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Die rechte Zeit der Torfbereitung — die Sommerzeit — ist
jetzt vorüber, und daher treffen wir heute auf dem Moore nur noch
wenige Männer bei verspäteter Arbeit. An den trocken gelegten Orten
stechen sie den Torf mit scharfen Spaten ab; dagegen wird von ihnen
an anderen Stellen die noch feuchte Torferde in hölzerne Formen
geworfen und daun oben mit einem kleinen Brette eben gestrichen; es
gelingt jedoch nur bei sonnigem Herbstwetter, diesen Tors noch trocken
unter Dach und Fach zu bringen.
Trotz dieser alljährlich sich wiederholenden Ausnutzung des Moores
wird die Torferde auf den großen Moorflächen nicht alle; denn sie
bildet sich tagtäglich dadurch neu, daß die Heidekräuter, Biufeu, Ried-
gräfer und Torfmoose, wie wir sie vor unseren Augeu sehen, in den
Wintermonaten niedersinken und verwesen, und daß aus dieser Unter-
läge dann im nächsten Frühjahr nene Pflanzen wachsen, welche im
folgenden Winter dasselbe Schicksal erfahren.
Durch das Herausnehmen der Torferde entstehen aber zahlreiche
Gruben, mit brauuem, übelschmeckenden Moorwasser angefüllt, und
um dieses abzuleiteu, hat man mehrfach Abzugsgräben angelegt, unter
denen der Schiffgraben, an welchem wir auf dem Rückwege entlang
gehen, der größeste ist. Er gleicht einem kleinen Flusse und fließt
über „Gr. Buchholz" uach dem Steuerndiebe und von da in gerader
Linie durch die Eilenriede an dem Zoologischen Garten vorüber bis
nach dem „Neuen Hause" hin, wo ein übermauerter Kaual das Wasser
aufnimmt, um es der Leine zuzuführen. Noch zu Anfang dieses Jahr-
Hunderts fuhren die Bewohner Hannovers den Torf mit Kähnen auf
diesem Wasserwege durch die Schissgrabeustraße bis an das Aegiedienthor.
Aus dem Wege durch die Eileuriede freuen wir uns über diesen
herrlichen Wald, welchen man mit Recht einem großen Palaste ver-
glichen hat, aufgebaut auf hohen Säulen, nämlich auf schlanken Tannen,
Eichen und Buchen. Zweige und Laubwerk wölben das Dach, bald
im Ruudbogen, bald im Spitzbogen, und Gras und Moos bilden den
Teppich, häufig mit vielfarbigen Blumeu durchwirkt. Da wächst das
Maiglöckchen und Leberblümchen, das Milzkraut, der Waldmeister und
viele andere duftende Blümchen.
Dichter und Sänger haben aus diesem Pflanzenteppiche zwei
Blumen herausgenommen und dieselben mit ihren Liedern verherrlicht:
das Maiglöckchen und den Waldmeister.
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Auf der Aller herrscht oft, wenn die Holzhändler aus Celle und
Winsen a. d. A. ihre Holzflöße nach Bremen senden, ein reges Leben;
denn Tannen und Fuhren bilden durch die ganze Heidegegend einen
bedeutenden Handelsartikel.
Der Floßmeister vereinigt etwa 29 Balken zu einem Floße, indem
er am untern und obern Ende eines jeden Bauines ein Loch bohrt,
um in dieses mit Holzkeilen einen aus Weiden geflochtenen Strang
hineinzutreiben, so daß dieses Weidenband schließlich über das ganze
Floß hinläuft und die einzelnen Balken zusammenhält.
Bei der Mündnng der Wietze, welche ihre ersten Gewässer aus
dem Grenzgraben der Eilenriede bei der List und durch kleine Zuflüsse
aus dem Warmbüchener Moor erhält, verlassen wir die Aller, um die
Teerquellen bei den Dörfern Wietze und Steinförde aufzusuchen.
Es sind hier in letzten Jahren 7 Bohrtürme errichtet, durch welche,
— freilich in bedeutender Tiefe — Petroleumquellen erschlossen sind
und in noch tieferen Schichten auch Steinsalzlager. Daneben haben
einige Hofbesitzer auch auf ihren Grundstücken Teerquellen, und das
von ihnen angewandte einfache Verfahren bei der Gewinnung des
Teeres ist folgendes:
Man thnt die fette Erde aus den Quellen in große Kessel, gießt
heißes Wasser darüber und füllt dann die oben schwimmenden Fetlteile
ab. Aber sowohl die durch die Bohrtürme, wie auch durch diese Quellen
gewonnen Petroleummassen werden ungereinigt als Wagenschmiere in
den Handel gebracht.
Auf dem Rückwege gehen wir an der Wietze entlang bis an die
Aller. Der Wietzemündung gegenüber am rechten Ufer der Aller zieht
sich stundenweit bis in die Nähe von Hudemühlen ein umfangreiches
Moor hin, größer als das Neustädter und Warmbüchener Moor.
Kein Baum unterbricht die unabsehbare Einöde, welche mit schilfigem
Moorgras und Binsen bedeckt ist. Hier sind die Brutstätten der wilden
Enten, Bekassinen und Kiebitze; ja selbst Kraniche, die sonst meistens
weiter nach Norden ziehen, nisten in diesem großen Moore.
Wenn du in später Abendstunde oder zur Nachtzeit an solch'
ausgedehnten Moorflächen vorüber wanderst, auf welchen die. tiefe
Stille nur durch den emtönigen Ruf der Wasser- und Sumpfvögel
unterbrochen wird, dann zieht ein banges Gefühl der Einsamkeit in
dein Herz hinein, und in deiner Einbildung erscheint dir das Glüh-
würmchen im Moore wie ein Irrlicht. Aber wehe dir, wenn du in
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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Das Land Wursten hat seinen Namen davon erhalten, daß die
Bewohner ihre Häuser aus künstliche Hügel, Wurten genannt, bauten.
Eingedeicht ist das Laud erst später durch die Friesen, welche sich den
alten Bewohnern zugesellten. Durch diesen Zuzug der Friesen erklären
sich die vielen friesischen Vornamen, welche hier noch jetzt im Gebrauche
sind: Eddo, Okko, Hayo, Alida, Antja, Gerritdina und andere. Die
Kirchtürme, welche an den Küsten häufig mit hellfarbigen Streifen
bemalt sind, dienen als Merkzeichen für die Schiffer.
Ein alter Spruch im Lande Wursten lautet:
„Gott bewahre Damm und Dieken,
Siel und Bulwerk und derglieken,
Dato uuse Land und Good
Und en ehrlich Wurster Blood."
Die Gehöfte liegen teils einzeln, teils in geschlossenen Dörfern.
Wegen des starken Seewindes neigen die stets nur niedrigen Bäume
sich nach der Südostseite, und nur nach dieser Seite hin wachsen ihre
Äste. Das Klima ist Seeklima, die Lust nämlich feucht aber milde.
Wie ist denn das Wesen der Küstenbewohner? Wo die Menschen,
wie am Meere, häufig mit Gefahren zu kämpfen haben, da werden
sie mutig und stark. Wenn sie auch uicht gleich ihr Ziel erreichen,
wenn auch selbst ihr Fahrzeug zerschellt, so kämpfen sie doch immer
wieder mit erneuter Kraft und mit neuer Überlegung gegen die Wellen
des wilden Meeres an, und das macht sie erfinderisch in der Abwehr
der Gefahr. Und was sie mit großer Mühe erworben haben, das ist
ihnen doppelt lieb: stolz sind sie daher auf ihren Besitz.
Die Osterstader Marsch hat ihren Namen von ihrer Lage am
östlichen Gestade der Weser. Im nördlichen Teile sind die Wiesen
vorherrschend, aber im Süden baut man vorzugsweise Rüben und
Kohlarten, weil beides im Herbste am Bremer Wochenmarkte raschen
Absatz findet.
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sonders durch die frische Milch und gute Butter auch den Badegästen
zu gute kommt. Die Kühe werden gemeinschaftlich von einem Hirten
geweidet, die Pferde aber treibt man nach vollbrachter Arbeit mit
nicht zu eug gefesselten Vorderfüßen auf die Wiesen außerhalb des
Deiches, wo sie die Sommernächte unter freiem Himmel zubringen
und oft bis zum nächsten Mittage weiden.
An dem Weststrande der Insel, da wo das Borkumer Riff liegt,
kannst du zur Ebbezeit drei größere Wracks wie Leicheusteiue aus dem
Meere hervorragen sehen. Um die Schiffer zur Nachtzeit vor den
gefährlichen Riffen zu warnen, hat die Regierung auf Borkum zwei
Leuchttürme gebaut, welche zum Unterschiede von dem Leuchtfeuer der
beuachbarteu Inseln ihr Licht alle fünf Sekunden seitwärts strahlen
lassen. Zur Rettung Schiffbrüchiger liegen außerdem an den gefahr-
vollsten Punkten auf kleinen Wagen Rettungsboote in den Dünen
nahe dem Strande. Diese Boote haben in den letzten 30 Jahren
über 400 Schiffbrüchigen das Leben gerettet; aber trotz aller dieser
Vorsichtsmaßregeln verlangt das Meer hier doch alljährlich seine Opfer
an Menschenleben, und solchen Namen- und Heimatlosen ist in den
Dünen oft ein Massengrab bereitet worden. Der Kirchhof, ohne Um-
zäunung und Grabstein, auf welchem diese Toten nach stürmischer
Seesahrt ein ruhiges, stilles Plätzchen finden, wird „Drinkeldoden-
Kerkhos" genannt.
Borkum hat im Sommer einen Besuch von etwa 10000 Bade-
gästen. Nur zur Flutzeit, welche mit der Ebbe in 24 Stunden
50 Minuten zweimal wechselt, wird in den von der Badeverwaltung
vorgeschriebenen Stunden am Weststrande gebadet. Vor und nach
dem Bade machst du in der stärkenden Seeluft am Strande weite
Spazierwege oder ruhst gemächlich in den Strandkörben am Meere
aus. Deine Brust weitet sich, Essen und Trinken schmeckt dir gut, am
Abend schlässt du rasch und sanft ein, und das Meer selber singt dir
dein Schlummerlied mit seinem eintönigen Brausen.
Da die Insel an der Westseite am meisten vom Meere bedroht
ist, so hat die Regierung mit großen Kosten diese Seite besonders
geschützt durch eine hohe Kaimauer und durch sieben Buhnen, welche
aus großen Steinen etwa 100 Schritt ins Meer hinausgebaut und
mit starken Pfählen fest verrammelt sind. An den andern Seiten
bilden die mit Strandhafer und Brombeeren bewachsenen Dünen einen
genügenden Schutz. Die wilden Kaninchen, welchen die Dünen sichere
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Die bedeutendste Stadt Ostfrieslands ist Emden mit 14009
Einwohnern. Die Ems bespülte früher die Mauern von Emden, jetzt
aber liegt die Stadt eine Stunde von derselben entfernt. Die Regie-
rung hat aber mit vielen Kosten einen schiffbaren Kanal von Emden
nach der Ems gebaut. Emden ist eine kanal- und brückenreiche Stadt,
nach holländischer Art gebaut. Die Giebel der Häuser sind, wie in
vielen Hafenstädten, der Straße zugekehrt. Die Heringsfischerei wird
von Emden aus in großem Umfange betrieben. Von Emden nach
Borkum fährt das Dampffchiff in drei Stunden und von Leer nach
Borkum in fünf Stunden.
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b. i. Moorkolonie der Provinz Hannover. Nächst Emden ist Papen-
bürg der wichtigste Seehandelsplatz der Provinz Hannover. Vor
200 Jahren standen hier nur sieben armselige Hütten neben einer
alten verfallenen Burg, und jetzt hat der Ort Stadtrechte und besitzt
drei Kirchen. Torsstechen, Ackerbau, Viehzucht, Schiffahrt und Schiffs-
bau sind die Erwerbsquellen der Einwohner. Papenburg und auch
die übrigen Fehen liesern verhältnismäßig mehr Seelente als die
Küsten; denn schon in früher Jugendzeit lenken hier die Jungen die
Kähne und gewinnen dabei eine sichere Übung im Rudern und Segel-
stellen. Ju der Seemannsschule iu Papenburg erhalten sie dann die
weitere Ausbildung für die Seefahrt.
Dritter Tag:
Die H a s e.
Von der rechten Seite fließt die Hase, welche am Nordabhange
des Teutoburger Waldes entspringt, in die Eins. Wir gehen an
ihrem Ufer eine gute Strecke entlang und merken uns das Wissens-
werte der Reihe nach.
Nicht weit von der Quelle, in deu Wiesen bei dem Dorfe Ges-
mold, teilt sich der Hasefluß auffälliger Weise in zwei Arme, von
welchen der westliche den Namen Hase beibehält, der östliche aber
unter dem Namen Else in die Werre, einen Nebenfluß der Weser,
fließt. Es fehlt hier alfo die eigentliche Wasserscheide zwischen Weser
und Ems. Diese Gabelung würde einen noch großartigeren Eindruck
machen, wenn die beiden Flüsse, über welche ein guter Turner hinweg-
springen kann, größer und ihr Gesälle bedeutender wäre, aber merk-
würdig und sehenswert bleibt die Spaltung immerhin. Von Gesmold
folgen mir der Hase in nordwestlicher Richtung zunächst bis Osua-
brück durch ein drei Stunden langes, etwas sumpfiges Wiesenthal,
das am linken Ufer von den letzten Ansläuferu des Teutoburger
Waldes begrenzt wird und an der rechten Seite von den Vorbergen
des Wiehengebirges. Die Berge sind mit Laub- und Nadelwäldern
bewachsen und bergen Steinkohlen, Eisen und Sandstein.
Die Umgebung von Osnabrück zeichnet sich durch Naturschönheit
und Fruchtbarkeit aus. Da ist zuerst in nächster Nähe der Stadt
der mit geschmackvollen Anlagen geschmückte Gertrudenberg zu nennen,
von welchem wir die ganze Stadt mit ihren hohen Türmen und statt-
4.*
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irrtümlicher Weise für ein Kaufmausschiff hielt, vor etwa 550 Jahren
seine Burg zerstörte.
Besonders anziehend liegt südlich vom Reinhardswalde das von
hohen Felsen eingeschlossene hessische Städtchen Karlshafen am Aus-
flusse der Diemel. Erst am Ende des 17. Jahrhunderts hat der
Landgraf Karl von Hessen dieses sreuudliche Städtchen gegründet, um
das Mündener Stapelrecht zu umgehen und seine Schiffe von hier
die Diemel hinaus und dann durch einen Kanal direkt nach Kassel zu
führen.
Wegen der großartigen Weserufer fahren im Sommer am Dienstag
und Freitag regelmäßig Dampfschiffe für Vergnügungsreisende von
Münden bis Hameln, und wir können daher diese Reise tatsächlich
so ausführen, daß wir morgens 9 Uhr von Münden ausfahren, gegen
11 Uhr in Karlshasen ankommen und um 6 Uhr abends in Hameln
landen.
Zweiter Tag:
Von Karlshafen bis Hameln.
An den Bramwald schließt sich der Solling, welcher nächst dem
Harze das größte Waldgebirge in Norddeutschland ist. Seine roten
Sandsteinselsen habeu die Weser gezwuugeu, ihre nördliche Richtung
aus einer kurzen Strecke mit der westlichen zu vertauschen. Der Sol-
liuger Sandstein läßt sich leicht in dünne Platten spalten, welche viel-
sach zum Decken der Häuser und zum Belegen der Hansfluren benutzt
werden. Durch die Steinbrüche, den Holzreichtum, sowie durch die
vielen Töpfereien erhalten die Bewohner beständige Beschäftigung,
und die Erzeugnisse des Gebirges machen sich auf der Weser bemerk-
lich durch die zahlreichen mit Töpferwaren, Sandsteinplatten und Holz-
kohlen beladenen Flöße.
Die grüngekleideten, goldumsäumten Berge senken sich oft flach
zum Flusse hinab, während gegenüber die steilen Felsen der Paderborner
Hochebene, welche früher unmittelbar von der Weser bespült wurden,
an manchen Stellen erst vor 60 Jahren mit Pulver weiter abgesprengt
werden mußten, um einen Fahrweg zu gewinnen. Hier erinnert uns
der Crt Heer es stelle an den Sachsenkrieg Karls des Großen, welcher
in dieser Gegend nach der Zerstörung der Jrmensäule sein Heerlager
ausgeschlagen hatte. Eiuer der letzteu Vorberge des Sollings nahe der
Weser ist brannschweigisch und trug einst das Schloß Fürstenberg;
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Extrahierte Personennamen: Karl_von_Hessen Karl Karls
98
macht, dessen Früchte den Grundbesitzern reiche Gelderträge einbringen.
Im Lande Kehdingen und in den sich daran schließenden Marschländern
reiht sich Wiese an Wiese und Weide an Weide, welche edlen Füllen
und kräftigen Rindern, die mit ihre»: munteren Treiben der Land-
schast ein buntes, lebensvolles Gepräge verleihen, saftige Gräser, unter-
mischt mit allerlei Kleearten, zur Nahrung bieten. Daher ist die
Viehzucht hier die Hauptbeschäftigung; daneben liesern aber auch srucht-
bare Äcker, mit weniger schwerem Boden, vorzügliche Erträge an Weizen,
Raps, Roggen und Hülsenfrüchten. Überall hat man Ziegeleien an-
gelegt, in welchen auch viele auswärtige Ziegelbrenner, besonders aus
dem Lippeschen, den Sommer hindurch Beschäftigung finden. So ist
der Rand des Regierungsbezirkes Stade, während im Innern, wo
Moor mit Heideflächen und Geestboden abwechselt, die Produkte ähn-
licher Art sind, wie im Lüneburgschen. Die Gewerbthätigkeit in
manchen Städten des Regierungsbezirkes Stade ist bedeutend.
b. Dir U Kreise des Uegicrmigsbcjtrkcs Ltadc.
1. Kreis Jork. Das Dorf Jork liegt in der Mitte des „Alten
Landes" und hat 1500 Einwohner, welche vorzugsweise Obstbau
treibeu. — Die Stadt Buxtehude siehe Seite 38.
2. Kreis Stade. Tie Stadt Stade siehe Seite 38. — Das
Dors Brunshauseu mit 600 Einwohnern, an der Mündung der
Schwinge gelegen, ist jedem Seefahrer bekannt; denn die „in See"
gehenden großen Schiffe, welche bei niedrigem Wasserstande nicht voll-
beladen von Hamburg abgehen können, müssen hier ihre Ladung ver-
vollständigen, während die „aus See" kommenden Schiffe dieselbe auf
kleinere Schiffe verladen, um sie nach Hamburg und Harburg weiter
zu befördern.
3. Kreis Kehdingen. Der Flecken Frei bürg, der Hauptort
im Kehdingenfchen, hat 2300 Einwohner und ist durch das „Freiburger
Tief" mit der Elbe verbunden.
4. Kreis Neuhaus an der Oste. Neuhaus an der Ofte, ein
Flecken mit 1800 Einwohnern, liegt in fruchtbarer Marschgegend.
5. Kreis Hadeln. Die Stadt Otterndorf, im Mittelpunkte
des Landes Hadeln gelegen, hat 1800 Einwohner. — Zu dem Kreise
Hadeln gehört eme kleine Insel mit dem Dorfe Wanna, welches 1500
Einwohner hat.
6. Kreis Lehe. Zum Kreise Lehe gehört das „Land Wursten".
Der Flecken Lehe mit 12000 Einwohnern hat einen Seehafen. —
Der Flecken Bederkesa liegt, umgeben von schönen Waldungen, an
dem Bederkesaer See und hat 1400 Einwohner.
7. Kreis Geestemünde. Geestemünde, ein Flecken mit 5000
Einwohnern, hat einen bedeutenden Hasen am Ausflusse der Weser etwas
oberhalb von Bremerhafen. Der Fischfang ernährt hier viele Menschen.
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fahrtsort. Nahe bei Rulle sind vor einigen Jahren aus dem Gipfel
eines Berges die Umrisse einer Römerburg bloß gelegt mit den Grund-
mauern von Türmen und Thoren. — In der Georgs-M arien-
Hütte sind sechs Hochösen und eine Gießerei.
9. Kreis Wittlage. Das Dors Wittlage hat 350 Einwohner.
Das Landratsamt hält seine Sitzungen in den Räumen der alteu
Burg. — Das Dors Essen mit 1000 Einwohnern liegt in den Vor-
bergen des Wiehengebirges.
10. Kreis Melle. Die Stadt Melle mit 2400 Einwohnern
ist an der Else gelegen. Zwei Stunden von der Stadt, in den Wiesen
von Gesmold, sindet die Gabelung der Hase statt in Hase und Else.
11. Kreis Iburg. Der Fleckeu Iburg mit 1100 Einwohnern
liegt zwischen Wiesen und Wäldern und wird wegen seiner anziehenden
Umgebung viel von Fremden besucht. — Rotenselde, ein Dors
mit 600 Einwohnern, hat ein sehr in Ausnahme gekommenes Soolbad.
F. Der Regierungsbezirk Aurich.
Er besteht aus dem alten Fürstentum Ostsriesland und umsaßt
nur 3109 qkm, aus welchem 212000 Menschen leben. Der Regierungs-
bezirk Lüneburg ist also sast viermal so groß, hat aber noch nicht
doppelt so viel Bewohner; der Regierungsbezirk Osnabrück ist zweimal
so groß und hat nur 80000 Bewohner mehr. Siehe Karte 10.
a. Lodentieschaffenheit und Produkte.
Der dicht bevölkerte Rand des Regierungsbezirkes Aurich ist sehr
sruchtbar, während im Innern desselben unbebaute Sand-, Moor- und
Heideslächen abwechseln mit wohl angebautem Geestboden. Die oft-
sriesischen Marschen bringen Pferde, settes Rindvieh, Butter, Käse und
Ziegelsteine in den Handel. An den Küsten und aus den Inseln wird
Schiffahrt und Fischsang getrieben, und in der Mitte Ostfrieslands
sind die Bodenerzeugnisse ähnlicher Art, wie im Norden des Regieruugs-
bezirkes Osnabrück. Ostsrieslano ist von vielen Kanälen durchzogen,
so daß sast jedes Dors zu Schiff erreicht werden kann.
d. Die 7 Kreise des Kegierungsliezirkes Rurich.
1. Kreis Norden. Die Stadt Norden mit 6900 Einwohnern
ist in sruchtbarer, reicher Umgebung gelegen. Der Fremdenverkehr
nach Norderney geht über Norden. — Die Insel Norderney hat
3100 Einwohner und wird im Sommer von etwa 16000 Badegästen
besucht. Zur Ebbezeit führt vom Festlande ein Fußweg über das
Watt nach der Jnfel. — Die Insel Jnist ist durch Sturmfluten in
zwei Hälften geteilt. Auf dem Ostlande liegt das Dors Juist mit
180 Einwohnern. Nach der Insel kommen jährlich gegen 2500 Bade-
gäste. — Die Insel Baltrum hat 160 Bewohner.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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2. Man entwässert das Moor durch breite Abzugsgräben, entfernt
die Torferde bis auf die darunter liegende Sandschicht und baut Buch-
weizen, Roggen und Kartoffeln darauf.
3. Man fährt Sand oben auf die Torferde und verwandelt den
Boden dadurch in fruchtbares Ackerland mit Kartoffeln-, Roggen- und
selbst Weizenfeldern.
Zwischen dem oben genannten großen Allermoore und der Oertze-
münduug treffen wir noch das freundliche Dorf Winsen a. d. A. und
sind dauu in kurzer Zeit an der Oertze.
Dritter Tag:
Von der Oertzemündung bis an die sieben Ttein-
Häuser bei Fallingbostel.
Bevor wir das Oertzethal betreten, wollen wir die Stadt Celle
kennen lernen, welche 2 Stunden unterhalb der Oertzemündung am
Ufer der Aller liegt, da wo die Fuse mündet. Wie alle Städte an
den größeren Flüssen war Celle anfangs nur ein Fifcher- und Schiffer-
dorf, welches sich nach und nach zur Stadt entwickelte und erst be-
deutender wurde, als die Lüneburger Herzöge ihre Residenz hierher
verlegten. Das jetzige Schloß ist vor 200 Jahren erbaut und liegt,
umgeben von schönen Anlagen und Teichen, ans einer Anhöhe in der
Stadt. Jetzt hat Celle 19000 Einwohner und ist der Sitz des höchsten
Gerichtes in unserer Provinz, des Oberlandesgerichtes. Die Erzeugnisse
der Heide: Holz, Wolle, Wachs, Heidel- und Kronsbeeren kommen
durch Celler Kaufleute vielfach in den Handel.
Von Celle kehren wir nach der Oertze zurück und gehen in dem
Oertzethale stromaufwärts durch planmäßig angelegte, saftgrüne Be-
rieselnngswiesen und durch wohlhabende Dörfer bis nach dem Dorfe
Hermannsburg, welches weit und breit bekannt ist durch seine, von
dem verstorbenen hochbegabten Pastor Ludwig Harms errichtete Missions-
austalt, deren Zöglinge seit 50 Jahren das Christentum in Afrika
predigen.
Von Hermannsburg wenden wir uns nach Westen der Böhme zu,
welche gleich der Oertze in die Aller fließt^ Diesen Weg wählen wir
aus dreifachem Grunde:
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Harms Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Winsen Fallingbostel Heide Heidel- Dorfe
Hermannsburg Afrika