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1. Teil 1 = Grundstufe B - S. 120

1895 - Halle a. d. S. : Schroedel
120 Die Länder um das Mittelmeer. länder und weite Hinterländer desselben umfaßte. Im Mittelalter beherrschte „die ewige Roma" als Sitz des mächtigen Papsttumes „die ganze Christenheit auf Erden," und die italienischen Küstenstädte Venedig und Genua hatten die Leitung des ganzen Welthandels an sich gerissen. Für die Jetztzeit ist Italien das Land klassischer Erinnerungen und „der Kunsttempel Europas." Die lateinische Sprache ist noch heute die Kirchensprache der katholischen Kirche und gilt uoch heute als Gelehrtensprache. Das römische Recht hat die Gesetzgebung auch des deutschen Volkes stark beeinflußt. Italien hat sich von allen Mittelmeerländern allein die Stellung einer Großmacht unter den heutigen Weltreichen errungen und zu bewahren gewußt. c) Das französische Mittelmeergebiet (S. 103), das alte Südgallien, war die natürliche große Eingangspforte, durch welche die Kultur der Mittelmeerläuder nach Mitteleuropa kam. An den Küsten Galliens hatten Karthager und Griechen Kolonieen, und die Römer verbreiteten von hier aus ihre Kultur über ganz Gallien und das sw. Deutschland. Die alte Stadt Marseille (das alte Massilia) ist heute Frankreichs größte Seestadt. 6) Die pyrenäische Halbinsel (S. Iii ff.), das alte Jberien, war im Altertum zunächst ein Zankapfel zwischen den Karthagern und Römern, dann lange Zeit römische Provinz, bis die Westgoten im Anfange des Mittelalters hier ihr Reich gründeten. Dann gründeten die Araber hier mehrere Reiche und machten die Halbinsel zu einem Hauptsitz maurischer Kunst und Wissenschaft. Ein Überrest maurischer Baukunst ist der zum Teil noch wohlerhaltene Königspalast Alhambra bei Granäda. — Zur Zeit Karls V. war Spanien das größte Weltreich und die führende Macht Europas, die sich namentlich auch dem Deutschen Reiche fühlbar machte. Dann sank es rasch von seiner Höhe, büßte die meisten seiner überseeischen Besitzungen ein und ist heute eine Macht 2. Ranges. Druck von August Klöppel in Eisleben.

2. Teil 1 = Grundstufe B - S. 120

1905 - Halle a.S. : Schroedel
120 Südeuropa. 4. Die Küstenländer des westlichen Beckens. Sie umfassen die Hauptstätten karthagischer und altrömischer Kultur. Es gehören dazu die Atlasländer, Italien, das französische Mittel- meergestade (Südgallieu) und die Pyrenäenhalbinsel (Jberieu). a) Die Atlasländer (©. 35) bildeten den Hauptbestandteil des kar- thagischen Reichs, das aus einer Pflanzstätte der Phönizier hervvr- gegangen war. Die Hst. Karthago lag an der Küste des heutigen.tunis. Die Kolonien der Karthager an der afrikanischen Küste reichten bis Sene- gambien; im Mittelmeerbecken besaßen sie Sizilien und die andern Inseln, ferner Jberieu und Küstenplätze von Südgallien. Alle diese Besitzungen wurden schließlich eine Beute der Römer, die von Karthago selbst keinen Stein auf dem andern ließen. Im Mittelalter gehörten die Atlasländer zum Vandalenreich und fielen nach mancherlei Wirren in die Hände der Araber, die hier gefürchtete Ranbstaaten errichteten. Heute ist vou den Araberreichen nur noch das morsche Sultanat Marokko übrig, das sein Dasein lediglich der Eifer- fncht der europäischen Seemächte verdankt. Algier ist eine französische Kolonie und Tunis ein französischer Schutzstaat. An die alte karthagische Kultur erinnern nur noch Trümmerstätten. b) Italien (S. 113) war bei seiner günstigen Lage im Mittel- punkte aller Mittelmeerländer der berufene Herrscher dieser Gebiete. Im Altertum bildete es den Kern des großen römischen Weltreiches, das schließlich alle Mittelmeerländer mit weiten Hinterländern umfaßte. Im Mittelalter beherrschte Rom als Sitz des Papsttums fast die ganze Christenheit, und die italienischen Küstenstädte Venedig und Genua hatten die Leitung des ganzen Welthandels an sich gerissen. Noch jetzt ist Italien das Land klassischer Erinnerungen und „der Kunsttempel Europas". Die lateinische Sprache ist bis heute die Kirchensprache der katholischen Kirche. Das römische Recht hat die Gesetzgebung auch des deutschen Volkes stark beeinflußt. Italien hat sich von allen Mittelmeerländern allein die Stellung einer Großmacht unter den heutigen Weltreichen zu erringen gewußt. e) Das französische Mittelmeergebiet (S. 101), das alte Südgallien, war die natürliche große Eingangspforte, durch die die Gesittung der Mittel- meerländer nach Mitteleuropa kam. An den Küsten Galliens hatten Karthager und Griechen Siedlungen, und die Römer verbreiteten von hier aus ihre Kultur über ganz Gallien und das sw. Deutschland. Die alte Stadt Marseille (das alte Massilia) ist heute Frankreichs größte Seestadt. d) Die pyrenäische Halbinsel (S. 112), das alte Jberien, war im Altertum zunächst ein Zankapfel zwischen den Karthagern und Römern, dann lange Zeit römische Provinz, bis die Westgoten im Anfange des Mittelalters hier ihr Reich gründeten. Dann beherrschten die Araber das Gebiet und machten die Halbinsel zu einem Hauptsitz maurischer Kunst und Wissenschaft. Ein Überrest manrischer Baukunst ist der zum Teil noch wohlerhaltene Königspalast Alhambra bei Granäda. — Zur Zeit Karls V. war Spanien das größte Weltreich und die führende Macht Europas, die sich namentlich auch dem Deutschen Reiche fühlbar machte. Dann sank es rasch von seiner Höhe, büßte die meisten seiner überseeischen Besitzungen ein und ist heute eiue Macht untergeordneten Ranges.

3. Allgemeine Erdkunde - S. 212

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 212 — b. Das Nekton, die selbsttätig schwimmenden Tiere. c. Das Benthos, die am Boden dahinkriechende oder fest- gewachsene Lebewelt. £ap. Vii. Überblick über die Menschenwelt. (Anthropogeographie.) A. Das Atens ch eng es ch lech t und seine Oer- breitung. 1. Ju'fcr und ibeimaf des Mienfcbengel'cbl'ecbts. Unter den Organismen der Erde steht der Mensch an höchster Stelle. Die Entwicklung des Menschengeschlechts ist naturgemäß eine offene Frage, deren Beantwortung auch den scharfsinnigsten Forschern bisher noch nicht befriedigend gelungen ist. Es ist hier nicht der Ort, auf die bezüglich dieses Punktes ausgesprochenen und hauptsächlich auf anatomischen Vergleichnngen beruhenden Ansichten einzugehen. Auch über das Alter des Menschen- geschlechts lassen sich vorläufig nur Vermutungen aussprechen. Diese stützen sich aus Funde von Wirtschaftsresten, Geräten und Knochen, die man in Gräbern oder in sedimentären Bodenschichten inachte. Vor dem Eintritt in die Geschichte hatte die Menschheit schon eine gewisse Kulturhöhe erreicht und verstand die Her- stellung von eisernen Geräten. Dieser sogenannten Eisenzeit ging die Bronzezeit vorauf. Auch schon in dieser gab es seßhafte Menschen, wie die ausgefundenen Reste von Pfahlbauten und die zahlreichen Urnenfelder beweisen. Die den Grabstätten aus jener Periode entnommenen Geräte aus Bronze zeugen von einem kulturellen Fortschritt der Menschen gegen die vorhergehende Zeit, in der die Bearbeitung von Metallen noch unbekannt war. Alle uns überkommenen Werkzeuge dieser frühereu Periode sind aus Stein, meist Feuerstein, oder aus Knochen gefertigt. Man unterscheidet eine jüngere und eine ältere Steinzeit. In der ersteren verstand der Mensch schon die Steinwerkzeuge zu polieren, über- Haupt feiner zu bearbeiten als in der älteren; er verfertigte Ton- gefäße und hatte, wie aufgefundene Knochenreste beweisen, einzelne Haustiere, besonders den Hund. Der Mensch der älteren Stein- zeit begnügte sich mit ganz roh zugehauenen Fenersteinwerkzeugen. Wie weit das erste Auftreten des Menschen in der älteren Steinzeit zurückliegt, ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Einen Anhalt dabei geben die Bodenschichten, in denen man Knochen oder Werkzeuge der Menschen gefunden hat. Die primitivsten Feuersteingeräte wurden noch in Schichten gefunden, die sich im Anfange der Diluvialzeit absetzten, während menschliche Knochen

4. Deutsche Kulturgeographie - S. 69

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
15. Die Landschaften der voralpinen Hochfläche. 69 decken abgelagert, vor allem aber in einer langausgedehnten Zone an dem nördlichen Rande der Bayrischen Alpen. Die wichtigste Partie des ganzen Zuges, auf die der Bergbau sich im roesent- lichen beschränkt, liegt zwischen Inn und Lech, und läßt sich in die drei Reviere von Au und Miesbach, Penzberg und Hohen- Peißenberg trennen. Die jährliche Ausbeute der alpinischen Kohlenablagerungen beträgt 1/2 bis 3/4 Millionen Tonnen. Die Landschaften der voralpinen Hochfläche werden von alten wichtigen Verkehrs st raßen durchschnitten, auf denen die Römer am frühesten in deutsche Lande eindrangen. Augs- bürg (Augusta Vindelicorum) wurde bereits im Jahre 15 v. Chr. G. als römische Kolonie begründet. Späterhin wurde es als freie Reichsstadt und emsige Handelsstadt (Fugger, Welser) europaberühmt. Wenn es auch in der neuern Zeit ebenso wie die Donaustädte durch die Bevorzugung Münchens etwas ge- litten hat, so hat sich trotzdem eine bedeutende Industrie (Spinnerei, Weberei, Tuchfabriken, Maschinenbau) entwickelt, der die Aus- Nutzung der natürlichen Wasserkräfte sehr zu statten kommt; es zählt heute über 102000 Bewohner. An der Donau, der alten Völker- und Warenstraße zwischen Mittel- und Südosteuropa, hat sich Regensburg (53000 E.) in bemerkenswerter Lage ent- wickelt. Das „Castra Regina" der Römer, eine der ältesten Städte Deutschlands, schon im achten Jahrhundert Bischofssitz, nimmt in neuerer Zeit hauptsächlich an den Vorzügen teil, die das Ober- Pfälzer Becken hinsichtlich der Bodenschätze aufweist. Maschinen-, Steingut-, Bleistift-, Seifen- und Tabakfabrikation stehen in Blüte. Die Dreiflüssestadt Passau (21000 E.) verarbeitet vorzugsweise die natürlichen Schätze der Umgebung, wie Holz, Erden und Felle (Parkettfußboden-, Papier-, Leder- und Porzellanfabrikation). In der Mitte der alten Salzstraße, die sich zwischen den großen Moorgebieten und den weiter südlich lagernden Seen von Berchtesgaden nach den Brückenstätten Augsburg und Ulm hinzog, wurde München begründet, das sich vom Mittelalter ab immer mehr der Vorteile seiner zentralen Lage zwischen Donau und Alpen, Lech und Inn erfreuen konnte. Schon vor dem dreißigjährigen Krieg als eine der schönsten Städte Deutsch- lands bekannt, t ist _ es heute ein Kulturzentrum von universeller Bedeutung. Mit seinen 600000 Einwohnern ist München heute die größte Stadt Süddeutschlands und die drittgrößte des Reichs. Die künstlerischen Bestrebungen, von den Fürsten aufs tatkräftigste unterstützt, kamen dem Leben und Schaffen der Stadt sehr zugute. Der Aufschwung der Münchner Industrie stützt sich auf die elek- trische Verwertung der Wasserkräfte der Isar. Die zahlreichen Brauereien stellen des Jahres gegen S1j2 Mül hl Vier her. Die großen Eisenbahnlinien Paris—wien, Berlin—rom kreuzen sich in München. Hier ist auch die Zentrale des Verkehrs des ge- samten Alpenvorlandes. Wohl wird der direkte Verkehr nach

5. Deutsche Kulturgeographie - S. 114

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
114 Iii. Die materiellen Grundlagen der deutschen Kultur. und England zurück. Jetzt zählt Deutschland auf dem Gebiete des Telegraphenrvesens zu den am weitesten fortgeschrittenen Ländern. Die Länge der Drähte, l3/4 Million km, übertrifft das englische Telegraphennetz um das doppelte, das französische um das dreifache. (Uber die Anzahl der Telegramme vgl. stat. Anh. Xxv.) Wie die Telegraphie ist auch ihre jüngere Schwester, die Telephonie, in Deutschland im Gegensatz zu mehreren andern Ländern von Anfang an eine staatliche Verkehrseinrichtung gewesen. Der eigentliche Erfinder des Fernsprechers war der Deutsche Philipp Reis. Sein im Jahre 1861 erfundener Apparat wurde aber erst durch die Verbesserung von Graham Bell in Boston 1877 gebrauchsfähig. Das Deutsche Reich marschiert im Fernsprechwesen an der Spitze aller europäischen Mächte, und Verlin steht mit seinen Telephonanlagen an der Spitze aller Städte der Erde. Die Länge der Drähte des deutschen Sprechnetzes beträgt über 4 Millionen km, d. h. das vierfache des französischen und das sechsfache des englischen Sprechnetzes. Die Gesamtzahl der von den deutschen Fernsprechstellen vermittelten Gespräche beträgt reichlich ll/2 Milliarden (vgl. stat. Anh. Xxv). Die deutschen Kabellinien sind in der Verkehrs- gefchichte ein Ruhmesblatt, auf das Deutschland stolz sein kann. Sie sind in der Hauptsache auf Grund einer ersten Versuchslinie, die 1876 erbaut worden ist (von dem Carlswerk in Mülheim a. Rh.), in der Zeit von 1876 bis 1881 angelegt worden. Als- dann hat erst Frankreich und späterhin England ein unterirdisches Telegraphennetz ausgebaut. (Über die Überseekabel und Funken- telegraphie vgl. S. 116.) Deutschland hat zuletzt auch an der Entwicklung des modernsten Verkehrsmittels, des Luftschiffes, ganz hervorragenden Anteil genommen. Den Ruhm, das Geburtsland der Aeronautik zu sein, beansprucht mit Recht Frankreich, aber in der Konstruktion von lenkbaren Luftschiffen, die teils Kriegs-, teils Verkehrszwecken dienen, ist Deutschland bahnbrechend geworden. Mit Stolz wird hier jeder Deutsche auf den Grafen Zeppelin blicken, _ dessen unermüdlicher und bewundernswerter Ausdauer und Arbeitskraft es gelungen ist, das Luftschiff dem Willen des Menschen dienst- bar zu machen. Graf Zeppelin war auch der erste, der die Wichtigkeit des Luftschiffes im Dienste der Kultur erkannte und in die Tat umsehte. Wenngleich das erste Verkehrsluftschiff „Deutschland" bei emer Fahrt in stürmischem Wetter im Teuto- burger Wald verunglückte, so hat uns dies durchaus nicht entmutigt und abgehalten, auf dem einmal beschrittenen Weg weiter zu schreiten; und daß es ein richtiger Weg ist, beweisen die groß- artigen Flugleistungen der neuen Verkehrsluftschiffe „Schwaben" und „Victoria Luise". An dem Wettkampf in den Lüften sind wir fernerhin mit Flugmaschinen, mit den verschiedenartigsten Fliegern beteiligt. Auch die „Flieger" fangen jetzt an, Verkehrs- zwecken zu dienen.

6. Deutsche Kulturgeographie - S. 120

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
120 Hi. Die materiellen Grundlagen der deutschen Kultur. Hongkong aufrecht. Sonst finden wir regelmäßige deutsche Postdampferlinien auch im Mittelmeergebiet, zwischen Hamburg und Konstantinopel, Hamburg und Alexandrette, bez. Mersina, weiterhin zwischen Genua und Nikolajew und zwischen Marseille und Batum. Die großen deutschen Verkehrslinien, die das ganze Erdenrund umspannen, sind eine notwendige Folge und Ergänzung des aus- gebreiteten deutschen Handels. Zuweilen sind sie auch direkt die Ursachen neuer Handelsverbindungen und erwachenden Handels. Beide bedingen sich gegenseitig; eins ist ohne das andere nicht denkbar. Wie der Verkehr blickt auch der deutsche Handel auf eine jahrhundert alte Geschichte und Entwicklung zurück. In der Geschichte des deutschen Handels mit dem Auslande unterscheiden wir drei Perioden: die erste ist die Zeit des Mittelalters und fällt mit der Vlüte der Hansa zusammen, die zweite bezeichnet den Niedergang des deutschen Handels im 16. Jahrhundert und das allmähliche Wiedererwachen und Erstarken desselben im 18. Jahrhundert, und die dritte Periode reicht vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zur neuesten Zeit. Die letzte Periode wurde durch Loslösung der englischen Kolonien in Nordamerika vom Mutterlande eingeleitet. Hamburg und Bremen knüpften sofort ihre Handelsbeziehungen mit den neu erstandenen Vereinigten Staaten an (siehe S. 18). Doch war der Aufschwung nur von kurzer Dauer; denn der deutsche Handel wurde durch die von Napoleon 1806 verhängte Kontinentalsperre auf längere Zeit lahmgelegt. Bei der so unterbundenen Konkurrenz Englands nahmen indessen mit Ausnahme der Leinenindustrie die meisten deutschen Industriezweige zu. Zudem belebte auch die neu eingeführte Gewerbefrecheit sin Preußen) das Gewerbe. Der Überschwemmung durch englische Waren nach Aufhebung der Kontinentalsperre wurde durch Zollgesetze, die die einheimischen Gewerbezweige schützen sollten, Einhalt getan. Den weittragendsten Einfluß hatte die Gründung des Deutschen Zollvereins am 1. Januar 1834, dem Preußens erprobter Zolltarif zugrunde gelegt wurde. Durch diesen Zollverein wurde die wirtschaftliche Einheit der deutschen Staaten hergestellt, und sie hat wiederum die politische von 1870/71 vorbereitet. Nur die beiden Freihandelsstädte Hamburg und Bremen sind erst 1888 dem Deutschen Zollverein beigetreten. Nach der politischen Einigung Deutschlands nahmen Industrie, Handel und Verkehr einen ungeahnten Aufschwung. Wohl hat es auch nicht an wirtschaftlichen Krisen gefehlt, aber trotzdem ist die gesamte Entwicklung des deutschen wirtschaftlichen Lebens eine aufsteigende und hat Deutschland mehr und mehr auf die Bahn der Macht- und Ausdehnungspolitik hingewiesen. Den deutschen Erzeugnissen, die in übergroßen Mengen erzeugt wurden, mußten Absatzgebiete gewonnen werden, sowohl in

7. Deutsche Kulturgeographie - S. 168

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
V. Das Deutschtum im Auslände. 30. Die deutsche Auswanderung. „Uberall in fernen Teilen der Erde rvohnen Tausende unserer Landsleute. Deutsche Güter, deutsches Wissen, deutsche Betrieb- samkeit gehen über den Ozean." Diese Worte unsers Kaisers bezeichnen kurz und treffend nicht allein den jetzigen Stand der Weltlage Deutschlands, sie weisen zugleich auf die' dem deutschen Volke eigentümliche Beweglichkeit hin. Wenn es auch in der Natur jedes lebenskräftigen Staatsgebildes liegt, selbst bei einem ganz allmählichen Fortschritt zuletzt doch ans Meer zu gelangen und alsdann die Vorteile des überseeischen Handels direkt zu genießen, so wird doch bei uns die Tatsache noch nicht genug beachtet, „daß das Meer die Ausbreitung einer politischen Herrschaft erleichtert, und daß es dem Verkehr die Möglichkeit der größten Ausdehnung gewährt," wie Fr. Ratzel in seiner beachtenswerten Schrift „das Meer als Quelle der Völkergröße" nachgewiesen hat. Verkehr und Politik gehen auf allen Stufen eines vorwärts- schreitenden Staates Hand in Hand, und doppelt stark ist das Band, das die Politik, die über die Landkarte hinausgreift, mit dem Verkehre verknüpft. Diese Wirtschaftspolitik kann sich aber nur auf einen beweglichen Volkskörper stützen. Jeder Staat, jedes Volk läßt sich mit einem beweglichen Körper vergleichen, der im Vorschreiten sich ausbreitet und im Zurückweichen sich zu- sammenzieht; alte Zusammenhänge werden aufgegeben, neue werden gebildet. Darauf deuten Bezeichnungen hin, die wir oft gebrauchen, ohne uns etwas dabei zu denken, so „Völkerflut", „Völkermeer", „Völkerinsel". Ein Volk ist indessen beweglicher als das andere. Die größere oder geringere Beweglichkeit ist bedingt durch die innern Eigenschaften des Volkscharakters, durch die äußern Einflüsse der geschichtlichen Verwicklungen und durch das mehr oder minder dichte Abhängigkeitsverhältnis des Staates vom Boden. Eins der beweglichsten Völker ist das deutsche Volk. Im Charakter der Germanen ist der Trieb zum Wandern, der von jeher deutsche Ansiedler in alle Weltgegenden gebracht hat, stark ausgeprägt. Schon aus grauer Vorzeit dringen Nach- richten von dem Wandertrieb unserer Altvordern zu uns. Von bestimmtem Ausdehnungserscheinungen deutscher Völker berichtet

8. Deutsche Kulturgeographie - S. 139

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
26. Die deutschen Siedelrmgen. 139 theater, römische Thermen) vorhanden, wie sie sonst kein Ort im Norden der Alpen aufzuweisen hat. Wie der Pfahlgraben befestigt war, erkennt man vorzüglich in der Saalburg, auf dem Kamme des Taunus an der Kreuzung der Landstraßen nach Usingen und Obernhain gelegen. Die keltischen Grundlagen der Vesiedelung in Einzelhöfen und Kämpen im westlichen und südwestlichen Deutschland hat die römische Herrschaft wie auch die deutsche Vesiedelung nicht zu verwischen vermocht; sie hat sich in jenen Gegenden bis in die Gegenwart erhalten. Die alten deutschen Siedelungen treffen wir zwischen Weser, Westerwald und Saale-Elbe; an der Niederelbe auch ostwärts und weiterhin in Schleswig-Holstein, Dänemark und Schweden. Das Charakteristische und Typische dieser deutschen Vesiedelung liegt darin, daß überall mehr oder weniger geschlossene Dörfer entstehen; die Lage der Gehöfte untereinander ist unregel- mäßig, zusammengewürfelt. Man spricht darum von Haufen- dörfern. Insonderheit zeigt die Geest solche alte Haufendörfer und das anschließende Gebiet nach dem deutschen Mittelgebirge. In den Ackerbaugebieten am Nordufer der deutschen Mittel- gebirge, im Westen von Saale und Elbe, haben sich viele Haufendörfer entwickelt, so z. B. Geusa bei Merseburg, vor allem die Orte mit den Endungen auf „leben" und „roda" in der Thüringer Mulde. Die Marschensiedelungen verdanken ihre Lage dem Schutzbedürfnis gegen das Meer. In alten Zeiten wurden sie auf einzelnen Hügeln (künstlichen Wurften) meist als Streu- siedelung oder als Dorfwurften, z. V. Blexen an der Weser gegenüber Geestemünde, und in neuerer Zeit den Deichen entlang angelegt, z. B. Altendeich im Norden von Bremerhaven. In den Moor- und Vruchgegenden Deutschlands treffen wir in der Regel jüngere Kolonistendörfer, die in ihrer Form an die alten Straßendörfer erinnern, so Hymendorf im Nordosten von Bremer- Häven oder Neu-Lietzegöricke im Oderbruch, östlich von Freienwalde. Ein weiteres Kennzeichen der alten volkstümlichen deutschen Siedelungsweise bildet die Hufenverfassung. Unter Hufe verstand man eine Besitzung, die von dem Hausvater mit seiner Familie und wenigem Gesinde bestellt werden konnte, ihm aber auch den Unterhalt und die Mittel zu den üblichen öffentlichen Lasten zu gewähren vermochte; oder mit andern Worten: Hufe stellt ein Bauerngut dar, das unter einfachen Umständen und Ansprüchen imstande war, selbständig aus seinen eignen Kräften zu bestehen. Späterhin wurde „Hufe" schlechthin als Land- flachenmaß, wenn auch nicht überall einheitlich, benutzt. In vielen und verschiedenen Teilen Deutschlands waren Hufen von 30 Morgen (4 Morgen ---- 1 da) sehr gewöhnlich, aber auch solche von 151/2 bis 60 und mehr Morgen wurden gebraucht. Mithin war die Hufe kein einheitliches Maß.

9. Deutsche Kulturgeographie - S. 246

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
I. Anhang. Reicbsverfassung und Verfassung der einzelnen deutschen Staaten^). A. Die deutsche Reichsverfassung und die deutschen Reichsbehörden. Die Zerrissenheit Deutschlands in viele Staaten ist das Ergebnis seines Bodens, seiner Geschichte und des Charakters seiner Bewohner, die sich nach Mundart, Sitte und Überlieferung in verschiedene Stämme teilen. Besonders boten die deutschen Staatengebilde nach dem dreißigjährigen Krieg ein trauriges Bild der Zerrissenheit dar. Dadurch wurde späterhin die furchtbare Demütigung Deutschlands durch Napoleon I. möglich, der dem tausendjährigen römischen Reiche deutscher Nation ein Ende bereitete. Nachdem Napoleon besiegt, wurde 1815 der Deutsche Bund geschaffen, der aber nur ein lockerer Staatenverband war und nicht der von den Besten des deutschen Volkes erstrebten Vereinheitlichung der deutschen Staaten nachzukommen vermochte. Unabhängig von der Bundesregierung führten besondere Ver- träge die durch gleiche Interessen verbundenen Staaten zusammen. In dieser Beziehung hatte vor allem der Zollverein große Erfolge, der die Mehrzahl der deutschen Staaten zu einem ein- heitlichen Zollgebiete zusammenschloß (S. 120); von ihm hatten sich nur Mecklenburg, Holstein, die Hansestädte, Österreich und Liechtenstein ausgeschlossen. Bei all' diesen Einrichtungen bildete Preußen den Kern und wies somit schon auf die Rolle hin, die es bei der Errichtung des neuen Deutschen Reiches zu spielen berufen war. Und als der Krieg von 1866 die Vor- Herrschaft in Deutschland zugunsten Preußens entschieden und Österreich aus dem Deutschen Bund ausgeschlossen hatte, kam es zur Gründung des Norddeutschen Bundes unter preußischer Führung. Der Norddeutsche Bund schloß mit den süddeutschen Staaten (Bayern, Württemberg, Baden und Südhessen) neben einer Zollvereinigung auch Schutz- und Trutzbündnisse, durch die die Beteiligten im Kriegsfalle verpflichtet wurden, ihre volle Heeresmacht unter dem Oberbefehle des Königs von Preußen zur Verfügung zu stellen. Diese Bündnisse sollten gar bald im Kriege mit Frankreich (1870/71) ihre Feuerprobe bestehen, und inmitten im Feindesland wurde zu Versailles am 18. Januar 1871 von den vereinten Fürsten und Städten die deutsche Kaiser- *) Dieser Abschnitt, der meinem Arbeitsgebiet ferner liegt, wurde in der Hauptsache nach dem „Handbuch der Verfassung und Verwaltung" von Graf Hue de Grais bearbeitet.

10. Deutsche Kulturgeographie - S. 24

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
24 I. Deutschlands Größe und Machtstellung. politischen Einfluß erweitert. Unser großer Historiker Treitschke hat das Wort geprägt: „Die Zukunft unsers deutschen Volkes roird davon abhängen, wieviel Menschen auf der Erde deutsch sprechen." Im 16. Jahrhundert sprachen 3 Millionen Menschen englisch, 15 Millionen deutsch, im 18. Jahrhundert 9 Millionen englisch und 20 Millionen deutsch, und am Anfang des 20. Jahr- Hunderts sprechen^ 125 Millionen Menschen englisch und nur 90 Millionen deutsch. Wenn Bismarck nicht seinerzeit in Afrika die deutsche Flagge gehißt hätte, so wäre heute sicher ganz Afrika englisch. Der Deutsche müßte hier seine Sprache opfern, er stünde hier unter englischem Kommando. Wenn wir auch englische Sprache und englische Kultur hochhalten, so wäre doch die Angli- sierung des größten Teils der Erde, soweit sie vor zwei bis drei Jahrzehnten noch herrenlos war, eine große Gefahr für unser Volkstum gewesen. Wir halten deutsche Sprache und deutsche Art für wert, gleichfalls eine weite Verbreitung zu finden. Wir Deutsche sind von jeher ein Kolonisationsvolk gewesen. Wir haben dies in Europa, zunächst sodann in außereuropäischen Diensten bewiesen und beweisen es jetzt glänzend in unsern Schutzgebieten. Wir haben zudem erfahren und fühlen es heute mehr denn je, daß die Aufgaben der Kolonisation unser Volk jung erhalten und seine sittliche Kraft erfrischen. Wir haben den festen Willen zur Kolonisation, und wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Darum wird das größere Deutschland, das einschließlich des Mutter- landes gegen 31/2 Millionen Quadratkilometer umfaßt, einer sichern Zukunft entgegengehen. 3, Deutschlands Weltgeltung. (Fremde Kultureinflüsse in Deutschland und deutsche Kultureinflüsse im Ausland.) Die Weltgeltung eines Staates besteht nicht bloß in dem politischen und wirtschaftlichen Einfluß, den er auf andere Staaten ausübt, sondern vor allem darin, wieweit die andern Staaten von seinen Ideen, von seiner Kultur beeinflußt sind. Das ist w i r k l i ch e Weltgeltung. Betrachten wir Deutschland nach dieser kulturellen Seite als weltgeltenden Staat, so besitzt es eine Welt- geltung wie sie kein anderes Land, kein anderes Volk aufzuweisen vermag. „Ihm ist das Höchste bestimmt. Und so wie er — der Deutsche — in der Mitte von Europas Völkern sich befindet, so ist er Kern der Menschheit. Er ist erwählt von dem Zeitgeist, während des Zeitkampfes an dem ewigen Vau der Menschen- bildung zu arbeiten. Daher hat er bisher Fremdes sich ange- eignet und es in sich verwahrt, es ist ihm unverloren, die Schätze von Jahrhunderten. — Jedes Volk hat seinen Tag der Geschichte, doch der Tag des Deutschen ist die Ernte der ganzen
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