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1. Mittlere und neuere Geschichte - S. 11

1861 - Eisleben : Reichardt
— 11 — 534 Belisar, Feldherr des Justinian, stürzt das Van- dalenreich. Der besiegte König Ge lim er wurde von Just, milde behandelt. Triumphzug des Belisar. 535—555 Belisar und Narses erobern das ostgothifche Ne i cd in Italien. Der Krieg brach aus, weil Theodat seine dem Just, befreundete Verwandte Amalasuntha (Theodorichs Tochter) ermordet hatte. Im Ganzen fanden drei Feldzüge statt. Belisar eroberte anfangs Sici- lien und Jtalienzv) jedoch Zwistigkeiten mit Narses, dem von Just, nachgeschickten Feldherrn, hinderten den Fortgang des Krieges. Belisar verschmähte die ihm angebotene Krone der Ostgothen und verließ Italien, um gegen die Perser zu kämpfen, welche die Ost- grenze des Reiches bedrohten. Ais aber Tori las den größten Theil Italiens wieder eroberte, kehrte er zurück, konnte jedoch nichts Bedeutendes ausrichten, weil ihm die nöthigen Mittel versagt wurden. Er legte den Oberbefehl nieder, wel- chen Narses erhielt. Dieser schlug den Totilas bei Taginä in Etrurien und darauf den tapferen Tejas bei C uma am Vesuv, w) Die Gothen erhiel- ten freien Abzug aus Italien. 555 Italien wird Provinz des griechischen Kaiser- thums. Exarchat zu Ravenna. Narses erster Exarch. 568 Alboin gründet das longobardische Reich in Ita- lien. Die Langobarden hatten mit Hilfe der Avarjen das Reich der Gepiden an der Donau erobert, mußten es jenen aber bald überlassen. Sie zogen darauf nach Italien,x) welches sie den Griechen sast^ganz ent- rissen.7) Alboins Gemahlin Rosa munde, Tochter des Ge- pidenkönigs Kunimund. Das Gastmahl, der Schädel des Vaters,; E r m 0 r d u n g Alboins. — Das Lon- gobardenreich bestand etwa 200 Jahre lang (bis 774)«4- v) Tapfere Vertheidigung Roms gegen Vitiges. Ueberhaupt hat Rom in diesem Kriege viel zu leiben. w) Tejas fällt beim Wechseln des Schildes. x) Angeblich durch den von der Kaiserin beleidigten Narses gerufen. y) Die Herzogthümer Rom, Neapel und Venedig blieben kaiserlich.

2. Mittlere und neuere Geschichte - S. 61

1861 - Eisleben : Reichardt
61 Unabhängigkeit der 13 Staaten an. Dieselben geben sich eine r epu blika n i sch e Verfassung mit einem auf 4 Jahr gewählten Präsidenten an der Spitze. Washington erster Präsident (1787—1797). 1775- 1792 Ludwig Xvi., König von Frankreich. Durch die Regierung Ludwigs Xiv. und des Xv. war tieseö sittliches Verderben, Volksbedrückung und Geldnoth in Frankreich immer ärger geworden. Ludwig Xvi., obwohl edel und wohlwollend, kann die Zustände nicht bessern, und namentlich lastete die ungeheure Staatsschuld schwer auf dem Lande. 1789 Ludwig beruft die Reichsstände, die sich bald a l 6 R a t i o n a l v e r s a m m l u n g für unabhängig vom königlichen Willen erklären. Die R e i ch s st ä n d e (les états-généraux) auf den Rath des Finanzministers R ecker zur Regelung der Finan- zen nach Versailles berufen: Adel, Geistlichkeit, dritter Stand. Letzterer (nachdem der Adel und ein Theil der Geistlichkeit ausgeschieden) erklärt sich für eine co n st i t u i r e n d e (die Staatsverfassung be- rathende) Nationalversammlung (Mirabeau). 14. Juli Erstürmung der Bastille durch das pariser Volk. Die Nationalversammlung hebt (in der Nackt des 4. Aug ) alle Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit auf. Viele Adlige wandern auö (Koblenz). Der König wird gezwungen, nebst der Nat.-Vers, seinen Wohnsitz in Paris zu nehmen.^) Er versucht 1791 zu fliehen, wird zu Va renn es eingeholt, muß zurück und die neue Verfassung beschwören. 1791—92 Die gesetzgebende N a t i o n a l v e r sa m m l u n g. Oerreich und Preußen verbinden sich zum Schutz des Königs. Ludwig muß den Krieg erklären, z) D u- mouriez erobert Belgien. 1792 Absetzung Ludwigs Xvi. Frankreich wird Re- publik. Ludwig's Absetzung wurde am 10. Aug. von der ge- setzgebenden Vers, ausgesprochen, nachdem der Pöbel (am 20. Juli) die Tu il l erien gestürmt und geplün- dert hatte. y) 8000 pariser Weiber nach Versailles. z) Erfolgloser Feldzug der Preußen nach der Champagne unter Fer- dinand von Braunschweig.

3. Die alte Geschichte - S. 12

1861 - Eisleben : Reichardt
12 492 Anfang derperserkriege gegen Griechenland. Rache gegen Atheng) und Eretria bewog den Darius zu diesen Feldzügen. Den Verlauf derselben siehe bei der griechischen Geschichte. Aufdarius folgt .Terxes (485—465). 2. Jegypten. 3009 Menes, Erbauer von Memphis,r) erster König von Aegypten. Das Nilland s) zerfiel in O b crägyp ten (Hauptstadt T h e b e n), M i t t e l a g y p t e n (Hptstdt. Memphis) und Unterägypten (Hptstdt. Sais). Das Volk theilte sich in 4 strenggesonderte Kasten: Priester, Krieger, Gewerbe- u. Ackerbautreibende, Hirten. Die Religion war wesentlich Naturdienst, der sich in viele Gottheiten zersplitterte (z. B. Amun, Isis und Osiris, Thot, Ptah). Auch Thiere als heilig verehrt, besonders der Stier Apis in Memphis.t) Glaube an Se ei e n w a n d e r u ng und Vergeltung nach dem Tode. Einbalsamirung der Leichen (Mu- mien). Felsengräber. Pyramiden (Königsgräber) und Obelisken. Alle Wissenschaft in den Händen der Priester. — H i e r o g ly p h en sch r ist, theils eigentliche Bilderschrift, theils Lautschrift, u) Pa- pyrus. 2500—2400 Die Pyramidenerbauer Cheops (Chufu) Chephren (C ha fra) und Mycerinuö (Menkera). Ihre Pyramiden bei Memphis (jetzt bei Gizeh unweit Kairo). Die höchste, die des Cheops, ist noch jetzt 450 Fuß hoch. v) In der Nähe der kolossale Sphinx ti) Wie ließ sich Darius stets daran mahnen? r) Er leitete zu diesem Zwecke den Nil etwas ostwärts ab. s) Von den Einwohnern Chemi genannt, d. i. schwarzes Land, im Gegensatz zur weißen Wüste. Hebräisch Mizrajim. t) Er galt als Sinnbild der Sonne und mußte schwarz sein mit einem weißen Fleck auf der Stirn. — Andere heilige Thiere waren Ibis, Katze, Krokodil, Ichneumon, selbst gewisse Käfer. u) Den Anfang zur Entzifferung der H. machte der Franzose Champollion. Das dreisprachige Denkmal von Rosette gab den ersten Schlüssel dazu. v) Einst maaß sie 480 Fuß. Die ganze Peterskirche zu Rom hätte Platz in ihr. Die Bauarbeiter verzehrten für 2^2 Million Thaler allein an Rettig, Zwiebeln und Knoblauch.

4. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 140

1865 - Eisleben : Reichardt
140 Darauf machte Karl einen Angriff ans Norwegen, um es den Dänen zu entreißen; aber 1718 Karl vor Friedrichshall erschossen. Wahrscheinlich durch einen Meuchelmord, angestistet durch den mit Karls Willkür unzufriedenen schwedischen Adel. Der Krieg wurde nun durch einzelne Friedensschlüsse beigelegt, zuerst mit Hannover, dann mit Preußen (welches Vorpommern von der Oder bis zur Peene erhält), endlich 172t Nystädter Friede mit Rußland. Peter d. Gr. gewann durch denselben Lievland, Esth- tand und Jngermannland lostseeprovinzeu). Der Senat ertheilte ihm darauf den Titel eines Kaisers aller Reußen. Auch au die Spitze der griechischen Kirche stellt sich P. 1713—1740 Friedrich Wilhelm I, König von Preußen. Er beginnt seine Regierung mit Abschaffung des Hof- staates. Sparsam, streng, von einfacher Biederkeit. Das Tabakscollegium, n) Sein Hauptaugenmerk auf Verbesserung des Militärs gerichtet, o) wobei ihn Leopold v. Dessau unterstützt. Seine Theilnahme am nordischen Kriege s. o. 17 i0—1786 Friedrich (1 der Große Geb. d. 24^ Januar 1712. Bald Zwiespalt zwischen Vater und Sohn, weil letzterer Wissenschaften und Künste mit Vorliebe betreibt, p) Harte Behandlung, sogar Schläge. Friedrichs Vertraute seine Schwester Wilhel- mine. Fluchtversuch auf einer Reise in Süddeutschland, q) Die Lieutenants v. Kalte in Berlin und v. Keith in Wesel Friedrichs Mitschuldige. Vom König in der ersten Wuth beinahe erstochen, dann nachküstrin, wo vor sei- nen Augen Kalte hingerichtet wird (Keith war nach Eng- land entkommen). Nur durch dringende Fürbitten wurde Friedrich ' gerettet. Seine Gefangenschaft in Küstrin ist ihm in mancher Beziehung förderlich, r) endlich Versöh- nt Woher der Name dieser Abendgesellschaften? Eine belustigende, oft klägliche Rolle spielt darin der gelehrte Hofnarr Gründling. (In einem Weinfaß begraben.) o) Des Königs „blaue Kinder." Für das Potsdamer Leibregiment wer- den lange „ Kerls" ans aller Herren Länder geworben, p'i Heimlicher Unterricht im Flötenspiel beim berühmten Quanz aus Dresden. (Einst vom Könige überrascht: „Fritz ist ein Quer- pseifer und Poet!") q) Zn Steinfurth, zwischen Heidelberg und Heilbronn. (Will nach Eng- land. ) r) Muß täglich 7 Stunden auf der Kriegs- und Domänenkammer ar- beiten.

5. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 109

1865 - Eisleben : Reichardt
109 der Kirchenversammlung zu Lyon für abgesetzt und belegt ihm als Frevler und Ketzert» mit dem Bann. Der„Pfaf- fenzönig" Heinrich Raspe stirbt bereits 1217 aus der Wartburg. Darauf 1247 Graf Wilhelm von Holland Gegenkaiser. Während dieser Wirren in Deutschland, wo sein Sohn Konrad die Regentschaft führte, ist Friedrich fortwährend in Italien beschäftigt. Sein unteritalisches Erbrecht bringt er zu hoher Blüthe. Gebeugt und lebensmüde stirbt er 1250 in Apulien. 1250—1273 Das Interregnum in Deutschland. „Die kaiserlose, die schreckliche Zeit." Blüthe des Faust- rechts. Die Städte vereinigen sich zu gegenseitigem Schutze: Der rheinische Städtebund und die Hansa »seit 1241). Die bedeutendsten Hansestädte waren Hamburg, Lübeck, Bremen, Danzig, Köln, Magdeburg, Amsterdam, Riga. Deutschland zur See mächtig, u) — Vehmge- richte. 1250—1254 Konrad Iv. Den letzte hohenstaufische Kaiser, doch ohne allgemeine An- erkennung zu finden. Er stirbt 27 Jahr alt in Italien, v) wo er um Neapel kämpft. 1256 Tod Wilhelms vonholland. Richard voncorn- wallis und Alfons von Castilien zu Kaisern ge- wählt. Wilhelm von Holland wurde von den Friesen erschlagen. Richard kam nur viermal in die Rheingegenden und brachte Geld in's Land. Alfons ist nie in Deutschland erschienen. 1268 Hinrichtung Konrudins, des letzten Hohenstaufen. Für Konradin, den unmündigen Sohn Konrads, führte sein Oheim Manfred die Regentschaft über Neapel und Sicilien, nahm aber gegen den Willen des Papstes selbst die Krone an. Da verlieh sie dieser an Karl von Anjou (Bruder Ludwigs d. H.), gegen den Manfred bei Beneveut fiel. Von den Ghibellinen gerufen wollte der 16jährige Konradin sein Erbland erkämpfen, wurde jedoch von Karl bei Tagliac ozzo besiegt, mit seinem t Weil er ^er aufgeklärteste und gebildetste Fürst seiner Zeit war und die Sarazenen in seinem Reiche nicht ansrottcte, sondern durch Humanität an sich zu fesseln wußte. u) Glückliche Kriege der Hansa gegen Dänemark, Schweden und Norwegen. v) Vielleicht durch seinen Stiefbruder Manfred vergiftet. w) Anfangs siegreich; doch Hinterhalt deö Ritters Valery.

6. Geschichte der neuesten Revolution - S. V

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
V Es ist noch ein Geringes, was es aufhält; der Abfall schmückt sich noch mit dem Namen des Liberalismus; aber immer mehr offenbart er sich in seinem wahren Wesen, und immer sichtbarer wiederholen sich alle die Erscheinungen, welche der Revolution von 1848 vorangingen und sie be- gleiteten. Und der Feind ist nun kühn genug geworden, den Umsturz aller göttlichen Ordnungen, die Herrschaft von unten, die Verherrlichung des Menschen, als des Urquells aller Macht auf Erden, mit Verachtung der Majestät des allerhöchsten Gottes, des Schöpfers und Herrn Himmels und der Erde, frei und laut zu verkündigen. Im Rausche des ersten Revolutionssturmes geschieht Manches, was die wiederkehrende Besinnung nicht ferner zu behaupten wagt, aber in unfern Tagen ist mit kühlem Blute, mit vollem Selbstbewußtscin wider alles göttliche und menschliche Recht thatsächlich dem Volke das Recht beigelcgt worden, nach unbeschränkter menschlicher Willkühr über sich selbst zu be- stimmen, und in Folge von solchen, unter einer despotischen Schreckensherrschaft abgehaltenen Volksabstimmung sind die von Gott verordnetcn rechtmäßigen Fürsten und Obrigkeiten verjagt worden. Und wie der König zu Assyrien spricht (Jes. 9, 13.): „Ich habe die Länder anders getheilt und ihr Einkommen geraubt, und wie ein Mächtiger die Ein- wohner zu Boden geworfen, und meine Hand hat gefunden die Völker, wie ein Vogelnest, daß ich habe alle Lande zu- sammengerafft, wie man Eier aufrafft, die verlassen sind, da niemand eine Feder reget, oder den Schnabel aufsperret und zischet;" so hat auch der mächtige Repräsentant und Verfechter dieses antichristischcn Princips schon angefangen, die Länder anders zu theilen, und zu- sammen zu raffen, wie man Eier aufrafft, die verlassen sind, und es hat niemand eine Feder geregt, oder den Schnabel aufgcsperret und gczischet. Es ist ja so leicht begreiflich, daß diese antichristische Erhebung des Men- schen über alles göttliche Recht und Ordnung nicht allein die Rache dessen, der ha spricht: „Ich will meine Ehre

7. Geschichte der neuesten Revolution - S. 7

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
7 Königsthron, sich den Verfolgungsmaßregeln widersctzte und dadurch die Gunst des Volks zu gewinnen begann. Das Palais Royal wurde unmerklich ein Mittelpunkt der Ver- einigung für s. g. liberale Staatsmänner, wie Casimir Parier, Laffitte, Dupin, Gérard u. A. m. Auch unter Karl X. ging der Herzog von Orleans ruhig seinen Weg weiter, beschäftigte sich mit der Erziehung seiner Kinder, die er in die öffentliche Schule schickte, und be- obachtete scharf den Gang der Ereignisse. Trotz der Vor- stellungen der Ultraroyalisten überhäufte ihn Karl X. mit Wohlthaten, so daß er bald als einer der reichsten Privat- männer dastand. Als nun in Frankreich Karl X., von jesuitischen Rathgebern umgeben, auf der betretenen Bahn der Reaktion immer weiter fortging und es schon mehrere Anzeichen einer nahenden Revolution gab, richteten sich die Blicke der Liberalen immer mehr auf den Herzog von Orleans, der seinerseits sehr geschickt zu Werke ging und sich als den Mann der Zukunft betrachtete. Dies war also der Mann, der nicht von dem französischen Volke in seinen Urversammlungen, sondern von den französischen Kammern auf den Thron erhoben wurde, die dreifarbige Nationalfahne wiederherstellte, die Verfassungsurkunde oder Charte als einen freien Vertrag zwischen Nation und König annahm und feierlich versprach, daß die verbesserte Charte nun einewghrheit w e r d e n so l l t e. Seine Gegner freilich nannten ihn, weil dieses neue Königthum von den wohl- habenden Mittelklassen geschaffen worden war, den Bürgcr- könig und bemerkten spöttisch, daß er die neue Krone im Straßenkoth von Paris gefunden habe. Wie wenig übrigens der neue König selbst auf die Festigkeit des Julithroncö baute, sprach er aus mit der Aeußerung: „In dem Ver- hältnisse der Könige hat sich gegen sonst Manches geändert. Doch keiner kann auf jedes Schicksal vorbereiteter sein als ich; denn ich bin der einzige unter ihnen, der seine Stiefeln sich geputzt hat und nöthigenfalls es wieder thun könnte." Karl X., der sich mit dem Hofe, der Leibgarde und den treuen Schweizern nach Rambouillet gezogen und den küm- merlichen Rest des ganzen Heeres entlassen hatte, schiffte sich am 17. August zu Cherbourg nach England ein und starb 6 Jahre nachher in der Verbannung zu Görz in Oesterreich den 6. November 1836. Die Donner der französischen Julirevolution ertönten durch ganz Europa, hier erschreckend und beängstigend, dort *

8. Geschichte der neuesten Revolution - S. 46

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
46 zial-demokratischen Abgeordneten, die sich den altberüchtig- ten Namen des „Berges" beilegten, im Verhältniß zu frü- her in der Kammer gewachsen, und alle Freunde der Ord- nung konnten nicht ohne Besorgniß für die Zukunft wahr- nchmen, welche Verbreitung die Grundsätze der „rochen Re- publik" binnen Jahresfrist im französischen Volke erlangt hatten. Dabei war die neue Bergpartei, wenn auch geringe an Zahl, aber stark durch Einheit und furchtbar durch ihre wühlerische Thätigkeit. Ihre Emissäre durchreisten nach allen Richtungen das Land, und Demagogen wie Ledru- Rollin selbst suchten auf solchen Rundreisen auf großen po- litischen Banketten mit dampfenden Schüsseln, brennenden Reden, glühenden Trinksprüchen und rauschender Musik die Herzen und Hände für die demokratisch-soziale Republik zu begeistern. Am leichtesten gelang dies in den großem Städten, wo die jungen Leute des Mittelstandes, die große Menge der Arbeiterklasse und der zahlreichen Müssiggänger und Bummler, die statt zu gehorchen befehlen, statt zu arbeiten faullenzen wollen, für sozialistische Umsturzlehren schwärmerisch gestimmt waren. Hier und besonders in Paris war der Abfall von Gott und seinem heiligen Wort, die Verwirrung aller Begriffe von Recht und Unrecht — hatten doch gerade Leute wie Proudhon das Eigenthum für Diebstahl erklärt — so groß, daß die Revolution nicht nur unter den Tagelöhnern, Handwerksgesellen, Fabrikar- beitern, sondern auch unter liederlichen Studenten, herab- gekommenen Schreibern und Handlungsdienern zahlreiche und dienstwillige Arme fand. Ueberdies pflegte noch eine jede politische Revolution alles lose und schlechte Gesindel, ver- rufene Menschen und Gauner aller Art, und deren giebt es zumal inparis und den großen Städten Frankreichs eine groß- ße Zahl, als einen fürchterlichen Schweif hinter sich herzuzie- hen. Schwerer hielt es schon, mit dem Landvolk anzubmden und die Bauern zu Kommunisten zu machen. Allein auch hier war die Unwissenheit groß, und Mancher ging in die Schlinge, wenn so ein hochgelehrter Herr aus der Stadt ihnen vorschwatzte, die Edelleute, die alten Herzöge und Marquis würden wicderkommen, ihnen ihre Grundstücke wegnehmen und sie wieder zu Zinspflichtigen und Leibeige- nen machen. Manche Bauern, von unersättlicher Begierde beherrscht, hörten es gern, wenn vom Theilen, namentlich der großen Landgüter der Reichen die Rede war, kamen dagegen bald wieder zur Besinnung, wie jener Bauer bei

9. Geschichte der neuesten Revolution - S. 48

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
48 diese ewigen Zänkereien, die Zerrissenheit der Kammer in feindselige Parteien bewirkten endlich, daß das ganze par- lamentarische Wesen in den Augen des Volks tief herabge- würdigt wurde. Ja, ein großer Theil der Franzosen, überdrü- ßig der Freiheit durch ihre Ausartung in Frechheit und Ungebundenheit, begierig nach Ruhe nach den fieberhaften Aufregungen der Demokratie und den unermüdlichen Sor- gen der Zukunft, gelangte zu der Ansicht, daß nur die Abschaffung jeder berathenden Versammlung, das vollkom- mene Schweigen der Presse und eine unumschränkte Regie- rungsform Frankreich der Ruhe und dem Glück zurückge- den würden. Diese Sehnsucht nach einer festen Gewaltherr- schaft wurde noch vermehrt, als man die Zahl der Sozia- listen wachsen sah; denn als im Mai 1850 in der Haupt- stadt eine Ersatzwahl nöthig wurde, gelang es denselben, den geistreichen, aber sittenlosen Romanschreiber Eugen Sue in die Nationalversammlung zu bringen. Das führte zu strengem Maßregeln: zur Eintheilung Frankreichs in vier große Militärdivisionen, wodurch die Gewalt in die Hände weniger ergebener Generale kam, zur Auflösung der Mobilgarde, zur Beschränkung des Stimmrechts, zur Auf- hebung des Vereinsrechts, zu einem neuen Unterrichtsge- setz, nach welchem die oberste Leitung des Schul- und Un- terrichtöwesens der Universität entzogen und zwischen der Kirche und dem Staat getheilt wurde, da selbst nach des liberalen Thiers Ausspruch nur die christliche Kirche, als die Inhaberin der göttlich geoffenbarten Wahrheit, und die christliche Schule den hercinbrechenden Irrlehren des staats- feindlichen Sozialismus einen Damm entgegensetzen könne. In allen diesen Dingen ging der Präsident mit der Kammer noch Hand in Hand; allein der innere Zwiespalt zwischen den beiden Gewalten trat immer mehr hervor, als er zu verschiedenen Malen Erhöhung seines Gehaltes ver- langte. Auch gingen schon Gerüchte um von einem Staats- streich, von einem Umsturz der Verfassungen durch den Prä- sidenten. Die Führer der altmonarchischen Parteien droh- ten mit Aehnlichem und unternahmen Pilgerfahrten zum Herzog von Bordeaux nach Wiesbaden und zur Familie Orleans nach Claremont. Eine Fusion, eine Vereinigung und Versöhnung der ältern mit der jüngern bourbonischen Linie wurde in Aussicht gestellt. Das brachte die geheimen Pläne Ludwig Napoleons zur Reife. Die Truppen, die man 1830 und 1848 als Besiegte behandelt hatte, wurden

10. Geschichte der neuesten Revolution - S. 50

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
50 — Tag vorher um 11 Uhr Abends hatten die 800 Polizeidie- ner und die Sicherheitsbrigaden den Befehl erhalten, die Polizeipräfektur nicht zu verlassen, angeblich weil die Lon- doner Flüchtlinge in Paris seien. Am frühesten Morgen des 2. Dezember 1851 wurden die Generale Changarnier, Cavaignac, Lamoriciöre, Bedeau, Lesso und nebst Thiers viele andere Kammermitglieder von der bewaffneten Polizei verhaftet und nach verschiedenen Gefängnissen gebracht. Um 6'/s Uhr nahm Herr von Morny in Begleitung von 250 Vinccnner Jägern vom Mi- nisterium des Innern Besitz und zu gleicher Zeit wurde der Kammerpalast von dem Obersten Espinasse, Kommandanten des 42. Linienregimentes, ohne alle Schwierigkeiten besetzt und umzingelt. Etwa 60 Volksrepräsentanten, welchen es trotzdem gelungen war, durch eine Nebenthür einzudringen und welche sehr laut ihre Entrüstung über die Verletzung der Konstitution äußerten, wurden ohne Weiteres durch ein- dringende Munizipalgarden aus dem Saal gewiesen. Alle diese Maßregeln waren so rasch, so auf einmal, so genau und still vollzogen worden, daß Paris am 2. De- zember ganz verdutzt aufwachte und zu seinem Erstaunen durch eine an allen Straßenecken angeschlagene Proklamation erfuhr, daß die Nationalversammlung aufgelöst, das allge- meine Stimmrecht hergestellt, über 11 Departements der Belagerungszustand verhängt und das französische Volk vom 14—21. Dezember in Urversammlungen berufen sei, um über eine vom Präsidenten der Republik vorgelegte Verfas- sung mit einem verantwortlichen Staatsoberhaupt auf zehn Jahre rc. zu berathen. Wenn das Volk ihn nicht wähle, wolle er sein Amt in die Hände einer neugewählten Kam- mer legen und sich zurückziehen. Eine zweite Proklamation an das Heer nannte dieses die „Elite der Nation" und verhieß thm die demselben im Staate gebührende Ehre und Stellung. Umsonst machten die Mitglieder der National- versammlung noch den Versuch, sich hie und da zu versam- meln, wie die Repräsentanten der Bergpartei in der Au- gustinerstraße, oder etwa 200 andere meist von der legitimi- stischen und orleanistischen Partei auf der Mairie, wo es sehr stürmisch herging und grimmige Reden gegen den meinei- digen Präsidenten vernommen wurden: diese Versammlungen wurden mit Bajonetten gesprengt und die bedeutendsten Mit- glieder derselben ins Gefängniß geworfen. Umsonst rief der Nationalgerichtshof Ludwig Napoleon vor seine Schranken
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