit zeugt, rührt gewiß von Ausländern her.
Der Brasilianer lebt ein genußreiches Leben; alle Arbeit überläßt er seinen
Sklaven, ohne welche Niemand bestehen zu können glaubt. Die Sorge für
Kleidung, Nahrung und Erziehung der Kinder bleibt den Sklavinnen über-
lassen. Von Industrie ist keine Rede; nicht einmal die gewöhnlichen Hand-
werke werden allgemein betrieben. Darum treiben auch speculative euro-
päische Kaufleute einen einträglichen Handel mit Brasilien, und führen alle
erdenklichen Geräthschasten, Kleidungsstücke, Bequemlichkeiten ein. Von deut-
schen Kaufleuten treiben insbesondere Hamburger dies einträgliche Geschäft.
Von geistiger Bildung ist wenig zu verspüren; die bestehenden Elementar-
schulen und höheren Bildungsanstalten, welche der Verfassung gemäß errichtet
worden sind und in Wirklichkeit bestehen, haben sich eines äußerst bescheide-
nen Erfolges zu rühmen. Nur darin zeichnet sich Brasilien vor den Staa-
ten spanischer Nationalität Vortheilhaft aus, daß es bei allen Gelegenheiten,
wo bedeutende politische Staatsveränderungen notbwendig waren eine bewun-
dernswerthe Ruhe, Nachgiebigkeit und Leidenschaftslosigkeit an den Tag legte.
Brasilien ist eine konstitutionelle Monarchie, welche im Hause Braganya
erblich ist und dem Zweikammersystem huldigt. Der Kaiser hat die voll-
ziehende Gewalt, welche er durch verantwortliche Minister ausübt. Der
Richterstand ist nach der Verfassung unabhängig; alle Prozesse müssen vor
die Geschwornen gelangen. Doch herrscht in der Verwaltung und Justiz-
pflege nicht immer Treue und Unpartheilichkeit; man erzählt häufig von
Bestechlichkeit oder Unterschleif der Beamten. Die Staatsreligion ist die
katholische; doch wird allen andern Religionen Gewissensfreiheit und Aus-
übung ihres besondern Kultus gewährt. Bei den intelligenteren Brasilianern
macht sich bereits die Ansicht geltend, daß die Negersklaverei ihrem Ende
entgegen gehe und sobald als möglich abgeschafft werden müsse. Die Haupt-
stadt Nio Janeiro, 400,000 E., liegt überaus prächtig auf einer Landzunge
an einer Meeresbucht, hat einen schönen Hafen, eine Universität und den
größten Kaffeehandel auf der Welt. Bahia, 190,000 Einw. Pernambuko
(der Name für Ollinda und Villa Rccise), 80,000 E. San Paolo (50,000
Einw.) ist Mittelpunkt der brasilianischen Bergwerke; der Seehafen Santos,
Villa imperiale und Tejnco in der Provinz Minas.
$ 117.
Die Besitzungen der Europäer in Amerika.
1. Rußland hat, wie schon angedeutet wurde, auch in der neuen Well
Besitzungen; sie sind aber noch größtentheils unbekannt und beschränken sich
auf einige schwach bevölkerte Handelsniederlassungen, unter welchen nur
Neu-Archangel auf der Insel Sitka bemerkenswerth ist. Obwohl sich die
Russen als Herren eines großen Flächenraums betrachten, so leben daselbst
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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148
die Scheiche (Prediger), die Chatibs (Vorbeter) und die Derwische (Mönche).
Der Großmufti und die Kadileskier werden oft in den Divan gerufen?)
Die Regierung wird nach dem Palaste des Großveziers, welcher wie
der Großmufti den Titel „Hoheit" "führt, die hohe Pforte genannt, weil sich
in demselben die Ministerien des Innern und Aeußern befinden und ge-
wöhnlich der Divan darin versammelt wird.
Die unmittelbaren Länder des osmanischen Reichs werden von einem
Mutessarif oder Generalgouverneur verwaltet, der je nach der Größe seines
Fürstenthums ein Pascha von 2 oder 3 Roßschweifen*) **) ist. Er hat unum-
schränkte Gewalt, weil er eigentlich nicht beaufsichtigt wird. Jede Provinz
muß zur Bestreitung des Staatshaushaltes jährliche Steuern entrichten.
Diese erheben aber nicht die Statthalter, sondern verpachten sie an die meist-
bietenden Pächter, welche dann die Steuererhebung ausführen und argen Miß-
brauch treiben. Man unterscheidet 4 Hauptklasscn der Bevölkerung: 1) die Mu-
hamedaner oder Moslemins; nur sie haben Zutritt zu allen Staatsämtern;
2) die Rajah's oder Ungläubigen (Christen, Juden rc.); sie zahlen Kopfsteuer,
haben keine politischen Rechte und wenig Schutz, können kein Grundeigenthum
erwerben und vor Gericht nicht zeugen; die Sklaven sind entweder Christen,
Juden oder Heiden. Kein Muselmann kann zum Sklaven gemacht wer-
den; mit dem Uebertritt zum Islam wird jeder Sklave frei; 3) die Franken;
darunter versteht man alle christlichen Fremdlinge im türkischen Reiche. Sie
stehen nicht unter türkischer Botmäßigkeit, sondern unter der ihres eigenen
Vaterlandes, welches seinen Gesandten in Konstantinopel oder seine Consuln
in Smyrna oder einer anderen Stadt hat.
Die Türken haben im Ganzen ihre asiatischen Sitten und Gebräuche
beibehalten. Als Bekenner des Islam sind die Türken von geistigen An-
strengungen keine Freunde, und haben daher in Kunst und Wissenschaft keiner-
lei Fortschritte gemacht. Der Charakter der Türken ist im Allgemeinen gut;
sie werden als redlich, treu, großmüthig, mäßig, mild und wohlthätig gegen
Aermere ihres Glaubens, aber als fanatisch, grausam und zügellos gegen
Rajahs geschildert. In Triest hat ein türkischer Kaufmann mehr Credit und
*) Wir fügen zum Verständniß der Lektüre über türkische Staatsangelegen-
heiten noch folgende Erklärungen bei: Hatti-S heriff bedeutet wörtlich Bulle des
Kalifen, und ist ein vom Sultan erlassenes Gesetz. T anzimat ist die Verordnung
zur Einführung des Hatti-Sheriffs von Gülhane, wonach den Türken eine Art
Constitution zugesichert ist, und bildet gewissermaßen die Verfassung der Türken.
Jrad e ist eine vom Sultan als politischem Souverain unterzeichnete Verordnung.
Ferm an ist ein vom Sultan unterzeichnetes Dekret, das sich auf Verwaltungs-
gegenstände bezieht. Berat ist ein Diplom, welches nur persönliche Angelegen-
heiten betrifft. Sen ne d ist eine diplomatische Convention, zu deren Unterzeich-
nung der Minister ermächtigt ist.
**) Der Roßschweif ist das Zeichen der höchsten militärischen Würden in der
Türkei; ein Roßschweif hängt von einem vergoldeten Halbmonde herab, der an
einer oben in eine vergoldete Kugel auslaufenden Stange ausgeht. Diese Aus-
zeichnung, welche nur dem Sultan, dem Großvezier und den Paschas zukommt,
wird ihnen im Kriege vorgetragen und vor ihrem Zelte aufgepflanzt, und zwar
erbält der Sultan 6, der Großvezier und die Paschas mit Vezier-Rang 3, die übri-
gen Paschas 2 Roßschweife. Auch gibt es Paschas, denen nur die Ehre Eines
Roßschweifes zukommt.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat]]
— 11 —
liegt an der Mündung der Nidda in den Main. Sie wird von dem
hohen Tnrme des zerstörten Schlosses überragt. Höher noch ist ein
82 in hoher Fabrikschornstein. Höchst ist Fabrik'stadt. Sein großes
Farbwerk ist die bedeutendste Fabrik des Landes. In demselben sind
an 8000 Personen beschäftigt. Die Stadt war oft der Schauplatz
harter Kämpfe.
Die Schlacht bei Höchst (1622).
Jmdreißigjährigen Kriege wurde Höchst sechsmal erobert und dabei hart mit-
genommen Verderblich für Sie Stadt war namentlich der Sieg, welchen der bay-
rische General Tilly über den Herzog Christian von Braunschweig gewann. Tilly
war Befehlshaber der kaiserlichen Truppen; Christian von Braunfchweig stand auf
feiten der Protestanten. Letzterer zog von Norden her an den Main, um sich jenseits
desselben mit seinen Anhängern zu vereinigen. Als sein Heer vor Höchst erschien,
ergriffen Besatzung und Bürger die Flucht über den Main, und die Mauern der
Stadt wurden von den Feinden erstiegen. Aber schon waren auch Christian von
Braunschweig die Kaiserlichen unter Tilly auf den Fersen. Am 10. Juni 1622 kam
es zur Schlacht. Die Braunschweiger widerstanden tapfer, waren aber einer so großen
Übermacht nicht gewachsen. Christian von Braunschweig gab deshalb den Befehl
zum Rückzug auf das jenseitige Ufer. Dieser Rückzug wurde aber zu einer verderb-
lichen Flucht. Viele Soldaten fanden beim Durchgang durch den Main den Tod in
den Wellen und viele versanken auf der Flucht im Schwanheimer Moor. — Fast
zehn Jahre später wurde Höchst vom Schwedenkönig Gustav Adolf eingenommen.
Derselbe wohnte längere Zeit in einem Stübchen unter dem Burgturm.
Griesheim am Main, das größte Dorf des Bezirks, hat große
chemische Fabriken und 11 500 Einwohner. Auf dem linken Mainufer
liegt nur das Dorf "Schwanheim, das jetzt durch eine Brücke mit dem
rechten Ufer verbunden ist. Von Höchst führt eine Eisenbahn nach Soden.
Dieses liebliche Heilbad, welches viele Salzquellen besitzt, liegt sehr ge»
schützt am Fnße des Tauuus. Westlich vou Höchst finden wir Hofheim,
Städtchen am Schwarzbach. Uber demselben steht auf einem Berge die
weithin sichtbare Hofheimer Kapelle. Bei Hofheim ist der Eingang zum
Lorsbacher Tal.
4- Stadtkreis Frankfurt.
Der Stadtkreis Frankfurt breitet sich in der milden, fruchtbaren
Mainebene zu beiden Seiten des Maines aus. Er umfaßt nur die Stadt
Frankfurt mit ihrer ausgedehnten Gemarkung. Frankfurt a. M. ist die
größte Stadt des ganzen Regierungsbezirks. Sie zählt 425 000 Ein-
wohner, also über 1ja aller Bewohner des Bezirks. Bon elfteren sind etwa
2/3 evangelisch, 1/3 katholisch und */u israelitisch. Frankfurt ist eine der
schönsten und reichsten Städte Deutschlands. Auch in Handel und Wer-
kehr uimmt es einen der ersten Plätze ein. Sieben Brücken führen über
den Main. Zwölf Eisenbahnen münden hier. Großartig ist der Hanpt-
bahnhof; er ist einer der größten der Welt. Hier laufen täglich
über 700 Personenzüge ein und aus, das ist durchschnittlich alle
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf]]
Extrahierte Personennamen: Tilly Christian_von_Braunschweig Tilly Christian_von_Braunfchweig Christian_von
Braunschweig Tilly Christian_von_Braunschweig Gustav_Adolf Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Nidda Main Main Main Main Schwanheimer_Moor Griesheim Main Soden Hofheim Schwarzbach Hofheim Frankfurt Frankfurt Frankfurt Deutschlands Main
— 27 —
über seine Ankunft. Jedermann liebte ihn; denn Kaiser Wilhelm hatte ein freund-
liches Wesen. Vor allem aber war er gern gesehen von den Kindern. Auch im
Sommer 1870 hielt sich König Wilhelm (er war damals noch nicht deutscher Kaiser)
friedlich in Bad Ems auf. Da stellte der französische Gesandte Benedetti unver-
schämte Zumutungen an ihn. Der König ließ den zudringlichen Gesandten durch
seinen Adjutanten in den Kuranlagen abweisen. Das geschah am 13. Juli. Die
französische Regierung aber nahm diese Zurückweisung als Vorwand zum Kriege.
Ihre Kriegserklärung an Preußen traf schon nach einigen Tagen in Berlin ein. Alle
deutschen Staaten stellten nun sofort ihre Truppen unter den Oberbefehl des Königs
Wilhelm, und dieser führte das vereinte Heer siegreich gegen den alten Erbfeind.
1871 wurde Wilhelm I. Kaiser des wiederhergestellten Deutschen Reiches. — Die Stelle
im Emser Kurgarten, an welcher König Wilhelm den Gesandten abweisen ließ, be-
zeichnet eine im Boden angebrachte Marmorplatte. Jetzt hat man im Kurgarten
Kaiser Wilhelm ein schönes Denkmal errichtet.
Merkwürdig durch
Namen ist Katzencln- / \
bogen (Flecken) im / .
Dörsbachtal. Hier war
die Stammburg der
Grafen von Katzeneln-
bogen. Rechts der Lahn
gelegen ist Holzappel.
In seiner Nähe befindet
sich ein bedeutendes
Blei- und Silberberg,
werk.
"Melander.
Der Name Holzappel
kommt aus dem 17. Jahr-
hundert. Peter Eppel-
mann (Äpfelmann) oder
Holzappel war der Sohn
eines Landmannes zu Nie-
derhadamar. Er lieferte
den Beweis, daß ein Mann
von niederer Herkunft
durch Tüchtigkeit zu hohen
Ehren gelangen kann. Der-
selbe bildete sich unter dem
Namen Melander als
Kriegsmann aus und
wurde einer der ausge-
zeichneten Feldherrn des
Dreißigjährigen Krieges.
Er schlug sich in des Kaisers
Diensten so tapfer, daß
von ihm das Sprichwort ^er Dom in Limburg a. d. Lahn,
ying:
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Benedetti Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelm Wilhelm Silberberg Peter_Eppel-
Extrahierte Ortsnamen: Bad_Ems Berlin Dörsbachtal Limburg
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Kaiser Rudolf Unit Nassau mib die Schlacht bei Göttheim.
Im Jahre 1291 war der deutsche Kaiser Rudolf von Habsburg gestorben. Sem
Sohn Albrecht, Herzog von Österreich, ein habgieriger und ehrgeiziger Fürst, strebte
nun nach Erlangung der Kaiserkrone. Den Wahl- oder Kurfürsten aber schien Albrecht
zu mächtig; sie wünschten lieber einen Kaiser, den sie nach ihrem Willen leiten konnten.
1292 wählten sie zu Frankfurt a. M. Adolf von Nassau, einen freimütigen Mann
und einen der tapfersten Ritter seiner Zeit. Dieser war bestrebt, das kaiserliche An-
sehen zu erhalten und suchte zu diesem Zwecke seine Hausmacht zu vergrößern. Als
Adolf selbst kräftig die Zügel der Regierung
in die Hand nahm, ohne sich von den Kur-
fürsten leiten zu lassen, erhoben sie allerlei
Beschuldigungen gegen ihn und wählten
Albrecht von Österreich zum Gegenkaiser.
Bei Göllheim ') am Donnersberge in der
Pfalz kam es, noch ehe für Adolf die
Truppen der Reichsstädte angekommen waren,
zwischen ihm und seinem Gegner zur Schlacht
(1298). Das feindliche österreichische Heer
war dem kaiserlichen fast um das Doppelte
überlegen. Adolf, im königlichen Schmucke
allen kenntlich, stürzte sich in das dichteste
Schlachtgewühl und streckte viele Gegner tot
zu Boden. Er hatte eben wegen großer
Hitze den Helm abgenommen, da bemerkte
er seinen Todfeind Albrecht, der die Rüstung
eines gemeinen Ritters anhatte, um seine
Feinde zu täuschen. „Heute mußt Du mir
Krone und Leben lassen", rief ihm Adolf
entgegen und führte einen wuchtigen Streich
gegen Albrecht. „Das steht in Gottes Hand",
entgegnete dieser und stach dem Kaiser in
das unbedeckte Angesicht, Zugleich erhielt
Adolf einen Schlag auf das Hinterhaupt;
er stürzte schwerverwundet vom Pferde und
wurde von dem Reitknechte des Herzogs
vollends ermordet. Der Kampf dauerte noch
drei Stunden und endete mit dem Siege
Albrechts.
Der Kurfürst Gerhard von Mainz, zwar ein Verwandter von Adolf, aber
doch schuld an dessen Fall, ritt am Abend mit Albrecht, der sich nun Kaiser nannte,
über das Schlachtfeld. Als er die Leiche des Kaisers mit vielen Wunden bedeckt da
liegen sah, wurde er gerührt und rief aus: „Wahrlich, heute ist der tapferste Mann
Deutschlands gefallen!" Albrechts Haß aber ging so weit, daß er den Leichnam
Adolfs nicht in der Kaisergruft zu Speier bestatten ließ. Die Beisetzung Adolfs
geschah erst elf Jahre später, als zugleich Albrechts Leiche in Speier beigesetzt wurde.
Albrecht von Österreich war von seinem eignen Neffen ermordet worden.
Im 13. und 14. Jahrhundert entstanden viele Städte, indem die
Kaiser manchen Orten besondere Rechte und Freiheiten gewährten. Die
Städte wurden die Sitze des Haudels und der Gewerbe. Zur Sicher-
heit gegen Feinde versah man sie mit Mauern, Türmen und Gräben.
Der Ort gehörte seit 1385 zu der altnassauischen Herrschaft Bolanden (Haupt-
ort Kirchheimbolanden), welche 1801 an Frankreich und 1815 an Bayern (Rhein-
psalz) kam.
Kaiser Adolf von Nassau.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
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Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf_von_Habsburg Rudolf Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Adolf_von_Nassau Adolf Adolf Adolf Albrecht_von_Österreich Albrecht Adolf Adolf Adolf Adolf Albrecht Albrecht Adolf Albrecht Albrecht Adolf Adolf Albrechts Albrechts Gerhard Adolf Adolf Albrecht Albrecht Albrechts Albrechts Adolfs Adolfs Adolfs Adolfs Albrechts Albrechts Albrecht_von_Österreich Albrecht Adolf_von_Nassau Adolf
^1° Europa.
Prag, Wien, Graß, Innsbruck, Czernowitz, Krakau, Lemberg, Pest, Klausen-
bürg und Agram; außerdem 7 technische Hochschulen: Wien, Gratz, zwei zu
Pra§, ferner zu Brünn, Lemberg, Pest. Hierzu kommt noch ein technisches
Institut zu Krakau.
Geschichtliches: Schon Karl d. Große gründete die avarische Mark,
welche unter dem Namen Ostmark von Kaiser Otto Ii. wiederhergestellt
wurde. Die Markgrasen von Oesterreich wurden 1156 selbständige Her-
zöge; das damalige Regentenhaus (die Babenberger) gab dem Lande eine
große Blüte; es starb 1247 aus. Ottokar von Böhmen, welcher sich des
herrenlosen Landes bemächtigte, wurde durch Rudolf von Habsburg über-
wunden (auf dem Marchfelde 1278). Diefer verlieh Oesterreich, Steier-
mark und Krain an feine Söhne. Die Habsburger erwarben zu diesen
Ländern nach und nach Kärnthen (1335), Tyrol (1363), ferner Ungarn,
Böhmen, Mähreu, Schlesien und die Lausitz (durch Ferdinand I.
1526); Galizien (durch die erste Teilung Polens 1772), die Bukowina
(1777) und zuletzt Krakau (1846). Zeitweise war der Länderbesitz noch
viel bedeutender; so erlitt Oesterreich noch 1866 den Verlust von Venetien.
Durch die „pragmatische Sanction" folgte nach dem Tode Karls Vi.
(1740) Maria Theresia, dessen Tochter, und mit ihrem Sohne Joseph Ii.
das lothringische Hans. Nach Auflösung des deutschen Reiches bei Bil-
duug des Rheinbundes (1806) nahm Kaiser Franz den Titel eines „öfter-
reichischen Kaisers" an. — Die Monarchie besteht jetzt aus zwei Reichs-
Hälften: 1) den im Reichsrate vertretenen Ländern (Cisleithan:en);
2) den Ländern der ungarischen (der Stefans-) Krone (Transleithanien).
Die erste Hälfte besteht aus 14, die zweite aus 3 Verwaltungsbezirken. Eis-
leithanien hat als Volksvertretung einen Reichsrat, welcher aus einem
Herrenhause und einem Abgeordnetenhause (mit 353 Mitgliedern) besteht;
Transleithanien einen Reichstag, der sich aus einer Magnaten- und
Abgeordnetentafel zusammensetzt. Jede Reichshälfte hat ihr eigenes Mi-
nisterium, außerdem besteht ein gemeinsames Ministerium des Aeußeren,
der Finanzen und des Krieges, denen zur Beratung gemeinsamer An-
gelegenheiten die Delegationen (je 60 Mitglieder des Reichsrates und
Reichstages) zur Seite treten. — Auch die einzelnen Kronenländer haben eine
besondere Volksvertretung (Landtag).
Die Landmacht hat im Frieden 292 000, im Kriege 1 052 000 Mann.
Die Kriegsflotte zählt 58 Dampfer (worunter 11 Panzerschiffe).
I. Die im Reichsrate vertretenen Lander (Cisleithanien).
(5450 □ Meilen, 21 750 000 Einwohner.)
1. Das Erzherzogtum Oesterreich unter der Enns.
Niederösterreich liegt östlich von der Enns aus beiden Seiten der Donau.
Der größere Teil des Landes ist Bergland. Fruchtbare Ebenen sind das Wiener
Becken, das March- und Tulnerfeld, unfruchtbare das Steinseld. Gebaut wird
namentlich Getreide, Wein, Flachs, Hans. Die Viehzucht ist trefflich. Für die
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Gratz Karl_d Karl Otto Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolf_von_Habsburg Rudolf Ferdinand_I. Karls Maria_Theresia Maria Theresia Joseph_Ii Hans Franz Franz Niederösterreich Hans
Extrahierte Ortsnamen: Europa Prag Wien Czernowitz Krakau Lemberg Agram Wien Lemberg Krakau Oesterreich Oesterreich Krain Tyrol Ungarn Galizien Polens Krakau Oesterreich Venetien Karls Cisleithan Oesterreich Donau