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und Hund. — Zahlreiche dichtbesiedelte Seevögel. — Keine In-
letten und Reptilien.
Im Gebirgslande finden sich vorzugsweise kräftig entwickelte,
schlanke, muntere Thiere (Gemse, Steinbock, Lama, Adler, Kon-
dor); — im Sumpflande massenhafte, plumpe, schwerfällige
(Crocodill, Nilpferd, Rhinoceros, Elephant, Kröten), auch viele
Insetten und Amphibien.
Der Mensch.
8. 71. Nur eine Menschenart bewohnt die Erde. Verschieden-
heit des Klimas, der Beschäftigung und der Nahrung und andere
locale Verhältnisse haben auffallende Unterschiede hervorgebracht. —
Eintheilung nach geistigen u. noch mehr nach körperlichen Abwei-
chungen (Hautfarbe, Schädel- und Gesichtsbildung, Haar) in 5
Menschenracen: Kaukasier, Mongolen, Äthiopen, Amerikaner,
Malayen; — sie reicht aber nicht aus. — Unterabtheilungen:
Volksstamm oder Völkerfamilie, Völker, Geschlechter, Familien,
Individuum. — Das sicherste Merkmal der Stammverwandtschaft
ist die Sprache (indogermanische und semitische Völker).
Klimatische Einflüsse. — Die Bewohner der heißen Z.
in Folge der Hitze u. des natürl. Überflusses schlaff; ferner reiz-
bar, leidenschaftlich, tyrannisch. Dunklere Hautfarbe.—Die kalte
Z. hemmt den Menschen durch Kälte u. Mangel. — Der Bewoh-
ner der gemäßigten Z. an Leib und Seele der gesundeste und
tüchtigste. Er leidet nicht Mangel, kann aber ohne Arbeit nicht
bestehen. Im steten Ringen mit der Natur hat er sich geistig
am höchsten entwickelt u. ist zum Herrn der Erde geworden.—
Wohlthäter des Menschengeschlechts nur aus dieser Zone. — In
der heißen Z. nährt sich der Mensch fast ausschließlich mit vegeta-
bilischen, in der kalten mit animalischen Stoffen, in der gemäßig-
ten mit beiden. — Die Gebirgsvölker körperlich kräftiger, schlan-
ker, lebensfroher.
8. 72. Geistige Entwickelung des Menschen. Bildung,
Cnltur. — Natur- od. Urzustand der pseudo-paradiesischen
Völker in der heißen Zone, wo die Natur keine Arbeit fordert. —
Kulturstufen. Unterste: Jagd- u. Fischvölker; — zweite: No-
maden (patriarchalische Verfassung); — dritte: Ackerbau, als
nothwendige Grundlage aller ferneren Bildung. — Staatenbildung.
Handel, Gewerbe. — Kulturvölker.
Die Lebensweise, Beschäftigung und Entwickelung eines Volkes
ist abhängig von der gesammten Beschaffenheit seines Wohlstandes
hinsichtlich des Bodens, der Witterung u. s. w. — Ein Volk
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102
wenig eßbare Pfl.; — die Wälder v. düsterem Ansehen, da die Blätter
ohne frische grüne Farbe «.meist eine lederartige.fortsetzung der Rinde
sind; — regelmäßiger Wechsel der Rinde anstatt des der Blätter. —
Wälder von Gummibäumen, Akacien. — Gutes Bauholz. — Flachs
u. Indigo wild; viele Grasarten. — B. Eingeführte: sämmtl. europ.,
anierikanische u. a. gedeihen vortrefflich, z. V. Getreide, Obst, Wein,
Taback, Maulbeer.
§. 176. Thierw elt. — Arm an Säugethieren; nur Beutelthiere,
Känguruh u. Känguruhratte, der dachsähnliche Wombat, Stachelschwein
(auf der Känguruh I.), — der Tingoe od. wilde Hund, das einzige
Raubthier, doch zähmbar. — Reich an schön gezeichneten Vögeln, arm
an Singvögeln; z. B. der straußartige Emu, ohne Schwanz, u. Flügel,
mit borstigen Federn; der schwarze Schwan; Hühner; Fasanen; Papa-
geien. — Giftige Schlangen. — Walfisch, Robben, Delphin. — Alle
europ. Hausthiere gedeihen vortrefflich, besonders Schafe (an 12 Will.
Stück). Wilde Rinderheerden.
§. 177. Mineralreich. — Saustr. besitzt sehr ergiebige Blei-,
Kupfer- u. Eisenminen; außerdem Silber, Gold, Braunstein, Graphit,
Schwefel, Salz, Halbedelsteine; — Oaustr. bedeutende Steinkohlenlager;
— unweit Bathurst neuerdings sehr ergiebige Goldminen entdeckt.
§. 178. Bevölkerung.— Die Urbevölkerung, schwärzliche M a-
layen od. Australneger, roh und stumpf, ohne alle staatliche Ein-
richtung, zieht sich vor den Weißen in das unwirthliche Innere zurück,
wo sie aus Mangel verkommt. Bildsamer u. zuthunlicher sind die hell-
farbigeren Inselbewohner. — Die europ. Bevölkerung (seit 1788),
meistens Engländer, im S. auch Deutsche, beträgt über 300,000. —
Strafkolonien.
Der Cont. ist mehr für Viehzucht, als für Ackerbau geeignet, obwol
auch letzterer mit gutem Erfolg betrieben wird. Üppige Bergweiden,
weitläuftig stehende und daher gut begraste Hochwälder. Das Innere
uncultivirbar.— Haupt ausfuhrprodukte: Schafwolle (1849—36 Mill.
Pf. nach England), Fleisch, Häute, Metalle, Getreide, Gummi, Baum-
rinde als Gerbestoff, — Wein nach Kalkutta. — In Neusüdwales be-
deutende Industrie, in Saustr. nicht unerhebliche Anfänge. — Pro-
jectirte Dampfschifflinien: !. v. Southampton über Suez, Singapur,
Batavia, durch Torres Str. nach Sidney (13,288 engl. M., in 60 Ta-
gen) u. weiter bis Port Nicholson auf Neuseeland (im Ganzen 14,488
M.) — oder: 2. v. Southampton über Panama nach Port Nicholson
(11,500 M.) u. Sidney (12,700 M.). — Ein Segelschiff gebraucht bis
Sidney 4—5 Monate.
I. Kolonie Neusüdwales od. Oftaustralien, — im I. 1849
— 246,000 E. — Steinkohlen, Industrie, gute Häfen und lebhafter
Handel. Bedeutende Viehzucht; 1846 — c. 7 Mill. Schafe, 1% Mill.
Rinder, 82,000 Pferde. — Sidney am Pt. Jackson, H., 38, E.;
gegründet 1788 mit 1011 Menschen, worunter 756 deport. Verbrecher.
— Paramatta 10,. Windsor 6,. — Im So. der Distrikt Port Phi-
lipp (32, E.) mit der 1839 gegründeten, blühenden Kolonie Australia
Felir, wo Melburne Ii,.
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Extrahierte Personennamen: Nicholson Jackson
Extrahierte Ortsnamen: Braunstein Bathurst England Kalkutta Neusüdwales Saustr Southampton Singapur Batavia M. Port_Nicholson Neuseeland M. Southampton Panama
22
(bis 56 0 Nb.) u. Eichenwälder (bis 60 0 Nb.) gehen
nach N. allmälig in mächtige Nadelwaldungen über. — Von
Obst reichen am weitesten nördl. Äpfel u. Kirschen (60 o Nb.).
— Die angegebenen Polargrenzen werden an der Wküste
v. Norwegen überschritten. — Zuletzt noch vorherrschend
Kiefer und Birke.
Der Wein stock gehört dem ganzen wärmeren Theile der ge-
mäß. Z. an. Seine Polargrenze läuft v. Bannes auf Paris, Me-
zwres, durch das Moselthal u. das Rheinthal bis Bonn, zieht sich
dann bis zum Mainthal zurück, geht No. über Naumburg nach
ihrem nördlichsten Punkte, Berlin, zieht sich in So. Richtung
durch Schlesien zum Sfuße der Karpathen zurück, hält sich in
Rußland auf 49 0 Nb., trifft den casp. See unter 44 °.
3. Die kalte Zone hat kleine, unansehnliche, durstige Pflan-
zen, namentlich Moosarten. Keine Cultur.
Die Vegetationsgürtel der Gebirge s. bei den Alpen. (§.88.)
Sonstige Cultur pflanzen: die Baumwollenstaude, in der
heißen Z. heimisch, bis 40 0 Nb., 30 0 Sb.; — Taback, aus
dem trop. Amerika, überall bis 55 0 N. u. 40 o Sb.; — Lein u.
Hanf, auf der ganzen nördl. Halbkugel, bis 64 0 Nb.; — Safran
in Spanien n. Sicilien. — Küchenpflanzen. — Officinelle Pflanzen.
§. 70. Das Thierreich ist abhängig von Boden, Klima,
Pflanzenwelt. — Die Fauna vd. Thierwelt der einzelnen Gegend,
Erdtheile.
1. In der heißen Zone findet sich die größte Mannigfaltigkeit
u. Menge von Thieren; der prächtigste Farbenschmuck, aber un-
angenehme Stimmen (Vögel); die größten u. vollkommensten Land-
thiere; die meisten, stärksten u. gefährlichsten Raubthiere; die gif-
tigsten Schlangen.
2. Die gemäßigte Zone hat wenigere u. minder wilde Raub-
thiere, wenige Schlangen; viele, oft unansehnliche Singvögel. —
Jährlicher Wechsel des Kleides. — Die wildlebenden europ. Thiere
schwinden vor der Cultur; Elenn u. Auervchs nur noch in Wruß-
land; Jagdthiere; Raubthiere: Bär, Wolf, Fuchs, Luchs, Marder
u. a. — Dagegen reich an nützlichen Thieren, Ha ns thieren.
Diese sind am vollkommensten n. zahlreichsten im S. (Esel, Maul-
esel, Büffel, Kameel, das spanische Schaf.). — Seethiere: Rob-
den, Walen, Stör, Hering, Kabliau, Sardelle. — Biene, Seidenraupe.
3. Die kalte Z. besitzt vorzugsweise Wasserthiere, wenige Arten
von Landthieren, meistens Pelzthiere; keine giftige (ausgenom-
men die Leber des Eisbären). — Als Hausthiere nur Rennthier
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Extrahierte Personennamen: Wolf Hering
Extrahierte Ortsnamen: Norwegen Paris Bonn Mainthal Naumburg Berlin Amerika Spanien Sicilien Kabliau Sardelle
89
Mosquito Küste, eine nieorige, wellenförmige, äußerst humusreiche
Ebene, mit vielen guten Flüssen, mehren ausgezeichneten Häfen.
Ii. Südamerika.
6. Das kleine Tiefl. des Magdalenenflusses; sehr heiß, voll
Wald und wilver Thiere; noch wenig erforscht.
7. Die Llanos des Orinocco. — Eine fast wagerechte Ebene
v. 16,000 lum., mit Steppenboden; — ohne Quellen u. Bäume. In
der trockenen Jahreszeit fast asrikan. Hitze, nur verdorrte Pflanzen, zer-
rissener Boden, größte Stille. In der Regenzeit bedeckt stch die Steppe
schnell mit dem üppigsten Graswuchse (»Grasmeer«), die reiche Thier-
welt regt sich wieder, zahlreiche Hirten finden sich ein. — Sagopalme;
wilde Heerden v. Rindern, Pferden, Eseln; Jaguar; Crocodill; Schlan-
gen (Boa eoimtriewr);. elektrischer Aal; Vampyr; Jnsecten.
6. Die Küstenflächen v. Guyana; reich an Regen und lang-
samen Flüssen; sumpfig, heißfeucht, ungesund.
9. Das Tiefland des Maranon; — 150,000 Ulm. — Eine
schmale Ebene mit einem unmerkbaren Erdrücken, im N. des Rio Ne-
groß, verbindet es mit den kahlen Ll. des Orin. u. eine noch schmalere
Schwelle bei Santa Cruz mit den grasigen Pampas des La Plata.
— Eine mit dichtem, mächtigem Urwalde (Selvas) bedeckte Ebene
von sehr geringem Gefälle, durch welche viele wasserreiche, aber lang-
same Flüsse als Straßen führen. Sehr fruchtb. Boden n. sehr gesundes
Klima; doch dünn bevölkert und kaum colonifirt.
10. Die Pampas des La Plata u. die Ebenen v. Patago-
nien; — 76,000 Ulm. Im N. mit Palmen, im S. fast schon mit
ewigem Schnee bedeckt. Durch eine Linie längs dem Paraguay Fl. bis
zur La Plata Mdg. geschieden in ein östl. waldreiches Hügelland u. in
eine westl. baumarme, grasige Ebene. — Die patag. Wküste sandig
u. unbewohnt; das innere Patagonien guter Weideboden mit Nomaden-
völkern. — Im nördl. Theile der Pampas Heerden von verwiloerten
Hunden, Rindern, Pferden; verschiedene Arten v. Ameisenfressern; Casuar.
Längs der ganzen Wküste kein Tiefland von Bedeutung.
§. 160. Die Gewässer. — Am. ist von allen Erdtheilen
am reichsten bewässert; es hat die längsten n. breitesten Ströme,
die größten Stromgebiete, die reichste Verzweigung der Flnßnetze,
die meisten, n. zwar sehr große Süßwasserseen anfzuweisen. Die
zahlr., tief ins Land einschneidenden Flüsse mit sehr mäßigem
Gefälle ersetzen die mangelnde Gliederung des Continents und
geben sogar der Oseite einen ocean. Character. Gespeist ans den
Schneelagern der Cordill. oder durch die, auf dicht bewachsenen
Boden fallenden, starken trop. Regengüsse, leiden sie nie Wasser-
mangel. — Die Wasserscheiden meistens von geringer Erhebung.
A. Gebiet des nördl. Eismeeres u. der Hudsons Bai.
Zahlreiche Flüsse u. Seen mit sehr reichen Netzen und größtentheils
unter einander in steter od. periodischer Verbindung. — Bifurkationen.
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93
— 4. Die südl. gemäßigte Z. mit auffallend ungünstiger Wit-
terung? kalt, nebelig, regnigt, stürmisch.
Die Gebirge zeigen ebenfalls 3 klimat. Regionen: ten-a ca-
liente, terra templada, terra fria.
§. 163. Pflanzenwelt. Amerika zeichnet sich aus durch eine große
Mannigfaltigkeit und Fülle üppiger, riesiger, saftstrotzender Pflanzen;
Brasilien übertrifft in dieser Beziehung alle Theile der Erde. — Ein-
heimische Pflanzen *): Palmen (—nirgends in größerer Zahl v. Arten
u. riesiger als im Maranon - Gebiete, wo 130—200' hoch—) Cacao-
baum, Chinabaum, Banille, Indigo, Zucker, feine Tischler-
und Farbehölzer (Mahagoni), Fernambuk, Campeche), Cactus, Bam-
bus— sämmtl. in der heißen Zone; ferner Kartoffel, Ta back, Mais,
die europ. Waldbäume. — Eingeführte: alle europ. Getreide- und
Ob st arten, Wein, Baumwolle, Reis, Kaffe.
§. 164. Thierwelt. — Sehr mannigfaltig uns mit vielen Eigen-
thümlichkeiten. — Die großen u. starken afrik. u. asiat. Vierfüßler
fehlen; viele u. prachtvolle, aber auch lästige Infecten (Mosquito-Fliege,
— Schmetterlinge in Guyana u. Brasilien); — prächtige Vögel; —
Schlangen, Reptilien. — Eigenthümlich: Lama, Vicuña, Bisonbüffel,
Kuguar, Jaguar, Armadill, Klapperschlange, Condor, Colibri u. a. Au-
ßerdem die meisten Thiere mit anderen Erdtheilen gemein. — Pelzthiere.
— Die Hausthiere fammtlich eingeführt; den Ureinwohnern war
Viehzucht unbekannt; — wilde Heerden. — Seidenraupe im S. der Union.
§. 163. Mineralreich. — Sehr bedeutend. — Viel Silber in
Merico, Centro Am., Peru, Chili, Bolivia; ebendaselbst, in Brasilien,
Californien und am Sende der Allegh. viel Gold. — Platina in
Neu -Granada. — Quecksilber; neue, sehr reiche Minen bei Neu
Almadén zw. S. Francisco und Monterey. — Die übrigen Metalle in
den Cord. u. Allegh. — Steinkohlen in Neu England, Pennsyl-
vanien, an der Magelhaens Str., in Chile, Panama, St. Salvador,
Vancvuvers Archipel. — Edelsteine; Diamanten in Brasilien, wo auch
Schwefel, Salpeter.
§• 166. Bevölkerung. — Im Ganzen c. 54 Mill. E.; davon
auf Nam. 34, Sam. 16, Westindien 3.y2. — Vier Menschenracen:
1. Die amerikanische R. (Rothhäute), c. 9 Mill., darunter c.
2 Mill. freier Indianer. Zwar körperlich stark u. behende, aber zu
anhaltenden Arbeiten nicht geeignet. Nur Jagd- und Fischvölker. Der
gebildetste Stamm die Ch ero tesen in Arkansas. — Die freien In-
dianer in Nam. nehmen durch Verfolgungen, Blattern, Branntwein
immer mehr ab.
2. Die mongol. R. und zwar die Eskimos auf den arktischen
Küsten und Ji.; Fischvolk; klein, roh, aber gutmüthig. — Unter den
Chinesen zeigt sich starke Auswanderungslust nach Am., und zwar
hauptsächlich nach Californien u. Costa Rica, was v. großem Werthe ist.
*) Die für den auswärtigen Handel bedeutenden flnv mit gesperrter Schrift
gesetzt.
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Extrahierte Personennamen: Francisco
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Brasilien Chinabaum Campeche Guyana Brasilien Vicuña Bisonbüffel Merico Centro Peru Bolivia Brasilien Californien England Chile Panama Brasilien Westindien Arkansas Californien
— 8 —
jetzt auf den Äckern. Sie werden zu Taneu, Bindfaden, Segeltuch
und Leinewand verarbeitet. Tas Weben geschieht teils in Fabriken,
teils besorgt es der Bauer auf seinem eigenen Webstuhl.
Obstbäume (Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen n. f. w.)
haben wir überall, aber wir könnten noch weit mehr anpflanzen.
In anderen Ländern verdient der Landmann viel mehr Geld mit
dem Obstbau als bei uns.
Beeren ob st, besonders Bickbeeren, Kronsbeeren und Wach-
holderbeeren wachsen auf unfern Bergen und in der Heide wild.
.Himbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren und Erdbeeren werden
überall in den Gärten gezogen.
3. Unsere nützlichen Haustiere.
Unsere Viehzucht ist ziemlich bedeutend, wird aber doch von
den anderen Regierungsbezirken unserer Provinz übertroffen. Am
wichtigsten ist die Schweinezucht und der Handel mit Schinken
nud Speck. 'Dann kommt die R i n d v i e h z u ch t, und in den Heide-,
Sand- und Moorgegenden die Schafzucht. Recht zahlreich sind
hier noch immer die sogenannten Heidschnncken.
Heidschnuckcn.
Tie 5) e i d s ch n n ck e ist von allen Schafarten die kleinste und
genügsamste. Ihre schwarze, braune oder graue Wolle ist hart
und zottig und nicht so wertvoll wie die Wolle anderer Schafe.
Aber deuuoch sind diese Tiere für den Bewohner des Moors und
der Heide unentbehrlich. Denn sie begnügen sich mit der mageren
Nahrung der Heide und haben zu Tausenden da noch ihr Futter, wo
andere Hausschafe nichts mehr finden. Besonders im Winter würde
der Heidebauer andere Schafe nicht ernähren können. Tas Fleisch
der Heidschnncken ist schmackhaft und wird oft weit verschickt. Der
Schäfer solcher Herden trägt meist einen großen Mantel aus Heid-
schuuckeuwolle, den er Haik nennt. Derselbe ist wasserdicht und hält
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113
worin der Branntwein erstarrt, und trennt sich von seiner grau-
sen Heimat nicht minder ungern als der Schweizer von seinen
reizenden Bergen. O welch' erhabene Harmonie der Natur, welch'
anbetungswürdige Weisheit und Macht ihres Urhebers! O der
milden Fürsorge für seinen Liebling, den Menschen! Nur durch
sie ward das Eis der Pole und der glühende Erdstrich des
Aequators für ihn bewohnbar, und nur durch sie werden dem
Grönländer die uns widrigsten, dürftigsten Speisen so wohl-
schmeckend und nahrhaft, als dem Neger oder Malaien der Sago,
der Pisang oder der köstliche Mongostan.
Doch nicht genug. Die Vorsehung sorgte auch mittelbar für
die Entwicklung des dürftigen Polarbewohners. Die vierfüßigen
Thiere und das Geflügel dieser weiten Gegend sind durch das
dichteste Haar und den weichsten Flaum gegen die Kälte geschützt.
Der Bewohner dieser Gegend, obgleich nur einer geringen künst-
lichen Wärine bedürfend, erlegt viele dieser Thiere für seine
Kleidung und andere Bedürfnisse. Aber nun landete der Euro-
päer, siedelte sich dort an und entdeckte bald in diesem Pelzwerke
einen erstaunlichen Werth, einen wichtigen Handelszweig. Schnell
weckte er in den Bewohnern den Trieb nach mehreren neuen
Bedürfnissen. Jetzt jagt dieser den Biber, den Bären, das Elen-
thier nicht mehr bloß für seinen Gebrauch, sondern zum Ein-
tausch für europäische Maaren, und so erzeugte sich ein Verkehr
des wilden Eingebornen und des gebildeten Fremdlings. Freilich
steckte dieser seinen neuen Bekannten mit den Blattern an, und
was noch trauriger war, er erregte in ihm die Lust zum Genüsse
starker Getränke. Dagegen gab er ihm die Mittel an die Hand,
sein Leben leichter und sicherer zu erhalten * *).
Nach D. Zimmer mann.
hat, belaufen sich auf 10 und mehr Grad unter Null, länger anhal-
tend auf 30" R. und darüber, wobei bereits Quecksilber und Brannt-
wein gefriert. Nach Humboldt (Grundzüge der Theorie der Isother-
men) ist der kälteste Ort auf der Erde Melvilleö Insel (unter
74° N. B.) mit einer Jahrestemperatur von — 18°,7, einer Win-
tertemperatur von — 35°,5 und einer Sommertemperatur von -j- 2°,8
Fahrenheit; der heißeste Ort Masina oder Mafsaua in Abyssinien
(am rothen Meere unter 15° N. B.) mit einer Jahrestemperatur
von -j- 31° und einer Wintertemperalur von -\- 26°,7.
*) Wenn auch uirermüdliche Missionäre zur Bclehrurrg der Po-
larvölker in diese von allen Reizen des Lebens entblößten Gegenderr
eingedrungen sind, wenn es ihnen auch gelungen ist, die geistig und
körperlich auf einer niedrigen Stufe stehenden Bewohrrer (Lappen,
8
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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236
Brandenburg bereits in Westfalen ans dem Jülich-Cleve-Berg'-
schen Nachlaß 1609 erworben hatte, des Ravensbergschen, der
Grafschaft Mark u. s. w.
Diese Erwerbung war um so werthvoller, da diese wohl-
habenden und fruchtbaren Länder sich sehr bald als treue und
ergebene Anhänger der neuen Regierung bewiesen; sie lagen
wie eine breite protestantische Zone zwischen dem katholischen
Süden und dem katholischen Norden Westfalens und schlossen
sich um so eifriger an die stärkste protestantische Macht Deutsch-
lands an.
Als militärischer Punkt wird die Stadt Minden immer
eine große Wichtigkeit haben; es deckt die Straße vom Rhein
nach der Elbe und nach Niedersachsen, gerade da, wo die Weser-
scharte jener Straße eine unabweichbare Richtung gegeben hat.
Der seit 1816 begonnene Ansbau der Festung wird die Stadt
deshalb eine wichtige Rolle spielen lassen in dem ersten Kampf,
in welchem der Westen mit den Mächten des Ostens zusammen-
ftößt. Bereits einmal erfolgte ein solcher blutiger Zusammenstoß
unter den Mauern von Minden im Jahre 1759. Herzog Ferdi-
nand von Braunschweig war es, der, am 1. August jenes Jahres
mit einem Heere von 40,000 Mann (Preußen, Hannoveraner
und Engländer) auf dem linken Weserufer von Norden herauf-
ziehend, den französischen Marschall Contades zwischen Minden
und Petershagen zu einer mörderischen Schlacht zwang, in welcher
die 85,000 Mann starken Franzosen, die Minden dazu noch
als Stutzpunkt im Rücken hatten, vollständig mit einem Verlust
von 8000 Mann geworfen wurden.
Zu den architektonischen Merkwürdigkeiten der Stadt gehört
die Weserbrücke und die alte Domkirche (katholisch). Der Dom,
wenn auch kleiner als die Kathedralen zu Münster und Pader-
born (das Innere dieser letztem macht unstreitig unter den Dom-
kirchen Westfalens den großartigsten Eindruck), ist ein imposantes
Gebäude. Der weithin sichtbare Turm, im altromanischen Stile
wahrscheinlich in den Jahren 1062—72 erbaut, ist plump und
schmucklos; ebenso sind die östlichen Theile der Kirche romanischen
Stiles, und mitten zwischen sie hinein ist das gothische Langhaus
geschoben; dieses bildet eine Hallenkirche, d. h. es hat drei Schiffe
von gleicher Höhe, mit hoch und kühn ansteigenden Kreuzgewölben;
von besonderer und ganz seltener Schönheit sind jedoch die Con-
structionen der Fenster mit bewundernswerther Mannichfaltigkeit
der Erfindung.
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Extrahierte Personennamen: August Marschall_Contades
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Westfalen Westfalens Rhein Niedersachsen Minden Petershagen Westfalens
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seine Herden austriebe, seines Herdes Rauch aufsteigen, seine ju-
belnden Hirtengesänge erschallen ließe. Da bringt er die kletternde,
meckernde, buntscheckige Ziegenherde in die mit zähen Alpenrosen-
gebüschen bedeckten Gehänge. Der auf der Weidenpfeife blasende
Hirtenbube, die hellen Glocken, welche die Rinder bis zu den
Schneefeldern hintragen, die in kühnen Sätzen über Weiden flie-
genden Füllen, denen die glänzende, spiegelglatte Stute so klug
und freundlich nachsieht, selbst der ruhige wachtsitzende Schäfer-
hund und der kläffende Spitz, der die immer offenstehende Hüt-
tenthür bewacht, und die grunzende Familie der Ferkel, die be-
haglich im Kothe des Stallreviers an der Sonne liegt, oder die
graue, spulende Katze, die auch hier noch der dem Menschen
ewig folgenden Hausmaus ihr vermeintliches Eigenthumsrecht am
Mitgenuß des säuern Brodes nachdrucksamst bestreitet — alles
ist da oben wieder ein heimisches, versöhnendes, belebendes
Element, ein Signal der sieghaften Cultur, die mit der Natur-
größe nur streitet, um sie zu veredeln. Weißt du ja doch selber,
Alpenwanderer, was für ein schwermüthiger, drückender Ton im
Herbst über diesen Felsenweiden liegt, wenn Menschen und Her-
den, Pferd und Hund und Feuer und Brod und Salz in's Thal
sich zurückgezogen, wenn du an den verlassenen und verammelten
Hütten vorübersteigst und alles immer einsamer und einsamer
wird, wie wenn der alte Geist des Gebirges den majestätischen
Mantel seines furchtbaren Ernstes über sein ganzes Revier hin-
schlüge. Kein befreundeter Athemzug weht dich meilenweit an,
kein heimischer Ton, — nur das Krächzen des hungrigen Raub-
vogels, das Pfeifen des schnell verschwindenden Murmelthieres
mischt sich in das Dröhnen der Gletscher und das monotone
Rauschen des kalten Eiswassers. Die kahl geweideten Gründe, in
denen die kleinen Gruppen der giftigen Kräuter mit frischen Gras-
kränzen, welche das Dieh nicht berührte, sich auszeichnen, haben
die letzten anmuthigen Tinten des Idylls verloren; der schwarze
Salamander und die träge Alpenkröte nehmen wieder Besitz von
den verschlammten Tränkbetten der Rinder und die verspäteten
Bergfalter schweben mit halbzerissenen und abgebleichten Flügeln
durch das Revier, aus dem die beweglichen Unken in trostlosen
Chören die sommerlichen Jodelgesänge der Hirten wie spottend
zu wiederholen scheinen.
Wenn der Mensch diese unwirtlichen und rauhen Gebiete
dem Dienste der Cultur unterwerfen will, so kann er es nur
durch seine treuen, nutzbaren Hausthiere, durch sein „liebes Vieh",
das auf den betreffenden Theil der menschlichen Gesellschaft einen
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daß vielleicht in der nächsten Provinz wegen Heuschrecken, Dürre
oder anderer Elementarereignisse Hungersnoth herrscht, und daß
'in Konstantinopel jederzeit das Brod theurer ist, als in London
zur Zeit einer Hungersnoth, und schlechter, als in den Provin-
cialstädten.
Der Holzreichthum des Landes ist sehr ungleich vertheilt.
Rumelien (die europäische Türkei) ist im allgemeinen holzreich,
und es dürfte wenige Punkte geben, wo die Bewohner gezwun-
gen sind, sich nach andern Feuerungsmaterialien umzusehen.
Ebenso bietet Rumelien hinlängliche Quantitäten von Bau- und
Nutzholz. Anatolien (die asiatische Türkei) ist nur in seinen nörd-
lichen Gegenden holzreich; diese sind aber auch so reich, daß bei
gehöriger Pflege, und wenn nur Wege und Kanäle da wären,
fast alle seefahrenden Staaten der Erde ihren Bedarf von dort
holen könnten. Außerdem hält fast die ganze Küste des nördlichen
Kleinasien vorzügliche Steinkohlenlager, und nur der Indolenz
der türkischen Regierung ist es zu verdanken, daß englische Stein-
kohlen in unermeßlichen Quantitäten nach der Türkei ausgeführt
werden. Die südliche Hälfte von Kleinasien aber und das mittlere
Hochplateau ist fast baumlos — ein Zustand, der nicht den Türken
zur Last füllt, da schon Strabo und Livius diese Gegenden als
holzlos bezeichnen. Die Wohnungen sind dort aus Stein oder
Lehm; als Feuerungsmaterial dient getrockneter Mist.
Schafe, Ziegen, Büffel sind in großer Menge vorhanden
und durchgängig von sehr guten Racen; das Rind dagegen ist
von einer elenden Race und durch den Krieg ganz unglaublich
vermindert. Ein sehr nutzbares Thier, namentlich so lange es
noch keine Chausseen und Eisenbahnen gibt, ist das Kamel,
welches in Anatolien fast unentbehrlich ist. Der Besitz eines
Kamels ist aber dem Nichtmohamedaner verboten, weil es als
ein heiliges Thier gilt.
Die Türkei hat die meisten Obst- und Gemüsesorten Euro-
pas, zum Theil in guter Qualität, zum Theil aber schlecht. Als
vorzüglich reich und schön sind Weintrauben, Melonen, Kürbiste,
Gurken, Pfirsiche, Aprikosen, Maulbeeren, Erdbeeren, ferner Kohl
aller Art, Spinat, Bohnen, Erbsen, Artischocken, Zwiebeln, Liebes-
äpfel (Tomatas), Sauerampfer anzusehen; dagegen lassen Aepfel,
Birnen und Kirschen vieles zu wünschen übrig; Kartoffeln fehlen
noch fast ganz, und Spargel gibt es gar nicht.
Die Industrie des Landes liegt sehr im argen und ist noch
fortwährend in einem kläglichen Rückschritt begriffen. Ganze In-
dustriezweige sind im Laufe der Zeit gänzlich ausgestorben, z. B.
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Extrahierte Personennamen: Strabo Livius
Extrahierte Ortsnamen: Konstantinopel London Kleinasien Kleinasien Anatolien