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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 216

1888 - Berlin : Hertz
216 Friedrich Wilhelm's I. Kinderjahre. dunkle schwarze Haar Stärke und Fülle andeutete, durch den Gegensatz Wechsel« fettig gehoben und gemildert. Auch durch milde, ächte Wohlthätigkeit erwarb sich die Fürstin die Liebe und Dankbarkeit des Volkes. Ihr bleibendes Verdienst liegt jedoch darin, daß sie zuerst in unserem Vaterlande die geistigen Bestrebungen in den höheren Kreisen anregte und aufmunterte. Die Verbreitung feinerer Lebenssitte und besserer geselliger Neigungen ist ihr wesentlich zu danken, und ihr Einfluß hat in dieser Beziehung auf Berlin und von da aus auf die Proviuzeu weit hinaus gewirkt. 30. Friedrich Wilhelm I. König von Preußen (1718—1740). Friedrich Wilhelm's frühere Jahre. Am 4. August 1688 hatte Sophie Charlotte ihrem Gemahle Friedrich einen Prinzen geboten, welcher als Thronerbe freudig begrüßt wurde. In Berlin und bei den Großältern in Hannover war gleiche Freude über das erwünschte Ereigniß, und die Herzogin Sophie, die Mutter Sophie Charlotten's, kam eigens von Hannover nach Berlin, um ihren Enkel zu sehen. Als er ihr gebracht wurde, so stark und kräftig, so offenen und trotzigen Blickes, wußte sie ihrer Freude keine Grenzen. Sie küßte ihn tausendmal unter Weinen und Lachen, rühmte immer auf's Neue sein gutes Aussehen und mochte sich gar nicht mehr von ihm trennen. Sie ließ nicht nach mit Bitten, die Aeltern möchten ihr das Kind mit nach Hannover geben, doch wollte Friedrich nur versprechen, später ihren Wünschen zu willfahren. Sophie Charlotte, so sehr ihr Geist sich sonst gern in hochfliegenden Bildern und Wünschen bewegte, stellte sich bei der Erziehung des Kronprinzen nur die schlichte und strenge Ausgabe, einen rechtschaffenen Mann und tüchtigen Fürsten ans ihm zu machen. Die erste Warte und Pflege des Prinzen wurde einer Frau von Roucoulles übertragen, welche sich als flüchtige Protestantin mit Muth und Kühnheit aus Frankreich gerettet hatte, und in jenen Tagen der Gefahr zugleich die Retterin ihrer Mutter und ihrer beiden Töchter geworden war. Ihr fester, edler Charakter flößte Sophie Charlotte großes Zutrauen ein. Bei dem jungen Friedrich Wilhelm reichte jedoch weibliche Aussicht nicht lange hin, frühzeitig entwickelte sich mit der Körperkraft fein lebhafter Geist und starker Wille, und Auftritte und Heftigkeit und Trotz erschreckten oft die Mutter und die Erzieherin. Dem früheren Versprechen gemäß zum Besuche nach Hannover gebracht, vertrug er sich mit dem dortigen kleinen Kurprinzen so schlecht und machte seiner Großmutter so viel zu schaffen, daß man ihn nach Berlin zurücknehmen mußte. Es wurde daher die Wahl eines Erziehers beschlossen; dieselbe fiel auf den Generallieutenant Burggrafen zu Dohna, einen Mann von feiner Bildung und strengen Sitten, rechtschaffen und ehrenfest, dabei stolz und gebieterisch, durch sein ganzes Benehmen Ehrfurcht und Gehorsam einflößend. Die Wahl der Lehrer war weniger glücklich: sie traf einen Franzosen Rebenr, der sich lässig und ungeschickt erwies und dem Prinzen das Lernen verleidete, und Cramer, einen gelehrten Pedanten, welcher sein Hauptbestreben darein setzte, seinem Zöglinge das Französische verhaßt zu machen. Die Entwickelung, des Knaben nahm keineswegs die Richtung, welche die Mutter erwartete; seine Fähig-

2. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 234

1888 - Berlin : Hertz
Viertes Luch. Friedrich der Große. (1740—1786.) 31. Friedrich des Großen Jugendjahre. Die Kinderzeit. Friedrich Ii., der Große oder der Einzige, war am Sonntag, 24. Januar 1712, gegen Mittag zu Berlin geboren. Mit großer Freude wurde seine Erscheinung von dem Vater Friedrich Wilhelm und dem Großvater Friedrich I. begrüßt, denn nach dem Tode zweier junger Prinzen war kein anderer Thronerbe aus der braudeubnrgischen Linie der Hohenzollern mehr vorhanden, und aus ihm ruhete oaher zunächst die Hoffnung ans die Fortpflanzung des Herrscherhauses. Friedrich I. gab seiue Freude durch Anordnung großer Festlichkeiten kund, welche besonders bei der Taufe des jungen Thronerben stattfanden. Unter dem Läuten aller Glocken und dem Donner ier Geschütze fand die heilige Handlung statt, bei welcher der junge Prinz, dessen Pathen die größten Fürsten Europas, unter andern auch der Kaiser, waren, die Namen Karl Friedrich erhielt, doch wurde er von früh auf nur Friedrich und an dem einfach bürgerlichen Hofe seines Vaters kurzweg Fritz genannt. Die erste Erziehung des königlichen Knaben war ganz der Mutter überlassen, der wohlwollenden, milden und gebildeten Königin Sophie Dorothea, welche sich dabei des Raths und Beistands ihrer Ehrendame, Frau von Kamecke, bediente. Als eigentliche Gouvernante wurde wiederum Frau von Roncoulles angenommen, welche durch ihren edlen Sinn und ihre treue Anhänglichkeit es wohl verdiente, daß ihr nun noch einmal das ehrenvolle Geschäft der Erziehung des Thronfolgers übertragen wurde. Sie widmete dem jungen Prinzen in jeder Beziehung die zärtlichste Sorgfalt, wofür er sie bis an ihren Tod durch treue Dankbarkeit ehrte. Friedrich bedurfte solcher Sorgfalt um so mehr, da seine Gesundheit zuerst sehr schwankend war; es mochte hiermit zusammenhängen, daß er ein sehr stilles, fast schwermüthiges Wesen hatte. Nur mit seiner Schwester Wilhelmine, die er schon damals und bis an ihr Ende zärtlich liebte, gab er sich gern auch heiteren Spielen hin. Der Vater kümmerte sich damals wenig um die Erziehung, doch war er gern im Schooße der Familie und freute sich an den Spielen der Kinder. Recht nach sein-m Sinne war ein Zug aus Friedrich's ersten Jahren. Der Prinz

3. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 359

1888 - Berlin : Hertz
Das sürstl. Vorbild innigen Familienlebens; die gnädige Frau von Paretz. 359 Bald nach Beendigung jenes Feldzuges, Anfangs December, kehrte der Kronprinz nach Berlin zurück, und kurze Zeit darauf schied seine Braut aus ihrem Familienkreise, um sich nach der Hauptstadt des Reiches zu begeben, dessen hochgefeierte Königin sie werden sollte. Unter großen Festlichkeiten wurde sie von der erfreuten Bürgerschaft eingeholt. Bald wurde das ganze Land von dem Ruhme der Schönheit und der Herzensgute Luisen's erfüllt. Vor Allem wnrde jene fürstliche Ehe das hohe, weithin durch das Land leuchtende Vorbild eines wahrhaft deutschen Familienlebens, wie es in solch reiner Liebe sich an den Höfen immer seltener kund gegeben hatte, seitdem man sich statt in guter vaterländischer Sitte immer mehr in der französischen Galanterie gefiel. Die Neuvermählten lebten nur für einander, und gleichwie Luise sich nachher auf dem Throne als eine wahrhaft deutsche Königin bewährte, ebenso stand sie als Kronprinzessin ihrem Gemahle als eine wahrhaft deutsche Hausfrau zur Seite. Nicht bei Hofe, sondern nur zu Haufe fühlten sich der Kronprinz und feine Gemahlin recht heimisch. Die gemüthlichsten Tage verlebte das fürstliche Paar aus dem Gute Paretz, welches der Kronprinz eigens zu einem stillen Landaufenthalte ausersehen hatte. Dort wollte er selbst am liebsten nur als „Schulze von Paretz" angesehen sein, und seine Gemahlin gefiel sich gleichfalls ausnehmend als „gnädige Frau von Paretz." Friedrich Wilhelm's vertrauter Freund, der General von Kockeritz, schreibt: „Ich habe mit unserer gnädigen Herrschaft auf ihrem Landgute Paretz, zwei Meilen von Potsdam, frohe Tage verlebt. — Sie genossen mit einem heiteren Herzen so ganz das Einfache der Natur. Entfernt von allem Zwange nahmen sie herzlichen Antheil an den naiven Aeußerungen der Freude des Landvolkes, besonders bei dem fröhlichen Erntefeste. Die hohe schone königliche Frau vergaß ihre Hoheit und mischte sich in die lustigen Tänze der Bauernsöhne und Töchter und tanzte vergnügt mit. Hier war im eigentlichen, aber besten Sinne „Freiheit und Gleichheit." Die schönen Tage, welche Friedrich Wilhelm an der Seite seiner Gemahlin in Paretz verlebte, blieben ihm unvergeßlich. Er bewahrte deshalb eine dauernde Vorliebe für diesen stillen Landsitz. Der hohe Sinn der Fürstin konnte sich erst recht in vollem Maße bewähren, als sie mit ihrem Gemahle den Thron bestiegen hatte: von dem An* beginn ihrer Regierung bis an ihr frühes Ende gab es keinen Tag, welcher nicht durch Wohlthun bezeichnet gewesen wäre. Auf den Reisen, welche sie mit Friedrich Wilhelm zur Huldigung der Provinzen unternahm, gewann sie durch ihr ungekünstelt herzliches und wohlwollendes Wesen Aller Herzen, und überall hörte man die begeistertsten Segenswünsche für das Königspaar. Aber auch als Königin lebte sie, so oft es anging, am liebsten in stiller Häuslichkeit in Potsdam, Paretz oder Charlottenburg. Da führte sie ganz das Leben der Gattin und Mutter und erfüllte ihre Pflichten mit größter Treue und zugleich mit der ihr eigenen Anmuth. In der Muße, die ihr diese Zciteit gewährten, reifte auch ihr Geist immer mehr. Ein tiefer frommer Sinn, ein treffender Verstand, ein frisches, frommes und ernstes Streben nach Erkenntniß des Guten und Schonen hatte die Königin von Kinbheit an ausgezeichnet. Früh schon hatte sie nicht nach Schein, sonbern nach Wahrheit

4. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 397

1888 - Berlin : Hertz
Luisen's Tod; allgemeine Trauer um dieselbe. 397 äußersten Lebensgefahr. Am folgenden Tage traf der berühmte Arzt Heim aus Berlin ein und erklärte, daß diese krampfhafte Steigerung der Krankheit nur einen Ausgang haben könne — den Tod. In der Nacht vom 18. zum 19. traten die Brustbeklemmungen wieder ein. In dieser schweren Nachtstunde sagte sie zu Heim: „Ach, bedenken Sie, wenn ich dem Könige und meinen Kindern stürbe." Früh gegen 4 Uhr traf der König mit seinen beiden ältesten Söhnen ein. Welche Freude — es war die letzte für die sterbende! Der König schien wie zermalmt von Schmerz. Alles, was er bis dahin vom Schicksal hatte erdulden müssen, stand in keinem Vergleiche zu dem Leide der Gegenwart. Nicht Herr seiner Gefühle, eilte er auf Augenblicke hinaus, um Fassung zu sammeln. Da sagte die Königin: „Der König thut, als ob er Abschied von mir nehmen wolle; sagt ihm, er solle das nicht, ich sterbe sonst gleich." Man wollte den König trösten, es sei ja noch Hoffnung da. „Ach," sagte er, „wenn sie nicht mein wäre, würde sie leben, aber da sie meine Frau ist, stirbt sie gewiß." So nahete die neunte Stunde — die Todesstunde. Es trat wieder ein heftiger Anfall ein. „Ach, mir hilft nichts mehr, als der Tod," rief die Leidende. Der König saß an ihrem Bette, er hatte ihre rechte Hand ergriffen. Gegenüber kniete ihre Schwester, die Prinzessin Solms, und die Freundin der Königin, Frau vou Berg, an deren treuer Brust das Haupt der Sterbenden ruhte. Die Aerzte standen um das Bett, die ganze Familie war in dem Zimmer versammelt. Es war zehn Minuten vor neun Uhr, als vre Köuigin sanst das Haupt zurückbog, die Augen schloß und ausrief: „Herr Jesus, mach' es kurz." Noch einmal athmete sie aus; mit diesem stillen Seufzer endete ihr Leben. Der König war zurückgesunken: er raffte sich bald wieder auf und hatte noch die Kraft, seiner Luise die Augen zuzudrücken, — „seines Lebens Sterne, die ihm auf seiner dunkeln Bahn so treu geleuchtet." Preußen und ganz Deutschland trauerte mit dem Könige, mit dem Königshause um Luise. Der tiefste Schmerz eines ganzen Volkes begleitete ihren Leichenzug nach Berlin und Charlottenburg, wo ihr der edle Gemahl eine Ruhestätte bereitet hat, wie sie ihrer und seiner würdig ist, ein Heilig« thum ächter Fürsten- und Menschengröße. „Und so ruhe denn, erhabener Geist," ruft ihr die Freundin in ihren Gedenkblättern nach, — „ruhe von Deinen Mühen und Sorgen hier auf Erden! Deine eigentliche Heimath war ja der Himmel, und der Erde warst Du nur geliehen, daß Du sie aus kurze Zeit verherrlichen solltest und ihr offenbaren die ewige Kraft des Heiligen und seine Bebeutung und sein Fortwirken auch nach seinem irbischen Vergehen; und daß Du solltest verkünbigen ans Erben bte Liebe, welche vom Himmel kommt und zu dem Himmel führt Und die Zeiten trägt und hält. Nun sei und bleibe Deinem Volk ein leuchtender und leitender Stern durch die ferne Nacht der Zeiten, welche unserm Auge noch verhüllt sind." Im Hinblicke auf das herrliche, unvergleichliche Marmorbild der schlafenden Königin, welches der Bildhauer Rauch für das Mausoleum in Charlottenburg geschaffen hat, sang Theodor Körner:

5. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 486

1888 - Berlin : Hertz
Wilhelm L Regent 1858 — 1861, König feit 1861. 56. Sis ;ur Uebernahme der Regentschaft. Die Jugendzeit. Wilhelm, der Nachfolger seines kinderlosen Bruder-Friedrich Wilhelm Iv., ist am 22. März 1797 im damaligen kronprinzlichen Palais zu Berlin (im jetzigen Palais seines Sohnes, des Kronprinzen) geboren, der zweite Sohn Friedrich Wilhelm's Iii., welcher wenige Monate darauf den Thron bestieg In der Taufe (am 3. April) erhielt er die Namen Friedrich Wilhelm Ludwig, nach dem zweiten dieser Namen wurde er bis zum Jahre 1840 stets Prinz Wilhelm genannt („der junge Prinz Wilhelm" zum Unterschied vom „alten Prinz Wilhelm," dem Bruder des Königs Friedrich Wilhelm Iii.). In Gemeinschaft mit dem nur anderthalb Jahre älteren Kronprinzen verlebte er seine Jugendzeit unter der liebevollen Pflege und Obhut der Königin Luise: seine schwächliche Körperbeschaffenheit flößte derselben manche schwere Besorgniß ein, erst im Jünglingsalter entwickelte er sich zu größerer Kraft, die dann zu überraschender Rüstigkeit fortschritt. Wie der Kronprinz, so wuchs auch Prinz Wilhelm unter dem segensreichen Einfluß jener edelsten Fürstin auf, welche auch in ihm die Keime schlichter Frömmigkeit, sittlicher Tüchtigkeit, ächten Wohlwollens und herzlicher Menschenliebe zu wecken und zu pflegen suchte. Mit richtigem klaren Blick erkannte die Fürstin schon früh das Wesen des Prinzen, von dem sie in jenem mehrfach erwähnten herrlichen Briefe an ihren Vater schrieb: „Unser Sohn Wilhelm wird, wenn mich nicht Alles trügt, wie sein Vater, einfach, bieder und verständig." Selten hat sich eine Charakteristik aus erster Jugendzeit so bewährt, wie diese. Der Erzieher des Kronprinzen, Delbrück, leitete zuerst auch die Ausbildung des Prinzen Wilhelm, nach demselben seit 1809 ein Professor 9?eint an n. Während des Aufenthalts in Königsberg wurde der Major von Pirch zum militärischen Gouverneur der beiden ältesten Prinzen ernannt, seit 1810 aber erhielt Prinz Wilhelm den Unterricht des damaligen Cadet-tenlehrers (späteren Generals) von Reiche, welcher ihm schnelles Auffassen und einen praktischen Verstand, große Ordnungsliebe, Talent zum Zeichnen und einen für sein Alter ernsten und gesetzten Charakter nachrühmte. „Es lag in ihm," schrieb Reiche später, „der wahre, zuverlässige Soldat und Anführer, wie er es nachher auch im vollen Maße geworden ist." Es wird ferner berichtet, daß der Prinz sich vielfach mit den Schriften Friedrich's des Großen,

6. Geschichte - S. 156

1913 - Berlin : Oehmigke
— 156 — Wer kommt? Wer? — Hurra, die Vierundsechziger. Hurra, die sind wieder breiter und stärker, Das macht, es sind richtige Uckermärker. Die sind schon mehr für Kolbe und Knüppel, conferatur Wester- und Oster-Düppel. Verstehen sich übrigens auch auf Gewehre, siehe Fohlenkoppel und Arnkiel-Oere. Fünfzig dänische Feuerschlünde können nichts gegen Prenzlau und Angermünde. Wer kommt? Wer? — Füsiliere, Fünfnnddreißiger. Hurra, das wirbelt und schreitet geschwinder, Hurra, das sind Berliner Kinder! Jeder, als ob er ein Gärtner wäre, trägt die Sträußchen auf seinem Gewehre. Gärtner freilich, gegraben, geschanzt, dann sich selber eingepflanzt, eingepflanzt auf Schanze zwei. — Die flinken Berliner sind vorbei. Wer kommt? Wer? — Hurra, unsre Sechziger. Oberst von Hartmann, fest im Sitze, grüßt mit seiner Säbelspitze. Hut ab und heraus die Tücher! Das sind unsere Oderbrücher, keine Knattrer und bloße Verschluser, lauter Barnimer und Lebuser. Fest ist ihr Tritt, frank und frei. Major von Jena ist nicht mehr dabei. Wer kommt? Wer? — Artillerie und Ingenieurs elfte Ulanen, Zietenhufaren, Paukenwirbel und Fanfaren. Halt, der ganze Waffenblitz präsentiert vor König Fritz.

7. Geschichte - S. 149

1913 - Berlin : Oehmigke
— 149 — Andre Woche wir kriegen dich schon! Ja, der Russ', ja, der Russ' hat uns gezeigt, wie man's machen muß. Im ganzen Kremmel nicht eine Semmel, und auf deu Hacken immer nur Hunger und Kosacken. Ja, der Russ' hat uns gezeigt, wie man's machen muß. Hin ist der Blitz deiner Sonne von Austerlitz; unterm Schnee liegen alle deine corps d’armee. Warte, Bonaparte, warte, Kujon! Andre Woche wir kriegen dich schon. Th. Fontane. 54. Aus der Zeit der Erhebung Preußens. 1. Je näher der Frühling des Jahres 1813 kam, und je weiter er vorrückte, um so lebendiger ward es um uns her in unserer Mark. Das Volk stand auf, der Sturm brach los! Er brach los, der Sturm des Volkszornes und der Vaterlandsliebe, selbst in unserm ruhigen Uckermärkerlande, und rührende Zeichen davon sind mir noch heute lebhaft in der Erinnerung gegenwärtig. Der Müller Düsiug von Schmollen, ein wohlhabender Mann, brachte seine beiden Söhne von siebzehn und achtzehn Jahren, die er vollständig als freiwillige Jäger auf eigene Kosten ausgerüstet hatte, nach Wallmow herüber, damit mein Vater als Geistlicher sie segnen solle, ehe sie ins Feld zögen. Ihnen folgten zwei jüngere Brüder unsers Freundes und Nachbarn, des Amtsmanns Sänger, die hoch zu Roß in gleicher Absicht sich vou dem Vater verabschiedeten. In keiner der vier Dorfkirchen, die zu meines Vaters Pfarre gehörten, fehlten später die schwarzen Tafeln, die, am Altar aufgehängt, die Namen und das Ehren-

8. Geschichte - S. 150

1913 - Berlin : Oehmigke
— 150 — gedächtnis derjenigen jungen Männer enthielten, die in den Schlachten der Jahre 1813 bis 1815 ihr Leben für die Befreiung des Vaterlandes gelassen hatten. 2. Der Aufruf zu den Waffen ward von andern Aufrufen begleitet, die zu freiwilligen Gaben für „die heilige Sache" aufforderten. Auch an uns erging diefeimahnung nicht umsonst. Ich entsinne mich noch, als wäre es gestern gewesen, eines sonnenhellen Frühlingsmorgens dieses glorreichen Jahres 1813. Mein Vater stand reisefertig neben meiner Mutter am Tische der grünen, sogenannten „guten Stube". Der Wagen, der ihn nach Prenzlau führen sollte, hielt schon angespannt vor der Tür, und meine Mutter packte auf dem Tisch an einem Kästchen, das er mitnehmen wollte. Ich sah, wie sie unsere silbernen Eßlöffel und den großen, innen vergoldeten Vorlegelöffel — ein Familienerbstück, das nur an hohen Fest- und Ehrentagen in Gebrauch kam — sorgfältig in Papier wickelte und in die lange Holzschachtel legte. Dann holte sie aus der großen, bunt gemaserten Kommode die goldene „Erbs-kette" und drei Ringe hervor, die sie zu dem Silberzeug in das Kästchen tat, das auch die wenigen Schaumünzen aus unseren Sparbüchsen, eine silberne Zuckerzange und eine silberne Kinderklapper, mein Patengeschenk, bereits verschlungen hatte. Die hellen Tränen stürzten ihr aus den Augen, als sie sich von der Kette und den anderen Liebeszeichen trennen sollte. Aber mein Vater nahm die Weinende in seine Arme und sagte: „Mutter, so viele Tausende geben ihr Blut und wir nur das elende Metall! Komm, gib mir einen Kuß und sei fröhlich! Es gilt ja Freiheit und Vaterland !" Und sie küßte ihn, und unter Tränen lächelnd, streifte sie ihren goldenen Trauring ab und reichte ihn dem Vater hin, der gleichfalls den seinigen vom Finger zog und beide zu dem übrigen legte. Es war das letzte Wertstück, das sie beide als Opfer bringen konnten „auf dem Altar des Vaterlandes". Dann begleiteten wir ihn an den Wagen, und fort rollte er mit unsern Schätzen hin zur Hauptstadt der Uckermark, um unsere Tropfen hineinzuschütten in das hochaufwogende Meer opferfreudiger Begeisterung des treuen Volkes. Meine Mutter war froh, daß sie wenigstens den Vater selbst behielt. Ihre Bitten und Tränen hatten ihn nur schwer von dem Gedanken abgebracht, wie sein Amtsbruder, der Prediger Haffner in Stresow, selbst die Büchse zu nehmen und für seinen König ins Feld zu ziehen; denn mein

9. Das erste Geschichtsbuch - S. 32

1892 - Gera : Hofmann
— 32 — „Noch eine große Hand voll Gold für die Armen!" antwortete sie. „Wie groß?" forschte der König. „So groß wie das Herz des besten Königs!" war ihre Antwort, und sie erhielt, was sie wünschte, um viele zu beglücken. Beide Ehegatten waren ein Herz und eine Seele. Am liebsten waren sie auf ihrem Landgute Paretz bei Potsdam. Hier lebten sie einfach und schlicht. Als sich Friedrich Wilhelm ein Hans bauen ließ, mahnte er den Baumeister zur Sparsamkeit mit den Worten: „Nur immer bedenken, daß Sie für einen armen Gutsbesitzer bauen!" Ernannte sich am liebsten den „Schulzen" und seine Gemahlin die „gnädige Frau" von Paretz. Herzlich und ungezwungen verkehrten sie mit den schlichten Landleuten und teilten mit ihnen Freud und Leid. Bei Märkten kaufte die Kronprinzessin Luise den Kindern kleine Geschenke. Alle drängten sich nun um sie und riefen: „Mir auch was, Frau Königin!" Das Familienleben des hohen Paares war ein Muster für das ganze Land. 5. Friedrich Wilhelm Iii. bestieg 1797 den Thron. Er war ein großer, stattlicher Mann, einfach in der Kleidung und Lebensweise. Richtig beurteilte er Menschen und Dinge, aber ungern redete er öffentlich, und nur langsam entschloß er sich in wichtigen Fragen. Gegen Arme war er mild und freundlich, gegen alle gerecht, in Trübsal geduldig und standhaft. In den Regierungsgeschäften war er fleißig, gewissenhaft und gerecht. Gewissenlose Beamte entließ er. Ordnung, Sparsamkeit und Gewissenhaftigkeit brachte er wieder in die Verwaltung. Mit Rat und That war die Königin Luise seine treue Helferin. Sie war ein Engel der Hilfe für alle Armen und Unglücklichen. Aber es waren damals schwere, böse Zeiten. In Frankreich hatte sich ein gewaltiger Kriegsheld an die Spitze gestellt. Er hieß Napoleon Bonaparte und war ein Advokatensohn von der Insel Korsika. Er eilte von Sieg zu Sieg, unterwarf ein Land nach dem andern und setzte sich endlich die Kaiserkrone auf. Frankreich hatte schon alles Land bis an den Rhein eingenommen. Aber damit war Napoleon noch nicht zufrieden. Er vereinigte viele deutsche Fürsten unter seinem Schutze zu dem sogenannten Rheinbünde, besiegte Österreich 1805 bei Austerlitz und nötigte den Kaiser, die deutsche Krone 1806 niederzulegen. Von da an bis 1871 gab es keinen deutschen Kaiser und kein Deutsches Reich mehr. Friedrich Wilhelm Iii. liebte den Frieden und wollte seinem Volke die Leiden des Krieges ersparen. Darum schloß er sich dem Bunde gegen Napoleon nicht an, wie sehr ihn auch seine Gattin und viele Vaterlandsfreunde baten. Aber gerade auf Preußen hatte es Napoleon abgesehen. Er kränkte und reizte den König so lange, bis ihm dieser endlich den Krieg erklärte. 6. Er verlor sein halbes Reich durch die Schlacht bei Jena 1806 und den Frieden von Tilsit 1807. Wie der Blitz erschien Napoleon in Thüringen und griff die Preußen bei Jena im Herbste

10. Das erste Geschichtsbuch - S. 9

1892 - Gera : Hofmann
— 9 — 4. Von seinem Vater Kaiser Friedrich Iii. Der Vater unseres Kaisers war schon lange vor seiner Thronbesteigung der Liebling des deutschen Volkes. Er hatte eine schöne Gestalt, einen ritterlichen Mut und eine große Leutseligkeit. Als Feldherr erfocht er herrliche Siege über die Österreicher und Franzosen. Er zog in den Kamps mit den Worten: „Ich bin stolz darauf, Gut und Blut einzusetzen für die heiligsten Güter des Vaterlandes!" Sein Wahlspruch war: „Furchtlos und beharrlich!" Als Regent sagte er: „Ich kenne kein anderes Ziel meines Strebens als das Glück und die Wohlfahrt des Vaterlandes!" 2. Kaiser Friedrich Iii. Mit seiner Gattin Viktoria von England lebte er glücklich. Von seinen 8 Kindern starben 2 Söhne, einer, als der Vater gegen Österreich in den Krieg gezogen war. Er erzog sie einfach und streng. Auf feinem Gute Borustedt veranstaltete er oft Spiele für die Dorfkinder und spielte selbst mit ihnen. Ja einmal hielt er sogar Schule für den Lehrer, als diefer plötzlich zu feiner kranken Mutter reisen mußte. Armen und Unglücklichen half er mit Rat und That. Alle Werke des Friedens förderte, Künstler und Gelehrte ehrte und unterstützte er. Besonders lag ihm viel daran, das Handwerk zu heben. Er selbst hatte das Buchbinderhandwerk erlernt. Leider erkrankte der herrliche Mann 1887 an einem schweren Hals-übel. Vergebens suchte er Hilfe in der milden Luft Italiens. Vergebens feufzte fein greifer Vater Wilhelm I. nach dem fernen Sohne. Mit der Sorge um den einzigen Sohn und mit dem Schmerze über fein Unglück
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