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deutende Summen umgesetzt. — Einen noch auffallendem Gegensatz
zwischen dem äußern Ansehen und dem innern Gehalt liefern die
Perlenbuden. Da sitzt in einer bretternen, mit Matten ausgeschlagenen
schlechten Bude ein Mann, der auf einem Tischchen vor sich einige
Bogen gelbes und graues Papier hat, worauf für mehr als
100 000 Rubel (1 Rubel = 3,24 Mark) Perlen liegen. Ein sehr
wichtiger Handelsartikel sind die kostbaren indischen Shawls, deren
viele verkauft werden. Unter den von den Europäern (fast aus-
schließlich den Russeu) ausgestellten Waren nehmen Baumwollfabrikate
die erste Stelle ein. (Nach Andree und Daniel.)
Km chinesisches Kastmahl.
Die Gebrüder Minqua, bei denen wir eingeladen waren, gehören
zu den reichsten Kaufleuten. Am 2. März erhielten wir die chinesisch
auf rotes Papier geschriebene Einladung, und am 4. um 6 Uhr
abends begaben wir uns in das Haus, wo die beiden Brüder
Minqua uns empfingen. Der englische Kaufmann Dent stellte uns
vor. Es waren unser acht Offiziere der Fregatte, außerdem noch
fünf andere Personen. Die beiden Minqua sowie die von ihnen
eingeladenen chinesischen Freunde waren in Festtagskleidung erschienen,
nämlich in langen Gewändern von blauem Seidenstoff mit prächtigen
Stickereien. Ein kegelförmiger Strohhut mit einer Quaste aus Seiden-
Plüsch bedeckte den Kopf. Bei ihrer Jugeud und vorteilhaften Gestalt
stand den Chinesen der Anzng recht gut und hatte trotz des spitzigen
Hutes und des laugen Zopfes etwas Würdevolles.
Wir wurden in einen langen, durch Laternen von verschiedenster
Form und Farbe erleuchteten Saal geführt; hier standen eine Reihe
kleiner Theetische, deren jeder von zwei Lehnstühlen aus Bambus
umstellt war. Ich nahm einen Schluck Thee, um das wunderbare
Getränk einmal in seiner vollen Reinheit zu genießen, konnte ihm
aber, obwohl der Geruch vortrefflich war, keinen sonderlichen Ge-
schmack abgewinnen; durch den Mangel an Zucker schien mir der
Thee scharf und trocken. Auch die andern europäischen Gäste teilten
meine Ansicht.
13**
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— 298 —
Nach einigen Minuten kam Herr Dent mit einer Liste, rief
fünf der Eingeladenen zu sich und verließ mit ihnen den Saal;
dann kam er noch zweimal, um die übrigen Gäste — immer je
fünf — abzuholen. In kurzer Zeit waren wir alle im Speisesaal
versammelt, wo uns die Gastgeber erwarteten. Der Speisesaal war
reich geschmückt und ebenfalls mit Laternen erleuchtet, die voll
glänzender Zeichnungen und mit seidenen Quasten behängt waren.
Ungeheure Rahmen mit farbigen Gläsern bildeten den Hintergrund
des Zimmers, das auf der andern Seite mit Papierrollen behängt
war, auf denen Sinn- und Lehrsprüche geschrieben standen. Ein
prächtiger Teppich bedeckte den Boden. Die aus grün gefirnißten!
Holze gefertigten Stühle waren mit Decken von blauem Tuche über-
zogen, in welches mit Seide feine Blumen eingestickt waren. In
der Mitte des Saales waren Tische in Dreieckform — jedoch von-
einander getrennt — aufgestellt. An jedem derselben sollten fünf
Gäste mit einem der Herren des Hauses Platz nehmen. Hierbei
blieb die eine Seite der Tische leer. Ein Freund der Minqua machte
den Wirt an dem Tische, wo ich saß. Jeder von uns hatte eine
Untertasse von Porzellan und zwei kleine Stäbchen aus Ebenholz
vor sich, welche unten mit Silber verziert waren; ferner lag vor
jedem in einem dreieckigen, roten und weißen Papier ein Zahnstocher
ans dem Flügelglied einer Fledermaus, endlich eine ganz kleine Tasse
zum Trinken des Kamschu. Ein großer Teil des Tisches war von
einem Dutzend blau geblümter Schüsseln bedeckt, welche die delikat
zubereiteten, uns aber ganz unbekannten Speisen enthielten. Auf
dem noch übrigen Platze des Tisches standen eine Menge von Schüs-
seln, welche mit Blnmen, Früchten und Kuchen gefüllt, aber nur zur
Augeuweide bestimmt waren. — Nuu begann das Mahl. Anfangs
hatte ich meine liebe Not mit den Stäbchen; endlich gelang es mir
aber doch, aus einem wunderlichen Gemische, worin ich Gurken-
schnitte, Würste u. dgl. erkannte, einige Brocken herauszufischen. Das
Gericht, in dem sich anch geräucherte Haifischflossen befanden, war
gerade nicht schlecht. Hierauf kostete ich etwas Gebratenes, das aus
Schwalben bereitet war. Auch dieses Gericht war gut, nur fand
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Freiburg
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
— 32 —
kirchen und von der St. Nikolanskirche in der Vorstadt Neuburg die Glocken läuteten, wurde der Englische Gruß gebetet. Dann wurde zu Mittag Suppe, Fleisch, Gemüse, reichlich Brot, sehr oft statt des Fleisches Fische, namentlich Heringe und Stockfische gegessen; auch Milch wurde viel getrunken; denn viele Bürger hatten noch eine Kuh im Stalle stehen. Manchmal, an Waschtagen, wenn die Wäsche auf den Wiesen vor der Stadt zur Bleiche ausgelegt wurde, da aßen Mutter und Kinder draußen im Freien unter dem Nußbaum. Das war allemal ein Fest! Oder wenn gar um Martini der Vater das fette Schwein aus dem Stalle holte, der Metzger das Messer schliff, und zum Mittag die frischen Blut- und Leberwürste mit dem neuen Sauerkraut oder den sauren Rüben auf den Tisch kamen!
Am Nachmittag, wenn die Bauern und fremden Händler die Stadt wieder verlassen hatten, war es stille in den engen Gassen. Da saßen nun die Bürgersfrauen vor den Häusern, hüteten die Kinder und besorgten daneben allerlei Hausarbeit, nähten, strickten und flickten und sangen dazwischen wohl auch ein fröhliches oder ernstes Lied. Dieses Verweilen in der freien Luft war nötig, denn die alten Häuser waren oft recht schmal und hatten nicht viel Luft und Licht, und besonders die Schlafräume lagen in den dunkeln Alkoven.
An Sonn- und Feiertagen gab es allerlei Abwechslung in dieser stillen, fleißigen Tätigkeit. Am Morgen ging der Vater, an hohen Feiertagen mit dem Degen an der Seite, die Mutter in der goldgestickten Haube, in das Münster ins Hochamt, wo der Vater bei seinen Zunftgenossen den Platz hatte. Nachher wurden die Gräber auf dem Kirchhof ums Münster besucht; am Bäckerlicht und bei der St. Andreas-Kapelle (bei der Volksbibliothek) brannten Lichter für die armen Seelen.
Schon um elf Uhr wurde Sonntags zu Mittag gegessen. Um ein Uhr war Christenlehre. Erst nach der Vesper begann das fröhliche Sonntagstreiben. Im Stadtgraben um die Festungsmauern lockten die Kinder die Hirsche und Rehe, die in Friedenszeiten, wenn der tiefe Graben nicht mit Wasser gefüllt war, da gehalten wurden. Droben beim Schützen übten sich die Gesellen vom Stahl im Scheibenschießen. Auf der Wiese drehten sich Burschen und Mägde im Tanz. Auch in der Stadt gab es allerlei Belustigung, namentlich auf dem Münsterplatz. Da trieben die Ritter vor dem adeligen Gesellschaftshaus „zum Ritter" (Erzbischöfliches Palais) das Wasfenspiel. Auch friedlichere Schauspiele wurden auf dem Platz aufgeführt, Szenen aus dem Heiligenleben oder der Bibel, auch aus der Geschichte und Sage.
Den Höhepunkt bildete aber das Fronleichnamsfest. Alle Zünftigen traten in Harnisch und Gewehr an. Der Zunftmeister trug stolz während der Prozession die Zunftfahne, die schon in vielen Kämpfen mit dabei war. Die Meister trugen in feierlichem Schritt die Büste des Zunftheiligen oder wirkten in den Darstellungen mit, die auf Wagen allerlei Szenen aus der biblischen Geschichte boten. Nach der Prozession hielten die Meister
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Geschichte der Frauen des Altertums.
235
anderen Stoffen auf und mischte sie entweder den Gerichten bei,
oder trank sie im feinsten Weine. Ehe die Mahlzeit begann, welche Seltene kost-oft von 2 Uhr Mittags bis tief in die Nacht whrte, reizte man ftne^etee* den Appetit mit den pikantesten Gerichten, welche der Gaumenkitzel nur ersinnen konnte, zum Essen und Trinken und schmte sich nicht auch Brechmittel zu gebrauchen, welche man sonst dem berladenen Magen geboten hatte, um eine begonnene Mahlzeit weiter fortsetzen zu knnen. Eine groe Reihe von Gerichten bildete die Hauptmahlzeit, bei welcher namentlich die seltensten Vgel und Fische erforderlich waren. Man lie Murnen aus der sicilischen Meerenge oder aus Spanien kommen, Stre von der kleinasiatischen Kste, Austern von Tarent oder Britannien und Fische aus allen greren Flssen des bekannten Erdkreises. Pfauen, Krametsvgel, Flamingozungen wur-den zu kostspieligen Gerichten benutzt. Es ist recht bezeichnend fr die rmische Kaiserzeit, da Caligula fr eine einzige Mahlzeit Aufwand m 350,000 Thaler verausgabte. Dem Luxus der Tafel entsprach die ^chenew-Verschwendung, mit welcher man die Speisesle herrichtete, Tische, tidjtung. Ruhebetten, Polster, Geschirre, Aufstze bestellte, das zahlreiche auf-wartende Sclavenheer in Gold und Silber kleidete und fr die ver-fchiedenen Bedienungen sorgfltig einben lie. Schauspieler, Snger, Possenreier, Gladiatoren zc. suchten die Gste zu unterhalten.
Die schwelgerischen Gastmhler hatten Krankheiten, Unthtigkeit Die Folgen und Unsittlichkeit eben so ausgesuchter Art, wie sie selbst waren, inbet ttt"a6t9' ihrem Gefolge. Von hitzigen Fiebern, Kopfschmerz und Schwindel, Schlaflosigkeit, bsartigen Geschwren tc. wurden die Schlemmer geplagt und fanden an keiner Anstrengung mehr Gefallen. Orien-talische Verweichlichung zeigte sich in den kleinsten Verhltnissen. Die rmischen Stutzer verwandten eben so viel Zeit als die eitelsten Frauen auf ihren Putz, konnten Stunden lang vor dem polirten Metallspiegel stehen, um die Toga in knstliche Falten zu legen, die anmutigste Haltung und Bewegung des Krpers einzuben und das Haupthaar nach der Mode zu kruseln.
In der Putzsucht leisteten die Frauen der rmischen Kaiserzeit Die Putzsucht das Unglaubliche, und es wird nicht ohne Nutzen fr das Verstnd- bergt^en nis jener Zeit sein, wenn wir eine rmische Frau einmal in ihrem Putzzimmer beobachten. Denn was der reichsten Frstin der Gegen-wart mit allen ihren Schtzen zu besitzen und zu fordern nicht mg-lich ist, das besa die Frau eines rmischen Senators oder Ritters,
und alle Tage zeigten ihre Befehle, welche Anforderungen sie an die Kasse des Gemahls und an die Unterwrfigkeit ihres zahl-
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72
Zweiter Abschnitt.
^der^die gewhlt wurden und ein untadelhaftes Leben gefhrt haben muten, egierung, hchsten Wchter des Gesetzes waren die Ephoren d. h. Auf-feher; sie muten darauf achten, ob die Könige den Gesetzen nach lebten, und konnten, wenn sie dieselben nicht pflichtgetreu fanden, sogar eine Anklage erheben. Doch scheint die Einrichtung des Ephorats erst geraume Zeit nach Lykurg als Gegengewicht gegen das Knig-tum beschlossen worden zu sein. Die Volksversammlung (Halia), an welcher jeder der 30 Jahr alte Spartaner Theil nahm, wurde regelmig an jedem Vollmonde unter freiem Himmel berufen und fate durch bloes Ja oder Nein Beschlsse der das, was die Gerusia ihr vorlegte, besonders der Gesetze, Beamtenwahl, Krieg und Frieden. Vermgen Ungleichheit des Vermgens mancherlei Anla zu Ruhe-
9 strungen gegeben hatte, so suchte Lykurg eine Gleichheit im Gter-besitze herzustellen. Zu dem Ende theilte er die Lndereien der Spar-taner in 9000 Ackerloose, die der Lacedmonier in 30,000 kleinere; jedes Loos konnte eine Familie ernhren. Den Gebrauch der Gold- und Silbermnzen hob er auf und fhrte statt derselben eisernes Geld ein. Um seine Mitbrger an Einfachheit und Gengsamkeit zu gewhnen, ordnete er gemeinsame Mahlzeiten an. Auch die Könige muten an denselben Theil nehmen, und jeder Brger einen monat-lichen Beitrag von Fleisch, Getreide, Feigen zc. dazu liefern. Bei diesen Mahlen ward strenge Migkeit beobachtet; aber es schalt auch jeder Tischgenosse seinen Nachbar, wenn er nicht a und die gemeinsame Kost verachtete. Das gewhnliche Gericht war die schwarze Suppe, ein Gemisch von Fleischbrhe, Blut, Essig, Rben :c. Ein fremder König, welcher die schwarze Suppe hatte rhmen hren, lie sich einen spartanischen Koch kommen und das gepriesene Gericht be-reiten. Sie schmeckte ihm aber nicht. Da erklrte ihm der Koch: Herr, die beste Wrze ist Hunger und Arbeit. Unsere Suppe schmeckt nur denen, welche sich vorher im Eurotas *) gebadet haben."
und Wer Ganz besondere Aufmerksamkeit verwandte Lykurg auf die Er-^der^Jugend? Ziehung der Jugend. Jedes neugeborene Kind wurde von der Be-Hrde in Augenschein genommen. War es schwchlich oder migestaltet, so wurde es auf dem benachbarten Gebirge Taygetus ausgesetzt. Bis zum siebenten Jahre blieben die Knaben und Mdchen im elterlichen Hause; dann bernahm der Staat ihre Erziehung auf feine Kosten. Die Jugend sollte sich vor Allem an Entbehrungen und an Ertragung des Schmerzes gewhnen. Die Knaben schliefen auf Schilfrohr,
*) Sparta lag am Eurotas-Flusse.
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115
lichen, wohlriechenden Blüthen in Trauben hervorkommen. Die ausgewachsenen
Früchte, die Kokosnüsse, sind von der Größe eines Menschenkopfes und schlie-
ßen in einem dichten, faserigen Gewebe eine harte Nuß ein, worin sich ein
nahrhafter Kern ausbildet. Ehe die Früchte völlig reif sind, enthalten sie eine
milchige Flüssigkeit, die Kokosmilch, welche sehr erfrischend und in solcher
Menge vorhanden ist, daß ein Mensch aus einer einzigen Nuß sich satt trinken
kann. Dieser Milchsaft verdickt sich alimählig zu einem Mark und wird endlich
ein fester Kern. Aus dem Marke kocht man Oel, das man an Speisen thut,
wie bei uns die Butter; auch bereitet man daraus Seife.
Durch Einschnitte in die Blüthenscheiden gewinnt man einen Saft, wo-
raus Wein, Essig und Zucker bereitet wird. Aus den Fasern, welche die Nuß
umgeben, macht man Seile, und die harte Schale wird zu Trinkgeschirren,
Löffeln und anderen Geräthschasten benutzt. Die jungen Blätter werden ge-
gessen i die altsgewachsenen, welche 12 — 14 Fuß lang und 2 — 3 Fuß breit
sind, dienen zum Decken der Wohnungen, zur Fütterung der zahmen Elephan-
ten und zur Verfertigung von Hüten, Sieben, Körben, Matten u. dgl. Auch
macht man Papier daraus, worauf mit einem Griffel von Bambus geschrieben
wird. Der Stamm der Kokospalme ist von unten bis oben mit halbmondför-
migen Hervorragungen versehen, die eine natürliche Leiter bilden, worauf man
den Baum bequem ersteigen kann, um seine Früchte herunterzuholen.
Dieser nützliche Baum ist in der Pflanzenwelt für die heißen Erdgegenden
ein eben so lauter Zeuge der göttlichen Macht und Güte, wie das Kameel in
der Thierwelt, und wir können uns nicht wundern, wenn die Reisenden er-
zählen, daß Kokospalmen alle Hütten Indiens und der Südseeinseln beschatten.
— Ueberhaupt gehören die Palmen zli den köstlichsten Geschenken, welche
Gottes unendliche Güte den Bewohnern der heißen Zone gegeben hat. Welch'
reichen Segen hat er in einen einzigen Baum gelegt! Darum „Schmecket und
sehet, wie freundlich der Herr ist! Wohl dem, der auf ihn trauet!"
den Bohnen von Mokka, Westindien oder Ostindien, — der Kaffee. Der
Muselmann schlürft ihn, behaglich mit untergeschlagenen Beinen auf der Erde
sitzend, aus kleinen Tassen ohne Zucker und Milch zu seiner Pfeife Tabak; der
feine Pariser genießt ihn in seinen von Gold und Silber glänzenden Caf<?s
aus Tassen, die mindestens noch einmal so groß sind, als die unsern, — und
selbst des armen, sächsischen Erzgebirges Familie sitzt Sonntags um den
dampfenden Topf mit brauner Flüssigkeit und trinkt zu den Erdäpfeln ihr
„Schälchen Kaffee," obschon vielleicht keine Kaffeebohne in dem aus gebrann-
ten Cichorienwurzeln, Mohrrüben, Runkelrüben, Gerste oder Korn gebrauten
Getränke zu finden ist.
Aber die Menschen haben wirklich einmal ohne Kaffee gelebt, — so
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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148
Erwerbszweige an sich geriffen. Mit zwölfhundert Fahrzeugen hat man dort
binnen 2 Jahren jedesmal 50,000 Tonnen, also 50 Millionen Häringe, er-
beutet. Oft kommen so große Quantitäten an, daß sie nicht alle genossen wer-
den können und zu Dünger verbraucht werden müssen. Man schätzt gegen-
wärtig die Menge aller Häringe, welche jährlich gefangen werden, auf tausend
Millionen.
Die Fahrzeuge, welche die Holländer Buysen nennen, und deren sich
auch die andern Völker bedienen, sind sehr lang. Sie werden von zwei
Kriegsschiffen begleitet, zum Schutze und zur Aufnahme der Kranken. Sobald
die Häringe ankommen, deren Menge nicht selten so dicht ist, daß man sie mit
Krügen und Händen schöpfen kann, werden große Netze, oft 1200 Fuß lang,
ausgespannt, welche oben durch leere Tonnen gehalten, unten mit Steinen be-
schwert sind, so daß sie durch das eingesogene Wasser steif, wie eine feste Wand,
stehen. Die von Hanf gefertigten dauern nur ein Jahr; man macht sie daher
jetzt von gelber, persischer Seide, wodurch sie doch wenigstens dreimal so lang
halten. Sie werden zuvor geräuchert, damit ihre helle Farbe die Häringe nicht
scheu mache. Die Weite der Maschen ist gesetzlich vorgeschrieben und darf nicht
enger, als ein Zoll, sein, damit man nicht zu viel Junge und Brut fange. Die
anströmenden Häringe gehen oft augenblicklich in diese Netze hinein, in d-nen
sie mit den breiten Kiemendeckeln hangen bleiben, und wenn das Glück gut
ist, kann man schon nach zwei Stunden das Netz aufwinden. Man thut dies
gern des Nachts. Jetzt werden die schnell sterbenden Fische herausgeworfen:
es wird ihnen die Kehle aufgeschnitten, und die Kiemen und Därme werden
herausgenommen. Dann wirft man die Häringe vorläufig in Fäffer mit See-
wasser. Darauf wäscht man sie aus, legt sie in Salzlake und verpackt sie
schließlich ordentlich in Tonnen mit Schichten Seesalz dazwischen. Dieses Ver-
fahren erfand im 14. Jahrhundert der berühmte Wilhelm Beukel (gestor-
den 1397) und machte dadurch erst den großen Verbrauch möglich. Kaiser
Karl V. schätzte dessen Erfindung so sehr, daß er sein Grab besuchte. Die Hol-
länder, welche sich gegenwärtig noch genau an das von Beukel vorgeschriebene
Verfahren halten, liefern immer noch die besten Häringe, wenigstens sind
ihnen die Engländer darin noch nicht gleich gekommen. Die Erfindung des
Räucherns jedoch, wodurch die Bücklinge entstehen, indem man die Häringe,
nachdem sie vierundzwanzig Stunden in Salz gelegen, mit den Köpfen an
hölzerne Spieße reiht und über rauchendes Reisig hängt, gebührt den Fran-
zosen und stammt aus Dieppe.
Der Häring ist eine sehr gesunde Speise: ja, man benutzt ihn häufig als
ein das Wohlbefinden herstellendes, überhaupt wohlthätiges Nahrungsmittel
und hat ihn wegen des Reizes, den er verursacht, selbst als eine Art Heilmittel
benutzt, namentlich die Häringsmilch gegen Luftröhren-Schwindsucht. Wo der
Häring in zu großer Menge gefangen wird und nicht eingesalzen werden
kann, benutzt man seinen Thran; ja, man braucht wohl auch, wie schon er-
wähnt, den ganzen Fisch als Dünger.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Karl_V. Karl_V.
299
höchste Aufmerksamkeit für seinen Tisch geschenkt hätte. Die niederen Bauch-
thiere hat er eben so, wie die so wunderbar mannigfach gestalteten Glieder-
thiere und die muskelreichen Rückgratthiere gewählt. Die widerlichsten Flesich-
speisen liefern ohne Zweifel die schlüpfrigen, gallertartigen Schnecken.. In
Frankreich, Belgien, Schlesien, Bayern, der Schweiz und Italien wird die
Weinbergsschnecke zu Tausenddn gemästet und gespeist; allein es geschieht
mehr von Lungenkranken, als von Gesunden. Noch unbegreiflicher, wie der
Geschmack der Austernesser, ist der Geschmack des Chinesen, der sogar die
seltsam runde, wurniförmige, mit schildförmigen Fühlsä den besetzte Gestalt
des Trepang, einer Helothurie des indischen Meeres, genießt. — Ungleich
zahlreicher sind die Nahrungsmittel aus dem Reiche der Gliederthiere, aber der
Geuuß solcher Nahrung kann unmöglich eine hohe Stufe der Civilisation ver-
rathen. Die Indianer Peru's, welche Kopfläuse mit Appetit verspeisen, die
Hottentotten und andere Stänime Afrika's, welche dieselbe Neigung thei-
len, gehören zu den niedrigsten Schichten der Menschheit; nicht minder jene
Stämme Afrika's, welche ausschließlich von Heuschrecken leben, wie die Busch-
männer. Der Genuß der Ameisen unter den Völkern Brasiliens und Ost-
indiens verdankt seinen Ursprung wahrscheinlich dem Gewürze der Ameisen-
säure. In der That verspeisen in Ostindien besonders schwache und alte Män-
ner zur Stärkung ihres Rückens Ameisenköniginnen, ein Genuß, der uns an
den des Maikäfers auch hier zu Laude erinnert. Doch dienen sie auch im Gro-
ßen, wie die weißen Ameisen Java's, zur Speise. Ihnen zur Seite gehen,
wahrscheinlich gleichfalls als Gewürz, die Bienen Ceylons. Zolllange Spin-
nen verzehrt der Bewohner Neu-Caledoniens, Motten der von Neu^Süd-Wa-
les, nachdem er ihren Puder durch Nöstüng und Umrühren entfernt. Seiden-
würmer zieren den Tisch von Madagaskar, der Grugru-Wurm der Kohlpalme
den des Japanesen. Sein chinesischer Nachbar zieht sich Larven einer Schmeiß-
fliege am Strande des Meeres auf faulenden Fischen. Achtzehn Zoll lange
und einen halben Zoll breite Tausendfüße sah Humboldt von indianischen
Kindern verzehren. Aehnlickes beobachtete man mit Insektenlarven, welche die
Indianer am Orinoko gierig aus der Erde zogen.
Mit den Fischen beginnt ein edlerer Tisch. Dagegen ist im Reiche der
Amphibien eine zwischen Wasser und Land getheilte Lebensweise etwas Hal-
des. Nur die Schildkröten mit ihrem zarten Fleische und ihren ölreichen Eiern
sind Lieblinge des Tisches geworden. Die freien Bewohner der Lüste haben
schon seit den frühesten Zeiten die meisten Opfer für die Küche geliefert, aber
fast ausschließlich die Pflanzen fressenden Vögel. Die Fische fressenden schützt
ihr thraniges Fleisch vor einer gleichen Begünstigung, obwohl einige Völker
ihr Leben vorzugsweise dem Thrangenusse verdanken. Ein Jeder weiß, wie
bei diesen Völkern Ausdünstung und Unreinlichkeit Hand in Hand gehen. Wie
der Stoff, so überall der Mensch. Der civilisirte Kaukasier verabscheut dio
das Licht des Tages meidenden Nager, Ratten und Mäuse, während die mon-
golische Rasse sie auf den Tisch brachte. So spielen bei den chinesischen
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
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Sein Privatleben. °'
Hühnern und Tauben, auch hielt man als Ziervögel Pfauen, Enten und Turteltauben. Die Aufsichtsbeamten mußten zu Weihnachten ein genaues Verzeichnis von dem ganzen Bestände an Vieh, Getreide, Wein, Honig, Eiern, Wolle n. s. w. einreichen, am Palmsonntag den Geldertrag abliefern und Rechnung ablegen. Wenn Karl feine Güter bereifte, was fehr oft geschah, fo war er ganz Landwirt und vergaß den König und Staatsmann; er nahm alles selbst in Augenschein, ordnete Verbesserungen an, prüfte die Bauanschläge und sah die Rechnungen nach, in welche alles bis aufs Kleinste, selbst jedes verkaufte Ei, eingetragen sein mußte.
6. Karls Privatleben und Tod.
So groß Karl iu allen Verhülltnissen des öffentlichen Lebens war, fo liebenswürdig erscheint er irrt Privatleben. Wie er seiner Mutter stets die höchste Ehrfurcht erwies, so war er feiner Schwester Gisla ein liebevoller Bruder, feiner (Zweiten) Gemahlin Hildegard ein zärtlicher Gatte, feinen Kindern ein sorgsamer Vater. Seine Söhne ließ er nicht nur in den Waffen üben, sondern er war auch mit der größten Sorgfalt für ihre geistige Bildung bemüht. Eben so sorgte er dafür, daß feine Töchter, an denen er mit ganzer Seele hing, nicht nur in den weiblichen Künsten des Spinnens, Webens und Wirkens, sondern auch iu den Wissenschaften unterrichtet würden. Nie mochte er sie von feiner Seite lassen, und nicht bloß bei Tische mußten sie neben ihm fitzen, sondern sie begleiteten ihn auch auf feinen Reifen, gingen mit ihm auf die Jagd, und selbst auf feinen Kriegszügen trennte er sich nicht von ihnen.
In feiner Lebensweise war er außerordentlich einfach. Niemand konnte müßiger fein in Speise und Trank. An seiner gewöhnlichen Mittagstafel gab es nur 4 Gerichte, außer dem Braten, den er von den Jägern am Bratspieß herbeibringen ließ, und den er fehr gern atz. Gastmähler fanden nur selten und an besonders festlichen Tagen statt; dann fah er aber auch gern recht viele Leute bei sich. Wein trank er wenig, selten mehr als dreimal bei Tische, und nichts verabscheute er mehr, als Trunkenheit; dagegen wurde es ihm fehr schwer, an Fasttagen ohne alle Speise fertig zu werden, und er meinte, das Fasten schade ihm. Zur Unterhaltung ließ er sich bei Tafel etwas von den Thaten der alten Könige, auch wohl aus den Schriften des heiligen Augustin vorlesen; auch liebte er bei Tische Saitenfpiel und Gesang. Nach der Mahlzeit pflegte er 2—3 Stunden zu schlafen;
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls Karls Karl Karl Gisla Hildegard
264 Häusliche Einrichtung.
von buntem Leder, deren Spitzen zuerst sich etwas in die Höhe hoben und dann wie der Kamm eines Truthahns herabhingen. Es war Rittertracht, aber vergeblich wollte der Rat für bte Bürger nur geringe Länge der Schnäbel zulassen. In den Städten wurden besonders die Rats- und Schösse nt rächten reicher, und bald wurde die prächtige Tuch- oder Sammetschaube, mit Fuchspelz gefüttert, und die goldene Kette Mode der Ratsherren. In Mainz gingen jedoch die Frauen reicher Bürger schon am Ansange des 13. Jahrhunderts mit langen Schleppen zur Kirche, trotz des geistlichen Fluchs über den Pfauenschweif, „den Tauz-platz der Teufelcheit," trotz des schlagenden Grundes, „daß, wenn die Franen solcher Schwänze bedürften, die Natur sie mit etwas der Art versehen haben würde/' In dem dnrch Handel schnell emporblnhenden Breslau gebot der Rat um 1370, daß keine Bürgerfrau eine Haube tragen solle, die über eine halbe Elle groß sei, und weuu sie ein Schleppkleid trüge, so sollte sie nicht nur Streife zahlen, sondern es sollte ihr die Schleppe aus dem Rathause beschnitten werden. Mit goldgestickten Kleidern, teurem Pelzwerk, goldenen Ketten und Gürteln, Perlen und Edelsteinen prunkte der Reichtum in den Städten trotz scharfer Klei-derordnungen, und selbst Bauersfrauen trugen Mützen und Halskoller von Sammet, Atlas und schwerer Seide. Schon wird geklagt, daß Dienstboten ihren ganzen Lohn ans prunkende Kleider verschwenden.
Während man im Hanse in der Regel noch sarg lebte, wurde bet Fe st gelogen unglaublicher Auswand, Verschwendung und Völlerei getrieben, nicht nur bei Kindtaufen und Hochzeiten, fouderu auch bei Begräbnissen, und das verursachte beschränkende Verordnungen des wohlweisen Rates. In Brannschweig duldet derselbe bei einer Hochzeit (am Ende des 13. Jahrh.) nicht mehr als 12 Schüsseln, „so lieb einem ein Pfund Pfennige," und erlaubte drei Spielleute der Stadt; der Breslauer Rat gestattete 24 Schüsseln von jedem Gauge und zu jeder Schüssel vier Personen, also 96 Hochzeitgäste, dazu vier Spielleute. Die Freuden des Gaumens bildeten die Grundlage aller Geselligkeit, aber die gute Küche des Mittelalters würde uns unerträglich sein wegen der übergroßen Vorliebe jener Zeit für starkes Gewürz; denn es wurden außer den heimischen Küchenkräutern und dem milden Sasran die indischen Gewürze in unglaublichen Massen verbraucht, und zu den Geschenken der Stadt an vornehme Gönner gehörten deshalb auch Pseffer, Zimmet, Näglein und Muskatnuß. Diese Ga st spenden der Urväterzeit, ein schönes Zeichen eines freundlichen Herzens und achtungsvoller
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