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1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. uncounted

1914 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
fsl?6 Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen. Drei üeile* Ausgabe B (mit Bilderanhang). Erster Teil für Klaffe V. Milder aus der vaterländischen Geschichte der Meuzeit bearbeitet von Heinrich Heine, Mittelschullehrer in Nordhausen. 2. Auflage. tucfre tt cowsrajsrtrl Hannover-List, 1ftu Berlin w. 35, Podbielskistraße 351, Derfflingerstraße 16.

2. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. 5

1914 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
2. Der Große Kurfürst. 5 5. Friede. Nach dreißigjährigen Kämpfen waren schließlich alle des Krieges müde, und es ward im Jahre 1648 Friede geschlossen. Man nennt ihn den Westfälischen Frieden, weil er in der westfälischen Stadt Münster und in Osnabrück zustande kam. Deutschland war zu einer Wüste geworden. Man konnte Stunden weit gehen ohne einen Menschen zu treffen. Viele Ortschaften waren von der Erde verschwunden, andere halb verfallen. Den alten Leuten erschien der Friede als eine Rückkehr ihrer Kinderzeit. Die Jugend aber, das harte, verwilderte Geschlecht, empfand das Nahen einer wunderbaren Zeit, die ihm vorkam wie ein Märchen aus fernem Lande; die Zeit, wo auf jedem Ackerstück dichte, gelbe Ähren im Winde wogen, wo in jedem Stalle die Kühe brüllen, in jedem Koben ein rundes Schweinchen liegen sollte, wo sie selbst mit zwei Pferden und lustigem Peitschenknall auf das Feld fahren würden; wo sie nicht mehr mit Heugabeln und verrosteten Musketen den Nachzüglern im Busch auflauern, nicht mehr als Flüchtlinge in unheimlicher Waldesnacht auf den Gräbern der Erschlagenen sitzen würden; wo die Dächer des Dorfes ohne Löcher, die Höfe ohne zerfallene Scheunen sein sollten; wo man den Schrei des Wolfes nicht in jeder Winternacht vor dem Hoftore hören müßte, wo ihre Dorfkirche wieder Glasfenster und schöne Glocken haben würde, wo in dem beschmutzten Chor der Kirche ein neuer Altar mit einer seidenen Decke, einem silbernen Kruzisix und einem vergoldeten Kelch stehen sollte. Als es bekannt wurde, daß Friede geschlossen sei, kamen die Leute in der halb zerstörten Kirche ihres Ortes zusammen und sangen: Gottlob, nun ist erschollen Das edle Fried- und Freudenwort, Daß nunmehr ruhen sollen Tie Spieß' und Schwerter und ihr Mord. L. Der Große Kurfürst. Zu der Zeit des Dreißigjährigen Krieges gab es noch kein Königreich Preußen; damals hieß dieser Staat noch Kurfürstentum Brandenburg und war nicht viel größer als die heutige Provinz Brandenburg. Die Herrscher dieses Landes hießen Kurfürsten (von küren, d. h. wählen, weil die Kurfürsten den deutschen Kaiser zu wählen hatten). Den Grund zu der heutigen Größe Preußens hat der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg gelegt, der deshalb auch der „Große Kurfürst" genannt wird. 1. Seine Jugend. Friedrich Wilhelm, der später den Namen „der Große Kurfürst" bekommen hat, ist im Jahre 1620 in dem Schlosse zu Berlin geboren. Seine Jugend fällt also in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Da war er in der Hauptstadt Berlin nicht sicher. Fern von Vater und Mutter wuchs er deshalb heran; zuerst wurde er in Jagdschlössern vor den umherstreifenden Feinden verborgen gehalten;

3. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. 9

1914 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
3. König Friedrich I. 9 einen Hügel zu besetzen. Ans diesem ließ nun der Große Kurfürst seine Kanonen auffahren. Um den Hügel drehte sich auch die ganze Schlacht. Die Schweden suchten um jeden Preis diese Stellung zu erobern, und ein Regiment nach dem andern stürmte gegen die Brandenburger an; aber die Tapfern schlugen jeden Angriff zurück. Als ihre Führer fast alle gefallen waren, stellte sich der Kurfürst selbst an die Spitze der Reiter und rief: „Getrost, meine tapfern Krieger, ich, euer Fürst, will siegen oder mit euch zugleich sterben! Vorwärts, ihr wackern Reiter!" Und vorwärts stürmten sie, bis endlich der Sieg errungen war. Die Schweden flohen der mecklenburgischen Grenze zu. Seit dem Tage von Fehrbeöin nannte man Friedrich Wilhelm den Großen Kurfürsten. 3. König Friedrich I. 1. Wie aus dem Kurfürstentum Brandenburg ein Königreich wird. Als der Große Kurfürst gestorben war, wurde sein Sohn Kurfürst von Brandenburg; er hieß Friedrich. Von Gestalt war er nur klein und etwas verwachsen, weil seine Wärterin ihn als Kind hatte fallen lassen. Aber er liebte Glanz und Pracht um sich her. Er hatte zahllose Diener und Hofbeamten. Gern feierte er glänzende Feste, bei denen er fein prächtiges Schloß, feine Wagen und Pferde, feine kostbaren Gewänder und Schmucksachen zeigen konnte. Am liebsten aber wäre er König geworden, und zwar nicht König in Brandenburg, sondern König in Preußen. Denn seit dem Großen Kurfürsten waren die Kurfürsten von Brandenburg zugleich Herzog in Preußen. Dieses Land gehörte aber damals noch gar nicht zu Deutschland; hier herrschte Friedrich ganz unbeschränkt, in Brandenburg hatte er noch den Kaiser über sich. Aber doch konnte Friedrich den Königstitel nicht ohne Erlaubnis des Kaisers annehmen. Und der sträubte sich dagegen. Nun war der Kaiser aber in Verlegenheit; denn es drohte ihm ein Krieg mit Frankreich, und dazu brauchte er auch die tapfern brantienburgischen Soldaten. Da versprach ihm Friedrich, ihm mit 8000 Mann zu Hilfe zu kommen; und nun willigte der Kaiser ein, daß er sich König nannte. Seitdem gelten auch die Farben der alten Preußen, schwarz und weiß, als Landesfarben für das ganze Königreich Preußen. 2. Wie Friedrich sich zum König krönt. Als Friedrich sich König nennen durfte, wollte er sich feierlich in der alten Königsstadt der Preußen, in Königsberg, krönen. Das sollte ein Fest von nie gesehener Pracht werden. Schon im Dezember des Jahres 1700 reiste der König mit feiner Gemahlin von Berlin ab. Seine ganze Dienerschar, drei Kompagnien Garde und viele Herren und Damen begleiteten ihn. Wochenlang waren sie unterwegs, und erst im Januar 1701 kamen sie in Königsberg an. Der 18. Januar sollte der Krönungstag sein. An diesem Tage versammelten sich im Königsberger Schlosse alle

4. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 18

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
18 der Groe die erworbenen Ansprche in den schlesischen Kriegen geltend zu machen gewut. Im Jahre 1569 gelang es auch Joachim, fr sich il69 und seine Erben die Mitbelehnung mit dem Herzogtum Preußen von dem Könige von Polen zu erlangen, und er legte dadurch den Grund zur Ausbreitung der brandenburgischen Macht an der Ostsee.1) Sein Ratgeber in allen diesen Unternehmungen war der kluge Kanzler Lamprecht Distelmeier, dessen Verdienst es auch war, die innere Verwaltung der Mark gebessert zu haben. Die verschwenderische Hofhaltung und die gro-artigen Bauten Joachims kosteten aber dem Lande groe Summen. Um nun den Stnden nicht gar zu sehr zur Last zu fallen, gestattete Joachim den Juden gegen bedeutende Barzahlung die Rckkehr in die Mark und ernannte einen von ihnen, den Lippold, der ihm bedeutende Vorschsse machte, zu seinem Mnzmeister; doch mibrauchte dieser das Vertrauen des Kurfrsten. Im Januar 1571 starb Joachim, zehn Tage spter sein Bruder Johann, der keine Erben hinterlie. Der kalte und strenge Johann Georg (15711598) suchte nach des Vaters Tode die ihm hmterlassene Schuldenlast durch eigene Spar-samkeit und kluge Verwaltung zu tilgen; den Juden Lippold lie er grau-sam hinrichten und verwies die Juden abermals aus dem Lande. Den berhand nehmenden Luxus dmpfte er durch strenge Verordnungen. Kurz vor seinem Tode bestimmte er eine Teilung des Landes unter seine beiden Shne. Joachim Friedrich (15981608) ergriff aber nach des Vaters Ableben von dem ganzen Lande Besitz und besttigte durch den Haus-vertrag zu Gera (1598) nochmals fr ewige Zeiten die Unteilbarkeit der Mark mit allen Nebenlndern nach dem Hausgesetz des Albrecht Achilles. Die Staatsverwaltung erleichterte und verbesserte er durch Einrichtung des Geheimratskollegiums, dem die berwachung der Finanzen, die Sorge fr Handel Gewerbe und das Kriegswesen oblag; der oberste Beamte des Kurfrsten blieb der Kanzler. Johann Sigismund (16081619). Johann Georg und Joachim Friedrich waren eifrigst darauf bedacht gewesen, die Mitbelehnung mit Preußen zu erhalten. Auch Johann Sigismund, der mit Anna, der ltesten Tochter des Herzogs Albrecht Friedrich und dessen Gemahlin Eleonore von Cleve, vermhlt war, stand gerade im Begriff, sich von Knigsberg aus bei dem Könige von Polen um die Mitbelehnung zu be-werben. Ehe er jedoch das Ziel seiner Reise erreichte, erhielt er die 1) Die Mitbelehnung Joachims Ii. mit dem Herzogtum Preußen.

5. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 26

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
26 3. Der Groe Kurfürst und die Begrndung des brandendurgifch preuischen Staates. 16401688. a) Die uere Entwickelung des Staates. ct. Die erste Zeit der Regierung und die Erwerbung der Sou-vernitt im Herzogtum Preußen. Bis zum Westflischen Frieden. Auf Georg Wilhelm folgte sein erst zwanzigjhriger Sohn Friedrich Wilhelm (16401688), der sogleich der Retter seines Landes aus der Not des dreiigjhrigen Krieges wurde. Von seiner Mutter und Gromutter hatte er in seiner ersten Jugend eine vor-treffliche Erziehung genossen und war dann mnnlicher Leitung anvertraut worden. Seiner Sicherheit wegen hielt er sich einige Jahre in Kstrin, dann in Pommern auf, wo er 1632 die Leiche seines Oheims Gustav Adolf sah, die von Wolgast nach Schweden hinber gefhrt wurde. Schon im folgenden Jahre schickte ihn sein Vater nach der Universitt Leyden, wo er sich mit Eifer Sprach- und Geschichtsstudien hingab. Vorbergehend verweilte er auch im Haag; als man aber dort versuchte, ihn in die Netze des ppigen Hoflebens zu verstricken, entzog er sich mit mnnlicher Selbst-berwindung den lockenden Verfhrungen und wohnte der Belagerung von Breda bei, die von seinem Grooheim, dem Erbstatthalter von Holland, Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien, geleitet wurde. Im Um-gange mit diesem vortrefflichen Fürsten lernte er die Aufgaben kennen, die seiner einst als Regent warteten; der Aufenthalt in den Niederlanden hatte ihm gezeigt, was ein kleiner Staat bei krftiger Staatsleitung in Kunst und Wissenschaft, Handel und Gewerbe zu leisten vermag. Mit dem ernsten Willen, die unglckliche Lage seines Landes zu bessern, und voll hoher Plne fr dessen Zukunft bernahm der junge Fürst 1640 die Regierung. Um seine Unterthanen vor weiteren Plnderungen zu schtzen und sein Land selber verteidigen zu knnen, suchte er sich ein kleines, schlag-fertiges Heer zu schaffen. Nur infolge der mangelhaften Kriegsrstungen hatte das Elend die Mark heimgesucht. Er hatte daraus die Lehre ge-zogen, da ein Land verloren sei, das sich nicht selbst schtzen knne." Die Besatzungstruppen im Lande, die dem Kaiser vereidigt waren, entlie der Kurfürst und schuf sich eine eigene Macht, die anfangs nur aus 3000 Mann bestand, bald aber auf 8000, zuletzt sogar auf 28 000 stieg. Dieses erste stehende Heer in Brandenburg wurde die Grundlage des spter so gewaltigen preuischen Heeres. Bei der militrischen Organisation des

6. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 28

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
28 die Polen ziehen. Namentlich durch die Tapferkeit der jungen Truppen des Kurfrsten wurde Johann Kasimir in der dreitgigen Schlacht bei lese Warschau vom 28. bis 30. Juli 1656 gnzlich geschlagen. Die Polen muten fliehen und Warschau den Siegern berlassend) Zur vollstndigen Niederwerfung Polens wollte aber der Kurfürst seine Hand nicht bieten, weil ihn die schwedische bermacht fr seine eigene Sicherheit frchten lie; er trennte sich darum von den Schweden und kehrte nach Preußen zurck, das von den Einfllen litauischer und tartarischer Schwrme furchtbar zu leiden hatte. Karl X. wurde so gnzlich um die Frucht des Warschauer Sieges gebracht. Das polnische Heer erholte sich bald wieder, und Johann Kasimir, der bereits in Warschau wieder ein-gezogen war und vom Kaiser zur Weiterfhrung des Krieges aufgemuntert wurde, nahm Karl Gustav gegenber eine drohende Haltung an. Da suchte dieser um jeden Preis den Kurfrsten als Bundesgenossen festzuhalten, und in dem Vertrage zu Labiau (November 1656) hob er den Knigs-berger Lehnsvertrag auf und erkannte den Kurfrsten und seine mnnlichen Nachkommen als souverne Herzge von Preußen an, wofr ihm der Kurfürst seinen Beistand zusagte. Gegen Schweden, dessen Umsichgreifen allgemeine Besorgnis erregte, traten aber berall Feinde auf. Der Kaiser und die Dnen wurden Johann Kasimirs Bundesgenossen. Als sich nun Karl X. gegen die Dnen wandte, die in schwedisches Gebiet eingefallen waren, geriet der Kurfürst in die gefhrlichste Lage. Da er allein der polnischen Macht nicht gewachsen war, suchte er einen Friedensschlu mit Polen zustande zu bringen. Und wirklich erkannte auch Johann Kasimir von Polen gegen die Zusicherung brandenburgischer Hlfe im Vertrage zu Wehlau (September 1657) die Souvernitt des Kurfrsten in Preußen an. Friedrich Wilhelm und der Kaiser stellten sich nun dem Siegeszuge der Schweden, die sich fast ganz Dnemarks bemchtigt hatten, entgegen. Die Schweden wurden verdrngt, bei Nyborg auf Fuen half Friedrich Wilhelm den Sieg der die Schweden erringen. Schon sah sich Karl X. durch seine bedrohte Lage gezwungen, Friedens-Unterhandlungen einzugehen, als ihn der Tod zu Anfang des Jahres 1660 ereilte. Nun schlssen die kriegfhrenden Mchte am 3. Mai 1660 den 1660 Frieden im Kloster Oliva bei Danzig. In ihm wurde dem Kurfrsten der Vertrag von Wehlau besttigt, so da er seit dieser Zeit allgemein als souverner Herzog von Preußen anerkannt wurde. x) Die Schlacht bei Warschau nach Samuel von Pufendorf.

7. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 56

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
56 Anstifter des mtber ihn begonnenen ungerechten Krieges ansah, zu nehmen. Er der-jagte die Sachsen aus Livlanb, eroberte Warschau und ganz Polen; der König August entfloh nach Sachsen. Im Jahre 1704 veranlate er den polnischen Abel. August Ii. abzusetzen und an seiner Stelle einen polnischen Groen Stanislaus Leszinsky zum Könige zu whlen. Darauf rckte er durch Schlesien nach dem Kurfrstentum Sachsen i7og und trieb August Il so in die Enge, da dieser im Jahre 1706 in den Frieden von Altranstdt (westlich von Leipzig) willigen mute. Er verzichtete auf die polnische Krone und lieferte Patkul aus. den Karl grausam hinrichten lie. Aber noch während des ganzen folgenden Winters verweilte Karl in Sachsen, das seine Truppen unter-halten und besolden mute. In Wien gab man sich den schlimmsten Befrchtungen hin, dort meinte man, Karl wrde die Rolle seines groen Vorgngers Gustav Adolf wieder aufnehmen und die Verbindung mit Frankreich erneuern. Aber der gefrchtete Schweden-knig hegte einen so lebhaften Widerwillen gegen die Person und die Politik Ludwigs Xiv. Die er nur immer jedem deutschen Fürsten zu wnschen gewesen wre. Als nun der Herzog von Marlborough in Altranstdt eigens zu dem Zwecke verweilte, um den König von franzosenfreundlichen Gesinnungen umzustimmen, dachte dieser nicht im mindesten daran, es mit Frankreich gegen den Kaiser zu halten, sondern forderte nur fr die bedrngten schleichen Protestanten, die bei seinem Durchzug durch ihr Land seine Hlse als Garanten des westflischen Friedens angefleht hatten, freie Religionsbung, die der Kaiser auch versprach. (Gnadenkirchen). Karls Xii. Niedergang. Whrenddessen hatte Peter der Groe festen Fu an der Ostsee gefat, in dem eroberten Jngermanland an der Mndung der Newa an der alten Handelsstrae ins innere Rußland im Jahre 1703 die neue Residenz Petersburg und die Festung Kronstadt gegrndet und Polen besetzt. Im Jahre 1707 brach nun Karl pltzlich gegen Peter auf, wandte sich aber nicht, wie dieser ge-frchtet hatte, nach der Ostsee, sondern lie sich von dem ehrgeizigen und nach Unabhngig-keit trachtenden Kosakenhetman Mazeppa zu dem unklugen Zuge nach Moskau verleiten. Er ging der die Beresina, zog nach Smolensk und wandte sich dann sdwrts gegen Polts-wa. Auf dem Marsche hatte er während eines ungewhnlich harten Winters Unsgliches gelitten, die von Mazeppa versprochenen Verstrkungen blieben aus, seine Truppen litten Mangel an allem, aber trotzdem begann er die Belagerung von Polttoa. Aber nun nahte auch der Zar Peter mit einem groen Heere. Er griff 1709 im Jahre 1709 die Schweden an und schlug sie bis zur Vernichtung. Da Karl der Weg zur Heimat abgeschnitten war, floh er mit 2000 Reitern der den Bug auf trkisches Gebiet. Karl fand bei dem Pascha von Bender freundliche Aufnahme und reizte die Trken zum Kriege gegen Rußland auf. Peter wurde am Pruth eingeschlossen und wre verloren gewesen, wenn ihm nicht seine entschlossene Gemahlin Katharina durch Bestechung des Groveziers einen gnstigen Frieden erwirkt htte. Vergeblich suchte Karl die Trken aufs neue zum Krieg zu bewegen. Sie wurden endlich des trotzigen und kostspieligen Gastes mde und wollten ihn zwingen, ihr Land zu verlassen. Er setzte sich in seinem befestigten Hause zur Wehr und konnte nur mit Mhe gefangen werden. Erst im Jahre 1714 entschlo er sich zur Heimkehr, als er vernahm, da man in Schweden einen Reichsverweser einsetzen wollte. Nach einem abenteuerlichen, sechzehntgigen Ritt durch Ungarn und Deutschland langte er in Stralsund an. Das Eingreifen Friedrich Wilhelms I. von Preutzen in den Krieg. Whrend Karls Aufenthalt in der Trkei hatten Karls Gegner ihr Bndnis erneuert, Stanislaus

8. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 36

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
36 eine so hohe Meinung hatte, da er sagte, wenn Wien und Straburg zugleich in Gefahr wren, so wrde er zuerst Straburg schtzend) Auch die wichtige spanische Festung Luxemburg wurde eingeschlossen und mit Gewalt genommen. Kaiser und Reich, gleichzeitig durch einen Krieg mit den Trken beschftigt, muten sich damit begngen, da Ludwig in einem Abkommen mit dem Kaiser versprach (1684), mit den bis 1681 vorgenommenen Reunionen zufrieden zu sein. b) Des Groen Kurfrsten letzte Lebenszeit und die innere Entwickelung des Staates. Die letzte Lebenszeit des Groen Kurfrsten. Seit dem Frieden von St. Germain hatte der Groe Kurfürst den bergriffen Ludwigs Xiv. gleichgltig zugesehen, mit Recht grollte er dem Kaiser, der ihn nicht nur schmhlich verlassen hatte, sondern ihm auch seit 1675 die schlesische Erbschaft vorenthielt. In diesem Jahre war nmlich die herzogliche Familie von Liegnitz, Brieg und Wohlan ausgestorben, und weil der Kurfürst wegen des schwedischen Krieges nicht Zeit fand, seine Erbansprche (S. 17) zu erheben, so hatte der Kaiser diese Lnder eingezogen. Erst 1686 schlo der Kaiser, von den Trken bedroht, einen Vertrag mit dem Kurfrsten, in dem dieser seinen Ansprchen auf die schleichen Herzogtmer entsagte, dagegen das Land Schwiebus als bhmisches Lehen erhielt. Auch gelobte der Kurfürst, 7000 Mann Hlfstruppen nach Ungarn zu schicken, die sich unter dem General Schning bei der Erobernng von Osen so auszeichneten, da sie von den Trken Feuermnner genannt wurden. Um diese Zeit war es gewesen, wo der Kursrst, im Groll der den Undank des Kaisers, sogar freundschaftliche Beziehungen mit Ludwig Xiv. anknpfte. Doch waren diese nur vorbergehend; Friedrich Wilhelms deutsches Herz wandte sich bald wieder von dem grten Feinde seines Vaterlandes ab. Als im Jahre 1685 Ludwig Xiv. das Edikt von Nantes aufhob, erlie Friedrich Wilhelm das Edikt von Potsdams in dem er den bedrngten Glaubensgenossen eine Zufluchtssttte in Brandenburg zu-sicherte. Und so gab er an 20000 der unglcklichen Hugenotten ein sicheres Heim in seinem Lande und war bemht, diesen die neue Heimat lieb und wert zu machen. Besonders siedelten sich diese strebsamen und geschickten Leute in der franzsischen Kolonie" in Berlin an. Hatte der Kurfürst *) Ludwig Xiv. bemchtigt sich der Städte Kolmar und Straburg nach Matthias Tauberer.

9. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 39

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
39 Gefngnis) erregte neue Unruhen. Er ging 1668 an den Warschauer Hof und forderte als Vertreter der Preuischen Stnde, da Polen sein altes Recht auf Preußen wieder geltend machen mchte. Als der Kurfürst die Auslieferung des Hochverrters vergeblich gefordert hatte, lie er ihn von dem brandenburgischen Gesandten durch List und Waffengewalt fangen, nach Memel schaffen und zum abschreckenden Beispiel enthaupten. So brach er den Widerstand der Stnde in Preußen. Sorge fr die Volkswohlfahrt. Nachdem in allen Landesteilen die Stnde unterworfen waren, hatte der Kurfürst die Verfgung der die Steuerkraft des Landes in Hnden. Whrend bisher der Grundbesitz fast allein die Abgaben aufgebracht hatte, wurde jetzt die Accife, eine Steuer auf die Verbrauchsgegenstnde des Lebens, eingefhrt, die alle ohne Unterschied zu bezahlen hatten. Um das Steuerzahlen zu erleichtern, frderte der Kurfürst jede Art des Erwerbes. Er hob den Ackerbau durch Kolonisten aus den Niederlanden und der Schweiz. Mit eigenem Beispiel ging er in Hebung des Land- und Gartenbaus voran, machte er doch sogar in der Anpflanzung des Tabaks mhevolle Versuche. Um den An-bau der Obstbume zu frdern, bestimmte er, da kein Bauersohn heiraten drfe, wenn er nicht sechs Obstbume veredelt und sechs Eichen gepflanzt habe. Fast alle Arten der Manufakturen und Gewerbe (besonders die der Wollenzeuge) wurden eingefhrt. Eigene Po st an st alten vermittelten den Verkehr zwischen den entlegensten Orten des Landes. Die Schnelligkeit der Posten war berhmt; der Weg von Cleve der Berlin nach Knigsberg wurde in 10 Tagen zurckgelegt. Der Friedrich-Wilhelmskanal verband die Oder und Spree bei Mllrose. Er leitete den Oderhandel in die Elbe und machte die Benutzung der schwedischen Odermndung entbehrlich, verband unmittelbar Frankfurt mit Magdeburg und brachte den Handel Berlins und der Mark in Aufschwung. Um sich an dem Seehandel, durch den die Hollnder so groen Reichtum erwarben, zu beteiligen, grndete der Kurfürst eine Seemacht. Seine kleine Kriegsflotte, die ihm der Hollnder Raule verschaffte, bestand gegen die Spanier, die ihm rckstndige Hlfsgelder vorenthielten, 1681 am Kap St. Vincent ein siegreiches Gefecht. Auf der Goldkste in Guinea lie er 1683 durch den Major von der Grben die brandenburgische Nieder-lafsung Gro-Friedrichsburg anlegen. Mit den anwohnenden Negern wurden Handelsvertrge geschlossen, und einer ihrer Huptlinge kam sogar nach Berlin, um dem Kurfrsten die Huldigung seiner schwarzen Lands-leute zu berbringen. Wurde auch die Niederlassung ihrer Kostspieligkeit wegen schon unter Friedrich Wilhelm I. wieder aufgegeben, so legt sie doch

10. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 47

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
47 nebst dem Knigstitel und die Anwartschaft auf Spanien, falls dort die Bonrbonen aussterben sollten. Karl Vi. setzte trotz des Rcktritts seiner Bundesgenossen den Krieg gegen Frankreich allein fort, jedoch schon i. I. 1714 schlo er fr seine Person zu Rastatt und fr das Reich zu Baden im Aargau mit Ludwig Xiv. Frieden. Er verzichtete auf die spanische Krone und begngte sich mit den ihm im Utrechter Frieden zugesprochenen Lndern. Die Kurfrsten von Bayern und Kln wurden wieder in ihre Lnder eingesetzt. 1>) Friedrich Iii. als Kurfürst 1688-1701. Friedrichs erste Regierungszeit. Friedrich Iii.,geb. den H.junii657, war von schwchlicher, etwas verwachsener Gestalt, und schon frhzeitig entwickelte sich in ihm neben groer Weichheit des Gemtes, die so leicht von Gnstlingen zu mibrauchen war, ein Hang zur Eitelkeit, zu Glanz und uerem Prunk. An schpferischer Kraft und Einsicht des Geistes war er dem Vater nicht gewachsen; er war weder Staatsmann noch Feld-Herr. Er war nach Friedrichs des Groen Urteil groß in Kleinigkeiten und klein in groen Dingen." Gleich nach seinem Regierungsantritte stie er das Testament seines Vaters vom Jahre 1686 um, da die beabsichtigte Landesteilung nicht nur der Entwickelung des Staates verderblich sei, sondern auch im Widerspruche zum hoheuzollerschen Hausgesetz (1473) und zum Geraer Hausvertrage (1598) stehe." Seine Stiefmutter und Stief-brder fand er durch Jahrgelder, Gter und mter ab. Die Markgrafen" verzichteten gern auf den ihnen zugedachten Landbesitz und zwar in Rcksicht auf die Macht und den Glanz des kurfrstlichen Hauses, aus welchem entsprossen zu sein, sie fr das hchste Glck hielten." In Wien wollte man aber das zwischen Friedrich und seinen Stiefbrdern getroffene Abkommen nur unter der Bedingung anerkennen, da Friedrich, seinem geheimen Versprechen gem, den Kreis Schwiebus wieder abtrete. Vergebens erklrte Friedrich, da er als Kurprinz schmhlich betrogen worden, er gab endlich nach und trat 1694 Schwiebus gegen eine Ent-schdignng von 250000 Gulden und fr die Anwartschaft auf Ost-friesland (1695) an den Kaiser ab. Als er den Vertrag unterzeichnete, rief er: Ich will und werde mein Wort halten, weil ich mu. Unsere Rechte auf die schleichen Frstentmer auszufhren, berlasse ich meinen Nachkommen, welche ich bei diesen widerrechtlichen Umstnden weder binden kann noch will!" In seiner auswrtigen Politik wandelte er im ganzen die Wege *) Im Jahre 1720 trat der Herzog Viktor Amadeus von Savoyen sein Knigreich Sicilien an sterreich ab, erhielt dafr Sardinien und nahm den Titel eines Knigs von Sardinien" an, sterreich erhielt als weitere Entschdigung die Herzogtmer Parma und Piacenza, die durch Erbschaft an die spanischen Bourbonen gefallen waren.
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