34 Aus der Länderkunde der Erdteile.
Wesen angenommen, so daß die Japaner unstreitig das gebildetste
mongolische Volk sind. Die Industrie steht bei ihnen unter allen
Asiaten am höchsten. Sie liefern ausgezeichnete Seidenstoffe, Lackarbeiten
und Schnitzereien, sind vorzügliche Ackerbauer und Seidenzüchter. Hauptaus-
fuhr Thee und Seide. — Das geistliche und weltliche Oberhaupt ist der
Mikado, der in der Millionenstadt Tokio wohnt.
Iv. Nordasien.
(Russisch.)
I. Sibirien (größer als Europa, weniger Bewohner als London) nimmt
den Raum zwischen dem Ural und stillen Ozean, Zentralasien und dem
Eismeer eiu. Der Nw. Sibiriens ist Tiefland, der 30. Gebirgsland. Die
Riesenströme Sibiriens, Ob, Jenissei und Lena fließen zum Eismeer.
Für den Verkehr nach anßen haben sie geringe Bedeutung, da sie in das
selten freie Polarmeer münden. Ihr Fischreichtum ist aber eine Hanpt-
uahrungsqnelle der Bewohner. Da Sibirien gegen das Eismeer ganz offen
liegt, ist sein Klima viel ranher und kälter, als dasjenige in Enropa unter
gleicher Breitenlage. Es weist strenge Winter mit furchtbarer Kälte und
uach raschem Übergänge sehr heiße Sommer auf, in denen sich die Pflanzen-
welt sehr schnell entwickelt. Das günstigste, dem Anbau vou Früchten recht
zuträgliche Klima haben die südlichen Gebirgsthäler und Ebenen. Sibirien
ist reich au Nadelwäldern und die Heimat allerlei Pelztiere (Zobel, Hermelin,
Polarfuchs, Bär). Die mineralreichen Gebirge liefern auch viel Graphit.
Die eingeborene Bevölkerung Sibiriens besteht ans mongolischen
Jäger-, Fischer- und Nomadenvölkern. Unter letzteren sind die Samojeden
zu nennen, die mit ihren Renntierherden die öden Flächen der Tnndra im
N. beleben, und die Kirgisen, die mit ihren Herden im Sw. Hansen und
ihr „weißes Haus", die knppelförmige Filzjurte, bald hier, bald dort auf
schlagen. — Weitaus die Mehrzahl der Bewohner Sibiriens besteht indes
aus russischen und polnischen Ansiedlern. Viele von ihnen sind Nachkommen
von Verbannten, da Rußland noch bis heute Sibirien als Verbannnngs?
land für Verbrecher benutzt. — Die bedeutendste Stadt Sibiriens ist Jrkütsk,
die iudes nur 40 Tsd. E. hat.
Ii. Turan oder Westturkestan, viel kleiner, aber bevölkerter als
Sibirien, ist ein Tiefland zwischen dem Kaspisee, Iran und Zentralasien und
hängt im N. mit der Kirgisensteppe zusammen. Das Land ist größtenteils
Steppe und Saudwüste, au deu Flußläufen aber von äußerst fruchtbaren
Oasen unterbrochen, in denen Reis, Baumwolle, Getreide, Melonen und
allerlei Obst trefflich gedeihen. Hier findet man recht volkreiche Städte, von
Iranern bewohnt. Die Steppenbevölkerung besteht dagegen aus Kirgisen
und Turkmenen. Das Gebiet gehört den Russen. Einen Schein von Un-
abhängigkeit haben sich noch die Chanate Buchara und Chiwa bewahrt.
C. Afrika.
(30 Mill. qkm, 170 Mill. E.)
1. Lage und Umgrenzung. Afrika wird durch das Mittelmeer vou
Enropa getrennt und breitet sich zu beiden Seiten des Äquators und der
Wendekreise aus. Nenne die Meere, welche den Erdteil begrenzen, und
die wichtigsten Meeresstraßen, welche dieselben verbinden!
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Personennamen: Lena Zobel C._Afrika
Extrahierte Ortsnamen: Tokio Nordasien Sibirien Europa London Ozean Zentralasien Sibiriens Sibiriens Enropa Sibiriens Sibiriens Sibiriens Westturkestan Iran Zentralasien Buchara Afrika Enropa
110 Osteuropa.
Iii. Osteuropa.
Nußland.
(5 300 000 qkm, 100 Mill. E.)
1. Das Land. Rußland nimmt den ganzen 0. Europas ein und ist
fast zehnmal so groß als das Deutsche Reich. Augabe der Grenzen nach der
Karte! Die Bodengestaltnng ist einförmig. Rußland umfaßt im
wesentlichen das große osteuropäische Tiesland, das durch den Ural
vom Tieflande Nordasiens geschieden ist.
Der Ural reicht vom obern Knie des Uralflusses bis zum Eismeer. Er ist
das längste Gebirge Europas und das einzige große Meridian-Gebirge der Ost-
feste. Kamm und Gipfel überragen nur wenig die der höchsten deutschen Mittelgebirge.
Auf der W.-Seite allmählig ansteigend, dacht er sich nach der asiatischen Seite steil ab.
Man teilt den Ural ein in den s. dreiarmigen waldreichen, den mittleren ein-
förmigen erzreichen, über welchen auch die Hauptverkehrsstraße nach russisch Asien
führt, und den nördlchen wüsten Ural.
Das große osteuropäische Tiefland wird durch eine zentrale Platte,
welche sich zwischen Dnjepr und Wolga ausdehnt und in der nach Sw. vorge-
schobenen Waldaihöhe ihre höchste Erhebung hat, in mehrere Tieflandbecken zerlegt,
von denen die wichtigsten das nord-russische Tiefland, das Ostseeb ecken, das
Wolgatiefland, das pontifche Tiefland n. vom schwarzen Meer und das
west-russische Tiefland sind.
Die zahlreichen Flüsse des Tieflandes sind gleichmäßig ans dasselbe
verteilt, leicht durch Kanäle zu verbinden und tragen durch ihre Schiffbarkeit
dazu bei, die Küstenstrecken mit dem Centrum des Landes zu verbinden. Im
allgemeinen folgen dieselben entweder der Nord- und Nordwestabdachung des
Landes nach dem Eismeer mit dem weißen Meer — Dwina — und
der Ostsee — Newa, Düna, Njemen, Weichsel — oder sie gehören der
Südabdachung an. Hier fließt der Dnjepr ins schwarze Meer, der
Don ins asowschemeer, die Wolga, der größte Fluß Europas,
und der Uralsluß in den Kaspisee. Das Hauptquellgebiet der Ströme
Rußlands ist die Waldaihöhe. —- Au stehenden Gewässern ist besonders
die finnische Seenplatte sehr reich. Am Südostfuße derselben breitet sich
der größte See Europas, der Ladogasee, aus.
Das Klima ist ein ausgeprägtes Landklima mit scharfem Gegen-
sah der Jahreszeiten. Im einzelnen ist es je nach der Lage der Landstriche
verschieden. Die Gebiete am Eismeer und weißen Meer haben arktisches
Klima und siud für die Bodenkultur weuig geeignet. Weiter s. dehnen sich
große Wälder von Kiefern, Fichten und Birken aus. Mittelrußland ist
das eigentliche Kultnrgebiet des Reiches, reich an Getreide und Flachs, an
prachtvollen Eichen- und Lindenwäldern. Der 8. Rußlands hat zu weuig
Regen für die Eutwickeluug eiues Waldstaudes und weist große Steppen-
gebiete — die pontifche Steppe und die Kaspi steppe — auf. Doch
hat man hier, insonderheit durch deu Fleiß deutscher Ansiedler, bereits weite
Strecken für den Getreidebau gewonnen und mit Aufforstuugen in der
Steppe den Anfang gemacht. Das mildeste Klima, das bereits an Mittel-
meerklima erinnert, hat die Halbinsel Krim.
2. Die Bewohner. Rußland weist ein sehr buntes Völkergemisch aus.
Trotzdem erscheiut hier die Einheitlichkeit mehr gewahrt als in Österreich-
Ungarn, da 3/4 der Bevölkerung der russischen Nation und der griechisch-
katholischen Kirche angehören.
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Extrahierte Ortsnamen: Osteuropa Osteuropa Europas Europas Düna Wolga Europas Europas Ungarn
Aus der Länderkunde der Erdteile. 23
die Dwina ins weiße Meer; Newa, Düna und Njemen gehen zur
Ostsee; das schwarze Meer nimmt Don und Dnjepr ans, und ins kaspische
Meer fließt die Wolga, der größte aller europäischen Ströme. ■—-
Tieflandströme sind in der Regel wasserreich, haben einen ruhigen Lauf und
eignen sich sehr zur Schiffahrt. — Der Nw. des Tieflandes ist reich an
großen Seen.
Erklärungen. Ein niedrig gelegenes, vorherrschend ebenes Landgebiet, das
sich nicht mehr als 300 m über den Meeresspiegel erhebt, heißt Tiefland oder auch
Tiefebene. Nur wenige Tiefländer sind vollkommen eben; die meisten werden von
Bodenwellen und Hügelketten durchzogen. — Zusammenhängende, gegliederte
Bergmassen oder Bergketten nennt man Gebirge. Wie beim Berge, unterscheidet man
auch hier den Fuß und die Abhänge des Gebirges. Den obern Teil desselben
Aennt man Gebirgsrücken oder Gebirgskamm. Darüber hinaus ragen die
Gebirgsgipsel. Die Höhe des Gebirges wird in in nach seiner Erhebung über
den Meeresspiegel bestimmt. — Ein großer Hauptfluß mit allen seinen Nebenflüssen
und Zuflüssen bildet ein Stromnetz oder Stromsystem (Wolga). Das Land, welches
M diesem Stromnetz gehört, ist das Stromgebiet des Flusses. Die mehr oder weniger
bedeutenden Bodenerhebungen zwischen zwei benachbarten Stromgebieten nennt man
Wasserscheide. — Hat sich in einer größeren Bodenvertiefung stehendes Wasser ange-
sammelt, so bildet dies Gewässer einen Landsee. Derselbe kann süßes oder auch
salziges Wasser haben.
b) Den Kern vom mittleren Europa bildet das Hochgebirge der
Alpen, welches sich in Gestalt eines großen Füllhorns vom Mittelmeer bis
zu den Ebenen der mittleren Donau hinzieht. Die Teile desselben werden
in der Regel nach den Ländern benannt, welche sie durchziehen. An der
Südgrenze des deutschen Reiches lagern sich die deutschen Alpen.
Die Alpen sind trotz ihrer bedeutenden Höhe ein sehr wegsames
Gebirge, reich an Längs- und Querthälern und Pässen. Längsthäler bilden
der obere Rhein, die obere Rhone und der Inn; Querthäler findet man
ebenfalls im Gebiet der obern Laufstrecken genannter Flüsse. Ein Gebirgs-
paß ist die Furkastraße am St. Gotthard. Der bedeutendste Berg
der Alpen und zugleich der höchste Berg Europas ist der Montblanc
(„weißer Berg", 4810 in hoch). — Durch ihren Reichtum an Gletschern
und Schneefeldern sind die Alpen das wasserreiche Quellgebiet der
wichtigsten Ströme Mitteleuropas. Sie sind ferner reich an l a n d s ch a f t l i ch e n
Schönheiten und eigenartigen (alpinen) Formen der Tier- und Pflanzen-
welt. (Gemse, Alpenhase, Murmeltierchen — Edelweiß, Alpenrose.) Auf
den weidereichen Almen weidet im Sommer der Senne seine Viehherden.
Auf unzugänglichen Felsen horstet der Adler.
Die Mittelgebirge von Mitteleuropa lagern sich in einem großen
nördlichen Bogen um das Hochgebirge der Alpeu. Es sind dies im W. das
französische Mittelgebirge, im N. die süddeutsche Hochebene
und die deutschen Mittelgebirge, zu denen n. a. der S ch w a r z w a l d,
das Erzgebirge, das Riesengebirge und der Harz gehören, und im
0. die Karpaten, welche in einem n.-ö. Bogen das ungarische Tief-
land umziehen.
Der N. von Mitteleuropa wird von dem deutschen und dem fr an-
zöfischen Tieflande eingenommen. Die Tiefländer stehen unter sich und
auch mit dem osteuropäischen Tieflande im Znsammenhange.
Erklärungen. Gebirge von bedeutender Höhe heißen Hochgebirge. Sie über-
steigen 2000 m Erhebung über dem Meeresspiegel. Die höchsten Teile des Hoch-
gebirges sind gewöhnlich mit ewigem, d. h. nie ganz abschmelzendem Schnee und
mit Eisfeldern oder Gletschern bedeckt. — Mittelgebirge steigen bis 2000 in Höhe
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: Gotthard
Extrahierte Ortsnamen: Wolga Europa Rhein Berg_Europas Mitteleuropas Mitteleuropa Karpaten Mitteleuropa
Südeuropa. Iii
Im Weichselgebiet wohnen die Polen (katholisch), n. davon um den Njemen
die Littauer (katholisch); in den Küstenländern der Ostsee ist die Bevölkerung
evangelisch und gehört den Volksstämmen der Letten, Deutschen und
Schweden an. Außer den Deutschen in den russischen Ostseestädten findet man
zahlreiche deutsche Ansiedler in Südrußland. Rumänier und Griechen
wohnen in den Küstenländern des schwarzen Meeres; etwa 3 Mill. Juden leben
zerstreut im ganzen Reiche, namentlich in Polen.^— Zu den mongolenartigen
Völkern gehören die Finnen, Lappen und Samojeden in Nordrußland, die
Nomadenvolker der Kirgisen, Tataren, Kalmyken und Baschkiren in den
südrussischen Steppenländern. Die Kosaken sind nur teilweise Russen, zum Teil ein
Mischvolk von Russen und Tataren, Unter den s.-ö. Steppenvölkern ist der Moham-
medanismus verbreitet, unter den finnischen Völkern des Nordens neben dem
Christentum noch finsteres Heidentum anzutreffen. — Da in Rußland kein Schul-
zwang besteht, so ist die Volksbildung eine sehr geringe.
Die Natur des Landes weist die Bewohner Rußlands in erster Linie
auf Ackerbau, Viehzucht und Forstbetrieb hin. Diese Nahrungs-
quellen stellen auch die meisten Ausfuhrprodukte. Über 1/3 der ganzen
Getreideernte Europas kommt aus Rußland. Sehr bedeutend ist ferner die
Fischerei in den Meeren und Flüssen. Namentlich bildet der Kaviar
einen sehr wichtigen Ausfuhrartikel. Die Industrie ist noch wenig ent-
wickelt, obgleich Rußland sehr reich an Mineralien, namentlich auch an
Steinkohlen, ist. Berühmt ist das russische Leder. Der Handel Rußlands
ist im Innern trotz der Weitmaschigkeit des Bahnnetzes außerordentlich lebhaft.
Die Messen von Nischnij-Nowgorod besitzen Weltruf. Der Außenhandel wird
durch die Natur der Grenzmeere beeinträchtigt. Das Eismeer hat wegen
seiner n. Lage geringe, Ostsee und schwarzes Meer als Binnenmeere haben
nur mäßige Bedeutung für den Handel. Rußland nimmt mit seiner Handels-
flotte die 8. Stelle ein. (Das Deutsche Reich die dritte.)
3. Ortskunde.
Petersburg (über 954 Tsd. E.), neue Hst. des Reichs und Residenz des Zaren
an der Newa, sehr modern gebaut, erste Handelsstadt des Reichs und Hauptsitz der
Wissenschaft in Rußland. — Riga, bedeutender Seehafen des Reichs an der Düna-
mündnng. — Archangelsk, ältester, aber unbedeutender Hafen Rußlands am weißen
Meer. — Nischnij-Nowgorod, bedeutender Binnenhandelsplatz an der Wolga,
weitberühmt durch seine Messen. — Moskau (822 Tsd. E.), alte Hst. des Reichs, in
der Mitte Rußlands gelegen, zeigt halb europäischen, halb asiatischen Charakter, groß-
artige Paläste (Kreml), goldschimmernde Kirchen, daneben bunt bemalte Hütten in'dorf-
ähnlichen Stadtteilen, in denen sich Gärten, Felder und Weideplätze ausbreiten. Haupt-
knotenpunkt des russischen Bahnnetzes und erste Industriestadt des Reichs. Mittel-
Punkt der religiösen und altrussisch-politischen Bestrebungen. ^ Warschau (516 Tsd.
E.), stark befestigte Hst. von russisch Polen, an der Weichsel gelegen. Knotenpunkt von
Handel und Verkehr in Polen. — Kijew, am Dnjepr, die alte heilige Stadt der
Russen, von der aus sich das Christentum im Reiche einst ausbreitete/ — Odessa,
erster Hafen am schwarzen Meer; Rußlands zweite Handelsstadt. — Astrachan, an
den Mündungsarmen der Wolga, Mittelpunkt für den Handel im fernen 80. Rußlands.
Iv. Südeuropa.
Die Pyrenäen-Halbinsel.
(569000 qkra, 21,8 Mill. E.)
1. Das Land. Lage und Grenzen nach der Karte. — Die Küsten -
entwickelung weist geringe Gliederung auf. Es fehlt durchweg an tieferen
Meereseinschnitten.
Die ^ und Nw.-Küste ist eine felsige, scharf ausgezackte Steilküste und sehr
hasenrnch. Die Westküste ist flach und durch breite Flußmündungen gegliedert. Die
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Georg-Eckert-lnstitut
für internationale
Schu! 'o u chf orsch u ng Braunschweig
Schutouqhbibliothek
Vorbemerkung.
Auf vielfachen Wunsch hat sich die Unterzeichnete Verlags-handlung zu der Herausgabe des vorliegenden kleinen „Geschichts-Atlas“ entschlossen, sie bietet damit eine Ergänzung zu dem weitverbreiteten Lehrbuch der Geschichte von Dr. Friedrich Neubauer. Der Atlas wird besonders solchen Anstalten willkommen sein, die Bedenken tragen, von den Schülern der Quarta und der mittleren Klassen bereits die Anschaffung eines größeren geschichtlichen Atlas zu fordern.
In diese Auflage sind die Karten Nr. Ix und Xi neu aufgenommen worden.
Nr.
I. Das Perserreieli und das Reich Alexanders d. Or. Nebenkarte: Alexanderzug.
Ii. Alt-Oriechenland. Nebenkarte: Die Häfen von Athen.
Iii. Alt-Italien. Nebenkarten: Umgebung von Rom. Gallien.
Iy. Das Römische Reich.
V. Die Germanischen Reiche im Jahre 526.
"Vi. Das Reich der Karolinger und die Teilung von Verdun.
Vii. Das Reich der Hohenstaufen.
Viii. Deutschland zur Reformationszeit.
Ix. Deutschland von der Zeit des dreißigjährigen Krieges bis zu den Türkenkämpfen.
X. Europa zur Zeit Kaiser Napoleons I. Nebenkarten: Rheinbund 1807. Leipzig 16. bis 19. Oktober 1813. Belle Alliance 18. Juni 1815.
Xi. Der deutsche Bund 1815 — 1866.
Xii. Deutsches Reich mit Angabe der Gebietsentwicklung Preußens.
Nebenkarte: Schauplatz des deutsch - französischen Krieges
Buehliaiidluiig des Waisenhauses.
Inhalt.
1870—71.
H(-Jl
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Neubauer Friedrich Alexanders Nebenkarte Napoleons_I.
Extrahierte Ortsnamen: Alexanders Alt-Oriechenland Athen Alt-Italien Rom Gallien Verdun Deutschland Deutschland Europa Leipzig
— 217 —
alten Besitzungen die Nordgebiete des Königreichs Sachsen (Wittenberg, Merse-
burg, Naumburg 2c.) an Preußen, sowie die Gebiete im Thüringer Walde.
Aus allen diesen Landesteilen wurde nun die Provinz Sachsen gebildet. —
An der Kulturentwickelung des deutschen Volkes hat die Provinz hervorragenden
Anteil. Aus ihren jetzigen Grenzen ging die Reformation aus (Luther-
städte: Eisleben, Mansfeld, Magdeburg, Erfurt, Wittenberg, Torgau), und die
großen Religionskriege sind hier hauptsächlich ausgesochten worden. 1551 und
1631 war Magdeburg Mittelpunkt der europäischen Politik. Der siebenjühr.
Krieg berührte hauptsächlich den Südosten (Roßbach 1757, Torgau 1760), die
Napoleonschen Kriege den Süden (Auerstädt 1806, Großgörschen, Lützen 1813),
nahmen aber auch den Norden hart mit. Von den neuern Kriegen wurde 1866>
der Sw. berührt (Langensalza).
3. Provinz Hessen-Nassau.
1. Das ^and. Diese kleinste aller preußischen Provinzen breitet
sich von der Werra und Weser sw. bis zum Main und Rhein aus.
Der W. gehört mit Taunus und Westerwald zum rheinischen
Schiefergebirge und zum Stromgebiet des Rheins. Die genannten
Gebirge des Ostflügels werden durch das Lahntal voneinander ge-
trennt. Im Sw. reicht über den Untermain hinaus das Gebiet
der oberrheinischen Tiefebene in die Provinz. Der O. gehört
zum hessischen Berglande und wird von der Fulda, im äußersten'
No. auch von der Werra-Weser durchflössen. Die Hauptgebiete der
Provinz sind das ehemalige Kurfürstentum Hessen, das ehemalige Herzogtum
Nassau und die frühere freie Reichsstadt Frankfurt a/M. Zu den Gebietsteilen,
die vom Hauptlande der Provinz geschieden liegen, gehören Schmalkalden und
Rinteln. Das Klima wird durch die Bodenerhebungen und die
Richtung der Gebirge in mannigfaltiger Weise beeinflußt, fodaß nahe
beieinander liegende Orte zuweilen 8—14 Tage Unterschied in der
Entwicklung der Pflanzenwelt zeigen. Sehr rauh sind die Hochflächen
der Rhön und des Westerwaldes, milde der Rheingau und die Täler
der Kinzig, Nidda und Lahn. Dementsprechend ist auch die Frucht-
varkeit bedeutend in den Tälern des Mains, des Rheins und der
Lahn. Der rauhe Westerwald und das hessische Bergland find weniger
ergiebig. Im Taunus zahlreiche Mineralquellen. An nutzbaren Mineralien
liefert die Provinz Eisen, Braunkohlen und Dachschiefer. Hessen-
Nassau ist die waldreichste (40% des Bodens) aller
preußischen Provinzen.
2. Bevölkerung und wirtschaftliche Verhältnisse. Die Be-
wohner gebören zu den deutschen Stämmen der Mainfranken und
Hessen (Chatten). Im Werrawl und im Schmalkaldischen wohnen
Thüringer, im Kreise Rinteln Niedersachsen. Fast 3/4 der
Volkszahl find evangelisch. Der Katholizismus ist besonders in
der Gegend von Fulda und im Rheingau verbreitet. Viele jüdische
Bewohner hat Frankfurt a. M. — Die Hauptnahrungsquelle
der Bewohuer ist die Landwirtschaft. Besonders sind Wein-
und Obstbau sehr entwickelt, aber auch der Getreidebau und die
Viehzucht sind nicht unbedeutend. Der Großgrundbesitz ist sehr schwach
vertreten, die Zersplitterung des Bodenbesitzes sehr groß. Der Ge-
werbefleiß ist im ehemaligen Knrheffen in feiner Entwicklung sehr
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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— 142 -
lagern in einer Bodensenke, welche das eigentliche Südschweden von den
n. Gebieten abtrennt.
Der Wenersee (fast 6000 qkm) wird in Europa an Größe uur vom
Ladoga- und dem Onegasee übertroffeu. Das große Süßwafserbecken wird von
30 Zuflüssen gespeist, von denen der bedeutendste der Klar-Elf ist. Der Ab-
fluß des Sees ist der Göta-Elf, welcher aus dem Südende des Sees her-
vorbricht, die berühmten Trollhätta-Fälle bildet und bei Göteborg ins
Kattegat mündet. Die Trollhätta (= Teufelshut)-Fälle bestehen aus einer
Reihe (4) von Katarakten, welche zusammen 33 m hoch sind. Ehedem, als
noch ^Waldeinsamkeit in feierlicher Stille die Fälle umgab, mögen die zischen-
-den Strudel, die vielfach geteilten Fälle mit dem merkwürdigen Wasser- und
Farbenspiel und die Kraft der schaumgekrönten Wirbel, mit welcher sie Baum-
stämme und Balken in den Abgrund ziehen, einen schauerlich-wunderbaren Ein-
druck hervorgebracht haben. Heute arbeiten Brettermühlen unverdrossen an
dem kochenden Strudel, und der Granit an der einen Seite schaut hinüber zu
den ungeheuren Bergen von Sägespähnen an der andern Seite. Dennoch ist
der Trollhätta als Besuchsort für Fremde in die Mode gekommen. Be-
wunderung verdient der Tro llhät takanal, der mit seinen kühnen Anlagen
und Schleusen die Fälle umgeht.
Der Wettersce ist nur 1/3 so groß als der Wenersee. Über seiner lang-
gestreckten Wasserfläche zeigen sich zu Zeiten Luftspiegelungen. Beim Wasser-
spiegel beobachtet man periodisches Steigen und Fallen, sowie zahlreiche
Strömungen. Der Gö takanal verbindet einerseits den Wenersee mit dem
Wettersee und führt andererseits von letzterem ö. zur Ostsee. So ist hier durch
den Götaelf, Trollhättakanal, die Seenstrecken und den Götakanal eine schiff-
bare Wasserstraße zwischen Ostsee und Nordsee hergestellt. — Der fischreiche
pjelmarsee (fast so groß wie der Bodensee) ist ebenfalls durch einen Kanal
mit dem reizenden Mälarsee (etwas kleiner als der Wettersee) verbunden, der
mit seinen zahlreichen Inseln (1200), schönen Buchten und reichbebauteu Ufern
eine der herrlichsten Gegenden Skandinaviens darstellt. Mit der Ostsee ist der
Mälarsee durch einen Abfluß verbunden.
Das Gebiet südlich der großen Seen ist in der Mitte ein seen-
reiches, rauhes und felsiges Tafelland voller Heide- und Moorstrecken, mit
zahlreichen erratischen Blöcken übersäet. Die breiten Küstenstriche dagegen und
die s. Landschaft Schonen haben ein mildes Klima, sind sehr fruchtbar und
im N. auch waldreich. „Wogende Getreideländer dehnen sich, soweit das Auge
reicht, und aus der Umrahmung grüner Bäume schauen Kirchtürme und die
roten Ziegeldächer schmucker Dörfer und stattlicher Gehöfte heraus." topvel.)
Unter den Ackerfrüchten kommt noch der Rübsen gut fort, und die Waldbe-
stände weisen stattliche Eichen- und Bucheubestände auf.
4. Klima und Fruchtbarkeit. Die norwegischen Küstenländer
haben Seeklima mit reichlichen Niederschlägen. Die jährliche Regen-
höhe bei Bergen beträgt 1720 mm. Infolge der Einwirkung des
Golsstromes und der vorherrschend warmen Süd- und Südwestwinde
wird das Klima bedeutend gemildert. An keiner andern Stelle der
Erde machen die Linien gleicher mittlerer Jahreswärme (Isothermen)
eine derartige Ausbuchtung polwärts als bier in Norwegen. So
kommt es denn, daß die Gegend um den Drontheimer Fjord noch
ganze Schiffsladungen voll Obst in den Handel bringt und daß bis
über den Polarkreis hinaus noch anbaufähiges Land zu finden ist.
An keiner Stelle der Erde ist aber auch der Unterschied zwischen der
Mitteltemperatur des kältesten und des wärmsten Monats (jährliche
Wärmeschwankung) so groß als im n. Skandinavien. (24 °C.)
Die schwedische Seite der Halbinsel, welche dem Einfluß des Meeres
mehr entrückt und den trockenen Ostwinden ausgesetzt ist, nähert sich
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Klar-Elf Göteborg Wettersee Ostsee Nordsee Skandinaviens Golsstromes Norwegen Skandinavien
— 149 —
3. Rußland.
(5 390 000 qkm, 106,3 Mill. 19,7 auf 1 ([km.)
Überblick.
a) Lage. Rußland, etwa 10 mal so groß als das Deutsche
Reich, nimmt deu ganzen O. Europas ein. Mit seiner weitausgedehnten,
einförmigen Bodenfläche bildet es das Übergangsglied von den formen-
reichen Oberflächengebilden des übrigen Europa zu den Riesenformen
der Bodengestaltung Asiens. Es umfaßt die weiten Bodenräume vom
Ural bis zur Ostsee und zum deutschen Tieflande, vom Eismeer bis
zum schwarzen Meer und Kaspisee. Rußland erstreckt sich durch
40 Längengrade und 25 Breitengrade. Der mittlere Meridian ist
der 40. ö. v. Gr., der mittlere Parallelkreis der 56. n. Br., der die
Gegend von Moskau schneidet. Im N. wird die Waigatschinsel vom
70., im S. die Halbinsel Krim vom 45. nördlichen Breitenkreise durch-
schnitten. Die Ausdehnung von N. nach S. sowohl als diejenige von
O. nach W, beträgt ruud 2 800 km.
b) Küste u. Obwohl Rußland sich nach mehreren Meeren öffnet,
kann es bei der Größe der Landmasfe doch seinen kontinentalen Charakter
nicht verleugnen. Die Meeresküsten weisen im Verhältnis zu der großen
Bodenfläche nur Anläufe einer Gliederung auf.
Die Eismeerküste ist öde und unwirtlich. Die Westhälfte bis
zur Onegamündnng bildet niedrige, aber scharf begrenzte Uferränder.
Die größere östliche Hälfte der Küste gleicht im Sommer einem
schwammigen Sumpfe. Am tiefsten dringt an der Nordküste das weiße
Meer ins Land. Es gliedert die Halbinsel Kola ab, der weiter ö.
die kleinere Halbinsel Kanin folgt. Im äußersten No. wird die
polare Doppelinsel Nowaja-Semlja durch die karische Straße
von der Waigatschinsel geschieden.
Die Ostfeeküste beginnt mit der n o rdfinnisch en Granit-
küste, welche als Seitenstück des gegenüberliegenden schwedischen Gestades
angesehen werden kann. Sie wird von einer großen Menge kleiner
Felseninseln begleitet, die zum Teil mit Baumwuchs und Gras bedeckt
sind. Weiter ab von der Küste liegen die ^.landsinseln, die aus
80 bewohnten und 200 unbewohnten Eilanden bestehen und mit den
beiderseitigen Küsteninseln eine Jnselbrücke zwischen Abo und Stockholm
bilden. Vom fiuuischen Meerbusen ab ist die Küste niedrig und
auf weite Strecken mit Dünen besetzt. Bei Liban sind auch kleine
Haffe. Vor dem Eingang in den rigaischen Meerbusen liegen die
niedrigen Inseln Ösel und Dagö.
Die Küste des schwarzen Meeres ist flach und am Asowschen
Meer ausgeprägte Tieflandsküste. Eine besondere Eigentümlichkeit der
russischen Pontusküste sind die Limane. Diese bestehen ans länglichen,
seeartigen Ausweitungen an den Flußmündungen und sind gegen das
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutsche
Reich Europas Europa Asiens Ostsee Moskau Nowaja-Semlja Stockholm
— 152 —
Perm in den Vorbergen des Ural und in den Gouvernements Südrußlands
Jekaterinoslaw (am Dnjepr) und des Donschen Gebietes (am Unterlauf
des Don).
Hinsichtlich der Oberfläch enb e d eckun g, die für die landwirtschaft-
lichen Verhältnisse von hervorragender Bedeutung ist, kann man beim russischen
Flachlande 2, bzw. 3 Zonen unterscheideni 1. die nördliche Zone der
ehemaligen Vereisung bis zu einer Linie, die vom Nordrande der Kar-
paten über Lemberg nach Tula geht, bei Kasan die Wolga überschreitet und
dann in nördlicher Richtung nach dem Eismeere zieht. Dieses ehemalige Ver-
eisungsgebiet besteht aus einer bis 50 m mächtigen Geschiebeniergelschicht, die
nur schwer für Wasser durchlässig ist, daher einen ungeheuren Reichtum an
Sumpf-, Moor- und Seenstrecken besitzt, der da, wo der auf klimatifche Per-
Hältnisse basierte Feuchtigkeitsüberschuß geringer ist, mächtigen Waldungen
Platz macht. 2. Das Gebiet des äolisch ausgeschütteten Steppenbodens schließt
sich südlich an das Vereisungsgebiet an. Hier ist während und nach der Eis-
zeit die vordiluviale Bodenobersläche mit einem lockeren Sande bedeckt worden,
der ähnlich wie der Löß in China durch die Tätigkeit des Windes, dem eine
Vegetation keine oder nur geringe Hindernisse in den Weg legte, abgesetzt
worden ist. In der unmittelbar an das Vereisungsgebiet anschließenden Zone
ist dieser äolisch aufgeschüttete Boden bei einer früheren Waldbedeckung reichlich
mit schwarzer Humuserde durchsetzt worden. Dieser Boden, hier Tscherno-
s em genannt, ist sehr fruchtbar und bildet deshalb die Grundlage für den
intensiven Getreidebau Rußlands zwischen der Vereisungszone und einer
Linie, die dem 49. Parallel folgt, im W. noch die Städte Shitomir und Kischinew
umfaßt. Südlich dieser Linie fehlt dem Lößboden die Durchsetzung mit Humus.
Da hier außerdem nur eine spärliche Menge von Niederschlägen aus die Erde
fällt, so ist der Boden unfruchtbar und weist in dieser Zone des gelben
Lößes nur die Vegetationsform der Steppe auf.
e) Das Klima Osteuropas ist ein ausgeprägtes Landklima mit
scharfem Gegensatz der Jahreszeiten. Denn nirgends in Europa ist
die Landmasse so umfangreich und dem mildernden Einsluß des
atlantischen Weltmeeres so entrückt. Bereits im mittleren Rußland
wird im Winter auf kurze Zeit das Quecksilber hämmerbar. Daß bei
der Ausdehnung des Landes dnrch 25 Breitengrade das Klima der
einzelnen Gegenden sehr verschieden ist, bedarf wohl kaum der
Erwähnung. So beträgt z. B. die mittlere Jahrestemperatur von
Archangelsk 0,4 0 C., die von Kischinew 100 und diejenige von Jalta
an der Südküste der Krim 13 0 C. Mit Ausnahme dieses Küstenstrichs
entbehrt kein Ort in Rußland der strengen Winterkälte. Und dies ist
für Rußland besonders charakteristisch. Moskau hat bei eiuer mittleren
Juliwärme von 19° C. eine mittlere Januartemperatur von — 11° C.
Bei dem in etwa gleicher n. Br. gelegenenedinburg beträgt letztere-^ 3°C.
Der wärmste Ort des russischen Festlandgebietes, Kischinew, hat immer
noch ein Januarmittel von — 3° C. Derartige Durchschnittstemperaturen
weist das übrige Europa erst in viel nördlicheren Breitenlagen auf,
eiu Januarmittel von — 30 z. B. in Stockholm. Zu derartigen
Wärmegegensätzen tritt im S. Rußlands noch sommerliche Regenarmnt,
so daß liier vorwiegend Steppenland anzutreffen ist. Das übrige
Rußland ist bis zum 60° n. Br. Wald- und Kulturlandschaft; der
äußerste Norden ist öde Tnndra.
f) Weltstellung Die weiten Ebenen Osteuropas waren im Altertum
von den kriegerischen Sarmaten bewohnt. Bei Beginn der Völkerwanderung
hatten n. vom schwarzen Meer gotische Völker ihre Wohnsitze, die später
von tatarischen S tä m m en eingenommen wurden. Mittelrußland bewohnten
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: C. 19°_C. C.
Extrahierte Ortsnamen: Perm Donschen Lemberg Tula Kasan China Osteuropas Europa Archangelsk Jalta Moskau Europa Stockholm Osteuropas
— 153 —
bereits in früher Zeit slavischevölker, deren Nachbarn im N. von Skandinavien
bis zum Ural hin finnische Stämme waren. Außer den Goten haben alle
diese' Völker bis zur Zeit Peters des Großen keinen Einfluß auf die Geschicke
Europas ausgeübt. Die zahlreichen russischen Großfürstentümer waren entweder
den Mongolenhorden tributpflichtig oder standen unter dem Einfluß von Littauen
und Polen. Ja, man rechnete in jener Zeit in der Regel Rußland garnicht
^u Europa, sondern betrachtete es als ein asiatisches, halbbarbarisches Land.
Seit Peter dem Großen aber entwickelte sich Rußland zur europäischen Großmacht,
brach die Macht der Schweden und Polen in Nord- und Osteuropa, zeigte sich
abendländischen Kultureinflüssen zugänglich und nahm bald eine einflußreiche
Stellung unter den Staaten Europas ein. Mit den fortschreitenden Eroberungen
in Asien trat das Reich als Kolonialmacht immer mehr hervor und wird heute
an Größe nur von dem englischen Weltreich Übertrossen. Mit dieser äußern
Machtentfaltung hielt aber die innere Kulturentwickelung nicht gleichen Schritt.
Bei der Lage des Reichs zwischen Asien und Mitteleuropa hat sich eine eigen-
artige Mischung zwischen europäischen und asiatischen Zuständen herausgebildet.
Erst seit kurzer Zeit (1861) ist das Bolk von der Leibeigenschaft befreit und
steht unter allen europäischen Nationen auf der niedrigsten Stufe der Bildung.
2. tandeskunde.
1. Der Ural (= Felsgürtel) erstreckt sich in einer Länge von
2 600 km vom obern Knie des Uralflusses bis zum Eismeer. Er ist
das längste Gebirge Europas und das einzige große Meridian-
gebirge der Ostfeste. Fast seiner ganzen Länge nach wird das Gebirge
vom 60. Meridian ö. v. Gr. geschnitten. Die mittlere Erhebung des Ural
beträgt nur 600 in, und Kamm und Gipfel überragen nur wenig die
der deutscheu Mittelgebirge. Der Ural ist ein großer Granitwall und
zeigt einen stark abgerundeten Gebirgsrücken. Auf der Westseite all-
mählich ansteigend, dacht er sich auf der asiatischen Seite in steilem, oft stark
zerklüftetem Abhang ab. Ural und Petschora, sowie mehrere
Nebenflüsse der Kama haben anf dem Ural ihre Quellen. Der
Ural ist eine wirksame Pflanzenscheide. Diesseits noch ausgedehnte
Laubwälder, besonders von Eichen und Linden, jenseits unermeßliche
Tannenwälder und Steppenlandschaften.
Seiner Entstehung nach ist der Ural ein bereits in der mittleren Jurazeit
gesaltetes^Gebirge. das sich aus denselben Gesteinen zusammensetzt wie die
russische Tafel. Der faltende Druck hat von O. nach W. gewirkt. Deshalb
besitzt der Ural nach der asiatischen Seite hin seinen Steilabfall, während nach
W. zu_ die Falten langsam nach der russischen Tafel ausklingen, teilweise an
dieser starren Scholle sogar überkippt sind.
Man unterscheidet bei dem Gebirge drei natürliche Bodengebiete. Der
s. oder waldreiche Ural besteht aus mehreren Parallelketten, von denen die
w. am schärfsten ausgeprägt sind und in einzelnen Gipfeln bis 1000 in hoch
emporsteigen. Im S. schließt sich eine niedrige, 400 m hohe Platte an den
Ural, die sich allmählich in der .^irgisensteppe verliert. — Der mittlere oder
erzreiche Ural birgt in seinem Schöße Mineralschätze von Eisen, Platina,
Gold und Silber, die in vielen Bergwerken abgebaut werden. Die einsörmigen
Ketten des mittleren Ural steigen im N. bis 1 600 m hoch empor, zeigen aber
im S. bei Jekaterinburg nur eine Paßhöhe von 350 m. Hier führt denn
auch über das Gebirge die Hauptverkehrsstraße nach Sibirien. — Der nördliche
oder wüste Ural wird an seinem Fuße von unzugänglichen Sümpfen und
Morästen begleitet und ist an seinen Abhängen von Nadelwäldern und Hochmooren
bedeckt. Er steigt bis 1 700 m empor und setzt sich unterseeisch zum Berg-
lande von Nowaja Semlja fort.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
Extrahierte Personennamen: Peter Bolk O._nach_W.
Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Europas Polen Europa Schweden Polen Osteuropa Europas Asien Asien Mitteleuropa Europas Petschora Platina Jekaterinburg Sibirien Nowaja_Semlja