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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 86

1892 - Gera : Hofmann
— 86 — Zwei Jahre später wurde Wallenstein als „Verräter" ermordet. Man gab ihm schuld, er hätte das kaiserliche Heer den Feinden zuführen wollen. Der Krieg aber wütete nach Gustav Adolfs Tode noch 16 Jahre. Besonders waren es die Franzosen, die das Kriegsfeuer schürten. Sie wollten Deutschland schwächen und das Elsaß gewinnen. Die Heere entarteten zu Räuber- und Mörderbanden. Die entsetzlichsten Greuel verübten sie gegen Bürger und Bauern. Nicht um den Glauben, sondern um Land und Beute stritt man noch. Endlich, endlich machte der westfälische Friede 1648 dem unglückseligen Kriege ein Ende. Die Evangelischen erhielten gleiche Rechte mit den Katholischen. Aber Deutschland verlor an die Schweden den besten Teil von Pommern und an die Franzosen den größten Teil des Elsaß. Das Land war zur Wüste geworden, Dörfer und Städte verbrannt oder verödet, die Einwohnerzahl auf ein Drittel zusammengeschmolzen, das Volk verwildert, alle Bande der Ordnung aufgelöst, Handel und Gewerbe gelähmt, Kunst und gute Sitte verfallen, die Macht des Kaisers zu einem Schatten geworden. Das waren die Früchte eines Religionskrieges zwischen zwei christlichen Bekenntnissen. Wie Deutschland ein christliches Land wurde und den Papst in Rom als geistliches Oberhaupt erhielt, soll uns ein späteres Geschichtsbild von Bonisatius zeigen. 9. Der erste Kohenzosser Friedrich I. in Brandenburg (1415—1440) und das Mtterlum. Uv Die alte Burg Hohenzollern. (Blätterbauer.) 1. Was uns an ihn erinnert. Einen Strom verfolgt man gern zurück bis an die Quelle. Die Fürsten aus dem Hause Hohenzollern haben seit fast 500 Jahren Segensströme in unser Vaterland geleitet. Ihre unermüdliche Arbeit hat unser Volk erzogen und unser Vaterland groß und glücklich gemacht. Wo ist nun die Quelle dieses Stromes zu suchen? Der Familienname unserer Herrscher sagt es. Sie heißen Hohenzollern von der Stammburg ihres Hauses in Schwaben. Dort liegt nicht weit von Hechingen auf einem Berge die jetzt neu aufgebaute Burg Hohenzollern.

2. Mittlere und neuere Geschichte - S. 10

1861 - Eisleben : Reichardt
10 Salische und ripu ar iscke Franken. Das Köni'gs- geschlecht der Merovinger benannt von Meroväus, dein Großvater des Chlodwig (Ludwig). 486 Chlodwig besiegt bei Soiffons den römischen Statthalter Syagrius. Nachdem er durch diesen Sieg seine Herrschaft bis zur Seine ausgedehnt hatte, unterwarf er später das Land des armorischen Bundes bis zur Loire (Pa- ris wurde Hauptstadt), endlich eroberte er auch von den Westgotheng) das südwestliche Gallien (Aquitanien). 496 Chlodwig besiegt bei Zülpich die Ai e ma n n en.r) Die Alemannen gaben durch ihre Plünderungszüge Veranlassung zum Kriege. Chlodwigs Gelübde wäh- rend der Schlacht und lieber tritt zum Christen- thum, s) — Nach Beseitigung seiner Verwandten, so des ripuarischen Königs Siegbert in Köln, war er völliger Alleinherrscher. 511 Chlodwigs Tod und Zertheilung des fränki- schen Reiches. Chlodwigs 4 Söhne dehnten die fränk. Herrschaft über Thüringen (letzter König Herm aufrieb) und Burgund aus. Später wurde das Reich durch blutige Bürgerkriege geschwächt t) und blieb meist ge- theilt: Neustrien und Aquitanien im Westen, Au straften und Burgund im Osten. Statt der schwachen Könige wareit die à)ores donius Verwalter des Reiches. (527- 565) Justinian l., byzantinischer Kaiser. Von niederer Herkunft, ebenso seine Geniahlm Theo- dora. Gesetzsammlung durch Tribonian (corpus juris). Bau der prächtigen S o v h i e n k i r ch e. Ein- führung des S e i d e n b a u e s. u) Kämpfe der Cir- cus p a r t e i e n , besonders der Blauen und der Grünen. q) Durch den Sieg bei Vougle oder Poitiers. r) Ihr Land erstreckte sich am Oberrhein vom Bodensee bis Mainz, östlich bis zum Lech. s) Seine Gemahlin Chlotilde war bereits Christin. Taufe zu Rheims durch Remigius. Chlodwig wurde Katholik, nicht Arianer, daher ,,allerchristlichster König" genannt. (Die Westgothcn Arianer). t) Rachekrieg der Königinnen Brunhilde und Fredegunde. u) Die 2 persischen Mönche mit ihren hohlen Wanderstäben.

3. Die alte Geschichte - S. 68

1861 - Eisleben : Reichardt
68 * •• (217- t (218- 180-—192 Commvdus. Der entartete Sohn des M. Aurel. Grausam, der römische Hercules, tritt als Gladiator auf. Fallt durch eine Palastverschwörung. (193) Pertinax. Didius Julianus. Ersterer von den Prätorianern bald wieder gestürzt, worauf letzterer den Thron meistbietend ersteht. (193—211) Septimius Severus. Non den Legionen in Pannonien (Ungarn) zum Kai- ser erhoben, Julianus hingerichtet. Hat mir Ne- benkaisern zu kämpfen, ist grausam, doch tapfer. Stirbt in Britannien. 217) Cara calla. Sohn des Vorigen, läßt seinen Bruder Geta ermor- den.^) Er ertheilt allen Einwohnern römischer Pro- vinzen das Bürgerrecht, um mehr Steuern einzuneh- men. Läßt 20000 Römer ermorden. (Blutbad zu Alexandria). Wird von Macrinus, Obersten der Leibwache, getödtet. 218) Macrinus. 222) E lag a b al us. Erst 14 Jahr alt wird er (Priester der Sonne) von den syrischen Legionen als Enkel des Caracalla zum Kaiser ausgerufen. Macrinus besiegt und getödtet. Elagabalus, einer der lasterhaftesten Menschen, von den Prätorianern ermordet. 222—235 Alexander Severus. Anfangs Mitkaiser des Elagabalus. Regiert streng und weise, durch seine edle Mutter Mammäa geleitet. 227 wurde durch Ar taxerxes nach dem Sturze des Partherreiches ein neupersisches Reich gestiftet, von den Sassaniden beherrscht. Alexander kämpft gegen dasselbe. Bei Mainz von den Soldaten erschlagen. 25 0—270 Zeit der Verwirrung und beginnende Auflösung des Reiches. Fast alle Befehlshaber in den Provinzen erklären sich für unabhängig. Einfälle der Gothen bis nach Grie- chenland, über den Rhein dringen Deutsche, über den Euphrat die Perser. 270—275 Aurelianus, Wiederhersteller des Reiches. Er sicherte die Grenzen des Reiches und besiegte (273) w) Hinrichtung des Papinwnus aus welchem Grunde?

4. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 365

1859 - Lübeck : Rohden
Xx. §. 3. Untergang der Karolinger. 365 stieß und Arnulf, Karlmann's Sohn, darauf erhob. Dieser Arnulf (887—899) war der letzte karolingische Kaiser, und mit Arnulf's Sohne, Ludwig dem Kinde (899—911), starb das karolingische Geschlecht in Deutschland aus. Durch die Theilungen des kaiserlichen Ländergebiets unter den Nach- kommen Ludwig's des Frommen wurden die beiden Länder Frankreich und Deutschland zum ersten Male bestimmt und klar von einander ge- schieden. Man nimmt gewöhnlich den Thetlungsvertrag zu Verdun 843 als den Zeitpunkt, von wo an unser deutsches Vaterland sich als ein besonderes und selbständiges Reich aus der großen Ländermaffe Karl's des Großen und Ludwig's ves Frommen aussonderte. Damals aber wurde der Rhein als westliche Grenze Deutschlands bestimmt. Hinter dem Rhein fing jedoch keineswegs Frankreich an, sondern erst hinter den Flüssen Rhone, Saone, Maas und Marne. Was zwischen inne lag, sollte Eigenthum des Kaisers Lothar und seiner Söhne sein. Als nun das ganze Geschlecht des Kaisers Lothar schon 875 ausstarb, wurden diese Zwischenländer Burgund und Lothringen zwischen Deutsch- land und Frankreich getheilt, und an Deutschland fielen diejenigen Stücke, welche von des Vonifacius Zeiten her und durch spätere Bestimmun- gen der Päpste unter dem Primat des Erzbischofs von Mainz standen. Unter dem Primat von Mainz standen aber jenseits des Rheins die Erz- bischöfe von Köln und Trier mit den Bisthümern Utrecht und Lüttich (später auch Metz, Tul und Verdun), sowie die Bisthümer Worms, Speier und Straßburg; selbst Basel mit einem großen Theile der west- lichen Schweiz. Hier können wir also den Umfang des deutschen Kö- nigthums, wie Ludwig der Deutsche es noch in seinem letzten Lebens- jahre vollständig in Besitz genommen hatte, klar übersehen. Es reichte von der Nordsee bis an die Alpen. Die nördliche Hälfte war nur schmal und stark nach Westen geneigt; sie erstreckte sich von der Maas nicht viel über die Elbe. Denn die slavischen Völker, welche ostwärts der Elbe wohnten, entzogen sich noch immer der germanischen Herr- schaft und blieben in wildem Heidenthum unter einer Menge kleiner Fürsten zertheilt. Die südliche Hälfte des deutschen Landes war da- gegen viel breiter, sie dehnte sich von der Saone bis an die Dran, bis an die ungarische Donau, bis an die Theiß. Aber die südöstlichen Länder konnten die deutschen Könige nicht behaupten. Es wurde ihnen schon schwer, den mächtigen Herrscher des großen mährischen Reichs in Unterthänigkeit zu halten. Als dann später gar die Magyaren Ungarn in Besitz nahmen, das mährische Reich zertrümmerten und in verhee- rendem Strome auch die deutschen Donauländer überflutheten, war es kaum möglich, die karnische und steyerische Mark, ja auch nur die bayeri- schen Grenzen gegen ihren ungestümen Andrang zu sichern. §. 3. Untergang der Karolinger. Gott der Herr sucht die Frevel der Väter heim bis in's dritte und vierte Glied. Ob auch die Väter die Zukunft ihrer Kinder durch

5. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 539

1859 - Lübeck : Rohden
Xxiv. §. 6. Philipp Ii. und die Guisen in Frankreich. 539 werden mußte. Das viele in den unglücklichen Schlachten vergossene Blut der Protestanten, die Blutströme der entsetzlichen Bartholomäusnacht, 1572, wo mehr als 100,000 durch den Fanatismus des Pöbels und aus Befehl der Regierung sollen getödtet sein, ist keineswegs geradezu als Märtyrerblut zu bezeichnen. Es ist für politische Zwecke eben so- wohl und mehr noch vergossen als für die evangelische Wahrheit. Auch haben die Protestanten nur durch politische Aenderungen endlich eine zeitweise ruhigere Existenz erlangt, nicht durch die Energie ihres Glaubens. Die Jesuiten, die sich etwa seit 1563 in Frankreich fest- setzten, konnten sich schon 1580 rühmen, die Zahl der Hugenotten habe um 70 Procent abgenommen, die Hauptstadt, die bedeutendsten Städte, das gemeine Volk sei wieder ganz katholisch. Wäre es so fortgegan- gen, wäre Gewalt und Schlauheit noch weiter in gleichem Maße gegen die Protestanten angewendet, sie hätten in Frankreich schwerlich je ein Edict von Nantes erlangt. Aber die Guisen verbanden sich mit dem ausländischen König, mit Philipp Ii., der in allen Maß- regeln gegen die Katholiken in Frankreich seine Hand gehabt, und das sollte zum Verderben der Guisen, zur Rettung der Hugenotten ausschlagen. Indem nämlich die ersteren mit Philipp Ii. einen Bund schlossen, der eben sowohl gegen den König Heinrich Iii. (1574—80) und das absterbende Haus Valois, als gegen die Pro- testanten und das Haus Bourbon gerichtet war, zwangen sie den ka- tholischen König Heinrich Iii., sich in die Arme des protestantischen Prinzen H ein rich von Navarra zu werfen. Als darauf Heinrich Ui. ermordet wurde und somit das Haus Bourbon mit eben diesem protestantischen Heinrich Iv. von Navarra auf den Thron kam, konnte dieser nicht bloß auf die Unterstützung der Hugenotten, sondern auch aller katholischen Franzosen zählen, die sich den Anmaßungen der Guisen und der Uebermacht Philipp's 1!. entgegenzustemmen such- ten. Endlich thatheinrich Iv. selber den letzten Schritt und wurde katholisch, sorgte aber doch für die Sicherstellung seiner ehemaligen Glaubensgenossen durch das Edict von Nantes (1598), welches ihnen etwa 100 Jahre lang wenigstens eine kümmerliche Existenz in Frank- reich gewährt hat. So jammervoll und niederschlagend auch die Geschickte der Gegen- reformation in Deutschland für uns ist, so fühlt man sich doch erleich- tert, wenn man von dem Ueberblick der französischen Religionskriege sich wieder zu den deutschen Zuständen zurückwenden kann. Es ist gar nicht zu sagen, welch ein Gewebe von Treulosigkeit, Rohheit, La-

6. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 540

1859 - Lübeck : Rohden
540 Xxiv. §. 6. Philipp Ii. und die Guisen in Frankreich. sterhaftigkeit, meineidiger Falschheit in den damaligen französischen Parteien uns begegnet. Fast möchte man sagen, daß doch die katho- lische Partei mit den Guisen an der Spitze mehr noch als die huge- nottische für eine Idee, für ein Heiliges, für Gottes Ehre, für die Er- haltung ihres Glaubens und ihrer Kirche schwärmte und kämpfte, daß es ihr ein rechter Ernst war mit ihrem katholischen Glauben. Wenigstens finden wir keinen namhaften Vorkämpfer der katholischen Partei zum Protestantismus übergehen, wohl aber mehrere protestan- tische Prinzen und Führer zum Katholicismus. Aber genauer besehen ist doch auch der katholische Eifer durchgehends nur ein eigensüchtiger, ein Kämpfen um eigne Güter, Vorrechte, Ehre, Herrschaft, ein be- wußtes Widerstreben wider die Wahrheit. Die Stadt Paris, von ihren fanatischen Theologen in der Sorbonne geleitet, nahm es als ein Ehrenrecht für sich in Anspruch, daß in ihren Mauern durchaus kein evangelischer Gottesdienst gehalten werden dürfe, wenn es auch in anderen Städten gestattet sei. Wir finden diese Stadt immer als die entschiedenste Widersacherin der Hugenotten, die eifrigste Freundin der Guisen, in ihr wurde das furchtbare Blutbad der Bartholomäusnacht begonnen, welches noch bis heute nicht gebüßt und gesühnt ist und noch immer neue Blutströme zur Folge haben wird; Paris war die letzte Stadt, welche sich dem Könige Heinrich Iv., dem ehemali- gen Hugenotten, ergab. Der Hof, die königliche Familie war keines- wegs so übermäßig katholisch gesinnt. Die Königin Katharina schwankt beständig hin und her, vermittelt zwischen den Guisen und den Hugenotten, beginnt Krieg, wenn eben Friede geschlossen ist, und schließt Frieden, wenn n:an meint, der Krieg solle erst recht angehen. Sie will nur Eins: die Macht, die Herrschaft in Händen behalten für sich und ihre Söhne. Deshalb bewegt sie sich in solchem Schaukel- systein, daß sie abwechselnd bald die Hugenotten, bald die Guisen her- vorsucht und begünstigt, je nachdem die einen oder die anderen ihr zu mächtig werden und durch die Gegenpartei in Schranken gehalten wer- den sollen. Ihre Söhne glichen ihr und beobachteten ein gleiches Ver- fahren. Karl Ix., der in der Bartholomäusnacht mit fieberhafter Blutgier auf die Hugenotten schoß, hatte eben zuvor in der Gesellschaft des geachtetsten Führers derselben, des Admirals Colign y, sich ganz be- sonders wohl gefühlt, seinen Rathschlägen ein sehr geneigtes Ohr ge- schenkt und fast sich bereden lassen, den Spaniern Krieg zu erklären und die protestantischen Engländer und Niederländer zu unterstützen. Man mußte erst seine Phantasie mit allerlei Schreckbildern erhitzen, ehe er seine Zustimmung zu dem Blutbefehl gab. Unter furchtbaren Ge- wissensängsten und blutigen Fieberträumen ist er nicht lange hernach gestorben. Sein Bruder Heinrich Iii., der Letzte aus dem Hause Valois, war zwar in seinem äußerlichen Bezeigen so gewissenhaft ka- tholisch, daß er es für ein Verbrechen gehalten hätte, nur eine Messe oder eine Litanei zu verfehlen. Aber wir sahen schon, daß er kein Bedenkeisshatte, sich mit dem hugenottischen Heinrich Iv. und dessen protestantischem Heer zu verbinden, als es galt, die übermüthigen Guisen und die Spanier zu bekämpfen. Dabei herrschte in diesem

7. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 280

1859 - Lübeck : Rohden
280 Xvii. §. 8. Die Westgothen in Rom und im südlichen Frankreich. Senat bestand bis zu Theodosius' Zeit aus Heiden. Wer irgend Anspruch machte auf altrömische Abkunst, würde sich geschämt haben, sich zum christlichen Glauben zu bekennen. Ja, anstatt abzunehmen, schien das Heidenthu-m gerade zu der Zeit des Theodosius und sei- ner Nachfolger wieder einen neuen Aufschwung zu gewinnen, und kühnlich konnten die Heidenden Christen entgegentreten mit der Frage: was sie denn Besseres hätten? Denn leider der heidnische Sinn und heidnische Sitte war bereits tief in die christliche Kirche eingedrungen. Wie heidnisch muß es damals in den Gemeinden hergegangen sein, wenn durch besondere Verordnungen der Gesang heidnischer Lieder in den Kirchen, das Mitmachen heidnischer Aufzüge und Feste an Stelle kirchlicher Festfeier ausdrücklich untersagt werden mußte! Da verkün- digten die Wächter, die auf der Warte standen, die alsbald nun un- abwendbar hereinbrechenden göttlichen Strafgerichte. Manche wollten schon den herannahenden Untergang der Welt aus den drohenden Weltereignissen erkennen. Und wahrlich, fast sah es darnach aus. Krieg, Mord und Verheerung erfüllte die römischen Länder von einem Ende bis zum andern. Alles Bestehende schien zusammenzustürzen. Aus Britannien, welches seit Claudius' und Domitian's Zeiten den Römern unterworfen war, aus Gallien und von der Rheingrenze hatte Stilicv, um dem Gothenköng entgegentreten zu können, alle römischen Besatzungen zurückgezogen. Darüber waren jene Länder fast gänzlich eine Beute der Barbaren geworden. In Britannien warfen sich glück- liche Kriegsführer zu Imperatoren auf und drangen nach Gallien ein. Der Rheinstrom wurde von Franken, Alemannen und Burgun- dern ohne Widerstand überschritten und ganz Gallien füllte sich mit fremden Völkerstämmen. An der Spitze eines ungeheuren Schwarms von Gothen-, Vandalen- und -Suevenresten aller Art, die mit Weib und Kindern aus den östlichen Donaugegenden daherzogen, brach Ra- dagais, ein edler Gothe, durch die Alpen in Italien ein. Zwar wurde er dort durch die Kriegskunst des Stilieo in engen Pässen eingeschlossen und ein großer' Theil des Volkes niedergehauen. Aber die Reste dieser Schwärme brachen nun aus Italien zurückkehrend und mit anderen Völkern verstärkt über den Oberrhein ebenfalls nach Gal- lien hinein (407) und vermehrten die dort schon herrschende furchtbare Verwirrung. Gleich Heuschreckenschwärmen verwüsteten sie das Land, bis sie nach etlichen Jahren veranlaßt wurden, über die Pyrenäen nach Spanien zu ziehen und dort für einige Jahrzehende ihren Wohnsitz aufzuschlagen. Und nach allen diesen schrecklichen Kriegeswirren stand noch das Schrecklichste bevor: Alarich's Eroberung Italiens und Plünderung Rom's. §. 8. Die Westgothen in Rom und im südlichen Frankreich. Achthundert Jahre waren verflossen, seit Rom keinen fremden Feind vor seinen Thoren, geschweige in seinen Mauern gesehen hatte. Christus der Herr war inzwischen eingezogen und hatte Rom zum

8. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 234

1899 - Gera : Hofmann
234 steigenden Hungersnot einige Bürger von Übergabe sprachen, rief der Bürgermeister: „Nehmt meinen Leib, zerfleischt ihn und sättigt euch, aber redet nicht von Übergabe!" Ein Bürger rief: „Wir haben zwei Arme, den linken zum Verzehren, den rechten, um das Schwert zu führen!" Zuletzt durchstach man die Dämme und setzte die ganze Gegend unter Wasser, so daß die Schiffe der Geusen der Stadt Nahrungsmittel zuführen konnten; da zogen die Spanier ab. Zum Dank für diese standhafte Verteidigung wurde in Leiden auf Kosten des Landes eine Universität gegründet. Traurig war das Los Ant- werpens. Diese reiche Weltstadt wurde erobert und in entsetzlicher Weise geplündert. Sie hat nie wieder ihre frühere Blüte erreicht, und der Handel sich mehr nach Amsterdam gezogen. 4. Die endliche Befreiung. Die 7 nördlichen Provinzen, die sich zur Lehre Calvins bekannten, vereinigten sich zu einem engeren Bunde 1581 und sagten sich 1581 von Spanien los. Die südlichen blieben diesem treu. Der geächtete Wilhelm von Oranien sollte Statthalter der Vereinigten Staaten der Niederlande werden, da wurde er meuchlings durch einen von den Jesuiten gedungenen Mörder erschossen. Er starb mit den Worten: „Gott erbarme sich meiner und dieses armen Volkes!" Der Mörder ward ergriffen und martervoll hingerichtet, seine Nachkommenschaft aber von Philipp in den Adelstand erhoben. Wilhelms feuriger Sohn Moritz wurde nun Statthalter der Republik. Sie kam noch oft in harte Bedrängnis; aber nach dem Untergange der Armada und durch die Unterstützung Englands eroberte Moritz das Verlorene wieder zurück und zwang Spanien zu einem Waffenstillstände. 1648 1648 erhielt die Republik im westfälischen Frieden ihre Unab- hängigkeit bestätigt. — Philipp Ii. erlebte das Ende des Krieges nicht. Viele Millionen Menschen und noch mehr Millionen Dukaten hatte er seinen finsteren und ehrgeizigen Plänen nutzlos geopfert. Unter seinem Nachfolger verfiel der Wohlstand Spaniens immer mehr, trotz der Gold- und Silberflotten aus Amerika. Der Wohlstand der Holländer dagegen blühte in dieser Zeit mehr und mehr auf; sie wurden das erste Handelsvolk des siebzehnten Jahrhunderts. Fragen: Welches waren Philipps Pläne? — Warum scheiterten sie? — Woraus entsproß Hollands Blüte? — „Egmont" von Goethe. 72. Gustav Wasa in Schweden (1523—1560). 1. Das Stockholmer Blutbad 1520. Margareta von Däne- mark vereinigte durch die Union von Kalmar 1397 Dänemark, Schweden und Norwegen unter einem Herrscher, ließ aber jedem Reiche seine selbständige Verwaltung. Sie wird die Semiramis des Nordens genannt, denn sie war von stattlicher und gewinnender Erscheinung, klug, mutig, charakterfest und der freien Rede mächtig. Trotz der „Ver- einigung" wollte es aber zu Eintracht und Frieden in den drei Reichen nicht kommen. Die Schweden wollten ihre Selbständigkeit wahren. Als der launenhafte und gewaltthätige Dänenkönig Christian Ii., „der Böse",

9. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 229

1899 - Gera : Hofmann
229 und stießen die überfallenen nieder. Der König schrie heiser vor Auf- regung vom Balkon seines Schlosses: „Tötet, tötet!" und soll selber das Gewehr auf Flüchtlinge angelegt haben. Heinrich von Navarra rettete sein Leben nur durch Abschwörung seines Glaubens. Mindestens 20000- Hugenotten wurden in Paris und im ganzen Lande getötet. Einzelne Statthalter verweigerten die Schlächterei. So schrieb einer aus Bayonne: „Majestät, ich habe nur gute Bürger und Soldaten unter Ihren Unter- thanen gefunden, aber keinen Henker." In allen Kirchen des Landes wurden Lobgesänge angestimmt, und der Papst ordnete ein Dankfest an. Den König aber hetzten hinfort seine Gewissensbisse ruhelos bei Tag und Nacht umher. Er siechte elend hin und starb noch nicht 24 Jahre alt. 3. Heinrich Iv. als milder und wohlthätiger König. Hein- rich Iv. ist der erste Bourbone auf dem Throne Frankreichs. Aber erst nach dem siegreichen Kampf bei Jvry und seinem Übertritt zur katholischen Kirche wurde er allgemein anerkannt. Vor der Schlacht sagte der furchtlose Fürst zu seinen Soldaten: „Mein Helmbusch ist eure Fahne. Seht ihr ihn weichen, so mögt ihr fliehen!" Unter ihm hörten die Hugenottenkriege auf. Er gewährte den Protestan- ten durch das Edikt von Nantes Duldung und gleiches Recht mit den Katholiken (1598). Sein vor- trefflicher Minister war der edle Pro- testant Sull'y. Heinrich war eifrig bestrebt, die Wunden zu heilen, welche die langen Kriege dem Lande geschlagen hatten. Er pflegte zu sagen: „Ich will nicht eher ruhen, bis auch der ärmste Mann Sonntags ein Huhn im Topfe hat." Die Schule der Leiden hatte ihn mild und leutselig gemacht. Noch heute wird in Frankreich sein Andenken gesegnet und seine Herab- lassung in vielen Erzählungen gepriesen, so in der Hebelschen: „Seid ihr der König oder der Bauer?" Heinrich trug sich mit großen Plänen gegen das Haus Habsburg, da traf ihn der Dolch eines fanatischen Mönches zum Tode (1610), und Frankreich geriet in neue Wirrnisse. 1610 Der Papst aber äußerte über den Mord: „Gott hat es gethan, dieweil der König verkehrtem Sinn hingegeben war." Fragen: Was bewog Heinrich Iv. zum Religionswechsel? — Warum ist die Bartholomäusnacht einer der dunkelsten Flecken in der Weltgeschichte? — Woher die Namen „Bartholomäusnacht" und „Bluthochzeit" ? — Was trieb den Mörder Heinrichs Iv. zu seiner That? 70. Elisabeth von England (1558—1603). 1. Ihr grausamer Vater. Heinrich Viii. war ein eitler und grausamer Tyrann. Anfangs verteidigte er die katholische Kirche gegen Luther in einer Schrift und wurde deshalb vom Papste mit dem Titel 1598 174- Heinrich Iv. und seine Ge- mahlin Maria von Medici. Medaille aus dem Jahre 1603. W.

10. Das Mittelalter - S. 69

1889 - Gotha : Perthes
69 weltliche Macht verlor das Papsttum damals gnzlich; in Rom herrschte mit festem Arm von 932 954 Alberich unter dem Namen eines princeps et omnium omanorum Senator; die Ppste neben ihm waren seine Ge-schpfe; der Erbe seiner Herrschaft war sein Sohn Dctavian, der 955 als Johann Xii.1) auch die ppstliche Wrde bernahm. Unfhig sich zu behaupten, rief derselbe 960 Otto den Groen zu Hilfe und krnte ihn 962 zum Kaiser, das rmische Imperium abermals erneuernd. 3. Ostsranken (Deutschland). A. Seine Wnmacht und Zerrissenheit. Arnulf. (887-899.) In Ostfranken erkannten die Groen den kriegstchtigen Arnulf als König an, der dann auch durch den entscheidenden Sieg bei Lwen a. d. Dijle2) [deile] Deutschland von den Einfllen der Normannen befreite (891); weniger glcklich war er gegen die sdstl. Feinde des ostfrnkischen Reiches, die Mhren. Schon drngte indes ein neuer, furchtbarer Feind heran, dem bald auch die Mhren erlagen, die Magyaren [ma'djaren], von dem Abendlande Ungarn 3) genannt, ein nomadisierender finnischer Volksstamm; in den zwischen Donau und Karpaten gelegenen, damals ziemlich herrenlosen Ebenen hatten sie sich festgesetzt ^) und unternahmen seit Ende des 9. Jahrh. von der neuen Heimat ans ihre furchtbaren Plnderungszge nach Westen. Mehr als je that unter diesen Umstnden ein krftiger Mann dem ostfrnkischen Reiche not; statt dessen folgte nach Arnulfs Tode (f 899) sein unmndiger Sohn Ludwig, dem die Groen schon bei Lebzeiten des Vaters gehuldigt hatten. Ludwig das Kind. (900911.) Arnulf hatte die bermtigen Groen nur mit Mhe im Gehorsam erhalten ; unter der nun eintretenden Vormundschaftsregierung brach bei der Schwche der kniglichen Gewalt berall innere Zwietracht aus, während zugleich die Ungarn die Lande heimsuchten und ihre Herrschaft westl. bis zur Enns ausdehnten. Unter dem Drange dieser Not schlssen sich die ein-zelnen deutschen Stmme, deren Verschiedenheit durch Belassung ihres Rechts aufrecht erhalten und bei Bildung der Heere und Teilungen anerkannt worden war, hervorragenden Mnnern an, die sich ihnen als Fhrer darboten. So erneuerte sich das Stammesherzogtum, das unter der frnkischen Herrschaft berall aufgelst worden war. In Sachsen bte Otto der Erlauchte die hchste Gewalt, in Baiern Arnulf; in Alamannicn (Schwaben) stritten zunchst mehrere Geschlechter um die Herrschaft, ohne da eines dauernd die Macht erlangte. Der frnkische Stamm fhlte sich nicht mehr als ein einheitliches Ganze; in den stlichen Gebieten am Main, die den Namen Franken festhielten, 1) Von ihm an ward die nderung des Familiennamens bei den Ppsten zur Regel. 2) einer der Flsse, welche die Rpel bilden, r. Nebensl. der Scheide. 3) entstanden aus d. Namen der Ugrer, mit dem die Slaven die Magy. bezeichnen. 4) Unter König Arpad [a tpd] besetzten d. Magy. im 9. Jahrh. d. nordwestl. Gestade des schw. Meeres; seit d, Mitte des Jahrh. erschienen einzelne Reiterscharen im Donaulande.
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TM Hauptwörter (200)200

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