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1. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 20

1897 - Leipzig : Hirt
20 konnte sich eines Lchelns nicht erwehren, als er den Knaben so furchtlos und stolz sah. Im Gesprch erfuhr er, da Klein Roland, der entrstet die Bezeichnung Buerin fr seine Mutter abgelehnt und sie fr eine vornehme Dame erklrt hatte, der einzige Diener derselben sei. Da das Wams des Knabens aus verschiedenfarbigem Tuche zusammengestckt war, bemerkte scherzend der König, die Dame zeige einen merkwrdigen Geschmack in der Livree ihres Dieners. Doch auch dieser Spott setzte Roland nicht in Ver-legenheit. Treuherzig erzhlte er, wie er im Ringkampfe acht Gespielen besiegt habe, und wie jeder von den berwundenen ihm ein Stck Tuch als Siegeslohn gebracht htte. Immer heiterer wurden die Mienen des Knigs; er hatte seine herzliche Freude an diesem Knaben, der seine Armut mit so stolzer Wrde verteidigte. Er wollte die Mutter kennen lernen, die ihn so trefflich erzogen hatte. Darum befahl er einigen Rittern und Hofdamen, die Knigin der Bettler", wie er sich ausdrckte, vor ihn zu bringen. Klein Roland mute als Fhrer dienen; aber er verga nicht, den goldenen Becher, den er noch immer in der Hand hielt, fr seine Mutter mitzunehmen. Wie erschrak aber König Karl, als eine bleiche, abgehrmte Frauen-gestalt, in der er seine Schwester Bertha erkannte, vor ihm erschien! Noch einmal loderte der Grimm gegen die Ungehorsame in ihm auf, und schchtern sank ihm Frau Bertha zu Fen, mit stummer Bitte um Vergebung flehend. Freudig begrte dagegen Roland in dem gtigen Herrscher den eigenen Oheim. Da regte sich in Karls Herzen die Gromut, und der Mutter Rolands verzieh er den Fehltritt der Schwester. Frau Bertha aber versprach, tief gerhrt durch die Gnade des Knigs, den Knaben zu einem wackeren, des Bruders wrdigen Beschtzer des Vaterlandes zu erziehen. 2. Roland Schildtrger. Die Nachricht, da Milon von Anglante ertrunken sei, erwies sich als falsch. Er kehrte zu Gattin und Sohn zurck, und da König Karl der Schwester verziehen hatte, so wurde auch ihr Ge-mahl wieder zu Gnaden angenommen. Bald glnzte er unter den Helden, die am Hofe lebten, durch Tapferkeit. Einst schickte der König seine Recken aus, um einen Riesen aufzusuchen, der ein wunderbares, sonnenhaftes Kleinod in seinem Schilde tragen sollte. Als Roland von der Heerfahrt hrte, bat er den Vater so lange, ihn mit-zunehmen, bis dieser sich dazu entschlo, seinen Sohn trotz seiner Jugend als Knappen und Schildtrger zu verwenden. Vergeblich schweiften die Helden getrennt von einander im Walde der Ardennen umher: der Riese

2. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 41

1897 - Leipzig : Hirt
41 Kopfe der Gattin Stanffachers, Gertrud, die im Hause ihres Vaters, des weisen Jberg, den Gesprchen der Männer der die Geschichte, die Rechte, die Angelegenheiten des Landes gelauscht hatte, war schon lngst, seit der oben erwhnten Drohung Gelers, der Gedanke entstanden, da man eine Verbindung der drei Waldsttte zur Abschttelung des unertrglichen Joches herstellen sollte. Sie kam damit den Absichten ihres Mannes entgegen, der bisher nur deshalb nicht zur Ausfhrung geschritten war, weil er sich die Folgen des Milingens vorgestellt hatte: da wre Weib und Kind vor der Rache Gelers nicht sicher gewesen. Als er aber seine Gattin entschlossen fand, alles, selbst den Tod auf sich zu nehmen, um nur aus diesen Zu-stnden herauszukommen, da zauderte er nicht lnger, sondern begab sich nach Uri, wo ihm in Altorf ein lterer, durch Besonnenheit und Vaterlands-liebe ausgezeichneter Freund lebte, Walther Fürst. Unvermutet traf er dort auch Arnold Melchthal, der hier eine sichere Zufluchtssttte gefunden hatte. Die drei Männer, gewissermaen die Ver-treter der drei Waldsttte, beschlossen: mit je zehn Gefhrten auf einer ver-borgenen Waldwiese in der Nhe des Sees, dem Rtli", bei Nachtzeit zusammenzukommen und der die Befreiung des Landes zu beraten. In einer.novembernacht (1307) fand die Zusammenkunft statt; als diese 33 herzhaften Männer, durch die Gefahr der Zeit zu der innigsten Freundschaft vereinigt, bei einander waren, frchteten sie sich nicht vor König Albrecht und nicht vor der Macht von sterreich. Sie streckten die Hnde gen Himmel und schwuren*), einander nicht zu verlassen, die Freiheit zu behaupten, aber, wenn mglich, kein Blut zu vergieen. Am Neujahrstage knnte man sich, ohne Verdacht zu erregen, in grerer Zahl aus den Burgen ein-finden; da sollte die Vertreibung der Vgte versucht werden. 4. Gleich als ob Geler geahnt htte, wie es im Volke ghrte, beschlo er. den Gehorsam auf seltsam bermtige Weise zu prfen. Auf dem Marktplatze in Altorf errichtete er eine Stange, befestigte an ihr einen Hut und gebot, jeder Vorbergehende solle dies Zeichen der landesvterlichen Gewalt gren, wie den Landvogt selbst. Er stellte Wachen auf. welche die Ungehorsamen zu verhaften hatten. *) Der Dichter Schiller hat diesen Schwur in folgende Worte gefat: Wir wollen sein ein einzig Volk von Brdern, In keiner Not uns trennen und Gefahr. Wir wollen frei sein, wie die Vter waren, Eher den Tod, als in der Knechtschaft leben. Wir wollen trauen auf den hchsten Gott Und uns nicht frchten vor der Macht der Menschen."

3. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 69

1897 - Leipzig : Hirt
69 20. Wilhelm L, König von Preußen (186188), Deutscher Kaiser (187188). 1. Als die Knigin Luise noch lebte, hatte sie einmal in einem Briefe ihrem Vater alle ihre Kinder vorgefhrt. Der Kronprinz ist voller Leben und Geist. Er hat vorzgliche Talente; er ist wahr in allen seinen Em-pfindnngen und Worten: das Groe und Gute zieht seinen Sinn an." Dieses Urteil der Mutter bewhrte wohl der Sohn; aber als er (1840) nach dem Tode des Vaters zur Regierung kam, zeigte es sich, da er kein Feldherr sei, und einen solchen brauchten Preußen und Deutschland, wenn sie geeinigt und mchtig werden sollten. Was ihm fehlte, besa sein jngerer Bruder Wilhelm, den die Mutter schon einfach, bieder und verstndig" genannt hatte. Von frher Jugend an war die Neigung bei ihm sichtbar, sich zum Soldaten auszubilden. Als 17jhriger Jngling hatte er bereits groe Todesverachtung be-wiesen. Mitten in einer Schlacht auf franzsischem Boden (1814) hatte ihn der Vater, der ein russisches Regiment furchtbar unter den feindlichen Kugeln leiden sah, abgeschickt, den Namen der tapferen Abteilung festzustellen. Die Erscheinung des mutigen Knigssohnes begeisterte die wankenden Krieger zu neuen Anstrengungen, und sie warfen den Feind. Mittlerweile hatte Prinz Wilhelm kaltbltig die Toten und Verwundeten gezhlt und erfllte seinen Auftrag zur grten Zufriedenheit des Vaters. Nach eingetretenem Frieden eignete er sich mit redlichstem Fleie die Strkung und Abhrtung des Krpers sowie die Kenntnisse an, welche ein Heerfhrer braucht. Er wuchs zu einem schnen stattlichen Manne heran, der bald als das Muster eines ritterlichen Fürsten galt. So gewann er die Zuneigung der geistvollen Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar und in ihr eine Lebensgefhrtin, die sein Haus zum Mittelpunkt eines regen geistigen Verkehrs machte. 2. Diese anmutige Prinzessin war in der Heimat der Liebling des Dichterfrsten Goethe gewesen, der von ihr gesagt hatte: Sie darf mitreden; denn sie hat etwas gelernt." Auf einer ihrer Wanderungen traf sie einmal im Walde ein armes Mdchen, dem mde die Augen zugefallen und der angefangene Strickstrumpf entglitten war. Aufgeweckt durch das raschelnde Laub, griff weinend die kleine Schlferin nach der Arbeit und erzhlte der Unbekannten, da der Vater Waldhter und die Mutter sehr streng sei; sie werde wohl wegen der versumten Zeit Schlge, aber kein Abendbrot

4. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 70

1897 - Leipzig : Hirt
70 erhalten. Wie eine Fee im Mrchen nahm die Prinzessin den Strumpf auf, und er wuchs zusehends unter ihren flinken Hnden. Inzwischen er-zhlte die zutraulich gewordene Kleine, der Vater sei zu arm, um sie in die Schule zu schicken, und sie mchte doch so gern lernen. Prinze Augusta bezahlte selbst das Schulgeld fr ihren Schtzling; bald erschien sie bei der Lehrerin, um sich zu berzeugen, ob das Kind auch Fortschritte mache. Dabei fand sie die greise Mutter der Lehrerin auf hartem Holzschemel; die alte Frau wollte sich erfurchtsvoll erheben; das litt aber die edle Frstentochter nicht; sie drngte sanft die Greisin auf ihren Sitz zurck. Nach einiger Zeit aber kam ein weicher Lehnstuhl fr das Mtterchen an, und der Waldhter erhielt das Geld fr den weiteren Unterricht der Tochter. 3. Mit dieser klugen und gefhlvollen Gemahlin erzog Prinz Wilhelm seine beiden Kinder, den Prinzen Friedrich Wilhelm und die Prinze Luise auf das sorgfltigste. Die Mutter wohnte fat immer den Lehrstunden bei und lernte noch mit den Kindern. Sie ging ihnen mit dem Muster steter, ernster Beschftigung voran. 4. Auch Prinz Wilhelm war unermdlich thtig fr das Heerwesen, das ihm sein Bruder, König Friedrich Wilhelm Iv., vollstndig anvertraute. Da dieser unheilbar erkrankte, trat er (1858) als Prinzregent und, nachdem der Bruder (1861) gestorben war, als König an die Spitze Preuens. Er zhlte schon 64 Jahre, als er den Thron bestieg; er glaubte wohl selbst nicht, da es ihm noch beschieden sein wrde, groe Thaten zu vollbringen. Aber mit der ihm eigenen Pflichttreue unterlie er nicht, das Heer, auf dem von jeher die Gre Preuens beruht hatte, zu verstrken und zu ver-bessern. Wie nur selten ein Fürst, besa er die Gabe, die tchtigsten Männer zur Durchfhrung seiner Plne zu finden und an sich zu fesseln. So wurde Otto von Bismarck, ein kluger und thatkrftiger Staats-mann, der gleich Friedrich dem Groen Preußen anstatt sterreichs an die Spitze Deutschlands bringen wollte, mit der Leitung der auswrtigen An-gelegenheiten betraut; Kriegsminister wurde der General von Roon, welcher das Schwert zum Kampfe schrfte, wahrend der General von Moltke die Plne zum Kriege entwarf. Unter den Prinzen des Kniglichen Hauses fanden sich zwei tchtige Heerfhrer: der Kronprinz und Prinz Friedrich Karl. Im Jahre 1864 ntigte der bermut Dnemarks, welches die alten deutschen Grenzlnder Schleswig und Holstein sich einverleiben wollte, zu einem Kriege, der durch die Erstrmung der Dppeler Schanzen und den

5. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 55

1897 - Leipzig : Hirt
55 hngenden nrdlichen Provinzen der Niederlande (das jetzige Knigreich Holland) einen Aufstand und errangen nach einem hartnckigen Kampfe ihre Unabhngigkeit. 16. Wassenstein. 1. Albrecht von Wallenstein stammte aus dem niederen Adel Bhmens. Seine Eltern waren evangelisch, starben aber frhzeitig. Von Kindesbeinen an zeigte der Knabe nur Sinn fr das Soldatenwesen und zog sich bald den Beinamen Der Tolle" zu. Ein Oheim schickte ihn zu den Jesuiten auf die Schule, diese bekehrten ihn zur katholischen Lehre. Dann ging der junge Edelmann auf die Universitt; aber die Bcher fesselten ihn nicht; er griff lieber zum Schwerte. Dadurch konnte er hoch kommen in der Welt; das war sein leidenschaftliches Streben. 2. Bald zeichnete er sich als tapferer und verstndiger Kriegsmann aus; das erwarb ihm die Gunst einer beraus reichen Witwe, Lncrezia Nekyssowa von Landeck, und, obwohl lter als er, vermhlte sie sich mit ihm. Nach ihrem bald eintretenden Tode verfgte nun Wallenstein seine Gemahlin war die letzte ihrer Familie gewesen frei der gewaltige Geldmittel. Er verschleuderte sie nicht, aber er verstand sie klug zu verwenden. Fr den jungen Erzherzog Ferdinand von Steiermark warb er 200 Dragoner an und unterhielt sie auf eigene Kosten. Auch machte er sich im ganzen Heere beliebt. Tglich hielt er an seiner Tafel viele Offiziere frei und sorgte fr seine Soldaten beinahe mehr wie fr sich selbst. So kam er bei dem Erzherzog in groe Gunst. 3. In die hchsten Kreise fhrte ihn eine zweite Vermhlung: mit der Grfin Jsabella von Harrach, der Tochter eines bei Ferdinand sehr ein-flureichen Rates. Es war eine glckliche Ehe. Wallenstein war ein zrt-Itcher Gatte, und Jsabella erwiderte seine Neigung; eine Tochter verband die Gatten noch inniger. 4. Die Zeit, in der Wallenstein lebte, war ganz dazu angethan, einen hochstrebenden thatkrftigen Kriegsmann emporzutragen. Es tobte seit 1618 der Krieg, welcher 30 Jahre lang die Fluren Deutschlands verheeren und unsgliche Leiden der unser Vaterland bringen sollte. Da wurden tchtige Offiziere begehrt, zumal wenn sie es verstan-den, Soldaten um sich zu versammeln und an sich zu fesseln. Das war bei Wallenstein der Fall. Er verhalf dem Erzherzog Ferdinand wesentlich dazu, König von Bhmen und Kaiser von Deutschland zu werden. 5. Die Bhmen hatten sich der Herrschaft Ferdinands entzogen und

6. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 75

1897 - Leipzig : Hirt
75 Eine franzsische Frau, in deren Hause er lange sein Quartier auf-geschlagen hatte, erzhlte, da er sich nicht wie der Herrscher, sondern stets wie ein Gast benommen habe. Ich werde", schrieb sie an eine Freundin, nie die Bescheidenheit vergessen, mit der er zu bitten pflegte, wenn er etwas brauchte, wie er um Entschuldigung bat, wenn er uns bemhte oder frchtete, unbequem zu sein." Am Abend vor Weihnachten kam eine groe Kiste von Berlin fr den Kronprinzen an, und da lud er seine Wirtin und ihre Familie ein, vom Weihnachtskuchen zu kosten. Diesen Kuchen", sagte er, hat meine Frau gebacken, und Sie mssen ihn durchaus kosten." Dann sprach er der das Weihnachtsfest zu Hause in seinem glcklichen Heim und bersetzte Stellen aus den Briefen der Kronprinzessin und der beiden ltesten Kinder. Sein Lieblingswunsch, ein deutsches Kaiserreich erstehen zu sehen, ging in Erfllung. Er huldigte am 18. Januar 1871 als vornehmster Unter-than dem neuen Kaiser zuerst. Das Werk, zu dem er soviel beigetragen hatte, war ausgefhrt. 6. Der Sieger in vielen Schlachten kehrte gern zu seiner Friedens-arbeit zurck. Er schmckte Berlin mit Werken der Kunst, prchtigen Bauten, vermehrte die Sammlungen seiner Vorfahren und machte seinen Palast zum Mittelpunkt der Knstler und Gelehrten. Untersttzt wurde er dabei trefflich von seiner Gemahlin, die, selbst knstlerisch thtig, feinstes Verstnd-nis dafr besa. 7. Glckliche Tage verlebte er in Potsdam, wenn er mit seiner Familie dem Zwange der Hauptstadt entronnen war. Gern besuchte der leutselige Fürst die Dorfschule seines Gutes Bornstdt. Da machte es ihm gelegent-lieh groe Freude, die Stelle des Lehrers einzunehmen und Fragen an die Kinder zu stellen. Wie ein freundlicher Gutsherr sammelte er zu Weihnachten alle Angehrigen des Gutes um sich und verteilte selbst die Geschenke. 8. In dieser Stille entwarf er Plne fr seine sptere Regierung. Er wollte Preußen und Deutschland in friedlicher Entwickelung zu neuen Ehren führen; von seiner Regierung sollte einst gesagt werden, sie sei dem Volke wohlthtig, dem Lande ntzlich, dem Reiche ein Segen gewesen. Aber ehe ihm die Krone zufiel, erkrankte er. Niemand hegte eine ernste Besorgnis bei den ersten Anfngen seiner Krankheit, die zu unbedeutend erschien, als da sie dieser reckenhaften Erscheinung gefhrlich werden knnte. Doch der Zustand verschlimmerte sich mehr und mehr; nicht der Aufenthalt im sonnigen Italien, nicht die sorgsamste Pflege, nicht rztliche Kunst ver-mochten den Leiden, die der Kranke mit seltener Geduld und Selbstber-

7. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 78

1897 - Leipzig : Hirt
78 zugewendet, und hrt nicht, da die Thre aufgeht und einige Personen eintreten. Erst als eine mnnliche Stimme ihr zuruft.- Liebe Frau, die Prinze Wilhelm ist hier, um sich persnlich nach Ihnen zu erkundigen," fhrt sie herum und verliert fast die Besinnung bei dem unerwarteten Besuche. Aber die hohe Frau spricht so gtig ihr zu, da sie ihr bald ihre Lage schildern kann. Nun wurde fr ihre Pflege gesorgt, und sie wurde gerettet. 4. Reicher entwickelte sich noch das Familienleben, als die jungen Prinzen (der Kronprinz Wilhelm, Prinz Eitel-Friedrich, Prinz Adalbert, Prinz August Wilhelm, Prinz Oskar. Prinz Joachim) geboren waren. Der Vater wie die Mutter widmete sich mit Eingebung den elterlichen Pflichten und kannten kein hheres Glck, als mit den Kindern zusammen zu sein. Als zu den sechs Brdern noch eine Tochter hinzukam, nannte sie bedeutungsvoll der Vater: Viktoria Luise. Dieser Name er-innerte an seine Gemahlin und seine Mutter, sowie zugleich an die unvergeliche Knigin Luise. 5. Die Geburt der ltesten Prinzen hatte noch Kaiser Wilhelm I. erlebt. Voll hoher Freude hatte er ausgerufen, als er den ltesten Urenkel im Arme hielt: Hurra, vier Könige! Spter bildeten die Besuche seiner Urenkel das ganze Entzcken des greisen Herrschers. Wenn sie in sein Arbeitszimmer strmten und einer den andern berholen wollte, um zuerst dem Urgrovater die Hand zu kssen, muten sie sich daran hatte sie der Vater schon frh gewhnt - der Reihe nach aufstellen. Dann wurde jeder nach seinem Namen, seinem Alter und seinem Geburtstage gefragt. Regelmig hie es dann: Warum habt Ihr denn Euern jngsten Bruder nicht mitgebracht? Nicht wahr, Ihr seid ihm gewi wieder zu schnell fortgelaufen?" Groe Heiterkeit und endlich, kaum vernehmbar: Aber Urgrovater, der kann ja noch nicht laufen!" - Ja so, das hatte ich ver-gefsen; und da wolltet Ihr wohl nicht warten, bis er's gelernt hat?" Nein, nein, nein, aber er kommt auch bald." Nachdem jeder ein kleines Geschenk erhalten hatte, tollten sie wieder davon; denn das litt der Urgro-Vater trotz aller Liebe nicht, da sie in seinem Zimmer spielten; mit der Ordnung wre es dann bald vorbei gewesen. Auch der Vater hielt streng auf Ordnung. Einmal gingen die kleinen Prinzen im Schlohofe, wo an dem Thore eine Schildwache stand, spazieren. Es machte ihnen unendlich viel Vergngen, da der Soldat vor ihnen prsentierte. Nun richteten sie es so ein, da sie bei ihrem Auf- und Abwandeln stets an der Schildwache vorber kamen. So mute der Posten

8. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 24

1897 - Leipzig : Hirt
24 schsischen Städte diesen Ursprung an, z. B. Merseburg (hier schlug Heinrich I. 933 die Ungarn) und Quedlinburg (wo der König samt seiner Gemahlin bestattet wurde). 2. Ihm folgte (936) sein Sohn Otto I. Der Vater hatte ihn noch bei Lebzeiten zum Nachfolger ausgewhlt, weil er der Tchtigste unter seinen Shnen war. Daraus entwickelten sich aber blutige Kmpfe. Der ltere Bruder Thankmar wie der jngere Heinrich trachteten nicht nur nach der Krone, sondern sogar nach dem Leben des Knigs, bis jener im Aufruhr erschlagen wurde, diesen aber die Mutter Mathilde, welche all dies Elend erlebte, zur Unterwerfung bewog. Auch den starren Sinn des knig-lichen Sohnes wute diese edle Frau zur Vershnung zu stimmen. 3. Und doch war dies noch nicht das grte Leid fr Otto I., da die Brder sich gegen ihn emprten. Er war jung vermhlt worden mit einer Frstentochter aus England Editha; aus dieser glcklichen Ehe stammte ein Sohn Ludolf, der in allem das Abbild des Vaters zu werden versprach. Da starb die Mutter eines vorzeitigen Todes. So tief Otto das geliebte Weib betrauerte, mancherlei Verhltnisse zwangen ihn zu einer zweiten Ehe. 4. Schon Heinrich I. hatte in seinen letzten Lebensjahren den Gedanken gehabt, mit Deutschland, das durch ihn geordnet und mchtig geworden war, Italien zu verbinden, Rom zu erobern und sich die Kaiserkrone auf-zusetzen, wie Karl der Groe es gethan hatte. Diesen Plan des Vaters, dessen Ausfhrung durch den Tod verhindert worden war, nahm jetzt Otto I. auf. Bald kam auch aus Italien eine Botschaft, die jedem Zaudern ein Ende machte. 5. Im nrdlichen Italien (Lombardei) wurde die jung verwitwete Knigin Adelheid von einem Fürsten bedrngt, der um ihrer Krone willen sie mit seinem Sohne vermhlen wollte. Als die Frstin von dem auf-gedrungenen Freier nichts wissen mochte, wurde sie gefangen genommen und in einen dsteren Kerker am Gardasee geworfen. Aber von hier aus gelang es ihr, durch einen treuen Boten die Hilfe des deutschen Knigs anzurufen. Nicht vergebens: Otto, ohnehin entschlossen, auf den Wegen Karls des Groen zu wandeln, htte hochsinnig, wie er war, der Bitte einer schtz-losen Frau sich nicht entzogen. So sammelte er denn ein Heer, und voraus schickte er seinen schon ziemlich herangewachsenen Sohn Ludolf, den er bereits mit der Verwaltung des Herzogtums Schwaben betraut hatte. Doch dieser war noch zu jugendlich-nnbedacht, um etwas auszurichten. Erst Otto selbst befreite Adelheid und gewann die anmutige, hochgebildete

9. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 29

1897 - Leipzig : Hirt
29 Als er sein Ende nahe fhlte, lie er den Papst Viktor Ii., seinen Freund, zu sich kommen, und unter dessen Segen gab er (1056) auf der Pfalz Bodfeld im Harz seinen Geist auf, erst 39 Jahre alt. In einer gleichzeitigen Chronik heit es: Jenes Jahr war entsetzlich und brachte vielen untrstlichen Kummer. Denn während das Reich in Ruhe und Frieden blhte, warf Gott, erzrnt der unsere Snden, den Kaiser mit schwerer Krankheit darnieder. Als ihm das Ende des Lebens herannahte, da bekannte er vor dem Papste in Gegenwart vieler anderer Priester seine Snden, empfahl allen seinen Sohn Heinrich, und dann, durch die heilige Wegzehrung gestrkt, verlie er seine menschliche Hlle und betrat, wie wir glauben, im Kleide der Unsterblichkeit den Vorhof des himmlischen Reiches." 2. Heinrich Iv. war beim Tode seines Vaters sechs Jahre alt. Seine Mutter Agnes stammte aus Frankreich und vermochte nicht, sich in die deutschen Verhltnisse einzuleben. Die Groen des Reiches trotzten ihr mancherlei Zugestndnisse ab, ohne doch dafr dankbar und treu sie zu untersttzen. So entfhrte ein schwbischer Graf, Rudolf von Rheinfelden, die Tochter der Kaiserin aus dem Kloster, dem sie zur Erziehung bergeben worden war; er zwang sie, sich mit ihm zu vermhlen, und der Mutter blieb nichts brig, als dem Ruber auch noch die Herzogswrde von Schwaben zu verleihen. Ermutigt durch diesen kecken Streich, verbanden sich mehrere Fürsten (darunter besonders der Erzbischof Hanno von Kln) dazu, der schwachen Kaiserin auch noch den 12 jhrigen Thronerben zu rauben. Als Agnes in Kaiserswerth am Rhein Hof hielt, kam Hanno mit einem prchtigen, neuen Schiffe dorthin. Er lud Heinrich ein, dasselbe zu besichtigen. Arglos folgte der Knabe; doch kaum hatte er es betreten, so fuhren die Ruderer ab, und Heinrich war gefangen. Mutig strzte er sich in die Fluten, um schwim-mend das Ufer zu erreichen, wo viel Volks, jammernd der die Tcke der Verschworenen, ratlos zuschaute. Aber die gewaltige Strmung htte ihn fortgerissen, wenn nicht Graf Ekbert von Braunschweig ihm nachgesprungen wre und ihn auf das Schiff zurckgebracht htte. So blieb Heinrich in der Gewalt des Erzbischofs; denn die Mutter that nichts zur Befreiung des Sohnes; sie beschrnkte sich auf Klagen und Thrnen; als diese nichts fruchteten, zog sie sich in ein Kloster zurck und entsagte der Welt. 3. Die Zuneigung seines Zglings vermochte sich Hanno nicht zu er-werben; er war ein strenger, finsterer Mann, der durch Hrte den liebe-bedrftigen Knaben zurckstie, so gut er es auch meinte, wenn er den Ver-wohnten in mnnliche Zucht nahm und zu einem tchtigen Herrscher heran-bilden wollte. Bald wurde ihm von den brigen Fürsten, die auf seine

10. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 19

1897 - Leipzig : Hirt
19 zeigte sich eben als ein Herrscher, der den Beinamen der Groe" verdient, weil er die Vergangenheit richtig wrdigte, die Gegenwart beherrschte und fr die Zukunft neue Bahnen wies. Hochbetagt starb Karl und wurde in seiner Lieblingsstadt Aachen be-stattet. Auf dem Thronsessel sitzend, bekleidet mit den Abzeichen seiner Wrdeso war er noch in der Gruft das Abbild eines unsterblichen Herrschers. 6. Motand. 1. Klein Roland. Karl der Groe hatte eine Schwester, Namens Bertha. Diese wollte er an einen Fürsten verheiraten; aber sie gehorchte ihm nicht; denn sie liebte einen Ritter, Milon von Anglante; mit diesem vermhlte sie sich heimlich, und darber wurde ihr Bruder so zornig, da er sie verstie. Einige Jahre hatte sie glcklich mit ihrem Gemahl ge-lebt; da mute Milon einen Kriegszug antreten, von dem er nicht wieder zurckkehrte. Nun geriet Frau Bertha in groe Not; zu ihrem Bruder konnte sie ihre Zuflucht nicht nehmen, ihr Gatte war, wie man ihr gemeldet hatte, von der Meeresflut verschlungen worden: so war der einzige Trost ihr kleiner Sohn Roland, der trotz Mangel und Entbehrungen krftig heranwuchs und alle Altersgenossen an Strke bertraf. Er wurde bald die Sttze der Mutter, indem er milde Gaben fr sie einsammelte. Einmal kam er zum Palaste des Knigs; da hatte jedermann Zutritt. Die Volksmenge durfte zuschauen, wenn der Herrscher mit seinem Gefolge bei der Tafel sa und speiste, und wenn Snger und Harfenspieler mit ihren Weisen das Herz des Fürsten erfreuten. Da ging kein Armer leer aus; sie erhielten von des Knigs Tische ihre Almosen. Milde blickte das sonst so durchdringende Auge des Herrschers der die Schar der Bedrftigen hin: da drngte sich ein sonderbar gekleideter Knabe keck durch alle hindurch, erstieg die Stufen des Saales, trat durch die offene Thr gerade vor den König hin und ergriff eine Schssel mit Speisen; gleich als sei es sein gutes Recht, trug er sie von dannen. Karl erstaunte, doch sagte er nichts; deshalb wehrte auch keiner von den Dienern dem kleinen Ruber. Nach kurzer Zeit kehrte Roland zurck und war im Begriff, den Becher des Knigs fortzunehmen. Wohin damit, du kecker Wicht?" herrschte ihn der König an. Offen und unerschrocken stand ihm Roland Rede: er bringe seiner Mutter Speise und Trank; fr sie gezieme sich das Beste, Karl, eben noch ergrimmt der die Dreistigkeit des kleinen Burschen, 2*
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