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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 93

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Friedrich Wilhelm I. V 2i—3. 93 25 Jahren zur Regierung kam, war ganz das Gegenteil seines Vaters: schlicht, sparsam, gläubig, eine derbe Soldatennatur, voll stürmischen Tätigkeitsdranges: Quidquid vult, vehementer vult, sagte ein Augenzeuge seines Wirkens: alles, was er will, will er heftig; Cito, cito! (schnell! schnell!) stand gewöhnlich auf seinen Schriftstücken. Vom ersten bis zum letzten Tage seiner Herrschaft schaltete er mit stürmischer Tätigkeit. Er entließ sofort die überflüssigen Diener und Beamten des Hofstaates, vorab den Zeremonienmeister; und soweit er sie beibehielt, minderte er das Gehalt auf ein Viertel; die Weinvorräte der Hofkellereien und die meisten Pferde seines Marstalls verkaufte er, das Silber wanderte in die Münze. Sein ganzes Trachten galt der inneren Stärkung seines Staates. „Ein Fürst mutz sparsam sein mit dem Gute wie mit dem Blute seiner Untertanen," sagte er; sein Sohn solle, wenn er König werde, „ein ganzes Gewölbe voll Geld finden". „Ich bin der Finanzminister und der Feldmarschall des Königs von Preußen," schrieb er, „das wird den König von Preußen erhalten." „Ich bin der Herr, und die Herren sein meine Diener." * *Detn Kaiser war er treu ergeben, ohne sein Handeln von ihm beeinflussen zu lassen: „Ich mache es so wie Wallenstein," schrieb er einmal: „wenn der eine Ordre vom Kaiser kriegte, so küßte er sie und steckte sie versiegelt ans Fenster." Auch auf ständische Verhandlungen hielt er nicht viel: er lasse, sagte er, „den Herren Junkern den Wind vom Landtag." Aber er „stabilierte die Souveränität wie einen Rocher von Bronze." Vom Ertrag seiner Domänen, den er von 1,8 aus 3,5 Millionen hob, nahm er nur 50000 Taler für sich. Schonungslos zog er auch den widerstrebenden Adel, wenigstens in Preußen und Pommern, zur Kontribution heran; für die Städte bestand die Akzise □ weiter. □ 3. Er fügte zur Steuerpflicht die Schul- und später die Wehrpflicht; auf diesen drei Pfeilern ruht bis heute der preußische wie jeder deutsche Staat. Er schaffte die grausamen Herenprozesse ab und gründete, namentlich in Ostpreußen, Tausende von Volksschulen; durch ein Gesetz zwang er jeden Vater, seine Kinder in die Schule zu schicken. Er war mit Leib und Seele Soldat, der erste Herrscher, der beständig Uniform trug, wie er es auch von Offizieren und Gemeinen verlangte.

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 95

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Friedrich Wilhelms Fürsorge für Heer und Handel. V 23—5. 95 gründete er das Potsdamer Waisenhaus; von ihm stammt der Gedanke der „Zivilversorgung" alter Unteroffiziere. Sieben Millionen Taler betrugen seine Einnahmen; über fünf davon verbrauchte er für das Heer. Ihm zuliebe gab er auch alle Kolonial-und Handelsunternehmungen auf und verkaufte die Festungen □ an der Guineaküste. lh Die Feinde spotteten, daß er das Schwert nicht ziehe. In der Tat war er nur der Waffenschmied Preußens; aber er hat das Land auch in den Künsten des Friedens stark gemacht. 4. Die Städte verloren ihre selbständige Verwaltung, die gewöhnlich von einer kleinen Anzahl vornehmer Familien ausgeübt worden war, gewiß nicht selten zu eigenem Vorteil. Der König stellte sie unter die Aufsicht seiner Steuerräte. * * Neben den Steuerräten blieben die Magistrate bestehen; nur wurde die Zahl der Stadträte vermindert, jedoch die Hälfte aus Kaufleuten und Handwerkern entnommen, dem Magistrat ein Bürgerausschuß zur Seite gestellt. Auch die Zünfte wurden überwacht, die □ Zahl der Meister freigegeben, Lehrzeit und Wanderjahre verkürzt. □ Der König vergrößerte und verschönerte die Städte durch Plätze und Anlagen; Berlin stieg bis auf 68000 Einwohner nebst 16000 Soldaten. Er beseitigte die Schindel- und Strohdächer und ordnete Wachtmannschaften an: die Anfänge der Feuerwehr. Die Städter waren im allgemeinen frei vom Kriegsdienst; sie sollten das „Bergwerk" des Volkswohlstandes ausbeuten: Gewerbe und Handel, die der König eifrig förderte. 5. Es verdroß den kerndeutschen Fürsten, daß man die „Blitz- und Schelmfranzosen" nachäffte und ihnen so viel abkaufte. Daher verteuerte er durch Eingangszölle fremdländische Erzeugnisse, namentlich Tuche, oder er verbot sie, damit das Geld im Lande bleibe. Er untersagte, fremde Stoffe zu tragen: wer buntgedruckte Kattune trug, die man im Lande noch nicht herstellen konnte, wurde mit Geldstrafe, ja mit dem Halseisen bedroht. Er ließ die Webereien und ihre Erzeugnisse nach bestimmten Vorschriften streng überwachen, und bald wurden z. B. die blauen Tuche von Berlin bis nach Italien und Spanien verschickt; in dies „Berliner Blau" kleidete er sein Fußvolk, wie er überhaupt die Bekleidung seines Heeres nur aus einheimischen Stoffen herstellen ließ. * *(£r verbot aufs strengste die Ausfuhr von Wolle: „Wer nur

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 41

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Wallenstein. Iii 2s—3s. 41 Da war denn dem Kaiser das Erbieten eines tschechischen Edelmanns willkommen, für ihn eine „Armada" von 15000 Mann zu Fuß und 5000 Reitern auf eigene Rosten ins Feld zu stellen. 2. Albrecht von Wallen st ein war nach dem Tode seiner protestantischen Eltern von den Jesuiten erzogen worden. * * Seine Eltern hatten der Brüdergemeinde angehört, einem Nachwuchs der hussitischen Partei. Er selbst bezog die Nürnbergische Universität Altdorf, wäre aber wegen leichtfertiger Streiche beinahe ausgewiesen (relegiert) worden. Darauf studierte er in Padua und Bolo- □ gna, wo er sich die feinen Sitten der spanischen Gesellschaft aneignete. □ Dann focht er unter Kaiser Matthias und Erzherzog Ferdinand gegen Türken und Venezianer. Zu dem großen mährischen Grundbesitz, den seine erste Gemahlin ihm zugebracht, kaufte er um einen Spottpreis über sechzig Landgüter, die in Böhmen eingezogen worden waren; der Kaiser erhob ihn zurrt Herzog von Friedland. Die ungeheuern Einkünfte seiner Besitzungen verwendete er nun zur Schaffung eines Heeres; die Verpflegung bürdete er nach Mansfelds Vorbilde den Ländern auf, durch welche die „Kriegsfurie" hinzog. Wallenstein war tschechischer Abkunft, fühlte aber als Deutscher; seine Güter bewirtschaftete er ausschließlich mit deutschen Beamten. Obgleich zum Katholizismus übergetreten („Konvertit"), baute er den Evangelischen in seiner Hauptstadt Eitschin eine Kirche. Sein religiöses Leben drehte sich um die Sterne, wie das vieler Gebildeten jener Zeit. Oft hatten Große, wie Kaiser Rudolf ü., Papst Pius V., ihre Hofastrologen, die ihnen die „Nativität", das „Horoskop" stellen, den Stand der Gestirne bei ihrer Geburt und zu anderen Zeitpunkten berechnen mußten; Kepler hat von diesen Arbeiten gelebt. * *Es war allgemeine Sitte, daß die Fürsten Aufrichtung und Unterhalt der Regimenter, deren sie bedurften, dem Oberfeldherrn überließen und dieser sie seinen Generalen und Obersten übertrug: die Kriegführung war ein großes Gelbgeschäft, das reichlich lohnte. So warb auch Wallenstein angewiesen, daß er „teils selbst das Gelt hierzu bargebe, teils oermugliche Obristen, welche von dem Ihrigen etwas zuzusetzen, bestellen möchte". 3. Die Lage des Kaisers war gefährlich genug. Die Ungarn hatten den Siebenbürger Fürsten Be thlen Gabor (Gabriel Bathory)

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 43

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Das Reftitutionscdikl. Wallensteins Sturz. Iii 33—41. 43 des Geistlichen Vorbehalts, „das Endurteil in einem nunmehr über ein Jahrhundert geführten großen Prozeß". In Württemberg z. B. mußten die Klöster mit all ihrem reichen Besitz wiederhergestellt werden; zu Tausenden flüchteten die protestantischen Einwohner in die Schweiz. Die beiden „restituierten" Erzbistümer und sechs Bistümer verlieh der Kaiser einem seiner Söhne. 5. Die Macht des Kaisers aber erschien den deutschen Fürsten, namentlich Maximilian, längst als eine Gefahr für ihre „Libertät". Daher zwangen sie Ferdinand, den Feldhauptmann zu entlassen, dem er seine Machtstellung verdankte. * * Gewiß lastete Wallensteins Kriegführung schwer auf den Ländern : er forderte nicht nur, wie die andern, Quartier und Nahrung, sondern auch das zur Löhnung nötige Geld; die Mittel dazu mußten die einheimischen Behörden selbst durch wöchentliche Kontributionen (Soldatensteuer, „Kommiß") aufbringen. Aber der wahre Grund zu Wallensteins Sturz war die ungeheure Machterweiterung, die der Kaiser dem „heroischen Valor" und dem Feldherrngeist des Friedländers verdankte. Dadurch fühlten sich die deutschen Fürsten und nicht minder Frankreich und der Papst beunruhigt wie in Karls V. Tagen. Als daher der Kaiser auf dem Regensburger Fürstentag die Erwählung seines ältesten Sohnes zum Deutschen König anregte, forderten die Fürsten im Einverständnis mit Richelieu und dem Papste, daß vorher der Feldhauptmann entlassen werde. Der Kaiser gab nach; die Königstoahl aber wurde trotzdem verschoben. Wallenstein fügte sich ohne ein Zeichen des Unmuts dem 23e* □ fehl seines Kaisers. □ 4. Gustav Adolf und der Schwedenkrieg. * *1. Gustav Wasa, der Sprößling des alten schwedischen Königshauses der Folkunger, hatte sein Vaterland von der Herrschaft der Dänen befreit und die Reformation eingeführt; die Kirchen- 15*23 güter wurden eingezogen und in Staatsbesitz (Domänen) umgewandelt. Sein zweiter Sohn jedoch trat wieder zur katholischen Kirche über, und dessen Sohn Sie gm und wurde zum König von Polen gewählt. Die Krone Schwedens aber übertrugen die Stände Gustavs jüngstem Sohne, dem protestantischen Karl Ix. Der Polenkönig

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 111

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Friedrich Ii. und die Landwirtschaft. V 55—8. 111 7. Wie Karl der Große, gestaltete er seine Hausgüter (Domänen) zu Musterwirtschaften. * *Die Domänen bedeckten mit Einschluß der Forsten ein Viertel des Bodens der Monarchie. Den Domänenpächtern gewährte der König gern (Erleichterungen: er nahm Neubauten und Ausbesserungen auf seine Kasse, den Fiskus, drang aber auf einfache und gediegene Arbeit: „Es mutz nicht von Karten gebauet werden und so, daß es der Wind umschmeißet; also erneuere ich die ordere, Ehrliche □ Mauer oder Zimmermeisters zu solchen Bau zu (Emplojiren/'D Durch Vorschriften und eigene Versuche bürgerte er unablässig neue Nutzpflanzen ein: Luzernklee und Esparsette, Waid und Rüben; zur Anpflanzung der Kartoffeln mußte man die Bauern vielfach zwingen; der Hopfenbau lieferte schließlich allen Bedarf der preußischen Brauereien. * * Durch Fehlschläge ließ er sich in der Einbürgerung von Nutzpflanzen nicht irre machen; Rübenpflanzungen überwachte er persönlich. Von den Schwierigkeiten, die sich bei der Einführung der Kartoffel in den pommerischen Dörfern ergaben, weiß Nettelbeck zu erzählen; sogar die kurmärkische Kammer, die oberste Finanzbehörde der Mark, befürchtete eine Hungersnot, wenn das Saatland □ für Korn beschränkt würde. □ Friedrich legte das Oderbruch trocken, ein Werk, das Friedrich Wilhelm I. wegen der großen Kosten zurückgelegt hatte mit dem Vermerk: „Für meinen Sohn Friedrich." Unter der Leitung eines holländischen Wasserbaumeisters dämmten Arbeiten und Soldaten die Oder durch starke Deiche ein und entwässerten durch Kanäle die Niederungen. „Ohne Schwertstreich habe ich eine Provinz erobert!" sagte er voll Freude. Aus dem neuen Gelände siedelte er Pfälzer, Schwaben, schwedische Pommern und österreichische Protestanten an. Damit für ausländische, namentlich Kolonialwaren, kein Geld aus dem Lande gehe, förderte er mit schweren Opfern Anlegung und Betrieb von Zucker-, Samt- und Seidenfabriken. Wollspinnereien und Strumpfwirkereien hatten schon die Hugenotten eingerichtet, die Leinwandweberei verbreitete sich von Schlesien und der Grafschaft Ravensberg (Bielefeld) aus in den Marken und in Pommern. * 8. *In den Kleinstaaten hielt man es für große Regierungsweisheit, den Handel zu hemmen und die Landstraßen verfallen zu lassen, damit Wagner und Schmiede, Wirte und Wundärzte zu

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 96

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
96 Preußen und Österreich. einen Stein von einheimischer Wolle auszuführen sich untersteht, soll den Galgen verdient haben." Die schlesische Leinwand schlug den englischen Wettbewerb in England und Holland, in Spanien und D Westindien, m 6. Er erblickte im Staat nicht sein persönliches Eigentum wie die andern Fürsten; er betrachtete es als seine königliche Gewissenspflicht, sein Volk „soviel nur mensch und möglich" zu „konservieren", es so wohlhabend zu machen, daß die Abgaben es nicht drückten. Sein „Generaldirektorium", in dem er sich selbst den Vorsitz vorbehielt, verteilte die Steuern nach Maßgabe des Vermögens auf alle Untertanen; sein eigener Hofhalt sollte nicht akzisefrei sein. Er milderte die Fronlast und schützte die Bauern vor Mißhandlung: ein König der Bettler, wie die Franzosen spotteten. Er machte das Havelländische Luch urbar. An der Landwirtschaft hatte er selbst seine Freude; rastlos bereiste er die Provinzen und beaufsichtigte den Anbau seiner Domänen, den Verkauf des Holzes aus seinen Forsten wie des Salzes und der kohlen aus seinen Bergwerken. In den wachsenden Städten fand der Landmann Absatz für sein 5torn, für das der König einen Mindest- und einen Höchstpreis festsetzte. In guten Jahren kaufte er Kornvorräte ein, um sie in teuern Zeiten billig abzulassen; so hat er, so später sein Sohn der Hungersnot vorgebeugt. Fleißige Hände suchte er immer ins Land zu ziehen: „je mehr Menschen, desto lieber!" sagte er. „Menschen halte ich für den größten Reichtum." Aber er bestimmte: „Bei Leib- und Lebensstrafe keine Polen, sondern lauter deutsche Leute!" * * Menschen suchte er auch für seine Städte zu gewinnen. „Handwerker von allen Professionen": Bankiers, ftommerzianien, Handelsleute, Künstler, Manufaduriers, Tuchmacher, Strumpfweber, Stricker, Metallarbeiter, Knopfmacher, Hutmacher, Seifensieder, Bürstenbinder: □ alle lud er ins Land. □ 7. In dem von der Pest entvölkerten Ostpreußen siedelte er Scharen von Einwanderern an; er zahlte ihnen die Reise durch seine Lande und gab ihnen Häuser und Ackergeräte. 15000 protestantische Bauern, die der Erzbischof von Salzburg auswies, nahm er unter seinen Schutz und verpflanzte sie an die Memel. * *Die Salzburger Protestanten hatten dem Erzbischof Firmiern mutig ihren Glauben bekannt. Da mußten sie in harter Winterszeit ihre Heimat verlassen. Der König nahm sie als seine

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 49

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Bernhard von Weimar. Iii 52—61. 49 hundert Jahren mit den Türken. Nach dem Prager Frieden erklärte □ es offen den Krieg an Spanien, führte ihn aber in Deutschland.^ An der Spitze eines Heeres, das in französischem Solde stand, führte Bernhard den Krieg gegen den Kaiser. Aber der Herzog wußte dabei die Würde des deutschen Fürsten zu wahren: bedeckten Hauptes stand er vor König Ludwig Xiii.; zur Zerstückelung seines Vaterlandes hätte er nie die Hand geboten. Unter den Feldherren jener schlimmen Jahre war er allein fromm, uneigennützig, nüchtern; das war der Segen seiner Mutter. Auch seine Krieger waren Gesindel: „wenn der Teufel Sold ausschreibt," sagt ein Zeitgenosse, „so fleugt und schneit es zu wie die Fliegen in dem Sommer." Aber der Zauber seines Wesens hob sie empor. Sie verhungerten lieber, als daß sie den Feldherrn verließen, den sie in dunklem Harnisch, kenntlich nur durch die rote Schärpe und den schmucklosen Helmbusch über den wehenden Locken, auf seinem Rapphengst allemal an die gefährlichste Stelle sprengen sahen. Auf dem glänzend behaupteten Schlachtfeld bei Rheinfelden (unweit Basel) sangen sie das Lutherlied: „Ein feste Burg ist unser Gott." 6. Das Höchste leisteten sie bei der Belagerung Breisachs. Es war der schrecklichste Vorgang im ganzen Kriege. Zwei Monate lang trotzte die Stadt der Hungersnot, auf Entsatz hoffend, den Bernhard stets zurückschlug. Ein Ei kostete fünf, eine Ratte einen Gülden; mit Diamantringen zahlte man „ein klein Schüsselein voll Sauerkraut"; man kochte teuer erstandene Pferdehufe und buk Brot von Heublumen und Nutzschalen. * *Wie Wallenstein wollte sich auch Herzog Bernhard ein eigenes Land erobern. Zuerst faßte er die fränkischen Bistümer Bamberg und Würzburg ins Auge, dann das Elsaß mit andern oberrheinischen Landstrichen; Breisach sollte seine Hauptstadt werden, wurde aber □ seine vorläufige Grabstätte. □ Bald nach dem Falle der noch nie bezwungenen Rheinfeste erlag Bernhards zartgebauter Leib im 35. Lebensjahr den Mühsalen und Kümmernissen: ein Held, „auf Erd nicht meinesgleichen", ließ ihn ein Volkslied aussprechen. 6. Der Westfälische Friede. * *1. Zuletzt mangelte allen kriegführenden Mächten trotz aller Verschlechterung der Münze das Geld, um die Soldaten zu löhnen. Jetzt Keller, Geschichte. Ausgabe L. Teil Iii. 4

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 63

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Deutschlands Not nach dem Großen Krieg. Iv 35—4*. 63 düng zu erwerben: sie bezogen die Hochschule, wo sie den Zweikampf einbürgerten. 2. Mit den ausgedienten Soldaten wetteiferte der verarmte Adel, die „Krippenreiter", in wüstem, räuberischem Stegreifleben: sie beraubten die Bauern oder legten sich ihnen truppweise mit Rossen und Knappen in die Häuser, bis in Küche, Stall uns Scheune alle Vorräte aufgezehrt waren. Goldgräber und Goldmacher, Wunderdoktoren und Teufelsbeschwörer nährten sich vom Aberglauben, der im Kriegselend gedieh, trotz der hohen Blüte, die in der Reformationszeit die Naturwissenschaften erreicht hatten. Die Richter ließen sich bestechen, mitunter von beiden Parteien: „selten fällt in einen offenen Beutel ein schlimmes Urteil", lautete ein Sprichwort. Aber mit Eifer folterte und verbrannte man angebliche Heren; erfolglos erhoben Männer wie der Jesuit Friedrich Spee, der sich am Bett eines Pestkranken den Tod holte, gegen den Wahnwitz die Stimme der Menschlichkeit. 3. Die Bauern gerieten in Schulden und kamen um Hab und Gut. Ihr Viehbestand war vernichtet; da sich niemand um die Erhaltung der Dämme kümmerte, wurden die Felder durch Überschwemmungen verwüstet; ihre Früchte konnten sie schwer auf den Markt bringen, weil die Landstraßen zerfallen waren; in den entvölkerten Städten fanden sich wenige Käufer, die Geld übrig hatten. Arbeitskräfte waren selten und teuer; man sagte, niemand sei reich als die ganz Armen, die hohe Löhne, reichliche Nahrung erhielten und keine Steuern zu zahlen hatten. Vielfach, namentlich im Norden, wurden die Bauern leibeigen, da die Landesherren dem Adel die Polizei und die niedere Gerichtsbarkeit überließen. Überall waren sie zu Fronden und Treiberdiensten verpflichtet und hatten schwere Abgaben zu entrichten. In Süddeutschland begann die Auswanderung nach Amerika. 4. Auf das Gewerbe drückte nicht minder schwer der Mangel an Arbeitskräften und Kapital, außerdem die Einfuhr englischer und holländischer Waren; die Zollschranken, mit denen sich jeder Staat umgab, lähmten den Handel; Augsburg zählte im 16. Jahrhundert 6000, im 17. nur noch 500 Weber. Der Bergbau lag ganz darnieder. Die Zünfte verknöcherten: die einzige Sorge der Meister war, die Kundschaft auszubeuten, durch Fernhaltung fremden und durch Beseitigung einheimischen Wettbewerbs ihr Einkommen zu sichern oder zu erhöhen.

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 110

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
110 Preußen und Österreich. standen dem Gericht des Gutsherrn, dem das Züchtigungsrecht und ein Vorzugsanspruch auf Taglöhnerarbeit der Bauernkinder (der „Hofjungen" und „Hofdirnen") zukam; in der Kurmark und in Pommern gab es zu Friedrichs Zeit doppelt so viel ritterliche als □ königliche Dörfer. D Die Zahl der Frontage schwankte in den verschiedenen Landesteilen von zweien im Jahr bis zu vieren in der Woche. Der König ermäßigte die Fronden und strafte das Schlagen von Bauern und Gesinde mit halbjähriger Festungshaft. Ein Domänenpächter hatte seinen Vertrag verwirkt, wenn ihm nachgewiesen wurde, daß er gegen seine Unterpächter ein „eigennütziger Bauernplacker" gewesen sei; die Frau eines Generals, dem der Mollwitzer Sieg zum guten Teil zu danken war, wurde wegen Mißhandlung des Gesindes zu sechsjähriger Einsperrung verurteilt, eine Strafe, die Friedrich gerade wegen der Stellung der schuldigen Gräfin noch verschärfte. * *Äein Wunder, daß die Armen und Bedrängten voll Vertrauens auf seine Gerechtigkeit und Milde zu ihm aufblickten. — Als er in das neuererbte Ostfriesland einzog, errichteten auch die Fischweiber in Emden ihren Triumphbogen und schmückten ihn mit getrockneten Fischen und Inschriften; am Eingangstor las man: O Roning! groot van Macht, Van Goedheit, van Verstand, Meer Vader in ons Hart, Als Koning van ons Land. Für die Landwirte errichtete er Kreditvereine, Banken und Darlehenskassen, die unter königlicher Aufsicht standen; sie sollten dem Wucher entgegenarbeiten und zur sicheren Verwahrung der Mündet- □ gelber dienen. □ 6. Auch gegen Feuersgefahr traf er Vorsorge: bei seinen Reisen bezeichnete er baufällige Häuser; er erließ eine Feuerlöschordnung, stellte zur Leitung der Löschanstalten „Feuerbürgermeister" an und errichtete Versicherungen auf Gegenseitigkeit. Bei Unglücksfällen war seine Hand stets geöffnet, und er war sehr ungnädig, wenn die Kammer die Rückzahlung gespendeter Beträge forderte. Dank nahm er nicht an. Die Abordnung einer schlesischen Stadt, die er nach verheerender Feuersbrunst mit großen Summen unterstützt hatte, wies er ab: „Ihr braucht mir nicht zu danken, denn davor bin ich da."

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 123

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Der Fürstenbund. „Peuplierung" und Monopol. V 75—8. 123 Groschen, so machte der König große Einkäufe für seine Magazine und steigerte dadurch die Preise. Wie in der Stadt der Steuerrat, war in den Landkreisen der Landrat das Organ der Verwaltung. Er hatte die Polizei zu handhaben, die Steuern angemessen zu verteilen („umzulegen", daher „Umlage"), Einquartierungen zuzuweisen, Straßen und Wege anzulegen und auszubessern. 7. Die Oder war durch Friedrich ein ganz preußischer Strom geworden. Nun gedachte er sie zur Hauptverkehrsader, Berlin zum Haupthandelsplatz für ein geschlossenes, einheitliches Wirtschaftsgebiet auszugestalten, das aus Brandenburg und Pommern, aus dem Magdeburgischen und Halberstädtischen und schließlich auch aus Ost- und Westpreußen bestehen sollte. Innerhalb dieses Bereiches wurden die Zölle aufgehoben oder ermäßigt: welch ein bedeutender Fortschritt z.b. im Vergleich zum Handel auf dem Rhein: von Straßburg bis zur holländischen Grenze gab es dreißig, zwischen Bingen und Koblenz allein, wo eine Umgehung auf der Landstraße untunlich war, neun Zollstätten; da sie auf beiden Ufern lagen, mußten die Schiffe, um den Zoll zu entrichten, beständig kreuzen, bei der Bergfahrt die Schleppferde immer wieder übergesetzt werden. Um die Staatseinnahmen zu erhöhen, machte Friedrich die Herstellung von Rauch- und Schnupftabak zu einem ausschließlich staatlichen Unternehmen („Monopol"); er legte auf den Kaffee einen hohen Eingangszoll, nahm nach französischem Muster das Kaffeebrennen in Staatsbetrieb („Regie") und ließ es durch französische Beamte überwachen. Im Ärger über die „Kaffeeschnüffler" haben die Berliner ihren König mit der Kaffeemühle im Schloß abgebildet, und er ließ das Spottbild niedriger hängen. Den Kaffee hielt Friedrich für eine „Delikatesse": er wünschte, „daß nicht alle Maurer, Mägde und dergleichen von ihrer Hände Arbeit sich nährende Personen Cos fee trinken sollten". „Seine Majestät sind Höchstselbst in Dero Jugend mit Biersuppe erzogen . .. Das ist viel gesunder als der Coffee." 8. Seinem redlichen Willen, den Schwachen beizustehn, entsprangen mitunter grausame Härten und sogar Ungerechtigkeiten. Auf den Bericht eines von ihm abgesandten Obersten schenkte er nicht dem Berliner Kammergericht Glauben, sondern dem verschuldeten Züllichauer Müller Arnold, als er versicherte, seinem Mühlenbetriebe
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