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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 29

1892 - Gera : Hofmann
— 29 — Völkerschlacht bei Leipzig, wo sich die Deutschen vom französischen Joche frei machten. Auch das Denkmal auf dem Kreuzberge bei Berlin erinnert noch heute daran, wie unter Friedrich Wilhelm Iii. in den Befreiungskriegen das preußische Volk die Feinde siegreich aus dem Lande jagte. Zu seiner Zeit wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt, die Landwehr und der Landsturm gegründet. Nicht geworbene Söldner, sondern alle gesunden Söhne des Volkes sollten hinfort das Vaterland verteidigen. Friedrich Wilhelm Iii. hob die Hörigkeit der Bauern auf, die bis dahin ihren Gutsherren als Eigentum zugehörten, und schuf einen freien Bauernstand, wie wir ihn kennen. Er gab den Städten die Selbstverwaltung, die heute noch gilt, und schuf so einen freien Bürgerstand. Damit die Streitigkeiten der Leute nicht gleich vor das Gericht kämen, setzte er Schiedsrichter ein, die heute noch ohne große Kosten die Leute zu versöhnen suchen. Auch im Schulwesen erinnert vieles an Friedrich Wilhelm Iii. Zu seiner Zeit lebte der große Kinderfreund Pestalozzi Denkmal auf dem Areuzberge in der Schweiz. Nach seiner Weise wird bei 5erltrl noch heute in den Schulen unterrichtet und erzogen. Die Königin Luise war so entzückt über die Erziehungsweise dieses Mannes, daß sie rief: „Ich möchte hin zu ihm, um in der Menschheit Namen ihm zu danken!" In allen Schulen wird jetzt geturnt, und in den meisten Orten sind Turnvereine. Das Turnen wurde unter Friedrich Wilhelm Iii. durch den Turnvater Jahn eingeführt, um die Jugend gesund, stark und wehrhaft zu machen. In allen Schulen werden folgende Lieder gelernt und gesungen: „In dem wilden Kriegestanze" von Schenkendors, „Was blasen die Trompeten?" von E. M. Arndt, „Vater, ich rufe dich" von Theodor Körner. Diese vaterländischen Dichter lebten in jener Zeit und begeisterten das Volk durch ihre Lieder. Die Hochschule in Berlin, die heute von mehr als 5000 Studenten besucht ist, gründete der König in jener Zeit. Jeden Sonntag kann uns in der Kirche etwas an ihn erinnern. Er hat die lutherischen und reformierten Christen, die sich früher oft stritten und schmäheten, zu einer evangelischen Landeskirche vereinigt. Die Agende, aus der jeden Sonntag der Geistliche liest, stammt von ihm. Unser Königreich Preußen ist jetzt in Provinzen, Regierungs-bezirke und Kreise eingeteilt. Das geschah auch unter Friedrich Wilhelm Iii. Dem ganzen deutschen Vaterlande erwies er eine große Wohlthat durch den Zollverein. Bis dahin erhob jeder deutsche Fürst an seiner Landesgrenze von den eingehenden Waren einen Zoll oder eine bestimmte Abgabe.

2. Mittlere und neuere Geschichte - S. 59

1861 - Eisleben : Reichardt
59 Damit Rußland nickt zu mächtig würde und das ganze Polen erhielte, verband sich Friedrich mir Rußland u. Oestreich und zwang Polen zu einer bedeutenden Gebietsabtretung. Preußens Antheil bestand in West preußen (außer Danzig und Thorn) und dem Ne tz d istri ct. q) Oestreich erhielt Ga- lizien, Rußland den östlichen Theil von Lit- thauen. 1778—79 Der Bairische Erbfo!gestreit. Beim Aussterben der w i tte l ö b a chi sch e n Linie in Baiern besetzte Joseph dasselbe. Die Ansprüche, welche Karl Theodor von der Pfalz (altere witteisb. Linie) daraus hatte, würdevoll Friedrich unterstützt, der im Spätsommer 1778r) ein Heer nach Böhmen schickt, welches zwar wegen Krankheiten bald wieder zurückging, doch trat 1779 im Frieden zu Teschen der Kaiser Joseph Baiern mit Ausnahme des Jnn- viertelss) an Karl Theodor ab. 1786 Friedrich der Große stirbt in Potsdam. 17.Aug. Die Friedensjahre seiner Regierung widmete der große König der inneren Wohlfahrt des Landes, besonders der Gerechtigkeitspfleget). Ausarbeitung des preu- ßischen L a n d r e ch t e s. Friedrich starb an der Wassersucht auf seinem Lieb- lingsschlosse Sanssouci. Sein Grab in der Pots- damer Garnisonkirche. Da er kinderlos war, folgte sein Neffe 1786—1797 Friedrich Wilhelm Ii. Nicht ohne guten Eigenschaften, aber von schwachem Charakter und genußsüchtig. Im Kriege gegen die französische Republik (s. u.) unglücklich, verliert im Basler Frieden das linke Nheinuser. Doch hatte er 1792 durch Aussterben der hoheuzollerschen Markgrafen von Ansbach und Bai- reuth diese Länder erworben, u) Ferner erhielt Preu- ßen bedeutenden Zuwachs durch q) Seitdem König „von " Preußen. r) Daher von F. selbst scherzweise der Kartoffelkrieg genannt. s) Das Gebiet zwischen Inn, Donau und Salza t) Beispiel seines gerechten Sinnes: Der Müller von Sanssouci. u) Anging 1805, B. nach der unglücklichen Schlacht bei Jena 1806 für Preußen wieder verloren, ebenso Neu-Ostpreußen.

3. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 69

1899 - Gera : Hofmann
69 ochus Iv. in Ägypten einfiel, befahl ihm der römische Senat, sogleich das Land zu räumen. Da er Bedenkzeit erbat, zog der römische Gesandte mit seinem Stabe einen Kreis um ihn und sagte: „Nicht eher verlassest du diesen Kreis, bis du deinen Entschluß geäußert hast." Voll Wut verließ Antiochus Ägypten und verheerte auf dem Rückwege Judäa derart, daß der Aufstand der Makkabäer ausbrach. 3. Zerstörung Korinths. Nach der Unterwerfung Philipps von Macedonien erklärten die siegreichen Römer die Griechen für frei; aber statt des Schattens von Freiheit wollten die Griechen ihre wirkliche Unabhängigkeit zurückgewinnen. Zu diesem Zwecke gründeten sie den achäischen Bund; es fehlte ihm jedoch an Einigkeit, Vaterlands- liebe und Geld. Der Römer Mummius schlug sie, zerstörte Korinth (146) und machte Griechenland zur römischen Provinz. Unendliche 146 Beute schiffte der uneigennützige, aber alles Kunstsinns bare Mummius nach Rom ein. Den Soldaten befahl er beim Einschiffen der Kunstwerke Vorsicht, „weil sie sonst die Schäden auf ihre Kosten ausbeffern lassen müßten". Ein Gemälde, auf das eine hohe Summe geboten wurde, behielt er zurück, weil er eine geheime Zauberkraft darin vermutete. 4. Der dritte punische Krieg und der Untergang Karthagos. 146 Das gedemütigte, aber wieder aufblühende Karthago wurde in Rom gehaßt und gefürchtet. Cato endete jede Rede im Senat: „Im übrigen bin ich der Meinung, daß Karthago zu zerstören sei." Der römische Bundes- genosse Masinissa raubte den Karthagern ein Stück ihres Gebietes nach dem andern, bis sie endlich von dem Rechte der Notwehr Gebrauch machten. Aber besiegt und hilflos, ließen sie die Römer durch Gesandte um Verzeihung bitten, daß sie ohne Erlaubnis den Krieg unternommen hatten, und boten unbedingte Unterwerfung an. Jedoch die römischen Heerführer forderten die Zerstörung der Stadt und den Aufbau der neuen zwei Meilen landeinwärts vom Meere. Da hallte ein Schrei der Wut und Verzweiflung durch die Stadt: „Sie retten oder mit ihr unter- gehen!" war fortan die Losung. Die Tempel wurden zu Werkstätten, alle Metalle zu Waffen, die Haare der Frauen zu Bogensehnen verwandelt. Verzweiflung und Vaterlandsliebe widerstanden drei Jahre den Angriffen zu Wasser und zu Lande, bis endlich Scipio Africanus der Jüngere die Stadt erstürmte. In allen Straßen tobte der Kampf und floß das Blut. Jedes Haus mußte einzeln genommen werden. In die Gebäude wurde die Brandfackel geworfen, und bald war die Stadt ein Flammen- meer. Von 700000 Einwohnern hatten sich 50000 in die Burg Byrsa gerettet. Als ihr Feldherr Hasdrubal die Seinen verließ und Scipio um Gnade anflehte, da erschien seine Gattin auf der Zinne, verwünschte die Feigheit ihres Gatten und stürzte ihre Kinder und dann sich selbst in die Flammen. Den Eingeschlossenen gewährte Scipio freien Abzug; 17 Tage brannte die herrliche Stadt. Von der Höhe der Burg schaute Scipio in die Flammen und den Graus und vergoß Thränen. Er ahnte, daß seine triumphierende Vaterstadt einst auch von der Höhe sinken würde. Das karthagische Gebiet wurde eine Provinz der Römer unter dem Namen „Afrika".

4. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 271

1899 - Gera : Hofmann
271 An allen künstlerischen Schöpfungen nahm sie den lebhaftesten Anteil. Von den Dichtern liebte sie besonders die Franzosen Racine, Corneille und Moliöre. Die damaligen geistlosen deutschen Reimereien konnten einen so lebhaften, feinen Geist nicht fesseln. Ihre geistvollen Briefe sind in einem vorzüglichen Französisch geschrieben, die meisten und besten an Leibniz und ihre Freundin Fräulein von Pöllnitz. Der letzteren schrieb sie einmal: „Ich will lieber, daß Sie an meinem Verstände, als daß Sie an meiner Freundschaft zweifeln." Besondere Liebe und Sorgfalt verwandte sie auf die Erziehung ihres Sohnes, der später als König Friedrich Wilhelm 1. den Thron bestieg. Als Erzieherin wählte sie die feingebildete französische Prote- stantin Frau von Rocoule, die dann auch den großen Friedrich erzogen hat. Der Sohn war beiden Eltern unähnlich und ließ sich wenig beeinflussen. Er war eine tüchtige, eigenartige Natur, aber maßlos heftig und eigensinnig. Auch die beste der Mütter konnte seine starre Eigenart nicht beugen. Er ärgerte sich über seine zarte Gesichtsfarbe, rieb deshalb das Gesicht mit einer Speckschwarte ein und legte sich in die Sonne, um braun zu brennen. Eine Schnalle verschluckte er, um sie nicht herzugeben. Er drohte sich aus dem Fenster zu stürzen, als seine Erzieherin ihm nicht den Willen that. Der so ganz anders ge- artete und doch geliebte Sohn ging später zu seiner Ausbildung auf Reisen. Mit Weh im Herzen ließ sie ihn ziehen und sah ihn auf Erden nicht wieder. Auf einer Reise nach Hannover zu ihren Eltern erkrankte sie und starb im Alter von 37 Jahren. Die Königskrone hatte sie nur 5 Jahre getragen. Schön und friedlich wie ihr Leben war auch ihr Sterben. Nicht eine Spur von Todesfurcht zeigte sie. Zu der weinen- den Freundin am Sterbelager sagte sie: „Haben Sie denn geglaubt, daß ich unsterblich sei?" Dem Geistlichen sagte sie: „Ich habe 20 Jahre über die letzten Dinge nachgedacht. Ich kenne keine Furcht vor dem Tode und hoffe, mit meinem Gott gut zu stehen!" König Friedrich war untröstlich über den unersetzlichen Verlust und suchte wenigstens in der düstern Pracht der Begräbnisfeierlichkeiten seinem Schmerze Ausdruck zu geben. Sophie Charlotte ist eine von den glücklichen Kronenträgerinnen gewesen, denn sie hat ihren Kreis ausgefüllt und ihre edle Natur rein und voll ausgelebt. 7. Friedrich I. starb gottergeben. Friedrichs Lebensabend war durch häusliche Kümmernisse und durch eine furchtbare Pest in Preußen getrübt. Seine letzte Freude war die Geburt eines Enkels, der bei dem glänzenden Tauffeste den Namen Friedrich erhielt. Die Nachwelt hat diesen den Großen genannt. Auf seinem Totenbette sprach Friedrich I.: „Die Welt ist nur ein Schauspiel, das bald vorübergeht. Wer nichts als dieses hat, ist übel dran." — „Gott ist gewißlich meines Lebens Kraft gewesen von Jugend auf; ich fürchte mich nicht vor dem Tode; denn Gott ist mein Licht und Heil." In einer Anweisung für die Erziehung des Kronprinzen sagt er: „Gleichwie andere Menschen durch Belohnungen und Strafen der höchsten Obrigkeit vom Bösen ab- und zum Guten angeführt

5. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 350

1899 - Gera : Hofmann
350 kirchlichen Einrichtungen, dem Besitzstände und den Standesunterschieden. Da ihre Bestrebungen sich ohne gewaltsamen Umsturz schwerlich ver- wirklichen lassen, so sind sie eine große Gefahr für Staat und Gesellschaft. Zwei Anhänger jener Partei, der verkommene Klempnergeselle Hödel 1878 und ein vr. Nobiling, legten sogar im Frühling 1878 die freche Hand an das geheiligte Haupt des geliebten greisen Kaisers Wilhelm. Gott aber schützte den edlen Monarchen vor den Kugeln des ersten und ließ ihn von den Schrotschüssen des zweiten Meuchelmörders genesen. Das Haupt Hödels ist unter dem Beil des Scharfrichters gefallen, Nobiling an den Wunden von seinen eigenen Schüssen gestorben. Auch das entsetzliche Bubenstück einer staatsfeindlichen Bande, welche den Kaiser nebst den ihn begleitenden Fürsten bei der Einweihung des National- denkmals auf dem Niederwalde am Rhein (28. September 1883) mittels Dynamit in die Luft sprengen wollte, ist durch Gottes Hand glücklicherweise vereitelt worden. Ebenso wurden auf die Könige von Italien und Spanien wie auf den Kaiser von Rußland von Umsturzmännern Mordversuche unter- nommen. In Rußland bildeten die Umstürzler die mächtige und thätige Partei der „Nihilisten". Sie glauben nichts, hoffen nichts und wollen alle bestehenden Einrichtungen zertrümmern. Nach fünf Mordversuchen ist es dieser teuflischen Partei gelungen, den edlen Kaiser Alexander Ii., der die Leibeigenschaft der Bauern aufhob, durch eine ihm vor die Füße geschleuderte Bombe am 13. März 1881 zu töten. — In Nordamerika wurde der edle Präsident Garfield durch die Kugel eines Meuchel- mörders getötet, in Frankreich der Präsident Carnot 1894, in Genf 1898 die edle Kaiserin Elisabeth von Österreich von einem „Anarchisten", d. i. einem Feinde jeder staatlichen Ordnung, erdolcht. 9. Der väterliche Freund des „armen Mannes". Um gewisse Mißstände im Volks- und Erwerbsleben zu bekämpfen und den Notstand des „armen Mannes" zu beseitigen, veranlaßte Kaiser Wilhelm I. die Gesetzgebung zum Schutze der Arbeiter. Schon mancherlei wohlthätige Einrichtungen sind getroffen, die das Los der Arbeiter- massen wesentlich verbessern. Dahin gehören die Arbeiter-Kranken- kassen, die Unfallversicherungen und das unter Wilhelm Ii. zu- stande gekommene und seit 1. Januar 1891 in Kraft befindliche Gesetz über Alters- und Jnvalidenversorgung, durch welches den alters- schwachen oder dienstunfähig gewordenen Arbeitern eine kleine Rente gesichert wird. Staatliche Fabrikinspektoren wachen darüber, daß Gesundheit und Wohl der Arbeiter nicht gefährdet werden. Einigungs- ämter schlichten die Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeit- nehmern. Kinder- und Frauenarbeit sind eingeschränkt. Das Genossenschaftswesen in verschiedenen Vereinen zur Selbsthilfe wird gefördert. Die Wilhelmsspende, welche das deutsche Volk aus Dank und Freude über die Rettung des Kaisers aus Mörderhand sammelte, wird zur Altersversorgung für Arbeiter verwandt. Es war eins der denkwürdigsten Ereignisse für die Gestaltung der wirtschaftlichen Ver- hältnisse in Deutschland und der ganzen Welt, als Kaiser Wilhelm durch

6. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 356

1899 - Gera : Hofmann
356 256. Kaiser Wilhelm Ii. und seine Gemahlin Auguste Viktoria. kann." Einer Abordnung des Landtages sagte der glückliche Vater: „Wenn Gott meinem Sohne das Leben erhält, so wird es meine schönste Aufgabe sein, ihn in.den Gesinnungen und Gefühlen zu erziehen, welche mich an das Vaterland ketten." In einem glücklichen Familienleben und in treuer Gemeinschaft mit seinem Bruder Heinrich wuchs Prinz Wilhelm heran. Seine Zeit war sorgfältig zwischen Arbeit und Er- holung, geistiger Anstrengung und körperlicher Übung eingeteilt. Wie jedes Bürgerkind wurde er an Gehorsam, Fleiß und Einfachheit gewöhnt. Vortrefflich leitete sein Erzieher vr. Hinzpeter die Ausbildung des be- gabten, Willensstärken Prinzen. Um gewisse Mängel der Einzelerziehung zu vermeiden, ließen ihn seine Eltern von 1874—77 das Gymnasium in Kassel besuchen. Hier bewährte er die hohenzollernsche Tugend der Pflichttreue und Leutseligkeit gegen Lehrer und Mitschüler und wurde wegen seines Fleißes durch einen Preis ausgezeichnet. Mit Ehren bestand er die Abgangsprüfung und studierte dann zwei Jahre lang auf der Universität Bonn. Hierauf widmete er sich mit ganzer Seele dem Soldatenstande.

7. Altertum - S. 99

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 99 — Schuttwegräumer jenes nicht mit Vorsatz taten. Mit dieser Arbeit wurden 6 Tage und 6 Nächte zugebracht, während welcher Zeit sich das Heer immer wieder ablösen mußte, damit die Leute nicht durch Schlaflosigkeit, Anstrengung, Morden und den Anblick des gräßlichen Schauspiels erschöpft würden. Nur Scipio blieb ohne Rast und Schlaf auf dem Platze stehen oder ging daselbst hin und her und nahm nur zwischendurch Speise zu sich, bis er endlich ermattet und erschöpft sich auf einer Anhöhe niedersetzen mußte, von wo aus er alles, was vorging, übersah. Endlich am siebenten Tage, wo noch vieles zerstört wurde und der Jammer noch lange kein Ende finden zu sollen schien, nahmen einige Karthager ihre Zuflucht zu Scipio, bekränzt mit heiligen Kränzen aus dem Tempel des Äsculap, dem berühmtesten und reichsten, der auf der Burg war. Mit Ölzweigen in den Händen baten sie Scipio, ihnen sowie allen, Äie auf diese Bedingung die Burg verlassen wollten, das Leben zu verbürgen. Scipio ging darauf ein, nahm aber die Überläufer aus. Nun zogen alsbald 50 000 Menschen, Männer und Weiber untereinander, durch eine enge Mauerlücke, die man ihnen öffnete, heraus und erhielten eine Wache. Die Überläufer dagegen, etwa 900 an Zahl, begaben sich aus Verzweiflung mit Hasdrubal, dessen Gemahlin und deren zwei kleinen Knaben in den Tempel des Äsculap hinaus. Von hier aus vermochten sie sich trotz ihrer geringen Anzahl leicht zu verteidigen, weil der Tempel sehr hoch und steil gelegen war, so daß man auch in Friedenszeiten nur über 60 Stufen hinaufsteigen konnte. Als aber zuletzt Hunger, Schlaflosigkeit, Furcht und Anstrengung sie verzehrten, und als ihr Verderben immer näher rückte, da verließen sie den Vorhof und rannten in den Tempel und auf dessen Dach hinauf. In diesem Augenblicke floh Hasdrubal heimlich mit Ölzweigen in der Hand zu Scipio. Dieser befahl ihm vor feinen Füßen sich hinzusetzen und zeigte ihn in dieser Stellung den Überläufern. Als sie ihn so erblickten, stießen sie viele Schmähworte gegen Hasdrubal aus, steckten hierauf den Tempel in Flammen und verbrannten sich mit demselben. Während die Flamme angefacht wurde, soll Hasdrubals Gattin sich, so geschmückt wie es unter solchen traurigen Verhältnissen möglich war, dem Scipio gegenübergestellt, ihre Kinder zur Seite genommen und so laut, daß es Scipio hören konnte, gerufen haben: „Über dich, o Römer, keine Rache der Götter! du stehst ja gegen Feindesland im Felde. Aber diesen Hasdrubal, der zum Verräter geworden ist am Vaterlande, an dessen Heiligtümern, an mir und an feinen Kindern, mögen die Nachegötter Karthagos heimsuchen und du nächst den Rachegöttern!" Hieraus wandte sie sich gegen Hasdrubal: „O du frevelhafter, treuloser, feigster unter den Männern! Für mich und meine Kinder wird dieses Feuer die Leichenfackel fein. Du aber, Feldherr des großen Karthago, welchen Triumph wirst du zieren helfen ? Welche Strafen warten nicht deiner von dem Manne, zu dessen Füßen du sitzest?1)" Nach diesen Vorwürfen ermordete sie ihre Kinder, warf sie in das Feuer und stürzte sich selbst ihnen nach. — 2) Hasdrubal ward nach Italien geführt und starb dort als Gefangener. 7*

8. Altertum - S. 128

1908 - Münster i.W. : Schöningh
r — 128 — sorgfältiger. Sie bemerkte es und erklärte: „Ihr macht euch unnütze Mühe, denn wenn ihr es auch dahin bringt, daß der ^freiwillige^ Tod mir erschwert wird, das Sterben selbst könnt ihr mir nicht hindern!" Bei diesen Worten sprang sie vom Sessel aus und rannte so wuchtig mit der Stirne gegen die Wand, daß sie zusammenstürzte. Als man sie wieder zu sich gebracht hatte, sprach sie: „Ich hatte es euch ja gesagt, daß ich schon einen wenn auch noch so schweren Weg zum Tode finden würde, salls ihr einen leichteren mir versagtet!" Spricht aus diesen Zügen nicht Größe? Und doch ist von ihnen nirgends die Rede. Die ganze Welt aber spricht von dem folgenden. Schließlich [als ihr Gatte zögerte, einer schimpflichen Hinrichtung, wie ihm die Wahl gelaffen, durch eigene Hand zuvorzukommen,) zückte sie den Stahl und durchbohrte sich die Brust; dann zog sie den Dolch heraus und reichte ihn ihrem Manne mit den unsterblichen Worten dar: „Paetus, es tut nicht weh!" — 89. Der Brand Roms unter Nero, 64 n. Chr. Tazitns, Annalen, Bd. 15, Kap. 38—40; nach W. Bötticher. Ein Unglück folgt nun — man weiß nicht, ob durch Zufall oder die Bosheit des Fürsten — aber schwerer und entsetzlicher als alles, was die Stadt durch Feuers Ungestüm betroffen. Den Anfang nahm es in dem Teile des Zirkus, welcher an den Palatinischen und cälischen Berg stößt, wo längs der Buden, in denen solche Waren sich befanden, die der Flamme Nahrung geben, das Feuer in demselben Augenblick entstand und mit dem Winde schnell den Zirkus seiner Länge nach ergriff. Denn weder mit Befestigungen versehene Häuser noch mit Mauern umgebene Tempel oder sonst etwas Hemmendes lag dazwischen. Ungestüm zuerst die Ebenen durchstreichend, dann zu den Höhen sich erhebend und wiederum die Niederungen verheerend, kam jeder Vorkehrung der Brand zuvor: bei der Schnelligkeit des Unglücks und da die Stadt ihm besonders ausgesetzt war vermöge der engen, bald hier bald dorthin sich wendenden Straßen und unregelmäßigen Häusermassen. So ward man oft, indem man rückwärts blickte, von der Seite oder von vorn ereilt oder fand, wenn man in die Nachbarschaft geflüchtet, auch diese schon vom Feuer ergriffen, selbst das entfernt Geglaubte in derselben Gefahr. Ungewiß endlich, was man meiden, wohin man eilen fülle, füllte man die Wege, warf sich auf den Feldern hin; einige fanden, da sie alle ihre Habe, selbst für ^den täglichen Lebensunterhalt, verloren hatten, andere aus Liebe zu den ihrigen, die sie nicht hatten retten können, obwohl ihnen selbst ein Ausweg offen stand, den Tod. Und dabei wagte niemand Einhalt zu tun bei den häufigen Drohungen einer Menge von Menschen, welche dem Löschen wehrten, und weil andere gradezu Feuerbrände schleuderten und riefen, sie wüßten wohl, von wem sie den Auftrag hätten: fei es nun, um ungezügelter Näuberei zu treiben, oder wirklich auf Befehl. Nero, der in dieser Zeit zu Antium sich aufhielt, kehrte nicht eher nach der Stadt zurück, als bis sich das Feuer seinem Hause näherte, durch

9. Altertum - S. 129

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 129 — welches er den Palast und des Mäcenas Park in Verbindung gesetzt hatte. Es war jedoch nicht aufzuhalten, daß auch der Palast, das Haus und alles rings umher verzehrt ward. Aber zum Troste für das vertriebene und flüchtig gewordene Volk öffnete er das Marsfeld und die Denkmale Agrippas, ja feinen eigenen Park, und ließ in der Schnelligkeit Gebäude aufführen, die hilflose Menge aufzunehmen; auch wurden Lebensrnittel von Ostia und den benachbarten Munizipien herbeigeschafft und der Getreidepreis bis auf drei Sesterzien herabgesetzt. So populär dies war, ver- fehlte es doch feine Wirkung, weil sich das Gerücht verbreitet hatte, er habe gerade während des Brandes der Stadt in seinem Hause die Bühne bestiegen und Trojas Untergang besungen, das gegenwärtige Unglück mit Vernichtungsszenen der Vorzeit vergleichend. Erst am sechsten Tage ward am äußersten Rande des Esquilin der Feuersbrunst ein Ziel gefetzt, nachdem aus einem ungeheuren Raume die Gebäude in Schutt verwandelt worden, so daß der anhaltenden Gewalt das Feld und gleichsam leerer Himmel sich entgegenstellten. Und man fühlte sich noch nicht von Furcht befreit, als von neuem, obwohl weniger wütend, das Feuer mehr aus den offenen Plätzen der Stadt wieder aufloderte. Die Tempel der Götter und die dem Vergnügen gewidmeten Säulengänge stürzten weithin nieder, und es war bei dieser Feuersbrunst die Schande größer, weil sie tn den ämilianischen Besitzungen des Tigel-linus ausgebrochen war, und es den Anschein hatte, als wolle Nero nur die Ehre haben, eine neue Stadt zu bauen und nach seinem Namen zu benennen. Rom wird in vierzehn Bezirke eingeteilt; von diesen blieben vier unversehrt, drei wurden bis auf den Grund zerstört, in den sieben übrigen standen nur noch wenige zerrissene und halbverbrannte Trümmer von Gebäuden. 90. Die erste Christenverfolgung. 64 n. Chr. Tazitus, Annalen, Bd. 15, Kap. 44; nach W. Bötticher. Weder durch menschliches Zutun noch durch die Spenden des Fürsten [Nero] ober Sühnungen der Götter ließ der Schimpf sich bannen, daß man glaubte, die Feuersbrunst sei befohlen worden. Um daher diesem Gerede ein Ende zu machen, gab Nero denen, welche, durch Schandtaten ') verhaßt, vom Volke Christen genannt wurden, die Schuld und belegte sie mit den ausgesuchtesten Strafen. Der, von dem dieser Name ausgegangen, Christus, war unter der Regierung des Tiberius von dem Landpfleger Pontius Pilatus hingerichtet worden, und die für den Augenblick unterdrückte unselige Schwärmerei") brach nicht nur in Judäa, dem Vaterlande dieses Wesens, sondern auch in Rom wieder aus. ]) Vgl. die Beschuldigung der Heiden S. 135 5. ?) Hier spricht der Fanatismus des heidnischen Römers, der in der christlichen, vorn Diesseits abgewendeten Lehre eine Gefährdung des Staatswesens erblickte. Zurbons en. Quellenbuch. I. 9

10. Altertum - S. 131

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 131 — Erbitterung, Judenhaß und die allgemeine Kampfeswut erwiesen sich stärker; im Dunkel hatte einer der Soldaten Feuer unter die Türangeln gelegt, und da jetzt auch von innen plötzlich die Flamme hervorschoß, zogen sich die Offiziere mit dem Caesar zurück, und der Tempel ging gegen den Willen des Titus in Flammen auf. 2. D as Ende. Während nun der Tempel brannte, raubten die Soldaten, was ihnen unter die Hände kam, und hieben die Juden, die sie antrafen, zu Hunderten nieder. Kein Erbarmen hatten sie mit dem Alter, keine Achtung vor der Würde. Kinder und Greise, Laien und Priester ohne Unterschied erlagen dem Schwerte des Feindes, und unter den Angehörigen aller Volksklassen wütete die Kriegsfurie, ganz gleich, ob die Leute um Gnade flehten oder sich zur Wehr setzten. Mit dem Prasseln der allenthalben hervorbrechenden Flammen mischte sich das Stöhnen der zu Boden Geschmetterten. Wenn man die Höhe des Hügels und die Größe des brennenden Riesenbaues in betracht zog, hätte man glauben können, die ganze Stadt stehe in Flammen; grausiger aber und gellender läßt sich nichts denken als das Geschrei, das über dem Ganzen tobte. Denn während die römischen Legionen, die in geschlossenem Zuge vordrangen, ihre Jubelrufe anstimmten, erscholl gleichzeitig das Geheul der vom Feuer und Schwert Umringten, und mit dem Geschrei dieser auf dem Hügel verband sich dann weiter das der Volksmenge in der Stadt, wo viele der Unglücklichen, denen der Hunger schon das Mark ausgepreßt und den Mund verschlossen hatte, beim Anblick des Tempelbrandes den Rest ihrer Kräfte zu einem kläglichen Gewimmer zusammenrafften: und zu alledem der Wiederhall von Peraea und den umliegenden Bergen, der das Getöse noch entsetzlicher machte. Fürchterlicher jedoch als das ganze Kampf-gewühl war das wirkliche Schicksal der Besiegten. Der Tempelberg schien von Grund aus zu glühen, da er rings in Feuer gehüllt war; aber noch voller als die Flammenbäche schienen die Blutströme zu fließen, und fast zahlreicher als die Mörder waren die Gemordeten. Nirgends sah man mehr vor Leichen den Boden; über ganze Berge von Toten stürmten die Soldaten den Fliehenden nach. Da nun die Römer der Ansicht waren, daß nach der Einäscherung des Tempels die Schonung der umliegenden Gebäulichkeiten keinen Sinn mehr habe, steckten sie alles übrige vollends in Brand, nämlich die Reste der Hallen und die sämtlichen Tore mit Ausnahme von zweien, des östlichen und des südlichen, die sie indes später gleichfalls zerstörten. Hierauf verbrannten sie auch die Schatzkammern, in denen ungeheure Summen baren Geldes, große Mengen Kleiderstoffe und andere Kostbarkeiten, mit einem Wort, die gesamten Schätze der Juden aufgehäuft waren, da die Reichen dort ihr Vermögen untergebracht hatten. Alsdann ging es an die noch unversehrte Halle des äußeren Tempelhofes, in welche sich Weiber, Kinder und ein zahlreicher gemischter Volkshaufe, etwa sechstausend Kopse stark, geflüchtet hatten. Bevor jedoch der Caesar inbetresf dieser Leute sich schlüssig machte oder die Offiziere einen Befehl dazu erteilten, zündeten die Soldaten in ihrer Wut die Halle an, worauf die einen mitten in den Flammen umkamen, die andern, indem sie sich 9*
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TM Hauptwörter (200)200

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