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1. Geschichte - S. 56

1913 - Berlin : Oehmigke
— 56 — öon Planen, Lerchen nnb den anbeten, die sieben Ellen bicf waten. Die Brebow öon Hohen-Ziatz hatten sich gefügt. Was nicht zu anbetn ist, muß man gehen lassen, hatte der bamalige Schloßherr gebacht, als der erste Spaß öorüber war öon der luftigen Schlacht am Kremmer Damme. Die Bewohnet bansten Gott, daß die fränkischen Kriegsleute an ihrem Sumpf öorübergingen und keiner Lust zeigte, den geschlängelten Damm durch die Wiese heraufzureiten. Hatte boch der Burgherr für den Fall sich sogar entschlossen, die alte Fahne auszuliefern, die er b am als dem Hohenloher im Getümmel abnahm. Nun war sie in Hohen-Ziatz geblieben; nicht im Saal unten bei dem anbeten Rüstzeug, Diel* mehr hing sie oben in der Giebelkammet, über Götzens Bett, wohin er sich zurückzog, wenn's ihm zu kraus und wirr unten warb. Der Stiel war schon öon den Würmern zerfreffen, die ^etbe auch öon der Zeit und dem Staub; ja ein Käuzchen hatte in einem Sommer borin genistet, und der gute Herr Gottfrieb hatte es erst gemerkt, als die Kleinen in der Nacht zu piepen anfingen. Zuerst hatte er etwas anberes gebacht, was ein christlicher Ritter ohne Schaube immer benfen mag; benn bor bösen Geistern sann auch der Frömmste einmal erschrecken. Dann aber hatte er gebacht: I, was tut% die Kleinen wollen auch leben! und hatte sich umgebreht und war eingeschlafen. Es war ein rechtes Nest für Eulen, hätte einer benfen mögen, wenn er abenbs einen Blick in den Hof warf. Aber wiebet war alles so flein, daß man auch hätte fragen können, wo benn die Eulen und Nachtöögel Platz fänben neben den Menschen? Doch in den Häusern unserer Vorfahren war immer viel Raum für anbere, weil sie für sich selbst wenig brauchten. Was brauchte der Mensch mehr als ein Lager und ein Dach barüber für die Nacht? Das Kind, das zur Welt kommt, muß die üier Wänbe anschreien, so ist's alte Sitte; das Heimliche soll nicht öor aller Welt geschehen. Aber wenn es aufwächst und groß wirb, baut ihm der liebe Himmel fein großes Haus, wo immer Platz ist für Tausenbe und Hunberttausenbe mehr, als leben und leben werben. Die Sonne war die Kerze und das Feuer, und wenn es heiß war, der Baum und Walb unserer Väter Schatten, und die Luft wehte ihnen bessere Kühlung zu als die bicfsten Mauern. Nun, und wenn keine Sonne schien, und es regnete und stürmte,

2. Geschichte - S. 59

1913 - Berlin : Oehmigke
— 59 — seit zwei Menschenaltern die Küche in ein Seitenhaus gebracht. Nur ein warmes Morgenbier oder eine Jngwersuppe kochte bisweilen die Burgfrau ihrem Eheherrn hier, wenn er über Land ritt und es Zu garstig blies, Getafelt ward noch, aber es waren nicht mehr die alten lustigen Seiten. Here Gottfried war häufig grämlich, und wenn er lustig ward, dann schickte die Hausfrau die Knechte hinaus. Die Knechte waren eigentlich froh, wenn sie ihre Schüssel Brei im Stall oder auf dem Hofe verzehren konnten, und die Hausfrau war auch froh, wenn sie früher den Tisch aufbrechen konnte. Sie meinte, was das lange Plaudern täte. Gescheites käme nicht 'raus. Herr Gottfried Bredow aber meinte, sie hätte unrecht, denn der Wein sei da, daß er des Menschen Herz erfreue; mit andern zusammen trinken, sei eine gute Gewohnheit aus alter Zeit, aber da die gute alte vorüber sei, müsse er sich in die Zeit schicken, wie sie ist und allenfalls auch allein trinken. Wilibald Alexis (Die Hosen des Herrn von Bredow). 20. Die Herbstwäsche einer Rittersfrau. Wenn du aus einem langen, bangen Kiefernwald kommst, der von oben aussieht wie ein schwarzer Fleck Nacht, den die Sonne auf der Erde zu beleuchten vergessen, und nun fangen die Bäume an sich zu lichten, die schlanken braunen Stämme werden vom Abendrot angesprenkelt, und die krausen Wipfel regen sanft ihre Nadeln in den freier spielenden Lüften, da wird dir wohl zumute ums Herz. Das Freie, was du vor dir siehst, sind nicht Reben-gelünde und plätschernde Bäche, aus fernen, blauen Bergen über ein Steinbett schäumend; 's ist nur ein Elsenbruch, vielleicht nur ein braunes Heidefeld, und darüber ziehen sich Sandhügel hinauf, in denen der Wind herrscht, das magere Grün, das von unten schüchtern heraufschleicht, auheuleud wie ein neidischer Hund, der über seinen nackten Knochen noch murrend Wache hält. Eine Birke klammert sich einsam an die Sandabhänge; ein Storch schreitet vorsichtig über das Moor, und der Habicht kreist über den Büschen. Aber es ist hell da; du atmest auf, wenn der lange, gewundene Pfad durch die Kiefernnacht hinter dir liegt, wenn das feuchte Grün dich anhaucht, das Schilf am Fließe rauscht, die Käfer schwirren, die Bachstelzen hüpfen, die Frösche ihren Chor

3. Geschichte - S. 61

1913 - Berlin : Oehmigke
— 61 — in der Nachmittagssonne glänzten, standen friedlich an die Huttenpfosten ober Bäume gelehnt. Räuber lachen und singen nicht so heitere Weisen, und die Lüderitze lagerten, wenn sie ausri ten, auch nicht in entlegenen Winkeln, zwischen Heibe und Moor wo Kaufleute nicht des Weges ziehen. Ja, ^är's zur Nachtzeit gewesen! Der Ort war verrufen; auf unheimliche Weiber hattest du schließen können, die ihre Tränke brauen, wo keiner es stehi . Aber es war noch heller Nachmittag, und ebenso hell schallte bisweilen ein frohes Gelächter herüber, untermischt mit anderem seltsamen Geräusch, wie Klatschen und Klopsen. Kurz, es war allerdings ein Lager, aber nicht von Kriegsknechten oder Wegelagerern, nicht von Kaufleuten und Zigeunern, welche die Einsamkeit suchen: es war ein Felblager, wo mehr Weiber als Mannet waren, und das Felblager war eine große Wäsche. Von den Sandhöhen nach Mitternacht, bereu nackte Spitzen über das Heibegestrüpp vorblickten, konnte man es beutlich sehen. Der weiße, wollenbe Glanz kam von den an Seilen trocknenden Leinwanbstücken her, die der Witib dann und wann hoch aufblähte. Anbere große Stücke lagen zur Bleiche weithin zerstreut am Fließe, an den Hügelräuberu bis in den Walb hinein. Überall war Orbnung und das waltenbe Auge der Hausfrau sichtbar. Jeber — Mägbe, Knechte, Töchter, Verwandte und Freunde, bis auf die Hunbe hinab — schien sein besonberes Geschäft zu haben. Die begossen mit Kannen, die schöpften aus dem Fließe, die trugen das Wasser. Jene nestelten an den Stricken, die zwischen den Kiefernstämmen ausgespannt waren. Sie prüften die Klammern ; sie sorgten, daß die nassen Stücke sich nicht überschlugen. Dort hingen gewaltige Kessel über ausgebrannten Feuerstellen, und baneben stauben Tonnen und Fässer. Aber diese Arbeit schien vorüber; nur auf den einzelnen Waschbänken, die in das schilfige Ufer des Fließes hineingebaut waren, spülten noch die Mägde mit hoch aufgeschürzten Röcken und zurückgekrempelten Ärmeln. Es war die feinere Arbeit, die man bis zuletzt gelassen, die jede für sich mit besonderer Emsigkeit betrieb. Da gab es mancherlei Neckereien zwischen dem Schilfe. Wollte aber ein Mann in die Nähe dringen, so wurde er unbarmherzig bespritzt. Die große Herbstwäsche war's der Frau von Bredow aus Hohen-Ziatz. „Der Winter ist ein weißer Manu", sagte sie; „wenn er ans Tor klopft, muß auch das Haus weiß und rein sein, daß der Wirt den Gast mit Ehren empfangen mag."

4. Geschichte - S. 130

1913 - Berlin : Oehmigke
— 130 — pfeifer jahraus, jahrein ihr luftiges Quartier und tönten des Nachts alle Viertelstunden ins Horn, zum Zeichen, daß sie munter wären und Wache hielten. Bemerkten sie von ihrer Turmhöhe einen Brand in der Stadt, sahen sie irgendwo die Feuerlohe aufgehen, so hatten sie's durch ihr Blasen anzuzeigen und mußten „die Gegend und Ort des Feuers bey Tage mit der ausgesteckten Feuer-Fahne, bey Nachte aber mit ausgehangener brennender Laterne bezeichnen." Waren Gefahr und Not groß, so sollten sie mit der Sturmglocke die Leute zur Hilfe zusammenrufen. — Für ihr Wachen Tag und-Nacht erhielten die Kunstpfeifer und ihre Gesellen aber „fast nichts"; nur zu ihrer „Ergötzlichkeit" mußten die Bewohner der Residenz und der Vorstädte sie zu ihren Hochzeiten und Gelagen laden. Der Ordnung wegen wurden 30 Nachtwächter mit Spießen und Seitengewehren gehalten. Und ein „Nacht-Wachtmeister" kontrollierte wieder, daß diese 30 Nachtwächter im Winter von 9 bis 5 Uhr früh, im Frühjahr und Herbst von 10 bis 3 und im Sommer von 11 Uhr ab die Stunden „mit Blasung des Horns" anzeigten und „an allen Ecken der Strassen in ihren angewiesenen Quartieren" die Stunden vernehmlich abriefen. Er kontrollierte, daß sie durch die Straßen und Quergassen, und zwar „nicht mitten auf der Strasse, sondern an die Häuser heran" patrouillierten^ daß sie an den Türen klinkten, „um zu sehen, ob solche auch vest verschlossen". War eine Tür oder ein Fensterladen offen, so hatte der Wächter den Wirt aufzuwecken „und ihm solches anzuzeigen, auch von demselben zu vernehmen, ob die Thüre mit Fleiß aufgelassen, alsdann dagegen, jedoch durchaus eher nicht als des andern Tages 2 Groschen von ihm abzufordern." Nach einer Stunde mußten die Nachtwächter wieder rufen. Nur bei strenger Winterkälte mochten sie sich eine Viertelstunde auf der Wache wärmen; sie durften aber nicht vergessen, die Stadtbrunnen zu ziehen, „damit solche nicht einfrieren". Das Gesinde wurde angehalten, wenn es „mit blossem Lichte und brennendem Kiehn" über die Straße ging; ganz gewiß, wenn es die Kienspäne an Häusern oder Laternenpfählen abklopfte, daß die glimmenden Funken bei windigem Wetter in die Höhe getrieben wurden. Mit der Nachtwächter Wachsamkeit hing die schnelle Entdeckung eines Brandes ab. Wenn die Kunstpfeifer vom Turme bliesen, hatte-zumeist der Brand schon um sich gegriffen. Also mußten die Nacht-

5. Geschichte - S. 57

1913 - Berlin : Oehmigke
— 57 — dann fand sich doch in jedem guten Haus eine Halle, ein Flur, eine Diele, wo die Genossenschaft am Feuer sitzen und durch Scherz und Gespräch die Ungunst des Wetters vertreiben konnte. Es tut nicht gut, daß der Mensch allein sei mit seinen Gedanken. Und die Halle fehlte auch nicht in Burg Hohen-Ziatz. Die Pferde hatten ihren Stall im Hof, die Huude ihre Hütten am Tor, die Schweine ihre Koben daneben. Auch Kühe und Stiere wurden unterweilen bei schlimmer Zeit in den Zwinger getrieben: wie sie mit den Rossen sich vertrugen, war ihre Sorge. Der Storch nistete auf der Dachfirst vom Herrenhause, die Schwalben an den hölzernen Galerien, die um den Hof liefen, die Tauben beim Türmer, die Eulen in den alten Mauerblenden, die Schwaben in den Ritzen, der Wurm im Holze, die Mäuse in Keller und Flur, und die Menschen jeder in seiner Kammer; und war dem Knecht keine zugewiesen, da stand doch eine Bank auf den Gängen, und lag schon ein anderer darauf, so jagte er die Hunde sort, die unterm Bordach im Hofe schliefen. Item es fand sich und ging; wer schlafen wollte, der sand immer einen Platz, wer fror, ein Feuer, sich daran zu wärmen, wen hungerte, Brot und Brei. Die Speisekammer war nie leer, dafür sorgte die gute Hausfrau, die nie den Schlüssel aus der Hand ließ; und wer bangte, fand auch ein freundliches Wort und gute Zusprach. Die Frau Bredow duldete alles in ihrem Haus, nur nicht Faulenzer und Duckmäuser. Zur Essenszeit dampften die Kessel über dem prasselnden Feuer, und die Schinken brodelten und schwitzten am Spieß. In den Keller stieg die Burgfrau und zapfte an Fässern, und die Knechte trugen schwere, volle Kannen in den Flur. Denn nach der Arbeit ziemt den Leuten Ruhe und auch etwas mehr, dachte die Hausfrau; nur sich selbst gönnte sie's nicht, denn während die andern um den großen Tisch saßen, stieg sie noch treppauf, treppab, und ihr Schlüsselbund klirrte durch den Becherklang. Hoch war die Halle gerade nicht und auch uicht gewölbt. Die Balken, angerußt vom Rauch, wenn er aus dem Kamin zurückschlug, drückten wie braune Rippen über den Köpfen, und was von Schnitzwerk ehemals daran gewesen, davon war nicht mehr viel zu sehen; und wo die Schnörkel und Spitzen noch hielten, hatte man sie benutzt, wie man mit Wandnägeln tut. Da hing ein Schild, ein Harnisch, ein Helm, auch wohl ein Kessel oder gar ein Schinken daran. Der Boden war festgestampfter Lehm

6. Geschichte - S. 12

1913 - Berlin : Oehmigke
— 12 — nicht wie die übrigen bloße Holzbauten unter einem Dache von Schindeln oder Stroh, sondern aus guten Steinen geschichtet und mit Ziegeln gedeckt. Auch bekamen die Einwohner ihr Licht nicht durch die alten Hornscheiben, sondern durch die bleigefaßten runden Glasstücke, die der Handel in das Land gebracht hatte. Nacht für Nacht standen vor den Giebeln der steinernen Eckhäuser kleine Leuchtpfannen mit brennendem Kien, wie sie anfangs nur vom Rathaus niederbrannten. Alle Wohnhausbesitzer waren verpflichtet, derartige Leuchtpfannen bereitzuhalten und sie auf die Warnung der Sturmglocke hin auf die Straße zu stellen und zu entzünden. In der altgermanischen Hütte konnte von einer regelmäßigen Arbeit keine Rede sein. Der Germane war vor allen Dingen Krieger. Von seiner Wohnung verlangte er nicht mehr als der Soldat von seinem Lager. So kam es, daß man gegen den Steinbau eine Abneigung hatte, auch wo er bekannt war, da er die Bewegungsfreiheit hemmte, und daß die festen Bauten auch auf Jahrhunderte hinaus mit ihren steilen Dächern hölzernen Zelten gleichen konnten. Selbst in ihrer Einrichtung waren sie Zelte geblieben. Die Stallungen hatte man wohl vom Wohnort getrennt; dieser selber aber mußte (bis ins 12. Jahrhundert hinein) gleichmäßig als Schlafraum wie als Arbeits-, Speise-itnö Empfangsraum dienen. Das änderte sich, als die Häuser enger mit dem Boden und untereinander zusammenwuchsen. Es war weniger Kraft für den Krieg nötig, es wurde mehr frei für die Arbeit im Hause. Langsam fing sie an, sich einen Körper anzusetzen in der feineren Gliederung, die sie allmählich dem Hause schuf. Die Küche tuen; der erste Raum, den man selbständig machte durch eigene lim-Wandung. Der Arbeitsraum folgte. Wohl ließ sich nicht daran denken, jeder einzelnen Art der Arbeit ihre eigene Werkstatt einzuräumen ; doch wußte man sich damit zu behelfen, daß man auf die verschiedenen Häuser verteilte, was in den einzelnen Wohnungen nicht zu vereinen war. In einem Hause wurde nur Leder verarbeitet, im andern nur Tuch, an einer dritten Stelle das Metall für die Waffen oder der Ton für das Geschirr. Das war eine Zeit, in der die äußere Gefahr so weit gehoben war, daß die Verteidigung der Städte und Dörfer einem Bruchteil der männlichen Bevölkerung überlassen werden konnte.

7. Geschichte - S. 121

1913 - Berlin : Oehmigke
Happelius hatte sich mit seiner Familie hier niedergelassen, um an der eichenen Tafel das Mittagsmahl recht behaglich einzunehmen. Die Tafel des Rates war trefflich besetzt. Ein Hammelbraten mit Rüben folgte einer kräftigen Fleischbrühe; dann sollten Hechte, in Dill gekocht, erscheinen, und den Schluß sollte ein Semmelpudding machen. Das alles spülte man mit einem guten Bier hinunter. i 2. Die Familie Happelius hatte unter heiteren Tischgesprächen die Suppe verzehrt, und der einladende Geruch des nahenden Hammelbratens drang bereits durch die halbgeöffnete Flurtür. Außer der Familie des Rates befand sich am Tische noch Herr David Glöckner, der Amtssekretär zu Soldin. Er war vor kaum einer Viertelstunde aus Küstrin angekommen, wo er Geldangelegenheiten für die Domänenkammer zu ordnen gehabt hatte. „Ihr seid heute früh um sechs llhr von Küstrin abgefahren?" fragte der Rat. „Euer Edeln zu dienen", antwortete der Sekretär. „Da seid Ihr sehr schnell gefahren." — „Euer Edeln," erwiderte der Sekretär, „ich bin allerdings sehr schnell gefahren, denn mich trieb etwas schleunig fort." — „Und was denn?" fragte neugierig der Rat. — „Ei nun, Seine Majestät der König waren bereits feit vier Uhr morgens in der Festung und seit halb fünf Uhr auf dem Exerzierplatz am Tore." — Der Rat lächelte fast mitleidig: „Mein lieber Glöckner, Er ist doch gar zu ängstlich. Warum gibt Er denn Fersengeld vor Seiner Majestät?" — „Ach, Edeln, ich bin mit nichts Böses bewußt; aber Seine Majestät haben eine gar strenge Art, unfereinen zu examinieren. Wo Seine Majestät unser ansichtig werden, auf der Gasse, vor der Kirche, im Hausflur des Ratsgebäudes, ja sogar auf der offenen Landstraße, da geht das Fragen an. Man muß auf die kleinsten Dinge antworten können, über alles Bescheid wissen und genaue Auskunft geben können über Taxen, Sporteln und Gebühren. Wehe, wenn man dann stockt oder nicht Bescheid weiß! Dann donnern Seine Majestät mit größter Heftigkeit los." Der Rat nickte stumm vor sich. „Ja, ja," begann er dann, „er ist ein außerordentlicher Mann, dieser König. Er kennt alles in seinen Staaten, weiß jede Ausgabe und Einnahme; jede Kleinigkeit in Geldsachen geht durch seine Hände. Aber," fuhr er fort, „was tat denn der König in Küstrin? "— „Was er immer tut: besichtigen, prüfen, zurechtweisen und jedes Buch der Beamten.

8. Geschichte - S. 63

1913 - Berlin : Oehmigke
— 63 — die nackten Schultern, tat recht, wenn er den Leib umgürtete, auch wenn der Stahl dann etwas zu lang hinter dem Manne klirrte. Denn zu jeder guten Verrichtung gehört, daß, wer sie verrichtet, in Sicherheit schaffe. Aber daß auch dieser und jener von der Sippschaft, des Hände zu fein waren, um die Seile zu spannen oder die Laken aufzuhängen, ja daß sogar ein geistlicher Herr mitzog, könnte verwundern, wenn wir nicht eben wußten, was es mit einer großen Herbstwäsche dazumal im Edelhofe von Hohen-Ziatz für Bewandtnis hatte. Die Räume zwischen den Lehmwänden und (Steinmauern waren viel zu eng für solche Verrichtung. Wo sollte das fließende Wasser herkommen, wo die freie Luft zum Trocknen und wo der Rasen zum Bleichen? Unsere Vorväter liebten die festlichen Zusammenkünfte im Freien, und wie es vor alters gewesen, mußte es in Hohen-Ziatz noch heute fein. Da zog denn mit, wem s in den Mauern zu beklommen war, wer Scherz liebte und Spiel und Jagd und Neckerei; denn etwas davon fiel immer ab. Aber auch Gottesfurcht mußte dabei fein, meinte der Dechant und die Edelfrau auch, nur daß jeder etwas andres dabei meinte. Außerdem war es der Hausfrau auch vielleicht nicht unangenehm, einmal unumschränkte Herrin zu sein; denn war sie es zwar, wie der böse Leumund sagte, auch im Schlosse, so war sie es dort doch nur durch Klugheit und Kunst, hier aber nach alten Rechten. Denn wer in aller Welt will einer Frau die unumschränkte Herrschaft bei der Wäsche abstreiten, wenn schon fein Gesetz sagt, daß es so sein soll? Und welche Herrin sie war! Sie trug keinen Federbusch und feine Schürze, aber jeder Fremde fand sie auf hundert Schritt heraus. Das war ein Blick, ein Falke sieht nicht schärfer. Wenn sie auf einer Anhöhe stand, den linken Arm nachlässig in die Seite gestemmt, die Rechte, die sonst mit dem Schlüsselbund spielte, ruhig niederhängend, die Füße ein wenig auseinander, und Schuhe darunter, die den Boden um einen halben Zoll eindrückten, und ihr Hals lugte aus dem Mieder, das wie ein Panzer saß: da sah die Frau tion Bredow doch wie ein Feldherr aus, der sein Heer mustert, und die Mägde sprachen: „Unsere Gestrenge, die tiersteht's!" Das sagten sie auch, nur in einem anderen Tone, wenn sie faul ober nachlässig gewesen ober etwas so getan, wie die Frau von Bredow meinte, daß es nicht geschehen müsse. Stanb sie zwar.

9. Geschichte - S. 65

1913 - Berlin : Oehmigke
— 65 — Lärmens war ihnen doch zu viel geworden. Wie viele Hunderte auch am ersten Tage über den Wipfeln gekreist, mit ängstlichem Geschrei fortflatternd und wiederkommend, ob der Wirrwarr unten kein Ende nähme: das Klopfen und Hämmern, das Spritzen und Wringen, das Klatschen und Schwenken, das Singen und Lachen hielten sie nicht aus, und am dritten Tage hatten die Tiere den Menschen Platz gemacht, und die Luft war still. Auch die Frösche auf der Wiese schwiegeu am Tage; nur wenn abends die Feuer ausgingen und der Gesang verstummte, wenn die hölzernen Klöpfel ruhten und das Wasser im Fließ still fortrann, sich erholend von der Arbeit des Tages, dann mischte sich ihr dumpfes Geächze mit dem Schnarchen der Mägde, mit dem Geheul der Rüden, die den aufgehenden Mond anbellten, und dem Winde, der gegen die Wäsche an den Seilen schlug und die Kiefernstämme, daran sie gebunden waren, knarren machte. Nun am sechsten Tage, es war der Samstag, war die Arbeit zumeist getan, und ehe denn die Abendmette von den fernen Klostertürmen von Lehnin über die Wälder klänge, sollte ausgepackt werden. Die Morgensonne am Tage des Herrn sollte keinen Strumpf mehr an den Leinen anröten und die erste Mondsichel schon einen wüsten Lagerplatz bescheinen. Wie eifrig waren die Mägde, die Klammern abzustecken, die Körbe zu häufen und die Bleichstücke zu weudeu! Was hasteten sich die Knechte, die Stricke von den Bäumen zu lösen und zusammenzurollen! Und schon rüttelten sie an den Pfosten der Hütten, um zu prüfen, wie fest sie noch säßen. Auch das Zeichen zum Ausbruch erscheint als ein Fest dem, der zu lange beim Feste saß; ist doch jede Veränderung dem Menschen willkommen, wenn er des Genusses überdrüssig wird. Die Edelfrau sah zufrieden auf das Werk hin, wie zu ihren Füßen die Haufen immer größer wurden, reine, saubere Tücher, auf welche die Nachmittagsfonne mit milder Wärme schien. Wilibald Alexis (Die Hosen des Herrn von Bredow). 21. Ein Besuch der Quitzows in Berlin. Im Berlinischen Rathause ging es hoch her: die Stadt bewirtete den Dietrich von Quitzow, den Landeshauptmann der Mark, der öffentlich verkündet hatte, er wolle nach Preußen ziehn, Rohl, Unsere Mark Brandenburg. Ii. Teil.

10. Geschichte - S. 114

1913 - Berlin : Oehmigke
— 114 - Alles war öde und still. Hin und wieder knisterte der Schritt: eines Wächters über den hartgefrorenen Boden, während sein Hund, zitternd vor Kälte und den Schwanz zwischen die Beine geklemmt, ihm nachschlich. An der kleinen eisernen Pforte des „hohen Hauses", die zu dem turmähnlichen viereckigen Mittelgebäude führt, stand ein Mann, tief in einen weißen Mantel gehüllt, und hielt zwei Pferde^ von denen das eine, prächtig aufgeschirrt, für einen vornehmen Mann bestimmt sein mußte. Mit den Füßen scharrend und in die Hände blasend, ging der Mann hin und her, während der warme Lebenshauch aus den Nüstern der Pferde sich gleich Flocken an das lange Haar des Führers setzte. Oben im höchsten Fenster des Turmes glühte ein dunkelrotes-Licht — bald erglänzte es hoch auf in zuckender Helle, bald erstarb es zu einem flimmernden Scheine. Das Licht war im Laboratorium Leonhard Thurneiffers, des Alchymisten und Leibarztes Johann Georgs, und der Kurfürst war selbst eben bei ihm, um von dem gelehrten und gefürchteten Manne Unterricht in der Kunst des Goldmachens zu empfangen. Ein kleines gewölbtes Gemach, dicht unter dem Dache des Turmes, auf dem Thnrneisser ein Observatorium angelegt hatte, schloß alles notige Gerät zu einem Laboratorium in sich. Es fehlte nicht an der in jenen Zeiten üblichen unheimlichen Ausschmückung solcher Räume: Gerippe, seltsam geformte Topfe, Gläser und Flaschen, ausgestopftes häßliches Getier und mächtige Folianten standen und lagen durcheinander. An den Wänden glühten Retorten in heißen Sandbädern, und an dem eisernen Herde in der Mitte saß Thurneisser selbst, ein schöner Mann von gebietendem und gefälligem Äußern. Ein langer, dunkler Talar umfloß seine schöngeformten Glieder. Auf dem Kopfe trug er eine Mütze von schwarzem Fuchspelz,, der trotz seiner glänzenden Schwärze doch gegen sein sorgfältig gekräuseltes Haupt- und Barthaar zurückstand. Im einfachen Hauskleide jener Zeit faß der Kurfürst aufmerksam neben Thurneisser am Herde und heftete neugierige und erwartende Blicke auf eine kleine, sorgfältig verschlossene eiserne Phiole, die auf einem lebhaften Kohlenfeuer lag und deren Inhalt wahrscheinlich den Gegenstand ihrer heutigen Zusammenkunft ausmachte. „Es dauert länger, als Ihr mir gestern versprächet, Leonhard", sprach leise der Kurfürst. „Schon glüht das Kohlenfeuer.
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