§. i.
ueberslcht
der
Weltgeschichte nach ihren Perioden und Hauptmomenten.
A. Alte Geschichte,
von 2000 I. v. Ch. G. bis -76 I. n. Ch. G., bis zu dem
Untergange des weströmischen Reiches.
1. Erste Periode, von 2000 bis 555 v. Ch. G., bis
Kyros, den Gründer der persischen Monarchie.
Assyrisch-babylonisches Zeitalter, — Niños,
Nebukadnezar.
«' Der menschliche Geist beginnt seine erste Entwickelung aus dem
rohen Naturzustände; wird jedoch bei den meisten Nationen im sklavischen
Joche gewaltsam niedergehalten. Assyrische und babylonische Herrscher
suchen ihre Reiche durch Eroberungen ins Unermeßliche auszudehnen,
haben aber nirgends ein menschenbeglttckendes Ziel im Auge; ihre Nach-
folger versinken in unwürdige Schwäche, und ihre Reiche gehen alsbald
bedeutungslos unter.
2. Zweite Periode, von 555 bis 333 v. Chr. G., von
Kyros bis Alerander den Gr., den Gründer der mace-
doniscben Herrschaft in Asien.
Griechisch-persisches Zeitalter.
* Griechenland hebt sich rasch zur höchsten Blüthe der äußeren
Macht, der Kunst und Wissenschaft empor; geht aber durch innere Zer-
rüttung alsbald seinem Untergang entgegen. Persten macht unglückliche
Eroberungsversuche, bleibt im tyrannischen Despotismus einer eigentlichen
Entfaltung der edleren Geisteskräfte entfremdet, und wird eine leichte
Beute des kühnen Eroberers.
1
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
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- 33 —
aristokratischen Grundsätze, wie sie in der Einrichtung des Areio-pag sich aussprechen. Zarter wie sein Vorgänger hat er es meisterhaft verstanden, Frauencharaktere zu malen. Euripides endlich ist schon ganz ein Kind der Demokratie und der irreligiösen Sophistik.
Der Komiker Aristo ph an es kämpft mit scharfen Waffen gegen das Demagogentum und die Prozeßsucht der Athener; ihm ist das Wirrsal des peloponnesischen Krieges in tiefster Seele zuwider; auch möchte er gern die wahre Götterfurcht zurückführen, aber indem er als Beförderer des Atheismus den Sokrates zur Zielscheibe seines Witzes macht, begeht er einen schweren Mis-griff. Von seinen Nachfolgern in der Komödie, die seit dem Untergang der athenischen Macht aufhört politisch zu sein und sich auf Straße und Haus beschränkt, ist uns wenig hinterlassen.
Geschichte schrieb zuerst der Kleinasiate Herodot, den man deshalb den Vater der Geschichte nennt. Gegenstand seines anmutigen Werkes sind die Perserkriege, doch werden in umfangreichen Episoden die Völker des Orients hineingezogen. Ein tiefer sittlicher Ernst geht durch seine ganze Schilderung, wenn auch seine Ansicht vom Neide der Götter der christlichen Anschauung widerstrebt.
Der Athener Thukydides beschrieb den größeren Theil des peloponnesischen Krieges, in welchem er als Feldherr mitgekämpft hatte. Von seinen Landsleuten wegen eines erlittenen Mißgeschicks verbannt, benutzte er die unfreiwillige Muße zur Abfassung seines Werkes, das er mit Recht einen „Besitz für immer" nennt. Ihm folgte sein Mitbürger Xenophort, der nicht nur den von ihm geleiteten Rückzug der Zehntausend der Vergessenheit entriß sondern auch den peloponnesischen Krieg seines Vorgängers fortsetzte und die griechische Geschichte bis zur Schlacht bei Mantineia weiterführte. Als Freund spartanischer Politik und Sitte hat er den Agesilaos verherrlicht.
Unter den Rednern ist zuerst der Löwe P e r i k l e s zu nennen, hochgefeiert von Thukydides, deffen Ideal er war. Nach der Zeit der Dreißig that sich der Metöke Lysias als Sach-
Eben, Geschichtsabriß. 3
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Extrahierte Personennamen: Aristo Herodot Ernst Thukydides Metöke_Lysias
— 179 -
der Ausgangspunkt einer bessern glücklicheren Zeit geworden. Dazu trug sehr viel bei die Aufhebung des Jesuitenordens, welche von den katholischen Mächten verlangt und vom Papste Clemens Xiv. verfügt worden war (1773), und freisinnigere Regungen bei den hohen katholischen Kirchenfürsten Deutschlands, denen indessen die schwächeren Bischöfe, welche in Rom einen Schutz für ihre Selbständigkeit erblickten, eifrig widerstrebten.
Auf Friedrich Ii. war sein Neffe Friedrich Wilhelm Ii. (1786— 1797) gefolgt, welcher seine Regierung mit Abstellung einiger Härten begann, auch den Ruhm der preußischen Waffen dnrch einen kostspieligen Zug gegen Holland mehrte. Aber nie an Selbständigkeit gewöhnt, dazu dem Genuß ergebe«, wurde er bald das Werkzeug heuchlerischer und unfähiger Männer, die angeblich um der Aufklärerei entgegenzuwirken, im Wöllnersehen Religionsedikt die Gewissensfreiheit antasteten, die gefüllten Staatskassen leerten und im Reichenbacher Vertrag (1790) das Ansehen Preußens gegenüber Oesterreich schwächten, wo dem Kaiser Joseph sein vorsichtigerer Bruder Leopold Ii. (1790—1792), früher Großherzog von Toskana, gefolgt war.
Die Vergrößerungen, welche Preußen in der zweiten (1793) und dritten (1795) Theilung Polens erhielt, betrafen slavisches Gebiet und sind, was nicht zu bedauern ist, fast alle wieder verloren gegangen. Auch Ansbach und Baireuth, die alt-hohenzollerschen Lande, fielen um jene Zeit vorübergehend an das norddeutsche Königreich.
§ 44. Weimar.
Bald nach Beginn der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts fängt es an sich mächtig auf dem Gebiete der deutschen Literatur zu regen. Damals machte sich Klopftock durch seinen Messias und seine Oden berühmt; wie er nun im ersteren Werke der religiösen Gefühlsschwärmerei zu freien Lauf ließ, so legte er seinen vaterländischen Liedern, den alten Volks- und Heldengesang mit dem keltischen Bardentum des Ossian zusammenwerfend, eine gekünstelte Grundlage unter. Nichts destoweniger fand gerade diese Seite seiner Poesie mächtigen Anklang, während der Messias weniger gelesen als erhoben wurde.
Mehr verdanken wir dem klassisch durchgebildeten Lessing. Nachdem er in Minna von Barnhelm nach Stoff und Form das Muster eines echt-deutschen Dramas geschaffen, verlangte er
12*
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Extrahierte Personennamen: Clemens_Xiv Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Joseph Leopold_Ii Leopold Minna_von_Barnhelm
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Rom Holland Oesterreich Toskana Polens Weimar
708 Unsre Zeit.
Gnade schenken, seine erhabene Aufgabe im Geiste Jesu Christi zu erfüllen.
2 Leo Xiii. ist geboren am 2. März 1810 aus einer pa-1810. tncischen Familie zu Carpiueto bei Anagni. Er machte seine Studien im römischen Kolleg, trat in die geistliche Akademie ein lind wurde später als Delegat nach Benevent gesandt, wo er« sich in der Verwaltung große Verdienste erwarb. In gleicher Eigenschaft wurde er nach Spoleto und Perugia gesaudt. 1843.1843 wurde er zum Erzbischof oou Damiette konsekriert und als apostolischer Nuntius nach Brüssel gesandt. Nach drei 1846. Jahren zurückberufen, machte ihn Gregor Xvi. 1846 znm Erz-1853.bisch of von Perugia und Pins Ix. 1853 zum Kardinal.
706) Blickt man auf die kirchliche und politische Lage, wie sie sich gegenwärtig darstellt, so findet man allerdings keine abgeschlossenen und fertigen Zustände. Aber es ist ein Ringen und Streben, aus dem Unvollendeten herauszutreten, die Einzelheit aufzugeben und sich gegenseitig aneinander anzuschließen. Die kleinen Kreise sehen sich ohnmächtig und trachten danach, in größere Kreise aufgenommen zu werden, die großen Kreise dagegen fühlen das Bedürfnis, sich immer fester zu gliedern, um das Auseinanderfallen zu verhindern. Daß es im Kampfe der Parteien oft ungerecht hergeht, ist zu beklagen, kann aber im Großen und Ganzen keinen Ansschlag geben. Die Ideen siegen über die Waffengewalt und über die Leidenschaften der Parteien. Darum werden auch die vou der Kirche vertretenen Ideen des ewigen Rechtes und der Gerechtigkeit siegen, wenn sie anch jetzt von vielen auf Leben und Tod bekämpft werden. Wohl wäre der Blick in die Zukunft eiu trostloser, wenn wir nur das Streben einzelner betrachten würden; das Ange aber, das gewöhnt ist, in der Weltgeschichte das Walten der göttlichen Vorsehung zu erblicken, schant hoffnungsvoll auf eine zukünftige Zeit. Wie verwirrt es im Einzelnen auch aussieht, die Grundsätze der Freiheit und der Humanität haben im Lanfe der Jahrhunderte nur gewonnen. Es wirkt der göttliche Geist fort und fort in der Geschichte, und darnm verzagen wir anch ferner nicht, sondern wir getrosten uns des Herrn. Deus providebit: Der Herr wird es wohl machen!
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Extrahierte Personennamen: Leo_Xiii Leo März Gregor_Xvi Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Christi Anagni Spoleto Perugia Perugia
382
umfaßte jetzt in drei Welttheilen einen Flächenranm von 100,000
Quadratmeilen mit 120 Millionen Menschen. Die Waffenmacht
der Römer war außerordentlich, der Reichthum und die Pracht der
Vornehmen, die herrlichen Paläste, Tempel u. s. w. reichen an's
Unglaubliche, nicht weniger aber die Armuth des Volkes und die
Unsittlichkeit aller Stände.
Wie die Griechen, so beteten auch die Römer zahllose Götzen
an, welche in Bildnissen zur Anbetung aufgestellt wurden. Sie
schrieben ihnen Fehler und Laster zu, so daß man die heidnischen
Götzen mit Recht vergötterte Sünder genannt hat. Eine Menge
Priester dienten den eifersüchtigen und zornigen Götzen. In pracht-
vollen Tempeln brachten sie ihüen reiche und kostbare Opfer dar.
Auch die Römer glaubten, durch lasterhafte Handlungen und Men-
schenopfer ihre Götzen zu ehren. Es ist darum ganz natürlich, daß
das Leben mit den schändlichsten Leidenschaften und Lastern be-
fleckt sein mußte, da ja der Götzendienst davon nicht frei war. —
Das Menschengeschlecht vor Christus war voll Unwissenheit über
das Nothwendigste des Lebens, über Gott und die Bestimmung des
Menschen. Voll Stumpfsinn betete der Mensch Holz und Stein,
Thiere und die Naturkräfte an, ohne die Entwürdigung seines
Geistes und seine Schmach zu ahnen, der er sich dadurch hingab.
Und wie verkehrt mußte der Mensch über seine Bestimmung denken,
wenn er selbst in seinen Göttern Sünder erblickte! Darum treffen
wir überall schamlose Ausschweifung und Lieblosigkeit in üppiger
Fülle, überall nur Tyrannen und Knechte. Hiezu kommt noch, daß
dieses selbstsüchtige, sündhafte Leben fast alles religiösen Trostes und
der Beruhigung des Gewissens entbehrte. So tief sinkt der von
Gott abgefallene Mensch. Der Stolz der heidnischen Weltweisen,
die siegreichen Waffen der römischen Krieger, die Fülle und der
Glanz des Reichthumes, des Handels, der Künste und Erfindungen
vermochte das religiöse und sittliche Elend nicht zu verbergen. In
dieser großen Noth seufzten Heiden und Juden nach Erlösung, und
da die Fülle der Zeit gekommen war, so sandte Gott seinen Sohn
Jesum Christum, der da unser Erlöser und Heiland geworden ist.
Geschichte -er neuen Zeit.
Von der Erlösung der Welt durch Christus bis auf
unsere Tage.
Das römische Volk, durch gräßliche Bürgerkriege erschöpft,
fühlte sich glücklich unter der ruhigen und weisen Negierung des
Augustus. Auch ließ der kluge Kaiser die ungewöhnte kaiserliche
Macht sein Volk wenig merken, erhielt vielmehr alle Einrichtungen
des Freistaates aufrecht, übte aber dessen ungeachtet die höchste Ge-
walt aus. Unter seinem friedlichen Scepter gediehen besonders
durch griechische Meister und Lehrer Künste und Wissenschaften, so
daß man in dieser Hinsicht das Zeitalter des Augustus das
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Christus Gott Jesum_Christum Christus Augustus Augustus
98
Zweites Buch. Europa.
und in den unfruchtbaren Landes (1780 aus 1 Qm.). In diesem Jahr-
hundert hat die Bevölkerung Frankreichs sehr wenig zugenommen, seit 1825
um c. 5°/o (dagegen in Altpreußen um c. 100°/o).
Der Abstammung nach sind die Franzosen Romanen. Doch ist das
alte celtische Element in ihnen stark vertreten: Der Süden ist stärker romanisch;
im N. der germanische Typus noch in Gestalt und Charakter erkennbar; das
echte Frauzosenthum am reinsten in der Mitte.
Dem Charakter nach die heutigen Franzosen den alten Celten, wie sie
z. B. Cäsar geschildert, in den meisten Zügeu zum Verwundern ähnlich,
kriegslustig und tapfer, doch mehr nur im Angriff (elan) zu fürchten, bei
Miserfolg der zähen Widerstandskraft entbehrend, leicht in den St im-
mutigen umschlagend und neuerungssüchtig, gewandt, klar auf-
fassend und darstellend, dabei praktisch, namentlich im Kleinen, von feinem
Geschmack und Sinn für alles lebhaft in die Angen Fallende, (darum für
die Kunstindustrie hochbegabt und die Mode bestimmend), sich bei mäßi-
gem Genüsse vergnügend, munter, nicht srei von Neigung zu Leicht-
fertigkeit und Eitelkeit, liebenswürdig gegen Fremde, galant gegen
Frauen, von lebhaftem Ehrgefühl durchdrungen (daher Duelle häufig!)*).
Die Franzosen bilden über 90°/o der Bevölkerung. Unter den Nicht-
Franzosen befinden sich 13m Mill. Walloueu, eiu dentsch-romanisches Misch-
Volk in No., die rein celtischen Bretonen (über 1 Mill.) in der Bretagne.
Dazu kommen c. 400 000 Italiener, halb so viele deutsche Vlaemen (im
N.) und Basken (im Sw.), ferner Juden und Deutsches.
Die Sprache romanisch, dnrch ihre Litteratur unter den romanischen
Sprachen die höchste Stelle einnehmend. Die Schriftsprache ausgezeichnet durch
Schärfe des Ausdrucks, für den Juristen, Staatsmann und Redner
trefflich geeignet, weniger für den Dichter, lange Zeit fast einzige Weltsprache
und allgemeine diplomatische Sprache (au Stelle des früher üblichen
Latein). Die Dialekte im Ganzen nicht so kräftig ausgebildet wie im Deut-
schen. Aber im S. spricht mau in mehreren Dialekten die langu6 ctoc
eine provenhalische Sprache, im N. die langue ttoui3).
Zu § 229. !) Sie sind zu Plaudereien und witzigem Geschu ätz geneigt, leicht
durch blendenden Schein zu gewinnen, möglichst Alles auf den Effect berechnend,
ohne die rechte Gabe des Humors, vor aller Lächerlichkeit sich ängstlich hütend und
ihr doch oft verfallend, mehr von Ehrbegierde geleitet, als von Pflichtgefühl,
in neuerer Zeit in Folge unglücklicher politischer Entwickelung des Gefühls für
Wahrheit mehr entbehrend, z. Th. wie willenlos auf dem Meere der Phrase umtrei-
bend. Dies hat sich namentlich nach dem Kriege mit den Deutschen 1870/71 in sofern
gezeigt, als sie diese vielfach in den unwahrsten Farben dargestellt und ihren Charakter
z. Th. schmählich verleumdet haben. Selbst ihre Schriftsteller sehen sie daher als eine
glänzende, aber gefährliche Nation an, und Voltaire nennt sie halb Tiger, halb
Affen. Uebrigens bezieht sich diese Schilderung namentlich auf die mittleren und höheren
Stände. Der Landmann ist vielfach sehr arbeitsam, pflichttreu und solide. Auch die
Kaufleute und Industriellen sehr fleißig und thätig. Sie lieben es, sich zeitig
ein Vermögen zu ersparen und sich danu, oft noch in den besten Jahren, zur Ruhe zu
setzen, um ihr Erspartes zu genießen.
2) In den Pyrenäen die merkwürdigen E ag ots vielleicht Abkömmlinge von Alanen.
3) Im Mittelalter beide Sprachen herrschende Volkssprachen: Grenze eine Linie
von der Garonnemüudung bis südlich von Lyon und Genf, In der langue d'oe da-
mals die reizenden Dichtungen des Troubadours verfaßt. Jetzt ist dieser Dialect in der
Litteratur nur spärlich vertreten, oe und oui beide — ja.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: B._Cäsar Cäsar
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreichs Bretagne Deut- Lyon Genf
C. Westeuropa. Ii. Großbritannien. 125
Dabei wandern jährlich c. lk Mill. Menschen aus, die nur z. Th. durch
Einwanderung ersetzt werden. Am stärksten die Auswanderung aus
Irland, das sich in bedrückter Lage befindet. Dort hat die Bevölkerung seit
40 Jahren um fast 3 Mill. abgenommen.
Der Abstammung nach die Mehrzahl Engländer, allmählich durch
Vermischung von Kelten, Romanen, Angelsachsen, Dänen und Normannen
entstanden. Reine Kelten jetzt kaum 3 Mill. stark: Kymren in Wales
(= Welschland, da die Kelten durch die einwandernden Sachsen als Wilsche
d. h. Fremde bezeichnet wurden), Gaelen oder Ersen in Hochschottland und
Irland '). Auch sonst das keltische Blut im gebirgigen Westen Englands stark
vertreten.
Ihrer gesammten Bildung nach sind die Engländer Germanen, doch
dem praktischen Leben energischer zugewandt als andere Germanen. Sie sind
meist groß und schlank (die Landleute aber großenteils untersetzt
gebaut wie die Niedersachsen); die meisten kräftig in Folge der derben Kost
und starker Bewegung^). Sie besitzen meist klaren und richtigen Verstand,
scharfe Beobachtungsgabe^), und weiches Gemüth, das sich iu der
Liebe zur Natur und zum Landleben, der edlen Gestaltung des
Familienlebens, der religiösen Gesinnung, die freilich oft nur auf
Aeußeres gerichtet ist, vor Allem in sprudelndem Humor*) zu erkennen
gibt; besonders achtnngswerth ihr C h a r a k t e r entwickelt: sie sind w i l l e il s st a r k,
halten zäh an Errungenem fest und bewahren daher auch geschichtlich Ge-
wordenes, Sitten und Einrichtungen, selbst in den Formen, treuer als andere
Völker'); sie verbinden Freiheits- und Unabhängigkeitssinn mit strengstem
Rechtssinn und Gehorsam gegen die Gesetze und achten daher oft
auch die Rechte andrer Völker in hohem Grades; meist sind sie ernst und
Zu § 241. i) Sie zerfallen nach diesen Ländern wieder in zwei Hauptzweige.
2) Lieblingsspeisen und -getränke: Beefsteak, Roastbeef, Hammelrippen, Plumpudding,
Porter und Ale; im Seeleben spielt der Grog, bei Kelten und Iren der Whiskey (Brannt-
wein) eine große Rolle. Wie diekost stehn auch die nationalen Spiele die mit viel
Bewegung verbunden sind, in Zusammenhang mit dem Klima, so das Boxen, dem
alten griechischen Faustkampf ähnlich — Boxer und Faustkämpfer ähnlich diätetisch vor-
gebildet — neuerdings in Folge der Maßnahmen der Regierung mehr und mehr ver-
schwindend, Rudern, namentlich Wettrudern, Wettrennen, Fuchsjagden und das
anstrengende Crick et spiel. Merkwürdig die Lust am Wetten bei allen Kampfspielen
(Hahnenkämpfe!».
3) Ihre Phantasie nur auf einzelnen Gebieten bedeutend. In den bildenden
Künsten und der Musik zeigen sie wenig schöpferisches Genie, während sie dieselben doch
sehr lieben. Ausgezeichnetes haben sie dagegen in der Architektur und fast allen Zweigen
der Poesie geleistet. Mangel an Erfindungsgabe zeigt sich bei ihnen wie bei andern
nordischen Völkern auch darin, daß so oft dieselben Namen wiederkehren. Aber die
Schiffe, der Gegenstand lebhafter Sorge, erhalten oft recht schöne Namen.
*) Dieser Humor, iu einer reichen Litteratur niedergelegt, wird durch die unfrei-
willige Komik der vielen englischen Sonderlinge begünstigt.
5) Es haben sich daher hier manche mittelalterliche und überhaupt geschichtlich
entstandene Formen erhalten, die sich oft in merkwürdiger Weise mit dem kräftigsten
Freiheitsgefühl vertragen und erst in neuester Zeit mehr verschwinden. Hier daher einst
in Walter T>cott ein Erzähler aufgetreten, der wie kaum ein anderer das Mittelalter
mit romantischem Schimmer umhüllt hat.
°) Die Engländer die ersten Colonisatoreu aller Zeiten, griechische Welt-
Wanderlust mit römischer Staatskunst verbindend, in kluger Weise meist die Eigen-
thümlichkeiten anderer Völker schonend, Freiheit und Selbständigkeit, ja fast überall
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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196
Dritter Abschnitt.
gemeinen Volke zum durchlcherten Deckmantel der Snde, dem Ge-bildeten zum Gegenstande des Witzes wurde. Mit dem Zerfalle des alten Gtterglaubens war eine qulende Unruhe des von Zwei-fein zerrissenen Herzens verbunden, eine Angst des Gewissens, das vergebens nach Trost suchte, Gefhllosigkeit und Gewaltthtigkeit gegen Andere, und tiefe Entsittlichung und Lasterhaftigkeit*). Je mehr nun das Heidentum seinem Untergange entgegen eilte, um so mehr regte sich in einem groen Theile der rmischen Welt, im Morgen- und Abendlande, das Bedrfnis und die Erwartung einer allgemeinen Verbesserung der Dinge, einer neuen Weltordnung und der Rckkehr einer verlorenen glcklichern Zeit, und ihre Weisen und Dichter knpfen diese Rckkehr, sich selbst unbewut, an die ersehnte Erscheinung einer gottgesandten Person, eines groen Knigs, der aus dem Osten kommen werde und den jeder anerkennen msse, welcher wnsche, da es ihm wohlergehe.
Erwartung Whrend das griechisch-rmische Heidentum sich auslebte, hatte der 3uben. ^a Volk der Juden, wenn auch unter vorbergehendem Abfall zum Gtzendienst, den Glauben an den einen lebendigen Gott eben so treu bewahrt, wie den Glauben an den verheienen Erlser (Messias) der sndigen Menschheit, der in seiner Mitte erstehen sollte. Wie aber die heidnischen Rmer die Andeutungen von dem zu erwarten-den Erretter auf einen ihrer Kaiser bezogen, so erwartete die Masse der Juden in dem Messias einen weltlichen König, der sie von der rmischen Knechtschaft befreien und wieder zur politischen Selbst-stndigkeit führen werde; diejenigen Juden aber, welche in den In-halt ihrer heiligen Schriften tiefer eingeweiht waren, erwarteten nicht nur einen Erretter Israels aus irdischer Bedrngnis, sondern einen Heiland der gesammten sndigen Menschheit. Wenn also auch durch die ganze Welt sich das Sehnen nach dem Erlser hinzog, so besa doch das jdische Volk allein die Befhigung, denselben in seinem Sche aufzunehmen.
*) Die Unruhe des Herzens zeigte sich bei den entarteten Rmern darin, da viele mit ihrem eigenen Gtterdienste unzufrieden, nach fremden ihnen unverstndlichen Gtterdiensten griffen und dadurch in noch tiefere Irrtmer fielen. Andere versanken in Unglauben und Leugnung alles Gttlichen; Zeichen der Lasterhaftigkeit sind die unsinnigste Verschwendung, die unnatrlichsten Lste und Vergngungen, die zahlreichen Selbstmorde aus Lebensberdru; die Gefhllosigkeit zeigte sich in den Brgerkriegen, in dem Druck der Beamten, in der Aussaugung der Provinzen.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
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Vom westfäl. Frieden bis zur französischen Revolution.
149
Schon der Cardinal Richelieu hatte durch die Stiftung der französi- Corneille,
scheu Akademie zur Beförderung der schönen Redekünste (1635) zum mâtiné,
Aufschwung der Wissenschaften einen guten Grund gelegt. Jetzt er-
hoben sie sich zu einer klassischen Blüte. Unter den geistlichen Red-
nern jener Zeit ragen besonders hervor Bossuet, Fenelon*), Bour-
daloue, Massillion, Flechier. Für das Drama waren Corneille, Racine
und Molière thätig. Corneille zeichnete sich im Erhabenen aus; seine
Tragödien ergreifen durch eine kraftvolle Sprache, großartige Charaktere
und treffende Schilderungen. Racine entzückte durch seinen vollendeten
Versbau und eine schöne Sprache, rührte durch seine fromme Be-
geisterung und setzte seine Zuhörer durch die tiefe Kenntniß des niensch-
lichen, insbesondere des weiblichen Herzens in Erstaunen. Molière
zeichnete in seinen Lustspielen mit treffendem Witze und schonungsloser
Geisel die Thorheiten seiner Zeit. La Fontaine wurde durch seine£a F°àn-
Fabeln ein Muster der Natürlichkeit und Wahrheit in der Darstellung
und eines gefälligen leichten Stils. Boileau, der scharfsinnige, witzige
und fein zeichnende Satiriker, geiselt die eigentlichen Laster seiner Zeit
und ist für die französische Literatur noch darum vou Bedeutung, daß
er in seiner urt poétique die Regeln für den Versbau und für die
verschiedenen Dichtungsarten aufstellt.
Durch diese großen Geister gewann die französische Sprache eine Die franzo-
so allgemeine Verbreitung unter den gebildeten Völkern Europa's, daß
sie die Umgangssprache derselben ward und die lateinische aus den Ver- Sprache der
Handlungen der Gesandten und Diplomaten verdrängte. untto'®"-
Von Ludwigs Hof ging aber auch der Geist der Leichtfertigkeit plomatcn.
und Frivolität, der Gleichgültigkeit gegen das Heilige, der Verschwen-
dungssucht und der Mode an die meisten großen und kleinen Höfe
Europa's über. Ludwigs Hof- und Privatleben ward hier bis ins
Kleinste nachgeahmt, und diese Nachäfferei untergrub nicht selten die
Wohlfahrt des Staates und des Volkslebens, wie das gleiche Treiben
Frankreich in seinen Grundfesten erschütterte. Obwohl Ludwig den
Anforderungen strenger Sittlichkeit nicht entsprach, so wußte er doch sten ängstlich
überall durch eine ängstlich vorgeschriebene Etiquette den königlichen na^ea^mt-
Anstand zu wahren. Er hielt sich gewöhnlich zu Versailles auf und
war von einem glänzenden Gefolge umgeben; denn er sah ängstlich
daraus, daß die angesehensten Familien und Personen sein Hoslager
Ludwigs
Hofleben
') Fenelon, der Erzieher des Herzogs von Bourgogne, Ludwigs Enkel, fiel
durch seine avaàres 6e Télémaque in Ungnade, weil man darin An-
spielungen ans den franzosischen Hof witterte.
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Extrahierte Personennamen: Cardinal_Richelieu Boileau Ludwigs Ludwigs Ludwig Ludwig Ludwigs Ludwigs Ludwigs_Enkel Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Ludwigs_Hof Ludwigs_Hof- Frankreich
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart.
stantischen Kirche in Bezug auf Krankenpflege eine so geordnete Ver-
fassung erhalten, daß sie die volle Anerkennung ihrer Leistungen zu
fordern berechtigt ist. Eben so viel Gutes wirken die Kleinkinderbe-
wahranstalten, die Arbeits- und Hülfsvereine, welche Frauen gegründet
haben und leiten. Dies Gebiet ist neben der häuslichen Thätigkeit
und der Leitung der Erziehung ein reicher Wirkungskreis, in welchem
die weibliche Natur der Menschheit ohne Zweifel den größten Dienst
leisten kann!
Es hat übrigens grade in neuester Zeit nicht an Frauen gefehlt,
welche wider die herkömmlichen Ansichten von Sitte und Gewohnheit
eine neue Anschauung über die Stellung der Frauen in dem häuslichen Die <?manc>.
und öffentlichen Leben zur Geltung und Ausführung zu bringen ver-
sucht und alles Ernstes verlangt haben, man solle in allen Verhält-
nissen des Lebens das weibliche Geschlecht dem männlichen gleichstellen.
Die Engländerin Maria Wollstoncraft und ihr späterer Gemahl
William Godwin schrieben zur „Rettung der Rechte der Frauen."
Die Unnatur, welche in der Theilnahme der Frauen an den öffent-
lichen Angelegenheiten liegt, hat alle darauf bezüglichen Forderungen
wirkungslos gelassen. Darum versuchten es zuletzt geistreiche Frauen
nach dem Vorgänge der Madame Dudevant in Paris, welche als
Romanschriftstellerin unter dem Namen George Sand Aufsehen erregte,
das Unglück der Frauen in der Ehe zu finden und, um die Unter-
drückung des weiblichen Geschlechts zu verhindern, die Aufhebung der
Ehe zu verlangen, dafür aber den Frauen die Beschäftigung mit Kunst
und Wissenschaft zu sichern, ihnen das Recht zu gewähren, in ihren
Sitten, Lebensgewohnheiteu und Trachten, wenn es ihnen gefalle, ganz
den Männern nachahmen zu dürfen. Allein diese Ideen, welche den
Frauen Cigarre und Reitpeitsche sichern sollten, haben kein Glück ge-
macht. Männern und Frauen sind diese emancipirten Wesen aus mehr
als einem Grunde zuwider, und das Institut der Ehe ist in dem
staatlichen und sittlichen Leben so tief begründet, daß an ihm nie ge-
rüttelt werden darf. Von der Natnr und der Vorsehung ist das Leben
der Frauen an die Ehe und an die Familie gebunden; ohne das
Leben in der Ehe und der Familie ist ein geordnetes Staatswesen
undenkbar, weil es jeglichen Halt verliert. Die Heiligkeit der Ehe
preisgeben würde grade das Gegentheil von dem bewirken, was jene
weltbeglückenden Schwärmerinnen erstrebten; die Frauen würden durch
ihre natürliche Schwäche erliegen und weit größeres Leid erfahren, als
dies jetzt möglich und ersichtlich ist.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
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Extrahierte Personennamen: Maria_Wollstoncraft Maria William_Godwin George