153
fußtet uttb Bojer. Die letzteten fast gänzlich vertilgt; Gtündnng
det Colonien Mutina (Modena), Bononia (Bologna) uiib Patina.
Auch die Ligntet werden theilweise unterworfen; im Iahte 180 isv
wetden 40,000 und dann nochmals 7000 Ligntet nach Samnium
vetpflanzt.
Zweiter schnitt.
Ktiege im Osten (200 — 168).
1. Erster mneedonischer Krieg (200—197). Griechenland für frei
erklärt (196).
Die jetzt beginnenden Kriege gegen die aus det Monatchie
Alexanders des Gtoßen hetvotgegangenen Reiche wutden den Rö-
metn dadurch erleichtert, daß die despotische Regierung derselben
keine Stütze in dem Volke fand und die Regenten selbst in einem
schwelgerischen Hofleben ihre Kraft vergeudeten. Diese Reiche wa-
ren hauptsächlich Maeedonien, Syrien und Aegypten, dann die
kleineren Königreiche Bithynien, Kappadoeieu, Pergamum, Pontus,
der rhodische Freistaat re. Griechenland von Maeedonien abhängig,
die Hauptstärke in dem ätolischen und achäischen Bunde, deren
Uneinigkeit von den Feinden benutzt wird. Die Römer nehmen
sich nach ihrer alten Politik der kleineren durch die größeren be-
drohten Staaten an, um die letztern zu bewältigen.
Ursachen des ersten maeedonischen Krieges: 1) Das
Bündniß Philipps V. mit Hannibal im zweiten punischen Kriege; 2)
die Eroberung der ägyptischen Besitzungen in Kleinasien und auf den
Cyeladen und die sich daraus entwickelnden Kriege mit Rhodus
und Pergamum, welche Bundesgenossen der Römer waren. Ver-
anlassung zum Kriege gibt ein Hülfegesuch der Athener, in deren
Gebiet die von den Maeedoniern unterstützten Akarnanier einge-
fallen waren. Die ersten Kriegsjahre ohne Erfolg für die Rö-
mer; Philipp dringt sogar in Epirns ein. Erst die Kriegsführung
des T. Quintius Flamininus bringt die Entscheidung; er vertreibt
den Philipp aus Epirus und beendigt den Krieg durch den groß-
ßen Sieg bei Cynoseephalae in der Nähe von Seotussa 197.
Fried ensb edingungen: Philipp gibt alle griechischen Städte in
Asien und Europa frei, liefert seine Kriegsschiffe aus bis auf 5,
darf nicht mehr als 5000 Soldaten und keine Elephanten halten
und ohne Erlaubniß der Römer keinen Krieg außerhalb seines
Landes führen.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Alexanders Philipps_V. Hannibal Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Modena Bononia Bologna Samnium Alexanders Syrien Kappadoeieu Kleinasien Epirns Epirus Seotussa Asien Europa
— 56 —
werfung einiger kleiner Alpenländer im Himalaya nur eine
Frage der Zeit. Das Hochgebirge gegen China (Tibet) hin
nicht mehr nnübersteiglich. Defensiv-Stellnng der Engländer an
den Grenzen von Afghanistan, Aggressiv-Stellung der Russen
zwischen Jaxartes und Oxns (Alexanders Weg nach Indien). —
Oestlich vom Cap Comoriu, noch jetzt durch die submarine Adams-
brücke mit der Küste Coromandel verbunden die paradiesische
Insel Ceylon: die indische Welt auf kleinstem Räume. — Aus-
dehnung der englischen Herrschaft auch über die Ostküste des
bengalischen Meerbusens gegen die Reiche Birma und Siam und
über den S. der malaiischen Halbinsel (Malakka). Hier Singa-
Pore, auf wüster Insel, Hauptstation auf dem Wege zum chiue-
fischen Meere, in dessen Mittelpunkt die kleine Insel Hongkong,
vor dem Hafen der größten ostasiatischen Handelsstadt Cangtong.
— Frankreich in Hinterindien Englands Rival; ein Vortheil
für die geographische und ethnographische Kenntniß des östlichen
Hochasiens. In China wirken für die Erweckung des Volkes
aus seiner Jahrhunderte langen Erstarrung außer den eben
genannten Staaten auch Rußland und Nordamerika. Daneben
wie in Indien an der Seite der Engländer die dentsch-christliche
Mission und die deutsche Rhederei unter norddeutschem Schutze.
Aehulich das Verhalten jener Staaten zu Japan. Bis jetzt noch
größerer Einfluß Süd- und Ostasiens auf Europa als umgekehrt.
4) In Australien^), dem am spätesten entdeckten Reste
der ältesten Welt, außer kleinern Besitzungen:
a. Die Fidschi-Inseln, in der Mitte Polynesiens, und
Norfolk.
b. Die Neu-Seeläudische Gruppe, fast so groß als
Preußen vor 1866; nicht wie die innere australische Inselgruppe
und der Coutinent von Anstralnegern (Papuas), sondern wie die
der äußeren Grnppe von malaiischen Polynesien:, den kriegerischen
Maoris, bewohnt. Harte Kämpfe derselben mit den durch den Reich-
thum des schönen Alpenlandes angelockten englischen Kolonisten.
c. Ta smanien (van Diemens-Land), dessen alte Bevölke-
rnng durch die Berührung mit den Europäern vernichtet ist.
Auch im übrigen Australien scheint die Mission der Engländer und
Franzosen den Untergang der Naturvölker nicht aufhalten zu können.
*) Die Jagd auf die Wale, deren Revier vom Nordpol nach dem Süd-
pol reicht, trug neben den planmäßigen Entdeckungsreisen nicht wenig zur
Auffindung der terra australis bei, gleichwie das Suchen nach Gold Ber-
anlassung zur Cultivierung der amerikanischen Westküste gab.
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Extrahierte Personennamen: Alexanders
Extrahierte Ortsnamen: Afghanistan Alexanders_Weg Indien Ceylon Birma Hongkong Frankreich Hinterindien_Englands China Nordamerika Indien Japan Ostasiens Europa Polynesiens Norfolk
Geschichte der Rmer.
193
ablehnte, 27 v. Chr. den Alleinherrn des rmischen Staates mit dem Beinamen Augustus d. h. der Ehrfurchtswrdige, und drang,
so oft Oktavian scheinbare Miene machte, der lstigen Regierungs-geschfte sich zu entledigen, mit Bitten in ihn, Oberhaupt des Staates zu bleiben. Dadurch, da er sich bewegen lie, die Regierung noch zu behalten, gab er seiner Herrschaft den Schein der Gesetzmig-feit und befestigte sich darin immer mehr. Augustus richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf eine tchtige Verwaltung des ungeheuren Reichs und auf die Erhaltung der Ruhe und Sicherheit in dem-selben. Um die Gruel der Brgerkriege und seine eigne Grau-samkeit in Vergessenheit zu bringen, bte er jetzt die grte Milde, verwaltet das Er stellte die Ruhe und Sicherheit in Rom her, gab Gesetze zin;rmt^Heid' Verbesserung der Sitten und Beschrnkung der Putzsucht, fhrte prachtvolle Gebude in solcher Masse auf, da er sich wohl rhmen durfte, er habe das aus Backsteinen aufgefhrte Rom in ein mar- verschnert mornes verwandelt. Unter seiner Regierung wurde insbesondere b,e @tabtr Kunst und Wissenschaft gepflegt. In den Werken der Baukunst wetteiferte mit ihm sein Jugendfreund Agrippa, welcher als Feld-Herr und Staatsmann ihm zu jeder Zeit treulich beigestanden hatte.
Cilnius Mcenas, aus etruscischem Knigsgeschlechte entsprossen,
weilte am Hose des Kaisers und war der freigebige Beschtzer der pflegt Kunst Dichter Horaz, Vergil und Ovid. Durch seinen Einflu kam es und^fen* dahin, da Augustus ausgezeichnete Talente untersttzte und einen seltnen Kreis von Rednern, Dichtern, Geschichtschreibern und Staats-mnnern um sich versammelte, wodurch vorzugsweise der Ruhm der Augusteischen Zeit und Regierung auf uns gekommen ist. Im Staatsleben wollte Augustus als einfacher Brger erscheinen, wenn er in der Volksversammlung abstimmte oder vor den Gerichtshfen als Zeuge auftrat. Auch sein husliches Leben trug den Stempel brgerlicher Einfachheit. Er bewohnte ein Haus auf dem palati- und lebt nifchen Hgel, welches sich durch Prunklosigkeit auszeichnete, und einfo*' hielt streng auf Sitte und Anstand. Um so schmerzlicher muten ihn daher Vorflle in der eigenen Familie berhren, welche seinen Anschauungen von Wohlanstndigkeit geradezu widerstrebten. Augu-stus war dreimal verheiratet gewesen. Von seiner zweiten Frau Skribonia hatte er eine Tochter Julia, welche dem Agrippa ver- Husliches mhlt war und in der Folge sich durch ihr leichtfertiges Leben und 8etb freches Treiben so berchtigt machte, da der strenge Vater die ent-artete Tochter auf eine Insel im adriatischen Meere verbannte, wo sie noch 20 Jahre lebte. Als Augustus sich von Skribonia
Casfian's Geschichte. I. 5. Aufl, 13
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Extrahierte Personennamen: Augustus Augustus Agrippa Cilnius_Mcenas Augustus Augustus Augustus Skribonia Julia Agrippa Augustus Skribonia
Casfian's
20
Erstes Kapiel. Geschichte der Perser.
ihn (3463. 520 v. Ehr.). Nach einer merkwürdigen Berathschlagung
über die künftige Form des Reiches, wo die Regierung der Stammes-
häuptcr und selbst die eines ganzen auserlesenen Stammes zur Sprache
kam, wurde gleichwohl die Alleinherrschaft beliebt und die Person des
Monarchen durch's Loos bestimmt. Es traf den Dar ins (bei den
Persern Dar ab), ans dem Geschtcchte der Achämeniden, des Hy-
staspes (Gustasp) Sohn und Statthalter in Persien. Die Uebri-
gen unterwarfen sich: und wer wollte nicht (so lange die Volker als
Heerden behandelt werden, dem Eigenthumsrecht eines Herrn
verfallen) den Wunsch eines menschenfreundlichen Schriftstellers (Ro-
bertson , hist, of ancient Greece) unterschreiben: o, daß doch alle
Thronstreitigkeiten auf solch' unblutige Weise geschlichtet würden!
§. ö. Darius Hysta spis.
Dar ins §. rechtfertigte die Entscheidung seines guten Glücks oder
seiner List durch eine weise und kraftvolle Verwaltung. Unter ihm erst
bekam das Reich eine eigentliche Organisation, indem eres in zwanzig
Satrapicn eiutheilte, die Tribute genauer bestimmte, bürgerliche und
militärische Gewalten ernannte, und, wozu zwar schon Cyrus den
Grund gelegt, eine regelmäßige Kommunikation der Provinzen mit
dem Hoflager durch — sogenannte — Posten erhielt. Freilich wurde
auch unter ihm die Serailregierung mit allem Verderbniß, was
sie für Hof und Volk mit sich führt, vollkommener ausgebildct und die
Nation durch Sklaverei und Weichlichkeit entnervt. Aber nach den
Umständen und Verhältnissen, worin die Perser sich damals befanden,
nach ihrem Charakter und jenem der besiegten Völker, nach dem allge-
meinen Verhängniß asiatischer Reiche konnte solches nicht ausbleiben.
Auch waren, so lange Darius herrschte, die Folgen des Grund-
übels noch wenig sichtbar. Er bezwang mit starkem Arme das rebel-
lircnde Babylon und Barca, eroberte die indischen Grenzländer, die er
zuvor durch Skylar von Caryanda hatte auskundschaften lassen, und
legte ihnen einen Tribut von 360 Talenten auf. Minder glücklich be-
kriegte er zwar die europäischen Scythen zwischen dem Don und der
Donau — ihr Land stritt für sie —; aber auf demselben Zuge unter-
warf er sich Thracien und Maccdonien. Jezt herrschte er gewaltig in
drei Welttheilen; das Perserreich stund auf seiner höchsten Höhe. Ein
wenig mächtiges Volk, klein an Zahl, aber stark durch Geist und
Muth, stürzte es, und Darius selbst begann den Krieg, der die
Grundfesten seines Thrones erschüttern sollte.
Schon Cyrus hatte die griechischen Kolonien in Kleinasien theils
als Zubehörde des tydischen Reichs, theils als eigene Eroberung an
sich gebracht. Aber diese blühenden Städte verloren das Andenken
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Extrahierte Personennamen: Volker Darius_Hysta Darius Cyrus Darius Darius Barca Caryanda Muth Darius Darius Cyrus
102
Drittes Kap. Makedonische Geschichte.
Die Nachfolger dieses tapferen Fürsten nannten stch K önige; auch
wurde bei der schnell steigenden Bevölkerung des durch glückliche Kriege
fortwährend erweiterten Landes die Macht so groß, als zu Davids und
S a l o m o's Zeit, der Reichthnm der Hauptstadt noch größer. Aber innere
und äußere Verhältnisse bedrohten das Reich mit schwer vermeidlichem
Verderben. Der Kampf der Pharisäer und Sadduzäer, zweier un-
versöhnlicher, anfangs blos religiöser, darauf auch politischer
Parteien, erfüllte den Staat mit beständiger Zerrüttung, und Roms
schwellende Größe ließ bald keine Hoffnung der Selbstständigkeit mehr.
Zwietracht im königlichen Hanse beschleunigte den Ruin. Der Streit
zweier Brüder, Hy r kan und Aristobulus, um die Krone veranlaßte
die gefährliche Einmischung der Römer und die Erhebung des Jdu-
mäers Antipater. Dieser eben so staatskluge als tapfere Minister
Hy rkans bewog P o mp e jus, gegen Aristo bulu s zu entscheiden (*),
erwarb stch auch Cäsar's Freundschaft, hierauf jene von dcffen Mör-
dern, und herschte in Hyrkan's Namen bis an seinen Tod. Nach ihm
erbte Herodes, sein Sohn, die Macht. Zwar hatten die Parther,
welche damals alles Land bis an's Mittelmeer schreckten, Aristobulus
Sohn, Antigonus, auf eine blutige Weise zum Herrn von Judäa
gesezt; aber die Römer, denen ein parthischer Vasall nicht angenehm
seyn konnte, unterstüzten Herodes, welcher Antigonus besiegte, und
über den Trümmern des asmonäischen Hauses seine, des Jdumäer's,
Herrschaft erhob (3947. 36 v. Ehr.). Jedoch nur durch der Römer
Gnade war er König, und sonach in Judäa nur noch der Name eines
Staates übrig.
in. Aegypten.
§. 27. Die ersten Ptolemäer (**).
Was uns im vorigen Zeitraum zur Geschichte Aegyptens hinzog,
die Eigentümlichkeit seines Volkscharakters und die besondere Gestalt
seiner Verfassung, Religion und Sitte, hat nun größtentheils aufge-
hört. Zwar unter der persischen Herrschaft sahen wir noch in wieder-
holten Empörungen den Kampf der Nationalität gegen auswärtige, auf-
gedrungene Einrichtung: aberalerander hatte in der Gründnng einer
(*) Zwar hatte Aristobulus durch große Geldsummen die Feldherren
Sc au rus, Gabinius und selbst Pompes u s bestochen. Dennoch war Hyr-
kan angenehmer, weil er als „ein einfältiger Mann" unschädlich schien. Pom-
pejus eroberte Jerusalem mit Gewalt —wo er jedoch die Heiligkeit des Tem-
pels ehrte —, legte den Juden Tribut auf, und verwandelte den Königstitel
in jenen eines Ethna rctien.
(**} Ch. Gl. Heyne, progr. de genio scculi Ptolemaeorum, Gott. 1763.
(Hub. Pasc. Ameilhon's Gesch. der Handl. und Schifffahrt der Aegypler
unter den Ptolemäern, a. d. Franz. Prag 1769'
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Davids Judäa Franz Franz
Britischindien.
707
war wirklich furchtbar, aber sehr natürlich, da die Meuterer nicht nur
ihre Offiziere meuchlings erschoßen, sondern auch Gefangene kreuzigten
oder lebendig verbrannten und gegen europäische Weiber und Kinder
wie Kanibalen wütheten (so namentlich zu Delhi und am 26. Juni zu
Kawnpur, dessen Besatzung sich auf die Bedingung freien Abzugs er-
geben hatte). Diese Gräuel wurden vorzugsweise von den Mohamme-
danern verübt, und diese waren auch die eigentlichen Urheber der Re-
bellion; denn der Mohammedaner ist durch seine Religion zum Hasse
und Kampfe gegen Ungläubige verpflichtet, zur Herrschaft über dieselben
berufen, und der indische mußte seine Dienstbarkeit um so bitterer em-
pfinden, als er vor der Ankunft der Engländer fast über ganz Hindostan
herrschte. Aehnlich waren wohl die Gesinnungen der Braminenkaste;
der fremde christliche Herrscher war ihr niemals lieb, und in neuester
Zeit beeinträchtigte derselbe die Privilegien der Kaste, indem die Bra-
minen durch die englische Gesetzgebung der Strafe, selbst der körperlichen,
unterworfen wurden und die Verbrennung der Wittwen — eines der
Mittel, den Fanatismus des Volkes und mit demselben die Kastenherr-
schaft zu stützen — nur verstohlen geschehen konnte. Mohammedaner und
Braminen waren gleichmäßig über die christliche Wissenschaft ergrimmt,
die dem Europäer eine so augenscheinliche Ueberlegenheit über den Asiaten
verleiht, und wenn durch die Hunderte von englischen Misfionsstationen
jährlich auch nicht hundert Individuen der Braminenreligion und dem
Islam entrissen werden, so reichte ihre Wirksamkeit doch hin, zumal auch
einzelne Offiziere und Beamte dieselbe begünstigten, um Mohammedaner
und Braminen zu erbittern. Die Unterwürfigkeit derselben beruhte da-
her allein auf der Furcht vor der Unüberwindlichkeit der englischen Waffen;
aber diese schwand, als unaufhörlich Berichte über englische Niederlagen
in der Krim und vor Kars von einem Ende Asiens bis zum andern
verbreitet wurden. Da wagte es der persische Schah, den Engländern
zum Trotze, Herat wegzunehmen, der chinesische Statthalter Iih in
Kanton, die Erfüllung einzelner Artikel des Friedens zu Nanking zu
verweigern; den Sipahishauptleuten, den Braminen und Radschas aber
schien die Gelegenheit gekommen, die fremden christlichen Herrscher zu
vertreiben. Die englische Armee ist von den Russen vernichtet, sagte
man ihnen, und England ist nicht mehr im Stande eine neue aufzu-
bringen; in ganz Indien sind auf keinem Punkte 3000 englische Sol-
daten vereinigt, also muß es ein Leichtes sein, die ganze englische Streit-
macht vereinzelt zu überfallen und aufzureiben: dann mag es England
versuchen, von Europa aus Indien zum zweitenmal zu erobern. Der
Plan war gut angelegt, aber er gelang nur theilweise; der Ausbruch
erfolgte nicht gleichzeitig, weil auf einzelnen Punkten voreilig; die Sikhs
und Gorkas blieben England treu, die englischen Offiziere und Soldaten
45*
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Extrahierte Ortsnamen: Kars Asiens Herat Nanking England Indien England Europa Indien England
524
Die Zeit von 1815 bis 1857.
den 21. Dezember, in welchem der tapfere General Sale blieb. Die
Sikhs gingen zwar über den Setletsch zurück, erschienen jedoch schon im
Januar wieder ans dem andern Ufer und warfen am 21. ein englisches
Korps unter General Smith; ihre Reiterei zeigte sich der englischen über-
legen, besonders im Einzelgefechte, indem die gewandten Sikhs gewöhn-
lich den Zaum ihres Gegners durchhieben und ihn dadurch fast wehrlos
machten. Der furchtbaren Uebermacht des englischen Geschützes allein
verdankte der englische Oberfeldherr Gough und der Generalgouverneur
Lord Harbin ge, ein Veteran aus Wellingtons Schule, den Sieg in
den Vernichtungsschlachten bei Alliwal (28. Januar) und Sobraon
(10. Februar), worauf den 18. Februar zu Lahore ein Friede ge-
schlossen wurde, der jedoch von keiner langen Dauer war. Schon im
Jahre 1848 erhob sich im April das ganze Pendschab, die Engländer
hatten abermals blutige Kämpfe zu bestehen und konnten sich Multans
erst im folgenden Jahre durch eine sehr anstrengende Belagerung be-
mächtigen; schließlich aber vereinigten sie das ganze Pendschab mit ihrem
Gebiete und ließen nur Kaschmir und andere Gebirgsprovinzen einst-
weilen unter der Herrschaft von Vasallenfürsten aus der Familie Rund-
schid Singhs.
Die Einverleibung des Mahrattenstaates Satarah (1848), dessen
Radscha schon längst Vasall gewesen, wurde in Europa kaum bespro-
chen, obwohl sie ein Beweis mehr war, daß England ganz Vorderindien
seiner unmittelbaren Herrschaft zu unterwerfen eilte, nachdem es dieselbe
nach jeder Richtung an die natürlichen Gränzen der großen Halbinsel
ausgedehnt hatte.
Siebenzehntes Kapitel.
Die selbstmörderischen Kämpfe auf der pyrenäischen Halbinsel.
Nach solchen Erfolgen durften die Engländer wohl fragen, ob die
ganze Weltgeschichte ein Volk aufzuweisen habe, das den Vergleich mit
ihnen aushalte, ob je ein Volk von der Stärke des englischen ein solches
Reich gestiftet und die europäische Kultur in solche Fernen und in solchem
Umfange verbreitet habe? Das gelesenste deutsche Blatt gab damals
gleichsam eine Antwort darauf, indem es sagte, die Engländer thun
große Dinge, die Deutschen aber machen große Worte; England dürfe
man eigentlich nicht mehr als eine europäische Macht betrachten, son-
dern als eine eigene Welt. Dies mag richtig sein, aber daraus geht
zugleich hervor, daß England (mit Schottland und Irland) eine schmale
Grundlage für ein Weltreich ist, insofern das eigentliche Großbritannien
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Smith Gough Siebenzehntes
Extrahierte Ortsnamen: Lord_Harbin Kaschmir Mahrattenstaates_Satarah Europa England England England Schottland Irland
Asien —
V o r d e r - In d i en.
489
Amerika, sondern in knltivirten, stark bevölkerten Ländern, und so weit von Europa
entfernt, sich gegründet Habels Natürlich fragt man, wie das gelingen konnte.
Der Zerfall des großmogolifchen Reichs, der Gegensatz indischer Völker und
moslemischer Herrscher, die feindlichen Verhältnisse der vielerlei Fürsten unter
einander, der den Hindus vorzuwerfende Mangel an allgemeinem Vaterlandsgefühl:
dies alles, so leicht es vou fremden Eroberern benutzt werden konnte, reicht allein
zur Beantwortung jener Frage nicht aus. Denn immer noch gab es in manchem
indischen Staate — namentlich in Mysore und bei den Mahratten — genug Kraft
und Lust zum Widerstande, und was die Engländer an Kriegsvolk aus Europa
hinüber senden konnten, war nie von großer Bedeutung. Ja nicht einmal das
brittische Reich, sondern eine bloße Handelsgesellschaft, die oft indische Kompag-
nie, war es, von der die großen Erwerbungen, freilich gar bald mit Hilfe britti-
scher Regimenter, Generale und Staatsmänner, ausgingen. Und dennoch herrscht
England jetzt in Asien über ein Reich von mehr als 200 Mill. Menschen, und
zwar so, daß die eingebornen Völker nicht eben grollend ihren europäischeil Herren
gegenüberstehen, und selbst der Menschenfreund, dem Unterjochungen durch Fremde
ein Greuel sind, sagen muß: Hier sei einmal ein Eroberungssystem durchgeführt
worden, das deu Unterworfenen zur Wohlfahrt gereiche.
Der Hauptgrund davon liegt in der politischen und religiösen Denkart der
brittischen Nation. Bloße Klugheit ohue überlegne Kriegsheere hätte so Großes
nicht vermocht. Den Portugiesen oder Spaniern, selbst von Männern wie Eortez
und Albuquerque geführt, wäre es uie gelungen, denn sie hätten nur Despotism
und Religionshaß mit sich gebracht- Die Britten dagegen, an freie bürgerliche Ein-
richtungen und religiöse Duldung gewöhnt, tasteten die Bränche und Regiernngs-
formen der einmal Bezwungenen nicht an; im Gegentheil brachten sie den so ost
unterjochten und niedergetretenen Völkern, so weit es unter den vielen Millionen
Menschen sich thuu ließ, Schutz gegen Willkür, Sicherheit auf den Straßen, Be-
lebung der Gewerbe, und zuletzt sogar die Möglichkeit einer neuen mit europäischer
Bildung verwandten Entwickelung. Dabei wurden freilich, sobald sie bei günstigen
Anlässen ihre anfänglichen Handelszwecke zu politischen erweiterten, diplomatische
Ränke so wenig wie Gewaltschritte gespart; aber die Völker waren erstaunt, in
ihnen Sieger zu sehen, denen der höhnende Uebermnth, die ungesättigte Raubsucht,
die gegen Nationalheiligthümcr sich richtende intolerante Wuth moslemischer Er-
oberer fremd war. Friede konnte jetzt walten vom Himälaya bis Ceylon, und
wie der ungestörtere Verkehr, der die Thätigkeit des Volks weckte, sich zu Lande
nordwestwärts in die innerasiatischen Länder auszudehnen begann, sah man all-
mählich Tausende von einheimischen Fahrzeugen mit dem See Handel beschäftigt,
und Dampfboote nicht bloß auf dem ruhige» Ganges, auch auf dem rascheren In-
dus, seit der Britte Burnes diesen Strom in 80 Tagen bis Lahore hinauf und in
15 Tagen abwärts fuhr. Landstraßen, woran es bisher sehr gebrach, werden
vermehrt, Kanüle suchen das Innere aufzuschließen, Eisenbahnen und Tele-
graphen durchziehen in verschie enen Richtungen das Land und große Strecken
unfruchtbaren Lteppenland^s werden durch Bewässerung in reichen Kultur-
boden verwandelt. Eine nach Bewältigung des furchtbaren Militäraufstandes
Tchacht, Lclirb. d. Geographie 8. Aufl. or>
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Amerika Europa Europa England Asien Albuquerque Ceylon Lahore
186 Empörung im brittischen Indien.
langen Reihenfolge der Päpste — die sprüchwörtlichen 25 Regierungsjahre des heiligen Petrus erreichte. Trotz seines hohen Alters — er war bereits in das 82. Lebensjahr getreten — und der Wucht der Sorgen, welche ihm die traurige Lage der Kirche in säst allen katholischen Ländern bereitete, fuhr er fort, mit uu-gebrocheuer Kraft und unermüdlicher Ausdauer seines durch die Zeitumstände so sehr erschwerten oberhirtlichen Amtes zu walten, in welchem er seit dem Beginne seines Pontifikats nach allen Richtungen hin eine ebenso staunenswerte als segensreiche Thätigkeit entfaltet hatte. Ganz besonders wichtig war sein Pontifikat dnrch die Entschiedenheit, mit welcher er die wissenschaftlichen, politischen und sozialen Irrtümer der netten Zeit bekämpfte. In dem in seiner Encyclika vom 8. Dezember 1864 veröffentlichten, von den Gegnern der Kirche so sehr geschmähten „Syllabns" verwarf er eine Reihe von falschen Lehren über Glauben uni) Vernunft, Staatsrecht und gesellschaftliche Verhältnisse, die in 80 Thesen zusammengefaßt waren, und erwies dadurch der gesamten Gesellschaft eine große Wohlthat, indem er ihre Aufmerksamkeit auf das in Hefen Lehren versteckte Gift lenkte und sie zur Wachsamkeit gegen dasselbe aufforderte.
7. Die außereuropäischen Staaten.
a) Die Empörung im indo-britlischen Reiche 1857-1858.
England konnte nach dem Krimkriege weniger entscheidend in die Verhältnisse Enropa's eingreifen, da es in den Jahren 1857 und 1858 einen furchtbaren Militäraufstand in Indien zu bekämpfen hatte. Im Laufe des letzten Jahrhunderts (seit 1757) war gauz Vorderindien von der ostindischen Kompagnie unterworfen worden, so daß diese ein Gebiet beherrschte, welches vom Himalaya bis Ceylon, vom Indus bis zum Jrawaddy reichte und von 100 Millionen steuerzahlenden und von 50 Millionen tributpflichtigen Unterthanen bewohnt wurde. Aber zwischen den Engländern und den Einge-bornen herrschten die schroffsten Gegensätze in Glauben, Sitte und Sprache, und englischerseits geschah nichts, diese Kluft aus- . zugleichen, vielmehr wurde dieselbe durch manche Härten und Ungerechtigkeiten noch erweitert und vertieft. So bildete sich nach und nach in allen Teilen des großen Reichs ein brennender Haß gegen die fremden Eroberer und dieser fand auch Eingang in die Armee, die zum größten Teil ans Eingeborenen, den „Sipa-his," bestand, welche, mochten sie au Muhamed oder die Brah-
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Extrahierte Personennamen: Petrus
Extrahierte Ortsnamen: Indien England Indien Ceylon
Die Zeii der falschen Aufklärung und der gewaltthätigen Staatskunst. 865
Blitzableiters, mit dem Plane aufgetreten, eine Versammlung aus Ab-
geordneten der einzelnen Provinzen zur Leitung der Vertheidigung zu
berufen. Es zeigt dieß, wie nahe den amerikanischen Engländern der
Gedanke lag, ein selbstständiges Staatswesen zu bilden, wenn auch das
Vorhaben einer Trennung von England sich noch nicht damit verband.
Der Krieg, zum großen Theile mit ihren Kräften geführt, hob dasjenige
Bewußtsein, dem fernere Pläne jener Art entspringen konnten. Daß
solche sich ergaben, war das Werk von englischen Maßregeln, durch
welche die Geldmittel der Ansiedler für Englands Zwecke in Anspruch
genommen wurden. Darüber entstand eine Gährnng, die von England
aus genährt wurde, weil die Partei Pitts in ihrem Kampfe gegen den
die Negierung bestimmenden Einfluß die Berechtigung jener Maßregeln
bestritt und in der Unzufriedenheit der amerikanischen Engländer eine
Waffe zum Angriffe auf die Regierung fand. Während so in Amerika
das Gebäude englischer Herrschaft, gerade als es erweitert und befestigt
schien, erschüttert wurde, begann ein mächtiger Bau englischer Herr-
schaft in Ostindien. Theils während jenes Krieges, theilö noch nach
demselben wurden von den Engländern, für deren Macht Bombay an
der malabarischen und Madras an der Koromandelküfte die Stützpunkte
gewesen waren, ausgedehnte Eroberungen in dem niedern Gangeslande,
in Bengalen, durch den Eifer und die Geschicklichkeit Clive's gemacht,
so daß Calcutta, das schon früher ein Ansiedelungsplatz der Engländer
gewesen und während des englisch-französischen Krieges an den Herr-
scher oder Nabob von Bengalen verloren gegangen war, die Hauptstadt
eines großen, der englisch-ostindischen Gesellschaft gehörigen, wenn auch
dem Namen nach von den abhängig gewordenen einheimischen Fürsten
beherrschten Reiches zu werden begann. Bei Erweiterung ihrer ostindi-
schen Besitzungen machten nun die Engländer den Versuch, dieselben
ohne eine sich ausbreitende Bevölkerung von Ansiedlern zu behaupten,
und stützten so den neuen Bau auf die Heeresmacht, welche dort unter-
halten werden mußte und welche durch die aus den dortigen Bewoh-
nern gebildeten Truppen, die Seapoys, noch vermehrt wurde.
21. Nicht lange nach dem siebenjährigen Kriege begann der Geist
der Willkühr und Gewaltthätigkeit ein Werk der Zerstörung an einem
Staate Europas, der durch seine innere Verwirrung zum Widerstande
unfähig war. König August Iii. überlebte nicht lange die ihm durch
den Hubertusburger Frieden gestattete Rückkehr in sein Kurfürstenthum.
Sein Sohn, der Kurfürst Friedrich Christian, starb bald nach ihm, ohne
daß man ihm die polnische Krone angeboten. • Die Republik Polen
hatte längst bei Erledigung des Thrones sich aus eigener freier Wahl
einen König zu geben aufgehört. Jetzt waren es Rußland und Preußen,
denen die Entscheidung anheimsiel. Friedrich Ii. hatte seit dem Frieden
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TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr]]
Extrahierte Personennamen: August Friedrich_Christian Friedrich Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: England Englands England Amerika Ostindien Bombay Madras Bengalen Calcutta Bengalen Europas