I
Ix
Zu Seite 10. v. E.g.
A e t h i o p e u.
Der äthiopische Stamm dehnt sich frühe ut Afrika vom
Fuße der Mondgebirge auf einzelnen Kriegszügen über das
atlantische Gebirg bis zu der gaditanischcn Meerenge aus. Als
Königssitz und Mittelpunkt äthiopischer Religion und Cultur,
sowie als Hauptstapelplatz des nordafrikanischen Handels, wird
der Staat Meroe genannt, im Königreiche Sennaar, vom
Nil und Astaboras eingeschlossen. Die Könige waren abhängig
von den Priestern, bis Erga men es zur Zeit desptolemäos Ii. -öö.
den Priester-Despotismus stürzte.
A e g y p t i e r.
I. Dunkle Sagenzeit bis zu den Sefostriden bis
1500 v. Ch. G.
Die frühesten Ansiedelungen geschehen im Nilthale in Ober-
ägypten, von Aethiopien (Meroe) und Indien her. Es
entstehen mehre kleine Staaten mit ihren Herrscher-Familien,
zunächst in Theben, Elephantine, This, Memphis rc. Kasten-
eintheilung bildet sich allmälig aus*). Priester und Krieger
suchen abwechselnd die Herrschaft an sich zu reißen. Die be-
kanntesten Könige sind:
Menes, erster Priester-König in This, der den Bast
des Phtha-Tempels in Memphis beginnt.
Busiris, der Erbauer des hundertthorigen Thebens.
Möris, sein See, an dessen Nil-Kanäle das Labyrinth rc.
Hyksos, Nomadenaus Arabien, brechen in Unterägypten 1800.
ein, und bemächtigen sich der Herrschaft.
Abraham kommt zu dem Pharao von Memphis, später
Joseph mit den Israeliten, ■— Gosen.
Die Hyksos werden vertrieben. Darauf beherrschen die Könige 1700.
von Theben das ganze Land. Kriegerkaste an den südlichen
Gränzen.
•0 Herodotos nennt sieben Kasten: Priester, Krieger, Rinderhirten,
Schweinhirten, Kanflcute, Dolmetscher und Schiffer. Diodorvs nennt
sechs: Priester, Könige, Krieger, Hirten, Ackerleute und Handwerker.
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Extrahierte Personennamen: Menes Busiris Abraham Joseph Schiffer Diodorvs
§. 8. Die Aethiopen.. 13
zählen sie ungefähr 160 Millionen und wohnen in Hinterindien, Tübet,
Nepal, China, Japan rc. . .
' 4. Die Aethiopen.
§.8. In dem Lande Kusch, d. h. in der Gegend, wo der blauànd
der weiße Nil zusammenstießen und einen Strom bilden, gründeten
die Aethiopen, welche von Arabien herüberkamen und die Urein-
wohner unterjochten, den reinen Priesterstaat Meroe, in welchem
selbst der König stets aus der Priesterkaste gewählt wurde und dein
Oberpriester in allen Dingen unterthan war. Von der .Hauptstadt,
welche ebenfalls Meroe hieß, sind noch heutzutage bedeutende Ruinen
vorhanden.
Ihre Religion beruhte ebenfalls auf der Astronomie. Die Sonne war
das Abbild des höchsten Wesens, das sie I a o nannten und unter den beiden
Namen Osiris, als Gott des Lichts, und Serüpis, als Gott der Finster-
niß und des Todes (die Sommer- und Wintersonne) verehrten. Auch den
Planeten wurde göttliche Verehrung erwiesen, dem Mond unter dem Namen
Isis, dem Mars unter dem des Moloch re.
Die Aethiopen gründeten verschiedene Colonieen, von welchen die
berühmtesten der Tempelstaat am Bergebarkal in Nubien, der
zu T heb ai s in Oberägypten und der in Ammonium auf einer Oase
in der libyschen Wüste waren. Der erstere wurde von Königinnen regiert,
welche den Namen Cand ace führten (Apost. Gesch.8,27.). Im Jahr 280
wurde die Priestermacht durch die Kriegerkaste gebrochen und der Staat». Chr.
durch Erg amen es in eine kriegerische Despotie umgewandelt, was
aber seinen Verfall herbeiführte.
5. Die Aegypter.
§. 9. Nördlich von Aethiopien liegt das altberühmte Aegypten, in der
Bibel Mizr aim genannt. Es besteht nur aus dem Thal des N ils,
der das ganze Land jeden Sommer überschwentmt und durch den
Schlamm, den er zurückläßt, fruchtbar macht. Ohne dieses Austreten
des Nils wäre Aegypten eine Wüste, da es daselbst in 15—20 Jahren
nur einmal regnet. So ist also der Fluß der Ernährer und Erhalter
des Landes und die Bewohner haben sich alle Mühe gegeben, durch
Kanäle und Dämme feine befruchtenden Wasser überall hinzuleiten, auch
wenn sein Wasserstand nicht so hoch war, als zu einer völligen Ueber-
schwemnmng erfordert wurde.
Zuerst bestanden in Aegypten mehrere Tempeldistricte, von welchen
jeder durch einen Pharao oder König (Stellvertreter'des Sonnen-
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Extrahierte Personennamen: Kusch Meroe
Extrahierte Ortsnamen: Hinterindien Nepal China Japan Bergebarkal Nubien Oberägypten
10 Kap. 7. Staatsverfassung der Alt-Jnder. Buddhaismus. Kap. 8. Die Aethiopen.
Werker bestand aus den Abkmmlingen derjenigen Ureinwohner, die sich in die arische Ordnung gefgt hatten, und war an der dunklern Hautfarbe und weniger edlen Gesichtsbildung zu erkennen.
Die verworfene Klasse der schwarzfarbigen Paria's enthlt die Abkmmlinge der-jenigen Ureinwohner, die sich in ihrer Wildheit keiner Cultur fgten und durch die un-menschliche Behandlung von Seiten der Kasten in noch tiefere Rohheit verfielen.
(5.) Die Regierungsweise war in allen indischen Priesterstaaten Monarchist und'der König (in der ltesten Zeit nur aus der Priesterkaste) wurde als Stellvertreter der Gottheit angesehen. Die Provinzen wur-den von Statthaltern verwaltet, unter denen die Bezirksvorsteher standen.
Zwischen dem 6. und 5. Jahrh. v. Chr. kam neben dem Brahmaismus eine neue Religion, der Luddhaismus, auf, der von Gautama Buddha (gest. 543 v. Chr.), einem Knigssohne aus dem Reiche Ajdja, gestiftet wurde. Die buddhaistijche Religion verwarf das Kastenwesen, lehrte die Gleichheit aller Menschen und stellte Liebe und Barmherzigkeit als die Haupttugenden auf. Da sie sich mit reiender Schnellig-keit der Indien verbreitete und durch den Glanz ihres Cultus das Brahmanenthum zu strzen drohte, so wurde sie (jedoch erst in der nachchristlichen Zeit) von diesem auf's heftigste verfolgt, bis es nach einem- sich durch viele Jahrhunderte hindurchziehenden Kampfe dem Brahmaismus gelang, den Buddhaizmus vllig aus Vorderin-dien zu verdrngen. Er fand der Ceylon in Hinterindien, in Tbet, China, Japan, in der Mongolei und im nordstlichen Sibirien Aufnahme und Verbreitung und zhlt noch an 150 Millionen Anhnger.
Kap. 8. Die Aethiopen.
In der heutigen Hochebene Senn aar im Sden Ostasrika's zwischen dem Quellflusse Asrak oder dem blauen Nil und dem Anfang des eigentlichen, aus dem Asrak und demabiad oder weiennil entstehenden, Nilstroms bis abwrts zu dem in denselben flieenden Atbar also in einem insel-artigen Stromgebiete entstand durch einen eingewanderten kuschitischen Stamm der im Alterthum berhmte, durch Handel reiche und mchtige Prie-sterstaat Pleroe, von dem noch Ruinen von Stdten und Tempeln, Pyra-miden und andere Denkmler zeugen.
Diese Einwanderer hatten bei einer edlen Gesichtsbildung eine dunkle Farbe, daher sie (von den Griechen) Athiopen, d. i. Sonnengebrannte ge-nannt wurden.
Sie fanden dort eine Urbevlkerung vor, welche auf niedriger Bildungsstufe stand und im Gebirge von der Jagd, am Meere vom Fischfang, in den Thlern von der Viehzucht lebte. Die Ureinwohner der letztern Art waren halbgesittet und machten in dem genannten Priesterstaate die unterste Kaste aus.
Die Aethiopen hatten in der Religion nicht wenige Gottheiten mit den egyptiern gemein (K. 9), und aus den oben erwhnten Bauresten weist die neueste Untersuchung nach, da die thiopische Cultur von gyp-ten ausgegangen sei, während man srherhin annahm, da gypten seine Cultur von Meroe bekommen habe.
Von der Milde, womit die thiopische Priesterkaste in frhester Zeit ihre Herrschaft ausbte, zeugte der Ruf thiopischer Frmmigkeit und Gerechtigkeit, der bis zu den fernsten Vlkern erscholl. Auch giengen die Aethiopen lange Zeit auf keine Eroberung aus. Zwischen dem 8. und 7. Jahrhundert v. Chr. beherrschten sie eine Zeit lang Ober-gypten. (Auf diese Zeit der thiopischen Herrschaft in Aegypten deuten auch die Weis-sagungen des Jesaia). Im Jahre 280 v. Chr. wurde die Priesterherrschaft Aethio-piens durch Ergamenes in eine kriegerische Despotie umgewandelt.
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Extrahierte Personennamen: Gautama_Buddha
Extrahierte Ortsnamen: Indien Ceylon Hinterindien China Japan Mongolei Sibirien Quellflusse_Asrak Nilstroms
Kap. 9. Die Aeghptier. (Der Nil. Tempelstaaten. Kasten. Baukunst.) 11
Kap. 9. Die Aegyptier.
(1.) Aegypten, in der Bibel Mizraim genannt, ist ein fruchtbares Thal-land, das von den Grnzen Aethiopiens beginnend im Westen durch einen mig hohen Fels da mm gegen den Sand der libyschen Wste geschtzt, im Osten lngs des arabischen Meerbusens von schroffen Gebirgszgen begrnzt und vom Ml durchstrmt ist.
Es theilt sich in Ober-, Mittel- und Untergypten. Obergypten oder Thebais enthielt die Hauptstadt Theb (das hundertthorige), die Städte This, Syene (in der Nhe der Nilinseln Elephantine und Phil) u. a. In Mittelgypten lag die Hauptstadt Memphis mit der Ebene Arsinoe. Unter gypten, dessen Haupttheil, das Delta, von den beiden noch vorhandenen uersten Armen des einst siebenarmigen Nils und der Mittelmeerskste gebildet ist, enthielt die Städte Sais, Tanais, Sebennytus, Bubastus, On oder Heliopolis, Pelu-sium ic.
Seine auerordentliche Fruchtbarkeit verdankt gypten der jhrlichen regelmig eintretenden Ueberschwemmnng des Nil, der von Anfang des Monats August bis Ende Septembers im Steigen, und vom October bis Mai im Fallen begriffen ist, und durch den abgelagerten Schlamm das Land befruchtet.
Ohne dieses Austreten wre Aegypten eine Wste, weil es dort selten regnet (in Obergypten oft in vielen Jahren nicht). Und da der Flu in manchen Jahren nicht den zu einer vollen Ueberschwemmung nthigen Hhestand erreicht, so wurde schon in" den frhesten Zeiten dafr gesorgt, das ausgetretene Nilwasser durch Abdmmungen und Kanle in die entferntem Theile des Landes zu leiten.
Anfangs bestanden in Aegypten verschiedene aus Vorderasien eingewanderte, von einander unabhngige Priestercolonien kaukasischen Stammes, deren jede der ihren Tempeldistrikt und der die im Lande vorgefundene, der Negerrasse angehrige Urbevlkerung die Herrschaft hatte, welche durch einen aus dem Priesterstande (erst spter aus dem Kriegerstande) erwhlten Pharao oder Stellvertreter des Sonnengottes ausgebt wurde. Der lteste dieser Tempelstaaten war Thebais in Obergypten. Erst spter kam das ganze Land unter Einen Pharao.
Mit manchem Tempelstaat war ein Orakel verbunden, durch welches auch die Grn-dung neuer Niederlassungen geleitet wurde. Das berhmteste Orakel war in dem Tem-> pelstaat Ammonium auf einer Oase in der libyschen Wste.
Die Zahl der Kasten in gypten, deren Anfangs nur vier waren, ver-mehrten sich in der Folge auf sieben: die der Priester, Krieger, Ackerbauer (mit den Rinderhirten), der Gewerbtreibenden (mit den Kaufleuten und Knstlern), der Nilschiffer, Dolmetscher (zugleich Mkler) und der Schweine-Hirten, als der verachtetsten Klasse.
(2.) Von der hohen Cultur der gyptier zeugen die noch vorhandenen Baudenkmler, welche aber nicht aus der Zeit der noch unvereinigten Tem-pelgebiete, sondern, wie man annimmt, aus der Zeit der Vereinigung des ganzen gyptischen Landes stammen.
Zu diesen Baudenkmlern gehren 1. die Ruinen von Palsten und Tem-pe ln; am merkwrdigsten sind die Ruinen der hundertthorigen Stadt Th eb in Obergypten, welche die ganze Breite des Thalfeldes auf beiden Seiten des Nil ausfllen; darunter befinden sich der Palast des Knigs Osimandyas, der Am-mon-Tempel (das grte obergyptische Nationalheiligthum), die kolossalen Bildsulen des Osiris, die beiden Memnonskolosse, die Sphinx-Alleen :c.
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Extrahierte Personennamen: August Knigs_Osimandyas
§. 8. Die Äthiopen.
25
hundert vor Christo die noch weiter verbreitete Secte des
B u d d h a i s m u s auf, der, als eine Art Reform des vor
der Einwanderung des Brahmaismus in Indien einheimisch
gewesenen Aberglaubens, zunächst aus dem Wischnudienst her-
vorgieng. Obgleich er einen vollen Gegensatz gegen den Brah-
maismus bildete, verwendete er doch die ganze Mythologie
desselben zur Einkleidung seiner philosophischen Grundsätze
und entwickelte einen überaus glänzenden Cultus. Weil er
aber durch seine Nichtachtung der Kasteneinrichtung die brah-
mahnische Staatsverfassung gefährdete, brach eine allgemeine
Verfolgung gegen ihn aus. Er mußte endlich ganz Vorder-
Indien räumen und sich in fremde Länder flüchten, so daß er
sich nun mit seinen 150 Millionen Anhängern von Ceylon nach
Hinterindien, Tübet, China, Japan, der Mongolei und dem
nordöstlichen Sibirien hinzieht.
Die Äthiopen.
8. Aas heutige Nubien war in den ältesten Zeiten im
Besitze vieler Negerstämme, von denen einige als wilde
Iägervölker die Ufer des heutigenatbar's, eines östlichen
Nebenflusses des Nils, andere als rohe Fischervölker
(Ichthyphagen) die Küste des arabischen Meerbusens, wieder
andere als halbgesittete Hirtenvölker die Thäler und
Höhlengrotten des vom Nil östlich gelegenen Gebirgs be-
wohnten und daher von den Griechen Troglotyden ge-
nannt wurden.
Nachher wanderten aus Indien oder von der Nordküste des
persischen Meerbusens her, vertriebene indische und zwar ku-
sch i t i s ch e Priester- und Kriegerstämme ein, von deren griechi-
schem Namen Äthiopen das Land Äthiopien (in der Bibel
Kusch) genannt ward.
Diese Einwanderer stifteten, wahrscheinlich nach vielen
Kämpfen mit den Ureinwohnern, zwischen dem östlichen der
beiden den Nil bildenden Flüsse und dem Anfang des Nils
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Extrahierte Personennamen: Christo Kusch
Extrahierte Ortsnamen: Indien Indien Ceylon Hinterindien China Japan Mongolei Sibirien Indien
tz. lü. Die Chaldäer oder Alt-Babylonier. 35
noch von pelasgischer Fmsterniß bedeckt und Nom noch nicht
gebaut war, einen hohen Grad von Ausbildung erreicht. Nur
in Darstellung der menschlichen Gestalt blieben die Ägyptier
zurück, und überließen es den Griechen, hierin die ersten und>
bleibenden Muster aufzustellen.
Diese ganze altägyptische Kunstbildung begann jedoch seit
Psammetich's Umwälzung, vollends aber seit der Zeit des
persischen Einfalls im 6. Jahrhundert v. Ehr., in Verfall zu
gerathen.
5 Die Chaldäer oder Alt-Babylonier.
§. 10. Zwischen dem (Mittlern und untern) Euphrat und
Tigris, in Babylonien und Nord-Mesopotamien (in der
Bibel Sinear genannt) wohnten ursprünglich blos semitische
Stämme, bis gegen das Zahr
2200 v. Ehr. unter Nimrod s Anführung eine k u sch i t i sch e
P r i e st e r c o l o n i e aus Äthiopien (entweder vom Orakel
des Ammon ausgesendet, oder als eine Secte von dort ver-
trieben) über den persischen Meerbusen her in's Land kam
und einen Götterdienst einführte, der, wie bei den Äthiopen,
ganz auf astronomischen und astrologischen Vorstellungen
ruhte, die dann hier in Babylonien am genauesten ausgebildet,
aber auch mit noch größerem Aberglauben vermischt wurden.
Daher auch Nimrod von Einigen als der Begründer des
Götzendienstes angesehen wird.
Die Chaldäer verehrten den Bel oder Baal, (d. h.
Herr) und verstanden darunter die Sonne (theils in der
Bedeutung des indischen Brahma oder des äthiopisch-ägypti-
schen Zao, theils aber auch in derjenigen Beziehung, in welcher
sie bei den Äthiopen und Ägyptern Amun oder Ammon ge-
nannt wurde.) .Jener hohe Thurm in Babylon war
Bel's Tempel und diente zugleich als Sternwarte. Von ihm
sind mächtige Ruinen übrig, die heute noch den Namen
Birs-Nimru:d (d. i. Nimrodsburg) führen.— Alle Wissen-
3*
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28 §. 9. Die Ägypter.
Die Ägypter.
§. 9. ^Per Namen Ägypten (in der Bibel Mizraim ge-
nannt) bezeichnte zunächst das durch die jährliche Überschwem-
mung des Nils fruchtbare Thalland, welches im Westen
durch einen mäßigen Felsdamm gegen den Sand der libyschen
Wüste geschützt, und im Osten längs des arabischen Meer-
busens von schroffen Gebirgszügen begränzt ist. Sein mitt-
lerer und unterer Theil war einst Meeresboden und wurde
erst nach und nach durch das Zurücktreten des Meeres frei.
Ursprünglich war es gleichfalls von nomadischetl Völkerstäm-
men bewohnt, die der Negerraye angehörten.
Allmählig wurde es von Meroö aus, und zwar zuerst
Obcrägypten, später Mittelägypten, endlich das zuletzt
vom Meer verlassene Unterägypten, durch Priestercolo<
nieen besetzt, von welchen die bildungsfähigeren unter jenen
nomadischen Völkern unterworfen, nach Abstammung und
Beschäftigung kastenartig geordnet und beherrscht wurden.
Die Verachtung, die nachher auf dem Nomaden- oder Hir-
tenstande ruhte, hatte ihren Ursprung eben in dem Bestreben
jener ersten Landesgesetzgeber, die Einwohner des Landes an
den Ackerbau und dadurch an feste Wohnsitze zu gewöhnen
und ihnen den Gegensatz zu den, das Nilthal von beiden
Seiten umgebenden, aller Bildung abgeneigten Nomaden-
stämmen recht fühlbar zu machen. Die strenge Auseinander-
haltung der Kasten selbst aber (deren Zahl sich bei den
Ägyptern allmählig auf sieben vermehrte) wurzelte, wie in
Indien und Äthiopien, in dem Bestreben, den obern Ka-
sten die Reinheit des kaukasischen Blutes und zugleich die
Herrschaft über die untern Kasten zu sichern.
Eine der ältesten Priestercolonieen war Thebüis mit
der Stadt Theben in Oberägypten, wovon noch Tempel-
reste vorhanden sind.
Anfangs hatte jede dieser Priesterniederlassungen in dem
zu ihrem Tempel gehörigen Bezirke ihre eigene Herrschaft
welche von den Priestern durch einen, vielleicht anfangs
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§. 6. Die Äthiopcn.
27
Zn der äthiopisch-ägyptischen Götterlehrc hieß das höchste
oder Urwesen I a o, das wie der indische Brahma unsichtbar ist,
aber gleichfalls in der Erscheinung als Sonne sich dar-
stellt und zuerst in der Sommersonne als Osiris oder
Gott des Lichtes und Lebens, und dann in der Wintersonnc
als Seräpis oder Gott der Finsterniß und des Todes
verehrt wurde. Im Winter wird Osiris von seinem Bruder
Typ hon, dem Gott alles Bösen, getödtet und geht in die
Unterwelt.
Da die Äthiopen und Ägypter, gleich den Indern, auch
drei Jahreszeiten, je von vier Monaten, hatten, so entstund
ihnen dadurch auch eine Dreiheit, die Trimurti von Phtha,*
Kneph und Amun. Mit dem besonders eifrig betriebenen
Dienste des Gottes Stimm, welcher die Frühlingssonne vor-
stellte und von den Griechen Jupiter-Ammon genannt wurde,
war das äthiopische Orakelwesen verbunden, durch wel-
ches insbesondere auch die Gründung neuer Niederlassungen
geleitet wurde. Solche von Meroe aus gestiftete Nieder-
lassungen waren vorzüglich T h e b a i s in Ober-Ägypten und
Ammonium in der libyschen Wüste.
Der Mond wurde unter dem Namen Isis, der Planet
Mars unter dem Namen Moloch, der Planet Merkurius
unter dem Namen Thoth, und so noch die übrigen Plane-
ten als besondere Götter verehrt. Eben so hatten sie auch
die Ordnung des Thierkreises, und jedem Sternbilde des-
selben war eine Gottheit vorgesetzt. Mit diesen Sonnen-
und Planetengöttcrn wurden auch hier astrologisch alle Er-
scheinungen der Natur und des Geschäftslebens in Beziehung
gesetzt.
Der Staat von Meroe erhielt sich bis in das dritte Jahr-
hundert v. Ehr., in welchem die Priestermacht von der Krie-
gerkaste gebrochen, aber dadurch auch der Verfall dieses
Kulturstaates herbeigeführt wurde.
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§. 14«. Die Phönizier.
41
V. Die Phönizier.
14'. ^In dem schmalen, zu Syrien gehörigen, buchtenreichen
Küstenstriche des Mittelmeers, durch welchen der wal-
dige Libanon zieht, der zum Theil Vorgebirge in's
Meer sendet, zum Theil in einem Nebenzweige, dem Anti-
libanon, sich östlich nach Syrien hinstreckt, wohnten in den
ältesten Zeiten Kanaanäer oder Abkömmlinge Hams. Zn
unbestimmter Zeit ließ sich sodann der, den Semiten angehörige
syrische Stamm der Phönizier, der wahrscheinlich aus der
Gegend des persischen Meerbusens herkam, unter den Ur-
einwohnern jenes Küstenlandes nieder und bekam bald durch
seine geistigere Regsamkeit das Übergewicht über diese seine>
hamitische Umgebung.
Frühe schon verfielen sie, unterstützt durch die Beschaffen-
heit des Bodens, der weder zum Ackerbau noch zur Viehzucht
einlud, auf Schifffahrt und Handel und wurden all-
mählig das berühmteste und mächtigste Handelsvolk des
Alterthums.
Die Gründung der phönizischen Küstenstädte geschah all-
mählig, indem immer eine als Colo nie von der
andern ausgieng. Die älteste von ihnen war Sidon,
von welcher alsdann die Stadt Tyrus gestiftet wurde, welche
späterhin jene ihre Mutterstadt an Macht und Glanz übertraf.
Anfänglich war jede phönizische Stadt von der andern un-
abhängig; jede stand mit ihrem U m g e b i e t e unter einem
Könige, der mit einem, aus den vornehmsten Geschlechtern
bestehenden Stadtrathe die Gewalt theilte. Das Bedürfniß
gemeinsamer Vertheidigung und Beschützung ihres Handels
trieb sie aber frühe an, in Ein großes Städtebündniß
zusammenzutreten, an dessen Spitze zuerst Sidon, später
T y r u s als Vorort stand.
Da die Phönizier zugleich bedeutenden Landhandcl
mit Arabien, Ägypten und Äthiopien, mit Babylonien und
Indien, mit Assyrien und den Kaukasusländern trieben, und
ihr eigener Kunstflciß auf wichtige Erfindungen
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Autor: Dittenberger, Theophor Friedrich, Nägele, Franz Karl
Auflagennummer (WdK): 4
Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Schultypen (WdK): Gymnasium
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
190
Nñtürliche Geographie.
Astan im O. Das Land ist sebr wasserarm; daher nur eiu
Theil der Küftcn bcwohnt, welche sehr fruchtbar sind.
Produkte: Treffliche Pferde, Esel, Kameele, Büffel,
Schafe, Gazellen, Raubwild, Strauste, eschare Heuschrecken;
Perlen; Getraide, Wein, Manna, Südfrüchte, trefflicher Kaf-
fee, Spezereien, Balsam rc. Der Samum findet sich
auch hier.
Die Einwohner, 12 Millionen, sind meist Araber, die
in Stadten und Dvrfern leben, und Beduinen oder Nomaden,
welche die neuarabische Sprache sprechen.
S t 5 d t e:
Medinah, an der ostlichen Abdachung des Gebirges, 30,000 Einw.
Dsidda, an der Kuste des rothen Meeres, 40,000 Einw.
Nlekka, nordostlich von Dsidda in einem Thale, 20,000 Einw.
Mokka, im Suden am arabischen Meerbusen, 13,000 Einw.
Sana oder Szanna, in der sudlichen Abdachung, 20,000 Einw.
Maokat, am indischen Weltmeere im Osten, 10,000 Einw.
Lacbsa und Ll-áatif, am persischen Meerbusen.
Drehyeh, in der Mitte von Arabien an der Wüste und im Lande
der W echad i ten oder Wahabis.
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