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1. Abriß der Weltgeschichte mit eingehender Berücksichtigung der Kultur- und Kunstgeschichte für höhere Mädchenschulen - S. 91

1891 - Leipzig : Voigtländer
91 wurde in dem See gewaschen, und die Gttin verschwand wieder von der Erde. Auer den hheren Gttern werden auch Halb-gtter genannt, ferner Naturgeister: Riesen und Zwerge, Nixen, Lichtelfen und Schwarzelfen 2c. Dereinst wird die ganze alte Gtterwelt nebst der Erde durch die Gtterdmmerung" untergehen; aber ans dem Weltbrande wird ein neues Gttergeschlecht und eine neue schnere Welt hervorgehen. 2. Der Gtterdienst fand auf Berggipfeln, an Seen und Quellen, namentlich aber in dem geheimnisvollen Dunkel der Haine und Wlder statt. Dort, unter alten, geheiligten Bumen brachte man Pferde, die liebsten Tiere, ja wohl auch Menschen als Opfer dar; dort betete man, den Blick gen Himmel gekehrt, zu der un-sichtbaren Gottheit. Den Willen der Götter verkndeten Priester und weise Frauen aus dem Wiehern heiliger Rosse, dem Vogelflug und den Runen (d. i. Zeichen, die man in Stbchen von Baumzweigen eingeritzt hatte). Tempel und Gtterbilder hatten die Deutschen nicht; die Götter erschienen ihnen zu erhaben, um in Gebuden von Menschenhnden wohnen zu knnen oder in menschlicher Gestalt abgebildet zu werden. An ein zuknftiges Leben glaubten sie fester, als irgend ein heidnisches Volk. Darum kannten sie keine Todesfurcht. Wurden doch die im Kampfe gefallenen Helden von den Walkren, den Schildjungfrauen Wuotans, nach der Himmelsburg Walhall emporgetrageu, wo sie alles in Flle fanden, was sie auf Erden beglckte: unanfhr-liche Heldenkmpfe, frhliche Jagden, festliche Schmausereien. Die Feigen freilich und die Gottlosen waren von Walhalls Freuden ausgeschlossen; sie kamen in das schaurige unterirdische Reich der Hel, die Hlle, und muten dort in ewiger Finsternis schmachten. Die Hauptquelle fr die germanische Mythologie ist die Edda, eine Sammlung alter Götter- und Heldenlieder (die ltere c. 1100, auf Island, geschrieben). 3. Staats- und Kriegswesen. Die alten Germanen waren ein Volk der Freien: ausgedehnt war die Selbstndigkeit und das Recht der einzelnen Volksgenossen, die Freiheit ein ger-manisches Gut". Neben den Gemeinsreien gab es Edelinge (Adel), die durch altberhmtes Geschlecht und Reichtum hervorragten, aber keinen bevorrechteten Stand bildeten. Nicht zum Volke gehrten und rechtlos waren die Unfreien, meist Kriegsgefangene, die als (leibeigene) Knechte einem Herrn dienten. Aus der Ver-

2. Das Mittelalter - S. 177

1893 - Leipzig : Dürr
— 177 — König erwählt worden war, die schwierige Aufgabe, Ordnung im Reiche zu schaffen. Die Fürsten selbst forderten dringend eine Reichsverfassung. Maximilian, der „letzte Ritter", war ein tapferer, hochherziger Mann, dessen reger Geist auch in die Wissenschaft einzubringen suchte, und ein Liebling des Volkes. Mit innigster Teilnahme erzählte man sich, wie er sich aus der Jagb verirrte und endlich auf einem schmalen Absätze an der Martinswand bei Innsbruck vor dem Abgrunbe staub, wie der Priester, umgeben von dem jammernben Volke, ihm die Hostie zeigte, um ihm den letzten Trost zu spenben, und wie in der höchsten Not ein Hirt auf verborgenem Wege zu ihm gelangte und ihn rettete. Die Vereinbarung einer Reichsverfassung mit den Fürsten füllt Maximilians ganze Regierungszeit aus, viele Reichstage hat er beswegen gehalten, aber er mußte sich mit dem Notbürftigsteu begnügen. Wohl würde ein „ewiger Laubfriebe" aufgerichtet, ein Reichskammergericht zu Frankfurt a. M. (später nach Speier und eublich nach Wetzlar verlegt) eingesetzt und das Reich in zehn militärische Kreise eingeteilt, aber niemanb war bamit znsrieben. Die Entscheidungen des Reichskammergerichts ließen lange auf sich warten, weil weder der Kaiser noch die Fürsten sich dabei beruhigten, und wenn der Kaiser des Reiches Hilfe brauchte, eine Reichssteuer oder ein Reichsheer, so war niemand bereit, ihm zu helfen. Daneben führte Maximilian Krieg mit dem König Karl Viii. von Frankreich, der in Italien eingerückt war und, ohne die kaiserlichen Rechte in Oberitalien zu schonen, Eroberungen machte. Maximilian trat der Liga (Verbindung) bei, die sich gegen die französische Eroberungssucht gebildet hatte und zu welcher der Papst, Spanien, Mailand und Venedig gehörten. Aber auch hier waren seine Anstrengungen, trotz der Unterstützung, die ihm andere Mächte gewährten, erfolglos, ja er mußte es sogar geschehen lassen, daß Mailand den Franzosen seine Thore öffnete. Wührenb die Reichsregierung mit unbesiegbaren Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, entwickelte sich das geistige Leben in Deutschland) mit überraschenber Schnelligkeit. Universitäten*) und Schulen würden gegrünbet, und an biesen lehrten die Humanisten, die ein ganz neues geistiges Leben erschlossen. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken wanberten viele griechische Gelehrte nach Italien. Sie brachten lateinische und griechische Hanbschristen mit, die bamals im Abertblanbe fast ganz unbekannt waren. Das Erforschen biefer alten *) Im 15. Jahrhundert: Leipzig, Rostock, Greifswald, Freiburg, Ingolstadt, Trier, Mainz, Tübingen.

3. Das Mittelalter - S. 70

1893 - Leipzig : Dürr
— 70 — 2. Deutschland unter den sächsischen Königen. 1. Heinrich I. (919—936). Herzog Eberhard von Franken erfüllte treulich den Wunsch und Auftrag seines Bruders, und so wurde Heinrich zu Fritzlar in Hessen von seinen Sachsen und den fränkischen Großen zum König gewählt. Ob aus den übrigen Herzogtümern Abgesandte erschienen waren, ist ungewiß, die Herzöge wenigstens fehlten. Der sterbende Konrad hatte sich nicht getäuscht, Heinrich ist einer der besten deutschen Könige geworden. Er besaß wirkliches Herrschertalent. Mit klarem Verstand erkannte er stets das Rechte, sein von allen Vorurteilen freier, immer auf das Edelste gerichteter Sinn erfaßte die Zeit in allen ihren Bestrebungen und Bedürfnissen, seine Besonnenheit schonte das Alte und führte das Nene ohne Schwierigkeit durch. So demütig und schlicht er war, so fest beharrte er bei dem, was ihm wesentlich und notwendig erschien. Als ein ihm anvertrautes Gut wahrte er die Königsrechte und suchte den Ansprüchen der Fürsten gerecht zu werden, ohne jene zu verletzen, und alles, was er that, geschah für das Wohl des Volkes. So hat er das Reich in der schwersten, schrecklichsten Zeit gerettet und geordnet. Nach der Wahl wollten die gegenwärtigen Bischöfe ihn salben, er aber lehnte es in der edlen Einfalt feines Herzens ab und behauptete damit ohne jede Herausforderung auch den hohen Geistlichen gegenüber feine Unabhängigkeit. So gern er die Waffen sofort gegen die äußeren Feinde gerichtet hätte, so verschob er es doch, weil er sich zunächst mit den Herzögen in das rechte Verhältnis setzen mußte. Dies that er in der vorsichtigsten Weise. Er erkannte die Herzogswürde als für die Zeit notwendig und segensreich an, aber die oberste Gewalt, das oberste Gericht, die Verfügung über die höchsten Ämter und die einheitliche Heersühruug sollten dem Könige verbleiben. Das Herzogtum Sachsen behielt er weislich für sich, um ein stets bereites Heer zur Verfügung zu haben, in Franken hatte er an Eberhard einen treuen Freund, in Schwaben gewann er durch kluges Entgegenkommen den Herzog Bur-chard, der ihm mit Waffengewalt den Eintritt in fein Herzogtum wehren wollte. Er verlangte von ihm nur, daß er ihn als König anerkenne. Dies that Burchard und erreichte durch friedlichen Ausgleich, daß Heinrich, der den tapferen Mann zu schätzen wußte, ihn, soweit es nur irgend möglich war, in feinem Gebiete schalten und walten ließ. Etwas schwieriger war die Auseinandersetzung mit dem kriegerischen Herzoge Arnulf von Bayern. Heinrich mußte mit feinen Sachsen in

4. Das Mittelalter - S. 6

1893 - Leipzig : Dürr
— 6 — beten Waffen, webten Leinwanb, brauten Met und Bier und suchten Hanbelsverbinbungen anzuknüpfen. An körperlicher Bilbung und geistiger Begabung waren sie den benachbarten Kulturvölkern ebenbürtig. Ihre hohe, kräftige Gestalt, ihr langes, rötlich blonbes Haar und ihre blauen Augen imponierten selbst den Römern. Daß sie eine ausgebilbete Götterlehre besaßen, ist schon erwähnt worben, boch sie bichetetn auch Gesänge zu Ehren ihrer Götter und gruben Schriftzeichen (Runen) in buchene Stäbe, welche sie hinstreuten, um den Willen der Götter zu erforschen. Aber ihr Leben war einfach, und rauh ihr Land. Walb und Sumpf nahm bamals den größten Teil Deutschlanbs ein, ba-zwischen lagen in den Thälern langgestreckte Dörfer, von Acferlanb und Viehtriften umgeben. Die roh hergerichteten Hütten, die aber boch bereits in einem weißen ober rötlichen Abputze prangten, stauben vereinzelt inmitten der Felber. Vor dem Hause biente eine verbeckte Grube als Vorratsraum und bei einem plötzlichen feinblichen Überfalle als Versteck. Ebenso einfach war die Kleibung, und zwar unterschieb sich die der Frauen wenig von der Tracht der Männer, nur daß jene mehr aus Leinwanb, diese mehr aus Pelzwerk bestanb. Stabte gab es im alten Germanien noch gar nicht. Mehrere Dörfer zusammen bil-beten einen Gau, bessen Grenzen gewöhnlich durch einen Flußlaus, den Abhang eines Gebirges ober eine anbere natürliche Beschränkung bestimmt würden. Die Gaubewohner waren nach Stäuben georbnet. Durch Grunbbesitz und Ansehen im Volke ausgezeichnet waren die Abalinge (Eblen). Einzelne von ihnen wohnten wohl schon in festen Burgen, und aus ihren Reihen wählte das Volk die Anführer im Kriege, die Herzöge. Auch das Stammesoberhaupt, der König, gehörte dem Abel an, und schon der Titel (Kuning = einem Geschlechte angehörig) beutet baraus hin, daß die Würbe in einer bestimmten Familie in der Regel erblich war, wenn auch immer eine Wahl durch die Volks-gemeinbe der Thronbesteigung voranging. Der König war der oberste Gerichtsherr, der Vorsitzenbe der Volksversammlung, und wenn er wollte, gewiß auch der oberste Kriegsherr, aber seine Gewalt erlitt eine Beschränkung durch das Ansehen der Priester und den Willen der Volksgemeinbe; im Kriege teilte er die Führung mit den vom Heere erwählten Herzögen ober überließ sie biesen ganz, wie es die Stammessitte mit sich brachte. Den Kern des Volkes machten die Freien aus, die grunbbesitzenben Gemeinbemitglieber, welche niemanbem zins- und bienstpflichtig waren. Daneben gab es wohl schon sehr früh zinspflichtige Grunbeigene (Hörige), kleine Bauern, welche einem Freien, einem Eblen ober dem Könige Abgaben entrichten mußten. Dieses Abhängigkeitsverhältnis bilbete sich von selbst, sobalb größere Laub strecken durch

5. Überblick über die Brandenburg.-Preuß. Geschichte bis zum Regierungsantritte des Großen Kurfürsten, Allgemeine Geschichte von 1648 bis zur Gegenwart - S. 21

1907 - Leipzig : Hirt
5. Die ersten zehn Kurfrsten aus dem Hause Hohenzollern. 21 Als man ihm deshalb Vorstellungen machte, sagte er: Adlig Blut habe ich nicht vergossen, sondern nur das Blut von Schelmen, Rubern und Mrdern." So hatte zwei Jahrhunderte frher Rudolf von Habsburg gegen die Raubritter gehandelt und gesprochen. Selbst nicht die Frsprache seiner Gemahlin und seines Bruders konnte einen Edelmann retten, der aus einem Raubzuge ergriffen worden war. Eine Auslsung verweigerte er. Fr Geld, sagte er, drfe einem Fürsten die Gerechtigkeit nicht feil fem. So stellte Joachim I. Ordnung und Sicherheit im Lande her. In Dorf und Stadt freute man sich der starken Regierung, und mit groem Jubel wurde Joachim berall von seinen Untertanen aufgenommen, als er durch das Land reifte, um die Verwaltung feiner Beamten zu prfen. Erleichterung des geschftlichen Verkehrs. Nach feiner Reife durch das Land fhrte er in der Mark gleiches Ma und Gewicht ein. Kammergericht. Um dauernd geordnete Zustnde zu erhalten, fetzte er nach Art des Reichskammergerichtes, das Maximilian I. im Deutschen Reiche eingerichtet hatte, ein Kammergericht in seinen Erblanden ein, von dem alle Streitigkeiten, die dem gewhnlichen Gerichte nicht unterworfen waren, entschieden werden sollten. Den fortwhrenden Fehden wurde dadurch gesteuert. Erbvertrag mit Pommern. Mit dem Herzoge von Pommern fchlo Joachim einen Erbvertrag des Inhalts, da nach dem Aussterben der herzoglichen Familie das Herzogtum an Brandenburg fallen fllte. Wissenschaftliche Bildung. Kurfürst Joachim I. war, wie fem Vater, ein Freund der Wissenschaft und Knste. Er selbst sprach Lateinisch und Franzsisch und wute seinen Gedanken in gewhlter Sprache Aus-druck zu geben. Deshalb whlten die Fürsten ihn oft zu ihrem Sprecher auf den Reichstagen. Und da der schnen Form ein wohldurchdachter In-halt zugrunde lag, so verglichen sie ihn mit Nestor, der wegen seiner reichen Lebenserfahrung und feines klugen Rates in ganz Griechenland berhmt war. Die Universitt Frankfurt an der Oder, deren Grndung von seinem Vater begonnen worden war, wurde unter seiner Regierung erffnet. Kirchentrennung. In Joachims Regierung fllt der Anfang der Kirchentrennung. Der Kurfürst blieb der alten Lehre treu, war aber nicht unduldsam gegen diejenigen Untertanen, die sich der neuen Lehre anschlssen. Freilich duldete er in seiner Familie keine Hinneigung zu der Lehre Luthers. Seine Gemahlin Elisabeth, die derselben anhing, floh deshalb, als Buerin verkleidet, aus Berlin. Der Kurfürst von Sachsen wies ihr das Schlo Lichtenberg an der Elbe an, wo sie bis zum Tode ihres Gemahls lebte. Dann erst kehrte sie in die Mark zurck. Tod. Im Alter von 50 Jahren starb Joachim. Kraftvoll und klug hat er sein Land verwaltet, die ffentliche Sicherheit wiederhergestellt, die Rechtspflege verbessert, die Wissenschaft gefrdert, den Handel gehoben und stets treu zu Kaiser und Reich gestanden. Im Dome zu Berlin liegt

6. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 60

1918 - Leipzig : Voigtländer
nicht sehr viel, wenn du dich selbst mir gibst?" Und der Jüngling wurde sein eifriger Schüler. — Ein andermal begegnete Sokrates einem schönen Jüngling von trefflichen Anlagen in einer engen Gasse-(Er hielt ihm seinen Stock vor, und der Jüngling blieb stehen. „Sage mir doch," fragte Sokrates, „wo kauft man Mehl?" — „Huf dem markte." — „Und Öl?" — „(Eben da." — „Aber wo geht man hin» um weise und gut zu werden?" Der Jüngling schwieg. „Folge mir/ fuhr Sokrates fort, „ich will es dir zeigen." Seitdem schlossen beide den engsten Zreundschaftsbund. 6. Sokrates und seine Schüler. Mit inniger Liebe hingen die Schüler an dem weisen Lehrer. Sie kannten keinen größeren Genuß, als um ihn zu sein und ihn zu hören. (Ein wißbegieriger Jüngling kam sehr oft mehrere Meilen weit nach Rthen gegangen, um nur einen Tag den Unterricht des Sokrates zu genießen. (Einst befand sich die Vaterstadt dieses Jünglings in bitterem Streite mit Rthen, und die Rthener hatten deren Bürgern bei Todesstrafe verboten, ihre Stadt zu betreten. Da legte der junge Freund des Sokrates Weibes Kleidung an und schlich mit Lebensgefahr abends durch das Tor, ui" zu dem geliebten Lehrer zu gehen. 7. Softrates vor Gericht. Rber je eifriger Sokrates M Wahrheit und Tugend wirkte, desto heftigern haß zog er sich bei dem großen Haufen seiner Mitbürger zu. Besonders zürnten ihm Volks' sichrer, deren Falschheit er oft in ernsten Worten züchtigte. Endlich klagten sie ihn sogar öffentlich an. Sie sagten: „Sokrates glaubt ne an unsere Götter und verdirbt durch seine Lehren die Jugend." Und der edle weise, schon ein Greis von siebzig Jahren, wurde vor (Berw gestellt. Mit aller Buhe verteidigte er sich gegen die unwürdige Rp klage. 3m Bewußtsein seiner Unschuld verschmähte er, unter Bitt^ und Tränen um Mitleid und Begnadigung zu flehen, tote es gewöhn* Itch geschah, „wenn ich eine Strafe verdiene," sagte er, „so ist es die, daß ich auf Kosten des Staates erhalten werde." Das erbitterte die Richter, und sie verurteilten ihn zum Tode. 8. Softrates im Gefängnis» sein Tod. Sokrates verzieh den Richtern das ungerechte Urteil und ließ sich ruhig ins Gefangn^ führen. Dort verbrachte er noch dreißig Tage. Seine Freunde W suchten ihn täglich und fanden bei ihm stets Worte des Trostes und Lehren der Weisheit. Sie täten alles, den geliebten Meister zu retten-Durch Geschenke gewannen sie den Gefängniswärter, daß er ein** Rbends die Kerkertür offen ließ: Sokrates sollte entfliehen. Rber6 I

7. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 76

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 76 — Bezahlung zu fordern; wer Lust hatte, durfte sich ihm als Schüler anschließen. Emst scheute sich ein junger Mensch, der gerne seinen Unterricht genossen hätte, zu ihm zu gehen, weil er sehr arm war. Sokrates, der seinen Wunsch merkte, fragte ihn: „Warum scheust du dich vor mir?" — „Weil ich nichts habe, was ich dir geben könnte." — „Ei," versetzte Sokrates, „schätzest du dich selbst so gering? Gibst du mir nicht sehr viel, wenn du dich selbst mir gibst?" Und der Jüngling wurde sein eifriger Schüler. — Ein andermal begegnete Sokrates einem schönen Jüngling von trefflichen Anlagen in einer engen Gasse. Er hielt ihm seinen Stock vor, und der Jüngling blieb stehen. „Sage mir doch," fragte Sokrates, „wo kauft man Mehl?" — „Auf dem Markte." — „Und Öl?" — „Eben da." — „Aber wo geht man hin, um weise und gut zu werden?" Der Jüngling schwieg. „Folge mir," fuhr Sokrates fort, „ich will es dir zeigen." Seitdem schloffen beide den engsten Freundschaftsbund. 6. Sokrates und ferne Schüler. Mit inniger Liebe hingen die Schüler an dem weisen Lehrer. Sie kannten keinen größeren Genuß, als um ihn zu sein und ihn zu hören. Ein wißbegieriger Jüngling kam sehr oft mehrere Meilen weit nach Athen gegangen, um nur einen Tag den Unterricht des Sokrates zu genießen. Einst befand sich die Vaterstadt dieses Jünglings in bitterem Streite mit Athen, und die Athener hatten deren Bürgern bei Todesstrafe verboten, ihre Stadt zu betreten. Siehe, da legte der junge Freund des Sokrates Weiberkleidung an und schlich mit Lebensgefahr abends durch das Tor, um zu dem geliebten Lehrer zu gehen. 7. Sokrates vor Gericht. Aber je eifriger Sokrates fürwahrheit und Tugend wirkte, desto heftigern Haß zog er sich bei dem großen Haufen seiner verdorbenen Mitbürger zu. Besonders zürnten ihm die hochmütigen habsüchtigen Volksführer, deren Falschheit er oft in ernsten Worten züchtigte. Endlich klagten sie ihn sogar öffentlich an. Sie sagten: „Sokrates glaubt nicht an unsere Götter und verdirbt durch seine Lehren die Jugend." Und der edle Weise, schon ein Greis von siebzig Jahren, wurde vor Gericht gestellt. Mit aller Ruhe verteidigte er sich gegen die unwürdige Anklage. Im Bewußtsein seiner Unschuld verschmähte er, unter Bitten und Tränen um Mitleid und Begnadigung zu flehen, wie es gewöhnlich geschah. „Wenn ich eine Strafe verdiene," sagte er, „so ist es die, daß ich auf Kosten des Staates erhalten werde." Das erbitterte die Richter, und sie verurteilten ihn zum Tode.

8. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 7

1905 - Leipzig : Voigtländer
lichkeit, ihre Hochachtung vor den Frauen. Wie der Deutsche redete, so meinte er es auch: Verstellung und Hinterlist waren seinem geraden Sinne fremd. Getreu hielt er, was er versprochen hatte. „Hier hast du meine Hand darauf," sagte er, und reichte die Rechte dar. Und das galt so viel wie Eidschwur: ein Mann — ein Wort. Jedem Wanderer stand seine Hütte offen; auch den völlig Unbekannten nahm er gastlich an seinen Tisch und bot ihm Schutz und Erquickung. Beim Abschied gab er ihm ein Gastgeschenk und geleitete ihn seines Weges. Hohe Ehre genossen die Frauen. Sie standen nicht nur dem Hauswesen vor, man achtete auch auf ihre Stimme im Rate der Männer. Denn verständiger Sinn zierte sie nicht minder wie züchtige Sitte. Ja, man schrieb ihnen sogar die Gabe der Weissagung zu, und einige von ihnen haben auf große Unternehmungen wichtigen Einfluß ausgeübt. Auch die Beschwerden und Gefahren des Kriegslebens teilten sie manchmal mit den Männern. Sie folgten ihnen in die Schlacht, um die Verwundeten zu pflegen, und durch ihren Zuruf den Mut der Kämpfenden anzufeuern. Manche Schlachtreihe, die schon zu weichen begann, hat so die Entschlossenheit der Frauen wieder zum Stehen und Kämpfen gebracht. 6. Bürgerliche Einrichtungen. Das große deutsche Volk bestand aus einer Menge kleiner Stämme. Diese lebten unabhängig voneinander, hatten aber gleiche Sitten und Einrichtungen. An ihrer Spitze standen Fürsten (die Vordersten, Ersten), die aus den angesehensten und erfahrensten Männern gewählt wurden. Bei einigen Stämmen gab es auch Könige. Sie wurden aus vornehmen, durch Reichtum und Ruhm hervorragenden Geschlechtern genommen und waren die Führer des Volkes im Kriege und im Frieden. Alle wichtigen Angelegenheiten aber wurden von der Volksversammlung beraten, die an bestimmten Tagen unter freiem Himmel zusammentrat. Ein mächtiger Baum bezeichnete die Stätte der Zusammenkunft; man nannte sie die Malstatt. Da hatte jeder freie Mann das Recht zu reden. Alle kamen bewaffnet; denn Waffen waren das Merkmal des freien Mannes. Stimmten sie dem gemachten Vorschlage zu, so schlugen sie mit den Waffen klirrend zusammen; waren sie ihm abgeneigt, so erhoben sie ein dumpfes Gemurmel. Die Ordnung bei den Versammlungen hielten Priester aufrecht, deren Anweisungen sich jeder willig fügte; denn sie waren die Diener der Gottheit und weissagten aus den Runen. Dies waren geheimnisvolle Zeichen, die auf Stäbchen aus Buchenholz eingeritzt waren. Daher kommt das Wort Buchstabe.

9. Von der Bildung des Fränkischen Reiches bis zum Westfälischen Frieden - S. 83

1905 - Leipzig : Hirt
9. Aus der Kulturgeschichte des ausgehenden Mittelalters. 83 Gericht sollte berhaupt in allen Fllen Recht sprechen, in denen kein andres Gericht zustndig war. Es hatte zuletzt seinen Sitz in Wetzlar. Der grte Fehler dieses Gerichtshofes war der, da zu wenig Richter angestellt waren. Es huften sich die Rechtshndel, so da sie zuletzt nicht mehr bewltigt werden konnten. Postwesen. Maximilian ist serner der Begrnder des Po st Wesens im Deutschen Reiche geworden, indem er dem Marquis von Taxis das Recht verlieh, eine Postverbindung zwischen Wien und Brssel herzu-stellen. Pflege der Wissenschaft. Wie am Eingange des Mittelalters, so steht auch an dessen Ausgange ein der Kunst und Wissenschaft ergebener Fürst. Karl der Groe lie die Heldenlieder der alten Zeit sammeln und aus-schreiben; Maximilian veranstaltete eine Sammlung der Lieder des Mittelalters. Diese Lieder sind vereinigt in der Ambraser Hand-schrist, die so genannt wird nach dem Schlosse Ambras in Tirol, wo sie aufbewahrt wurde. Manche mittelalterlichen Lieder, wie das Gudrun-lied, sind uns nur durch die Ambraser Handschrift erhalten worden. Besondere Frderung erfuhr die Geschichtswissenschaft durch Maxi-milian. Er trug sich mit dem Gedanken, ein groes Geschichtswerk fr das Volk abfassen zu lassen. Er selbst war aus jedem Gebiete mensch-lichen Wissens bewandert und sprach sieben lebende Sprachen. Persnlichkeit und Tod. Maximilian war eine hohe, stattliche Er-scheinung, ein leutseliger Fürst, ein gewandter Jger, ein khner Berg-steiger, in allen ritterlichen Knsten durchaus erfahren. Er steht am Ausgange des Mittelalters und wird der letzte Ritter genannt. Mit klarem Auge blickte er in die neue Zeit hinein und wute, was ihr not tat. Der Tod setzte seiner segensreichen Ttigkeit ein Ziel im 60. Jahre seines Lebens. Ihm folgte sein Enkel Karl V. Zeittafel der ersten Kaiser aus dem Hause Habsburg. brecht Ii................. 14381439 Fetebrich Iii................ 14401493 Maximilian 1..................... 9. Aus der Kulturgeschichte des ausgehenden Mittelalters. Die Feme. Zu Dortmund stehen in der Nhe des Bahnhofes wohlumhegt die Reste einer uralten Linbe, unter der in frherer Zeit das Femgericht abgehalten wrbe. Dieses Gericht war eine westflische Einrichtung, die in der Zeit ihrer Blte wert der das Land der Roten Erbe hinaus- 6*

10. Geschichtsbilder - S. 92

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 92 — 5. Die Reichsverwaltung. - Karl, der große Kriegsmann, war auch em weiser Landesvater. Damit alles wohl verwaltet werde, teilte er das Reich in viele kleinere Bezirke oder Gaue. An ihre Spitze stellte er angesehene und erfahrene Männer, welche Grafen genannt wurden. Sie Im-fv1!” 5ne0e btc "^haften Männer; im Frieden hielten sie Gericht. Alljährlich sandte der König zwei Send grafen in jeden Gau, um zu erfahren, ob die Gaugrafen gerecht richteten, ob die königlichen Güter durch dre Amtleute richtig verwaltet würden, und ob in Kirchen, Schulen und Klöstern alles ordentlich zugehe. Auf den kaiserlichen Pfalzen (Burgen) übten die P f a l z g r a f e n im Namen des Kaisers die höchste Gerichtsbarkeit Dre christliche Religion lag ihm sehr am Herzen. Er erbaute viele Kirchen und sorgte für tüchtige Geistliche und Beamte, indem er Schulen süfteteundgeschicktemännerzulehrerubestellte. An seinem Hofe mußten alle seine Diener, hohe und niedere, ihre Söhne in die hier errichtete Sch ule schiefen. Eines Tages trat er selbst in die Schulstube, hörte eine Zeitlang zu und sah dann die schriftlichen Arbeiten der Schüler durch. Die geschickten Knaben mußten alle auf seine rechte, die ungeschickten auf seine linke Seite treten, und nun fand es sich, daß die letzteren meist Söhne vornehmer Eltern waren. Da wandte sich Karl zu den fleißigen, aber armen Schülern und sagte: „Ich freue mich, liebe Kinder, daß ihr gut einschlaget; zu seiner Zeit soll euch mein Lohn nicht fehlen." Zornig sah er dann aus die trägen Knaben zu seiner Linken und rief: „Ihr aber, die ihr des Wissens nicht not zu haben meinet, weil ihr reich seid, ihr faulen, unnützen Buben, ich sage euch: Eure vornehme Herkunft nützt euch nichts bei mir; von mir habt ihr nichts Gutes zu hoffen, wenn ihr eure Faulheit nicht durch eifrigen Fleiß wiedergutmacht!" ©er Kaiser wollte, daß es keinen in seinem Volke gebe, der nicht wenigstens das christliche Glaubensbekenntnis und das Vaterunser auswendig könne. „Und wer sie nicht behält, soll Schläge erhalten, oder es soll ihm alles Getränk außer dem Wasser entzogen werden, bis er sie vollständig erlernt hat", heißt es in einer Verordnung des Königs. Um denackerbau zu sör-dent, ließ er Dörfer anlegen, Wälder ausrotten und öde Strecken in frucht--tragende Felder umwandeln. Im Betriebe der Landwirtschaft ging er selbst mit dem besten Beispiel voran. Auf feinen Gütern herrschte die größte Ordnung; er selbst erteilte seinen Verwaltern die trefflichsten Vorschriften über die Zucht der Haustiere und Bienen, die Bereitung des Weines und Bieres, des Honigs und Wachses, sowie über den Feld- und Obstbau, Me Gärtnerei und die Fischerei. Wenn er seine Güter besuchte, was sehr oft geschah, so nahm er alles selbst in Augenschein und ordnete Verbesserungen an, wo es not that.
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