32 Das Altertum.
Auch in der Mathematik, der Astronomie und Zeitrechnung hatten die Chinesen Kenntnisse, ohne aber weitere Fortschritte zu machen.
2. Sehr ausgebildet ist bei den Chinesen die Sch reib eknnst, ja sie ist so verwickelt, daß die geistige Bildung dadurch nicht gefördert, sondern vielmehr gehindert wird. Die Sprache der Chinesen besteht namlrch aus 450 unveränderlichen Wurzelsilben, aus denen durch Zusammensetzung etwa 1200 Worte gebildet sind, die wieder beim Ans-sprecheu verschieden betont werden, so daß ein Wort oft 30—40 verschiedene Bedeutungen hat, je nachdem es ausgesprochen wird. Der Schriftzeichen sind es aber mehr denn 80 000. Es lernt nun jeder so viel er braucht, und nur wenige sind der Schrift vollständig kundig. Die geistige Bildung ist überhaupt nur eine sehr beschränkte, denn der Staat bestimmt die Art und deu Inhalt des Unterrichts, läßt die nötigen Bücher machen, unterwirft die Gelehrten einer Reihe von Prüfungen, von denen keine überschritten werden darf, und regelt so die Wißbegierde nach einer Menge unwandelbar bestehender Vorschriften.
3. Der Handel im Innern von China war immer beträchtlich und wird hauptsächlich durch die zahlreichen Flüsse, durch künstliche Kanäle und gnt gepflasterte Straßen vermittelt. Auch die Lastwagen zum Transport der Waaren sind eine Erstndnng der Chinesen, die nicht lange nach Christi Geburt fällt. Die hauptsächlichsten Handelsartikel sind Thee, Salz, Reis, Baumwolle, Seide, Leinwand, Wollegewebe, Zucker, Getreide, Bauholz, Rindvieh, Pferde, Tierfelle und Pelzwerk. Ganz besonders schwunghaft wird der Seidenhandel betrieben. Die chinesischen Bauern kleideten sich schon in Seide und schliefen in seidenen Betten, als die ersten Europäer ihr Land betraten. Da es in einem so großen Reiche Länder des heißen wie des kalten und des gemäßigten Klimas gibt, von denen jedes seine eigentümlichen Produkte (Erzeugnisse) hat, welche die Provinzen untereinander austauschen können, so ist der Binnenhandel sehr großartig. Dagegen war der Handel nach außen begreiflich unnötig, da alle Bedürfnisse aus dem eigenen Lande bezogen werden konnten, und deshalb auch verboten.
4. Die chinesische Mauer sollte dazu dienen, das Reich gegen die Bewohner des Hochlandes im Norden zu schützen. Sie ist über 1300 km lang, zieht über Gebirge, vou denen eines 1500 m hoch ist, und auf Stützmauern über Flüsse. An vielen Orten zwei- und dreifach, besteht sie aus einem durchschnittlich 11 m hohen Erdwall, der auf einem über 1 m hohen Unterbaue von Granit ruht und an den Seiten mit einer 1 m starken Mauer von Backsteinen bekleidet ist. Von 2 zu 2 m sind Schießscharten angebracht, und alle 200—300 Schritte ragen 13 m hohe Türme hervor. An einzelnen Punkten erreicht die Mauer eine Höhe von 26 m, an einem sogar von 38 m. Im Jahre 214 v. Chr. wurde sie begonnen , bis zum 5. Jahrhundert n. Chr. daran gearbeitet, erhielt aber erst im 7. Jahrhundert ihre jetzige Ausdehnung. Gegen Korea hin hängt sie mit einem 800 km langen Pfahlwerk zusammen.
5. Die eingebornen Chinesen bekennen sich der großen Mehrzahl nach zur Religion des Fohi, der sich später mit dem Buddhaismus vermischte, wie er in Indien einheimisch ist. Dieses seinem Wesen nach der Urreligion nahestehende Bekenntnis kennt Einen Gott, hat einen eigenen Gottesdienst, Tempel, Opfer und Priester (Bonzen, d. i. Fromme). Es ist aber durch menschlichen Aberwitz und Eigennutz greulich entstellt. Deshalb standen zwei Männer auf, welche reinere Religionsbegriffe verbreiten wollten. Das waren La-o-tse und 50 Jahre nach ihm Kong-
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§ 16. Die Ägypter. 39
Sonnendienst, zu welchem sich die Verehrung aller Naturkräfte gesellte. Man dachte sich diese als lebende und in der Welt wirkende Wesen. Vorzüglich verehrte man einen dreieinigen Gott, der sich als Kueph oder Schöpfergeist, als Phtha oder Weltschöpfer und als Amu oder Götterkönig offenbarte. Nach den zwölf Zeichen des Tierkreises gab es auch zwölf oberste Götter, denen zu Ehren das Land in zwölf Tempelbezirke eingeteilt war. Jeder Bezirk hatte wieder drei Nomen oder Unterbezirke, um die Dreiheit des obersten Gottes anzudeuten. Unter den vielen niedern Göttern verehrte man besonders Osiris und Isis. Osiris war das Sinnbild der lebenspendenden Sonne und des frucht-barkeitschenkenden Nils, Isis das Sinnbild des Mondes mit seinem wohlthätigen Einflüsse ans die Erde. Neben dem Götterdienste zog sich aber auch ein armseliger Tierdienst hin, der mit dem Götterdienst insofern zusammenhing, als die heiligen Tiere für die Begleiter der Götter und ihnen geweiht galten. Vor allen heilig war der Stier Apis, der in Memphis seinen Tempel und Priester hatte, die ihn bedienten. Da man ferner glaubte, daß Seelen, welche sich im menschlichen Leibe durch die Sünde verunreinigten, zur Strafe nach dem Tode in die Körper von Tieren zu wandern vernrteilt würden, so scheute man sich, manche Tiere zu töten. So verfiel z. B. jeder, der eine Katze oder einen Habicht, wenn auch nicht geflissentlich, tötete, ohne Erbarmen dem Tode. Man glaubte auch, daß die Seele nur so lange lebe, als der Leib erhalten werde. Deshalb verwandte man auf die Erhaltung der Toteu eine große Sorgfalt und schützte dieselben durch Einbalsamieren vor Verwesung.
39) Obwohl wir keine ägyptischen Bücher mehr haben, so wissen wir doch, daß in den Tempeln eine Menge Handschriften aufbewahrt wurden. Es gab eine dreifache Schrift: die Hieroglyphen oder die heiligen Schriftzeichen, die Priesterschrist. und die Volks fchrift. Bedeutend war der Handel, den die Tempel unter sich und mit den auswärtigen Priesterkolonien trieben, die von ihnen ausgegangen waren. Diese hatten ägyptische Kunst und Bildung mitgenommen und verbreiteten sie unter deu Völkern, zu welchen sie zogen. Die vielen Kanäle, welche sie der Überschwemmung des Nils wegen durch das Land führen mnßten, beförderten zugleich die Schiffahrt. In dem fruchtbarer! Unterägypten, oder dem Delta, blühte neben dem Ackerbau auch der Garten-, Obst- und Weinbau. In den Städten waren viele Gewerbsleute, namentlich solche, welche die Papyruspflanze verarbeiteten und Kleider, Decken, Fahrzeuge und Papier daraus verfertigten. Vor allem aber waren die Werke der Architektur
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496
grau gewordener, bewährter Mann. — Veriren, necken, beunruhigen, quä-
len, anfuhren. — Vicariren, eines Andern Stelle vertreten. — Vicariai,
Stellvertretung. — Victualien, Lebensmittel, Eßwaarcn. — Vidimiren,
beglaubigen, gerichtlich bestätigen, daß eine Abschrift mit der Urschrift
(Original) gleichlautend fei. — Vignette, w. (Winjette) Verzierungsbild-
chen, Druckverzierung, kleines Kupfer zwischen dem Drucke oder zu Anfang
oder Ende desselben. — Violine, w. Geige. — Virtuos oder Virtuose, m.
ausgezeichneter Künstler. — Visiren, beschauen, zielen, auf's Korn nehmen.
— Visitiren, besichtigen, durchsuchen; daher Visitation, Visitator.— Visite,
w. (Wisitte) Besuch, Aufwartung. — Vivat! er oder es lebe! — Vul-
can, m. ein feuerspeiender Berg.
W.
Wattiren, walten, mit gesteifter Baumwolle u. s. w. unterlegen. —
Wrack, s. Trümmer eines gescheiterten Schiffes.
B.
Isop, m. eine Gewürzpflanze.
3.
Zcnith, m. Scheitelpunkt am Himmel (entgegengesetzt Nadir, Fuß-
punkt.) — Zone, w. Gürtel, Erdgürtel, Erdstrich.
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Extrahierte Personennamen: W.
Wattiren B.
Isop Zcnith
22
Erster Abschnitt.
Könige und reiche Leute Purpurzeuge kaufen konnten. Mit der Er-oberung von Constantinopel (1453) ging diese Kunst der Purpur-frberei verloren; gegenwrtig gebraucht man gedrrte Cochenillen-wrmer zur Bereitung der Scharlachfarbe. Wie die Schrift entstanden ist, wird uns nicht genau erzhlt, es wird nur gesagt, da Kadmus d. i. der Mann aus Osten (. 9, 3) sie nach Griechenland mitgebracht habe. Als Schreibmaterial benutzte man anfangs Steine, Holz und Erz. Auf gyptisches Papier *), auf Baumbast, auf Kokos-und Palmenbltter, so wie auf wchserne Tafeln schrieb man mit einem spitzen Griffel. Spt erst richtete man in Pergamum in Klein-asien Thierhute zum Schreiben zu, woher sie auch den Namen Per-gament führen. Unser Lumpenpapier ist erst vor 500 Jahren erfunden worden **).
Die Ph- Die Phnizier waren khne Seefahrer und kluge Handelsleute.
ker alten Welt hat so weite und so entfernte Lndergebiete See colonisiert, als sie. Gold und Silber holten sie aus Spanien, Zinn aus England, Bernstein aus der Ostsee. Auf dem Landwege zogen ihre Karawanen nach Aegypten, Persien und Indien, und was sie von einem Volke erstanden, das verhandelten oder vertauschten sie bei dem andern. So holten sie Rucherwerk aus Arabien und brachten es den Griechen; aus Indien (Ophir?) holten sie Zimmt, Pfauen und Affen und verkauften sie in Aegypten, wo sie feine Baumwollenzeuge und Glas einhandelten. Auf ihren Handelsreisen grndeten sie neue Städte an Pltzen, welche fr ihre Geschfte vortheilhaft gelegen waren, und dies machte sie sehr bekannt. Der gyptische König Necho befahl ihnen, als er sie unterworfen hatte, ganz Afrika zu umschiffen, da man dessen Ausdehnung nicht kannte. Drei Jahre sollen sie zu dieser Entdeckungsreise gebraucht und dieselbe glcklich vollbracht haben.
Die phni- Die wichtigsten Städte im Lande der Phnizier waren Tyrus, D?o g^wdet das aus der Jnselstadt und der gegenber auf dem Festlande ge-Carthago. legenen Altstadt bestand, und Sidon. Von Tyrus aus soll 888
*) Man nahm von der Papyrusstaude die innere feinere Bltterhaut, legte einige Lagen kreuzweise der einander, bego sie mit warmem Nil-wasser, prete und glttete sie dann.
**) Die Erfindung des Glases, welche gewhnlich den Phniziern zuge-schrieben wird, kommt ihnen wohl nicht zu, denn sie bezogen selbst solches aus Aegypten. Im Bergbau, in der Verarbeitung der Metalle und in der Weberei, welche sie von den Babyloniern erlernt haben, waren die Phnizier Meister.
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Extrahierte Personennamen: Necho Sidon
Extrahierte Ortsnamen: Constantinopel Griechenland Spanien England Bernstein Ostsee Indien Indien Afrika Tyrus
360
27. Washington. F r a n k J i n.
Der nördliche Theil Amerika’s wurde erst spät von den
Europäern angebaut; denn die ganze Gegend schien ihnen bei ihrer
erlten Landung nur eine grosse Wildniss und das Klima sehr rauh
zu lein. Dichte Urwälder, in denen wilde Indianer ihr Wesen trie-
den, und unermessliche Sümpfe schreckten die ersten Europäer von
diesen unwirklichen Gegenden ab, in welchen sie nicht, wie an den
schönen Küsten Mexiko’s und Peru’s, Gold und Silber zusam-
menraffn konnten. Erst 1584 wurde von England aus die erste
Colo nie gegründet und zu Ehren der Jungfrau-Königin Elisabeth
Virgin ien genannt. Dies erste Beispiel fand bald Nachahmung.
Zwar hatten die Colonisten viel von den Angriffen der Wilden zu
leiden, allmählig aber trat ein erträglicher Verkehr, besonders durch
den Handel, zwischen den Ureinwohnern und den Ansiedlern aus
Europa ein. Mit jedem Jahre kamen nun Einwanderer auch von an-
deren europäischen Nationen herüber, grösstentheils unternehmende,
freiheitsliebende Männer, die, um den kirchlichen oder bürgerlichen
Bedrückungen im Mutterlande zu entgehen, in dem neuen Eidtheile
einen Zufluchtsort suchten und fanden. So entstand eine lange Reihe
von Niederlassungen und von Ansiedler-Gebieten oder Provin-
zen, unter denen Pe n sy 1 v a n ien mit der Hauptstadt Philadel-
phia sich besonders hervorthat.
Alle Colonisten, aus welchem Lande sie immer waren, erkann-
ten die 0 b e rh oheit Englands an und trieben fast ausschliesslich
Handei mit diesem Reiche; England seinerseits pflegte auch die
nordamerikanischen Colonien und schützte sie gegen alle
auswärtigen Angriffe. Es brachte sie durch grossen Aufwand zu einer
solch n Blüthe, dass die Zahl der Bürger binnen 150 Jahren zu drei
Millionen anwuchs. Desshalb verlangte aber England auch Abga-
den, welche die Amerikaner jedoch nur unter der Bedingung ent-
richten wollten, dass sie dieselben durch ihre Abgeordneten, welche
man in das englische Parlament aufnehmen sollte, erst bewilligten.
England bedachte nicht, dass den Staatsbürgern, welche gleiche
Pflichten haben, auch gleiche Rechte gebührten, und dass man die
Mündiggewordenen auch als solche behandeln und ihnen Theilnahme
an der Gesetzgebung und Steuerumlegung zugestehen müsse; es wies
die Forderungen der Amerikaner zurück, legte ihnen die Stempel-
akte, nach der sie zu allen kaufmännischen und gerichtlichen Ver-
handlungen Stempelpapier gebrauchen sollten, und dann die Zoll-
akte auff die für die Einfuhr von Thee, Glas, Papier und Bleivveils
eine massige Abgabe verlangte. Der Ausführung beider Verord-
nungen, als ohne ihre Zustimmung gegeben, widersetzten sich die
Colonisten thätlich und wurden in der Ueberzeugung von der Recht-
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth
Virgin
Extrahierte Ortsnamen: Washington England Europa Englands England England England
19
ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas.
Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur.
Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch.
Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze
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222
Das heilige römische Reich deutscher Nation.
bereitet hat. Dem Nibelungenliede steht das etwas spätere Epos
Gudrun zur Seite, aus uralten Volksliedern entstanden, dem Sagen-
kreis der Nordsee mit ihren Wickingern angehörig. Eines der schönsten
Denkmäler der Sprache und Poesie des 12. Jahrhunderts ist das von
einem Geistlichen verfaßte Annolied (feiert den hl. Anno oder Hanno,
Erzbischof von Köln).
Die Bürger.
Hansen. Zünfte.
Für die Städte hatten die Kreuzzüge unendlich wichtige Folgen; denn
sie brachten das Morgenland und Abendland nicht etwa bloß in feindselige
Berührung, sondern auch zugleich in den lebendigsten Handelsverkehr,
der jedesmal wieder angeknüpft wurde, sobald Waffenstillstand eintrat;
ohnehin waren die verschiedenen mohammedanischen Reiche im Morgen-
lande selten gleichzeitig mit den Christen im Kriege. Die italienischen
Seestädte hatten davon den größten Gewinn, namentlich Venedig, Ge-
nua und Pisa, denn diese kauften unmittelbar in der Levante ein und
versorgten ganz Europa mit den Erzeugnissen des Morgenlandes. Das
waren einmal die verschiedenen Gewürze, unter welchen Pfeffer und
Safran die Hauptrolle spielten, sodann Arzneien, Zucker, Gold, Silber,
Perlen und Edelsteine. Das Morgenland lieferte aber auch Kunstpro-
dukte und zwar die gleichen, durch welche sich Asten noch jetzt auszeichnet:
Waffen, als: Schwerter, Dolche und Panzer; Geschmeide und Schmuck
jeder Art, Teppiche, Baumwollentücher mit trefflicher Färbung, Seide,
feines, schönfarbiges Leder, wie Saffian und Korduan u. s. w. Die
Europäer gaben dagegen kostbare Pelzwerke, Glas, in dessen Verfertigung
sich Venedig auszeichnete, verschiedene Metallarbeiten und vor allem Lein-
wand. Mit den Italienern verkehrten zunächst die süddeutschen Städte
Augsburg, Ulm, Lindau, Konstanz, Regensburg, Wien u. s. w. und
versorgten die norddeutschen, welche in England, Polen, Rußland und
den skandinavischen Neichen den Absatz ihrer Maaren bewerkstelligten.
Da dieser Handel ausschließlich in den Händen der Städte war und sie
von keiner Seite her eine Konkurrenz hatten, so mußte er sehr einträg-
lich sein. Zu diesem Zwecke bildeten die Kaufleute, die Großhändler,
geschlossene Verbindungen, welche im allgemeinen Hansen genannt wur-
den; dieser Name verblieb dem Bunde der norddeutschen Handelsstädte.
Aller Gewerbfleiß hatte sich in die Städte eingebürgert, welche in ihrer
Umgebung, auf dem Lande, den sichersten Markt fanden, während die
Kaufleute das Geschäft des Verkaufs in die Ferne besorgten; so kamen
z. B. aus England Wolle und Felle in norddeutsche Hansestädte und
kehrten als Tuch und Leder wieder dorthin zurück. Auch die Handwerker
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Extrahierte Personennamen: Gudrun Gudrun Hanno Saffian
Extrahierte Ortsnamen: Nordsee Venedig Europa Ulm Konstanz Regensburg Wien England Polen England
Asien
— d i e Sprachen.
439
veranlaßt. — An Manchfaltigkeit der Produktion übertrifft der indische Boden wohl
jeden andern. Mit Ausnahme weniger Landstriche ist Vorder-Jndien von unzähligen
Flüssen bewässert und vor der Dürre bewahrt, woran Persien leidet; selbst die heißen
Südküsten werden durch Monsuns und starke Regen erfrischt. Das dortige Lieblings-
getreide ist der Reis, der mit Baumwolle, Ingwer, Indigo je. die Sommerernte liefert,
während unsere europäischen Getreide- und Gemüsearten die Winterernte geben.*) Unter
den uutzbareu Hölzeru wird das Bambusrohr viel erwähnt; auf Ceylon wachsen
Kokospalmen neben dem Zimmetbaum, und auf den noch heißeren südöstlichen Inseln
Gewürznelken und Muskatuüffe. Das harte Tikholz Indiens und seiner Inseln ist für
den Schiffsbau sehr wichtig, da es allein dem Bohrwurm des indischen Meeres wider-
steht, wie unter den feineu Hölzern das duftige Sandelholz vor allen genannt zu
werden verdieut. Indiens Diamanten sind so berühmt als die Perleu des persischen
Meeres. Von der ostindischen Thierwelt, der reichsten der Erde, verdient der Elephant,
der an Größe und Klugheit seiue Brüder in Afrika übertrifft, vorzüglich genannt zu
werden; mau hat ihn dort schon in ältesten Zeiten gezähmt und selbst zum Kriege ge-
braucht. Dagegen hat Indien auch schädliche und reißende Thiere in Menge, wozn
besonders der furchtbare und große bengalische Tiger, „der Herr der Wege und der
Thiere," gehört. Die Natur ist dort reich in allem, im Schädlichen wie im Nützlichen.
Verschiedenheit der Bewohner, Sprachen u. s. w.
Die Bewohner, deren Anzahl aus 794 Millionen geschätzt wird, ge-
hören verschiedenen Rassen an. Meistens haben diese Rassen ihre uralte
Heimat noch hentzntag inne, außer daß durch Eroberungs- und Wander-
züge einige Völker versprengt wurden und somit hie und da Menschen ver-
schiedenen Stamms auf demselben Boden neben einander Hausen, was na-
mentlich in Persien und Vorderasien der Fall ist. Wo sie aber auch ver-
mischt leben, sind sie doch gewöhnlich an ihrem Aenßern, an der Sprache
und am Gottesdienst zu erkennen. Die Sprachen sind folgende:
1) Die des großen chinesischen Stammes, zu welchem die Chinesen und
die diesen in Sprache und Sitten nah verwandten indochinesischen Völker der
Halbinsel jenseit des Ganges (mit Ausnahme von Malakka) gehören. Sprachen dieses
Stammes haben fast ohne Ausnahme einsilbige, unveränderliche Wnrzeln oder Wort-
formen, deren jede mit einem eigentümlichen Zeichen geschrieben wird (Wortschrift,
also kein Alphabet); der Beziehungsansdruck erfolgt durch verschiedenartige Stellung
der Wurzelu zu einander. So besteht der ganze Sprachsatz aus etwa 4—500 Wörtern
und eben so vielen Schriftzeichen oder Charakteren für diese, welche in verschiedener
Weise geordnet und zusammengesetzt werden können. Man nennt diese Sprachen ein-
s i l b i g e oder i s o l i r e n d e.
2) Die ural-altaisch en oder finnifch-tatarischen (scythischen) Sprachen;
nämlich: a) japanisch und koreanisch; b) tungufifch (östl. des Jeniffei bis
zum Meere — Sprache und Bevölkerung durch Vermischung mit den Russeu vielfach
*) Auch das Laud am untern Euphrat hat Doppelernten.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Personennamen: Malakka
Extrahierte Ortsnamen: Asien Ceylon Indiens Indiens Afrika Indien Persien
Südamerika. — Peru u. Bolivia.
723
leicht und fair.! als Schreibpapier benutzt werden. — Die Indianer, nicht so
roh um Gefangene zu todten und zu fressen, und meistens so mild, daß sie nur
gegen Thiere ihre Giftpfeile gebrauchen, leben unter eignen Caziken. Arzt- und
Priesterdienst verrichten die Zauberer. Die am Ucayale glauben an Seelen-
wanderung in Thierkörper. Die Roa Mapnas graben die Leichen, wenn sie
verwest sind, wieder aus, wickeln sie gereinigt in eine Hülle von Thon, be-
zeichnet mit Hieroglyphen, und stellen sie zur Verehrung aus, indem ein zweites
Leichenbegängniß gehalten wird. Die civilisirten Abkömmlinge der alten
Peruaner sind sehr unterwürfig, und eben deshalb trag, unreinlich, heim-
tückisch , doch den Kirchenceremouien sehr zugethan. Sie treiben Ackerbau und
Handwerke, aber gleich den Spaniern mit geringen! Fleiß. Ihre Sprache (Quichua)
ist sehr beliebt, sie wird sogar von den Creolen in Lima und Quito gern ge-
sprochen , und soll wegen ihrer Lieblichkeit in Idyllen und Elegien gar reizend
klingen. Vielleicht verdrängt sie dereinst die spanische Sprache und bildet eine
eigne Literatur. — Es fehlt dem Lande noch an Handelstraßeu. Der große
sestgebaute Bergweg der Inkas, der 250 Meilen weit bis Quito führte und alle
Provinzen ihres Reiches auf dem Gebirge in Verbindung brachte, ist sehr ver-
fallen. Wahrscheinlich wenn erst der Ackerbau sich an den Strömen ausbreitet
und die Schiffahrt gesichert ist, wird der Marannon die große Verbindungsstraße
mit der Ostseite Amerikas werden, so wie man bereits durch den Pilcomayo mit
dem Paraguay und La Plata in Verbindung steht *). Was der Marannon
hinunter führen könnte, wären: Zeuge von Quito, China von Lopa, Zucker von
Cuzko, Leinwand von Moxo, Oele von Lima, Baumwolle und feine lange Seide
von Mojobamba, Cakao und andre Früchte aus den Ebenen. Natürlich würde
dann beim Steigen aller Gewerbe das Silber von Paseo und Potofi, das Gold
von Cataguayta, und anderes Metall woran kein Mangel ist, auf bergmännischere
Weise gefördert werden und größere Wirkung auf den Nationalwohlstand äußern.
Auch die feine Wolle der Vicunna's wäre besser zu benutzen; mau macht aber zu
viel Jagd auf diese Thiere, die schon genug von ihrem natürlichen Feinde, dem
hoch über den Paramos, selbst über den Schneegipfeln, fliegenden Condor zu
leiden haben, und rottet sie beinah aus.
Die beiden Staaten Peru und Bolivia begränzen einander im Hochlande des
Sees Titicaca, der 12000' überm Meere liegt, 38 M. lang und mehr als 250
*) In den Jahren 1844 und 1845 hat eine Gesellschaft in den Freistaaten
Nordamerikas untersuchen lassen, wie weit und für welche Schiffe der Amazonen-
strom aufwärts fahrbar sei. Capitän Klause leitete das Unternehmen und der
Erfolg war sehr befriedigend. Die Dampfboote gelangten zuerst bis Loretto auf
der Gränze Ecuadors, dann bis Laguna, wo der Huallaga einmündet, und fuhren
noch diesen Nebenstrom, nachdem Klause mit Booten ihn näher erforscht, bis zum
peruanischen Dorfe Tingo hinauf. Eben so bot der Pastaya, ein nordwestlicher
Zufluß des Maraunou, bis zum Dorfe Andoas keine großen Schwierigkeiten dar.
Vermittelst des Dampfes ist also schon vom atlantischen Meere her, mitten in
Südamerika hinein, bis nahe an den Fuß der Andes, die große Handelstraße
eröffnet.
46*'
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
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Mittel-Europa.
großen Steinen gegen die Gewalt des Windes beschwert. Der Hirt oder Senn
ist wenigstens darin geschützt, kann sein Vieh melken und die Milch handhaben,
oder mit andern Worten, seine Alpenwirthschaft treiben. Die Sennen sind großen-
theils arme Leute, ihre Nahrung Milch oder Rahm, Käsmilch und Zieger, selten
noch grobes Brod. Dabei sind sie kräftig u. heiter, Bergluft erhält frisch. Selten
besorgen sie eigne Heerden, u. noch seltner aus eigner Alpe (oder Alme, wie man
in Tyrol sagt); gewöhnlich werden sie von Besitzern der Alpenplätze hinauf ge-
schickt, oder pachten eine Alpe und oft die Kühe dazu.
Erfreulich ist der Anblick einer Ausfahrt ans die Alpen, d. h. der Aus-
zug einer Heerde, wenn sie im Beginn des Sommers auf die Berge geht. Hirt
und Heerde sind voll Lust. Es ist, als wüßten es die Kühe, so jubelnd verlassen
sie ihr Dorf, und so munter steigen, ja klettern sie bergan, wenn auch der Weg
mühsam ist. Dabei hat der ganze Zug gewisse Ordnung, und an Putz u. Jubel
fehlt es nicht. Im Appeuzellerland am Säutis geschieht es so: Der Senn mit
sauberm Melkeimer ans der Achsel und mit Bändern geschmückt, eröffnet den Zug,
der Hund zur Seile, einige weiße Ziegen vorauf. Daun folgen drei Kühe, die
schönsten der Heerde, mit mächtig großen Glocken am Halse. Hinter ihnen kommt
der Handbub als Gehülfe des Senn, auch mit sauberm Melkeimer und führt die
ganze Kühheerde, deren Reihe der Stier (Munni) mit einbeinigem Melkstuhl auf
den Hörnern beschließt. Alles Vieh trägt Glocken, oft in harmonischem Geläut.
Damit nichts von der Heerde sich verläuft, kommt ein Knecht hiutennach, und
erst Tags drauf wird aus der Ortschaft das nöthige Geräth, als hölzerne Milch-
kummen oder Zuber, der kupferne Käskessel und dergleichen, ans einem Saumrosse
zur Sennhütte geschickt. Butter wird droben wenig gemacht; Käserei ist das
Hauptgeschäft, und wird im Großen getrieben. Die kleinsten Schweizerkäse wiegen
an 40, die größten an 100 Pfd., und Tag für Tag wird in jeder Sennhütte ein
solcher Käs gefertigt, wozu man sämmtliche am gleichen Morgen und Abends
vorher gemolkene Milch nimmt. Man verfährt so: Der große an einem Krähn
hängende Kessel wird übers Feuer gerückt. Die laulich gewordene Milch bringt
man durch ein Stück Laab (gedörrter und gegohrner Kalbsmagen) zum Gerinnen,
und rührt so lauge, bis die Zersetzung der Milch fertig ist. Daun wird mit
einem großen Leintuch der fette Kästeich herausgehoben und in die platte runde
Form gethan, worin er bis zum folgenden Tag liege» bleibt, um dann im Käs-
speicher zur völligen Austrocknung aufgestapelt zu werden. Ans dem übrig blei-
benden Käswasser (Molken) scheidet man nochmals eine magere Käsmaffe, Zieger
genannt, die der Senn zur Nahrung gebraucht. An einigen Orten versteht man
solchen Zieger durch Einmischung gedörrten und gepülverten Alpenklees gar-
schmackhaft und wohlriechend zu machen, besonders im Glarner Land, dessen grü-
ner Kränterkäs (Schabzieger) im Auslande sehr beliebt ist. Die ganze Ver°
fahrungsart ist interessant anzusehen, aber vielleicht noch mehr die ganze Lebens-
weise von Menschen und Vieh auf einer Alp. Jede Kuh kennt ihre Glocke und ihren
Namen, und Kühe und Ziegen verstehen den Ruf ihres Senn. Man nennt die we-
nigen auf- und absteigenden Töne der Melodie, die der Senn gewöhnlich zu singezr
pflegt oder auf einer Schalmai bläst, den Kuhreigen. Er klingt im Gebirg
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]