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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 25

1892 - Gera : Hofmann
— 25 — \ v Das Niederwald-Denkmal. Er schlief auf einem schlichten Feldbette, das er auch auf Reisen mitnahm. Schlafrock und Schlafschuhe trug er niemals. Er stand sehr früh auf, las die eingegangenen Briefe und verhandelte mit den Ministern. Am Mittag stand er an dem Eckfenster feines Schlosses und sah zu, wie die Wache aufzog. Vieles Volk strömte um diese Zeit zusammen, um ihn zu fehen und zu begrüßen. Er war eine hohe, königliche Erscheinung. Milder Ernst und herzliche Freundlichkeit lagen aus seinem Antlitz. Manche kamen weit her. Ost hielten sie Bittschriften in die Höhe. So einst ein armer Weber, dem der Webstuhl

2. Das erste Geschichtsbuch - S. 29

1892 - Gera : Hofmann
— 29 — Völkerschlacht bei Leipzig, wo sich die Deutschen vom französischen Joche frei machten. Auch das Denkmal auf dem Kreuzberge bei Berlin erinnert noch heute daran, wie unter Friedrich Wilhelm Iii. in den Befreiungskriegen das preußische Volk die Feinde siegreich aus dem Lande jagte. Zu seiner Zeit wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt, die Landwehr und der Landsturm gegründet. Nicht geworbene Söldner, sondern alle gesunden Söhne des Volkes sollten hinfort das Vaterland verteidigen. Friedrich Wilhelm Iii. hob die Hörigkeit der Bauern auf, die bis dahin ihren Gutsherren als Eigentum zugehörten, und schuf einen freien Bauernstand, wie wir ihn kennen. Er gab den Städten die Selbstverwaltung, die heute noch gilt, und schuf so einen freien Bürgerstand. Damit die Streitigkeiten der Leute nicht gleich vor das Gericht kämen, setzte er Schiedsrichter ein, die heute noch ohne große Kosten die Leute zu versöhnen suchen. Auch im Schulwesen erinnert vieles an Friedrich Wilhelm Iii. Zu seiner Zeit lebte der große Kinderfreund Pestalozzi Denkmal auf dem Areuzberge in der Schweiz. Nach seiner Weise wird bei 5erltrl noch heute in den Schulen unterrichtet und erzogen. Die Königin Luise war so entzückt über die Erziehungsweise dieses Mannes, daß sie rief: „Ich möchte hin zu ihm, um in der Menschheit Namen ihm zu danken!" In allen Schulen wird jetzt geturnt, und in den meisten Orten sind Turnvereine. Das Turnen wurde unter Friedrich Wilhelm Iii. durch den Turnvater Jahn eingeführt, um die Jugend gesund, stark und wehrhaft zu machen. In allen Schulen werden folgende Lieder gelernt und gesungen: „In dem wilden Kriegestanze" von Schenkendors, „Was blasen die Trompeten?" von E. M. Arndt, „Vater, ich rufe dich" von Theodor Körner. Diese vaterländischen Dichter lebten in jener Zeit und begeisterten das Volk durch ihre Lieder. Die Hochschule in Berlin, die heute von mehr als 5000 Studenten besucht ist, gründete der König in jener Zeit. Jeden Sonntag kann uns in der Kirche etwas an ihn erinnern. Er hat die lutherischen und reformierten Christen, die sich früher oft stritten und schmäheten, zu einer evangelischen Landeskirche vereinigt. Die Agende, aus der jeden Sonntag der Geistliche liest, stammt von ihm. Unser Königreich Preußen ist jetzt in Provinzen, Regierungs-bezirke und Kreise eingeteilt. Das geschah auch unter Friedrich Wilhelm Iii. Dem ganzen deutschen Vaterlande erwies er eine große Wohlthat durch den Zollverein. Bis dahin erhob jeder deutsche Fürst an seiner Landesgrenze von den eingehenden Waren einen Zoll oder eine bestimmte Abgabe.

3. Mittlere und neuere Geschichte - S. 67

1861 - Eisleben : Reichardt
67 gen. Er that dies auf eigene Gefahr, ohne Fried- rich Wilhelm's Bewilligung, q) 1813 Das Jahr der Befreiung. Um frei handeln zu können, reist Fr. W. von Berlin (wo noch sranz. Besatzung war) nach Breslau. März. Hier erläßt er am 17. März den „Aufruf an mein Volk." Massenhafter Zuzug von Freiwilligen. Bildung der Landwehr und des Landsturms, Stiftung des eisernen Kreuzes am 10. März.r) Bündniß mir Rußland, welchem nach einigem Schwanken auch Oestreich b eitritt. Schweden (unter dem zum Kronprinzen ernannten ehemaligen franz. General Bernadotte) betheiligte sich ebenfalls beim Kampfe. Mai. Napoleon gewinnt mit großen V e r l u st e n d i e Schlachten bei Groß-Görschen (Lützen)s) und bei Bautzen über Preußent) und Russen. Hierauf schloß Napoleon mit den Verbündeten zu Breslau einen Waffenstillstand von 6 Wochen. Während desselben wird Lützow's „wilde Jagd" bei Leipzig fast vernichtet.n) Auch trat um diese Zeit Oestreich und Schwe- den zum Bündnisse, so daß die Heere der Verbün- deten dem französischen fast überlegen waren. 23. Aug. Schlacht bei Groß-Beeren. Oudinot war bis 2 Meilen vor Berlin vorgedrun- gen, um dasselbe zu nehmen. Da spät Abends Gene- ral Bülow mit den preuß. Landwehrmännern, die mit Kolben drein schlagen. Die Franz, weichen bis zur Elbe zurück. 26. Aug. Schlacht an der Katzbach (bei Wahl statt). Bei strömendem Regen werden die Franzosen (unter q) „Ew. Maj. lege ich willig meinen Kopf zu Füßen, wenn ich ge- fehlt haben sollte. Ich würde mit der freudigen Beruhigung sterben, wenigstens als treuer Unterthan u. wahrer Preuße das Beste meines Vaterlandes gewollt zu haben." r) Km Geburtstage der bereits 1810 verstorbenen Königin Luise. s) Blücher verwundet, Scharnhorst fällt. t) Napoleon: ,,Das sind nicht die Preußen von Jena!" u) Lützow leibst schlägt sich durch. Sein Adjutant, der Dichter Theo- dor Körner, ebenfalls gerettet, fällt aber bald darauf bei Gade- busch in Mecklenb., nachdem er kurz zuvor das ,,Schwertlicd" gedichtet. (Ein andrer Freiheitssänger war Arndt). 5*

4. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 207

1899 - Gera : Hofmann
— 207 — Handelsstädte Genua und Venedig ihre Bedeutung; Portugiesen und Spanier teilten sich in die neuentdeckten Länder und rissen den Großhandel an sich. Aber schon um 1600 wurde diesen von den Hol- ländern und später letzteren von den Engländern die Herrschaft auf dem Weltmeer genommen. Die vielen Bodenerzeugnisseder Kolonien, besonders die später in Europa angepflanzten, wie: Mais, Tabak, Kar- toffeln, und die nur eingeführten, als: Kaffee, Zucker, Kakao, Vanille, Baumwolle, riefen neue Bedürfnisse wach, veränderten die Lebensweise und erzeugten eine große Rührigkeit in allen geschäftlichen und gewerb- lichen Verhältnissen. Die hinzuströmende Masse edler Metalle (aus Mexiko und Peru) verringerte den Geldwert und steigerte die Preise. 11. Das Aufblühen der Wissenschaften und Künste. Die Aus- schließung so vieler fremder Länder gestaltete einzelne Wissenschaften, besonders die Erd- und Naturkunde, völlig um und erweiterte Zn hohem Maße den bisherigen Gesichtskreis. Kopernikus in Thorn beseitigte den Jahr- tausende alten Irrtum, daß sich die Sonne um die stillstehende Erde bewege. Kepler erforschte die Gesetze des Planetenlaufes. Der Italiener Galilei entdeckte die Pendel- gesetze und wurde der Begründer der wissenschaftlichen Naturlehre (Physik). — Dazu gesellte sich das neu erwachte Studium des griechischen und rö- mischen (klassischen) Altertums und die Pflege der Kunst, zunächst in Italien, später in Deutschland. Schon im 14. Jahr- hundert hatte der große italienische Dichter Dante (f 1321 in Ravenna) einem neuen, edeln Geschmack in der 1321 Litteratur durch seine Anlehnung an die klassischen Dichter der Römer .den Weg gebahnt. Sein berühmtes Hauptwerk „die göttliche Komödie" ist eine der tiefsinnigsten Dichtungen aller Zeiten. In seinen Wegen war dann der berühmte italienische Dichter Petrarca gewandelt. Mit großer Begeisterung hatte sich dieser den humanistischen Studien, d. h. dem Studium des klassischen Altertums aus dessen Werken, zugewandt und den Anlaß zur weiteren Verbreitung dieser Studien gegeben. In vielen seiner Gedichte besang er in zarter, inniger Weise seine Laura. Er sah sie zum erstenmal in der Kirche zu Avignon, feierte sie lebenslang als weibliches Idealbild und verlor sie nach 21 Jahren durch den Tod. Als nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453) 1453 flüchtige Gelehrte nach Italien kamen und die Pflege der griechischen Litteratur und Philosophie anregten, da entfalteten sich auf dem Boden Italiens von neuem die Wissenschaften und Künste zu schöner Blüte. In Deutschland waren die hervorragendsten Humanisten Reuchlin, Erasmus und Ulrich von Hutten. Die erwachende Studienlust ließ neue Universitäten erstehen und alte sich verjüngen. Den altberühmten Städten Paris, Bologna und Salerno reihten sich 4 i i " 3! , 4

5. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 213

1899 - Gera : Hofmann
Uns der Neuzeit. 67. vr. Martin Luther und die Reformation (1483—1546). 1. Der begabte Vergmannssohn und seine Erziehung. Der Mann, welcher der Sehnsucht seiner Zeitgenossen eine Stimme und einen kräftigen Willen lieh und der neuen Zeit den Stempel seines Geistes aufdrückte, ist dem Bauernstände entsprungen. Sein Vater, der Bergmann Hans Luther, zog mit seiner Gattin Margarete aus Möhra bei Eisenach des bessern Unter- halts wegen nach Eisleben. Hier wurde ihm am 10. Novbr. 1483 ein Söhnlein geboren, das in der Taufe am folgenden Martinstage Martin geheißen ward. Ein Jahr später zog Hans Luther nach Mans- feld. Seine redliche Arbeit segnete Gott, so daß er zu ziemlichem Wohlstände kam und seinen acht Kindern eine gute Er- ziehung geben konnte. Den schwächlichen, aber wohlbegabten Martin hat er oft auf den Armen zur Schule getragen, ihn aber auch nicht selten mit großer Strenge „gestäupt". Im 14. Jahre kam der Knabe auf die Schule nach Magdeburg und später, der Kostensparung wegen, zu Verwandten nach Eisenach. Hier hat er sich als Chorschüler mit seinem Beten und Singen das Wohlwollen der Frau Cotta erworben und von ihr Kost und Pflege erhalten. Mit 18 Jahren bezog er, wohlaus- gerüstet mit Kenntnissen, die Universität Erfurt, wo er so fleißig studierte, daß ihm schon mit 20 Jahren die Gelehrtenwürde eines Magisters erteilt wurde. 2. Der gewissenhafte Mönch und seine Seelenkämpfe. Luthers Vater wollte einen Rechtsgelehrten aus ihm machen, aber sein eigenes Herz zog diesen zur Gottesgelahrtheit, besonders seitdem er in der Bibliothek eine lateinische Bibel gefunden und fleißig gelesen hatte. In heftiger Seelenangst um seine Seligkeit rieb er sich fast auf. Der plötz- liche Tod seines Freundes Alexius, eigene Lebensgefahr durch einen Blitzstrahl und eine schwere Krankheit bestimmten ihn, der Welt zu ent- sagen und nur den Himmel zu suchen. Er trat 1505 als Mönch in das Augustinerkloster zu Erfurt, um sein Leben ganz Gott zu widmen. Sein Vater war darob sehr ungehalten. Im Kloster mußte Luther die niedrigsten Dienste thun. Dazu wollte er durch Fasten, 1483

6. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 320

1899 - Gera : Hofmann
320 seligkeiten einstellte/ Der König mußte zwar diesen eigenmächtigen Schritt öffentlich mißbilligen, da Berlin noch französische Besatzung hatte, aber von der Begeisterung des Volkes gedrängt und getragen, verlegte er seine Residenz nach Breslau, um frei handeln zu können. In dem Bündnis zu Kalisch gelobten Friedrich Wilhelm und Alexander, nicht eher das Schwert aus der Hand zu legen, bis Deutsch- land befreit sei. Für die Helden des Kampfes stiftete der König den Orden des „eisernen Kreuzes" mit der Inschrift: „Mit Gott für König und Vaterland!" Hochherzig und opfer- freudig erhob sich unter großartiger Begei- sterung zuerst das fast ganz zertretene Ost- preußen. Für die Sache des Vaterlandes zu groß und keine That zu schwer. Nach dem Muster dieser Provinz entstand überall die Landwehr und der Landsturm, und Freiwillige eilten scharenweise dem Könige zu. Patriotische Dichter wie Th. Körner, E. M. Arndt, M. v. Schenken- dorf und Fr. Rückert schürten die Begeisterung. Am 17. März er- schien der zündende Aufruf: „An mein Volk!" und verwandelte Preußen 239. General Hork. war hier kein Opfer 240. Theodor Körner. 2<u. Ernst Moritz Arndt. in eine große Kriegswerkstätte. Ein Gefühl glühte in allen Herzen, ein Gedanke regte alle Hände: „Das Vaterland retten oder mit Ehren untergehen!" Greise traten neben Jünglingen, hohe Beamte neben schlichten Bauern unter die Waffen. Mit stolzer Thräne hieß die Mutter den Sohn, die Gattin den Gatten, die Braut den Bräutigam in den heiligen Krieg ziehen. Die begeisterte Jungfrau Eleonore Prohaska trat in Männerkleidung ein und opferte ihr Leben für das Vaterland. Volle Börsen und bescheidene Sparbüchsen, kostbarer Schmuck wie schlichte Trauringe und schönes Lockenhaar wurden auf dem Altar des Vaterlandes geopfert. Das kleine Preußen mit kaum 5 Millionen Einwohnern stellte

7. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 329

1899 - Gera : Hofmann
f — 329 — Die Trachten dieser Zeit ließen Hals, Nacken und Arme frei. Ein Gürtel umschloß die Gestalt. Ein farbiger Shawl ward übergeworfen. Die Haare flössen in Locken nieder oder wurden durch ein Stirnband gehalten. Ein kostbarer Strick- oder Arbeitsbeutel hing am Arme. Biblische Namen (wie Eva, Ruth, Rahel) oder Namen aus berühmten Dichtungen (wie Laura, Amalia, Luise) wurden Sitte. Die Erziehung der Mädchen war Sache der Mutter und des Hauses. Öffentliche Mädchenschulen waren noch immer selten. Im Zeichnen und in der Musik wurde durch Privatlehrer unterrichtet. Mädchen traten selten an die Öffentlichkeit. Bei der Eheschließung sprachen die Eltern das ent- scheidende Wort. Der Brautstand dauerte oft jahrelang. Hochzeitreisen waren noch nicht Sitte. — Deutschlands Zerrissenheit und Ohnmacht, die sich besonders auf dem kläglichen Bundestage zu Frankfurt in dessen langweiligen und nutzlosen Verhandlungen zeigte, war der große Schmerz eines jeden guten Deutschen. Die neununddreißig Bundesstaaten bekümmerten sich wenig umeinander, und der „Bund" ward zum Gespött. Das wach- gerufene und durch die siegreichen Kämpfe gekräftigte Nationalgefühl der Deutschen fand sich nirgends befriedigt. Friedrich Wilhelm Iii. starb, tief betrauert von seinem Volke, an: 7. Juni 1840 und liegt neben seiner unvergeßlichen Gemahlin Luise 1840 im Mausoleum zu Charlottenburg begraben. Sein Wahlspruch, mit dem auch sein Testament begann, lautete: „Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott!" Schöne Merkworte von ihm sind: „Meine Sache ist die Sache meines Volkes!" — „Ich möchte um vieles nicht über ein Volk herrschen, welches keine Religion hätte." Fragen: Wie hat sich die Ohnmacht des deutschen Reiches entwickelt? — Warum scheiterte der russische Feldzug? — Was trieb zu der wunderbaren Er- hebung von 1813? — Wie zeigten die Frauen ihre Vaterlandsliebe? — Wodurch war Napoleon bei den Kämpfen im Vorteil? — Wie war das Reich der hundert Tage möglich? — Warum war die Kongrcßarbeit eine so verzweifelte? — „Der Brand von Moskau" von Stägemann. — „Aufruf" von Körner. — „Das Eiserne Kreuz", „Der Landsturm" und „Auf Scharnhorsts Tod" von Schenkendorf. — „Die Trommel" von Besser. — „Lützows wilde Jagd" von Körner. — „Karl Theodor Körner" von Förster. — „Der Trompeter an der Katzbach" von Mosen. — „Das Lied vom Feldmarschall" und „Die Leipziger Schlacht" von Arndt. — „Blücher am Rhein" von Kopisch. — „Belle-Alliance" und „Vor Blüchers Standbild" von Sturm. — „Ein Wort vom alten Blücher" von Hesekiel. — „Die Grenadiere" von Heine. — „Die nächtliche Heerschau" von Zedlitz. — „Die drei Gesellen" von Rückert. — „Der Tod Friedrich Wilhelms Iii." von Gruppe. 88. Friedrich Wilhelm Iv. (1840—1861) und die Revolutionen. 1. Allerlei Aufstände und Umwälzungen. Der Herd der Un- ruhen blieb Frankreich, wo der redliche Ludwig Xviii. beim besten Willen die Parteien nicht befriedigen konnte. Unter seinem eigensinnigen Bruder Karl X. brach in der Julirevolution (1830) der Thron der 1830 Bourbonen zusammen, und der „Bürgerkönig" Louis Philipp aus dem Hause Orleans suchte nun seine Regierung den Volkswünschen anzubequemen.

8. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 301

1899 - Gera : Hofmann
301 — „Aufklärung" an. Sie bekämpften und verspotteten in ihren Schriften alle in Kirche, Staat und Gesellschaft bestehenden Einrichtungen als verjährt und der Natur und Vernunft völlig widersprechend. Von Frankreich verbreitete sich die „Aufklärung", mit Vernunftglauben und Unglauben im Gefolge, zu allen ge- bildeten Nationen und übte einen ge- waltigen Einfluß auf Fürsten und Völker aus. So stand die russische Kaiserin Katharina Ii., eine anhaltinische Prin- zessin, mit Voltaire in Briefwechsel und suchte die Grundsätze der Aufklärer in ihrer Regierung zu verwirklichen. Sie hat durch Einsicht und kräftigen Willen Rußland auf vielen Gebieten gehoben und Peters des Großen Werk fortgesetzt. Leider gab ihr sittenloses Leben dem Lande ein schlechtes Beispiel. Sie duldete es, daß ihr Günstling Potemkin das Volk aussog und ihre wohlthätiqen Absichten vereitelte. ^ ^ ' L ,? c, 1 \ , , ^.c ... 227. Katharina Ii. Lebhaft erwachte der Erfer für Nach dem Gemälde von Schàoff. die Naturwissenschaften. Er gefiel (Bruckner, Katharina Ii.). sich im Sammeln von Käfern, Schmetterlingen, Pflanzen und Ver- steinerungen, aber auch in allerlei Versuchen, Gold zu machen und heil- kräftige Tinkturen herzustellen. Ein großer Physiker war der Engländer Newton (spr. Njutn); er stellte die Gesetze der Schwerkraft und An- ziehungskraft zwischen den Himmelskörpern fest. Der größte Philosoph war Emanuel Kant in Königsberg (f 1804). ó Wichtige Erfindungen jener Zeit waren die des Porzellans durch Böttcher in Meißen, des Blitzableiters durch Benjamin Franklin in Nordamerika, der Dampfmaschine durch James Watt in England und des Luftballons durch die Gebrüder Montgolfier in Frankreich. Das gewerbliche Leben nahm einen großen Aufschwung. Solingen und Suhl fertigten Eisen- und Stahlwaren, Westfalen und Schlesien Leinwand, Damastgewebe und Schleier, das Erzgebirge Spitzen, der Schwarzwald allerlei Holzwaren und Uhren, Pforzheim Gold- und Silber- waren u. s. w. Berlin war in Preußen der Mittelpunkt vielseitiger Fabrikthätigkeit. Sachsen zeigte auf allen Gebieten den regsten gewerb- lichen Wetteifer. In demselben Maße hoben sich Handel und Verkehr. Die Ver- kehrsmittel freilich waren unvollkommen. Holzkähne befuhren die Flüsse, Frachtwagen die Landstraßen. Beide wurden oft angehalten und be- lästigt durch Zollerhebung. Unbehilfliche Postwagen schleppten sich als „Schneckenpost" auf kotigen, durchweichten Wegen dahin, denn Kunst- straßen gab es nicht; erst am Ende des 18. Jahrhunderts fing man solche zu bauen an. Boten trugen Briefe und Pakete hin und her zwischen den Orten. Reiche Leute ließen sich von Trägern in Trag-

9. Lehrbuch der Geschichte für die mittleren Klassen höherer Lehranstalten - S. 144

1904 - Gotha : Perthes
meinten, so haben die lndlichen Gemeinden, ferner die Kreise und die Provinzen Selbstverwaltung bekommen. Dem Gemeindevorsteher (Schulzen) sind Schffen und eine Gemeindevertretung, dem Landrat der Kreisausschu und der Kreistag, dem Landesdirektor (Landeshauptmann) der Provinz der Provinzialausschu und der Provinziallandtag zur Seite gesetzt. Nach der Teilung der Provinz Preußen in West- und Ostpreuen besitzt das Knigreich Preußen jetzt 12 Provinzen ') mit 35 Regierungsbezirken. Zu den fnf Fachministern (vgl. S. 121) sind im Lause der Zeit getreten 6. der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegen fjeiten, 7. der Minister fr Handel und Gewerbe, 8. der Minister fr ffentliche Arbeiten, 9. der Minister fr Landwirtschaft, Domnen und Forsten. Durch die Kirchengemeinde- und Synodalordnung hat auch die evangelische Kirche eine grere Selbstverwaltung erhalten. Neben den Pfarrern steht der Gemeindekirchenrat und die Gemeindevertre-tung. Die Gesamtheit der in einer Dizese gelegenen Gemeinden wird durch die Kreissynode, die evangelische Kirche der Provinz durch die Provin-zialsynode und die evangelische Landeskirche der neun lteren Provinzen durch die Jenernlfiirtnhf ht>rtrpf<m Das Aufblhen der Naturwissenschaft und deren technische n-ivendnng. Im Anfang des 19. Jahrhunderts galt Paris als der vornehmste Sitz der Naturforfchung. Hier lebte (18081827) auch der grte deutsche Naturforscher der Zeit, Alexander von Humboldt, nach der Rckkehr von seiner amerikanischen Reise. 1827 siedelte er nach Berlin der und wurde nach Goethes Tode (f 1832) der gefeiertste Mann des Vaterlandes (f 1859). Eine Reihe jngerer deutscher Naturforscher trat auf und machte Berlin zur Hauptfttte der Naturwissenschaft. Mit der groartigen Entwicklung der Naturerkenntnis ging in dein letzten Jahrhundert Hand in Hand die Anwendung der physikalischen Erkenntnisse auf das praktische Leben. Die Naturkrfte wurden in den Dienst des Menschen gestellt und das Maschinenwesen, vor allem durch die Benutzung des Dampfes, herausgebildet. Nachdem der Englnder Watt [uott] 17641784 die Dampfmaschine fr das Gewerbe brauchbar gemacht hatte, benutzte der Amerikaner Fulton [flt'n] 1807 die Dampfkraft zur Fortbewegung von Schiffen und der Englnber Stephenfon [sttf'n'n] zur Fortschaffung von Lasten aus Eisenbahnen. Ende 1825 lief in England der erste Dampfwagen; Ende 1835 wurde auch in Deutschland die erste Dampfbahn zwischen Frth und Nrnberg erffnet. Um 1840 gewannen die Telegraphie 1) Die drei neuen Provinzen Hannover, Schleswig-H olstein, Hessen-Nassau besitzen je eine Universitt: Gottingen, Kiel und Marburg. Fr Elsa-Lothringen ist Strasburg (1872) errichtet. - Der hheren Ausbildung auf gewerblichem Gebiete dienen die technischen Hochschulen. '"'o 6 -

10. Lehrbuch der Geschichte für die mittleren Klassen höherer Lehranstalten - S. 112

1904 - Gotha : Perthes
112 recht des Adels auf die Offiziersstellen beseitigt. Das Heer, bisher in den Augen der Brger fr die niederen und verworfenen Kreise eine Zwangs-und Strafanstalt, sollte nun Schule und Erziehungsanstalt des gesamten Volkes werden. Um mglichst viel Leute auszubilden, setzte Scharnhorst (1808) durch, da die Kompagnien der Infanterie und Fuartillerie 3 bis 5 Mann beurlauben und ebensoviel Kantonisten auf je l Monat zur Einbung einziehen sollten (die sogen. Krmper')). Die Maregel war um so wichtiger, als die Friedensstrke auf Napoleons Forderung nur 42 000 Mann betragen durfte. Um die Gefechtsweise beweglicher zu machen, ging Scharnhorst zum zer-streuten Gefecht (Tiraillieren) der. Das 3. Bataillon jedes Regiments, (Fsilierbataillon), wurde ganz fr den Schtzendienst ausgebildet. Die Angriffskolonne erhielt die Breite einer Kompagnie (45 Mann) und eine Tiefe von 8, vor Aussendung der Schtzen von 12 Mann. In dieser Neu-gestaltuug hat das preuische Heer alle Schlachten der Freiheitskriege ge-schlagen. Jedes Korps umfate 2 Divisionen mit je 4 Infanterie- und 2 Kavallerieregimentern (je zu 4 Schwadronen), 1 reitenden und 2 Fu-Batterien. Das Infanterieregiment erhielt 3 Bataillone zu je 4 Kompagnien. Aus allen Waffengattungen sollte die Brigade bestehen, ein Heer im kleinen, die Hlfte einer Division 2). _ Ein neuer sittlich-religiser Geist durchzog das deutsche und ins-besondere das prenische Volk und machte es fhig, das Joch der Fremdherrschaft abzuschtteln. In diesem Geiste hielt in Berlin Fichte (Winter 18071808) seine Reden an die deutsche Nation" und Schleiermacher seine Predigten, schrieb Ernst Moritz Arndt seine Flugschriften und sang Max von Schenken-d ors seine Lieder. Inmitten des allgemeinen Unglcks und unter den Waffen der Fremden ward die Universitt Berlin gegrndet als eine Freistatt des deutschen Denkens, insbesondere das Werk Wilhelms von Humboldt. Im Herbst 1810 konnte sie erffnet werden. An den Ideen der Wiedergeburt Preuens und Deutschlands nahm den lebendigsten Anteil die Knigin Luise von Preußen. Krperlichen wie seelischen Leiden erlag sie bereits den 19. Juli 1810, aber leuchtend hat ihr Bild den Streitern der Freiheitskmpfe vorgeschwebt. 1. Die Bewaffnung des Volkes. Das preuische Hilfskorps unter Aork war mit dem linken Flgel des franzsischen Heeres in Kurland eingerckt und hier vor der Vernichtung bewahrt geblieben. In Verbindung mit den heranziehenden franzsischen Ver-strkungen war es fhig, die Russen zunchst am Njemen festzuhalten. Da entschlo sich Jork auf eigene Gefahr hin zur Verhandlung mit Rußland. Er ging am 30. Dezember 1812 den Vertrag von Tauroggen ein (nord- 1) Der Ausdruck war blich fr die berschssigen Pferde der Kavallerie und ward nun auf die Menschen bertragen. 2) Die Bezeichnungen vom (Regiments-)Obersten aufwrts sind General-Major (Brigade) , General-Leutnant (Division), kommandierender General; die vom Obersten abwrts Major (Bataillon), Hauptmann (Kompagnie).
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