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1. Geschichte der Neuzeit - S. 291

1887 - Wiesbaden : Kunze
27. Der deutsche Befreiungskrieg. 291 Kapitulation, daß ihm dieselbe vom Prinzen von Pontecorvo angetragen und von ihm nur wegen Mangel an Munition, Proviant und Fourage eingegangen worden sei. Bald darauf ward er ausgewechselt und arbeitete nach dem Tilsiter Frieden im Kriegsdepartement in Berlin, bis er kommandierender General in Pommern wurde. Sein Ruhm beginnt mit dem Frühjahre 1813. Seine eigentümliche Schnelligkeit beim Angriffe hat ihm den Ehrennamen „Marschall Vorwärts" erworben; sein Feldherrntalent, seine Entschiedenheit, Derbheit, Leutseligkeit und sein Franzosenhaß haben ihn zum Liebling des deutschen Volkes gemacht. Preußens Erhebung. Z)orks That fachte in Ostpreußen eine opferfreudige Erhebung an, welche für ganz Preußen und Deutschland das Signal zur Abschüttelung des verhaßten Joches gab. Ende Januar begab sich Friedrich Wilhelm Iii. von Berlin nach Breslau, wo Stein im Aufträge des Kaisers Alexander Verhandlungen anknüpfte. Am 3. Februar 1813 erließ der König einen Aufruf zur Bildung freiwilliger Jägercorps, und deutsche Jünglinge strömten von allen Seiten herzu. Major von Lützow bildete in Schlesien sein berühmtes Freicorps, das die Blüte der Nation in der schwarzen Uniform der Trauer vereinigte. Zu ihm gehörte der Turnvater Jahn und der edle Friesen. Der 21jährige Theodor Körner verließ seine glänzende Stelle als Hoftheaterdichter in Wien und trat unter Lützows schwarze Jäger, sie als Dichter und Held zugleich begeisternd. Kurze Zeit nachher reiste der König zu einer mündlichen Unterredung mit Alexander nach Kalisch, wo am 27. Februar ein Bündnis mit Rußland abgeschlossen wurde. Am Geburtstage der verstorbenen Königin Luise (10. März) stiftete er als sinniges Zeichen der Auszeichnung in dem bevorstehenden Befreiungskampf das eiserne Kreuz, und am 16. März erklärte er an Napoleon den Krieg. Der 17. März brachte den ersehnten und denkwürdigen Aufruf des Königs „An Mein Volk", welcher die welsche Treulosigkeit, des Vaterlandes Erniedrigung und die für die Freiheit zu bringenden Opfer schilderte und mit den Worten schloß: „Mit Zuversicht dürfen wir vertrauen, Gott und ein fester Wille werde unserer gerechten Sache den Sieg verleihen und mit ihm die Wiederkehr einer glücklichen Zeit!" Zugleich entwarf Scharnhorst eine „Verordnung über die Bildung der Landwehr und des Landsturms" und gab für erstere den Wahlspruch: „Mit Gott für König und Vaterland." Jetzt herrschte in ganz Preußen nur eine Stimme, ein Gefühl, ein Zorn 19*

2. Geschichte der Neuzeit - S. 246

1887 - Wiesbaden : Kunze
246 Dritte Periode der Neuzeit. brach der wilde Zug doch am Nachmittag des 5. Oktober unter lautem Geschrei nach Versailles auf. Dort angelangt, drang er in die Nationalversammlung und zwang den Präsidenten, einige der Weiber zum Könige zu führen. Ein junger Mann, Namens Maillard, welcher sich schon bei dem Sturme auf die Bastille hervorgethan und auch diesen Zug angeregt hatte, geleitete sie zu dem Könige, und dieser versprach, dem Brotmangel abzuhelfen. Aber schon wurden auch Stimmen laut, welche den Kopf der Königin verlangten. Die ganze übrige Schar lagerte inzwischen aus dem Paradeplatze, zündete Feuer an, lärmte, tobte, jubelte, aß und trank. Gegen Mitternacht langte Lafapette mit der Nationalgarde an, um die königliche Familie zu schützen. Eine Botschaft des Pariser Gemeinderates erschien ebenfalls und bat den König, er möge dem französischen Volke einen Beweis seiner Liebe dadurch geben, daß er seine Residenz in der Hauptstadt des Landes aufschlage. Ludwig Xvi. war nicht abgeneigt, dem Gesuche zu entsprechen. Früh morgens 6 Uhr drangen Weiber und Männer in das königliche Schloß, töteten die königlichen Leibwächter und eilten zu den Gemächern der Königin. Mit Mühe rettete sich Marie Antoinette zu ihrem Gemahle, der sofort auf dem Balkon erschien und für seine Garde um Gnade bat. Als ihm in diesem Augenblicke der tausendstimmige Ruf „nach Paris" entgegenscholl, erwiderte der König: „Ja, aber nicht anders als in Begleitung meiner Frau und meiner Kinder." Mittags 2 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung. Voran trug man die blutigen Häupter der gemordeten Leibgardisten auf Stangen als Siegeszeichen, die noch lebenden wurden gefangen weggeführt. Hierauf folgte der Wagen der königlichen Familie, welche durch die Drohungen und Verwünschungen der rohen Weiber in fortwährender Angst schwebte. Gegen 9 Uhr langte der entsetzliche Zug in Paris an, wo der König mit seiner Familie den Palast der Tuilerien bezog und sich unter den Schutz der Nationalgarde stellte. Da man den Herzog von Orleans als Urheber dieser beklagenswerten Ereignisse ansah, so wurde er zu einer diplomatischen Sendung nach England verwandt und aus Paris entfernt. Die Klubs. Die Nationalversammlung verlegte ihren Sitz ebenfalls nach Paris. Aber viele Mitglieder schieden infolge der eingetretenen Ereignisse aus; die übrigen fetzten ihre Beratungen in einer Reitbahn der Tuilerien fort, wurden jedoch von der Volksmenge beherrscht. Die Abgeordneten, welche sich in einem alten Jakobinerkloster zu Beratungen versammelten und darum Jakobiner hießen, be-

3. Geschichte der Neuzeit - S. 254

1887 - Wiesbaden : Kunze
254 Dritte Periode der Neuzeit. Volk" .... In diesem Augenblicke ließ Santerre, der Kommandant der Nationalgarde, die Trommel rühren und die Rede des Königs unterbrechen. Ruhig ließ sich der König die Hände binden, das Beil fiel. Samson, der Scharfrichter von Paris, zeigte das blutige Haupt Ludwigs Xvi. dem Volke, und weithin erscholl kannibalisches Gebrüll. Die königliche Familie. Am 16. Oktober des nämlichen Jahres bestieg auch Marie Antoinette, die Tochter der Kaiserin Maria Theresia, das Blutgerüste, und im folgenden Frühjahre die Prinzessin Elisabeth, des Königs Schwester. Der Dauphin ward, seit er von der Mutter getrennt leben mußte, dem Schuster Simon, einem durch Laster aller Art verrufenen Jakobiner, anvertraut, welcher den reichbegabten Prinzen so mißhandelte, daß er 1795 starb. Simon endete auf dem Blutgerüste. Ludwigs Tochter, Maria Theresia, wurde gegen die von Dümouriez den Östreichern überlieferten Konventsmitglieder ausgewechselt und ging nach Wien, wo sie sich dem Herzog von Angouleme vermählte. Der Bürgerkrieg. Nach der Hinrichtung des Königs erhoben sich die Bewohner der Vendse gegen die Königsmörder und tiefen Ludwigs Xvi. Sohn Ludwig Xvii. zum König aus. Aber der Konvent schickte eine Armee dahin ab, die mordend und brennend über die unglücklichen Bewohner herfiel und den Boden mit Bürgerblut tränkte. Nach dem Sturze der Girondisten 1793 griffen die Landschaften des südlichen Frankreichs, besonders die Städte Bordeaux, Toulon, Marseille und Lyon gegen den Konvent zu den Waffen; doch sie erlagen ebenfalls den wütenden Horden der Jakobiner, zuletzt Toulon, das sich mit englischer Hilfe tapfer verteidigte, deshalb aber auch nach der Eroberung, bei welcher sich der junge Napoleon Bonap arte auszeichnete, die grausamste Behandlung erfuhr. Der erste Koalitionskrieg 1793—1797. Um die Republik mit ihren staatsgefährlichen Freiheitsideen zu beseitigen und den Dauphin in Frankreich zum König zu erheben, stiftete der englische Minister William Pitt 1793 die erste Koalition gegen Frankreich, welcher mit Ausnahme der Türkei ganz Europa beitrat. In den Niederlanden siegte ein östreichisches Heer (18. März 1793) über Dümouriez bei Neerwinden und eroberte Belgien wieder. Dümouriez, der sein Mißgeschick dem Mangel an Unterstützung zuschrieb, wurde vom Konvent zur Rechenschaft nach Paris gefordert; er nahm aber die abgesandten Konventsmitglieder gefangen und entging der Guillotine dadurch, daß er mit einem Teil seiner

4. Geschichte der Neuzeit - S. 332

1887 - Wiesbaden : Kunze
332 Dritte Periode der Neuzeit. Berlin große Bewegung, und das Volk zog in Scharen vor das königliche Schloß, um dem König zu banken. Dieser erschien auf dem Balkon, von der bichtgebrängten Volksmenge mit Jubel begrüßt und wieberholte seinen wichtigen Entschluß. Jetzt ertönte der Ruf: „Fort mit dem Militär!" und das Gebränge richtete sich gegen die Schloßwache. Plötzlich krachten zwei von unbekannter Hand abgefeuerte Schüsse; das Volk geriet in unbeschreibliche Aufregung und schrie: „Wir sinb verraten! Zu den Waffen!" Die Straßen würden gesperrt, Barrikaben errichtet; Beschwichtigungsversuche waren vergebens. Revolutionäre Führer schürten die Volksleibenschaft, und um 3 Uhr nachmittags begann ein Straßenkampf, der bis in die Nacht dauerte. Am Morgen des 19. März war der Aufstanb durch die Truppen bewältigt; aber der Vorgang bereitete dem König unsäglichen Kummer. Er ließ die Truppen zur Beruhigung des Volkes abziehen, ernannte ein freisinniges Ministerium und berief zur Vereinbarung einer Verfassung eine preußischenationalversamm-lung, welche im Mai zusammentrat. Diese geriet jeboch unter die Herrschaft wühlerischer Demagogen und revolutionären Pöbels; von neuem entstanben Unruhen in der Hauptstabt. Da berief der König im November 1848 ein neues Ministerium mit den Ministern Bran-benburg und Manteuffel; der General Wrangel besetzte Berlin, über welches der Belagerungszustanb verhängt würde, und die Nationalversammlung bekam ihren Sitz in Branbenburg angewiesen. Da aber ein Teil der Abgeorbneten zurückblieb und Steuerverweigerung beschloß, so würde die Nationalversammlung aufgelöst. Nun stellte der König selbst eine Verfassung auf, nach welcher die gesetzgebenbe Gewalt von dem König in Gemeinschaft mit 2 Kammern ausgeübt wirb, und ließ einen neuen Lanbtag zusammentreten. Dieser prüfte die (oktroyierte) Verfassung und nach beiberseitigem Entgegenkommen würde sie am 31. Januar 1850 als Staatsgrunbge-setz fertig gestellt. Am 6. Februar 1850 leistete der König den feierlichen Eib auf bieselbe; bamit war Preußen in die Reihe der konstitutionellen Staaten eingetreten. Einzelne Bestimmungen der preußischen Verfassung stnb: Alle Preußen sinb vor dem Gesetze gleich. Die persönliche Freiheit ist gewährleistet, ebenso die Freiheit des religiösen Bekenntnisses. Für die Bilbung der Jugenb soll durch Schulen gesorgt werben. Die Person des Königs ist unverletzlich. Alle Regierungsakte des Königs bebürfen zu ihrer Gültigkeit der Gegenzeichnung eines Ministers, welcher baburch die Verantwortlichkeit übernimmt. Der König

5. Geschichte der Neuzeit - S. 392

1887 - Wiesbaden : Kunze
392 Dritte Periode der Neuzeit. waren überall zugegen, wo es Aufruhr und Mord zu fördern galt. bran9ten sich an die Gefängnisse heran, um die Unglücklichen zu verhöhnen und zu mißhandeln, und verfuhren gegen niemand grausamer und unmenschlicher, als gegen ihr eigenes Geschlecht; sie begleiteten die bemitleidenswerten Opfer der Volkswut zur Guillotine und jubelten laut auf, so oft der Henker sein blutiges Werk vollendet hatte. Am 10. August 1792 war es eine Mademoiselle The-roigne, welche sich bei Erstürmung der Tuilerien vor allen Männern hervorthat. ©ie rief die Fliehenden zurück und griff an der Spitze feer Marseiller zum zweiten Male an. Man belohnte ihren Mut durch einen Ehrenplatz in der Nationalversammlung, wo sie nur im Reitkleide und in der Uniform der Nationalgarde erschien. Robes- pierre hatte beständig ein Gefolge von Weibern im Hause und in öffentlichen Versammlungen um sich, welche ihren Herrn und Meister an Grausamkeit und Blutdurst übertrafen. Auch zu den widerlichsten Orgien, welche bei dem sogenannten Kultus der Vernunft gefeiert wurden, gaben sich Frauen und Mädchen her und verleugneten, indem sie sich als Göttinnen der Vernunft auf die öffentlichen Altäre stellten uni) von einem wilden Hausen rasender Thoren begaffen und umtanzen ließen, die angeborene Schamhaftigkeit des weiblichen Geschlechts. Aus der anderen Seite wurde das weibliche Geschlecht in Frankreich zur Zeit der blutigen Revolution aufs grausamste verfolgt uni) mißhandelt. An ihm gerade ließen die blutdürstigen Jakobiner ihre ganze Lvut aus, und die peinlichen Verhöre, in denen weder die Tugend noch das Zartgefühl geschont wurden, waren noch empören-^r, als das Gefängnis und der Tod. Der Prozeß der Prinzessin Lamballe, der Madame Roland und der Königin Marie Antoinette, ihrer Schwägerin Elisabeth und der nachmaligen Herzogin von An' gouleme liefern sprechende Belege hierfür. Erhebend sind die zahlreichen Beweise, welche Frauen und Jungfrauen von Opferfreudigkeit und Todesverachtung gaben. Frauen erschienen vor den Gefängnissen und verbrachten daselbst den ganzen Tag, den Blick auf die umgitterten Fenster gerichtet, hinter welchen man ihre Angehörigen verfahrt hatte. Durch laute Äußerungen gegen das zügellose Treiben der despotischen Jakobiner suchten sie sich absichtlich den Kerker und den Tod zu erwerben, um das traurige Los ihrer Angehörigen teilen zu können. Als Lavergne, der Kommandant von Songrot), zum Tode verurteilt wurde, rief feine Gattin mit fester, lauter Stimme: „Es lebe der König!" Sie wurde, wie sie es gewünscht und beabsichtigt hatte, sofort ergriffen und mit ihrem Gemahl guillotiniert.

6. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 99

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 99 — fängnis und metzelte die Besatzung nieder. Der Kopf des Kommandanten, der doch nur seine Pflicht gethan hatte, mürbe auf einer langen Stange unter dem gräßlichen Jubel des uachströmenden Volkes im Triumphe durch die Straßen getragen. Das war der Anfang der schrecklichen französischen Revolution. Der Königsmord. Unterdessen war die Nationalversammlung eifrig am Beraten, hob allen Unterschied der Stande auf und beschränkte auch die Macht des Königs, so daß er nur noch dem Scheine nach regierte. Der schwache und gutmütige König genehmigte alle Beschlüsse aus Liebe zur Ordnung und Rnhe. In Paris aber tobte der Aufruhr immer toller. Auf öffentlicher Straße machte man beim Volke verhaßte Männer nieder. „An die Laterne!" war das gewöhnliche Mordgeschrei, unter welchem die Unglücklichen ergriffen und am nächsten Laternenpfahl aufgehängt wurden. Was die Hauptstadt vormachte, ahmte bald das ganze Land nach. Scharen von Bewaffneten durchstreiften die Provinzen, plünderten und verwüsteten die Schlösser der Edelleute, die Häuser der Geistlichen und mordeten die Bewohner. Viele Vornehmen flohen vor der Wut des Volkes ins Ausland. Der König blieb schütz- und ratlos zurück. Selbst seine geheiligte Person schonte das rasende Volk nicht mehr. Schon hatten ihn Scharen von wüstem Gesindel gezwungen, seine Residenz von Ver sailles nach Paris zu verlegen. Zwar faßte er den verzweifelten Entschluß, von hier mit seiner Familie zu entfliehen; aber die Ausführung mißlang. In einem Städtchen wurde er erkannt und mußte, umgeben von Pöbelhanfen, nach Paris zurückkehren. Die Hauptstadt bildete bald den Sammelpunkt des berüchtigsten Pöbels von Frankreich. Am 10. August 1792 erstürmte derselbe das Schloß des Königs und machte dessen treue Garde nieder. Der König selbst wurde mit seiner Familie wie ein Missethäter nach dein Temple, einem alten Gefängnisturm, gebracht. Die verworfensten Menschen stellten sich nun an die Spitze der Regierung, schafften das Königtum ab und machten Frankreich zu einer Republik (21. September). Dann forderten sie das Blnt des abgesetzten Königs und seiner Familie. Das Unerhörte geschah. Am 21. Jan uar 1793 mußte der unschuldige König sein Haupt auf den Richtblock legen ; für immer ist dieser Tag, an dem das französische Volk seinen König öffentlich hinrichtete, in der Geschichte gebrandmarkt. Bald daraus (16. Oktober) endete auch die Königin Maria Antoinette, die Tochter Maria Theresias und Schwester des Kaisers von Österreich, ihr junges Leben aus dem Schaffot. Die Schreckensherrschaft. Nach dem Königsmorde begann eine schreckliche Zeit. An der Spitze der blutgierigen Gewalthaber stand ein Ungeheuer in menschlicher Gestalt, Robespierre. Alle, die nicht mit dem wütenden Volke hielten, wurden ans das Blutgerüst geschleppt. Wer nur in Verdacht kam, mit Reichen und Angesehenen in Verbindung zu stehen oder die Schreckensherrschaft nicht zu billigen, war rettungslos dem Tode verfallen. Die Hinrichtnngsmaschinen, Guillotinen genannt, hatten Tag für Tag gräßliche Arbeit, und Tausende fanden ein gewaltsames Ende. Auch in den Provinzen Frankreichs errichteten die Revolutionsmänner Guillotinen und wüteten gegen alle Anders- 7*

7. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 193

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 193 — legen. Napoleon." Mit tiefer Bewegung machte der König seiner Umgebung Mitteilung von diesem Schreiben. Dann antwortete er mit folgenden Worten: „Indem ich die Umstände bedanre, unter welchen wir uns begegnen, nehme ich den Degen Ew. Majestät an und ersuche Sie, einen ihrer Offiziere zu bezeichnen, welcher mit der Vollmacht ausgerüstet ist, über die Kapitulation der Armee zu verhandeln, welche sich unter Ihrem Befehle so tapfer geschlagen hat. Meinerseits habe ich den General Moltke zu diesem Zwecke bezeichnet." Unbeschreiblicher Jnbel erhob sich in dem siegreichen Heere vor Sedan, als diese Nachricht mit Blitzesschnelle von Mund zu Mund flog. Donnernde Hurrarufe empfingen König Wilhelm bei seiner Rückkehr in das Hauptquartier. In den Dörfern waren die Fenster beleuchtet, die siegestrunkenen Soldaten hatten Tausende von Lichtchen in die Mündungen der Gewehre gepflanzt, so daß es schon von ferne flimmerte und leuchtete wie der Glanz eines mächtigen Christbaumes. Am 2. September erfolgte die Übergabe der Festung. Moltke hatte mit dem französischen General Wimpffen, der an Stelle des schon in der Frühe des 1. September durch einen Granatsplitter schwer verwundeten Mac Mähern den Oberbefehl übernommen hatte, die Bedingungen festgesetzt. Die ganze Armee von 83000 Mann geriet in Kriegsgefangenschaft; dazu kamen noch 21 000 Gefangene des 1. September. Nachdem Napoleon schon in früher Morgenstunde mit Bismarck in einer Hütte eine Zusammenkunft gehabt hatte, wurde ihm 2 Uhr nachmittags eine Begegnung mit König Wilhelm gewährt in dem Schlößchen Bellevue, westlich von Sedan an der Straße nach Möziöres. Tieferschüttert kam der Kaiser von der Schloßtreppe herunter dem siegreichen König entgegen. König Wilhelm berichtete über diese Begegnung an seine Gemahlin: „Der Besuch währte eine Viertelstunde; wir waren beide sehr bewegt über dieses Wiedersehen. Was ich alles empfand, nachdem ich 3 Jahre vorher Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht gesehen hatte, kann ich nicht beschreiben." Napoleon erhielt das fchöne Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel als Aufenthaltsort angewiesen. „Welch eine Wendung durch Gottes Fügung!" so schrieb der König an die Königin. Ja, welch eine Wendung! Einst stand die ed.e Königin Luise bittend tiur einem übermütigen Napoleon, und heute legte dessen hochmütiger Nachfolger seinen Degen in die Hand des großen Sohnes jener Königin. Mit beispiellosem Jnbel wurde die Nachricht des großen Erfolges in ganz Deutschland aufgenommen. Kanonendonner und Glockengeläute ertönte in Stadt und Land. Ganz Berlin prangte in Flaggenschmuck und Laubgewinde; auch die Denkmale des großen Kurfürsten und Friedrich des Großen waren nicht vergessen worden; hatten doch ihre Nachkommen bei Sedan das Werk gekrönt, zu welchem sie in strenger Lebensarbeit den Grund legten. Noch heute begehen wir jedes Jahr festlich den Tag von Sedan; denn er ist der Geburtstag deutscher Einheit geworden. Die Deutschen hatten gesehen, was deutsche Einheit vermag. 13

8. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 155

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 155 — drängenden zurückhielten. Plötzlich fielen zwei Gewehrschüsse. Niemand wußte, woher sie kamen, niemand war getroffen, und doch übten sie eine schreckliche Wirkung. „Wir sind verraten! Waffen! Waffen!" ertönte der Ruf aus dem Munde dieses Gesindels und verbreitete sich bald wie ein Lauffeuer durch die ganze Stadt. Nie ist aufgeklärt worden, wer diese Schüsse abgefeuert hat, oder auf wessen Befehl solches geschehen ist. Später nahm man allgemein an, daß die Aufwiegler die Schüsse vorgesehen und absichtlich losgelassen haben, um die blutige Empörung anzuzetteln. _ Leider schenkte das verblendete Volk den Aufrührern Gehör, die ausstreuten, die Soldaten des Königs hätten auf das Volk geschossen. Das Straßenpflaster wnrde aufgerissen, Wagen, Bretter und Balken schleppte man zusammen, und bald waren die Straßen durch hohe Verschanzungen (Barrikaden) gesperrt, die dicht mit Bewaffneten besetzt wurden. Überall tauchten unheimliche Gestalten auf, die sich an die spitze der Aufrührer stellten. Mit schwerem Herzen gab der König seinen treuen Truppen den Befehl, vorzurücken, um Ruhe und Ordnung herzustellen. Mit Steinwürfen und Flintenschüssen empsing man die L-oldaten, und bald tobte ein gräßlicher Straßenkampf, der bis in die Nacht hinein an Heftigkeit stets zunahm. Am Morgen des 19. März waren die Soldaten an allen Punkten Sieger. Noch in der Nacht hatte der König eine Ansprache entworfen; flehentlich beschwor er darin seine lieben Berliner, die Barrikaden zu räumen und zum Frieden zurückzukehren. Aber das irregeleitete Volk hatte für die herzlichen Worte seines Königs vielfach nur Spott und Hohn. — Der weichherzige König schauderte vor Dem Gedanken zurück, noch mehr Blut seiner Landesünder fließen zu sehen und ließ die Truppen aus der Stadt ziehen, um das Volk zu beruhigen?) An Stelle der Truppen trat zur Aufrechterhaltung der Ruhe eine Bürgerwehr. Aber den ganzen Sommer hindurch trieb der Pöbel trotz der bewaffneten Bürger fein Unwesen. Erst als der König im November seine Garden unter dem Oberbefehle des unerschrockenen Generals Wränget in die Hauptstadt einrücken ließ, kehrten Ruhe und Sicherheit dauernd zurück. Die Verfassung. Friedrich Wilhelm Iv. gab nun feinem Lande ane Verfassung (6. Februar 1850), welche noch heute in Preußen m r, *) Besonders richtete sich in den Tagen des Anfstandes die Stimmung des Kolkes gegen den Bruder des Königs, den Prinzen von Preußen. Alle kannten ihn als den Mann, der durch und durch Soldat war und in soldatischer Auffassung der Treue die Ausschreitungen des Volkes doppelt hart verurteilte. Weil man chm die Schuld zuschob an dem wirksamen Einschreiten des Militärs, steigerte Üch der Haß des Volkes gegen ihn so bedenklich, daß der König ihm den Auftrag gab, eine Reye an den englischen Königshof zu machen. Aber es bedurfte eines energischen, schriftlichen Befehls seitens des Königs, bis der ritterliche Prinz sich entschloß, in dieser ernsten Stunde von der Seite seines Bruders zu weichen. ^vunte das prinzliche Palais vor der Wut der Aufgewiegelten geschützt werden. Am 8. Jnni kehrte der Prinz nach Berlin zurück, begab sich togletch tit den Sitzungssaal der Nationalversammlung, der er als Abgeordneter des Wlrsttzer Kreises augehörte, und ergriff das Wort zu einer wirkungsvollen Rede, bte mit dem Rufe schloß: „Mit Gott für König und Vaterland!" An allen wichtigen Staatsangelegenheiten der kommenden Jahre nahm er den thätigsten Anteil.

9. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 242

1899 - Wiesbaden : Behrend
242 __ ich selbst anderthalb Jahre zu führen, die Ehre hatte. Ich kenne den vortrefflichen Geist dieses Regiments und hoffe, daß derselbe so erhalten bleibe. Mein Sohn kann stolz sein, diese Uniform zu tragen, und so vertraue ich Ihnen denselben hiermit an." Täglich versah er seinen Dienst wie jeder andere Lieutenant; seine Wohnung hatte er im Stadtschlosse zu Potsdam. Nach Beendigung des Dienstes begann für ihn der Unterricht in der Kriegskunst. Nur den Sonntag verbrachte er im trauten Familienkreise bei seinen Eltern in Berlin. Am 14. Juli 1877 bestand er in Gegenwart seines Vaters die Prüsuug in den militärischen Wissenschaften und bekam das Zeuguis „vorzüglich". Mit 20 Jahren rückte unser Kaiser zum Hauptmann und später zum Major und Obersten auf. Wie er selbst immer voll und ganz seine Schuldigkeit that, verlangte er mich von seinen Soldaten strengstens treue Pflichterfüllung. Außer Dienst aber gewann er durch seine Leutseligkeit und Liebenswürdigkeit ihre Herzen. Als Hauptmann erkundigte er sich teilnehmend nach den Familienverhältnissen jedes Einzelnen seiner Kompagnie. Weihnachten fand in der Kaserne beim brennenden Christbaum eine erhebende Weihnachtsfeier statt: das Christkind hatte dabei jeden Soldaten nach seinem Wunsche bedacht. In seiner ganzen Liebenswürdigkeit bewegte Prinz Wilhelm sich dann unter den Glücklichen und war fröhlich mit den Fröhlichen. — Auch als Reiteroffizier des Garde-Husareu-Regimentes leistete er Hervorragendes. Als er im Jahre 1882 sein Regiment dem kaiserlichen Großvater vorführte, ries ihm sein Onkel Prinz Friedrich Karl zu: „Du hast es gut gemacht! Ich hätte es nicht gedacht!" Im Munde dieses hervorragenden Kenners der Kavallerie gewann das Lob erhöhte Bedeutung. Noch am 27. Januar 1888 ernannte Kaiser Wilhelm I. ihn zum Generalmajor. So erlebten Eltern und Großeltern viele Freude an ihm. 2. Vermählung und Familie Wilhelms Ii. Seine Thronbesteigung. Vermählung. Nachdem der junge Prinz zur Vollendung seiner Studien noch 2 Jahre auf der Hochschule zu Bonn geweilt hatte, vermählte er sich am 27. Januar 1881. «seine Gemahlin ist die Prinzessin Auguste Viktoria von schleswig-Holstein-Souder-burg-Augusteubnrg, unsere jetzige Kaiserin. Im Herbst 1879 hatte Prinz Wilhelm, der ein großer Freund der Jagd war, einer Einladung ihres Vaters, des Herzogs Friedrich Christian von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, zur Jagd auf Schloß Prim fen au in Niederschlesien Folge geleistet. Damals lernte er die anmutige Prinzessin Auguste Viktoria kennen und fand so inniges Wohlgefallen an ihr, daß er sie zu seiner Gemahlin erkor. Die kronprinzlichen Eltern erklärten sich mit seiner Wahl einverstanden, auch Kaiser Wihelm I. gab freudigen Herzens seine Zustimmung. Ihr Vater, Herzog Friedrich Christian, war jener Augustenburger, der in den Jahren 1864 und 66 vergeblich Ansprüche auf Schleswig-Holstein

10. Mittlere und neuere Geschichte - S. 67

1861 - Eisleben : Reichardt
67 gen. Er that dies auf eigene Gefahr, ohne Fried- rich Wilhelm's Bewilligung, q) 1813 Das Jahr der Befreiung. Um frei handeln zu können, reist Fr. W. von Berlin (wo noch sranz. Besatzung war) nach Breslau. März. Hier erläßt er am 17. März den „Aufruf an mein Volk." Massenhafter Zuzug von Freiwilligen. Bildung der Landwehr und des Landsturms, Stiftung des eisernen Kreuzes am 10. März.r) Bündniß mir Rußland, welchem nach einigem Schwanken auch Oestreich b eitritt. Schweden (unter dem zum Kronprinzen ernannten ehemaligen franz. General Bernadotte) betheiligte sich ebenfalls beim Kampfe. Mai. Napoleon gewinnt mit großen V e r l u st e n d i e Schlachten bei Groß-Görschen (Lützen)s) und bei Bautzen über Preußent) und Russen. Hierauf schloß Napoleon mit den Verbündeten zu Breslau einen Waffenstillstand von 6 Wochen. Während desselben wird Lützow's „wilde Jagd" bei Leipzig fast vernichtet.n) Auch trat um diese Zeit Oestreich und Schwe- den zum Bündnisse, so daß die Heere der Verbün- deten dem französischen fast überlegen waren. 23. Aug. Schlacht bei Groß-Beeren. Oudinot war bis 2 Meilen vor Berlin vorgedrun- gen, um dasselbe zu nehmen. Da spät Abends Gene- ral Bülow mit den preuß. Landwehrmännern, die mit Kolben drein schlagen. Die Franz, weichen bis zur Elbe zurück. 26. Aug. Schlacht an der Katzbach (bei Wahl statt). Bei strömendem Regen werden die Franzosen (unter q) „Ew. Maj. lege ich willig meinen Kopf zu Füßen, wenn ich ge- fehlt haben sollte. Ich würde mit der freudigen Beruhigung sterben, wenigstens als treuer Unterthan u. wahrer Preuße das Beste meines Vaterlandes gewollt zu haben." r) Km Geburtstage der bereits 1810 verstorbenen Königin Luise. s) Blücher verwundet, Scharnhorst fällt. t) Napoleon: ,,Das sind nicht die Preußen von Jena!" u) Lützow leibst schlägt sich durch. Sein Adjutant, der Dichter Theo- dor Körner, ebenfalls gerettet, fällt aber bald darauf bei Gade- busch in Mecklenb., nachdem er kurz zuvor das ,,Schwertlicd" gedichtet. (Ein andrer Freiheitssänger war Arndt). 5*
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