Nordwesteuropa. 109
dem Einfluß des Meeres mehr entrückt und den trockenen Ostwinden ausge-
setzt ist, nähert es sich dem Landklima mit wärmeren Sommern und
kälteren Wintern als in Norwegen. „Trockene Luft, viel Licht und Sonnen-
schein" herrscht in Schweden.
Der felsige Boden und der Gebirgscharakter des Landes schränken den
Anbau sehr ein, so daß in Norwegen 2/3, in Schweden V2 der Flächen
ungenutzt sind. Von dem Nutzlande ist zudem der weitaus größte Teil
(insonderheit die Gebirgsabhänge) bewaldet. Der s. Teil des Gebirges ist
reich an Mineralien. Doch fehlt es an Steinkohlen und Salz. Das Tief-
land Südschwedens ist die Kornkammer des Landes.
2. Die Bewohner. Skandinavien hat unter allen Ländern Europas
die geringste Bevölkerungsdichtigkeit. Diese Erscheinung ist in
der rauhen, nnwirtbaren Natur des Binnenlandes begründet. Den ältesten
Teil der Bevölkerung bilden die mongolenartigen Finnen und Lappeu,
welche in die n. Gebirge und Küstenstriche zurückgedrängt sind und hier von
der Renntierzucht, dem Fischfange, etwas Ackerbau und der Jagd leben.
Die Hauptbevölkerung besteht aus den nordgermanischen Norwegern
und Schweden, welche sich fast ausschließlich zur evangelischen Kirche
bekennen. Die Volksbildung steht trotz der in der Landesnatur liegenden
Hindernisse auf hoher Stufe. In den kleinen Dörfern und weit zerstreut
liegenden Einzelgehöften sorgen Eltern und besondere Wanderlehrer für den
nötigen Unterricht der Jugend.
Die Nahrungsquellen der Bewohner richten sich ganz nach der
Natur des Landes. Die Norweger wurden als Anwohner des offenen
Meeres von altersher auf den Seehandel hingewiesen. Die norwegische
Handelsflotte gehört mit zu den größten der Erde. Die Hauptausfuhr besteht
in Seefischen (Heringen und Stockfischen) und Holz; die Haupteinfuhr in Getreide.
— Die Schweden übertreffen an Kopfzahl die Norweger mehr als um
das Doppelte, sind in dem geräumigen Flachland Ackerbauer und bringen
aus ihrem waldreichen Lande Holz und außerdem gutes Eisen in den
Handel. Die Industrie ist in beiden Ländern fast ohne Bedeutung,
da es an Kohlen fehlt. Nennenswert ist die Fabrikation von Zünd-
Hölzchen.
3. Einteilung und Ortskuude. Skandinavien besteht aus den König-
reichen Norwegen und Schweden, die zwar verschiedene Verfassung, Gesetze
und Verwaltung, aber einen Herrscher haben.
a) In Norwegen: Christiana, sehr schön gelegene Hst. und einzige Groß-
stadt Norwegens. — B erg en Hauptfischmarkt des Landes. Massenfang des Herings. —
Tronthjem (deutsch: Drontheim), die alte Hst. Norwegens, in fruchtbarer Umgebung
am gleichnamigen Fjord gelegen. Handelsstadt. Von hier aus Bahnverbindung in
s.-ö. Richtung über das sonst unwegsame Gebirge nach Schweden. — Hammerfest,
nördlichstes Handelsstädtchen der Erde, auf einer Küsteninsel gelegen. Im Sommer
geht hier 10 Wochen lang die Sonne gar nicht unter, im Winter ebenso lange
nicht auf.
b) In Schweden: Stockholm (250 Tsd. E.) am Ausgange des Mälarsees
ins Meer auf Inseln (Holmen) und Halbinseln sehr schön gelegen; Haupt- und Residenz-
stadt, erste Industriestadt der Halbinsel, Ausfuhrhafen für schwedisches Eisen und Holz:
Mittelpunkt des geselligen und wissenschaftlichen Lebens im Reiche. Upsäla, alte
Pflegestätte der Wissenschaft in Skandinavien; Universität; Sitz des Erzbischof-Primas —
Göteborg (jöteborj), (deutsch Gotenburg), zweite Handelsstadt des Landes, am Kattegat
und der Göta-Elf. Haparanda, n. Hafen, bekannte Station für Witternngsbeo-
bachtungen.
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Extrahierte Personennamen: Haparanda
Extrahierte Ortsnamen: Nordwesteuropa Norwegen Schweden Norwegen Schweden Skandinavien Europas Schweden Skandinavien Norwegen Schweden Norwegen Christiana Norwegens Herings Drontheim Norwegens Schweden Hammerfest Schweden Stockholm Skandinavien
— 333 —
(1,50-1,60 m), haben ein breites, plattes Gesicht mit vorstehenden Backenknochen, eine
braungelbe Hautfarbe und schwarzes, straffes Haar. Sie bewohnen nicht nur Grönland,
sondern auch die Randgebiete Nordamerikas, und ihre Gesamtzahl schätzt man auf 40000
Köpfe. Die Eskimo haben es in bewundernswerter Weise verstanden, sich in ihrer Lebens-
weise den unwirtlichen Gegenden, die sie bewohnen, anzupassen und die spärlichen Gaben
der nordischen Natur auszunutzen. Da es eßbare Pflanzen nur in geringer Zahl gibt, sind sie
hauptsächlich auf tierische Nahrung angewiesen. Sie machen Jagd auf Seehunde, Walrosse,
Fische, Seevögel und Renntiere und benutzen dabei Harpunen, Bogen, Schlingen und
Fallgruben. In einem langen, ganz mit Fellen überzogenen Einmannsboote, dem Kajak,
der nur in der Mitte eine Lffnung für den Körper des Ruderers hat, wagen sie sich
sogar weit auf das stürmische Meer hinaus. Das wichtigste Jagdtier ist der Seehund,
der ihnen fast alle Lebensbedürfnisse liefert: Fleisch als Nahrungsmittel, Speck zur
Heizung und Beleuchtung der Wohnung, Felle zur Bekleidung, Sehnen, die als Zwirn
benutzt werden, Därme, die man zu Segeln und Fensterscheiben zusammennäht, und
Knochen, aus denen man allerlei Geräte fertigt. Die Kleidung, die sich bei Männern und
Frauen nur wenig unterscheidet, besteht hauptsächlich aus Fellen, in den von europäischer
Kultur beeinflußten Gegenden auch aus dicken Wollstoffen. Als Wohnungen dienen im
Sommer Zelte mit Fellüberkleidung; die Winterhäuser liegen z. T. in der Erde, sind aus
Steinen und Rasen erbaut und haben zum Schutz gegen die Kälte häufig einen gang-
artigen Vorraum. „Doch gibt es in Westgrönland jetzt auch bessere Häuser, deren Wände,
Decken und Fußböden von Dielen sind, und in denen sich Tische, Stühle, Spiegel, Bilder,
Uhren und Lampen befinden." Als einzige Haustiere hält man Hunde, die zum Ziehen
der Schlitten verwendet werden.
Schon im Mittelalter hatten sich Normannen an der Küste Grönlands niedergelassen
und Ansiedlnngen gegründet, die aber später wieder eingingen. Da war es im 18. Jahr-
hundert ein norwegischer Pfarrer auf den Lofoten, Hans Egsde, in dem der Gedanke
erwachte, über die Schicksale seiner vor Jahrhunderten in Grönland verschollenen Lands-
leute Erkundigungen einzuziehen und den Eingeborenen das Evangelium zu bringen. Er
sand die nötige Unterstützung, segelte 1721 nach Grönland, gründete eine Niederlassung und
hat bis 1736 unter großen Entbehrungen selbstlos unter den Eskimo als Missionar und
Kulturförderer gewirkt. Andre, später auch Herrnhuter Missionare, haben sein Werk fort-
gesetzt. Das bewohnte Grönland gehört heute zu Dänemark. Um die Bewohner vor
Ausbeutung zu schützen, hat sich die Regierung das alleinige Handelsrecht gewahrt. Kein
fremdes Kaufmannsschiff darf an der Küste landen. Der Handel ist des Eises wegen auf
den Sommer beschränkt. Das Land liefert Robbenspeck, Fischleber, Felle von Seehunden,
Blaufüchsen und Bären, Eiderdaunen, Tran, Walfisch- und Walroßzähne, Stockfische und
auch einige Erze, Blei, Zink, Zinn, Eisen sowie Kryolith, das bei der Herstellung des
Glases verwendet wird. — Die Hauptanfiedlung ist Jnlianehaab (3000 E.).
2. Die Nordische Inselwelt Amerikas (S. 245).
3. Spitzbergen (65000 qkm) liegt n. von Europa zwischen dem 76. und 80. Breiten-
kreise. Es besteht aus vier größeren und vielen kleinen gebirgigen Inseln, die von zahl-
reichen Fjorden zerrissen sind. Das Innere der Hauptinsel ist mit Eis bedeckt, von dem
sich Gletscher in die Fjorde hinabziehen. Die Westseite wird von einem Arm des Golf-
stroms berührt. Daher ist das Küstengebiet hier eisfrei. Die Inseln sind unbewohnt,
werden aber im Sommer von Walfisch-, Walroß- und Robbenjägern ausgesucht. Neuerdings
sind sie auch zu einem beliebten Reiseziel für Nordlandsreisende geworden. — 200 km s. von
Spitzbergen liegt vereinsamt die Bäreninsel (68qkm),noch weiter sw., zwischen Skandinavien
und Grönland, Jan Mayen (370 qkm), das einen 2550 m hohen erloschenen Vulkan trägt.
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Extrahierte Personennamen: Hans_Egsde Jan_Mayen
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerikas Westgrönland Grönland Spitzbergen Europa Spitzbergen Skandinavien
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Extrahierte Personennamen: Margarete Hakon Magnus
Extrahierte Ortsnamen: Norb- Ostsee Nieberrhein Golb- Deutschland Schweden Königs_Magnus Norwegen
— 181 —
(seit dem Tode ihres Sohnes Olaf 1387 Königin von Dänemark und Norwegen), die ihrem Großneffen Erich von Pommern die Nachfolge nicht nur in Dänemark, sondern auch in Norwegen gesichert hatte, nun auch mit Hilfe des dortigen Adels ganz Schweden (bis auf Stockholm) in Besitz nahm.
2. Die Hilfe, welche Rostock und Wismar durch Ausgabe von Kaperbriefen der hartbedrängten schwedischen Hauptstadt leisteten, führte zur Ausbildung des räuberischen Unwesens der „Vitalianer" oder „Likendeler" (Klaus Störtebeker), die, vom deutschen Orden aus der Ostsee vertrieben, in gleicher Weise die Nordsee heimsuchten, bis sie endlich 1402 durch die Koggen der Nordseestädte überwältigt wurden. Unterdessen hatten sich 1397 1397 Dänemark-Schweden und Norwegen in der Union von Kalmar unter Margarete zu Schutz und Trutz gegen jeden 'auswärtigen Feind bei voller innerer Selbständigkeit verbunden; doch wußte
sich die Hansa auch jetzt noch (durch Übergabe Stockholms an Erich) die Bestätigung ihrer Privilegien in allen drei Reichen zu sichern.
3. Dagegen erlag die Macht ihres alten Verbündeten, des deutschen Ordens, mit einem Schlage, als die sittlichen und auch die politisch-militärischen Grundlagen desselben zerstört wurden. Der fürstliche Prunk der Hochmeister in der Marienburg im Verkehr mit den zahlreichen, oft leichtfertigen Kreuzfahrern edlen Standes untergrub die Sittlichkeit des Ordenslebens, während die auf den blühenden Eigenhandel des Ordens neidischen Städte und der Landadel Preußens mit steigendem Unmut die Ausschließung vom Landesregiment ertrugen (der Eidechsenbund 1397). Der Übertritt der Litauer, des letzten noch heidnischen Volkes Osteuropas, zum Christentum 1386 machte 1386 die Fortsetzung der Kreuzzüge, die eigentliche Aufgabe des Ordens, unmöglich, und die gleichzeitig durch Vermählung des Großfürsten Jagello von Litauen (als Polenkönig Wladiflaw Iv.)
mit der Erbin Polens herbeigeführte Union zwischen Litauen und Polen schuf dicht an der Ordensgrenze eine furchtbar überlegene Macht, die nach dem Besitz der Küstenlande streben mußte.
4. Der Übermacht der durch tatarische Reiter und tschechische Söldner (Ziska) verstärkten Polen und Litauer erlag das ganze Aufgebot des Preußenlandes unter dem Hochmeister Ulrich von Jungingen 1410 in der Schlacht bei Tannenberg. Wenngleich 1410 nun der tapfere Heinrich Reuß von Plauen, Komtur von Schwetz, die Marienburg rettete und der Orden im Frieden von
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— 130 —
Süd-, Mittel- und Nordschottland zusammengefaßt werden, und Irland ist
in 3-1 Grafschaften geteilt, welche die vier Königreiche Leinster (Icnftcr), Ulster,
Connanght (fonnot) und Munster umfassen.
Besitzungen und Kolonien: 27,8 Mill. <ikm mit 350 Miß. Menschen.
1. In Europa: Gibraltar. Malta, Gozzo.
2. In Asien: Cypern, Britisch Indien, Ceylon, Malediven, Stroits
Settlements (Singapur, Malakka, Penang u. a.), Malaiische Schutzstaaten,
Hongkong, Labuau und Nordborneo, Aden und Perim im roten Meere.
3. In Amerika: Britisch-Nordamerika (Canada, Neufundland mit Ost-
Labrador), Bermnda-Jnseln, Westindien, (Jamaika, Bahama-Jnseln), Britisch
Honduras, Guayana, Falkland-Jnseln und Südgeorgia.
4. In Afrika: Kapkolonie, Basuto- und Betschuanenland, Rhodesia, Natal,
Nigeria, Küstenbesitzungen an der Guineaküste, Inseln im atlantischen Ozeane
sst. Helena n. a.), Sokotra, Britisch Ostasrika, Uganda und Somaliküste,
Sansibar.
5. In Australien und im großen Ozean: Australien, Neuseeland
mit Nachbarinseln, Viti-Jnseln mit Nachbarschaft. Neuguinea, Tonga-Jnfel.
Dänemark.
(Ohne Nebenländer 38500 qkm, 2,5 Mill. E., 63,6 auf 1 qkm).
Weltstellung. Das Königreich Dänemark umfaßt in Europa a) als
Hauptland das Jnselgebiet zwischen Ostsee und Nordsee, b) als Neben-
länder die Faröer und Island, zusammen ein Gebiet von 144000 qkm
mit 2,6 Mill. E. — Dänemark ist zwar klein, aber dicht bevölkert und kultiviert,
infolge seiner Lage das vermittelnde Glied zwischen Deutschland und der
skandinavischen Halbinsel. Im Besitz der wichtigen Meeresstraßen zwischen
Ostsee und Nordsee, entwickelte sich Dänemark früh zur herrschenden Macht im
N. Europas. Unter Knud dem Großen ums Jahr 1000 erstreckte sich die
däuische Herrschaft bis über England und Norwegen; später standen die Küsten-
gebiete von Holstein, Mecklenburg und Pommern unter dänischer Herrschaft,
und in der Union von Kalmar (1397) vereinigte Dänemark unter seinem
Scepter die drei nordischen Reiche. Seit dem 16. Jahrhundert wurde Däne-
mark allmählich aus der Reihe der europäischen Großmächte verdrängt. Unter
Gustav Wasa erstritt Schweden seine Freiheit (1521). Im Jahre 1814 ging
Norwegen und 1864 Schleswig-Holstein verloren. So ist Dänemark nunmehr
zu der Bedeutung eines Kleinstaates herabgesunken.
a) Das Hauptland.
1. Das ^aud. Das eigentliche Dänemark, in gleicher Breiten-
läge mit dem s. und mittleren Schottland, besteht aus der Halbinsel
Jütland und zahlreichen sö. davon gelegenen Inseln. Die größten
derselben sind Seeland, Fünen, Langeland, Laaland, Falst er
und Möen. Durch die nachbarliche Lage dieser einzelnen Teile des
Hauptlandes zueinander und zu Skandinavien werden mehrere Meeres-
straßen gebildet. Außer den bereits früher genannten gebören dazu
noch der große Belt zwischen Seeland und Fünen und der kleine
Belt zwischen Fünen und Jütland. Wegen der vielen Untiefen und
Strömungen der Meeresstraße ist die Schisfahrt in denselben nicht ohne
Gefahren; das Kattegat ist außerdem noch sehr sturmreich.
Die Küstenentwickeluug der Inselwelt erscheint scharf ans-
geprägt. Die Meeresufer sind durchweg flach. Nur an solchen wenigen
Stellen, wo Kreidefelsen in steilem Absturz zum Meere abstillen, treten
kräftigere Userformen auf. Solche Steilabstürze, die in ihrer Form.
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Extrahierte Personennamen: Gibraltar Gozzo Malakka Helena Knud Kalmar Gustav_Wasa Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Irland Munster Europa Malta Asien Cypern Indien Ceylon Singapur Penang Hongkong Amerika Britisch-Nordamerika_(Canada Neufundland Westindien Jamaika Bahama-Jnseln Guayana Afrika Basuto- Rhodesia Nigeria Sokotra Uganda Sansibar Australien Ozean Australien Neuseeland Neuguinea Europa Ostsee Nordsee Island Deutschland Ostsee Nordsee Europas England Norwegen Holstein Pommern Norwegen Schleswig-Holstein Schottland Seeland Langeland Skandinavien Seeland
— 135 —
den Getreidebau unmöglich. Man hat es wohl versucht, in geschützten
Tälern etwas Gerste und Hafer anzubauen. Aber diese Pflanzen setzen
äußerst wenig Köruer an und müssen meistens grün gemäht werden.
Anch die Kücheugewüchse, die man in geschützten Gärten zieht, sind ver-
krüppelt und kraftlos. Es fehlt eben die nötige Sommerwärme. Der
Banmwnchs beschränkt sich auf niedrige Ebereschen, Weiden und
Wacholdersträucher. Dagegeu sind die Täler und Bergabhänge reich
an Gräsern und sonstigen Futterkräutern; auch ist Island reich an
Moos- und Flechtenarten, die oft die ödesten Felsen überziehen. Eine sehr
nützliche Flechtenart ist das „isländische Moos", welches als Heilmittel
gegen Brustkrankheiten und als Zusatz zum Brotmehl sehr geschützt ist.
Die Bewohner sind nordgermanischer (skandinavischer) Ab-
stammung. Sie ernähren sich vom Fisch- und Robbenfang, dem Ein-
sammeln von Eiderduueu und. von der Schafzucht. Das Schaf bringt
dem Isländer den größten Nutzen und wird daher in großen Herden
gehalten. Es liefert ihm Milch, Wolle und Fleisch. Das kleine, aber
sehr ausdauernde Pferd ist als Reittier sehr geschätzt; das Renntier
lebt wild und wird gejagt. Au Raubtieren kommen Schneefüchse und
Eisbären vor. Nur 2/5 des Landes sind bewohnbar. Am dichtesten
ist die Bevölkerung ans den weidereichen Abhängen der Nord- und
Südwestseite. Dem Mangel an Holz beim Häuserbau wird durch große
Mengen Treibholz abgeholfen, das der Golfstrom an die Küsten treibt.
Als Brennmaterial dient der Torf, welcher auf Island in großen
Mengen vorkommt. Er wird neben Holz und Rasenplatten auch zum
Häuserbau benutzt. Nach Island eingeführt werden Mehl, Gemüse,
Kolonialwaren, Eisen und Holz, ausgeführt getrocknete Fische, Wolle,
Tran, Eiderduueu und Talg.
Tie Isländer zeigen in ihrer entlegenen Heimat viel Sinn für Bildung
und Wissenschaft. Obwohl keine Volksschulen bestehen, findet man doch kaum
einen Isländer, der nicht lesen und schreiben könnte. Die alten nordischen
Götter- und Heldensagen haben sich bei den Isländern am
-schönsten erhalten. („Edda".)
Von den Normannen in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts entdeckt,
wanderten (874) Norweger nach Island ein und gründeten hier einen freien
Staat, dessen Bürger im Jahre 1000 das Christentum annahmen. Nach
mancherlei innern Wirren kam die Insel im 13. Jahrhundert an Norwegen und
1381 mit diesem an Dänemark. Heute hat sie eine eigene Verfassung und ein
eigenes Parlament (Althing).
Die Hauptstadt Reykjavik (Rauchbucht) an der Sw.-Küste
(4000 E.) ist Sitz der Behörden, hat Bnchdruckereieu und Zeitungen,
ein Gymnasium, kein Gefängnis, eine öffentliche Bibliothek, und
zwar die polnächste der Erde. Im Sommer ist R. durch regelmäßige
Dampfschiffahrt mit Dänemark verbunden.
Dänische Kolonien: 88500 qkm mit 43 Tsd. E. Grönland und
westindische Inseln (St. Croix. St. Thomas, St. John). — Am 23. Jan. 1902
ist vermittels Kaufvertrags die Abtretung der w e st i n d i s ch e n Inseln
«n die Vereinigten Staaten von Nordamerika eingeleitet worden.
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Extrahierte Personennamen: Eiderduueu Bnchdruckereieu Thomas John)
Extrahierte Ortsnamen: Island Island Island Island Norwegen Reykjavik Nordamerika
B. Afrika/)
(29,8 Mill. qkm, 177,5 Mill. E., 5,9 auf 1 qkm.)
Entdeckungsgeschichte, a) Den Alten war nur der Nordrand Afrikas
näher bekannt; dennoch finden wir bereits auch im Altertum Spuren weiterer
Afrikaforschung. Die ägyptischen Könige drangen erobernd bis Abessinien und
zur Somaliküste vor. Phönizische Seefahrer kamen an der Ostküste weit bis
über den Äquator hinaus und sollen zur Zeit Nechos sogar den Erdteil um-
schifft haben. Die Karthager legten an der Nord- und Nordwestküste des Kontinents
Niederlassungen an und drangen bis zur Sierra-Leone-Küste vor. Auch..unter-
nahmen sie von der Nordküste aus große Landreisen ins Innere. Von Ägypten
aus sollen Elefantenjäger zur Zeit der Ptolemäerherrschast bis zum Seengebiet
und zum Nigir vorgedrungen sein.
Im Mittelalter verfiel die Kenntnis Afrikas vollständig. Ganz Nord-
afrika wurde im 8. Jahrhundert eine Beute des Islam. Im 10. Jahrhundert
besetzten die Araber auch die ganze Ostküste bis zum s. Wendekreise. Für
Forschungen seitens der Europäer erwies sich erst das 15. Jahrhundert äußerst
günstig. Allmählich drangen die Portugiesen an der Westküste entlang nach S,
bis 1487 Bartholomäus Diaz das Kap der guten Hoffnung umsegelte und
Vasco da Gama 1498 zu den arabischen Ansiedelungen der Ostküste und von
dort nach Indien kam.
Die Entdeckung Amerikas und die des Seeweges nach Ostindien waren
der weitern Afrikaforschung wenig günstig. Diese beschränkte sich bis Ende des
18. Jahrhunderts auf Anlage von Küstenkolonien, Missionsversuche und Versuchs-
reisen einzelner Forscher. Die Gründung der African Association in London
1788 war ein bedeutender Wendepunkt in der Geschichte der Afrikaforschung, da
nunmehr an Stelle unsicherer Einzelversuche die zielbewußte Forschertätigkeit
eines großen Kulturvolkes trat.
b) Man kann in der A fri k a f o rs ch u n g der letzten hundert
Jahre (nach Supan) zwei Hauptperioden unterscheiden, die eine von 1788 bis
1848, die andere von 1849 bis jetzt.
Die erste Periode wird durch die Forschertätigkeit der Engländer be-
herrscht und charakterisiert sich als getrennte Forschung imn. und®, des
Kontinents. Durch die Tätigkeit der African Association wurde das
Problem des Nigirlauses gelöst (Mungo Park 1795 — 97 und 1806. Lander
1830), Senegambien erforscht, die Sahara durchzogen, die ersten richtigen Nach-
richten über den westlichen und mittleren Sudan beigebracht und die Guinea-
küste näher untersucht. — Zu gleicher Zeit war die französische Forschung
in den Nilländern tätig. Ein epochemachendes Ereignis war auch die Er-
oberung Algiers durch die Franzosen (1840-47).
Von Südafrika wurde in diefer ersten Periode nur der äußerste Süden,
das Kapland und die n. daran grenzenden Landschaften des Oranje-i^reistaates
und Namalandes bekannt. Seit der Eroberung des bis dahin holländischen
Kaplandes durch die Engländer (1795) sahen sich die holländischen Buren nach
N. gedrängt. Missionare (Livingstone) zogen nach dem n. Nama- und Bet-
schuanenlande; Elesantenjäger und englische Forscher drangen bis zum Limpopo
vor. — Von den Reisen in Ost afrika sind die der deutschen Missionare
*) Afrika = Land der Afri oder Asarika, eines ehemaligen Volksstammes
im Nw. des Erdteils. Die Römer übertrugen den Namen auf das ganze
Küstenland w. von Ägypten. Allmählich ging die Bezeichnung auf den ganzen
Erdteil über und verdrängte die ältere Benennung Libyen, die sich heute nur
in dem Begriff „libysche Wüste" erhatten hat.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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— 141 —
die Nachkommen eingewanderter Spanier, die sich indes nicht immer
von jeglicher Mischung freigehalten haben.
Weltstellung. Amerika entwickelte sich nach seiner Entdeckung
durch Kolumbus rasch zu dem Haupt Handels gebiet des
europäischen überseeischen Verkehrs. Auf die Gestaltung
des gesamten Welthandels, die Vervollkommnung der Seeschiffahrt
und Reederei wurde dies von großem Einfluß. Infolge der aus-
gedehnten Plantagenwirtschaft und erfolgreichen Ausbeutung anderer
Naturgaben wurde Amerika das Hauptbezugsland unserer
sogenannten Kolonialwaren. Von hier kamen n. a. Baum-
wolle, Tabak, Kaffee, allerlei Gewürze, Kakao, Chinarinde, Edelmetalle,
Färb- und Feinhölzer, in neuerer Zeit auch Gelr^ide, Petroleum und
Fleischwaren. In Bezng anf Knltnrbestrebungen wetteifern
manche Lander Amerikas mit deu hervorragendsten europäischen Kultur-
staateu, und die amerikanische Industrie hat in mancher Hinsicht
sogar die europäische überholt. Endlich ist Amerika noch immer das
Hauptziel des europäischen Answ an derer ström es und
erregt als solches das unmittelbare Volksinteresse.
Ii. Nordamerika.
(23 Mill. qkm, 96 Mill. E.)
1. Grönland.*)
(2170000 qkm, 11000 E.)
1. Das Land. Grönland (= Grünland, nach dem Rasengrün
so genannt, welches im Sommer die Küste umsäumt) ist die größte
aller Inseln der Erde, 4 mal so groß als das Dentsche Reich. Die
nächstfolgenden drei größten Inseln der Erde: Neuguinea, Borneo
und Madagaskar, haben zusammengenommen nur einen Flächeninhalt
von der Größe Grönlands. Die Südspitze der Insel liegt mit Peters-
bürg unter gleicher Breite; das Nordende reicht bis zum 82. Breitenkreise.
Das Innere der Insel ist, wenige Felsspitzen ausgenommen, von
Gletschereis, „Inlandeis" bedeckt, das in gewaltigen Zungen bis
zum Meer reicht. Die gewaltigen Eismassen, welche hier die Polar-
gletscher ins Meer abladen (kalben), gelangen als Eisberge in niedere
Breiten, wo sie abschmelzen. Nicht selten werden sie der Schiffahrt
gefährlich. An der Ostküste erreichen die Schnee- und Eisberge die
Höhe der Alpen (Petermannspitze 3500 in); auch ist hier die
Küste buchtenarm und infolge eines kalten Meeresstroms von Eis-
blöcken abgesperrt. An der fjordreichen Westküste entlang führt ein
warmer Meeresstrom, und das Klima ist hier milder. Hier finden sich
auch die meisten Ansiedelungen der Eskimos und Europäer.
*) Grönland wurde schon im 10. Jahrhundert von den Normannen ent-
deckt; ihre Kolonien hielten sie bis ins 14. Jahrhundert. In der ersten Hälfte
des 18. Jahrhunderts legte Dänemark auf Grönland Kolonien an, und Hans
e den Eskimos das Christentum. Später fotqten Niederlassungen
de, Herrnhuter.
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Extrahierte Personennamen: Kolumbus Hans
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Amerika Amerikas Amerika Nordamerika Neuguinea Borneo Madagaskar
kaiserliche Freibriefe schon durch Heinrich Iv. an einzelne Städte,
z. B. an die Bischofsstädte Worms und Speyer: die meisten Ver-
leihungen durch Friedrich Ii. Hohe Bedeutung Kölus in der
Entwicklung des deutschen Städtelebens (s. ob. S. 69); in Süd-
deutschland besonders das Vorbild Freiburgs, im Norden das
von Soest, dessen Recht u. a. auch Lübeck annimmt. — Der
Kmnpf der Zünfte gegen die Geschlechter um die Rathssähigkeit,
dem Wettstreit der Plebs gegen die Patricier int alten Rom ver-
gleichbar, erfüllt die deutsche Städtegeschichte im 14. und 15. Jahr-
hundert. — Die Bauten und das Kunstleben der Städte (im
Süden Nürnberg, Augsburg, Ulm u. a.).
Die drei Haupteinungen deutscher Städte sind:
a. Die drutsche Hansa, atls dem Streben nach Schutz
und Ausbreitung zunächst norddeutscher Handelsinteressen und ans
mancherlei vereinzelten und zum Theil dunkeln Anfättgen (die
frühste Verbindung die zwischen Hamburg und Lübeck) seit dem
Ende des 13. Jahrhunderts entsprungen, im Laufe des 14. zur
vollsten Blüthe entfaltet; seit 1350 über 90 Glieder des Bundes
von Esthland bis Flandern, Lübeck Bundeshaupt, fast im Allein-
besitz des itordischen Handels. Anfängliche Eintheilung der Hansa
in Drittel, später in Viertel (Quartiere): das westfälische
mit Köln, das sächsische mit Braunschweig, das wendische
mit Lübeck, das preußische mit Danzig als Vorort; — Städte-
tage. Wiederholte heiße Kämpfe mit den Nordstaaten Dänemark
und Norwegen (der siegreiche Heldenkampf von 1368—70 gegen
den Dänenkönig Waldemar Iii) entwickelten die Seemacht der
der Hansa — die größte deutsche Flotte, die das Vaterland
je besessen! — und verschafften ihr die Herrschaft der nordischen
Meere. — Haupthandelsstationen in Londott, Brügge, Nowgorod,
Bergen, Wisby (ans Gothland), Stockholtn. Mit dem Umschwung
des Welthandels am Ende des Mittelalters und dem Beginne der
Neuzeit sank die Blüthe der Hansa wie die der italischen Seestädte.
d. Der rheinische Städtebund (s. ob. S. 73), bereits
1254 von Worms und Mainz (Arnold von Walpot) zur Her-
stellung des Landfriedens und zum Schutz des Handels begründet,
über viele andere rheinische und ferner gelegene Städte (z. B.
Nürnberg und Regensburg, Minden und Bregiem, zuletzt mehr
als 70) ausgebreitet, auch geistlichen und weltlichen Fürsten zu-
gänglich, daher kein reiner Stad leb und wie die Hansa. Die
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Friedrich_Ii Friedrich Waldemar_Iii Arnold_von_Walpot
Extrahierte Ortsnamen: Freiburgs Soest Rom Nürnberg Augsburg Ulm Hamburg Esthland Flandern Danzig Dänemark Norwegen Worms Mainz Nürnberg Regensburg Minden
Iv. Außerdrnljche Länder.
A. Italien.
Initalien bildete sich seit dem Ende dermaufischen Periode ein
Anzahl selbständiger Staaten; — ein arges Mißverhältniß zwischen
der hochgestiegenen Geisteskultur und der politischen Haltlosigkeit der
Halbinsel. Zerrissenheit, Parteifehden, ein Durcheinander und Neben-
einander republikanischer und monarchischer Staatsformen, bei aller
Auflösung in den edleren Geistern des Volks eine lebendige Sehnsucht
nach Vereinigung und Einheit der Theile.
Sechs Hauptstaaten treten auf der Halbinsel hervor, l) Zer-
splitterung des Kirchenstaates während des Exils der Päbste in
Aviguon; Adelsparteiungen in Rom. Der Volkstribun Cola di Rienzi
1347 (s. S. 87). Nach der Rückkehr der Päbste Wiedervereinigung
des Gebietes, Centralisierung der Staatsgewalt unter Alexander Vi
(Borgia) am Ende des Mittelalters. — 2) Neapel zuerst in den
Händen des Hauses Anjou, dann nach dem Aussterben von dessen
Mannsstamm, seit der Regierung der viermal vermählten Johanna I
(1343—1332), ein Spielball innerer Fehden und der verschiedensten
Thronbewerber. Am Schluß der Periode fällt Neapel au das Ara-
gonesische Haus, mit dem schon seit 1409 Sicilien vereinigt war. —
3) Florenz (Firenze la bella), schon nach seiner geographischen
Lage dazu berufen das Gleichgewicht zwischen den nach der Hegemonie
strebenden Staaten des Nordens und Südens aufrecht zu erhaltene
bietet in seiner Geschichte ein buntes Bild aller möglichen Verfassungs-
formen. Im 12. Jahrhundert aristokratisches Stadtregiment, dann Be-
kämpfung und Sturz des ghibellinisch gesinnten Adels durch die Zünfte.
Nach mancherlei Wechsel Sieg der vollendeten Demokratie 1378. Er-
hebung des Hauses Medici (Johann, Cosmo, Lorenzo ,,il magnificou),
unter dessen Primat Florenz im 15. Jahrhundert als Handelsplatz
und Geldmarkt, als Fabrikort und Kunststätte, als Hauptsitz der Literatur
und Wissenschaft der Zeit die erste Stelle unter den Städten Italiens
einnimmt. Einigung der tuscischen Landschaft schon im 13. Jahr-
hundert. — 4) Mailand (Milano) einst die Führerin der lombar-
dischen Städtefreiheit (s. ob. S. 65 und 72), nach kurzer Herrschaft
der welfisch gesinnten della Torre's seit 1277 unter dem ghibellinischen
Hause Visconti, das, von König Wenzel 1395 mit der Herzogs-
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Vi
(Borgia Alexander Johanna_I Johann Lorenzo