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1. Geschichte des Mittelalters - S. 48

1870 - Mainz : Kunze
48 seinem Tod 965 in zwei Herzogtümer, Ober - und Niederloth- ringen getheilt. Durch den deutschen Bürgerkrieg gelockt, fallen die Ungarn — zum letztenmal — in das Reich ein. Ottos Sieg auf d em Lechfeld mit der Macht des wieder geeinigten Reiches 955. Eroberung der bayrischen Ostmark (Oesterreich). Berengars Abfall und Angriffe gegen den Pabst bestimmten 961—965 Otto zum zweiten Römerzug 961—965. Völlige Beseitigung Berengars. Ottos Kaiferkrönung („sanctus imperator“) durch Pabst Johann Xii. Seitdem Grundsatz: nur der deutsche König zum Kaiserthum fähig, die Verleihung aber nur in Rom möglich. — Zerwürfnisse mit dem Pabst, dessen Absetzung und Wahl Leos Viii, den Otto gegen alle Angriffe hält. Auf einem dritten Römerzug 966—972 völlige Unterwerfung der auf- ständischen Römer (der Präfect Peter); Befestigung der pübst- lichen Macht in Rom (Johann Xiii) und Herstellung des Kirchen- staates. — Vermahlung seines Sohnes und Thronerben Otto mit Theophano, der Tochter des griechischen Kaisers Romanus, Ii, zum Zweck der Erwerbungen der süditalischen Territorien. — Ottos d. Gr. Tod zu Memleben, Beisetzung zu Magdeburg. 3. Ottcho Ii 973—983, ein begabter, kühnstrebender, aber leidenschaftlicher Fürst, a. Sicherung des Friedens im Innern und der R e i ch s g r e n z e n: Absetzung Heinrichs Ii, des Zänkers, von Bayern (seit 955 Herzog), Abtrennung der Mark Kärnthen von Bayern und Erhebung zum selbständigen Herzogthnm. •— Ottos Einfall in Frankreich gegen König Lothar, der ihn in Aachen bedroht hatte. Aussöhnung beider Könige 980; Sicherstellung Lothringens. — 5. Sein Römerzug 980; Kaiserkrönung 981. Griechen und Araber gegen Ottos Absichten auf Süditalien; seine Niederlage und wunderbare Lebensrettnng in Calabrien 982. — 4. Otto Iii 983—1002, bei feiner Thronbesteigung 4 Jahre alt. Ein Fremdling unter den deutschen Königen; hochgebildet, streng kirchlich, aber ohne kriegerische und politische Thalkraft. Seine Abneigung gegen alles Deutsche, blinde Vorliebe für Rom und den Süden; seine Kaiserkrönung, 996. Einflüsse seiner Mutter und Großmutter Theophano und Adelheid, des Erzbischofs Wil- ligis von Mainz und Gerberts von Rheims, des späteren Pabstes Sylvester Ii. — Aussöhnung mit Heinrich dem Zänker, der sein Herzogthnm

2. Geschichte des Mittelalters - S. 86

1870 - Mainz : Kunze
86 U Vergebliche Versuche Ludwigs, mit den Päbsteu sich auszu- söhnen, trotz aller Demütigungen. Der Kurverein von Rense <338 1338 auf Anlaß des Erzbischofs von Mainz gegen die Eingriffe Frankreichs und die Uebergriffe der Kirche gestiftet, zur Wahrung der nationalen Selbständigkeit. — Einstimmiger Beschluß: ein durch alle oder die Mehrheit der Wahlfürsten gewählter König bedarf nicht der Bestätigung des römischen Stuhles. Ludwig er- klärt in einem Manifest auch die Kaiserwürde für unabhängig vom Pabst. o. Ludwigs Hauspolitik: Erwerbung der Mark Bran- denburg nach dem Aussterben der Askauier mit Waldemar dem Großen (-f 1319); Belehnung des 8jährigen Ludwig 1323; — Verschmelzung des erledigten Herzogthums Niederbayern mit Ober- bayern, dem Stammland des Kaisers; Vermählung Ludwigs von Brandenburg mit Margaretha Maultasch, der Erbin von Tyrol 1342 1342. Seiner Gemahlin Erbschaft von Holland, Seeland, Fries- 1345 land, Hennegau 1345; — die Wittelsbachische Hausmacht von Nord- und Ostsee bis zur Adria. Wahl des Gegenkönigs Karl Iv von Mähren, Sohn Jo- hanns von Böhmen (ß in der Schlacht bei Crecy 1346) unter Einfluß des Pabstes Clemens Vi. Ludwigs Tod 1347. 6. Karl Iv (1347—1378), nach dem Tode des von der bay- rischen Partei ausgestellten Gegenkönigs Günther von Schwarz- burg (f 1349) einhellig anerkannt; — der gelehrteste unserer Könige („quinque linguarum peritissimus“) und einer der staats- klugsten, „Böhmens Vater, des h. römischen Reiches Erzstiefvater" (Ausspruch Maximilians I); friedliebend und thätig. a. Sein Wirken in Böhmen: Das slavisch-deutsche, mit dem Reiche nur locker verbundene Böhmen sein Vaterland und Lieblingsaufenthalt, der Schwerpunkt und die Grundlage seiner Macht, das Böhmische seine Muttersprache. — Ausgezeichnete Ver- waltung des Landes, das er für ein Erb reich seines Hauses er- klärt ; Böhmens Glanzpunkt unter diesem seinem volksthümlichsten Fürsten. Aufblühen seiner Residenz Prag; Gründung der dor- 1348 tigen Universität, der ersten Deutschlands 1348, nach dem Muster der Hochschulen von Paris, wo Karl selbst studiert hatte, und Bologna. Vergrößerung seiner böhmischen Hausmacht, zu der auch Mähren, Schlesien, die Oberpfalz und die Lausitz gehören, durch die Mark Brandenburg, (der falsche Waldemar 1348—1350) !

3. Geschichte des Mittelalters - S. 98

1870 - Mainz : Kunze
Iv. Außerdrnljche Länder. A. Italien. Initalien bildete sich seit dem Ende dermaufischen Periode ein Anzahl selbständiger Staaten; — ein arges Mißverhältniß zwischen der hochgestiegenen Geisteskultur und der politischen Haltlosigkeit der Halbinsel. Zerrissenheit, Parteifehden, ein Durcheinander und Neben- einander republikanischer und monarchischer Staatsformen, bei aller Auflösung in den edleren Geistern des Volks eine lebendige Sehnsucht nach Vereinigung und Einheit der Theile. Sechs Hauptstaaten treten auf der Halbinsel hervor, l) Zer- splitterung des Kirchenstaates während des Exils der Päbste in Aviguon; Adelsparteiungen in Rom. Der Volkstribun Cola di Rienzi 1347 (s. S. 87). Nach der Rückkehr der Päbste Wiedervereinigung des Gebietes, Centralisierung der Staatsgewalt unter Alexander Vi (Borgia) am Ende des Mittelalters. — 2) Neapel zuerst in den Händen des Hauses Anjou, dann nach dem Aussterben von dessen Mannsstamm, seit der Regierung der viermal vermählten Johanna I (1343—1332), ein Spielball innerer Fehden und der verschiedensten Thronbewerber. Am Schluß der Periode fällt Neapel au das Ara- gonesische Haus, mit dem schon seit 1409 Sicilien vereinigt war. — 3) Florenz (Firenze la bella), schon nach seiner geographischen Lage dazu berufen das Gleichgewicht zwischen den nach der Hegemonie strebenden Staaten des Nordens und Südens aufrecht zu erhaltene bietet in seiner Geschichte ein buntes Bild aller möglichen Verfassungs- formen. Im 12. Jahrhundert aristokratisches Stadtregiment, dann Be- kämpfung und Sturz des ghibellinisch gesinnten Adels durch die Zünfte. Nach mancherlei Wechsel Sieg der vollendeten Demokratie 1378. Er- hebung des Hauses Medici (Johann, Cosmo, Lorenzo ,,il magnificou), unter dessen Primat Florenz im 15. Jahrhundert als Handelsplatz und Geldmarkt, als Fabrikort und Kunststätte, als Hauptsitz der Literatur und Wissenschaft der Zeit die erste Stelle unter den Städten Italiens einnimmt. Einigung der tuscischen Landschaft schon im 13. Jahr- hundert. — 4) Mailand (Milano) einst die Führerin der lombar- dischen Städtefreiheit (s. ob. S. 65 und 72), nach kurzer Herrschaft der welfisch gesinnten della Torre's seit 1277 unter dem ghibellinischen Hause Visconti, das, von König Wenzel 1395 mit der Herzogs-

4. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 82

1878 - Mainz : Kunze
- 82 — verlor. Von ihm berufen wurde das Concil zu Nicäa abgehalten (325), auf welchem die Zeit des Osterfestes bestimmt und die Wesenseinheit Christi mit Gott zum Glaubenssatz erhoben ward. Daß derselbe Kaiser die Herrschaft über Rom dem dortigen Bischof geschenkt habe, ist eine mittelalterliche Erfindung, welche insofern verhängnisvoll ward, weil auf sie gestützt die Päpste den Anspruch auf die Weltherrschaft erhoben haben. Unter Constantins Söhnen erwarb Constantins, dessen Namen die Stadt Constanz trägt, durch Mord und Krieg die Alleinherrschaft; im Besitze derselben widmete er seine Aufmerksamkeit mehr den Streitigkeiten der Theologen, welche trotz der Entscheidung des nicanischen Concils zwischen Arins und Athanasius schwankten, als der Regierung des Reichs. Unterdessen gieng es am Oberrhein scharf her, da die Alamannen, ein deutscher Völkerbund, das Elsaß zum Eigentum begehrten. Des Kaisers einzig übrig gebliebener Vetter Julian, der aus klösterlicher Stille zum Schirmvogt des Westens berufen von dem glänzenden Trier aus mit Eifer und Geschick seine Aufgabe erfüllte, schlug ihren Anführer Knotomar bei Straßburg (357) und zeigte zum letzten Male die Ueberlegeuheit der römischen Waffen und List. Bald darauf bestieg er selbst den Thron, versuchte, jedoch erfolglos, das Heidentum in seiner edleren Gestalt wieder aufzurichten und wurde nicht durch angriffsweises Vorgehen, sondern durch Auffrischung der klassischen Bildnng und durch Zurücksetzung der christlichen Beamten ein Verfolger der Kirche. Die erbitterten Bischöfe und das fanatisierte Volk haben ihm daher den Namen Apostata, d. i. Abtrünniger, gegeben. Er starb aus einem Zuge gegen die Perser schon nach 20monatlicher Regierung (363). Nach ihm gab es nur noch christliche Kaiser. § 52. Literatur und Limit. Rückblick. Nur sehr spärliche Reste altitalischen und altrömischen Schrifttums sind auf uns gekommen und berechtigen uns zu dem Schluffe, daß es mit den Römern vor den punischen Kriegen, sowohl was die Form als den Inhalt der literarischen Denkmäler betrifft, recht ärmlich bestellt war. Auch von da an entwickelte sich die Dichtkunst fast nur nach dem Vorbilde der Griechen, wurde auch, wenigstens in der ersten Zeit, mehr von Nichtrömern gepflegt. Bemerkenswerth sind die der attischen neueren Komödie nachgebildeten Lustspiele des Plautus und des afrikanischen Terenz. Lukrez schloß sich an ein epikureisches

5. Geschichte des Altertums - S. 235

1879 - Mainz : Kunze
Geschichte der Frauen des Altertums. 235 anderen Stoffen auf und mischte sie entweder den Gerichten bei, oder trank sie im feinsten Weine. Ehe die Mahlzeit begann, welche Seltene kost-oft von 2 Uhr Mittags bis tief in die Nacht whrte, reizte man ftne^etee* den Appetit mit den pikantesten Gerichten, welche der Gaumenkitzel nur ersinnen konnte, zum Essen und Trinken und schmte sich nicht auch Brechmittel zu gebrauchen, welche man sonst dem berladenen Magen geboten hatte, um eine begonnene Mahlzeit weiter fortsetzen zu knnen. Eine groe Reihe von Gerichten bildete die Hauptmahlzeit, bei welcher namentlich die seltensten Vgel und Fische erforderlich waren. Man lie Murnen aus der sicilischen Meerenge oder aus Spanien kommen, Stre von der kleinasiatischen Kste, Austern von Tarent oder Britannien und Fische aus allen greren Flssen des bekannten Erdkreises. Pfauen, Krametsvgel, Flamingozungen wur-den zu kostspieligen Gerichten benutzt. Es ist recht bezeichnend fr die rmische Kaiserzeit, da Caligula fr eine einzige Mahlzeit Aufwand m 350,000 Thaler verausgabte. Dem Luxus der Tafel entsprach die ^chenew-Verschwendung, mit welcher man die Speisesle herrichtete, Tische, tidjtung. Ruhebetten, Polster, Geschirre, Aufstze bestellte, das zahlreiche auf-wartende Sclavenheer in Gold und Silber kleidete und fr die ver-fchiedenen Bedienungen sorgfltig einben lie. Schauspieler, Snger, Possenreier, Gladiatoren zc. suchten die Gste zu unterhalten. Die schwelgerischen Gastmhler hatten Krankheiten, Unthtigkeit Die Folgen und Unsittlichkeit eben so ausgesuchter Art, wie sie selbst waren, inbet ttt"a6t9' ihrem Gefolge. Von hitzigen Fiebern, Kopfschmerz und Schwindel, Schlaflosigkeit, bsartigen Geschwren tc. wurden die Schlemmer geplagt und fanden an keiner Anstrengung mehr Gefallen. Orien-talische Verweichlichung zeigte sich in den kleinsten Verhltnissen. Die rmischen Stutzer verwandten eben so viel Zeit als die eitelsten Frauen auf ihren Putz, konnten Stunden lang vor dem polirten Metallspiegel stehen, um die Toga in knstliche Falten zu legen, die anmutigste Haltung und Bewegung des Krpers einzuben und das Haupthaar nach der Mode zu kruseln. In der Putzsucht leisteten die Frauen der rmischen Kaiserzeit Die Putzsucht das Unglaubliche, und es wird nicht ohne Nutzen fr das Verstnd- bergt^en nis jener Zeit sein, wenn wir eine rmische Frau einmal in ihrem Putzzimmer beobachten. Denn was der reichsten Frstin der Gegen-wart mit allen ihren Schtzen zu besitzen und zu fordern nicht mg-lich ist, das besa die Frau eines rmischen Senators oder Ritters, und alle Tage zeigten ihre Befehle, welche Anforderungen sie an die Kasse des Gemahls und an die Unterwrfigkeit ihres zahl-

6. Geschichte des Mittelalters - S. 118

1878 - Mainz : Kunze
118 Dritte Periode des Mittelalters. erschien ein solcher um so notwendiger, als auch Andreas Ii. von Ungarn wegen Mangel an Lebensrnitteln aus Kleinasien, wohin er glücklich vorgedrungen war, den Rückzug hatte antreten müssen und die Nachricht von dem Verluste der Stadt Damiette eingetroffen war. Auf diese neue Botschaft forderte der Papst Honorius den Kaiser Friedrich Ii. auf, sein gegebenes Wort zu losen und das heilige Land zu befreien, umerrtamt Verschiedene Ereignisse hatten den Kaiser genötigt, die Erfüllung feines den fünften Versprechens zu verschieben. Er mußte zuletzt dem Papste zugestehen, Ämattfl daß er, wenn der Kreuzzug nicht nach 2 Jahren zur Ausführung fomme! dem Banne verfallen wolle. Friedrich fetzte die Abfahrt auf den Tag der Himmelfahrt Marias 1227 fest. Die Streiter sammelten sich in Apulien, und obwohl das ungewohnte Klima viele Kranfheiten unter ihnen verursachte, Friedrich selbst mit leichtem Unwohlsein das Schiff bestieg, so fand die Abfahrt doch statt. Als sich aber auf dem Meere der Zustand des Kaisers verschlimmerte, fehrte derselbe um, in der Ab- fettvmnnb in den dädern von Pozzuoli erst zu gesunden. Doch der Papst verfällt dem erflärte Friedrichs Krankheit für Verstellung und sprach den Bann über Bann, ihn aus. Vergeblich suchte sich der Kaiser zu rechtfertigen. Er schiffte sich bald darnach wieder ein, ohne des Bannes ledig zu fein, und landete in Akko. Hier ward er mit großem Jubel aufgenommen. Als aber der Papst den Bann erneuerte und dem Patriarchen sowie allen Rittern untersagte, dem Kaiser zu gehorchen, entstanden Spaltungen undzwistig-Jriebnrf, feiten im Lager der Kreuzfahrer. Da wußte der Hochmeister des deutschen ungeachtet die Ordens, Hermann von Lalza, Rath. Er schlug dem Kaiser vor, fortan iit-Skm atte ^^ehle im Auftrag Gottes und der Christenheit zu erlassen. Alle folgten dem Kaiser nach Joppe, wo ohne Blutvergießen mit dem Sultan vort Aegypten ein Vertrag zu Stande kam, laut dessen Jerusalem und Nazareth mit ihrem Gebiete, ferner alle Landschaften und Drte zwischen der Küste und Jerusalem abgetreten werden, die Moscheen unverletzt, die seßhaften Moslemin aller Orten ungefährdet bleiben sollten. Trotz des Widerspruchs der Geistlichen und Tempelherrn zog Friedrich in Jerusalem ein, bestrafte die fchmähfüchtigsten Priester und verordnete, daß fein Ritterorden ein vom Könige unabhängiges Heer und kehrt haben und fein Templer ohne Erlaubnis Jerusalem betreten solle. 5unicf' Hiernach kehrte Friedrich wieder heim. Die Christen 6* ® *e beiden Kreuzzüge Ludwigs Ix. von Frans reich. erteiben uner= C1,'iufte h\L' ^aum hatte Friedrich Palästina verlassen, so brachen unter den Jerusalem. Christen im Morgenlande, den sogenannten Pullanen, heftige Zwistig-

7. Geschichte des Mittelalters - S. 92

1878 - Mainz : Kunze
92 Zweite Periode des Mittelalters. ihn Gregor vor sich kommen und sprach ihn des Bannes ledig, wenn er in Augsburg erscheinen, bis dahin aller königlicher Handlungen sich enthalten und dem Papste gehorsam sein wolle. Dann las Gregor in Heinrichs Gegenwart eine heilige Messe. Als er die Hostie geweiht hatte, brach er dieselbe, nahm die eine Hälfte und sprach: „Deine Freunde, meine Feinde, beschuldigen mich vieler Ungerechtigkeiten und Laster. Siehe hier ist der Leib des Herrn. Bin ich schuldig, so möge er mich auf der Stelle tödten. Nach diesen Worten aß Gregor die eine Hälfte der Hostie und als er gesund und unverletzt blieb, reichte er die andere dem König und sprach: „Die Großen des Reichs haben wegen harter Verbrechen Deine Ausschließung aus der Kirche verlangt; bist Du unschuldig, so nimm diese noch übrige Hälfte vom Leibe des Herrn und rufe Gott zum Zeugen Deiner Unschuld an; dann will ich Dich in alle Deine Würden wieder einsetzen und fortan Dein Vertheidiger sein." Heinrich erblaßte; er fühlte sich nicht frei von Schuld und entzog sich dem Gottesgericht. Nach der Messe lud Gregor den König zum Frühmahle ein, unterredete sich mit ihm und entließ ihn unter ernsten Ermahnungen. votden i'onf Heinrich fand die Stimmung der lombardischen Großen ganz verdarben Jer- ändert. Sie empfingen den König schweigend, kalt, mit Verachtung; achtet, die Bürger nahmen ihn nicht in die Städte auf und kamen ihm auch nicht entgegen, sondern brachten ihm in sein Lager vor die Stadt hinaus, was sie zu liefern gehalten waren. Jetzt empfand Heinrich die erlittene Demüthigung doppelt; er änderte seine Gesinnung, brach sein Wort, sammelte die lombardischen Großen wieder um sich und hinderte die Fürsten^wäh- ^bise des Papstes nach Augsburg. Da traten die deutschen Fürsten len Rudolf in Forchheim zusammen und wählten aus Anrathen päpstlicher Gesandten ^en Herzog Rudolf von Schwaben zum König (1077). Derselbe ward Könige, alsbald zu Mainz gekrönt, aber am nämlichen Abend von den Bürgern zur Stadt hinaus gejagt. Auf die Nachricht von Rudolfs Wahl er- schien Heinrich mit seinem Heere in Deutschland, ließ in Ulm seinen Gegner durch einen Fürstenrath zum Tode verurtheilen und dessen Herzogtum Schwaben dem treuesten seiner Freunde, Friedrich von Hohenstaufen, zuerkennen. Der Krieg zwischen Rudolf und Heinrich Rudolf Mt dauerte drei Jahre. In der Schlacht bei Merseburg fiel Rudolf durch Gottfriedsb Hand des Herzogs Gottfried von Bouillon, welcher die Reichsfahne von Bouillon, trug und den Gegenkaiser tödtlich verwundete. Jetzt mehrte sich Heinrichs Anhang rasch. Gregor hatte nämlich geweissagt, noch in diesem Jahre (1080) werde der falsche König sterben; er hatte Heinrichs Tod gemeint, Rudolfs Tod war erfolgt.

8. Geschichte des Mittelalters - S. 190

1878 - Mainz : Kunze
290 Vierte Periode des Mittelalters. färbten sich blutroth. Es bildeten sich Geschwüre, schwarze Beulen und Flecken. Zuletzt trat Wahnsinn ein, und es erfolgte der Tod. Kein Arzt vermochte zu Helsen, kein Mittel wirkte. Darum sah der Volksglaube in diesem „gräulichen Weltsterben" eine Strafe des Himmels. In 3 Jahren verlor Europa nach glaubwürdigen Berichten 25 Millionen Menschen. An vielen Orten verdächtigte man die Juden, sie hätten die Brunnen vergiftet, und verfolgte sie aufs grausamste. In Mainz wurden 12,000, in Straßburg 2000, in Basel und Rom 3000 erschlagen, verbrannt oder erstickt. Andere glaubten durch Bußübungen das Uebel abwenden zu können, stifteten die Brüderschaft der Geißler oder Flagellanten und zogen betend und büßend, singend und sich Die Geißler geißelnd, mit Fahnen und Kerzen von einer Stadt zur andern; mit Flagellanten 9rofcen Feierlichkeiten wurden sie allenthalben eingeholt und geehrt. Diese Geißler-Prozessionen, deren Lieder oder Leisen sich erhalten haben, wurden den geistlichen und weltlichen Behörden gefährlich. Als der Papst sich gegen die Geißler erklärte, trennten sich diese von der herrschenden Kirche, verschmähten die Sakramente und den Gottesdienst und setzten die Buße der Geißelung an ihre Stelle. Selbst der Feuertod vermochte nicht diese Sekte zu unterdrücken, und noch am Ende des 15. Jahrhunderts tauchten neue Scharen auf. Carl Iv. empfing in Mailand und Rom die Krone. Doch bemühte er sich nicht die deutsche Oberhoheit in Rom und Italien aus- Carl iv. ver- zuüben, sondern begnügte sich damit, seinen Geldsäckel zu füllen. So bestätigte er z. B. der angesehenen Familie Visconti von Mailand für 200,000 Goldgulden den Besitz alles dessen, was sie an sich gezogen; den Florentinern verkaufte er das Versprechen, ihr Gebiet nicht betreten zu wollen, für 100,000 Goldgulden. 1356 veröffentlichte Carl zu Metz das berühmte Reichsgrundgefetz veröffentlicht ^die goldne Bulle," welche so genannt wird von der goldnen Kapsel, Reich/grund- *n welcher das Reichssiegel angehängt ist. In demselben bestimmte er gesetz der 7 Wahl- oder Kurfürsten, welche im Gegensatze zum alten freilich fchon goldnen »uiit. 0^ au^er Acht gelassenen Herkommen, wonach alle unmittelbaren Reichsvasallen geistlichen und weltlichen Standes wählten und auch das Volk bei der Wahl sich betheiligte, allein die Wahl des Kaisers vornehmen sollten. Die 7 Kurfürsten, „die 7 Säulen und Leuchter des heiligen römischen Reiches," waren 3 geistliche und 4 weltliche Fürsten, nämlich die Kurfürsten und Erzbischöfe von Mainz, Cöln und Trier, als Erzkanzler des heiligen römischen Reiches, der Pfalzgraf bei Rhein, als Erztruchseß, der Herzog von Sachsen-Wittenberg, als Erzmarschall, der Markgraf von Brandenburg, als Erzkämmerer, und der König von

9. Geschichte des Mittelalters - S. 123

1867 - Mainz : Kunze
Von der Begründung des päpstlichen Uebergewichtes rc. 123 vereiteln, allein Konrad belobte die Frauen und ließ nicht zu, daß man Die Frauen das Kaiserwort drehe und deutele. Bon6 ®etnsi Als Leopold von Oestreich starb, legte Konrad den Streit für einige Zeit bei. Er gab Heinrich dem Löwen Sachsen zurück, ver- größerte Albrechts Besitzungen in Brandenburg und Baiern bekam Leopolds Bruder, Heinrich — der von seiner gewöhnlichen Betheuerung: Ja so mir Gott helfe! den sonderbaren Beinamen Jasomirgolt führt — welcher Gertruds, die Mutter Heinrichs des Löwen, heirathete. Nach-Konrad m. dem ließ Konrad Iii. sich durch den heiligen Bernhard von Clairvaux bestimmen, den zweiten Kreuzzug zu unternehmen. Mißmuthig war er Kreuzzug von demselben heimgekehrt (S. 113), als er (1152) zu Bamberg starb. Konrads einziger Sohn war 7 Jahre alt, als der Vater starb. Darum hatte dieser auf dem Sterbebette seinen Neffen Friedrich von Schwaben, den Rothbart, zum Nachfolger empfohlen und ihm die Reichskleinodien eingehändigt. Friedrich war den Fürsten angenehm; es gefiel ihnen sein biederes Wesen und seine Tapferkeit, die er auch auf dem letzten Kreuzzug (1147) bewiesen hatte. Er wurde in Frank- fürt einstimmig gewählt und in Aachen gekrönt (1152). Friedrich Barbarossa, 2. Friedrich Barbarossa (1152—1190). Friedrich !. ist von allen deutschen Kaisern seinem erhabenen Vor- der Nesse bilde, Carl dem Großen, am nächsten gekommen. Er war ein schöner, wird^Kauer kräftiger Mann von mittlerer Größe. Das blonde Haar trug er kurz "52 - ii90. abgeschnitten und nur auf der Stirne gekräuselt. Seine Hautfarbe war weiß, der Bart roth, das Auge blau, der Blick scharf, der Gang würde- voll, seine ganze Erscheinung majestätisch. Gelehrte Kenntnisse besaß Charakteristik er nicht, aber Verstand, dabei einen unbeugsamen Willen, wahre Fröm- a3ait’i,t0'ia?‘ migkeit, viel Sinn für Kunst und Wisienschaft. Sein Urtheil betrog ihn selten, sein Gedächtniß nie. Gegen die Kirche und ihre Diener war er ehrerbietig, gegen die Uebergriffe der Geistlichkeit streng. Von sich selbst dachte er bescheiden, und seine Leistungen dünkten ihm im Vergleich zu Dem, was Carl und Otto der Große gethan, mehr Schatten als Thaten zu sein. Friedrich bemühte sich, die Einheit Deutschlands und Italiens zu erhalten, so sehr ihm auch die Welsen und der Papst entgegenwirkten. Kurz nach seiner Krönung gab er Heinrich dem Löwen sein Herzog- thum Baiern zurück, als er den Herzog Jasomirgott wegen Ungehor-Die Verhäu- sams mit der Acht belegt hatte und Gertrude gestorben war. Dann ¿uen^u zog er nach Italien, wo die mächtigeren Städte sich zu Beherrschern Anfang von des Landes^aufgeworfen, den Adel überflügelt und kleinere Städte hart Regierung.

10. Geschichte des Mittelalters - S. 91

1867 - Mainz : Kunze
Bon der Wiederherstellung der abendländisch-römischen Kaiserw. jc. 01 durch Burgund und Savoyen über den Mont Cenis nach Italien zu gelangen suchen. Der ungewöhnlich strenge Winter (der Rhein war vom I I. November bis zum 15. März fest zugefroren) hatte auf den Alpen eine bedeutende Masse Schnee angehäuft, die Pfade verweht und un^'fa9™e6jn Abgründe zugedeckt. Jeder Schritt war mit Lebensgefahr verknüpft. Auf Händen und Füßen kroch die königliche Familie die gefährlichsten Stellen hinauf und hinab, an steilen, glatten Abhängen mußte die Königin mit ihren Frauen in Ochsenhäute genäht und an Seilen ge- zogen oder hinunter gelassen werden. Doch geschah kein Unfall. Als die Ankunft des Königs in Italien bekannt wurde, eilten ihm viele Grafen und Bischöfe entgegen und hofften, Heinrich werde den Papst absetzen; sie versprachen dem Könige ihren Beistand. Der König wollte aber Befreiung vom Banne, und als er hörte, daß Gregor Vii. bereits aus dem Wege nach Augsburg begriffen sei und bei der Gräfin Mathilde*) aus dem Schlosse Canossa weile, eilte er dahin und erlangte endlich, daß der Papst ihn vor sich lassen wollte. Nachdem Heinrich alle Zeichen seiner Würde abgelegt hatte, wurde er baarfuß, im Büßer- und demü- gewande, in die zweite Ringmauer des Schlosses eingelassen. Hier mußte der deutsche König vom 26. bis 28. Januar in der grimmigsten zu Canossa Kälte vom Morgen bis Abend stehen. Am 29. Januar endlich ließ 1077‘ ihn Gregor vor sich kommen und sprach ihn des Bannes ledig, wenn er in Augsburg erscheinen, bis dahin aller königlicher Handlungen sich enthalten und dem Papste gehorsam sein wolle. Dann feierte Gregor in Heinrichs Gegenwart die heilige Messe. Als er die Hostie geweiht hatte, brach er dieselbe, nahm die eine Hälfte und sprach: „Deine Freunde, meine Feinde, beschuldigen mich vieler Ungerechtigkeiten und Laster. Siehe, hier ist der Leib des Herrn. Bin ich schuldig, so möge er mich auf der Stelle tödten." Nach diesen Worten aß Gregor die eine Hälfte der Hostie, und als er gesund und unverletzt blieb, reichte er die andere dem König und sprach: „Die Großen des Reichs haben wegen harter Verbrechen Deine Ausschließung aus der Kirche verlangt; bist Du unschuldig, so nimm diese noch übrige Hälfte vom Leibe des *) Mathilde war eine fein gebildete, schöne und kühne Frau, an Tugenden, Kenntnissen und irdischen Gütern reich. Sie war die einzige Toch- ter des reichen Markgrafen Bonifacins von Toskana und der Beatrix, Tochter Friedrichs von Lothringen. Sie gebot über Parma, Mantua, Modena, Reggio, Piacenza, Verona, die meisten Städte Toskanas und reiche Erbgüter in Lothringen. Ihr Gemahl Gozelo der Bucklige lebte in Deutschland auf Heinrichs Seite, sie in Italien auf Seiten des Papstes, welcher sie ganz beherrschte. Sie war Heinrichs Iv. Base.
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