Ig
Iv. Handel und Verkehr.
Sie erstrecken sich über die ganze Erde und sind darum am
meisten von der Gestaltung des Landes, der Bewässerung usw. ab-
hängig. — Die Ebene, das Tal erleichtern die Anlage von Straßen
und Schienenwegen. Deshalb ist es von Bedeutung, daß säst die
Hälfte des Festlandes der Ebene angehört. Hindernisse bereiten in
der Ebene Sümpfe und Moore. Die Wüste läßt nur mühsame
und zeitraubende Karawanentransporte zu, und selbst diese wären
ohne die Wasser- und schattenspendenden Oasen unmöglich. — Das
Gebirge, das besonders als Hochgebirge Landesteile und Länder
von einander abschließt und ein Verkehrshindernis darstellt, muß ans
kunstreich angelegten, kostspieligen Paßstraßen in Serpentinen müh-
sam bis zur Paßhöhe (Scheideck), erklommen oder von langen
Eisenbahntunnels durchbohrt werden. Dabei weisen die Flußtäler
den Weg.
Die Flüsse und Ströme, die in ihrem Oberläufe mit
starkem Gefälle, häufig Wasserfälle und Stromschnellen bildend, von
dbn Bergen stürzen, treten ruhiger in die Ebene, wo sie Schiffe und
Flöße auf ihrem Rücken tragen. Etwaige Wasserfälle, die auch hier
noch vorkommen, werden durch Schleusenanlagen umgangen. (Trol-
hättafälle.) Die Fahrrinne wird durch Baggerung, durch Spren-
gungen und Anlage von Buhnen vertieft. Ein allzusehr gekrümmter
Lauf wird durch Grablegung verkürzt. Weite, buchtenartige
Mündungen, in denen Ebbe und Flut auftreten, befördern die
Schiffahrt, während Deltamündungen für dieselbe weniger günstig
sind. Die Förderung des Verkehrs durch die Flüsse hat daher zu
-allen Zeiten die Anlage von Städten an ihren Usern herbeigeführt.
Den Verkehr mit überseeischen Ländern vermittelt das Meer.
Sein hoher Salzgehalt bewahrt es vor dem zu schnellen Zufrieren
und bringt zugleich eine größere Tragfähigkeit des Wassers mit
sich. Durch seine auswaschende Tätigkeit bildet es die Buchten,
welche den Schiffen als natürliche Häfen Schutz und Ankerplatz
bieten und die Anlage von Seehandelsplätzen begünstigen, besonders
wenn zugleich ein schiffbarer Fluß dort einmündet. Dieselbe Tätig-
keit des Wassers bildet aber auch die verhängnisvollen Klippen und
Riffe, an denen die Fahrzeuge zerschellen, wenn nicht Seezeichen,
Leuchttürme und Leuchtschiffe dem Schiffer als Warnung dienten.
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42
vierungsmittel (Eilzüge, Eiswagen) auch im Sommer in frischem
Zustande auf die Märkte des Binnenlandes gebracht werden kann,
erlangt die Fischerei immer größere Bedeutung. Man unterscheidet
Fluß- und Seefischerei.
Unsere Binnengewässer sind reich an schmackhaften Fischarteu,
von denen Lachs und Forelle auch auf dem Tische des Feinschmeckers
nicht fehlen. Besonders ist auch noch der Stör zu nennen, der den
Rhein bis Mainz und die Elbe bis nach Böhmen hinausteigt und
uns den billigen Kaviar liefert. Mit Krebsen versorgen uns be-
sonders die Oder und die masurischen Seen. — Raubfischerei, Ver-
nichtung der Brut durch den Wellenschlag der Dampfer, Verpestung
der Wasserläuse durch die städtischen Kanal- und die industriellen
Abwässer haben leider den früheren Fischreichtum sehr beeinträchtigt,
ja manche Flüsse gänzlich entvölkert. (Wupper, Niers). Durch ver-
schiedene Maßnahmen wie Festsetzung einer Mindestmaschenweite,
einer Schonzeit, (Laichzeit) Verbot der Verunreinigung der Flüsse,
Kläranlagen, Anlage von Fischbrutanstalten (z. B. Hüningeu a. Rh.)
und Einsetzen von Fischbrut ist die Hebung des Fischbestandes trt
wirksamer Weise gefördert worden.
Die Erträgnisse der Seefischerei, besonders in Heringen (Bück-
linge, Sprotten) und Schellfischen, sind durch die Einführung des
Schleppnetzes bedeutend vermehrt worden. Bei der Seefischerei
handelt es sich um so hohe Beträge, daß dieselbe durch internationale
Verträge geregelt worden ist. Mehrere Kriegsschiffe kreuzen auf den
Hauptsischgründen der Nordsee, um dort Polizeidienst auszuüben und
unsere einheimische Fischerei vor den Uebergriffen fremder Na-
tionen zu schützen.
An der Nord- und Ostseeküste sind ansehnliche Fischerei-
häfen entstanden. (Geestemünde, Emden.) Große Fischräuchereien
und Fischkonservenfabriken gibt es in Stettin, (Heringe) Kiel,
(Sprotten) Ahlbeck, (Flundern) Kolberg, Bergen auf Rügen, Swine-
münde und Pillau. Trotz dieser Entwicklung überragt die Ein-
fuhr die Ausfuhr noch ganz bedeutend. Allein an Heringen be-
ziehen wir, hauptsächlich aus Großbritannien und den Niederlanden
für ca. 36 Mill. Mark jährlich und für andere Fische zahlen wir
dern Auslande (Dänemark, Norwegen und Schweden) auch noch
über 28 Mill. Mark.
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70
4» Die Verkehrswege und -mittel.
a. Suasserstrassen.
1. Allgemeines. Die Wasserstraßen — Flußläufe und Kanäle
— bildeten früher mit den Landstraßen -die vorzüglichsten Verkehrs-
wege. Als später das Land sich mit Eisenbahnlinien überzog, traten
sie mehr in den Hintergrund. In unsern Tagen jedoch, wo in den
Jndustriebezirken eine Vermehrung der Eisenbahnstrecken fast aus-
geschlossen ist, und wo die Bahn den ins Ungemessene angewachsenen
Verkehr schier nicht mehr bewältigen kann, treten die Wasserstraßen mit
der Eisenbahn in lebhaften Wettbewerb, ja, das Schiff beginnt im
Transport von Rohstoffen (besonders Kohlen, Erze, Getreide) durch
seine billigere Fracht die Eisenbahn mehr und mehr aus dem Felde
zu schlagen, so daß man die frühere Vernachlässigung jetzt durch
verdoppelten Eifer wettzumachen sucht. (Erledigte und schwebende
Stromregulierungs- und Kanalprojekte.) Mit der günstigen geogra-
phischen Lage Deutschlands hängt es zusammen, daß der Binnen-
schisfahrtsverkehr, besonders der des Westens auch in der kälteren
Jahreszeit nur selten unterbrochen zu werden braucht und der Wasser-
stand auch im Sommer meistens genügt.
2. Der Rhein. Er spielt nicht nur in Sage und Geschichte,
sondern auch im wirtschaftlichen Leben unseres Volkes eine be-
deutende Rolle; er nimmt unter den deutschen Wasserstraßen den
ersten Rang ein. Viele Umstünde tragen dazu bei. Sein Lauf,
der Süd- und Norddeutschland verbindet, berührt Gebiete mit regem
wirtschaftlichem Leben, das im Süden mehr landwirtschaftlicher, im
Norden mehr industrieller Natur ist. Seine an den Ostabhängen
des St. Gotthard hängenden Quellen, das Staubecken des Boden-
sees sowie die vielen wasserreichen Nebenflüsse (nenne die haupt-
sächlichsten!) sichern ihm eine ziemlich beständige Wasserfülle. Ge-
ringes Gefälle — nur an einer Stelle ein Wasserfall — paart sich
mit ziemlich gestrecktem Lause. Sorgfältige Stromregulierung, ins-
besondere von Mannheim ab, welche gefährliche Felsenriffe entfernte,
(Binger Loch und Loreley) durch Baggern eine gleichmäßige Fahr-
rinne erzielte, durch Befestigung des Ufers und Anlage von Buhnen
die Wassermasse zusammenfaßte, verbunden mit großartigen Hafen-
anlagen, die mit Kohlenkippern, Getreideelevatoren, Dampf- und
elektrischen Kranen ausgerüstet sind, (Mannheim, Cöln, Düsseldorf,
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72
deutend nachgelassen. — Durch den Main, die Regnitz, den Lud-
wig s k a n a l und die Altmühl steht der Rhein auch mit der Donau
in Verbindung. Diese Wasserstraße ist insbesondere sür den An-
schluß Bayerns an den Rhein von Wichtigkeit. Aus dieser Erkenntnis
heraus besteht in dem genannten Lande eine starke Strömung, den
Ludwigskanal durch größere Abmessungen zu einem modernen Schiff-
fahrtswege zu machen. Hand in Hand damit müßte eine Regulierung
des Maines vorgenommen und in der Donau das Haupthindernis
des durchgehenden Verkehrs, die alte steinerne Brücke bei Regens-
burg, entfernt oder umgebaut werden.
3. Die Lins und der Dortinunö-Linskanal. Die Ems ist
als Schiffahrtskanal von untergeordneter Bedeutung. Das wenig
entwickelte Hinterland und die durch zahlreiche Usersümpfe hervor-
gerufene Seichtigkeit waren die Haupthemmnisse eines lebhafteren
Flußverkehrs. Seeschiffe gingen bis Leer, kleine Fahrzeuge bis
Papenburg. Durch den D o r t m u n d - E m s k a n a l haben die Ver-
hältnisse eine Änderung erfahren. Diese im Jahre 1899 dem Ver-
kehr übergebene neue Wasserstraße, die später bis zum Rheine durch-
geführt werden soll, geht von Dortmund aus, überwindet 14 Ge-
fälle mittels des berühmten Schiffshebewerkes zu Hen-
ri ch e n b u r g , überschreitet dann die Lippe, benutzt von Meppen
ab das Bett der Ems und mündet im Emdener Hasen. Durch
den Dortmund-Emskanal kann die Rnhrkohle in Nordwestdeutschland
erfolgreich mit der englischen in Wettbewerb treten; das rheinisch-
westfälische Industriegebiet hat einen direkten, auf deutschem Boden
liegenden Weg zur Nordsee, und Emden konnte sich bereits zu einem
blühenden Hafenplatze entwickeln.
4. Die Weser könnte bei der Bedeutsamkeit ihres Hinter-
landes eine wichtige Wasserstraße sein, wenn ihre Fahrrinne tiefer
wäre; so aber hat sie nur vom Meer bis Bremen nennenswerten
Verkehr. Bis dorthin fahren Seedampfer von 4 m Tiefgang.
5. Die Llbe ist nächst dem Rheine die meistbefahrene Wasser-
straße des Deutschen Reiches, an Zahl der Fahrzeuge übertrifft ihr
Verkehr sogar den des Rheines, während dieser an Menge der be-
förderten Güter obenan steht. Viele Umstände tragen dazu bei.
Ihr Lauf ist gerade, die Fahrrinne ziemlich tief und gut reguliert,
(520 km Flußstrecke haben 1,75 m Wasserstand) nur in trockenen
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73
Sommern muß die Schiffahrt unterbrochen werden. Die durch-
flossenen Landstriche sind reich an gewerblicher Tätigkeit und an
landwirtschaftlichen Erzeugnissen; die Elbe mündet unterhalb der
größten Handelsstadt des Festlandes (welcher?) in ein offenes Meer.
Die Bedeutung der Elbe wird gehoben durch verkehrsreiche schiffbare
Nebenflüsse, unter denen die Havel mit der Spree an erster
Stelle zu nennen ist, sowie durch günstige Kanalverbindungeu.
(Darüber Näheres siehe „Oder".) — Die Schiffbarkeit der
Elbe für Dampfer beginnt bei Melnik, (Grund!) von Magdeburg
ab ist sie sogar für Seeschiffe befahrbar. — Verfrachtet werden
hauptsächlich: zu Berg Getreide, Düngemittel, Petroleum, Stein-
kohle, (woher?) Ölsaat, Hanf und Flachs; zu Tal Zucker, Dünge-
mittel, Braunkohle (aus Böhmen), Holz, Steine und Glaswaren,
(woher?) — In diesen lebhaften Verkehr teilen sich mehrere Dampf-
schiffahrtsgesellschaften, von denen „die Kette", (Dresden) „die Elbe"
(Magdeburg) und „die Norddeutsche Flußdampfschiffahrtsgesellschaft"
(Hamburg) die bedeutendsten sind. Lebhaften Personenverkehr hat
die an landschaftlichen Reizen reiche Durchbruchsstelle des Elbsand-
steiugebirges, die „Sächsische Schweiz".
Die Verbindung der Elbe mit der Ostsee stellt der im Jahre
1900 eröffnete Elbe-Trave-Kanal her. Er hat einen Tief-
gang von 21/2 m und verläßt die Elbe bei Lauenburg, um bei Lübeck
die Ostsee zu erreichen. Die Bedeutung dieser Kanalverbindung
beruht hauptsächlich in dem Anschlüsse der Elbe an die Ostsee und
in der Hebung des Verkehrs der ehemaligen Hansastadt Lübeck.
Als Verbindung zwischen den Stromgebieten des Rheines
und der Elbe plante die preußische Regierung den Mittel land -
k a n a l, der von der Elbe bei Magdeburg ausgehend, in der Richtung
Hannover und Minden nach dem Dortmund-Ems-Kanal
führen und seine Fortsetzung in einem Dortmund-Rhein-
Kaual finden sollte. (Welche Bedeutung könnte ein solcher Kanal
für unser Wirtschaftsleben haben?) Nachdem dieses Projekt 1898
vom preußischen Landtage abgelehnt worden, brachte die Re-
gierung 1904 ein neues ein, das neben anderen Wasserstraßen auch
den erwähnten Dortmund-Rhein-Kanal und den Mittel-
landkanal nur von Dortmund bis Hannover fordert. Jur
Februar 1905 hat der Landtag diesen Plan genehmigt.
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79
Berlin. (Siehe München 12, Frankfurt 7 und 9.)
14. „ (Lehrter Bahnhof)—Hannover—oberhaufen—cöln;.
15. „ —Magdeburg—holzminden—elberfeld—aachen;
16. „ —Hamburg—nordschleswig;
17. „ —Dresden—prag—wien;
18. „ —Stralsund—saßnitz—trelleborg—stockholm;
19. „ —Stettin;
20. „ —Görlitz;
21. „ —Frankfurt/Oder—kohlfurt—breslau—oderberg
—Wien;
22. „ Oderberg—budapest;
23. „ —Schneidemühl—dirschau—königsberg—
Eydtkuhnen;
24. „ -—Frankfurt/Oder—posen—alexandrowo—
Warschau.
5. Die Schnelligkeit unserer durchgehenden Züge hat in den
letzten Jahren eine bedeutende Erhöhung erfahren. Damit nicht zu-
frieden, stellt unsere Eisenbahnverwaltung auf einer Versuchsstrecke
Fahrten mit elektrisch betriebenen Wagen an und erzielt damit
eine Geschwindigkeit von über 200 km die Stunde. Die Ergebnisse
dieser Versuche hofft man in nicht allzuserner Zeit auf den Schnell-
bahnstrecken Berlin—hamburg und Berlin—dresden zu verwerten.
e) Landstrassen
durchziehen unser Vaterland nach allen Himmelsrichtungen, teils
dem Laufe der Flüsse oder den Gebirgstälern folgend, teils auf
Paßstraßen die Höhen überschreitend. Wenn die Landstraßen auch
nicht mehr die Bedeutung früherer Zeiten haben, wo sich sogar
der Fernverkehr ans ihnen vollzog, so sind sie für den Nahverkehr
noch wichtig genug und erfreuen sich der sorgfältigsten Pflege. (Be-
festigung, Bepflanzung, Kilometermarkierung.) — In den letzten
Jahrzehnten ist durch die neuen Verkehrsmittel Fahrrad und Auto-
mobil die Landstraße wieder mehr bevölkert worden, zunächst zwar
nur.zu Sportzwecken, jetzt jedoch schon mehr und mehr im Dienste
des Verkehrs, und es scheint die Zeit nicht mehr ferne, wo besonders
das Automobil als billiges und schnelles Transportmittel unseren
Landstraßen zu neuer Bedeutung verhelfen wird.
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Frankfurt Warschau Berlin—hamburg
86 —
Hamburg, sowie die der Aktien-Gesellschaft „Weser" iu Bremen in
Betracht. Letztere bauen aber hauptsächlich Handelsschiffe. Neben
diesen großen Schiffsbauanstalten gibt es noch eine große Anzahl
kleinerer Werke an allen Hasenplätzen. Besonders bekannt sind
Rostock, Wismar und Flensburg an der Ostsee und Emden, Leer
und Geestemünde an der Nordsee. Flußschiffe werden überall gebaut.
4. Die Nordsee.
Zu Zeiten der „Hansa" in des Wortes bester Bedeutung ein
„deutsches Meer", das allerdings an Wichtigkeit der Ostsee nach-
stand, ist sie heute für die deutsche Schiffahrt und Deutschlands
Außenhandel wesentlich wichtiger als jene. Sie bildet den Zugang
zum Atlantischen Ozean und verbindet somit unsere Küsten direkt
mit dem handelsgewaltigen England und dem an Rohprodukten
so unermeßlich reichen Amerika. Flut und Ebbe machen sich weit
hinaus in den Flüssen bemerkbar und ermöglichen den Verkehr von
Seeschiffen bis nach Hamburg und Bremen auswärts. Zwar ist
die Schiffahrt der vielen Dünen wegen nicht ganz ungefährlich,
aber zahlreiche Leuchttürme und -Feuer zeigen dem Seemanne den
richtigen Weg. — Die wichtigste Zufahrtsstraße ist die Elbe, welche
die reichen Hinterländer (welche?) dem Meere näher bringt. An
ihr liegt
Hamburg, der größte Hafen Deutschlands und des europäischen
Festlandes. (London, Liverpool, Hamburg.) Die Zahl der in seinem
Hafen 1902 verkehrenden See- und Flußschiffe betrug 72 313, mit
rund 27 Mill. t Ladefähigkeit. Wichtige Eisenbahnlinien
(nennen!) vermitteln den Verkehr mit den Plätzen des Binnenlandes.
Die Hamburger Reederei verfügt über 900 eigene Schiffe;
(570 Dampf-, 330 Segel- und Leichterschiffe) es ist der Sitz mehrerer
großen Dampfschiffahrtsgesellschaften, (siehe diese) und
seine Flagge weht auf allen Meeren. Ein echter Seemanns- und
Handelsgeist erfüllt die Söhne Hamburgs, und Hunderte von Han-
delsniederlassungen und Faktoreien in allen Teilen
der Erde zeugen von hanseatischem Unternehmungsgeist und von
der Tatkraft der „königlichen Kaufleute" Hamburgs. Der Handel
Hamburgs richtet sich insbesondere nach England, (London, Hüll)
außerdem nach Antwerpen, Le Havre, Bordeaux, Marseille, Genua,
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Extrahierte Personennamen: Le_Havre
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Bremen Rostock Wismar Flensburg Ostsee Emden Nordsee Deutschlands Atlantischen_Ozean England Amerika Hamburg Bremen Hamburg Deutschlands London Liverpool Hamburg Hamburgs Hamburgs Hamburgs England London Antwerpen Marseille Genua
Der ostfriesischen Küste vorgelagert sind die friesischen Inseln,
von denen besonders Borkum, Norderney und Wangeroog viel von
Badegästen besucht werden. Auch die der schleswig-holsteinischen
Küste benachbarten Inseln Sylt, Föhr und Nordstrand sind int
Sommer Hauptanziehungspunkte für Erholungsbedürftige aus Hain-
burg und dem westlichen Deutschland.
5. Der Norö-Ostsee-Ranal.
1. Geschichtliches. Schon im 14. Jahrhundert bestand der
Plan, die beiden deutschen Meere durch einen Kanal zu verbinden,
aber erst zu Ende des 18. Jahrhunderts wurde er unter Benutzung
der Eider durch König Christian Vii. von Dänemark durchgeführt.
Der von ihm erbaute Eiderkanal konnte aber den Anforderungen
der Schiffahrt nicht lange genügen, obwohl er für seine Zeit ein an-
sehnliches Werk darstellte. — Da beschloß der deutsche Reichstag 1886
den Bau eines Kanals zur Verbindung der untern Elbe mit der
Kieler Bucht; am 3. Juli 1887 legte Kaiser Wilhelm I. feierlich den
Grundstein zu diesem Riesenwerk, und 8 Jahre später konnte
sein Enkel Wilhelm Ii. die neue Schiffahrtsstraße, die zu Ehren
unseres alten Heldenkaisers den Namen „Kaiser Wilhelms-Kanal"
erhielt, dem Verkehr übergeben.
2. Beschreibung. Der Kanal verläßt die Elbe bei Brunsbüttel
und mündet bei Holtenau, oberhalb Kiel, in die Ostsee. Er ist
98,650 km lang, hat eine Spiegelbreite von 60, eine Sohlenbreite
von 22 in und ist 9 m tief. Mächtige Schleusen an den beiden
Endpunkten regulieren den Wasserstand, während 2 Molen bei
Brunsbüttel den Eingang gegen die Gewalt der Wogen schützen.
Damit auch die größten Panzerschiffe aneinander vorüberfahren
können, sind 7 Ausweichstellen eingebaut worden. 4 Eisenbahn-
linien kreuzen den Kanal; 2 davon führen ans den Hochbrücken
bei Grünenthal und Levensau, die beiden andern aus Drehbrücken
über ihn hin. Fähren besorgen den übrigen Verkehr über den Kanal.
Die Fahrt durch den Kanal dauert bei vorgeschriebener Geschwindig-
keit 13 Stunden; Dampfer benutzen ihre eigene Kraft, Segler werden
von Schleppdampfern gezogen.
3. Bedeutung. Durch den Kanal wird der Weg zwischen den
beiden Meeren sehr verkürzt. (Von Hamburg nach Stettin um 45,
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Extrahierte Personennamen: Christian_Vii Wilhelm_I. Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Borkum Norderney Nordstrand Deutschland Holtenau Ostsee Hamburg Stettin
93
9. die internationalen Eisenbahnverbindungen
in Betracht. Die großartigste und längste ist die Schnellverkehrslinie:
Lissabon—madrid—paris—berlin—moskau—samara—
Wladiwostok
Bedeutend sind auch die Orient-Expreßlinie:
Paris—straßburg—münchen—wien—constantinopel,
und die Nordexpreßlinie:
Ostende—berlin—petersburg.
Den Verkehr mit den Mittelmeerhafen besorgen die Linien:
Köln—straßburg | Basel—st. Gotthard—genua—rom
Hamburg—frankfurt j —Neapel (Nordsüdexpreß)
sowie Berlin—münchen—brenner—verona—brindisi, und für den
Osten die Linie Breslau—wien—semmering—graz—triest.
Auf diesen und vielen anderen Linien laufen im Personen- und
Güterverkehr teilweise die Wagen durch, so daß die Reisenden und
die Waren ohne Umsteigen bezw. ohne Umladung ungeheure Ent-
fernungen zurücklegen können. Nur die russische Grenze ist diesem
überspringenden Eisenbahnverkehr noch verschlossen, da die Geleise
eine andere als die Normalspurweite aufweisen.
Zu erwähnen ist noch, daß auch
10. das Telephon.
das anfangs nur dem Ortsverkehr diente, dann aber immer größere
Entfernungen zu überwinden vermochte, bereits in den Dienst des
Außenhandels getreten ist, indem das deutsche Fernsprechnetz bereits
an ea. 40 Stellen mit dem ausländischen in Verbindung gesetzt ist.
Von wichtigen Fernsprechleitungen nach dem Auslande nennen wir
Berlin—london, Berlin—wien, Berlin—triest und eine geplante
Verbindung Frankfurt/Main—wien.
V. Die deutschen Kolonien*
Als nach der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches die
Industrie einen ungeahnten Aufschwung nahm und unser Welthandel
immer bedeutender wurde, machte sich mehr und mehr der Mangel
an Kolonien fühlbar, die einerseits für das Mutterland ein sicheres
und bequemes Absatzgebiet abgeben, anderseits es in bezug auf
Erzeugnisse der Tropen von seinen mächtigen Konkurrenten unab-
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
71
Duisburg, Ruhrort, der größte deutsche Flußhafen) haben den
Rhein zum ersten Schiffahrtsstrome unseres Vaterlandes gemacht.
Doppelt bedauerlich ist es daher, daß seine Mündung, die in ein
offenes Meer geht, (welches?) sich in fremden Händen befindet. —
Die Schiffbarkeit des Rheines beginnt schon bei Chur, Be-
deutung erlangt sie jedoch erst, nachdem der Rhein im Bodensee,
der von einer ziemlich starken Dampferflottille (Vergnügungs- und
Güterdampfer, Haupthäfen Romanshorn und Rohrschach) befahren
wird, sich geläutert hat. Von Basel ab wird der Fluß mit Segel-
schiffen befahren, nachdem noch jüngst ein Versuch mit flachgehenden
starken Raddampfern gescheitert ist. Von Mannheim ab können
Dampfer bis zu 1,50 m Tiefgang verkehren, und bis Köln fahren
schon seit langem die sogen. Rheinseedampfer. (Hamburg, Danzig,
Königsberg.)
Von dem großen Verkehr geben folgende Zahlen ein Bild.
In Emmerich passierten 1902 zu Berg rund 15 900 beladene und
5700 leere Frachtschiffe mit ca. 8 Mill. t Gütern, zu Tal 18 300
beladene und 3500 unbeladene Frachtschiffe mit ca. 6 Mill. t Gütern,
das macht pro Tag einen Verkehr von rund 118 Fahrzeugen. —
Verfrachtet werden hauptsächlich Kohlen von Ruhrort und Duisburg
nach Holland und Süddeutschland, (Umschlageplätze Mannheim-
Ludwigshafen) Getreide, Erze, (woher?) Holz in Flößen, Steine
und Steinwaren, (woher beides?) Petroleum und Düngemittel. Den
Verkehr besorgen eine Menge bedeutender Reedereifirmen (Schiffer-
börse in Ruhrort) und zwei große Gesellschaften, die „Köln-Düssel-
dorfer Ges.", deren luxuriös ausgestattete Personenschnelldampfer
hauptsächlich den gewaltigen Strom der Vergnügungsreisenden be-
fördern (Siebengebirge, Loreley, Niederwald) sowie die „Nieder-
ländische Dampfschiffahrtsgesellschaft". Die Tauerei hat sich im
Rheine wegen des vielen Geschiebes als unrentabel erwiesen. Von
den Nebenflüssen weist der Main bis Frankfurt noch be-
trächtlichen Verkehr auf, (1902 über 5000 Fahrzeuge) weniger da-
gegen die Mosel wegen ihres gekrümmten Laufes. (Der Personen-
dampfer gebraucht von Koblenz bis Trier 2 Tage, der Schnellzug
nicht ganz 2 Stunden.) Durch den Rhein-Rhone- und den Rhein-
Marne-Kanal (bezeichne Ausgangspunkte und Richtung!) steht der
Rhein mit den Flußsystemen des Rhone und der Seine in Ver-
bindung, doch hat auf diesen beiden Wasserstraßen der Verkehr be-
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