Aus der Länderkunde der Erdteile. 31
üppigsten bewachsene Tropenland des asiatischen Festlandes, die Heimat vieler
Palmenarten. Angebaut werden u. a. Reis, Weizen, Baumwolle, Thee, Indigo,
Opiummohn. Der Elefant ist das wichtigste Haustier, der Tiger das ge-
fährlichste Raubtier. In den Flüssen hausen Krokodile; reichlich sind die
Schlangen vertreten. — In den Sumpfländern des Gangesdeltas ist die
Heimat der furchtbaren Cholera.
Südlich von dem steppenartigen, an Diamanten reichen Hochlande
von Dekhan die Insel Ceylon, die Heimat des Zimtbaues. Perleu-
fischerei. Ceylonkaffee.
Die Bewohner Indiens (286 Mill.) sind die Hindus, braun-
farbige Kankasier, welche das Land schon sehr frühe auf eine hohe Stufe
der Kultur brachten. Sie haben noch heute ihre uralte br ah manische
Religion (so genannt nach Brahma, dem obersten Gott) und die Stände-
scheiduug in Kasten. Der Reichtum des Landes lockte aber auch fremde,
namentlich mohammedanische Eroberer an. Im Jndnsgebiet giebt es noch
heute viele Mohammedauer. — Fast ganz Vorderindien gehört heute deu
Eugläudern als indisch-es Kaiserreich. Die Engländer haben An-
bau,. Gewerbefleiß und Verkehr sehr gefördert und viele Eisenbahnen gebaut.
Kalkutta, Hst. an einem Arm des Gangesdeltas, Sitz des Vizekönigs,
wichtigster Ausfuhrhafen Indiens. — Benäres am Ganges, heiligste Stadt der
Hindus. — Lahor, prachtvolle Stadt im obern Jndusgebiet. — Bombay (bombe),
wichtigste Handelsstadt der Westküste. — Madras, bedeutende Handelsstadt an der
Ostküste.
2. Hiuterittdieu, handsörmige Halbinsel mit der fingerartig vorgestreckten
Halbinsel Malakka. Fünf hohe, jedoch nicht schneebedeckte Gebirge durch-
ziehen die Halbinsel gen 880. Zwischen ihnen 4 Ströme, von denen der
Menam der bedeutendste ist. Auf dem fetten Schlammboden der Flnßthäler
gedeiht viel Reis. Die Tier- und Pflanzenwelt erinnert an Vorderindien.
Die Bewohner sind auf Malakka Malayen, im übrigen Hinterindien
ein Mischvolk von Malayen und Chinesen (Jndochinesen). Sie bekennen sich
größtenteils zum Buddhismus. Diese Religion wurde vou dem indischen
Weisen Buddha, einem Zeitgenossen des Cyrns, begründet. Sie zählt etwa
so viel Anhänger, als die christliche der ganzen Erde, da sich zu ihr fast alle
Mongolenvölker des mittleren und s.ö. Asiens bekennen.
Die westlichen Küstenländer und der 8. Malakkas bilden das britische Hinter-
indien. — Den Franzosen gehören die ö. Küstenländer. — Ein einheimisches Reich
ist Siam mit der größtenteils auf Inseln erbauten volkreichen Hst. Bangkok.
3. Ter indische Archipel besteht aus zahlreichen (etwa 10 000) Inseln,
welche sich zu beiden Seiten des Äquators zwischen Südasien und Australien
ausbreiten. Man unterscheidet 4 große Hauptgruppen: die großen Snnda-
inseln (Borueo, Sumatra, Java, Selebes), die kleinen Snndainseln,
die Molukkeu oder Gewürzinseln und die Philippinen. Die größte
der Inseln ist B o r n e o, die dritt-größte Insel der Erde, so groß wie Skan-
dinavieu. — Die Inseln sind gebirgig und vulkaureich. Java ist mit
seinen 46 Vulkaueu das vulkanreichste Land der Erde.
Die^Pflanzenwelt ist bei dem gleichmäßigen, feuchtwarmen Tropenklima sehr
üppig. Zu den sonstigen Kulturpflanzen der heißen Zone kommen köstliche Ge-
würze, als Kampfetbaum, Gewürznelken, Muskatnüsse, ferner Sagopflanzen und auf
den Philippinen Manilahanf. Reis, Zuckerrohr, Kokosnüsse und Brotfrucht gedeihen
m ,vülle. Zu der vielgestaltigen Tierwelt gehören die zahlreichen Papageien und
Gewürztauben, der fliegende Hund, der Orang-Utan (Sumatra und Borneo) und der
Königstiger (Sumatra und Java).
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— 179 —
das Königreich Siam (630 000 qkm, 5 Millionen E.). Die
Hauptstadt Bangkok am Menam (200 000 E.) ist zum Teil auf
Pfählen im Flusse erbaut. Großartige Buddhatempel. Lebhafter Handel.
Europäische Besitzungen.
1. Britische: a) Birma (Barma), der westliche Teil Hinter-
iudiens, ein überaus fruchtbares Reislaud (415 000 qkm und
8 Millionen E.) — Rangun (180 000 E.) an der Jrawadi-
münduug ist der Haupthandelsplatz.
b) Niederlassungen an den Meerengen (Malakka und Singa-
pur). Von besonderer Bedeutung ist der Freihafen Singapur
(184 000 E.) auf einer kleinen Küsteninsel, infolge der glücklichen Lage
Mittelpunkt des Handels zwischen Indien, Ostasien und Australien.
2. Französische: Jndochina (705 000 qkm, 25 Millionen E.),
Gesamtname für die im Osten und Südosten der Halbinsel liegenden
Gebiete: a) Schutzstaat Kambodscha, b) Cochinchina mit der Haupt-
stadt Saigon (65000 E.), e) Schutzstaat Anuam mit Hnü
(30 000 E.) und d) Tongking, eine sehr fruchtbare Landschaft, auch
als Durchgaugslaud nach Südchina wichtig. Hauptort Hanoi
(Kescho) 150 000 E.
Vorderindien.
Es umfaßt das Hochland Dekhan sowie die vorgelagerte hindo-
stanische Tiefebene, welche sich nordwärts bis zum Himalaja erstreckt
und aus zwei sehr verschiedenen Teilen besteht: a) der vorwiegend
dürren Ebene des Indus, b) dem reich bewässerten und außerordent-
lich fruchtbaren Tieflande des Ganges, welcher in seinem Unterlaufe
sich mit dem Brahmaputra vereinigt.
Vorderindien bringt fast alle Produkte der heißen Zone
in größter Fülle hervor, besonders Reis, Weizen, Baumwolle, Ba-
nanen (Banianen, eine Feigenart), Thee, Kaffee, Zuckerrohr, Gewürze,
feine Farbstoffe, Tabak, Mohn (zur Opiumbereitung), Jute (zu Ge-
weben), Seide, viele Arten von Palmen. — Die Tierwelt zeigt die
größten und kräftigsten Formen im Elefanten, Nashorn, Tiger u. f. w.—>
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— 181 —
dunkelfarbige Urbewohner. Verhältnismäßig sehr gering ist die Zahl
der Europäer (etwa 200 000).
Ungefähr 3/4 aller Bewohner Indiens sind noch Heiden (An-
Hänger des Brahmaismus, Buddhismus u. a.), 57 Millionen bekennen
sich zum Islam, 21/2 Millionen zum Christentum.
Die ehemalige Einteilung der Hindu in vier Gesellschaftsklassen
oder Kasten (Priester, Krieger, Ackerbauer und Gewerbetreibende,
Dienende) ist in Anpassung an die modernen Erwerbszweige um-
gestaltet, indem sich die beiden unteren in mehrere neue Kasten auf-
gelöst haben. Die außerhalb der Kasten stehenden P a r i a s werden
als rechtlos mit Verachtung behandelt.
A. Die Kimataja-Länder.
Am obern Indus liegt der britische Schutzstaat Kaschmir,
eine herrliche Alpenlandschaft, mit der Hauptstadt Srinagar
(120 000 E.), wo die feinen Kaschmir-Shawls gefertigt werden.
B. Das Tiefland des Indus.
La höre (177 000 E.) im obern Jndusgebiet, dem fruchtbaren
Pandschab, ist ein wichtiger Handelsplatz. — Peschawer (Peschauer,
84 000 E.) ist als „Thor Indiens" eine wichtige Grenzfestung gegen
Afghanistan.
C. Das Tieftand des Ganges.
Es ist außerordentlich dicht bevölkert und hat viele große Städte.
— Delhi (193 000 E.) an der Dschamna, dem großen rechten
Nebenfluß des Ganges, soll früher als Residenz des Großmoguls
2 Millionen Einwohner gehabt haben. Aus der Glanzzeit sind noch
viele herrliche Tempel und Paläste erhalten. — Allahabad am
Zusammenflusse des Ganges und der Dschamna hat 175 000 E.
Benares (220 000 E.) ist eine den Indern heilige Stadt mit vielen
Badeplätzen in dem göttlich verehrten Ganges. - Patna (165000 E.)
ist der Hauptmarkt für Opium, welches besonders nach China ge-
liefert wird. — Kalkutta an dem auch Seeschiffen zugänglichen
westlichen Mündungsarme des Ganges (862 000 E.) ist der Sitz
der indischen Regierung und der zweite Seehandelsplatz.
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— 172
Nr. Name Flächeninhalt in qkm Einwohnerzahl Auf
5. 6. 7. 8. Französische (Jndochina [d. i. Kambodscha, Cochinchina, An- nam, Tongking^, Pondichery) Portugiesische (Goa, Diu, Macao, Osttimor).... Deutsche (Kiautschou) . . . Vereinigten Staaten von Amerika gehörige (Philip- pinen und Suluiuseln) . . 706 000 20 000 500 296 000 25 Mill. 1 80 000 7 „ 35 48 160 24
Ostasien.
Das Kaiserreich China.
Es umfaßt auf einem Flächenraume von 11 Millionen
den größten Teil des hinterasiatischen Hochlandes, ferner die dem-
selben im Osten vorgelagerte Tiefebene. An Größe wird China von
Rußland und Großbritannien (mit den Kolonien) übertroffen, aber
der Bevölkerungszahl nach nur von letzterem Reich. Nach neuerer
Annahme hat China 357 Millionen Einwohner, das ist fast der
gesamten Menschheit. Auf das eigentliche China treffen hiervon
345 Millionen, während die Nebenlander, obwohl sie 2/3 der Ge-
samtfläche einnehmen, nur etwa 12 Millionen Bewohner zählen.
Das eigentliche Khina,
von den Chinesen mit Stolz „das Reich der Mitte" genannt,
breitet sich über den östlichen Abhang des hinterasiatischen Hochlandes
und über die chinesische Tiefebene aus. Das Land wird vom Hoangho
und Jangtsekjang durchflösse:?. Ein weit ausgedehntes Kanalnetz
verbindet dieses wasserreichste Strompaar Asiens (der berühmte Kaiser-
kanal hat eine Länge von 1300 km — der Lange des Rheins).
Das milde Klima, die Fruchtbarkeit des Bodeus und die starke Be-
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Extrahierte Ortsnamen: Kambodscha Cochinchina Macao Osttimor Amerika Ostasien China China China China Asiens Rheins
— 174 —
stehen geblieben, weil sie in blinder Verehrung zur Vergangenheit
aufschauten und in dünkelhafter Selbstüberschätzung sich bis in die
neueste Zeit von allen andern Völkern abschlössen. Seit 1842 ist
das Land allmählich den Fremden zugänglich geworden. Unaus-
haltsam dringen europäische Einrichtungen vor, besonders seit das
Deutsche Reich, Großbritannien und Rußland an der Küste Be-
sitzungen erworben haben (S. 175).
Infolge rastloser Thätigkeit der (besonders katholischen) Missionäre
zählt China jetzt schon über 1 Million Katholiken und etwa 100 000
Protestanten. Staatsreligion ist die Lehre des Konfutfe, die Niedern
Volksklassen bekennen sich meist zum Buddhismus.
China ist ein unumschränktes Kaiserreich. Der Herr-
scher, „der Sohn des Himmels", vereinigt in sich die höchste Welt-
liche mit der höchsten geistlichen Gewalt. — Das Land wird in
18 Provinzen eingeteilt, welche unter nahezu selbständigen Statt-
Haltern stehen.
China soll angeblich über 50 Städte mit mehr als 7a Million
Einwohner zählen; doch ist die Bevölkeruugsangabe sehr schwankend.
Gewiß ist, daß das Mündungsgebiet der beiden Hauptströme so dicht
bevölkert ist wie kein anderes Land der Erde. Ein Teil der Be-
wohner lebt hier ständig auf Flößen im Wasser. Bei solcher Über-
völkerung treten trotz der Fruchtbarkeit des Bodens oft Hungersnot
und Seuchen auf. Viele Chinesen wandern deshalb nach Indien,
Amerika und Australien aus.
Die wichtigsten Städte Chinas sind:
Peking (mit 1600 000 E.), die Hauptstadt und Residenz
des Kaisers. — Tientsin (fast 1 Million E.) ist die Hafen-
stadt für Peking, mit diesem jetzt dnrch eine Eisenbahn ver-
bunden.
Nanking (72 Million E.), am Jangtsekjang gelegen, ist
eine blühende Handels- und Fabrikstadt, sowie Hauptsitz der chine-
sischen Gelehrsamkeit. — Schanghai (mit 450000 E>) und
Kanton (mit 2v2 Millionen E.) sind die wichtigsten See-
Handelsplätze.
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Extrahierte Ortsnamen: China China China Indien Amerika Chinas Peking Tientsin Peking Nanking Schanghai
— 199
stehen die Völker Afrikas noch ans niedriger Bildungsstufe.
Vielfach herrscht Sklavenhandel; einzelne Stämme sind noch Menschen-
fresser. Von einheimischer Gewerbthätigkeit kann kaum die Rede
sein (Bild 70). Der Handel beschränkt sich vornehmlich auf den
Austausch der heimatlichen Produkte gegen europäische Waren.
e) R e g i e r u n g s f o r m. Der größere Teil Afrikas ist im
Besitze wilder Völker, welche meist unter Stammeshäuptlingen leben.
Bild 71. Karawanenführer im ägyptischen Sudan.
Die europäischen Besitzungen dehnen sich immer mehr von den Küsten
in das Innere aus.
tlordafrika.
Ägypten.
Ägypten bildet dem Namen nach einen türkischen Vasallen-
staat, der unter einem Vicekönig steht, welcher den Titel „Khedive"
führt. In Wirklichkeit aber ist Ägypten unter englischer Herrschaft. ^
Das Reich besteht 1. aus dem eigentlichen Ägypten und
2. aus dem durch Besiegung des Mahdi wiedergewonnenen ägyp-
tischen Sudan (.Bild 71). Dessen wichtigster Ort ist das der
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— 269 —
Am nächsten Morgen war das, was wir uns bisher nnr in
der Phantasie ausgemalt hatten, in Wirklichkeit vor uns. Langsam
fuhr unser Schiff in das Goldene Horn und warf den Anker. Da
ist sie nun, die Siebenhügelstadt mit ihrer unvergleichlichen Lage;
das sind die Moscheen mit ihren blitzenden Kuppeln und den schlanken,
weißen Minarets, das die Gärten und Paläste; das ist Kon-
stantinopel, wie wir es uns vorgestellt hatten, nur noch um vieles
schöner, glühend im rosigen Lichte der Frühsonne.
Konstantinopel oder Stambul (d. i. Stadt des Islam) besteht
aus drei durch Meeresarme getrennten Teilen. Auf der asiatischen
Seite liegt Skutari; auf der europäischen Seite dringt ein breiter
Wasserarm in das Land ein, das Goldene Horn, welches das
eigentliche Stambul vou den großen Vorstädten Galata, Pera n. s. w.
trennt. Das Goldene Horn ist der Hafen von Konstautinopel, der
Marktplatz von drei Weltteilen und einer der größten, schönsten und
sichersten Ankerplätze der Welt. Das eigentliche Stambul, welches
rings von den starken byzantinischen Mauern umschlossen ist (vgl.
Bild 38, S. 124), bildet ein Dreieck, dessen Umfang 18 km beträgt.
Die Einwohnerzahl kann niemand genau angeben; man liest von
einer Million, in Wirklichkeit mag die türkische Hauptstadt, die
Vorstädte mit eingerechnet, von 600 000—800 000 Einwohnern be-
völkert sein. Die Stadtteile sind größtenteils aus Holz und enge
zusammengebaut, woraus sich die vielen und großen Feuersbrünste
erklären. Ans dem Häusermeere ragen meist auf Hügeln viele Hun-
derte von Moscheen, oft schöne und kunstvolle Bauten, hervor. Was
die ganze Stadt, die Seeseite ausgenommen, in dunkeln Gürteln
wie Wälder umzieht, das siud Cypressenhaine, welche die Grabstätten
der Moslems beschatten; denn da der Korangläubige nie ein Grab
zerstört, so sind noch alle Grabstätten samt ihren Denkmälern seit
Ankunft der Türken in Europa erhalten, und die Riesenstadt der
Lebendigen ist von Millionen Wohnnngen der Toten umgeben.
Vor allem ist es in Konstantinopel das Straßenleben,
welches auf den Fremden einen großen Reiz ausübt; denn was er
da sieht, ist ihm etwas Neues. Wenn man die bunte Bevölkerung
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Extrahierte Ortsnamen: Konstantinopel Stambul Stambul Stambul Europa Konstantinopel
— 80 —
immer mehr empor, und alte Baudenkmäler, Skulpturen und bedeutende wissen-
schaftliche und dichterische Werke geben noch heute Kunde von der Höhe und
Ausdehnung altgriechischer Kulturarbeit. In Bezug auf Erdkunde, Astronomie,
Geschichtsschreibung, Dichtkunst, Malerei und Baukunst waren die Griechen die
Hauptträger menschlicher Denkarbeit im Altertum. Auf dieser althellenischen
Kulturarbeit baute sich zum größten Teil erst die römische auf. Freilich hat
diese kulturhistorische Bedeutung nur die eigentliche griechische Halbinsel mit
ihrcn_ reichgegliederten Küsten, ihrem herrlichen Klima und den zahlreichen
Landschaften. Die Berglandschaften Jllyriens und der unwegsame Hämos blieben
immer der Sitz wilder Gebirgsstämme.
Im Mittelalter erlag die Halbinsel, der morsche Rest des oströmischeu
Reichs, dem Ansturm der Türken, welche 1453 Konstantinopel eroberten, in den
folgenden Jahrhunderten tief nach Mitteleuropa vordrangen und fast ganz Ungarn,
Rumänien und die Länder n. vom schwarzen Meer unterwarfen. Im 17. Jahr-
hundert bereits begannen die Verluste, welche sich bis in die ueueste Zeit derart
-fortgesetzt haben, daß von dem einstmaligen großen Türkenreiche in Europa
nur noch wenig übrig ist. Die schwersten Verluste in diesem Jahrhundert
waren die Unabhängigkeitserklärungen von Griechenland, 1821—29 Rumänien,
Serbien,Montenegro (1877—88). die Occupation Bosniens und der Herzegovina
seitens Österreichs und die Entstehung des Fürstentums Bulgarien. Nur die
gegenseitige Eifersucht der europäischen Großmächte verhindert zur Zeit die
gänzliche Beseitigung der Türkenherrschaft in Europa.
a) Der nördliche, festländische Teil der Halbinsel.
1. Das Land. Der breite, festländische Teil der Halbinsel ist
■eine trapezförmige Landmasse, welche sich in ostwestlicher Richtung (auf
dem 43. Breitenkreise gemessen) etwa 850 km, von N. nach S., d. h.
von der Donaulinie, bis zum 40.° n. Br., 500 km und in der
Diagonale von Konstantinopel bis zum Schnittpunkt der dalmatischen
Küste mit dem 15. Meridian etwa 1000 km erstreckt. Letztere Linie
entspricht einer Entfernung von Königsberg bis Basel.
a) D i e K ü st e n g l i e d e r n n g ist am schwarzen Meere ein-
förmig, buchten- und hafenarm. Der kleine Meerbusen von
Burgas ist der einzige nennenswerte Meereseinschnitt. Die Küste
kann nicht schlechtweg flach genannt werden, da an einzelnen Stellen,
z. B. bei Burgas und Varna, kahle, braune Bergkuppen von stattlicher
Höhe an das Meer treten. Aber der Charakter der Küstenlandschaften
bleibt einförmig und ungastlich. - Eine ähnliche Einförmigkeit zeigt
am adriatischeu Meere die albanische Küste, während der dal-
matische Küstentypus durch vielgestaltige Gliederung ausgezeichnet
ist. — Sehr mannigfaltig sind endlich die Formen der Südküste, vom
Bosporus bis zum Golf von Saloniki.
Der Bosporus oder die Straße vou Konstantinopel gleicht einer
27 km langen Stromstrecke, deren steile, felsige Ufer sich völlig wie Flußufer
gegenüber stehen. Täuschender wird der Eindruck noch durch die schmale, tiefe
Einbuchtung des goldenen Horns bei Konstantinopel, das sich wie ein zu-
strömender Nebenfluß ausnimmt. Die durchschnittliche Breite der Meeresstraße
beträgt 2 km. Fast die ganze Uferlinie, namentlich aus europäischer Seite,
nimmt sich wie eine einzige langgestreckte Stadt aus. Einfache Wohnhäuser
wechseln mit prachtvollen Villen, die von terrassenartig ansteigenden Gärten
umgeben sind, schön gelegenen Gartenhäusern mit Springbrunnen, Moscheen,
Bädern und Kaffeehäusern. Die Berggipfel werden von großen Cypressenhainen
gekrönt, welche die Begräbnisplätze beschatten, „Herrlich ist der Blick den Bos- k
porns hinauf, der mit seinen Schlössern und Gärten, seinen Bergen und Burgen
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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TM Hauptwörter (200): [T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen]]
— 81 —
seinen Dörfern und Städten, seinen Dampfschiffen und Nuderböten wie ein
mächtig vergrößerter und von zehnfachem Leben 'erfüllter Rheinstrom wirkt"
(Woermann).
Der Bosporus führt aus dem schwarzen Meer in das Marmara-
meer spropontis). Dasselbe führt seinen Namen nach dem Jnselchen
Marmara, zur w. Inselgruppe gehörig. Im O. des Meeres, vor
dem Eingang zum Bosporus, liegen die kleinen, reizenden Prinzen-
inseln, ein Lieblingsanfenthalt reicher Griechen. Die Straße der
Dardanellen (nach den vier türkischen Schlössern an den Ufern benannt)
oder der H e l l e s p o n t führt in das ä g ä i s ch e Meer. Die Dardanellen
sind an der schmälsten Stelle 1,6 km, an der breitesten 7 km breit.
Viele althistorische Ereignisse knüpfen sich an den Hellespont. Seine
Ufer sind indes nicht so schön als die des Bosporus, zwar freundlich,
aber keineswegs großartig. An der engsten Stelle der Meeresstraße
liegen die Dardanellen, vier stark befestigte Schlösser, zwei auf
europäischer, zwei auf asiatischer Seite. Über die Wälle der Festungs-
werke ragen Kruppsche Kanonen in großer Anzahl hervor. In strate-
gischer Hinsicht sind die Dardanellen der Schlüssel von Konstantinopel.
Die Nordküste des ägäischen Meeres ist reich gegliedert und hat
abwechselnd Steil- und Flachküstenformen. Die wichtigsten Halbinseln
sind Gallipoli und Chalkkdike. Letztere sendet fingerartig drei
schmale Halbinseln weit ins Meer, wahrscheinlich angegliederte ehemalige
Küsteninseln. Die nö. derselben ist die Halbinsel Athos mit dem
gleichnamigen Waldgebirge (1935 in), dessen Hänge zahlreiche griechische
Klöster aufweisen. Der wichtigste Meerbusen an dieser ganzen Küsten-
strecke ist der Golf von Saloniki, wo viele Dampferlinien Anschluß
an die Zweigstrecke der Orientbahn suchen. Zu den n. Küsteninseln
gehören Thasos, Samothrake und Lemnos.
I)) Bodengestaltung und Bewässerung. Die Boden-
gestaltnng zeigt ein schwer entwirrbares Durcheinander von Gebirgszügen,
Becken und Hochflächen. Die meisten Gebirgsketten streichen in der
Richtung der Küsten (von Nw. nach So. oder von Nnw. nach Sso.),
treffen aber auf diesem Zuge auf westöstliche Gebirgszüge, wodurch
ein Gitter werk von Gebirgen entsteht, das eine ausgedehnte Ent-
Wickelung von Ebenen und Flußsystemen hindert. Im allgemeinen
läßt sich ein westliches und ein östliches Gebirgssystem
unterscheiden. Tie Grenzscheide zwischen beiden wird durch das Tal
des Wardar, der in den Golf von Saloniki mündet, und weiter
nordwärts durch die M o r a w a gekennzeichnet. Diese bildet sich aus
der bulgarischen und der serbischen Morawa und fließt n.
zur Donau.
«) Das westliche Gebirgssystem beginnt im Nw. der Halb-
insel mit dem dalmatischen Gebirgssystem (S. 33), zu welchem
hier die din arischen Alpen mit ihren zahlreichen Ketten gehören.
Im weitesten Sinne gehören dazu die Gebirge von Bosnien, der
Herzegovina und Montenegro.
Diese Gebirge, die man gewöhnlich mit dem Namen „dinarisches Falten-
gebirge" zusammenfaßt, bilden w. einer Linie Vistritza — untere Drina eine Reihe
von Parallelketten, die sich im w. Teile von Griechenland fortsetzen, dann
Trvmnau, Lehrbuch der Schiugeographie 11.** (j
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen]]