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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 50

1906 - München : Oldenbourg
50 13. Markgraf Luitpolds Heldentod in der Ungarnschlacht. 10. Da stürzt entseelt manch tapfrer Abt, Manch Bischof, edel und mutbegabt. Der Markgraf teilte der Seinen Not Und sank mit ihnen im Heldentod. 11. Herr Luitpold war es, der Schyren Ahn, Der erste auf Wittelsbachs Ehrenbahn. Er gab sein Leben dem Vaterland; Drum bleibe sein Name mit Preis genannt! 13. Markgraf Luitpolds Heldentod in der Ungarnschlacht (907). Don Hugo Arnold. *) Schlimme Tage sah Deutschland zu Beginn des 10. Jahrhunderts; denn sein Szepter führten die schwachen Hände eines 13 jährigen Knaben und im Osten und Westen an seinen Grenzen erhoben sich mächtige Feinde, deren Ansturm die Schöpfung des großen Karl mit schweren Gefahren bedrohte. Mit festen Bollwerken hatte dieser das Reich gegen Osten gesichert, ein Gürtel von Marken schirmte es: die böhmische Mark im bayerischen Nordgau, die Ostmark im Lande von der Enns bis zum Wienerwalde nebst Ober- und Unterpannonien bis zur Drau in dem Gebiete, welches den wilden Avaren in drei Kriegen abgenommen worden war, und Kärnten nebst seinen Neben- ländern. Die Avaren zwar waren seitdem verschwunden, aber statt ihrer waren in den ungarischen Tiefebenen die Magyaren oder Ungarn erschienen, ein Volk finnisch-uralischen Stammes, welches die Petschenegen aus ihren Siedelungen zwischen den Mündungen der Donau und des Dniepr verdrängt hatten. Sie suchten neue Wohnsitze im Westen. Das erstemal erschienen sie im Jahre 862 an den deutschen Grenzen, 894 sielen sie in die pannonische Mark ein und richteten große Verheerungen an. Sechs Jahre später erfolgte ihr erster Einbruch in Bayern, wobei sie einen Landstrich von zehn Meilen in der Länge und Breite mit Feuer und Schwert verwüsteten. Ans die Nachricht davon wurde der bayerische Heerbann aufgeboten, aber vor seinem Eintreffen war bereits das ungarische Hauptheer mit seiner Bente heimgekehrt und nur eine Seitenkolonne wurde auf dem linken Donauufer von den Bayern eingeholt und in einem glänzenden Kampfe vernichtet. Zum Schutze der Grenze erbauten dann die Sieger eine starke Feste, die Ennsburg, wozu sie die Bausteine aus den Trümmern der alten, in Ruinen liegenden Römerbefestigung Lauriacum (d. H. Lorch) herbeiholten. Luitpold hieß der glückliche Feldherr der Bayern. Er war mit den Karolingern nahe verwandt, wahrscheinlich durch Kaiser Arnulfs Mutter Liutswinde, und nahm unter den bayerischen Großen durch seine Macht die erste Stelle ein; denn er war Gras im Donaugau und hatte von Kaiser *) Ssgl. „Das Bayerland", 3. Jahrgang, 1892, Nr. 5, S. 51 ff.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 51

1906 - München : Oldenbourg
13. Markgraf Luitpolds Heldentod in der Ungarnschlacht. 51 Arnulf dazu noch die böhmische Mark, die kärntnische Mark und Oberpannonien verliehen erhalten. Welchem Geschlechte er angehörte, läßt sich mit vollkommener Sicherheit nicht angeben, aber unser vortrefflicher Geschichtschreiber Siegmund von Riezler hat mit triftigen Gründen die hohe Wahrscheinlichkeit nachgewiesen, daß er von den Housiern abstammt, von jener Familie des alten bayerischen Hochadels, welche nach dem Herzogshause der Agilolfinger die mächtigste und vornehmste war. Und Luitpold selbst wurde der Vater eines ruhmvollen Geschlechts, das die Forscher mit seinem Namen verknüpfen und von dem sie wiederum mit nahezu völliger Bestimmtheit die Grasen von Scheyern, die Vorfahren der erlauchten Grasen von Wittelsbach ableiten, so daß er mit Fng und Recht als der Ahnherr unseres Königshauses gilt. Schlimm stand es damals um Deutschland. Während im Westen die Normannen die Küsten und die Uferlande plünderten, wütete:: verheerende Fehden im Innern des Reiches, namentlich der blutige Zwist zwischen den Babenbergern und den Saliern, so daß die Ungarn ihre Einfälle in die bayerischen Grenzlande alljährlich wiederholen konnten. Genauere Nachrichten darüber sind uns nicht überliefert; aber wir wissen, daß sie in den Jahren 901, 902, 903 Niederlagen erlitten, daß 904 ihr Anführer Chuffal von den Bayern zum Gastmahle geladen und hier samt seinem Gefolge erschlagen wurde. Wie einst die Hunnen, die ebenfalls in den Pußten Ungarns hausten, waren sie gefürchtete Feinde. Ihr stürmischer Angriff war unwiderstehlich, ihre Todesverachtung im Kampfe war unerschütterlich, die Schnelligkeit ihrer Pferde entzog sie den Verfolgern, gestattete aber ihnen selbst eine unablässige Verfolgung. Religiöser Fanatismus trieb die wilden Heiden an; denn sie glaubten, daß sie einst im Jenseits so viele Leibeigene zur Bedienung haben würden, als sie Feinde erlegten. Dabei beseelte sie ein derartiger Blutdurst, daß sie auf den Leichen der Erschlagenen wie auf Tischen schmausten und tranken; die gefangenen Weiber und Mädchen banden sie mit deren Haarzöpfen zusammen und trieben sie nach Ungarn. Wo sie hinkamen, zerstörten sie alles, sengten, brannten und vernichteten, was sie nicht mit sich schleppen konnten. Dieser Blutdurst, die unmenschliche Behandlung der Wehrlosen, die Zerstörungswut, dazu die häßliche Erscheinung der kleinen Gestalten mit gelben, breitknochigen Gesichtern und geschlitzten Augen, ließ sie den Deutschen wie höllische Unholde erscheinen und die Schnelligkeit, mit der sie — allerorten den roten Hahn auf die Dächer setzend und das Land in eine Wüstenei verwandelnd — plötzlich mitten im Lande erschienen und hinter den Rauchwolken der niedergebrannten Gebäude mit ihrem Raube wieder verschwanden, trug nicht wenig dazu bei den von ihnen ausgehenden Schreckensbann zu vermehren. Im Jahre 906 hatten die Ungarn einen bedeutenden Erfolg errungen, unter ihren wiederholten Angriffen war das große Reich der slavischen Mähren x) Geschichte Bayerns, I, 245 ff.

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 100

1906 - München : Oldenbourg
100 24. Die Residenzen der bayerischen Herzoge. Der Rüden Meute jagt und bellt, Es stürmt der Reiter Troß In froher Weidlust jubelnd nach Dem Kaiser hoch zu Roß. Wie plötzlich aber ist die Lust In Trauer umgestimmt, Es jammert eines Hornes Schall, Den man weithin vernimmt. Der Bayer-Kaiser stürzt vom Roß, Ihn hat der Tod erjagt; Den Sterbenden umsteht ^'s (Befolg, Das weinend um ihn klagt. „Was ich gefehlt, vergib, o Herr! Bin ich von Schuld nicht rein, War treu mein Glaube, treu das Herz, Nimm auf die Seele mein !" So endigte des gähen Tods Ludwig elendiglich, Die Kaiserwiese heißt der Ort, Wo er so schnell erblich. Sein Prunkbett war ein Wiesenfleck, Das Laub sein Baldachin, Der Krone Gold ein Sonnenstrahl, Der ihm das Haupt beschien. Sein Leichenstein wird in dem Dom Jur Lieben Frau geschaut, Den Herzog Sigismundus hat Zu München auferbaut. 24. Die Residenzen der bayerischen Herzoge. Von Joseph Widemann.* Als um das Jahr 500 die Bajuwaren in das nach ihnen benannte Land zwischen Donau und Alpen einwanderten, gab es hier bereits eine beträchtliche Anzahl fester Städte. Wie in allen Provinzen, so hatten die Römer auch in Vindelizien und Norikum an geeigneten Punkten Standlager errichtet, die sich zu mehr ober minder ansehnlichen Städten entwickelten. Die bebeutenbfte ber-felben war Castra Regina, Regens bürg. Schon die Kelten, die ältesten bekannten Bewohner des Landes, hatten hier am Eintritt der Donau in die weite nieberbayerische Ebene, nahe der Münbnng zweier nicht unbebeutenber Nebenflüsse, eine Anfieblung gegrünbet, wie der alte Name der Stadt, Ratisbona, beweist. Regensburg würde benn auch die Resibenz der bajnwarischen Herzoge aus dem Agifolsingergeschlecht. Hierher kam der heilige Emmeram an den Hos des Herzogs Theobo; hier besuchte Bischof Rupert von Worms, der Gründer des Bistums Salzburg, den Bajuwarenherzog und prebigte seinem Volke. Nach dem Sturze Tassilos kam Bayern an die Karolinger. Auch jetzt behauptete Regensburg seinen Rang als erste Stadt des Landes. Hier rüstete Karl der Große 791 zum Heereszug gegen die Aüaren; im nächsten Jahre versammelte er hier eine Synobe, ans der die Lehren des Bischofs Felix von Urgel und der Aboptianer öerbammt würden. Ludwig der Deutsche und der tatkräftige Arnulf wählten Regensburg mit Vorliebe zu ihrer Restbenz. Unter der Regierung des schwachen letzten Karolingers, Lnbwigs des Kinbes, kam das Volksherzogtum in Bayern wieber empor. Hinter Regens-

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 36

1906 - München : Oldenbourg
36 9. Der Sturz Tassilos. ihm gegen Karl keine Hilfe geschickt. Sicher beglaubigt aber sind die Reibereien zwischen dem herzoglichen Hose und den fränkisch gesinnten Mitgliedern des höheren Klerus, namentlich dem Bischof Arbeo von Freising. Sein Nachfolger aus dem bischöflichen Stuhl von Freising hat später nach der Katastrophe von 788 den Schleier etwas gelüstet: „Tassilo und seine Gemahlin Liutbirga hätten der Freisinger Kirche viele Gotteshäuser entzogen aus Unwillen über den Bischos Arbeo, den sie beschuldigten, daß er dem König Karl und den Franken treuer sei als ihnen." Der Grund lag tiefer. Als Ausfluß des germanischen Begriffes vom Eigentum an Grund und Boden hatte sich in Bayern das Eigenkirchensystem, das Eigentum des Grundherrn an den von ihm gegründeten Kirchen, herausgebildet und im Zusammenhang damit das Recht den Vorstand der Kirche zu bestellen. Bischof Arbeo von Freising suchte dieses Eigenkirchensystem zu zerstören und der alten kirchenrechtlichen Anschauung, daß die Bischöfe Eigentümer des gesamten Kirchenvermögens ihrer Diözese seien, Geltung zu verschaffen. Der Bischof zwang die Eigenkirchenpriester die Kirchen an die Kathedralkirche zu übertragen. Auch die Grundherren selbst wurden veranlaßt ihre Eigenkirchen an die Kathedralkirche zu schenken. In vielen Fällen wurde das Ziel erreicht. Schwieriger war der Kamps gegen die Klöster. Die Bischöfe forderten Übergabe auch der klösterlichen Eigenkirchen in das bischöfliche Eigentum. Sie forderten von den Mönchen namentlich Herausgabe der öffentlichen Kirchen und Eiustelluug [ihrer Seelsorgetätigkeit. Die Bischöse suchten und fanden in dem Streite eine Stütze im Frankenreich, die Klöster suchten und fanden einen Rückhalt an der heimischen Dynastie. Darüber kam es bei der politischen Spannung zu einem schweren Konflikt. Die bischöfliche Partei beschuldigte den Herzog, namentlich aber die Herzogin Liutbirga der Feindseligkeit gegen die Bischöfe, der Begünstigung der Klöster. Das herzogliche Haus beschuldigte deu Bischof von Freising fränkischer Gesinnung. Es kam ebenso zu Reibereien zwischen dem Herzog und den ins fränkische Interesse gezogenen, dem Herzog zu Aufseheru gegebenen königlichen Vasallen in Bayern. Das ist nicht bloß zu schließen aus der warmen Fürsorge, mit der Karl deren Interesse gegen das Herzogtum im Jahre 781 vertrat, sondern auch aus den späteren Ereignissen des Jahres 788. Vermutlich strebten diese Vasallen eine Stellung außer oder über der bayerischen Stammesverfassung an und wurden in diesem Bestreben von den Franken ermuntert, die sichtlich ihre Aufgabe nicht in einer Versöhnung, sondern in einer Verschärfung der Gegensätze erblickten. Zugleich scheint die Forderung unbedingter Heeresfolge auf den Widerstand des Herzogs gestoßen zu sein, dessen Interessen wie früher so auch damals auf dem avarisch-slavischen Kriegsschauplätze im Südosten lagen. Unter diesen Verhältnissen ist es begreiflich, daß sich Tassilo zu Äußerungen hinreißen ließ: selbst wenn er zehn Söhne hätte, würde er sie lieber opfern

5. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 15

1900 - München : Oldenbourg
Folgerungen aus den Fortschritten der Geschichtswissenschaft. 15 ersten Ranges halten. Man betrachte nur Knaben beim Soldatenspielen , wie sie sich bereitwillig dem selbstgewählten Anführer unterordnen und wohl auch zuweilen denjenigen ihren Unwillen sehr drastisch fühlen lassen, der sich dem Oberhaupte nicht unterwerfen will. Es ist wohl nur kindisches Spiel, gewiss. Aber für den denkenden Zuschauer liegt gar oft »tiefer Sinn im kindischen Spiele. Man beobachte ferner, wie die Augen der Schüler leuchten, und die Farbe aut ihren Wangen wechselt, wenn man ihnen mit Feuer vorträgt, wie die 300 Spartaner mit Kränzen im Haar und fröhlichen Gesängen in den sicheren Tod gingen, wie in den Befreiungskriegen oder im Jahre 1870 nicht bloss die blühende Jugend, sondern auch die reife Landwehr, die zuhause Frau und Kinder in banger Sorge um den Vater wusste, sich mit freudigem Hurrah in den dichtesten Kugelregen stürzte »Mit Gott, für König und Vaterlands. Man beobachte, wie gesagt, das alles, dann wird man den ethischen Wert der Kriegs- und Schlachtengeschichte durchaus nicht unterschätzen Wir haben absichtlich diesen Ausführungen einen ziemlich breiten Raum gewährt, um zu beweisen, dass wir durchaus nicht zu jenen Radikalen gehören, die mit lauter Wirtschafts- und Kulturgeschichte höchstens das erzielen, dass sie dem heranwachsenden Knaben und Jünglinge die Geschichtsstunde verekeln. Was folgt nun aus diesem scheinbaren Konflikte? Ganz einfach: das eine thun, das andere nicht lassen! Wir haben ja oben nur gegen die einseitige Betonung der Schlachtengeschichte gesprochen; damit verträgt es sich aber ganz gut, dass wir eine richtige Betonung — in dem eben ausgeführten Sinne — als ethisches Erziehungsmittel sehr warm empfehlen. Nur beschränke man in der Darstellung die politischen Schach- und Winkelzüge, die genaue Inhaltsangabe der Verträge und Friedensschlüsse, die territorialen Veränderungen in ihren Einzelheiten, für welche die Schüler doch teils kein Verständnis, teils kein Interesse haben. Man wird die Schüler nicht stundenlang mit der Entwicklung aller Einzelheiten der schlesischen Frage oder der Rechtsansprüche im Devolutionskriege oder der Verwandtschaftsund Erb Verhältnisse im spanischen oder österreichischen Erbfolgekriege plagen; alles Dinge, die den Schüler langweilen und obendrein

6. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 69

1900 - München : Oldenbourg
Warum konnte sich in Deutschland keine Eibmonarchie entwickeln ? 69 le roi/« Ausserdem beobachten wir in Westfranken unter dem hohen Adel ein auffallend zahlreiches Aussterben der grossen Familien (das sogenannte »Geschlechtersterben«), das den Königen wiederholt Gelegenheit gab, bedeutende Gebiete als erledigte Kron-lehen einzuziehen. Nun noch zwei sehr wichtige Punkte. Die französischen Könige traten für die eingesessene Bevölkerung einfach an die Stelle der römischen Imperatoren, bezw. deren Stellvertreter (Prokonsuln, Statthalter). Waren sie also auch ihren Germanen gegenüber auf die Nutzniessung ihrer Domänen und die Naturalabgaben bei den Rundreisen angewiesen, so empfingen sie doch auch die Abgaben der römischen Bevölkerung in barem Gelde, und das ermöglichte ihnen, mehr an einem Platze sitzen zu bleiben und von hier aus das Land zu regieren. Dazu kam noch die Art und Weise der Rechtspflege. Hielt sich auch noch jahrhundertelang die germanische Rechtsprechung bei den grundbesitzenden Adeligen und Freien, so gewann doch die römische Rechtsprechung durch einen Richter, der womöglich Fachmann war, so sehr die Überhand (oder richtiger gesagt; behielt sie), dass auch dieser Umstand es den Königen möglich machte, mehr an einem Platze sitzen zu bleiben und sich in den Provinzen im allgemeinen durch Beamte vertreten zu lassen. So wurde Paris, das überdies auch ein schon von der Natur geschaffener geographischer Mittelpunkt ist, allmählich Hauptstadt und der Thron durch Gewohnheitsrecht erblich. Alles das ist in Deutschland umgekehrt. Bei Beginn des Sonderdaseins gibt es kein Staats- oder Nationalbewusstsein; es gibt keine Deutschen, es gibt nur Franken, Schwaben, Bayern, Sachsen u. dgl. Auch gibt es keine Hauptstadt, auch keine natürliche, wie etwa in Frankreich. Die Zusammenfassung unter Karl d. Gr. und seinen schwachen Nachfolgern war nicht nachhaltig genug, um den Deutschen das Gefühl, dass sie eine einheitliche Nation seien, einzuflöfsen. Im Gegenteil, alle uralten Traditionen wiesen auf Stammesbewusstsein und -eigenart hin. Diese Traditionen wurden neu belebt, als bei der Schwäche der späteren Karolinger die einzelnen Stämme gegen die Ungarngefahr im Osten und die Normannengefahr im Norden mehr oder minder auf sich selbst angewiesen waren. Die zusammenhaltende Macht der Kirche war nicht gross genug, um das Stammesbewusstsein zu unterdrücken. So musste ein kraftvolles Stammesfürstentum immer wieder aufleben, und alle Versuche der Kaiser, eine Erbmonarchie zu errichten,

7. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 35

1900 - München : Oldenbourg
Mittelalter. 35 Speziell: Bayern unter den Agilolfin gern, Verbindung mit den Langobarden (Theodolinde) gegen die Franken ; Verlust der Selbstständigkeit an die letzteren. Soziales und Wirtschaftliches, nämlich Lehenswesen, sich notwendigerweise entwickelnd aus der Naturalwirtschaft (Austausch der Güter im engen Kreise); noch immer wesentlich bäuerliche Kultur. Religiöses, nämlich Bekehrung der ostrheinischen Germanen durch meist englische und irische Sendboten (Rupert, Kllian, Korbinian u. s. w.). Anschluss an Rom (Bonifacius und die Centrale Mainz). Schwäche der Nachfolger Karls d. Gr. Teilung des Universalreiches unter den Söhnen Ludwigs Des Frommen. Der Vertrag von Verdun und seine Bedeutung: Zerfall des Frankenreiches in einen rein germanisch gebliebenen Teil und in solche Teile, in denen die ein gewanderten Germanen allmählich romanisiert werden. Geburt des deutschen und französischen Reiches (zunächst noch Ost- und Westfranken). Hier am besten einzuschalten folgender Ausblick auf die Zukunft (berechnet für reifere Schüler auf der Oberstufe): In den von nun an romanischen Ländern Verschmelzung der germanischbäuerlichen Kultur mit Naturalwirtschaft und der höher stehenden römisch-städtischen mit Industrie, Handel und Geldwirtschaft; dieser innere L^mwandlungsprozefs verhindert Jahrhunderte lang die romanischen Staaten an Machtentfaltung nach aussen, begünstigt aber nach dem Siege der römisch-städtischen Kultur die Entwicklung einer starken monarchischen Zentralgewalt auf Kosten der territorialen im Interesse der Industrie und des Handels. In Deutschland zunächst umgekehrter Entwicklungsgang: die ethnographische und wirtschaftliche Einheitlichkeit verleiht dem deutschen Reiche die Möglichkeit einer gewissen Kraftentfaltung nach aussen; deshalb Übernahme der Weltherrschaftspläne durch die Ostfranken; dadurch Widerstreit mit der ebenfalls universale Bestrebungen*) verfolgenden römischen Kirche; dieser Widerstreit wird verschärft durch den Gegensatz zwischen den monarchisch-feudalen Bestrebungen der Kaiser in Italien *) Wohl erstrebt die Kirche nur die civitas Dei (Augustin) in den Christen-herzen; also kein theokratischer Staat; deshalb durchaus inkongruent mit dem Imperium. Da aber eben die Menschen Bürger beider Ordnungen (civitatis Dei et imperii) sind, so liegt hier die Quelle für Konflikte.

8. Die mittlere und neue Welt - S. 31

1873 - München : Lindauer
31 ein Ende, unterwarf sich das Land der Ar mo'rifer zwischen Seine und Loire und besiegte 496 bei Tolbi'aknm oder Zülpich die Alemannen so entscheidend, daß sich „deren Kriegerscharen seiner Herrschaft unterstellten. Nach seinem Übertritt vom Heidentum zur katholischen Kirche fiel er unter dem Vorwande, die katholischen Unterthanen des ariauischeu Westgoteukönigs Alarich Ii zu beschützen, in dessen Reich ein und dehnte 507 durch feinen Sieg bei Vougl 6 sein Gebiet im südlichen Gallien ans Zuletzt vereinigte er die gesamte fränkische Macht in Gallien zu einem Reiche, indem er seine Nebenkönige in Gallien durch Verrat und Meuchelmord aus dem Wege schaffte. Nach Chlodwig regierten seine vier Söhne gemeinschaftlich und setzten die Eroberungen fort: Dietrich, der älteste, eroberte das thüringische Reich, seine drei Brüder gewannen Burgund. Nachdem die drei. ältesten Brüder samt ihren Nachkommen gestorben waren, regierte der jüngste von den Brüdern, Klotar I., drei Jahre (558—561) allein über das fränkische Reich, darnach seinem Tode zuerst unter seine vier Söhne, und dann, als der erstgeborne Sohn (Charibert) 567 gestorben war, unter die drei Brüder geteilt wurde. Unter diesen entbrannten Bürgerkriege, durch welche die Nordhälfte des gesamten fränkischen Gebietes in das west fränkische Reich oder Neustrieu mit romanischem Charakter, und in das ostfränkische Reich oder Australien mit deutschem Charakter, die Südhälfte dagegen in Burgund und in das den Goten entrissene Aquita'nien oder Go'tien geschieden wurde. Unter Klotar Ii, einem Enkel Klotars I, erfolgte (613) die Wiedervereinigung des Reiches, aber schon nach dem Tode seines Sohnes Dagobert I (| 638) schritt man zu einer neuen Teilung. Die argen Zerwürfnisse, die seit dieser Teilung innerhalb der königlichen Familie beständig Herrschten, wurden von den Majordo'inen (ursprünglich Aufseher des königlichen Haus- und Hofwesens, später Anführer der Lehensleute) benutzt, um die ganze Civil- und Militärverwaltung in ihre Hände zu bringen und im Namen der Könige zu regieren. Zuletzt entbrannte zwischen den Majordomen von Austr a'sien *und Neustrien ein Streit um die Herrschast der ganzen Monarchie, aus welchem der austrasische Majordom Pippiu von He'ristal durch einen Sieg über den neustrischen König und Majordom bei Testri (687) als alleiniger Major dom im gesamten fränkischen Reiche hervorging. Pippin von Heristat ernannte in Neustrien seinen Sohn und nach dessen Tode seinen Enkel zum Majordom, er selbst ging nach Anstra sien zurück und hatte hier sein eil (natürlichen) Sohn Kart Martell zum Nachfolger. Dieser führte glückliche Kriege gegen die Alemannen und Bojoarier, welche das fränkische Joch abschütteln wollten, ebenso gegen die Sachsen und Frifeu, die sich feindselig gezeigt hatten, und setzte (732) den Eroberungen der Araber, die unter Abderra'hinan in Aquitanien eingefallen waren, durch den entscheidenden Sieg zwischen Tours und Poitiers für immer ein Ziel. Als 737 der junge König Theodorich Iv von Anstrafien starb, ließ Karl Martell

9. Die mittlere und neue Welt - S. 34

1873 - München : Lindauer
34 zwang den ungefügigen Herzog zur Erneuerung des Lehenseides. Als sich bald darauf die Kunde verbreitete, daß ein großes Heer der Avalen im Anzuge sei, um dem Tassilo bei Erkämpfuug seiner Unabhängigkeit beizustehen, ward dieser an beu fränkischen Hof entboten und ans dem Reichstage zu Ingelheim (788) entsetzt. Karl machte Bojoarieu zu einer fränkischen Provinz und gab ihr seinen Schwager, den Grafen Gerold von Bussen, als ersten Statthalter, der (799) in dem Vernichtungskriege Karls gegen die Avaren siel und im Kloster Reichenau am Bodensee beigesetzt wurde. Den bojoarischeu Gesetzen ließ Karl ihre Geltung, nur wurden die allgemeinen fränkischen Reichsgesetze, wie sie in den Kapitularien der Reichsversammlungen zu Stande kamen, auch für die Bojoarier verbindlich. Hriege gegen die Avaren, 788 — 799. Als die Kunde von der Entsetzung Tassilo's zu den Avaren drang, brachen diese unverzüglich (788) in Bojoarien ein, wurden aber in drei Schlachten besiegt. Im Jahre 791 nahm Karl den Krieg gegen dieselben neuerdings auf und suchte im Laufe dieses Krieges eine Verbinbung des Rh eines und der Donau mittelst eines zwischen der Regnitz nnb Altmühl zu grabenben Kanales herzustellen, bessen Bau wegen der anhaltenb nassen Herbstwitterung und wegen der technischen Unknnbe jener Zeit balb wieber aufgegeben warb (König Ludwig I führte thu 1836—1845 zu Eube). Der Hauptschlag auf das Avar eure ich erfolgte erst 794 — 796 vou der Lombarbei aus. Karls Heere erstürmten die Hauptbefestigung der Avaren, den sogenannten Ring zwischen Donau und Theiß, und vernichteten 799 die Überreste bieses räuberischen Volkes. Das entvölkerte Land besetzte Karl mit beutscheu Kolonisten und schlug es zu der Ostmark, die er (788) zum Schutze wiber die Avaren errichtet hatte. Wiederherstellung der aßendlandischen Haiserivürde, 800. Der von einer republikanischen Partei in Rom mißhandelte Papst Leo Hi erschien 799 zu Paderborn und suchte bei Karl Schutz wider seine Feinde. Karl zog im Jahre 800 mit einem Heere nach Rom, strafte die Schuldigen und erhielt am Weihnachtsfeste desselben Jahres von dem Papste die römische Kaiserwürde. Diese Würde, die seit 476 geruht hatte, machte ihn zum obersten weltlichen Machthaber in der ganzen Christenheit. Hriege gegen die Slaven und 'Dünen, 805—812. Nachdem Karl zum Kaiser gekrönt worden war, suchte er die Grenze seines Reiches im Osten und Norden mehr zu sichern. Gegen die Slaveu (Wenden, Czechen, Sorben, Milzen) welche^die ganze Ostgrenze entlang wohnten, würden 805 und 806 Kriege geführt

10. Mittlere und neuere Geschichte - S. 10

1861 - Eisleben : Reichardt
10 Salische und ripu ar iscke Franken. Das Köni'gs- geschlecht der Merovinger benannt von Meroväus, dein Großvater des Chlodwig (Ludwig). 486 Chlodwig besiegt bei Soiffons den römischen Statthalter Syagrius. Nachdem er durch diesen Sieg seine Herrschaft bis zur Seine ausgedehnt hatte, unterwarf er später das Land des armorischen Bundes bis zur Loire (Pa- ris wurde Hauptstadt), endlich eroberte er auch von den Westgotheng) das südwestliche Gallien (Aquitanien). 496 Chlodwig besiegt bei Zülpich die Ai e ma n n en.r) Die Alemannen gaben durch ihre Plünderungszüge Veranlassung zum Kriege. Chlodwigs Gelübde wäh- rend der Schlacht und lieber tritt zum Christen- thum, s) — Nach Beseitigung seiner Verwandten, so des ripuarischen Königs Siegbert in Köln, war er völliger Alleinherrscher. 511 Chlodwigs Tod und Zertheilung des fränki- schen Reiches. Chlodwigs 4 Söhne dehnten die fränk. Herrschaft über Thüringen (letzter König Herm aufrieb) und Burgund aus. Später wurde das Reich durch blutige Bürgerkriege geschwächt t) und blieb meist ge- theilt: Neustrien und Aquitanien im Westen, Au straften und Burgund im Osten. Statt der schwachen Könige wareit die à)ores donius Verwalter des Reiches. (527- 565) Justinian l., byzantinischer Kaiser. Von niederer Herkunft, ebenso seine Geniahlm Theo- dora. Gesetzsammlung durch Tribonian (corpus juris). Bau der prächtigen S o v h i e n k i r ch e. Ein- führung des S e i d e n b a u e s. u) Kämpfe der Cir- cus p a r t e i e n , besonders der Blauen und der Grünen. q) Durch den Sieg bei Vougle oder Poitiers. r) Ihr Land erstreckte sich am Oberrhein vom Bodensee bis Mainz, östlich bis zum Lech. s) Seine Gemahlin Chlotilde war bereits Christin. Taufe zu Rheims durch Remigius. Chlodwig wurde Katholik, nicht Arianer, daher ,,allerchristlichster König" genannt. (Die Westgothcn Arianer). t) Rachekrieg der Königinnen Brunhilde und Fredegunde. u) Die 2 persischen Mönche mit ihren hohlen Wanderstäben.
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