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1. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 6

1897 - Leipzig : Hirt
6 Aber in Armins Seele stand der Entschlu fest, das nicht zuzugeben. Ohne List freilich war nichts auszurichten. Er verkehrte viel mit Varus und brachte es dahin, da dieser aus seinem festen Lager aufbrechen mute, um durch den unwegsamen Teutoburger Wald gegen ein entfernteres Volk, das sich emprt hatte, zu ziehen. Scheinbar als Bundesgenosse begleitete Armin den rmischen Feldherrn. Pltzlich aber fiel er mit seinen Scharen der die Rmer her und ttete nach verzweifeltem Widerstande die meisten. Glcklich noch, wem ein schneller Tod hinweghalf der den Ausbruch wilden Hasses unter den Deutschen; denn die lebend gefangen genommenen Rmer wurden entweder unter Martern gettet oder muten zeitlebens in drcken-der Knechtschaft arbeiten. Nur wenige Reiter entkamen, um die Kunde von der groen Nieder-lge an den Rhein zu bringen. Schrecken und Bestrzung verbreiteten sich bis in die Hauptstadt, so da der Kaiser Augustus frchtete, die Deutschen wrden ihn vom Throne strzen. Doch Armin begngte sich damit, Deutsch-land bis zum Rhein befreit zu haben. (9 n. Chr.) 3. Ihn nahmen bald andere Sorgen in Anspruch. In der Heimat fand er Feinde genug zu bekmpfen. Segest war und blieb der Freund der Rmer. Er verweigerte dem Armin seine Tochter Thusnelda, die dieser zur Gattin begehrte. Als nun trotzdem die Liebenden sich vermhlten, rief er einen andern rmischen Heerfhrer herbei, Germanikus, (diesen Namen erhielt er wegen seiner Kmpfe gegen die Deutschen, welche die Rmer Germanen nannten) und lieferte ihm die Tochter aus, um dem ver-haten Schwiegersohne eine recht tiefe Wunde zu schlagen. Thusnelda wurde nach Italien geschleppt und hat weder das Vaterland noch ihren Gatten je wiedergesehen; ihr Sohn Thumelikus starb in jungen Jahren eines elenden Todes. 4. Armin mute sich aus seinem tiefen Leid aufraffen, als die Rmer von neuem einfielen. Es gelang ihm nur schwer, die ntigen Streitkrfte zur Zurckdrngung des Feindes zusammenzubringen. Diente doch sein eigener Bruder Flavus (der Blonde: so nannten ihn die Rmer) im feindlichen Heere. Als Armin hrte, da der Bruder ihm gegenberstehe, ritt er bis an den Flu er stand gerade an der Weser und forderte ihn zu einer Unterredung auf. Als Flavus am andern User erschien, bemerkte Armin, da er durch den Verlust eines Auges entstellt sei. Auf die Frage, woher dies rhre, nannte Flavus die Schlacht, in der er es verloren; er erwhnte die Erhhung seines Soldes, die Ordensketten, die andern Ehren, die er

2. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 37

1897 - Leipzig : Hirt
37 kein Richter da war, Frevelthaten zu bestrafen. Dieser Zustand (Zwischen-reich oder Interregnum genannt) dauerte beinahe 20 Jahre. Schwer litten darunter besonders die Geistlichen, welche nicht Gewalt mit Gewalt ver-gelten sollten. 2. Da rief der Erzbischof von Mainz die zur Wahl berechtigten Fürsten zusammen und schlug ihnen vor, den Grafen Rudolf von Habsburg zum Könige zu kren (whlen). Es war ein kluger Vorschlag. Htte er einem mchtigen Herzoge die Krone verschaffen wollen, so wrden sich die anderen Groen gestrubt haben, zuzustimmen, aus Furcht, da der neue König mit starker Hand ihnen die Vorrechte bestreiten wrde, die sie sich allgemach angeeignet hatten. Das schien bei dem schlichten Grafen von Habsburg, der nur kleine Besitzungen um seine Stammburg in der Schweiz hatte, ausgeschlossen. Aber wenn er auch durch seine Hausmacht nicht einflureich werden konnte, so brgte doch seine Tapferkeit und Gottesfurcht dafr, da er dem Unrecht und den Gewaltthaten steuern und der Gerechtigkeit wieder zu An-sehen verhelfen werde. Diese Eigenschaften kannte der Erzbischof aus eigener Erfahrung. Er hatte einst nach Rom zum Papste ziehen mssen und gefrchtet, er werde auf dem Wege der die Alpen ausgeplndert werden. Da hatte ihn Graf Rudolf, der am Fue des Gebirges (bei Zrich) die Habsburg besa, mit groer Umsicht ungefhrdet hinber geleitet und ebenso tapfer auf dem Rckwege geschirmt. In der Umgebung des Erzbischofs war ein Priester, der einen schnen Zug von der Gottesfurcht Rudolfs zu erzählen wute. Er war einmal in frheren Jahren, als er in der Schweiz Seelsorger war, zu einem Sterben-den gerufen worden, um ihm das heilige Abendmahl zu reichen; da war er an einen reienden Wildbach gekommen, der alle Brcken und Stege weg-gerissen hatte; eben hatte er sich angeschickt, die Schuhe abzulegen, um das Wasser zu durchwaten, als der Graf Rudolf herangesprengt kam, der mit seinem Knappen auf die Jagd geritten war. Als er die Absicht des Priesters erfuhr, setzte er ihn sogleich auf sein eigenes Ro, damit jener gewissenhaft seine Pflicht erfllen knnte. Das Pferd aber, das die geweihte Hostie, den Leib des Herrn, getragen habe, nahm er, als der Priester es am folgen-den Morgen zurckbrachte, nicht wieder an, sondern bestimmte, da es fortan der Kirche gehren solle. Rudolf lag eben gegen den Bischof von Basel zu Felde, als sein Schwager, der Burggraf von Nrnberg Friedrich Iii. (aus dem Hause Hohen-

3. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 40

1897 - Leipzig : Hirt
40 Schwyz, Unterwalden und Lnzern sich nnterthnig machen wollte. Sie sollten nicht mehr den jedesmaligen deutschen König, sondern den Herzog von sterreich als ihren Herrn anerkennen. Es war ein Mibrauch seiner kaiserlichen Wrde, da er diese Lande, die zum Reiche gehrten, zu Habs-burgischem Hausbesitz machen wollte. Es gelang ihm zunchst nur, die Brger von Luzern zur Unterwerfung zu bringen. Die Bauern der drei anderen Waldsttte mochten ihre alte Freiheit nicht preisgeben. Ergrimmt versuchte nun Albrecht sie dadurch zu zwingen, da er Landvgte wie es ihm als König zustand in ihr Gebiet schickte, die sie bedrcken und qulen sollten; er hoffte, sie wrden durch die im Namen des Knigs ausgebten Gewaltttigkeiten mrbe ge-macht werden und sich nach einem Schutze umsehen. Diesen gedachte er als Herzog von sterreich ihnen zu bieten. Er wollte ihnen eben die Ein-richtungen des Reiches verleiden und zeigen, da sie unter habsbnrgischer Herrschaft viel glcklicher sein wrden. 2. Zu Vgten hatte er Geler von Bruneck und Beringer von Landen-berg ernannt, zwei herrische und gewissenlose Männer, die sich mit Sldnern umgaben, Burgen erbauten und schon bei geringen Veranlassungen schwere Strafen verhngten. Gerade die angesehensten Männer suchten sie zu ver-derben. Einst ritt Geler vor dem neuerbauten Hause Werner Staussachers, eines begterten Landmannes im Kanton Schwyz, vorber. Hochmtig fragte er nach dem Besitzer und rief diesem drohend zu: Ich will nicht, da die Bauern Huser bauen ohne meine Bewilligung, will auch nicht, da Ihr so frei lebt, als ob Ihr selbst Herren wret; ich werde mich unter-stehen, es Euch zu wehren." Landenberg lie in Unterwalden wegen einer geringfgigen Ursache einem Bauern Heinrich von der Halden, (nach seinem Wohnsitz Melchthal" genannt), die beiden besten Ochsen vom Pfluge wegnehmen und ihm sagen: wenn die Bauern Brot haben wollten, sollten sie sich selbst vor den Pflug spannen. Der heibltige Sohn Heinrichs, Namens Arnold, wollte sich dies nicht gefallen lassen, sondern schlug den Knecht des Vogtes mit dem Stock so heftig, da er ihm einen Finger zerbrach. Darber mute er fliehen, wollte er nicht fr immer eingekerkert werden. Der Vogt schumte vor Wut, da ihm der Schuldige entgangen war; er lie den greisen Vater desselben holen, befragte ihn nach dem Aufenthaltsorte des Sohnes, und als dieser der Wahrheit gem versicherte, er wisse nichts von Arnold, lie er ihm beide Augen ausstechen. 3. Nun war die Geduld der Schweizer erschpft. In dem klugen

4. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 45

1897 - Leipzig : Hirt
45 seiner nunmehrigen Stellung das groe Opfer gebracht, die Rechte seiner Familie der die Stadt Nrnberg zu verkaufen; mit dem Erls hatte er eine frnkische Ritterschar ausgerstet, die ihm helfen sollte, in Brandenburg An-sehen zu gewinnen. Mit seinen Rittern und mrkischen Brgern trat er den Pommern im Gefecht am Kremmer Damm entgegen und schlug sie zurck. Trotz dieser Probe seiner Kraft und Tchtigkeit, trotz aller Langmut und freundlichen Entgegenkommens vermochte er die Qnitzows nicht zu gewinnen. Da entschlo er sich (1414), ihren Widerstand mit Gewalt zu brechen. Sie fhlten sich in ihren festen Burgen Friesack und Plaue ganz sicher. Aber Friedrich lieh sich ein schweres Geschtz, angeblich die faule Grete" genannt, weil es so langsam fortzubringen war; mit diesem scho er die dicken Mauern, hinter denen sich die Quitzows bargen, zusammen. Er zwang die Feinde, zu flchten, und nach einigen Jahren muten sich selbst diese hartnckigen Gegner dem beharrlichen und klugen Fürsten unter-werfen. Fr die Mark Brandenburg bedeutete die Besiegung der Raubritter den Anfang einer neuen Zeit. Denn Sigismund erhob nun den bisherigen Statthalter zum Kurfrsten von Brandenburg (1415). So kam das Haus der Hohenzollern in den Besitz desjenigen Landes, dessen zhe Bevlkerung sich eignete, der Kern eines groen Reiches zu werden. 3. Leider konnte Friedrich auch als Kurfürst (nunmehr Friedrich I.) sich nicht ganz dem Wohle seiner Unterthanen widmen. Ost berief ihn der Kaiser ins Reich als Staatsmann wie als Feldherrn. Zum Glck besa Friedrich eine ebenso schne wie einsichtige Gemahlin Elisabeth (von den Mrkern mit Vorliebe die schne Else" genannt). Wenn er nun nicht im Lande bleiben konnte, setzte er diese zur Statthalterin ein, und sie regierte tchtig, ganz im Sinne ihres Gemahls. Bald wuchs auch der lteste Sohn Johann soweit heran, da er den Vater vertreten konnte. So erklrt es sich, da der Kurfürst in seinen letzten Lebensjahren mehr in seiner frnkischen Heimat als in der Mark verweilte. Es fiel eben diesem aus den Lndern am Main stammenden Geschlechte schwer, sich an die Mark und ihre wenig gebildeten Bewohner zu gewhnen. Aber die Pflicht hatte schon diesem ersten Hohenzollern hher gestanden als seine Neigung. Seine stets erprobte Tchtigkeit bewahrte ihn doch nicht vor der Un-gnade Sigismunds; sonst wrden schon damals die Hohenzollern zur hchsten Machtstellung in Deutschland emporgestiegen sein. Denn Sigismund hatte nur eine Tochter; wre das Verhltnis zwischen ihm und dem Kurfrsten

5. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 69

1897 - Leipzig : Hirt
69 20. Wilhelm L, König von Preußen (186188), Deutscher Kaiser (187188). 1. Als die Knigin Luise noch lebte, hatte sie einmal in einem Briefe ihrem Vater alle ihre Kinder vorgefhrt. Der Kronprinz ist voller Leben und Geist. Er hat vorzgliche Talente; er ist wahr in allen seinen Em-pfindnngen und Worten: das Groe und Gute zieht seinen Sinn an." Dieses Urteil der Mutter bewhrte wohl der Sohn; aber als er (1840) nach dem Tode des Vaters zur Regierung kam, zeigte es sich, da er kein Feldherr sei, und einen solchen brauchten Preußen und Deutschland, wenn sie geeinigt und mchtig werden sollten. Was ihm fehlte, besa sein jngerer Bruder Wilhelm, den die Mutter schon einfach, bieder und verstndig" genannt hatte. Von frher Jugend an war die Neigung bei ihm sichtbar, sich zum Soldaten auszubilden. Als 17jhriger Jngling hatte er bereits groe Todesverachtung be-wiesen. Mitten in einer Schlacht auf franzsischem Boden (1814) hatte ihn der Vater, der ein russisches Regiment furchtbar unter den feindlichen Kugeln leiden sah, abgeschickt, den Namen der tapferen Abteilung festzustellen. Die Erscheinung des mutigen Knigssohnes begeisterte die wankenden Krieger zu neuen Anstrengungen, und sie warfen den Feind. Mittlerweile hatte Prinz Wilhelm kaltbltig die Toten und Verwundeten gezhlt und erfllte seinen Auftrag zur grten Zufriedenheit des Vaters. Nach eingetretenem Frieden eignete er sich mit redlichstem Fleie die Strkung und Abhrtung des Krpers sowie die Kenntnisse an, welche ein Heerfhrer braucht. Er wuchs zu einem schnen stattlichen Manne heran, der bald als das Muster eines ritterlichen Fürsten galt. So gewann er die Zuneigung der geistvollen Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar und in ihr eine Lebensgefhrtin, die sein Haus zum Mittelpunkt eines regen geistigen Verkehrs machte. 2. Diese anmutige Prinzessin war in der Heimat der Liebling des Dichterfrsten Goethe gewesen, der von ihr gesagt hatte: Sie darf mitreden; denn sie hat etwas gelernt." Auf einer ihrer Wanderungen traf sie einmal im Walde ein armes Mdchen, dem mde die Augen zugefallen und der angefangene Strickstrumpf entglitten war. Aufgeweckt durch das raschelnde Laub, griff weinend die kleine Schlferin nach der Arbeit und erzhlte der Unbekannten, da der Vater Waldhter und die Mutter sehr streng sei; sie werde wohl wegen der versumten Zeit Schlge, aber kein Abendbrot

6. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 79

1897 - Leipzig : Hirt
79 pflichtschuldig immerfort prsentieren. Dies bemerkte verwundert Prinz Wilhelm. Sofort lie er die Shne zu sich kommen und bestrafte sie selbst nach einer eindringlichen Belehrung. 6. Mit 29 Jahren wurde Prinz Wilhelm der Nachfolger seines Vaters. Man hatte wohl gefrchtet, er werde bei seiner Vorliebe fr das Heer eine kriegerische Regierung führen. Aber das war eine Tuschung. Gleich nach der Thronbesteigung erklrte der junge Kaiser, da er im Vertrauen auf Gott und auf die Wehrhaftigkeit unseres Volkes die Zuversicht hege, das, was unter der Leitung seiner beiden Vorgnger durch Kampf gewonnen worden sei, in friedlicher Arbeit zu behaupten und zu befestigen. So lie er sich angelegen sein, durch persnliche Besuche freundliche Beziehungen zu allen Herrschern Europas zu gewinnen. Ganz besonders ist es aber sein Bestreben, der Not der arbeitenden Klassen zu steuern, wie es sein Grovater schon angefangen hatte. 7. Groen Wert legt Kaiser Wilhelm Ii. auf die Verstrkung der Seemacht, nicht nur um die Ksten des Vaterlandes zu schtzen, sondern auch um fr Deutschland in fremden Erdteilen Besitzungen zu gewinnen und damit nachzuholen, was lange versumt worden war. Eine Herzens-frende war es ihm, da er die alte deutsche Insel Helgoland von England, das diesen wichtigen Sttzpunkt in der Zeit Napoleons I. sich angeeignet hatte, durch Vertrag zurckgewann. Ebenso wichtig war es, da durch einen groartigen Kanal eine sichere und ungestrte Verbindung zwischen der Ost-und Nordsee hergestellt wurde. Er erhielt den bedeutungsvollen Namen Kais er-Wilh elm-Kanal." Mit seiner frommen Gemahlin vereint sorgt er dafr, da dem deutschen Volke die Religion erhalten bleibe; mit starker Hand hlt er die Ordnung aufrecht und giebt das Beispiel unerschtterlicher Pflichttreue. Gott erhalte und schtze den Kaiser und König Wilhelm Ii.

7. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 24

1897 - Leipzig : Hirt
24 schsischen Städte diesen Ursprung an, z. B. Merseburg (hier schlug Heinrich I. 933 die Ungarn) und Quedlinburg (wo der König samt seiner Gemahlin bestattet wurde). 2. Ihm folgte (936) sein Sohn Otto I. Der Vater hatte ihn noch bei Lebzeiten zum Nachfolger ausgewhlt, weil er der Tchtigste unter seinen Shnen war. Daraus entwickelten sich aber blutige Kmpfe. Der ltere Bruder Thankmar wie der jngere Heinrich trachteten nicht nur nach der Krone, sondern sogar nach dem Leben des Knigs, bis jener im Aufruhr erschlagen wurde, diesen aber die Mutter Mathilde, welche all dies Elend erlebte, zur Unterwerfung bewog. Auch den starren Sinn des knig-lichen Sohnes wute diese edle Frau zur Vershnung zu stimmen. 3. Und doch war dies noch nicht das grte Leid fr Otto I., da die Brder sich gegen ihn emprten. Er war jung vermhlt worden mit einer Frstentochter aus England Editha; aus dieser glcklichen Ehe stammte ein Sohn Ludolf, der in allem das Abbild des Vaters zu werden versprach. Da starb die Mutter eines vorzeitigen Todes. So tief Otto das geliebte Weib betrauerte, mancherlei Verhltnisse zwangen ihn zu einer zweiten Ehe. 4. Schon Heinrich I. hatte in seinen letzten Lebensjahren den Gedanken gehabt, mit Deutschland, das durch ihn geordnet und mchtig geworden war, Italien zu verbinden, Rom zu erobern und sich die Kaiserkrone auf-zusetzen, wie Karl der Groe es gethan hatte. Diesen Plan des Vaters, dessen Ausfhrung durch den Tod verhindert worden war, nahm jetzt Otto I. auf. Bald kam auch aus Italien eine Botschaft, die jedem Zaudern ein Ende machte. 5. Im nrdlichen Italien (Lombardei) wurde die jung verwitwete Knigin Adelheid von einem Fürsten bedrngt, der um ihrer Krone willen sie mit seinem Sohne vermhlen wollte. Als die Frstin von dem auf-gedrungenen Freier nichts wissen mochte, wurde sie gefangen genommen und in einen dsteren Kerker am Gardasee geworfen. Aber von hier aus gelang es ihr, durch einen treuen Boten die Hilfe des deutschen Knigs anzurufen. Nicht vergebens: Otto, ohnehin entschlossen, auf den Wegen Karls des Groen zu wandeln, htte hochsinnig, wie er war, der Bitte einer schtz-losen Frau sich nicht entzogen. So sammelte er denn ein Heer, und voraus schickte er seinen schon ziemlich herangewachsenen Sohn Ludolf, den er bereits mit der Verwaltung des Herzogtums Schwaben betraut hatte. Doch dieser war noch zu jugendlich-nnbedacht, um etwas auszurichten. Erst Otto selbst befreite Adelheid und gewann die anmutige, hochgebildete

8. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 26

1897 - Leipzig : Hirt
26 Wie er nun das Brot eben zerbrach, ging da mit seinem Stabe vorber des Kaisers Truchse, welcher die Aufsicht der die Tafel hatte; der schlug zornig den Knaben aufs Haupt, so hart, da ihm Haar und Haupt blutig ward. Der Knabe fiel nieder und weinte heie Thrneu. Das ersah eiu auserwhlter Held, Heinrich von Kempten, der war mit dem Herzogssohne aus Schwaben gekommen als dessen Zuchtmeister; heftig verdro es ihn, da man den zarten Knaben so unbarmherzig geschlagen hatte, und er fuhr den Truchse mit harten Worten an. Jener sagte, da er kraft seines Amtes aller Ungebhr am Hofe mit seinem Stabe wehren drfe. Da nahm Herr Heinrich einen Knttel und spaltete des Truchsesfen Schdel, da der Mann tot zu Boden sank. Unterdessen hatten die Fürsten Gott gedient und gesungen und kehrten zurck; da sah der Kaiser den blutigen Boden, fragte und vernahm, was sich zugetragen hatte. Heinrich von Kempten wurde auf der Stelle vorgefordert, und Otto, von tobendem Zorn entbrannt, rief: Da mein Truchse hier er-schlagen liegt, schwre ich an Euch zu rchen, bei meinem Barte!" Als Heinrich diesen Eid hrte und sah, da es sein Leben galt, sate er sich, sprang schnell ans den Kaiser los und ergriff ihn bei dem langen roten Barte. Damit schwang er ihn pltzlich auf die Tafel, da die kaiserliche Krone von Ottos Haupte in den Saal fiel, und zckte als die Fürsten, den Kaiser von diesem wtenden Menschen zu befreien, herzusprangen sein Schwert, indem er laut ausrief: Keiner rhre mich an, oder der Kaiser liegt tot hier!" Alle traten zurck, Otto, mit groer Not, winkte es ihnen zu; der unverzagte Heinrich aber sprach: Kaiser, wollt Ihr das Leben haben, so gebt mir Sicher-heit, da ich mein Leben behalte." Der Kaiser, der das Schwert an seiner Kehle fitzen sah, hob alsbald die Finger in die Hhe und gelobte dem Ritter bei kaiserlichen Ehren, da ihm das Leben geschenkt sein solle. Heinrich lie, sobald er diese Gewiheit hatte, den roten Bart los und den Kaiser ausstehen. Dieser setzte sich aber unverweilt auf den kniglichen Stuhl, strich sich den Bart und redete in diesen Worten: Ritter, Leib und Leben habe ich Euch zugesagt; damit geht Eurer Wege; htet Euch aber, mir wieder vor die Augen zu kommen! Ihr seid mir zu ungefge zum Hosgesinde, und mein Bart soll nicht wieder unter Euer Schermesser kommen." Da nahm Heinrich von allen Rittern und Bekannten Abschied und zog gen Schwaben auf seine Gter; da lebte er einsam und ehrbar. Danach der 10 Jahre begab es sich, da Kaiser Otto einen schweren Krieg fhrte, jenseits der Alpen, und vor einer festen Stadt lag. Da fehlte es ihm an Mannen, und er schickte nach den deutschen Landen, wer ein Lehen vom Reiche trage, solle ihm schnell zu Hilfe kommen bei Verlust des Lehens. Nun kam auch ein Bote zu dem Abte von Kempten, ihn auf die Fahrt zu mahnen. Der Abt sandte wiederum seine Dienstleute und forderte Herrn Heinrich, als dessen er vor allen bedrftig war. Ach, edler Herr, was wollt Ihr thun?" antwortete der Ritter Ihr wit doch, da ich des Kaifers Gnade verwirkt habe. Lieber gebe ich Euch meine beiden Shne hin und lasse sie mit Euch ziehen." Ihr aber seid mir ntiger als sie beide zusammen" sprach der Abt ich darf Euch nicht von diesem Zuge frei lassen, oder ich gebe Euer Land anderen, die es besser zu verdienen wissen." Traun" antwortete der Ritter ist dem so, da Land und Ehre auf

9. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 33

1897 - Leipzig : Hirt
33 fllig zu Bitten, der zu gehorchen Habe. So erhob sich der Kaiser. Die alte Freundschaft war zerrissen, der Kampf zwischen Staufern und Welfen begann von neuem. 7. Zunchst zog der Kaiser gegen die Lombarden; doch er verlor die Schlacht bei Legnano (1176). So mute er doch den Gedanken aufgeben, den Gehorsam Italiens zu erzwingen. Auf einer Zusammenkunft zu Venedig shnte er sich mit dem Papste Alexander Iii. aus (1177). 8. Friedrichs Ansehen war geschwcht, und er mute eilen, es durch die Bestrafung des ungehorsamen Herzogs wieder zu heben. Diese wrde bei der groen Macht Heinrichs des Lwen schwer ausfhrbar gewesen sein, wenn der Welfe nicht durch seine Herrschsucht sich viele Feinde unter den deutschen Fürsten gemacht htte. Sie begrten die chtung des gewaltigen Mannes mit Freuden und strmten alle auf ihn ein, so da er nach kurzem Widerstande sich dem Kaiser unterwerfen und dessen Gnade anflehen mute (1180). 9. Der Zorn Friedrichs verrauchte, als er den frher so mchtigen Jugendfreund zu seinen Fen liegen sah. Gromtig dachte er nicht an die Hartnckigkeit, mit der Heinrich ehemals ihn selbst in hnlicher Lage abgewiesen hatte. Die entzogenen Herzogtmer konnte er ihm freilich nicht wiedergeben. (Bayern hatte jener Otto von Wittelsbach erhalten, dem Friedrich die Rettung aus Gefahr nicht vergessen hatte.) Aber wenigstens die Lnder Braunschweig und Lneburg lie er ihm und seinen Kindern. 10. Nun stand der Kaiser nach dem schnellen Sturze dieses Gegners wieder geachtet und gefrchtet da. Als er einen Reichstag (1184) nach Mainz berief, da versammelten sich zahlreich die Fürsten und die Blte des Adels (40000 Ritter) um ihn. Snger und Dichter wetteiferten, den groen Kaiser zu preisen. Das Haus der Staufer schien dauernd seine Macht in Deutschland begrndet zu haben. Denn blhende, hochbegabte Shne umgaben den Herrscher. Der lteste (Heinrich Vi.) war schon zu seinem Nachfolger gewhlt; er hatte Aussicht, Italien, das der Vater verloren hatte, wieder zu gewinnen; denn seine Gemahlin war Konstanze, die Erbin des Knigreichs Neapel und Sizilien, geworden, und die alte, nun vershnte Gegnerin Mailand hatte es sich als hchste Ehre erbeten, da die Hochzeit in ihren Mauern gefeiert werde. So lchelte dem vielgeprften Fürsten ein friedlicher Lebensabend. 11. Da kam pltzlich die Kunde, Jerusalem, die heilige Stadt, welche vor etwa einem Jahrhundert (1099) auf dem ersten Kreuzzuge den Unglubigen, den Trken, entrissen worden war, sei den Christen wieder ver- Wagner. Deutsche Lebensbilder. Ausgabe B. 3

10. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 19

1897 - Leipzig : Hirt
19 zeigte sich eben als ein Herrscher, der den Beinamen der Groe" verdient, weil er die Vergangenheit richtig wrdigte, die Gegenwart beherrschte und fr die Zukunft neue Bahnen wies. Hochbetagt starb Karl und wurde in seiner Lieblingsstadt Aachen be-stattet. Auf dem Thronsessel sitzend, bekleidet mit den Abzeichen seiner Wrdeso war er noch in der Gruft das Abbild eines unsterblichen Herrschers. 6. Motand. 1. Klein Roland. Karl der Groe hatte eine Schwester, Namens Bertha. Diese wollte er an einen Fürsten verheiraten; aber sie gehorchte ihm nicht; denn sie liebte einen Ritter, Milon von Anglante; mit diesem vermhlte sie sich heimlich, und darber wurde ihr Bruder so zornig, da er sie verstie. Einige Jahre hatte sie glcklich mit ihrem Gemahl ge-lebt; da mute Milon einen Kriegszug antreten, von dem er nicht wieder zurckkehrte. Nun geriet Frau Bertha in groe Not; zu ihrem Bruder konnte sie ihre Zuflucht nicht nehmen, ihr Gatte war, wie man ihr gemeldet hatte, von der Meeresflut verschlungen worden: so war der einzige Trost ihr kleiner Sohn Roland, der trotz Mangel und Entbehrungen krftig heranwuchs und alle Altersgenossen an Strke bertraf. Er wurde bald die Sttze der Mutter, indem er milde Gaben fr sie einsammelte. Einmal kam er zum Palaste des Knigs; da hatte jedermann Zutritt. Die Volksmenge durfte zuschauen, wenn der Herrscher mit seinem Gefolge bei der Tafel sa und speiste, und wenn Snger und Harfenspieler mit ihren Weisen das Herz des Fürsten erfreuten. Da ging kein Armer leer aus; sie erhielten von des Knigs Tische ihre Almosen. Milde blickte das sonst so durchdringende Auge des Herrschers der die Schar der Bedrftigen hin: da drngte sich ein sonderbar gekleideter Knabe keck durch alle hindurch, erstieg die Stufen des Saales, trat durch die offene Thr gerade vor den König hin und ergriff eine Schssel mit Speisen; gleich als sei es sein gutes Recht, trug er sie von dannen. Karl erstaunte, doch sagte er nichts; deshalb wehrte auch keiner von den Dienern dem kleinen Ruber. Nach kurzer Zeit kehrte Roland zurck und war im Begriff, den Becher des Knigs fortzunehmen. Wohin damit, du kecker Wicht?" herrschte ihn der König an. Offen und unerschrocken stand ihm Roland Rede: er bringe seiner Mutter Speise und Trank; fr sie gezieme sich das Beste, Karl, eben noch ergrimmt der die Dreistigkeit des kleinen Burschen, 2*
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