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1. Vaterländische Geschichte - S. 37

1900 - Berlin : Nicolai
37 Als nun die ungarischen Gesandten kamen, um den fälligen Tribut einzufordern, wurden sie kurz abgewiesen. Racheschnaubend fielen die Ungarn bald darauf in das deutsche Laud ein. Mit Weib und Kiud, mit Hab und Gut flüchteten sich jetzt die Landbewohner in die Festungen. Die Streitkräfte aber sammelten sich zu offenem Kampfe. Schon war ein Teil des feindlichen Heeres von den vereinigten Thüringern und Sachsen aufgerieben worden. Das Hauptheer sammelte sich in der Gegend von Riade an der Unstrut. Die Ungarn waren nicht wenig erstaunt, ein ansehnliches Reiterheer sich gegenüber zu sehen. Durch kurze Zurufe feuerte der König die Seinen an und kämpfte selbst in den vordersten Reihen. Bald wichen die Ungarn, die auf solchen Widerstand nicht gerechnet hatten, zurück und suchten ihr Heil in der Flucht. Viele Gefangene wurden gemacht, dazu fiel das Lager der Feinde mit der zusammengerafften Beute in die Hände der Sieger. Heinrich dankte mit seinem Volke dem Herrn der Schlachten für den errungenen Sieg. Mehr als zwei Jahrzehnte blieben die Ungarn unserem Vaterlande fern. 8. Heinrichs Tod. Schon nach drei Jahren starb der große König; die Thronfolge seines Sohnes hatte er zuvor durchgesetzt. Im Dome zu Quedlinburg zeigt man sein Grab. Durch seine Einsicht und Kraft, seine Besonnenheit und Weisheit erhob sich das deutsche Volk aus seiner Ohnmacht; man nennt ihn daher mit Recht den Neubegründer des deutschen Reiches. f b) Htto I., der Große, und seine Zeit. 936—973. f 1. Regierungsantritt. Getreu ihrem Versprechen erwählten die Großen des Reiches Otto, Heinrichs Sohn, zu seinem Nachfolger. Durch seine Frömmigkeit und Leutseligkeit hatte er die Gemüter gewonnen. Stark wie sein Körper war auch sein Geist. Sein Auge war lebhaft. Sein freundliches Antlitz zierte ein langer blonder Bart, weshalb man wohl sagte, er habe die Mähne eines Löwen. — Die Krönung wurde in Aachen mit großer Pracht gefeiert. Bei dem Festmahle verrichteten die deutschen Herzöge zum erstenmale die Erzämter, wodurch angedeutet wurde, daß sie die ersten Lehnsleute des Königs seien. f 2. Innere Kämpfe. Otto war nicht gewillt, wie sein Vater die Herzöge als selbständige, unabhängige Fürsten anzuerkennen; sie galten ihm als die obersten Reichsbeamten, die dem königlichen Willen zu gehorchen hatten. Die Herzöge von Franken und Lothringen weigerten sich, die ihnen von Heinrich zugesicherten Rechte aufzugeben. Sie verbanden sich daher untereinander und mit den Brüdern Ottos,

2. Vaterländische Geschichte - S. 118

1900 - Berlin : Nicolai
118 Aber der ewige Geist würde antworten: Sie haben nicht umsonst gelebt und nicht umsonst gearbeitet. Wo der Boden gut ist und die Arbeit leicht, da wächst nicht das Geschlecht auf, das den Stürmen widersteht und Zucht und Sitte in sich stark werden läßt. (Lin solches Geschlecht wird erzogen nicht in der Fülle, sondern in der Armut, nicht in Glück und Sieg, sondern in Niederlagen und allerlei Anfechtung. So hat es sich bewahrt durch sieben Jahrhunderte hindurch: Die Mark Brandenburg ist groß geworden nicht durch Metallschätze, die ihr Boden barg, nicht durch die Fruchtbarkeit des Bodens, auch nicht durch einträglichen Handel — sie ward groß durch Ausdauer im Unglück. Das Volk ward geschlagen, ins Elend getrieben und halb vernichtet; aber es sammelte sich immer wieder in alter Kraft. Die Not, wenn sie am größten war, weckte die rechten Helfer, Helden in Stahl und Eisen, aber mehr noch darin groß, daß sie heller als ihre Zeit erkannten, was ihr not that. Ihr mächtiger Ruf drang zu den Herzen, ihre Stimme sammelte die Besten um sich. Wenn alles erschöpft und ausgebeutet schien, dann fanden sie Mittel der Rettung. Die schweren, furchtbaren Geschicke waren so Prüfungen und Feuerproben für ein Geschlecht, das lernen sollte, nie zu verzagen. 2. I>es Landes Mot. Unendlich traurig sah es in dem Lande, das unter den Assaniern so emporgeblüht war, noch nicht ein Jahrzehnt nach Waldemars Tode aus. Ludwig der Bayer, der Gegenkönig Friedrichs von Österreich, hatte die Mark, von der alle Nachbarn Stücke an sich rissen, seinem minderjährigen Sohne Ludwig übertragen und selbst die Regierung übernommen (1324). Der Papst hielt es mit dem Österreicher, that Ludwig in den Bann und belegte sein Land mit dem Interdikt. Als der Bayer des Bannspruches nicht achtete, rief er die Bischöfe an, daß sie den Bayer und seinen Sohn schädigten, wo und wie sie könnten. Der Erzbischof von Magdeburg säumte nicht, Tod und Verderben in das Land zu bringen. Auf der anderen Seite rüstete der Bischof von Lebus. Aber seine Unterthanen, die Bürger der Stadt Frankfurt, maren gut brandenburgisch und frei gesinnt. Sie standen dem Bischof hindernd im Wege. Er rief daher den Polenkönig Wladislaw zu Hilfe. Dieser aber wandte sich an die wilden Litauer, die bis Kiew hin wohnten, und ließ in ihren Gauen verkünden, daß viel Beute in der Mark zu holen sei. Das Horn und die Pfeife gellten nun durch die litauischen Wälder, und die wilden Scharen sammelten sich unter ihrem Banner mit dem weißen Reiter. Ihren

3. Vaterländische Geschichte - S. 139

1900 - Berlin : Nicolai
139 weichen. Immer neue Regimenter nehmen von beiden Seiten am Kampfe teil. Der Kurfürst selbst befindet sich im dichtesten Gedränge. Er stellt sich an die Spitze einiger Schwadronen und ruft den Reitern zu: „Getrost, tapfere Brandenburger! Ich, euer Fürst und jetzt euer Hauptmann, will mit euch siegen oder zugleich mit euch sterbeu." Er hält im dichtesten Kugelregen. Sein Stallmeister Froben fällt an seiner Seite. Die Sage berichtet über seinen edlen Opfertod. Gegen 11 Uhr, als das Fußvolk anrückt, ist der Sieg entschieden. Der Rückzug der Feinde artet bald in wilde Flucht aus. Nur der dritte Teil des Heeres erreicht Pommen:. — Die Brandenburger allein hatten die kriegsgeübten Schweden überwunden. Mit dem Tage von Fehrbellin begann der hellstrahlende Kriegsruhm des brandenburgisch-preußischeu Heeres. 3. Der Feldzug in Pommern und Preußen und der Friede zu St. Germain. Der Kurfürst säumte nicht, seinen Sieg möglichst auszunutzen. Im Bunde mit anderen Fürsten besetzte er Pommern, nahm Stettin und Stralsund und ruhte nicht eher, bis der letzte Schwede den deutschen Boden geräumt hatte. Auf die Nachricht, daß die Franzosen gegen Kleve anrückten, eilte er nach dem Westen, um sein Eigentum zu schützen. Während er in Westfalen weilte, erhielt er die Nachricht, die Schweden seien in Preußen eingebrochen (Nov. 1678). Mit dem in Pommern stehenden Heere wandte er sich gegen den neuen Feind. Dieser hielt jedoch nicht stand. Auf Bauernschlitten, die aus der Umgegend herbeigeschafft worden waren, ging die Fahrt mit Windeseile über das feftgefrorene frische und kurische Haff; die Verfolger erreichten nur die Trümmer des in eiliger Flucht zurückweichenden Heeres, von dem sich nur ein kleiner Teil rettete. Inzwischen hatte Frankreich mit den Verbündeten des Kurfürsten Frieden geschlossen. Auch vom Kaiser im Stiche gelassen, mußte er in dem Frieden zu St. Germain (1679) mit schwerem Herzen auf das eroberte Pommern verzichten. Die großen Opfer an Gut und Blut waren umsonst gebracht worden. Seufzend unterschrieb der Kurfürst den Vertrag. Seine tiefe Trauer und zugleich sein Zorn über den Verrat klingt aus seinen Worten heraus: „Ich wünschte, nicht schreiben gelernt zu haben. — Möge aus meinen Gebeinen ein Rächer erstehen!" e) Aernere wichtige Wegeöenheiten aus der Hiegierungszeit des großen Kurfürsten. 1. Aussterben der schlesischen Leerzüge. Eine andere schwere Kränkung und Enttäuschung hatte der Kurfürst von dem Kaiser schon kurze

4. Vaterländische Geschichte - S. 57

1900 - Berlin : Nicolai
57 Freigelassenen bauten sich nicht selten vor den Städten zwischen der Stadtmauer und einem gezogenen Pfahlzauu an und wurden Pfahlbürger genannt. — Der Ritterstand wurde auf sromme und edle Ziele hingelenkt (S. geistliche Ritterorden). — Den größten Vorteil brachten die Kreuzzüge natürlich der Kirche; ihre Macht stieg durch sie auf den höchsten Gipsel. -Die Menschen wurden rnit religiösem Sinn erfüllt. Der Papst wurde allgemein als der Statthalter Christi ans Erden verehrt. (S. S. 74 u. ff.) Xvi. Untergang des Hohenstaufengeschlechts. — Das Interregnum. — Kolonisationsbestrebungen. 1. Are letzten Kohenstarrfen. Die Nachfolger Barbarossas setzten den Kampf um die Oberherrschaft in Italien fort. Einen furchtbaren Feind hatte das Geschlecht der Hohenstaufen an den Päpsten. In dem Kampfe um die Weltherrschaft scheuten sie kein Mittel und brachten unser Vaterland an den Rand des Verderbens. Nur in der Ohnmacht des Landes fanden sie ihren Vorteil. — Barbarossas Sohn Heinrich Vi. erwarb durch seine Gemahlin Neapel und Sizilien. Des letzteren Sohn Friedrich Ii., neben Barbarossa der größte Mann des Geschlechts, kam 1215 in jugendlichem Alter zur Regierung. Er war hochgebildet, willensstark, ritterlich und kühn. Ein so kräftiger deutscher König erschien den Päpsten nubeqnem und gefährlich. Sie verfolgten ihn unausgesetzt und thaten ihn wiederholt in den Bann. In den schweren Kämpfen gegen das Papsttum und die damit verbündeten italienischen Städte verzehrte er erfolglos die ihm verliehenen Kräfte. — Um die Herrschaft der Hohenstaufen ganz zu beseitigen, verschenkte der Papst die Krone Unteritaliens, als ob sie ihm gehöre, an Karl von Anjou, einen Bruder des Königs von Frankreich. Ritterlich focht Manfred gegen die Franzosen; aber von den Italienern verraten, unterlag er. Gegen die flehentlichen Bitten seiner Mutter zog Ko uradiu, der letzte Hohen-staufeusproß, aus, um seine Erblande zurückzuerobern. Mit Jubel wurde er in Italien empfangen; selbst die Römer nahmen ihn freundlich auf. Anfänglich kämpften in der Entscheidungsschlacht seine Truppen siegreich. Als sie sich aber vorzeitig zerstreuten, um sich der Beute zu bemächtigen, wurdeu sie aus einem Hinterhalte überfallen und völlig geschlagen. Kouradiu, auf der Flucht gefangen genommen, ward mit seinem jungen Freunde Friedrich von Baden

5. Vaterländische Geschichte - S. 83

1900 - Berlin : Nicolai
83 gewerbliche Erfindungen, die der ganzen Menschheit zu gute kamen, gingen von hier aus. In Nürnberg wurden von Peter Hele die ersten Taschenuhren hergestellt und wegen ihrer Form „Nürnberger Eier" genannt. Straßburg errichtete die ersten Papiermühlen. Joh. Jürgen erfand \{i einem kleinen Orte Brauuschweigs das Tritt- oder Spinnrad (1530). Am nachhaltigsten wirkten die Erfindungen der Feuerwaffen und des Buchdrucks auf das öffentliche Leben ein. 1. Die Feuerwaffen. Das Schießpulver, das die Chinesen und Araber nach neueren Forschungen schon früh kannten, wurde in Deutschland von dem Mönche Berthold Schwarz in der Mitte des 14. Jahrhunderts aufs neue erfunden und zugleich seine Wirkung als Sprengstoff nachgewiesen. Er zeigte, wie das Pulver zur Zerstörung von Festungswerken und Brücken angewandt werden könne. Bald fertigte man große metallene Mörser an, schob durch die Mündung Pulver und Steine und entzündete die Ladung durch eine am Hinteren Teile vorhandene kleine Öffnung, das Zündloch. Unter donnerähnlichem Knall und mit unwiderstehlicher Gewalt wurden die Steinmassen in die Ferne geschleudert. Mehr und mehr wurden die Geschütze vervollkommnet und mit eisernen Kugeln geladen. Die Mauern der Burgen und Städte vermochten solcher Gewalt nicht zu widerstehen. — Auch tragbare Handbüchsen wurden hergestellt und den Kriegern oder Landsknechten in die Hand gegeben. Das schwere Feuerrohr mußte anfangs von zwei Männern gehandhabt werden. Während es der eine auf eiu Gestell (eine Gabel) legte, entzündete der andere das Pulver durch eine Lunte. Schon im 15. Jahrhundert trat durch Erfindung des Luntenschlosses, später durch Verwendung des Feuersteins im Steinschlosse eine Vereinfachung der Züudweise ein. Gegen die Feuerwaffen schützten weder Harnisch, noch Felsenschloß. Die ritterliche Ausrüstung und die persönliche Tapferkeit, die bisher die Schlachten entschieden, verloren an Wert. Der Dienst zu Fuße hingegen gewann an Wichtigkeit. Die Massenkämpfe aus der Ferne gaben im Kriege den Ausschlag. Das war die Ursache, weshalb an die Stelle der Lehnsheere die Söldnerheere traten. Mit seiner bevorzugten Wehrkraft büßte der Ritter auch die meisten seiner Vorrechte ein. 2. Die Buchdruckerkunst. Die Erwerbung einer höheren Bildung war im frühen Mittelalter den meisten Menschen unmöglich, weil der Selbstunterricht fast ganz ausgeschlossen blieb. Wer sich keins 6*

6. Vaterländische Geschichte - S. 106

1900 - Berlin : Nicolai
s 106 rückten die Kaiserlichen vor. Die Geschütze donnern wider einander. Heiß tobt die Schlacht. — Auf die Nachricht, daß sein linker Flügel weiche, sprengt der König herbei, stellt sich an die Spitze eines Regiments und sprengt vorwärts. Er gerät jedoch zu nahe an den Feind. Sein Pferd wird durchschossen, er selbst verwundet. Aufs neue von einer Kugel getroffen, finkt der Held vom Pferde, das ihn eine Strecke weit fortschleift. Sein Page will ihm aufhelfen. Da sprengen feindliche Kürassiere herbei, schießen den König durchs Haupt und berauben ihn. Fast zu gleicher Zeit wird Pappenheim zu Tode getroffen. Zn seinem Troste vernimmt er, daß auch der König, der größte Feind seines Glaubens, gefallen ist. — Indes geht der Kampf weiter. Der Tod ihres Königs treibt die Schweden unter der Führung Bernhards von Weimar zur äußersten Wut an. Noch in der Nacht zieht sich Wallenstein zurück und wendet sich nach Böhmen. — Auf einem Trauerwagen wurde die Leiche des Heldenkönigs durch Deutschland und zu Schiffe nach Schweden gebracht. Selbst seine Feinde konnten Gustav Adolf ihre Anerkennung nicht versagen. Nach dem Urteil des Papstes war er „ein großer Held, ein vollkommener Mensch — aber leider ein Ketzer!" Der „Schwedenstein" zeigte Jahrhunderte hindurch die Stelle, wo der König gefallen war. Jetzt befindet sich daselbst ein würdiges Denkmal. Im Gustav-Adolfverein lebt der Name des Königs fort. Der Verein stellt sich die Ausgabe, den Evangelischen, die in den katholischen Gegenden zerstreut wohnen, zu Kirchen und Schulen zu verhelfen. t 9. Wallensteins Tod. Durch den Tod Gustav Adolfs war der Kaiser seiner größten Sorge enthoben. Jetzt weniger als je dachte er daran, die Maßregeln, die die Protestanten zur Verzweiflung trieben, aufzuheben; daher nahm der Krieg seinen Fortgang. Die gemeinsame Sache stand für die Evangelischen in der höchsten Gefahr, da die Einheit der Unternehmungen fehlte. Der führende Mann würde der schwedische Reichskanzler Oxenstierna. Er betrachtete das von Gustav Adolf begonnene Werk als ein heiliges Vermächtnis. Zunächst bot er alles auf, um die Protestanten zur Fortsetzung des Krieges zu bewegen und zu einem Bunde zu vereinigen. Nur ungern überließ man Schweden den Oberbefehl im Kriege und die Leitung des Bundes. Knrsachsen und Brandenburg schlossen sich ganz aus. Das schwedische, von dem großen Könige trefflich geschulte Heer behauptete zunächst sein altes Kriegsglück. Den Oberbefehl führten

7. Vaterländische Geschichte - S. 166

1900 - Berlin : Nicolai
166 Verluste waren sehr groß. Seinen Feldherrn ehrte der König mit den Worten: „Der ist allein 10 000 Mann wert." Die Belagerung von Prag hatte bereits fünf Wochen gedauert, da rückte der österreichische General Dann zum Entsätze herbei. Friedrich eilte ihm mit einem Teile seiner Armee entgegen und griff ihn bei Kolli» (18. Juni) an. Der König hatte einen meisterhaften Schlachtplan entworfen. Anfangs ging alles gut. Schließlich wich Friedrich selbst von dem ursprünglichen Plane ab, und auch einige Generale führten die erhaltenen Befehle nicht treu aus. Dadurch kam Unordnung in die Armee. Bald flohen die Trümmer des linken Flügels nach dem rechten hin und ließen alles Geschütz zurück. Es war die erste Schlacht, die Friedrich verlor. Er selbst hatte am Kampfe verzweifelten Anteil genommen. Mit vierzig Mann stürmte er gegen eine feindliche Batterie. Auch diese flohen, ohne daß es der König bemerkte. Da rief ihm sein Adjutant zu: „Wollen Ew. Majestät die Batterie allein erobern?" Friedrich hielt sein Pferd an, betrachtete die Stellung der Feinde durch sein Fernrohr und ritt langsam zurück. — Als auf dem Rückzüge in einem Dorfe die ermatteten Pferde getränkt wurden, reichte ein alter blutender Kavallerist dem Könige auf seinem Hute einen erfrischenden Trunk und sagte: „Laß Schlacht Schlacht sein! Es ist nur gut, daß Sie leben. Gott wird uns gewiß wieder Sieg geben." Am Abend fand man den König auf einer Brunnenröhre sitzend. Trübe Gedanken beugten ihn nieder. Den Blick auf den Boden geheftet, saß er lange und zog mit seinem Stocke Figuren in den Sand. Endlich sprang er auf und gab mit Fassung und erzwungener Heiterkeit die nötigen Befehle. Als er den Rest seiner geliebten Garde sah, traten ihm Thränen in die Augen. „Kinder", sagte er, „ihr habt heute einen schlimmen Tag gehabt; aber habt nur Geduld, ich werde alles wieder gut machen." Durch die Schlacht bei Kollin ging Böhmen verloren. Die Belagerung von Prag mußte aufgegeben werden. In Schlesien brachte der König sein Heer auf den alten Staub. Noch manche anbere Trauerfunbe erreichte Friedrich in jenen Tagen. Seine Verbünbeten hatten gegen die Franzosen und die Reichsvölker unglücklich gekämpft. Den Franzosen stanb der Weg nach Berlin offen. Die Schweden waren in Pommern, die Russen in Ostpreußen eingefallen. Die größte Gefahr brohte inbes von seiten der Franzosen. Gegen sie zog der König durch Sachsen über Leipzig. General Seidlitz hatte eine westlichere Richtung eingeschlagen und überraschte die Franzosen in Gotha. Eiligst suchten sie das Weite. Seidlitz aber setzte sich mit

8. Vaterländische Geschichte - S. 138

1900 - Berlin : Nicolai
138 -aub gegen alle Lockungen und Geldversprechungen des Eroberers, eilte er dem ihm Befreundeten Holland zu Hilfe. Als die zugesagten Unterstützungen ausblieben und Österreich aus Neid und Mißgunst alle seine Unternehmungen hemmte, schloß er zwar Frieden, führte aber schon im nächsten Jahre ein ansehnliches Heer an den Rhein, nm vereint mit dem übrigen Deutschland dem Erbfeind zu widerstehen. 2. Einfall der Schweden in Brandenburg. Die Schlacht bei Fehrbellin. Ludwig Xiv., der den gefürchteten Gegner vom Kriegsschauplatz abziehen wollte, veranlaßte die Schweden, aus Pommern in Branden-Burg einzufallen. Der Kurfürst hatte am Main Winterquartiere Bezogen. Auf die Nachricht von dem verheerenden Einfall meinte er: „Das kann den Schweden Pommern kosten". Die Märker schlossen sich mutig zusammen. Ihre Fahnen trugen die Aufschrift: „Wir sind Bauern von geringem Gut Und dienen unserm Kurfürsten mit unserm Blut." Der Kurfürst ließ ihnen seine Baldige Ankunft melden und ermahnte sie zu treuem Ausharren. In schnellen Märschen erreichten die branden Burg er Magdeburg, wo eine längere Rast gehalten wurde. Damit die Nachricht von seiner Ankunft ihm nicht vorauseile, ließ der Kurfürst die Stadtthore schließen. Eine auserlesene Schar Fußvolk wurde alsdann zu Wagen weitergeschafft, damit sie nicht zu weit hinter der Reiterei znrückbliebe. Derfflinger rang in Rathenow der Thorwache das Feldgeschrei ab, nahm die Stadt ein und teilte dadurch das feindliche Heer. Der größere noch immer 11000 Mann starke Teil suchte den Ausgang durch das Luch zu gewinnen. Der Kurfürst schickte ihm den Prinzen von Hessen-Hombnrg mit einer Abteilung seiner Reiter nach. Er hatte den Befehl, den Feind zu Beobachten, sich aber in kein Gefecht einzulassen. Auf offenem Felde wurde Kriegsrat gehalten. Die Generale wollen erst das Fußvolk abwarten; der Kurfürst aber entscheidet: „Weil wir dem Feinde so nahe sind, muß er Haare oder Federn lassen." Inzwischen hat sich der Führer der Beobachtungs-trnppen, ohne es zu wollen, in ein Gefecht verwickelt. Derfflinger ruft aus: „Wir müssen ihm Beistehen, sonst Bekommen wir keinen Mann wieder!" Als er auf dem Schlachtfelde Bei Fehrbellin am 18; (28.) Juni 1675 anlangt, Bemerkt er sofort, daß der Feind einen Hügel zu Besetzen verabsäumt hat; hier werden die wenigen Geschütze aufgepflanzt. Mit Reiterei und Fußvolk stürmen die Feinde gegen ihn an. Aber die tapferen Dragoner wollen sich lieber bei den Kanonen Begraben lassen, als einen Schritt zurück-

9. Vaterländische Geschichte - S. 199

1900 - Berlin : Nicolai
199 also zunächst eine unglückliche Friedensliebe zur unrechten Zeit und dem schlimmsten Feinde gegenüber, die das schwere Unglück verschuldete. Durch falsche Ratgeber wurde der König irre geleitet. 2. Neben der Arglist Napoleons und der Kurzsichtigkeit der Räte des Königs trug freilich auch der innere Verfall Preußens zum Zusammenbruch des Staates bei. Mit hohem Selbstvertrauen sahen der König und seine Offiziere dem Kampfe entgegen, denn sie glaubten, daß auf dem Heere noch der Geist Friedrichs des Großen ruhe. Was war nun der Grund, daß das preußische Heer, das unter Friedrich dem Großen so oft „Wunder der Tapferkeit" gethan hatte, jetzt so geringen Widerstand leistete? Es war nicht gut geführt worden. Die Führer also verschuldeten vor allem die schwere Niederlage. Sie standen zum großen Teil im hohen Greisenalter und konnten daher die Strapazen des Krieges nicht teilen und die schnellen Bewegungeil nicht mitmachen. In offener Feldschlacht zeigte es sich, daß die preußischen Feldherren den kriegskundigen Marschällen nicht gewachsen waren. Ebenso offenbarte sich ihre Unfähigkeit in dem Verhalten der Festungskommandanten bei der widerstandslosen Übergabe der ihnen anvertrauten festen Plätze. Sie waren die Freunde und der Umgang der Hohen-zollern gewesen. Jetzt war der König entfernt, sie wußten nicht, wo er sich aufhielt. Es galt, einen kühnen Entschluß zu fassen und den Kopf mutig einzusetzen für das Wohl des Ganzen. Aber es erschien ihnen meist hoffnungslos, sich zu verteidigen: sie hatten in ihrer Schwachheit das Vertrauen zu ihrem Staate verloren! Wie vorteilhaft würde es für den König gewesen sein, wenn alle Festungen mannhaft verteidigt worden wären! Der König hätte dadurch Zeit gewonnen, neue Truppen zu sammeln und mit den Russen zu vereinigen. So aber mußte er dem Feinde sein Land preisgeben und bis an die fernste Ostgrenze seines Staates fliehen. 3. Der Zustand des gesamten Heeres fiel gleichfalls ins Gewicht. Das Heer bestand zum großen Teil aus geworbenen Ausländern, die für Sold dem Kriegshandwerk oblagen, wie zur Zeit des dreißigjährigen Krieges. Infolgedessen liebten sie das Land nicht, das sie verteidigten. Auch sie waren teilweise den großen Anstrengungen, die der Krieg fordert, nicht gewachsen. Denn viele Soldaten hatten eine lange Dienstzeit hinter sich, sie waren alt und schwach. Die harten Strafen, wie Prügelstrafe, Spießrutenlaufen und Lattenliegen, hatten ihre Lust ant Kriege und ihr Ehrgefühl getötet. Völlig anders geartet war das französische Heer.

10. Vaterländische Geschichte - S. 207

1900 - Berlin : Nicolai
207 lichere Straße zu ziehen, wurde von den sich entgegenstellenden russischen Truppen vereitelt. Darum mußten sie wieder den mittleren Weg einschlagen und darüber zu Grunde gehen. Tod und Verderben war das Los der meisten Krieger. Wen der Hunger verschonte, den raffte der Frost oder das Schwert der Verfolger dahin. Tiefer Schnee bedeckte die Landschaft. Ein eiskalter Wind fegte über die unabsehbare Fläche. Nirgends fand man ein schützendes Obdach. Viele erfroren an dem mit Mühe angezündeten Wachtfeuer. Das Fleisch gefallener Pferde war zuletzt die einzige Nahrung. Von den rastlos nachfolgenden Kosacken wurden viele Flüchtlinge niedergehauen oder gefangengenommen. Mehr und mehr schmolz das Heer zusammen. Der weite Weg war mit Leichnamen verhungerter, erstarrter oder erschlagener Krieger und Pferde bedeckt. Das Kriegsgerät hatte man zum größten Teil im Stiche gelassen. Eine reiche Ernte hielt endlich der Tod bei dem Übergange über die Beresina, der unter fortgesetzter Beunruhigung der Feinde nur langsam vor sich ging. Unter der Last der Flüchtlinge brach eine der beiden in Eile hergerichteten Brücken, und in den von Treibeis erfüllten Fluten fanden viele ein nasses Grab. Die meisten von denen, die sich noch auf dem diesseitigen Ufer befanden, fielen in die Hände der Feinde. Nachdem Napoleon noch den Jammer dieses Überganges gesehen hatte, verließ er die Trümmer seines Heeres und reiste, tief in Pelze gehüllt, auf einem Bauernschlitten durch Deutschland nach Frankreich. In Paris angekommen, machte er bekannt: „Der Kaiser-ist gesund, aber die große Armee ist so gut wie verloren." Erst gegen Ende des Jahres kamen die ersten der geretteten Flüchtlinge an. Elend, zerlumpt, gänzlich ausgehungert, wankten wenige Tausende solcher „wandelnden Leichen" durch Deutschland. Mit heiligem Entsetzen betrachtete das Volk die lebendigen Zeugen des geschlagenen Hochmuts. Wie aus einem Munde erklang der Ausruf: Das sind Gottes Gerichte! Auch der Kindermund gab die Wahrheit kund: „Mit Roß und Mann und Wagen, So hat sie Gott geschlagen! — Ritter ohne Schwert, Reiter ohne Pferd, Flüchtling ohne Schuh, Nirgends Rast noch Ruh, Kranke ohne Wagen, So hat sie Gott geschlagen!" (Aus einem Gedichte von F. August, damals Gymnasiast in Berlin, später Direktor des Köllnischen Gymnasiums daselbst.)
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