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1. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 38

1878 - Mainz : Kunze
— 38 — sie zunächst im Po-, dann im Arnothale und südlich bis zum Tiber hin Niederlassungen gründeten, sich zu Städtebünden zusammen-thaten, Land- und Seehandel trieben und eine Zeitlang mit den Karthagern das westliche Becken des mittelländischen Meeres beherrschten. Sie standen auf einer ziemlich hohen Kulturstufe, waren in manchen Fertigkeiten erfahren und besaßen ein ausgebildetes Religions- und Ceremonienwesen. Nach und nach giengen sie ganz im Römertum auf. Länger dauerte dies mit den Kelten (Galliern), dem arischen Stamm, welcher nachweislich zuerst die große Wanderung von Ost nach West antrat und auch an den Gestaden des atlantischen Oceans noch keine Ruhe fand. Das Pothal wurde ganz von ihnen besetzt und erhielt daher auch seinen Namen „Gallien diesseits der Alpen." Erst zu Augustus Zeiten war dort ihre geographische und politische Vereinigung mit dem übrigen Italien vollzogen. An sie schließen sich im Westen die Ligurer an, von denen es zweifelhaft ist, ob sie den Iberern zugehörten oder ein selbständiger Volksstamm waren. Venetien und Istrien scheinen illyrische Bevölkerung aufgenommen zu haben. Zu diesem Bunten Völkergemische kamen in ©teilten Phönizier (Palermo', ebendaselbst und in Süditalien Griechen; im letzteren Lande waren sie so überwiegend, daß es von ihnen den Namen Großgriechenland erhielt. Weil in Italien besonders Viehzucht und Ackerbau betrieben wurde, nahmen auch die ländlichen Gottheiten darunter die Göttinnen Pal es und Lps eine hervorragende Stellung ein. Ein altitalischer Gott von hoher Bedeutung war Janus, dem der Monat Januar, besonders der erste Tag desselben, heilig war. Seine Thorhalle in Rom stand in Kriegszeiten offen, im Frieden war sie geschlossen. Auch die meisten griechischen Götter finden wir in Italien wieder, doch mit andern zum ~tf)eil stammlich verschiedenen Namen, woraus der Schluß gezogen werden muß, daß sie auch begrifflich verschieden waren. Für Zeus hatten die Römer den Jupiter, für Hera die Inno, für Athene die Minerva, für Ares den Mars (Monat März), für Poseidon den Neptun, für Demeter die Ceres, für Hestia, die Göttin des häuslichen Herdes, die hochverehrte Vesta u. s. w. Apollo hat seinen Namen auch im Lateinischen beibehalten; daraus scheint seine spätere Einführung hervor-zugehen, sowie auch, daß die italischen Arier sich von den griechischen getrennt hatten, ehe dort Apollo Gegenstand der Verehrung geworden war.

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 294

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
294 Die mittlere Zeit. daß nicht nur an den Dom- und Klosterkirchen Schulen errichtet, sondern daß auch die Pfarrer Unterricht erteilen, und daß die Eltern ihre Kinder in die Schulen der Pfarrer schicken sollten. Besonders lag ihm die Pflege der deutschen Sprache am Herzen, weshalb er auch den Geistlichen einschärfte, in derselben die Gläubigen zu unterrichten. Aus Italien ließ Karl Künstler kommen, Sänger, um durch sie den Gottesdienst zu verherrlichen, und Baumeister, um Brücken über deu Rhein zu erbauen und die herrlichen Pfalzen (palatia) zu Aachen, Ingelheim und an andern Orten aufzuführen. Da er selbst in seiner Jugend wenig gelernt hatte, so suchte er als Kaiser das Versäumte nachzuholeu und lernte noch in spätern Jahren Schreiben und sogar Griechisch. Für seine Kinder und die Kinder seiner Diener und Beamten errichtete er eine eigene Hofschule (schola palatina), wohnte oft selbst dem Unterrichte bei und belobte die Fleißigen, während er die Unfleißigen und Ungeschickten durch herben Tadel beschämte. 303) In Karl erblicken wir aber nicht nur den glücklichen Krieger und ausgezeichneten Staatsmann, sondern auch als Mensch und als Christ erscheint er uns wahrhaft königlich und groß. Einfach in seinen Sitten, mäßig in seiner Lebensweise, arbeitsam und thätig, hatte Karl den aufrichtigen Eifer, feine Völker glücklich zu machen. Damit verband er eine wahre und ungehenchelte Frömmigkeit und tiefe Ehrfurcht vor der Kirche und ihren Dienern. Er war freigebig gegen die Armen, ein Beschützer der Witwen und Waisen und ein Vater seiner Unterthanen. Wenn er auch nicht frei war von manchen Fehlern, die seinen glänzenden Charakter einigermaßen verdunkelten, so muß mau eben bedenken, daß auch die größten Männer die Kinder ihres Jahrhunderts sind und sich wohl über ihre Zeit erheben, aber nicht von allen Man-8i4. geln ihrer Zeit sich freimachen können. Karl starb 814 in Aachen im siebzigsten Jahre seines Alters, im dreiundvierzigsten seiner Alleinherrschaft, nachdem er vierzehn Jahre die Kaiserkrone getragen. Im Dome zu Aachen wurde er in vollem kaiserlichem Schmucke beerdigt. Anmerkungen. 1. Das Reich Karls d. Gr. erstreckte sich bei seinem Tode von Un-teritalien bis an die Eider (Grenze von Dänemark), und vom Flusse Ebro in Spanien bis nach Ungarn. Außer der Ostmark errichtete Karl noch die wendische, die thüringische, die mittel-elbische und die sächsische Mark unter eigenen Markgrafen. 2. Der Sendgrafen waren es in der Regel zwei, ein Graf und ein Bischof oder Abt, welche miteinander abgeordnet wurden, um die Oberaufsicht zu führen. Die auf den Maifeldern gefaßten Beschlüsse und er-

3. Geschichte des Altertums - S. 226

1879 - Mainz : Kunze
226 Anhang. scheiden lassen, um die gesetzlich vorgeschriebene Ehe eingehen zu knnen. Der Mann konnte im Testamente die Hand der Witwe vergeben; war dies nicht geschehen, so that es entweder der eigne Sohn, wenn er mndig war, oder der nchste mnnliche Verwandte. Unter diesen Umstnden ist es begreiflich, warum so wenige Die atheni- athenische Frauen in der Geschichte auftreten. Auf die Angelegen-mm toent1 he*ten Staates haben sie keinerlei Einflu gebt, so wenig wie Einflu auf sie sich in der Kunst oder Wissenschaft auszeichneten. Nicht eine genh^ttn des ^$terin hat Athen aufzuweisen, welche neben Sappho aus Mytilene, Staates Erinna, Corinna, Praxilla aus Sicyon, Telesilla aus Argos und Anyte aus Arkadien genannt werden knnte. Zur Zeit des peloponnesischen Krieges traten in Athen dagegen freigelassene Sclavinnen auf, welche sowohl durch Witz, Geist und Die Hetren einen gewissen Grad von Bildung, als durch ihren Gesang, ihr insffentliche Citherspiel und ihren Tanz die Aufmerksamkeit der Männer auf sich Leben, zogen. Sie wagten sich in das ffentliche Leben, nahmen an den Gelagen der Männer Antheil und erheiterten dieselben durch ihre Knste. Sie standen im Allgemeinen nicht in hoher Achtung, obwohl sie den schnen Namen Hetren, d. i. Schwestern oder Freundinnen fhrten. Kein Mann schmte sich des Umgangs mit ihnen, seitdem Perikles die gefeiertste aller Hetren in fein Haus aufgenommen und Aspasia aus geheiratet hatte; es war Aspasia aus Milet, welche, ebenso schn 9met' wie geistreich, den grten Mann Athens zu fesseln und zu einer Scheidung von seiner ersten Frau zu veranlassen wute. Wie Perikles wegen der Macht seiner Beredsamkeit der Olympier" (d. i. Zeus) genannt wurde, so hie Aspasia seine Hera (Juno) oder wegen ihres Einflusses aus ihn seine Omphale und Dejanira. Auch Sokrates besuchte sie, nannte sich ihren Schler und bewunderte ihre Beredsamkeit. Männer und Frauen suchten ihren Umgang, um von ihr die Gemahlin zu lernen. Als die Athener einmal mit Perikles zerfallen waren, des Perikles, ^ Aspasia an, sie habe die Ehrfurcht gegen die Götter ver- letzt. Perikles vertheidigte sie vor Gericht und soll während der Verteidigungsrede mehr Thrnen vergossen haben als je. Seine Bitten rhrten die Richter, und Aspasia wurde freigesprochen. Ebenso wenig konnte er es ertragen, wenn die Komdiendichter seine zweite Frau zur Zielscheibe ihres Witzes machten, während er Schmhungen zeichnete sich gegen seine eigne Person hchst gleichgltig aufnahm. Die Hetren Rednergabe besuchten die Hrsle der berhmtesten Philosophen und befaten und ihren sich auch mit Schriftstellern; allein trotz aller Bildung und Liebens-Geist aus. Wrdigkeit vermochten sie sich in der allgemeinen Stimme nicht der

4. Geschichte des Altertums - S. 72

1879 - Mainz : Kunze
72 Zweiter Abschnitt. ^der^die gewhlt wurden und ein untadelhaftes Leben gefhrt haben muten, egierung, hchsten Wchter des Gesetzes waren die Ephoren d. h. Auf-feher; sie muten darauf achten, ob die Könige den Gesetzen nach lebten, und konnten, wenn sie dieselben nicht pflichtgetreu fanden, sogar eine Anklage erheben. Doch scheint die Einrichtung des Ephorats erst geraume Zeit nach Lykurg als Gegengewicht gegen das Knig-tum beschlossen worden zu sein. Die Volksversammlung (Halia), an welcher jeder der 30 Jahr alte Spartaner Theil nahm, wurde regelmig an jedem Vollmonde unter freiem Himmel berufen und fate durch bloes Ja oder Nein Beschlsse der das, was die Gerusia ihr vorlegte, besonders der Gesetze, Beamtenwahl, Krieg und Frieden. Vermgen Ungleichheit des Vermgens mancherlei Anla zu Ruhe- 9 strungen gegeben hatte, so suchte Lykurg eine Gleichheit im Gter-besitze herzustellen. Zu dem Ende theilte er die Lndereien der Spar-taner in 9000 Ackerloose, die der Lacedmonier in 30,000 kleinere; jedes Loos konnte eine Familie ernhren. Den Gebrauch der Gold- und Silbermnzen hob er auf und fhrte statt derselben eisernes Geld ein. Um seine Mitbrger an Einfachheit und Gengsamkeit zu gewhnen, ordnete er gemeinsame Mahlzeiten an. Auch die Könige muten an denselben Theil nehmen, und jeder Brger einen monat-lichen Beitrag von Fleisch, Getreide, Feigen zc. dazu liefern. Bei diesen Mahlen ward strenge Migkeit beobachtet; aber es schalt auch jeder Tischgenosse seinen Nachbar, wenn er nicht a und die gemeinsame Kost verachtete. Das gewhnliche Gericht war die schwarze Suppe, ein Gemisch von Fleischbrhe, Blut, Essig, Rben :c. Ein fremder König, welcher die schwarze Suppe hatte rhmen hren, lie sich einen spartanischen Koch kommen und das gepriesene Gericht be-reiten. Sie schmeckte ihm aber nicht. Da erklrte ihm der Koch: Herr, die beste Wrze ist Hunger und Arbeit. Unsere Suppe schmeckt nur denen, welche sich vorher im Eurotas *) gebadet haben." und Wer Ganz besondere Aufmerksamkeit verwandte Lykurg auf die Er-^der^Jugend? Ziehung der Jugend. Jedes neugeborene Kind wurde von der Be-Hrde in Augenschein genommen. War es schwchlich oder migestaltet, so wurde es auf dem benachbarten Gebirge Taygetus ausgesetzt. Bis zum siebenten Jahre blieben die Knaben und Mdchen im elterlichen Hause; dann bernahm der Staat ihre Erziehung auf feine Kosten. Die Jugend sollte sich vor Allem an Entbehrungen und an Ertragung des Schmerzes gewhnen. Die Knaben schliefen auf Schilfrohr, *) Sparta lag am Eurotas-Flusse.

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 211

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. denselben Karoline Neuber, Louise Gottsched, Anna Louise Karsch, Angelika Kaufmann und Elise von der Recke. Friederike Karoline Neuber, die Tochter des Advocaten Weißen- Die Schau- born in Neichenbach, verlor frühzeitig ihre Mutter und erfuhr von roun^Ncus'-r ihrem Vater, der nach Zwickau übergesiedelt war, eine üble Behandlung. Darum verließ sie mit ihrem Geliebten I. Neuber, einem Gymnasiasten in Zwickau, das väterliche Haus und ward Schauspielerin. Da sie namentlich in tragischen Rollen glänzte, und stehende Theater damals noch nicht üblich waren, so begründete sie eine eigene Schauspielerge- sellschaft, welche anfangs in Weißensels und nachher in Leipzig besonders unter Gottscheds Protektion sich solchen Ruf erwarb, daß sie abwechselnd in Hamburg, Braunschweig, Nürnberg, Straßburg, Frankfurt gastirte und überall großen Beifall erntete. „Die Neuber" glaubte sich um das deutsche Theater ein besonderes Verdienst zu erwerben, wenn sie den Hanswurst verdrängte, welcher in Leipzig 1737 förmlich verbrannt wurde. In dieser Blütezeit der Neuber'schen Gesellschaft nahm Karo- line Neuber einen Ruf nach St. Petersburg an, der ihr aber durch den rasch erfolgten Tod der Kaiserin Anna zum Verderben gereichte. Sie kehrte zwar nach Leipzig zurück, fand aber den Beifall nicht wieder wie früher und entzweite sich noch obendrein mit Gottsched. Alle ihre An- strengungen sich wieder emporzubringen waren fruchtlos. Als sie 1745 nach Frankfurt ging, um sich die Kaiserkrönung Franz I. zu Nutze zu machen, hatte sie kein Glück, da schon andere italienische, französische und deutsche Gesellschaften eingetroffen waren. Unter den traurigsten Verhältnissen starb sie endlich 1760 im 60. Lebensjahre in Laubegast, einem Dorfe unweit Dresden. Louise Adelgunde Victorie Gottsched war die Tochter des königlich Louis- polnischen Leibarztes Kulmus und 1713 zu Danzig geboren. Sorg- ®Dtt^eb- sättig unterrichtet und gut erzogen, wie wenige Frauen jener Zeit, ver- mählte sie sich 1735 mit Gottsched, mit dem sie in poetischer Frucht- barkeit wetteiferte. Obwohl sie aber die Vorlesungen ihres Gatten anhörte und viel schrieb, vergaß sie doch ihre Pflichten als Gattin und Hausfrau nicht. Sanftmuth, Bescheidenheit und Gefühl für Liebe und Freundschaft sind die hervorstechendsten Züge ihres Charakters. An Geist, Geschmack und Takt übertraf sie ihren gelehrten Gemahl, aber die Pedanterie und Langweiligkeit ihrer Dramen hat sie mit ihm ge- mein. Sie verstand die alten und neuen Sprachen, trieb Geschichte und Geographie, erwarb sich in der Musik und im Zeichnen bedeutende Fertigkeiten und vervollkommnete sich durch ausgewählte Lektüre so sehr, daß ihre geistige Ausbildung unsre ganze Bewunderung verdient. 14*

6. Geschichte des Mittelalters - S. 69

1867 - Mainz : Kunze
Vom Untergang des weströmischen Reichs bis zur Erneuerung rc. 69 noch weniger essen; sie bewohnen einen abgeschlossenen Theil des Hauses, welcher nach dem Garten geht und mit hohen Mauern eingeschlossen ist. Sie dürfen sich ohne Schleier nie zeigen, ohne zahlreiche Be- gleitung nicht ausgehen, außer in das Bad, oder zu einer Feierlichkeit oder zu einer Freundin. Dabei führen sie ein langweiliges, einförmiges Sie führen Leben. Geistige Beschäftigung kennen sie nicht; die Geschäfte der Haus- Haltung besorgen Sklavinnen. Sie kennen kein höheres Streben; Putz und Genuß ist Alles, was sie wünschen. Darum fehlt ihnen auch Feinheit der Sitte, Anmuth in der Unterredung und geistige Durch- bildung. Dagegen trifft man Weichlichkeit, Trägheit, Geldgier, Herrsch-Ihr- Laster sucht, Neid, Eifersucht und eine Menge anderer widerlicher Eigenschaften, welche durch Schönheit und Gestalt nimmer ausgewogen werden können, schätziwerdcn Die muhamedanischen Frauen werden gering geschätzt, und müssen wir auch einräumen, daß sie bei anderer Leitung und veränderter Lebens- weise bessere Wesen sein könnten, so verdienen sie doch setzt, wie sie sind, diese Geringschätzung vollkommen. Ihr ganzes Leben lang bleiben sie Sie sind von Kinder am Verstände und werden darum auch vor dem Gesetze als den n;äntli , . lichen Ver- Kinder betrachtet, welche keinen eignen Willen haben. Väter, Brüder wandten ganz oder männliche Verwandten sind die Gebieter der Mädchen. Bei der abhängig Verheirathung übernimmt der Mann dies Amt und zwar der Mann, welchen sie vor der Vermählung nie gesehen haben, und der durch die Ehe das Recht erhält, sie nach Belieben zu geißeln, einzukerkern, zu verstoßen oder wieder aufzunehmen. Nur in solchen Fällen, wo bei hoher Abkunft oder großem Vermögen die Braut sich einen besonderen Heirathsvertrag ausbedungen hat, sind die Rechte des Mannes beschränkt, und die Frau sieht sich nicht ganz seiner Willkür preisgegeben. Etwas günstiger gestaltete sich allerdings die Lage der Frauen Die muhame- bei den Arabern in Spanien. Die unmittelbare Berührung mit den bami^6n „ , Frauen der Ehnsten mußte auch auf Sitte und Leben der Araber merklichen Ein- Araber in sluß ausüben, was für die Frauen den wesentlichen Vortheil brachte, ^tpt“”ie“u daß sie in Spanien mit weit mehr Freundlichkeit und ritterlicher Artig- bess-re4lvos. keit behandelt wurden, als im Orient. Auch bei öffentlichen Feierlich- keiten dursten sie sich im Abendland weit freier bewegen, als eine Orientalin je erwarten durfte.

7. Geschichte des Mittelalters - S. 10

1867 - Mainz : Kunze
10 Einleitung. die wichtigsten Angelegenheiten der Familie und der Gemeinde, selbst Krieg und Frieden; doch wurde ein bindender Entschluß immer erst ant folgenden Tag gefaßt. Ebenso leidenschaftlich wie dem Trünke, waren sie dem Würfelspiel ergeben. Sie trieben es seltsamer Weise nüchtern, wie ein ernstes Geschäft und wagten auf Gewinn und Verlust so toll- kühn, daß sie, wenn Alles verloren war, aus den letzten entscheidenden Wurf sogar Leben und Freiheit setzten. Mit bewunderungswürdiger Standhaftigkeit hielten sie ihr Wort auch in einer so verwerflichen Sache. Der Verlierende ging nämlich ohne Murren und Widerrede in die freiwillige Knechtschaft und ließ sich ruhig binden und verkaufen, auch wenn er jünger und stärker war, als fein glücklicher Gegner. In der Regel verkaufte man solche Sklaven, welche man im Spiel ge- wonnen hatte, und entledigte sich mit ihnen zugleich der Schande des Gewinnstes. Die Knechte brauchten sie gewöhnlich nicht zu bestimmten häuslichen Verrichtungen, sondern sie gaben ihnen Haus und Feld zur Bearbeitung. Dafür entrichteten diese ihrem Herrn eine Abgabe an Getreide, Vieh oder Kleidung. Häusliche Geschäfte besorgten Kinder und Frauen. Beschafti- Die Beschäftigungen der freien Germanen waren Krieg, Jagd und ^Männer.^ Fischfang. War der Krieg beendet, so besuchten sie die Jagd, für welche die deutschen Wälder die reichste Beute darboten. Die Hörner der Auerochsen umgaben sie mit Silberreifchen und benutzten sie als Trinkgefäße. Diese Beschäftigungen hielten die alten Germanen allein für ehrenvoll, und darum wurden auch die Knaben darin von Jugend auf geübt. Es gab für die Jünglinge kein größeres Fest, als wenn sie zuerst mit dem Vater die reißenden Thiere des Waldes erjagen oder das heiße Getümmel der Schlacht an seiner Seite kennen lernen durften. Der Sohn lernte vom Vater den Gebrauch der Waffen hochachten und die Beschäftigung des Friedens geringschätzen. Darum blieben auch die Männer, wenn Krieg und Jagd ruhten, müßig und fröhnten ihrer Eß- und Trinklust oder schliefen. Die tapfersten und thätigsten Männer thaten dann Nichts und überließen die Sorge für Haus und Hof den Frauen. Sie hielten es für unwürdig den Acker zu bauen und durch Schweiß und Arbeit den Lebensunterhalt zu erwerben, wenn man ihn auf anderem Wege, durch Kampf und Blut, gewinnen könne. Die germani- Die germanischen Frauen standen allenthalben in hohen Ehren, scheu Frauen Man glaubte, es wohne ihnen etwas Heiliges inne, und sie könnten ""geehrt^ mit prophetischem Blicke die Zukunft enthüllen. Die Ehre und Un- schuld der Frauen war den Männern stets heilig; Niemand lächelte über das Laster. Die Ehe wurde vom Manne selten vor dem 30.,

8. Das Mittelalter - S. 197

1884 - Mainz : Kirchheim
Page. Knappe. 197 der Obhut der Frauen, die seiner in ihren Gemächern warteten. Dann ward er den Männern zur Erziehung übergeben und damit für ein ritterliches Leben ausgebildet. Je vornehmer seine Herkunft, desto mehr Sorgfalt ward in dieser Hinsicht aus ihn verwendet. Der Edelknabe trat in den Dienst eines Ritters. Ihn begleitete er auf die Jagd, auf Spaziergäuge, Reiseu und bei Besuchen; ihm und der Herrin wartete er bei Tische auf und schenkte ihnen das Getränk ein. Daneben erhielt der Edelknabe Unterricht, er wurde in der Furcht Gottes unterwiesen und zu einem gesitteten und höflichen Benehmen im Umgange mit andern angehalten. Diese Unterweisung übernahmen häufig die Edelfrauen, so daß der Knabe schon früh mit Achtung und Ehrerbietung vor den Frauen erfüllt wurde. Sie dienten ihm als Vorbilder des äußern Anstandes, der in jedem Falle eine Zierde der Jugend ist. Aber auch für den Ritterstand ward der Edelknabe (oder Page) erzogen. An den Rittern selbst lernte er diejenigen Vorzüge kennen, durch welche sie sich zu dieser Ehrenstufe erhoben hatten. Dadurch wurden die Dienste, die er seinem ritterlichen Herrn leistete, veredelt, er diente dem gesamten Ritterstande. Er ward spielend geübt, die Lanze zu schwingen und die Armbrust zu handhaben; der Bubenzuchtmeister war sein Lehrer. Die Knaben empfingen dadurch einen Vorgeschmack an dem Tnrn-gefecht und begannen sich zu den edlen Übungen eines Waffenträgers vorzubilden. Ihr Eifer wuchs, ihre Begierde, sich immer mehr im Dienst ihres Herrn und ihrer Herrin zu vervollkommnen, nahm zu. Mit Speer und Schild lernte er umgehen, ein Roß besteigen und bändigen, sich gegen Hieb und Stoß schirmen, ringen, laufen, springen, die Lanze werfen. Außerdem ward er auch im Lateinischen, im Lesen und Schreiben unterwiesen. Mit dem vierzehnten Jahre fand eine gottesdienstliche Feier statt, bei der dem Edelknaben, der nun ein Knappe wurde, das Schwert überreicht wurde, das er von der Zeit an tragen durfte. Der Jüngling wurde wehrhaft gemacht. Noch einmal mußte er allerlei beschwerliche Dienstleistungen verrichten, sich auch manche unangenehme Behandlungen gefallen lassen, zum Schluß erhielt er einen Backenstreich, es war der letzte, den er ruhig hinzunehmen hatte. Als Knappe trat er seinem Herrn und feiner Herrin näher, es war ihm ein freierer Zutritt zu ihnen gestattet. Dem Herrn half er beim An- und Auskleiden, vornehmen Gästen, die sich einfanden, suchte er zu gefallen, bei Tafel hatte er das Amt eines Vorschneiders, oder reichte Waschwasser umher. Er mußte dafür sorgen, daß seines Herrn Waffen

9. Geschichte des Altertums - S. 143

1895 - Freiburg im Breisgau : Herder
Sparta. Die lykurgische Verfassung. 143 gesunden blieben unter Obhut der Mutter bis zum siebenten Lebensjahre. Dann kamen sie in die Erziehungshuser, wo sie, in Riegen und Rotten (Agelai oder Buai und Ilm) geteilt, unter Aufsicht und auf Kosten des Staates erzogen wurden. Sie lernten hier das Alter ehren, die Wahrheit reden, den Schmerz ertragen, Hunger, Durst, Klte fr nichts achten und bten sich im Ringen, Schwimmen, Wersen u. s. w. Vom zwlften Jahre an trugen sie kein Untergewand mehr und schliefen auf bloem Eurotasschils. Zum Beweis ihrer Ausdauer in Ertragung krperlicher Schmerzen lieen sich alljhrlich 15- oder 16jhrige Knaben am Altare der Artemis bis aufs Blut peitschen; wer am lngsten aushielt, war der Bomomkes, d. i. Altarsieger. Vom 18. bis zum 20. Jahre lagen die Jnglinge hauptschlich Waffen-bungen ob und leisteten z. B. bei der Kryptia militrische Dienste, durften auch zu bestimmten Zeiten Jagd als eine Vorbung fr den Krieg betreiben. Auch listiger Diebstahl von Lebensmitteln war als Vorschule zu Kriegslisten gestattet; den entdeckten oder ertappten Schelm aber traf empfindliche Strafe. Bescheidenheit und Besonnenheit sowie Krze im Reden, Gehorsam und Ehr-furcht gegen Obere und Greise waren die zu erstrebenden Tugenden. Die Ausbildung fr den Beruf des Kriegers lie keine Beschftigung mit Knsten und Wissenschaften zu, sie mten denn gerade wieder dem hphern Zweck der Wahrhaftigkeit und Vaterlandsliebe gedient haben. Daher lernten Knaben und Jnglinge die Gesetze der Vaterstadt, sangen in Liedern die Geschichte der Ahnen und in Lobgesngen den Preis der Götter. Mit dem 20. Jahre begann die Verpflichtung zum Kriegsdienst, die bis zum 60. dauerte; zugleich trat der junge Krieger in eine Zeltgenossenschaft ein, nahm also an den erwhnten Svssitien. oder Pheiditien teil, fr die er seinen Beitrag an Naturalien und Geld zu liefern hatte. Das Hauptgericht war die Bapha oder Haimatia, eine Art Schweineschwarzsauer, Schweinefleisch mit Blut, Essig und Salz gekocht, dazu gab es einen Becher Wein und Gerstenbrot. Auer der berhmten schwarzen Suppe" gab es aber auch fters ein gespendetes Sondergericht von Wildbret oder von einem Opfertier, auch Nachtisch von Kse, Feigen und Oliven. So mager war also die Kost nicht. Die Opfermahl-zeiten gewhrten Abwechslung und neben geistiger Erhebung durch Gesnge und Festzge auch leiblichen Genu. Die Wohnungen waren Blockhuser; nur Axt und Sge durften bei ihrem Bau gebraucht werden. Jede Familie hatte ein Staatslehen (Kleros), das unveruerlich und unteilbar war. Kein Kleros durfte durch Heirat einer Erbtochter mit einem andern Kleros vereint werden; daher sorgte das Gesetz fr die Verheiratung der Erbtchter und kinderlosen Witwen. Kein Spartiate bebaute sein Feld selbst oder trieb ein Gewerbe. Dafr waren die Heloten oder Periken da. In Kriegszeiten wurden zwar, wie angedeutet, auch diese beiden Bevlkerungsklassen als Leicht-

10. Mancherlei für Jung und Alt - S. 213

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
213 ihnen den gewöhnlichen Unterschied des Ranges, benützte die passenden Gelegenheiten, dieselben durch zarte Geschenke zu erfreuen, und behandelte sie durchweg mit ungekünstelter Herzlichkeit, vor allen die Freundin ihrer Jugend, Donna Beatrix Bobadilta, nachherige Marquisin von Moya. Elisabeth dagegen kannte und wollte kein freundschaftliches Ver- hältnis zu ihrer Umgebung, sondern bewegte sich stets in zwei schlimmen Extremen, bald die Kokette an ihrem eigenen Hofe spielend, bald dem von ihrem Vater Heinrich Viii. ererbten Temperamente bis zu Flüchen und Beohrfeignngen ihrer Damen und Minister folgend. Dabei miß- traute sie ihrer ganzen Umgebung und hielt niemanden aufrichtiger Treue fähig, ward aber dafür auch in der That von allen Seiten hinter- gangen und durch List und Verstellung ihrer Räte und Frauen zu manchem falschen Entschluß getrieben. Ein Hauptübel ihres Hofes floß aber aus ihrer Kargheit gegen die Beamten und die Glieder des Hof- staates hervor. Darum riß arge Bestechlichkeit ein, Stellen, Monopole und Patronagen wurden überall am Hofe verkauft und mit Prozessen sogar förmlicher Schacher getrieben. Auch die Königin selbst war eine große Freundin des Annehmens von Geschenken, half durch Selbstfordern den Sänmigen nach und wußte aus jedem gnädigen Besuche klüglich einen Raubzug zu machen. Beide Fürstinnen waren in ihrer Jugend von mehr als gewöhnlicher Schönheit der Gestalt, aber während sich Elisabeth von der lächerlichsten Eitelkeit, Gefallsucht und Putzsucht beherrschen ließ, zeigte Jsabella auch nicht die leiseste Anwandlung dieser weiblichen Schwachheit \ Wenn die englische Thetis1 2 Audienzen erteilte, zog sie beständig ihre Handschuhe aus und an, um den aufwartenden Herren ihre schönen Hände zu zeigen, hörte keine Schmeichelei lieber, als das Lob ihrer „himmlischen" Schönheit, und verlangte für diese, sogar als sie schon den Siebzigen nahe stand, noch immer die reichlichste Huldigung in orientalischen Phrasen. Ja sie ver- kündete selbst ihre eigenen Reize und ließ ihren getreuen Unterthanen erklären, daß bisher kein Porträt von ihr dem Urbilde Gerechtigkeit widerfahren lasse; jetzt aber habe sie ihr Bild von geschickten Künstlern fertigen lassen, wonach nun alle früheren korrigiert werden müßten. Ob- gleich sie aber ihrer Schönheit in so hohem Grade selbstbewußt war, glaubte sie doch keineswegs die Künste der Toilette und des Schmuckes verschmähen zu dürfen. Als aber der Bischof von London es einst 1 Jsabellas Gestalt war etwas über mittlere Größe; von Gesichtsfarbe klar; ihr Haar, hellkastanienbraun, schimmerte ins Rötliche, und ihr mildes blaues Auge strahlte Verstand und Gefühl. Sie war ausgezeichnet schön und anmutsvoll in ihrem Wesen. 2 Thetis — Meernymphe im altgriechischen Glauben.
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