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1. Mittlere und neuere Geschichte - S. 10

1861 - Eisleben : Reichardt
10 Salische und ripu ar iscke Franken. Das Köni'gs- geschlecht der Merovinger benannt von Meroväus, dein Großvater des Chlodwig (Ludwig). 486 Chlodwig besiegt bei Soiffons den römischen Statthalter Syagrius. Nachdem er durch diesen Sieg seine Herrschaft bis zur Seine ausgedehnt hatte, unterwarf er später das Land des armorischen Bundes bis zur Loire (Pa- ris wurde Hauptstadt), endlich eroberte er auch von den Westgotheng) das südwestliche Gallien (Aquitanien). 496 Chlodwig besiegt bei Zülpich die Ai e ma n n en.r) Die Alemannen gaben durch ihre Plünderungszüge Veranlassung zum Kriege. Chlodwigs Gelübde wäh- rend der Schlacht und lieber tritt zum Christen- thum, s) — Nach Beseitigung seiner Verwandten, so des ripuarischen Königs Siegbert in Köln, war er völliger Alleinherrscher. 511 Chlodwigs Tod und Zertheilung des fränki- schen Reiches. Chlodwigs 4 Söhne dehnten die fränk. Herrschaft über Thüringen (letzter König Herm aufrieb) und Burgund aus. Später wurde das Reich durch blutige Bürgerkriege geschwächt t) und blieb meist ge- theilt: Neustrien und Aquitanien im Westen, Au straften und Burgund im Osten. Statt der schwachen Könige wareit die à)ores donius Verwalter des Reiches. (527- 565) Justinian l., byzantinischer Kaiser. Von niederer Herkunft, ebenso seine Geniahlm Theo- dora. Gesetzsammlung durch Tribonian (corpus juris). Bau der prächtigen S o v h i e n k i r ch e. Ein- führung des S e i d e n b a u e s. u) Kämpfe der Cir- cus p a r t e i e n , besonders der Blauen und der Grünen. q) Durch den Sieg bei Vougle oder Poitiers. r) Ihr Land erstreckte sich am Oberrhein vom Bodensee bis Mainz, östlich bis zum Lech. s) Seine Gemahlin Chlotilde war bereits Christin. Taufe zu Rheims durch Remigius. Chlodwig wurde Katholik, nicht Arianer, daher ,,allerchristlichster König" genannt. (Die Westgothcn Arianer). t) Rachekrieg der Königinnen Brunhilde und Fredegunde. u) Die 2 persischen Mönche mit ihren hohlen Wanderstäben.

2. Die alte Geschichte - S. 68

1861 - Eisleben : Reichardt
68 * •• (217- t (218- 180-—192 Commvdus. Der entartete Sohn des M. Aurel. Grausam, der römische Hercules, tritt als Gladiator auf. Fallt durch eine Palastverschwörung. (193) Pertinax. Didius Julianus. Ersterer von den Prätorianern bald wieder gestürzt, worauf letzterer den Thron meistbietend ersteht. (193—211) Septimius Severus. Non den Legionen in Pannonien (Ungarn) zum Kai- ser erhoben, Julianus hingerichtet. Hat mir Ne- benkaisern zu kämpfen, ist grausam, doch tapfer. Stirbt in Britannien. 217) Cara calla. Sohn des Vorigen, läßt seinen Bruder Geta ermor- den.^) Er ertheilt allen Einwohnern römischer Pro- vinzen das Bürgerrecht, um mehr Steuern einzuneh- men. Läßt 20000 Römer ermorden. (Blutbad zu Alexandria). Wird von Macrinus, Obersten der Leibwache, getödtet. 218) Macrinus. 222) E lag a b al us. Erst 14 Jahr alt wird er (Priester der Sonne) von den syrischen Legionen als Enkel des Caracalla zum Kaiser ausgerufen. Macrinus besiegt und getödtet. Elagabalus, einer der lasterhaftesten Menschen, von den Prätorianern ermordet. 222—235 Alexander Severus. Anfangs Mitkaiser des Elagabalus. Regiert streng und weise, durch seine edle Mutter Mammäa geleitet. 227 wurde durch Ar taxerxes nach dem Sturze des Partherreiches ein neupersisches Reich gestiftet, von den Sassaniden beherrscht. Alexander kämpft gegen dasselbe. Bei Mainz von den Soldaten erschlagen. 25 0—270 Zeit der Verwirrung und beginnende Auflösung des Reiches. Fast alle Befehlshaber in den Provinzen erklären sich für unabhängig. Einfälle der Gothen bis nach Grie- chenland, über den Rhein dringen Deutsche, über den Euphrat die Perser. 270—275 Aurelianus, Wiederhersteller des Reiches. Er sicherte die Grenzen des Reiches und besiegte (273) w) Hinrichtung des Papinwnus aus welchem Grunde?

3. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 117

1865 - Eisleben : Reichardt
- 117 1439- 1493 Friedrich 111 (Iv). Schwach und träge.e) Während seiner langen Regierung erreicht das Faustrecht in Deutschland seinen Gipfel. 1455 der sächsische Prinzenraub f). Angriffe der Türken auf Oestreich (Capistrano, Hunyad >. Nach dem Tode des jungen Ladislaus l Albrechts Sohn) wählten die Böhmen Georg Podiebrad, die Ungarn Matthias- Corvinus (Sohn des tapfern Türkensie- gers Johann Hunyad» zum König, der auch Oestreich einnahm. 1449 Erfindung der Bucbdruckerknnft durch Johann Gut- tenberg G. 1401 in Mainz geboren. Verbindung mit dem Gold- schmied Johann Faust und dem Schönschreiber Peter Schöffe r. Die Buchsmben anfangs auf Holzstäben aus- geschnitten, später von Metall. Guttenberg, dem Faust verschuldet, stirbt in Armuth (1456). 1453 Eroberung Eonstantinvpels durch Muhamed 11. Ende des o st r ö m i s ch e n K a i s e r t h u m s. Der letzte Kaiser Constantin Iv. P a l ä o l o g u s fällt nach tapferer Gegenwehr. Biele griechische Gelehrte flüch- ten nach Italien; in Folge dessen Wiederaufblühen der Wissenschaften. «Hof der'medici in Florenz.) 1476 Karl der Kühne, Herzog von Burgund, von den Schweizern bei Granson und Murten geschlagen. Karl hatte Nancy, die Hauptstadt des Herzogs Reuatus von Lothringen, erobert. Dieser stand mit den Schwei- zern im Bündniß. Die Besatzung von Granson verrä- therisch getödtet. Darauf die beiden Schlachten. 1477 Karl der Kühne fällt bei Nancy gegen Schweiß zer and Lothringer. Von dem Besitze Karls fiel Burgund an den schlauen König Ludwig Xi. von Frankreich; die Niederlande erbte Karls Tochter Maria, die sich mit Friedrichs Sohn, dem ritterlichen Maximilian, verheiratete. So wur- den die Niederlande mit Oestreich vereinigt. 1492 Entdeckung Amerikas Der Genueser Christoph Columbus hatte die Idee, e) Trotz seines Wahlspruches Austriae est imperare orbi universo. i A. E. J. 0. ü.) f) Bruderkrieg zwischen Kurfürst Friedrich dem Sanstmüthigen und seinem Bruder Wilhelm Kunz von Kaufungen raubt die Söhne des ersteren, Ernst und Albrecht. Der wackere „Triller." Die Prinzen sind die Stammväter der ernestinischen und alber- rinischen Linie.

4. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 119

1865 - Eisleben : Reichardt
1 — 119 — 1519—1522 Erste Weltumseglung unter dem Portu- giesen Magelhaen. Er stand in spanischen Diensten und wollte eine Durch- fahrt durch Amerika entdecken. Fährt durch die Magel- haensstraße, wird ans den Philippinen erschlagen. Eins seiner Schisse kam nach Spanien zurück. 1580 zweite Weltumsegelung durch den Engländern Franz Drake. (Kartoffeln.) 1530 Franz Pizarro erobert das goldreiche Peru. Der Inka treulos gefangen und hingerichtet, trotz des un- geheuren Lösegcldes. Der grausame Pizzaro wurde von den Anhängern des von ihm Hingerichteten Almagro (des Entdeckers von Ehile) ermordet. -

5. Bd. 3 - S. 468

1838 - Eisleben : Reichardt
468 Amerika. fchast auf die Knie und senkt die Bajonette zur Erbe und sämmtliche Forts und Kriegsschiffe salutiren. Die Osterwoche beginnt mit dem Besuche der Gräber; das heilige Grab ist in allen Kirchen auf das Würdigste ausgestattet und mit vorzüglichem Geschmacke beleuchtet. Eine feierliche Prozession stellt die Beerdigung Christi vor; sie geht um 10 Uhr Nachts von einer der Hauptkirchen aus und zieht durch einen großen Theil der Stadt. Bei der Feier des Auferstehungstages wird vorzüglich dem Verrather Ju- das arg mitgespielt. Jedermann nämlich, wer es nur immer ver- mag, hat eine Gestalt verfertigt und nach eigner Phantasie gekleidet, hangt sie am Halse irgendwo an einer Straßenecke oder über seiner Hausthüre auf und befestigt ein Säckchen mit Pulver an irgend ei- nem Theile der Figur, um es zur rechten Zeit anzuzünden. Auf den Straßen sieht man Gewinde von Laubwerk, an welchen große Töpfe hangen, von einer Häuserreihe zur andern befestigt; in der Mitte der Straße ist ein Gerüste aufgerichtet, auf dessen höchstem Punkte der Satan sitzt; seinen Leib umgeben Raketen, unter ihm schwebt Ju- das, im reichsten orientalischen Gewände, von einer Tatze des Teufels gefaßt. Masken zu Fuß und zu Pferde belustigen bis zum entschei- denden Augenblicke das Publikum; erwartungsvoll sieht ihm alles ent- gegen. Mit dem letzten Schlage der Uhr, welche die Mittagsstunde verkündet, werden alle Glocken der Stadt gelautet, zwischen dieses ent- setzliche Getöse donnern die Salven der Forts, der Teufel führt Ju- das unter fürchterlichem Geprassel in die Luft, ihm folgen die übri- gen Judas-Figuren nach und bedecken die Straßen mit ihren zerrisse- nen Gliedern; diesen Augenblick schon lange mit Ungeduld erwartend, stürzt ein Theil der Neger, unter dem Rufe ,,Halleluja" über die Reste des Judas her und schleppt ihn jubelnd durch die Straßen, von den Einwohnern zur größten Ausgelassenheit ermuntert, ein an- derer Haufe Neger wirft sich auf die erwähnten Töpfe und zerschlagt sie, um ihren Inhalt zu theilen, welcher gewöhnlich aus Früchten, Tauben und andern Vögeln, zuweilen auch aus Ratten und Mausen besteht. Ein Fremder, der an einem solchen Tage die Stadt zuerst betritt, muß starke Nerven haben, wenn er längere Zeit in den Stra- ßen verweilen will; denn der Lärm übersteigt jeden Begriff. Das prächtigste und zweckmäßigste Bauwerk der Stadt ist die Wasserleitung Cariocca genannt, 1740 vollendet und nach dem Muster des berühmten Aquädukts von Lissabon angelegt, welche von Schwibbogen getragen, die sich in 2 Reihen über einander erheben, von welchen die obere 40 Bogen hat, 2 Stunden weit vom Eorcova- do-Gebirge, über Berge und Thaler ein krystallhelles Trinkwasser der Stadt zuführt und mehrere Springbrunnen damit versorgt, von de- nen einer der größten auf dem Residenzplatze, am Rande des Hafen- dammes sich befindet, wo das Wasser aus einer geschmackvollen Py- ramide nach 4 Seiten herausströmt. Er versorgt die Schiffe mit

6. Bd. 3 - S. 550

1838 - Eisleben : Reichardt
öb0 Australien. andern Gelegenheit getodtet haben. Wenigstens erzählt ein Engländer, der 1827 sich 9 Monate in Neuseeland aufhielt ein Paar Beispiele hiervon. Indem er nämlich einst eine Streiferei ins Innere machte und nicht wenig entzückt war über die Fortschritte, welche die Neusee- länder auf der Bahn der Gesittung gemacht zu haben schienen, wur- de seine Begeisterung nicht wenig herabgestimmt durch den plötzlichen Anblick eines gräßlichen Schauspiels. Es waren die Überreste eines gerösteten menschlichen Körpers, an denen Schweine und Hunde nag- ten. Ein armer junger Sklave, der eine Pflanzung zu hüten hatte, war so nachlässig gewesen, Schweine in dieselbe einbrechen zu lassen, die darin große Verheerung angerichtet hatten. Der Besitzer der Pflan- zung, erzürnt über die Nachlässigkeit, seines Sklaven, hatte den Un- glücklichen mit seiner Streitaxt erschlagen und befohlen, den Leichnam zu braten. Das andere Beispiel, welches derselbe Reisende erzählt, ist folgendes. „Wir hatten erfahren, daß eine junge hübsche Sklavin, die wir Tags vorher noch gesehen hatten, von einem Häuptling, ihrem Herrn, weil sie ihm entlaufen, erschlagen worden sey und zum Mahle zubereitet werde. Wir wollten uns mit eignen Augen hiervon über- zeugen, begaben uns an Ort und Stelle und überraschten sie mitten in ihrer gräßlichen Arbeit. Blutige Fetzen von Matten lagen umher und ein Knabe, der dabei stand, deutete lachend mit dem Finger an seinen Kopf und dann nach einem nahen Gebüsche. Ich näherte mich demselben und fand hier einen blutigen Menschenkopf. Schau- dernd erkannte ich die Züge des Mädchens wieder, welches den Abend zuvor aus dem Dorfe, wo wir uns aufhielten, mit Gewalt fortgeführt worden war. Wir liefen nach dem Feuer, das bereits in der Grube brannte und sahen einen Mann die Viertel eines menschlichen Kör- pers für ein Mahl bereiten, die größeren Knochen waren bei Seite geworfen und das Fleisch ward gerade in den Ofen gelegt. Während wir vor Entsetzen wie versteinert da standen, packte ein vor dem Feuer liegender großer Hund den blutigen Kopf und lief damit nach einem nahen Gebüsch. Der Mann verrichtete sein Geschäft mit der größ- ten Gemüthsruhe und sagte uns, es würden wohl einige Stunden vergehen, bis das Fleisch gekocht sey. Wir gingen in das Dorf zu dem Häuptling, auf dessen Veranstaltung das Mahl zubereitet wurde, und hielten ihm seine Abscheulichkeit vor. Er gestand uns sein Vor- haben und rühmte seine Geschicklichkeit, womit er das Mädchen er- schlagen habe. Und doch war dieser Häuptling ein junger hübscher Mann von höflichen Sitten und sanfter, stiller Gemüthsart. Wir verließen ihn und begaben uns nochmals nach dem Orte, wo das Mahl zubereitet wurde. Kein einziger Neuseeländer war in der Nähe zu sehen; ein heißer, häßlicher Dampf stieg von Zeit zu Zeit aus der qualmenden Grube. Wir entschlossen uns, mit Hülfe einiger Euro- päischen Freunde, die sich in unserm Dorfe aufhielten, den Ofen zu zerstören und die Überreste der Leiche zu begraben. Mst Schausein

7. Bd. 3 - S. 64

1838 - Eisleben : Reichardt
64 Amerika. diese stark genug sind, um allein gehen zu können, und bringen ihre ganze Zeit damit zu, sie zu warten und zu füttern; die Vater machen ihnen Spielzeug, Helsen sie erziehen und spielen mit ihnen. Niemals wird ein Kind gezüchtigt oder auch nur ausgescholten, und immer giebt man ihm, was es verlangt. Auf diese Weise behandelt man die Kin- der bis zum dritten oder vierten Jahre; die Mütter können sich nie von ihnen trennen und sterben oft vor Kummer, wenn sie sie ver- lieren. Aber auch die Kinder beweisen zu jeder Zeit ihren Eltern Liebe und Achtung und diese väterliche und mütterliche Achtung ist, so viel man weiß, die einzige Autorität, welche die Eskimos, die keine ei- gentlichen Häuptlinge haben, anerkennen, und die Befehle ihrer Eltern werden nie übertreten; selbst bei eintretender Mannbarkeit, die doch die Kinder der Herrschaft der Eltern entzieht, wird noch immer jener Ge- horsam geleistet, den sie als eine ihrer heiligsten Pflichten betrachten. Kapitän Parry fragte einst einen Eskimo, ob er mit ihm reisen wolle, und erhielt das 7—8mal heftig hintereinander ausgestoßene Wort Nao (Nein) zur Antwort; nach der Frage wegen der Ursache dieser unge- stümen Weigerung erwiederte der Eskimo: „Mein Vater würde weinen." Diese große gegenseitige Liebe der Eltern und Kinder unter ein- ander ist um so auffallender, als sie mit der den Eskimos gleichsam tingebornen Gleichgültigkeit und Gefühllosigkeit in Widerspruch steht, ivelche sie gegen die Leiden und bei dem Tode von Nachbarn und Ver- rvandten an den Tag legen. Eine Frau pflegt ihren kranken Mann r lur deshalb, weil sie weiß, daß sein Tod sie in eine hülstose Lage ver- si rtzen würde; und übernimmt eine andere Person seine Wartung, so c rkundigt sie sich gar nicht mehr nach ihm. Der Mann seinerseits verlaßt seine sterbende Frau, ohne sich darum zu bekümmern, ob je- r.aand für sie sorge und sehr oft geschieht es, daß eine Frau, die keine Kinder hat, verlassen in ihrer Hütte iliegen bleibt, ohne daß jemand n ach ihr sieht, ob sie noch am Leben ist oder nicht. Wittwen, so wie alte und gebrechliche Personen überhaupt werden, wenn sie noch eigne Kinder haben, mit der größten Nachlaßigkeit behandelt. In Zeiten des Überflusses erhalten auch freilich sie ihren Antheil von dem ge- meinschaftlichen Mundvorrathe; bei eingetretenem Mangel aber wird ihm nur eine sehr geringe Quantität gereicht, und sie kommen, da sie in ihrer Krankheit verlassen werden, oft allein aus Mangel und Ver- nachläßigung um. Waisen finden wenig Unterstützung und ein solches armes Geschöpf wird nur dann von einer Familie an Kindes Statt angenommen, wenn es ein Knabe ist und sich diese von den Diensten und der Arbeit des Heranwachsenden Kindes Vortheil versprechen kann. Noch schändlicher ist es, daß man sogar Hülstose ausplündert. Hat eine Frau ihren Mann verloren und sitzt, von kleinen Kindern umge- den, in Schmerz versunken, in ihrer Hütte, so eilen alle Nachbarn herbei und suchen alles zu entwenden, was die ärmliche Hütte enthält. Kapitän Lyon war Zeuge einer Szene dieser Art, die er mit folgen-

8. Bd. 2 - S. 881

1837 - Eisleben : Reichardt
Senegambien. 88 i pfung seiner Mutter nie. Besonders gewöhnen sie ihre Kinder zur Wahrheitsliebe. Will die Mutter den Sohn rühmen, so sagt sie, er hat nie eine Unwahrheit geredet. Die Erziehung ist ganz in den Handen der Frauen. Letztere werden gut behandelt, genießen Achtung und Einfluß, und nehmen an den öffentlichen Vergnügungen Theil. Streitigkeiten unter ihnen entscheidet der Mann. Ist aber das Anse- hen desselben nicht hinreichend, den Hausfrieden zu erhalten, so nimmt er seine Zuflucht zum Mumbo-Jumbo, einer Art von Popanz, das Schrecken der Weiber. Dies ist ein aus Baumrinde verfertigter kolossaler Mann, mit verschiedenen Farben bemalt, der gewöhnlich an einem Baume in geringer Entfernung von dem Dorfe aufgehängt wird. Sein Kopf ist mit einer ungeheuern spitzigen Mütze bedeckt, welche niagifche Figuren schmücken, sein übriger Anzug besteht aus einem langen Nocke mit weiten Ärmeln. Mit Einbruch der Nacht, erscheint er, von mehreren Marabuts begleitet, nachdem er schon vorher seine Ankunft durch fürchterliches Schreien in den nahen Wäldern verkündet hat, auf dem gewöhnlichen Verfammlungsplatze (Bentang) der Einwohner eines Ortes, wo alle, auch die Weiber sogleich erschei- nen müssen. Die Ceremonie beginnt mit Tanzen und Gefangen, die bis Mitternacht fortdauern. Wehe derjenigen Frau, die eifersüchtig auf ihbe Genossen und nach der Herrschaft im Haufe strebend, die Ruhe desselben gestört hat. Sofort ruft sie die furchtbare Stimme des Mumbo-Jumbo vor seinen Richterstuhl, seinem Ausfpruche folgt die Vollziehung. Sie wird ergriffen, entkleidet, an einen Pfahl ge- bunden und mit der Ruthe des Mumbo-Jumbo bis aufs Blut durch- gehauen, unter dem Spott und dem Gelächter der ganzen Versamm- lung. Nach Beendigung der Ceremonie tritt alles wieder in seinen gewöhnlichen Zustand. Mumbo-Jumbo verschwindet und am nächsten Tage sieht man ihn wieder an der Stelle hangen, die er am vorher- gehenden Abende einnahm. Diese mit einem unverletzlichen Geheimnisse umhüllte Rolle wird abwechselnd durch die Mitglieder einer verborge- nen Gesellschaft gespielt, deren Beschlüsse die Bevölkerung in Schre- cken setzen. Mit Unrecht betrachten die Weißen die Neger und besonders die Mandingos als trage und unthätig. Das Klima selbst verbietet große Anstrengungen, aber ein Volk, das sich alle seine Bedürfnisse verschafft, kann man nicht faul nennen; daß sie nicht mehr thun, darf uns nicht Wunder nehmen, da der größere Ertrag keinen Absatz findet. Die Feldarbeit beschäftigt sie hinreichend in der Regenzeit, in den andern Monaten treiben die an den Flüssen wohnenden Fischerei. Andere jagen. Die Weiber bereiten Baumwolle und spinnen an der Spin- del, die Männer weben und jene färben das Zeug ächt blau mit In- digo. Dies sind die Arbeiten, welche jeder versteht. Als künstliche Arbeiten gelten die Bereitung des Leders und das Schmieden des Eisens. Dse meisten Schmiede arbeiten auch in Gold. Die Freien Carmabich's Hülfsbuch. Ii. Band, 56

9. Bd. 2 - S. 285

1837 - Eisleben : Reichardt
Osmanisches Reich. 285 Einschnitte aus den Stammen und erhärtet an der Sonne. Der beste ist durchsichtig, der geringere undurchsichtig, weich, trocken schwer und erweicht bei der geringsten Hitze wieder. Im Handel kommt der Mastix in erbsengroßen Kornern vor, sieht weißgelb aus, riecht sehr gut, erweicht beim Kauen und bat einen gewürzhaften Geschmack. Die vornehmen Türken kauen ihn gern, um sich dadurch einen wohl- riechenden Athem und weiße Zahne zu verschaffen. Außerdem wird er auch zum Raucherpulver und zu Firnissen gebraucht. Der Baum selbst gehört zu der Gattung der Pistazienbaume und wachst nicht allein auf Chios, sondern auch in Cypern und andern Gegenden des Mor- genlandes, selbst im südlichen Europa. Er wird mäßig hoch, hat ge- fiederte immer grüne Blatter, schwarze, den Wachholderbeeren ähnliche Früchte, aus welchen ein brauchbares Ol gepreßt wird. Das fein ge- aderte, balsamisch riechende, gelbliche Holz des 12 F. hohen Stammes nimmt eine gute Politur an, und man verfertigte sonst Zahnstocher daraus, welchen man eine die Zahne gesund erhaltende Kraft zuschrieb. Die Insel Ehios war eine der blühendsten des Griechischen Ar- chipels und von 110—120,000 Menschen, meistens Griechen bewohnt, die sich durch Bildung, Industrie und Handelstätigkeit auszeichneten und im Besitze großer Freiheiten und eines bedeutenden Reichthumes waren. Die Hauptstadt von gleichem Namen wie die Insel hatte 30.000 E., die unter andern schöne Seidenzeuge verfertigten, und eine Griechische Akademie hatten, worin in mehreren Wissenschaften Unter- richt ertheilt wurde. Allein das Jahr 1822 vernichtete diesen glück- lichen Zustand der Hauptstadt und der Insel, indem die Griechischen Bewohner an dem allgemeinen Aufstand der unter Türkischer Herrschaft lebenden Griechen Antheil nahmen, die auf Ehios sich befindenden Türken überfielen und ermordeten, worauf bald darnach der Kapudan Pascha mit der Türkischen Flotte erschien und, mit 25,000 Türken hier landete. Nun ward jedes Haus, jeder Garten ein Mordplatz. Blühende Jünglinge und Jungfrauen, ehrwürdige Greise und Matro- nen, Weiber, Kinder, Säuglinge lagen verstümmelt unter einander. Die scheußlichsten Greuel wurden an den Jungfrauen verübet. Der größte Theil derselben ward geschändet und dann zerhauen. Gegen 40.000 Menschen wurden gemordet. Viele Frauen und Kinder wur- den zu Sklaven gemacht und fortgeführt. Sobald keine Menschen mehr zu schlachten waren, richtete sich die Wuth gegen die Hauser, 'worin man Schatze zu finden hoffte; kein Stein blieb auf dem Andern. Nur die Katholiken, die Juden und die Bewohner der Mastixdörfer blieben verschont. Von den übrigen Bewohnern der Insel aber ent- gingen nur wenige dem allgemeinen Morden oder der Sklaverei. Nach dieser schrecklichen Metzelei waren im I. 1823 noch 14 bis 16,000 Menschen auf der ganzen Insel vorhanden. In neuesten Zeiten jedoch soll ihre Zahl sich wieder vermehrt und überhaupt die Insel sich wie- der zu erholen angefangen haben.

10. Bd. 2 - S. 327

1837 - Eisleben : Reichardt
Arabien. 327 kann. Der Araber beraubt seine Feinde, feine Freunde und seine Nach- barn, so bald sie sich nicht in seinem eigenen Zelte befinden, wo ihr Eigenthum geheiligt ist. Im Lager oder unter freundlichen Stämmen zu rauben ist nicht ehrenvoll für einen Stamm, jedoch hastet wegen einer solchen Handlung, die in der That täglich vorkommt, kein Makel auf ihm. Aber der Araber rühmt sich hauptsächlich, seine Feinde zu berau- den und ihnen durch Diebstahl zu nehmen, was er mit offener Gewalt nicht hatte bekommen können. Die Beduinen haben die Räuberei mit allen ihren Zweigen in ein vollständiges und regelmäßiges System gebracht, welches viele interessante einzelne Umstande darbietet. Wenn ein Araber auf Raub ausgehen will, so sucht er ein Dutzend Freunde dazu sich aus. Jeder nimmt einen sehr mäßigen Vorrath von Mehl und Salz und einen kleinen Wasserschlauch mit. Mit diesen spärlichen Verrathen beginnen sie zu Fuß eine Reise von vielleicht 8 Tagen. Wenn sie gegen Abend in die Nahe des Lagers kommen, welches der Gegenstand ihrer beabsichtigten Unternehmung ist, so werden drei der kühnsten nach den Zelten geschickt, wo sie um Mitternacht anlangen müssen, eine Zeit, wo die meisten Araber schlafen. Die andern warten ihre Rückkehr in kurzer Entfernung vom Lager ab. Von diesen drei Männern hat jeder sein angewiesenes Geschäft. Mißlingt die Unter- nehmung, und wird einer von den Räubern ergriffen und zu- einem Gefangenen oder Rabiet gemacht, so fragt der Rabat, d. h. derje- nige, welcher zuerst den Räuber ergriffen hat, seinen Gefangenen, was er hier zu thun habe, und diese Frage wird in der Regel mit einigen Schlagen auf den Kopf begleitet. „Ich kam, um zu rauben, Gott hat mich zu Grunde gerichtet," ist die Antwort, welche gemeiniglich gegeben wird. Der Gefangene wird dann in das Zelt geführt, wo die Gefangennehmung eines Haramy (Räubers) große Freude verursacht. Die nächste Handlung des Rabat besteht nun darin, das Zelt von allen Zeugen zu reinigen; dann bindet er den Gefangenen, das Messer in der Hand, Hände und Füße und ruft dann die Leute seines Stam- mes herbei. Einige derselben oder der Rabat selbst sagen dann zu dem Haramy: „thue Verzicht;" und der Haramy, welcher eine Fortsetzung der Prügel befürchtet, antwortet:" ich thue Verzicht." Diese Eeremo- nie gründet sich auf den Herkommen des Dakheil oder Schutzes, welches jetzt erklärt werden soll. Es ist gesetzlich unter den 'Arabern, daß, sobald eine Person mit wirklicher Gefahr von einem andern bedro- het wird und einen dritten Araber erreichen kann, oder wenn er einen leblosen Gegenstand berührt, den der Andere in seinen Handen hat, oder mit welchem ein Th.il seines Körpers in Berührung steht, oder wenn er ihn aus die Weise erreichen kann, daß er ihn anspuckt oder einen Stein aus ihn wirft und zugleich ausruft: „An dakheilak d. h. ich bin dein Schützling," so ist er nicht langer einer Gefahr aus- gesetzt und der dritte genöthigt, ihn zu vertheidigen. So würde auch der Räuber dasselbe Privilegium in Anspruch nehmen können, wenn
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