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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 337

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
337 Wunderbar ist es, wie Jerusalem, das so viele Zerstörungen erlebte, sich immer wieder aus dem Schutt erhoben hat. Wer Judäa durchwandert, weiß kaum, ob er es das Land der Verheißung oder des Fluches nennen soll. In keinem Lande treten so wie hier die Güte und der Ernst Gottes ergreifend vor die mensch- liche Seele. 6. Betrachten wir nun noch die Weltlage des heiligen Landes, so tritt uns immer klarer der Gedanke entgegen, daß keine Stätte geeigneter war zur Anzündung des Lichtes, das die Welt erleuchten sollte. Palästina liegt nicht nur im Mittelpunkt der Altenwelt, sondern auch in einer Gegend, wo vieleder großen Verkehrsstraßen der Völker zusammentrafen und theilweise noch zusammentreffen, Straßen, die in allen Richtungen bis in die entferntesten Länder führen. Außerdem lag es zur Zeit des Heidenthums ui der Mitte der Nationen, welche am frühesten menschliche Bildung angenommen hatten und zur höchsten Macht und Blüte gelangt waren: ringsherum wohnten die Aegypter, die Babylonier und Assyrier, die Phönizier und Syrer, die Griechen und die Römer und die Araber. So ist es denn wahr, was Hes. 5, 5 geschrieben steht: „Das ist Jerusalem, die ich unter die Heiden gesetzt habe und rings um sie her Länder." So war es diesen Völkern leicht, den Gott Israels kennen zu lernen und seine Herrlichkeit zu sehen; und als nachher die Apostel ausgingen, fanden sie gebahnte Wege, welche zu den entferntesten Gegenden der bekannten Welt führten. Diese Straßen aber berührten das heilige Land selbst nicht, sondern entweder im Norden die phönizischen oder im Süden die ägyptischen Städte. Das heilige Land ist eine Friedensinsel mitten im Ocean der Welt. Sie kann allem, was sie umgiebt, fremd bleiben, aber die ganze Erde ist ihren Bewohnern offen. In heiliger Einsamkeit und Stille reifte hier der Same des göttlichen Wortes, um dann mit wunderbarer Schnelligkeit unter alle Völker getragen zu werden. 66. Blick in s Weltall. Jes. 40, 20: Hebet eure Augen in die Höhe und sehet! Wer hat solche Dinge geschaffen und führet ihr Heer bei der Zahl heraus, der sie alle mit Namen rufet? 1. Die Erde und die Sonne. Nach dem Augenscheine und nach dem allgemeinen Glauben wäre die Erde mit allen ihren Bergen und Thälern eine große, runde Fläche, gleich einer unge- heuren, großen Scheibe. Am Rande derselben weiter hinaus kommt nichts mehr, dort ist gleichsam der Himmel an sie angefügt, der wie eine große, hohle Halbkugel über ihr steht und sie bedeckt. Dort geht am Tage die Sonne auf und unter, bald früher, bald später, bald links an einem gewissen bekannten Berg oder Haus, bald rechts, und bringt Tag und Nacht, Sommer und Winter, und bei Nacht der Mond und die Sterne, und sie scheinen nicht gar entsetzlich hoch über unsern Häuptern zu stehen. Das wäre nun alles gut, wenn's niemand besser wüßte; aber die Sternseher wissen's besser. Denn erstlich, wenn einer daheim weggeht und will reisen bis an's Ende der Erde, an den Rand, wo man einen aufgehenden Stern mit der Hand weghaschen und in die Tasche stecken kann, und er geht am ersten April vom Haus aus, so hat er den rechten Tag gewählt. Denn er kann reisen, wohin er will, durch Deutschland, durch Polen, durch Rußland, nach Asien hinein, durch die Mohamedaner und Heiden, vom Land auf's Wasser, und vom Wasser wieder auf's Land, und immer weiter. Aber endlich, wenn er ein Pfeiflein Taback ein- füllt und will daran denken, wie lang' er schon von den Seinigen weg ist, und wie weit er noch zu reisen hat an's Ende der Erde und wieder zurück, auf einmal wird's ihm heimlich in seinem Gemüth, es wird nach und nach alles, wie es da- Voterländisches Lesebuch. 22

2. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 371

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
371 87. Das Kameel. Die eigentlichen Kameele, welche in der Alten Welt leben und mit den Lamas der Neuen Welt eine zusammengehörige Familie ausmachen, sind große mißgestaltete, aber zum Lasttragen sehr geeignete Thiere, welche seit den ältesten Zeiten als Hausthiere dienen. Es giebt zwei Arten dieser Gattung, eimzweibuckeliges, das gewöhnlich Kameel heißt,und ein einbnckeliges, welches auch Dromedar genannt wird. Das zwcibuckclige Kameel, das auch durch einen hohen Scheitel von dem Dromedar unterschieden ist, findet sich minder zahlreich, als das letztere, hauptsächlich nur in den Ländern von Jnnerasien bis an die chinesische Grenze; die Mongolen reisen mit ihm bis zum See Baikal. Es ist größer und kräftiger, als das Dromedar, und verträgt auch mehr Kälte. Die russische Armee führte im Jahre 1814 mehrere mit sich nach Deutschland. In Italien wurde cs durch den Her- zog Leopold von Toskana einge- führt, wo es sich in wenig Jahren vermehrte und zum Nutzen des Landes verwen- det wurde. Die Kameelstuterei befindet sich in der Nähe von Pisa und besteht aus etwa 400 Stück; auch im südlichen Spanien sind sie jetzt einheimisch. Die stärksten tragen eine Last von 12—1500 Pfund. Wenn sie lange gehungert haben, verschwinden fast beide Buckeln, in denen jedoch bei guter Nahrung das Fett sich wieder sammelt. Das Dromedar hat nur einen Höcker und ist weniger häßlich. Es ist über ganz Mittelasien wie hauptsächlich über Nordafrika verbreitet. Der Araber, welcher es das Schiff der Wüste nennt, kann es zur Durch- reise der wasserleeren afrikanischen Wüsten nicht entbehren; das innere Afrika würde ohne das Dromedar noch weit mehr, als es jetzt ist, ein unzu- gänglicher Theil der Erde sein. Schon in ihrer frühesten Jugend werden die Dromedare an Entbehrungen aller Art gewöhnt, zum Niederknieen gebracht und gezwungen, in dieser Lage zu verweilen. Später erhalten sie eine beträchtliche Last aufgebürdet, die einer 24'

3. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 449

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
449 Muscheln und Krabben leichter zu fangen und zuzubereiten sind, als die flüchtigen Thiere des Waldes. Daher kannten auch scbon die allerält.-sten Bewohner Norddeutschlants den Bernstein mit seinen Eigenthümlichkeiten. Während nun der Diamant und die anderen Edelsteine äußerlich unscheinbar aussehen und ihrer Härte wegen nur durch sehr gesteigerte Kunstfertigkeit poliert werden können, auch durch ihre Kleinheit selbst, wenn sie lose im Sande liegen, sich der Aufmerksamkeit entziehen, bot sich der Bernstein den wildesten Ureinwohnern gleichsam von selbst zum Schmucke dar und wurde so der älteste unter den zum Schmuck verwen- deten Edelsteinen. Die gebildeten Völker, welche mit den alten Bewohnern unserer Küsten in Berührung kamen, namentlich die Griechen und Römer und das seefahrende Volk der Phönicier, hatten durch dieses Produkt, durch welches ihnen die deutschen Küsten am frühesten bekannt wurden, einen will- kommenen Handelsartikel zum Tausch, hier mit den wilden Deutschen, dort mit den üppigen Völkern des Orients. Ebenso wie die spanischen Seefahrer des Mittelalters durch Jagd nach Goldstaub von einer Küste zur andern getrieben wurden, ebenso wie die Diamanten Wohnplätze im Innern Brasiliens geschaffen haben, ebenso wie die Entdeckung von Goldwäschen in Californien und Australien große Landstriche dem Handel und der Cultur geöffnet hat, ebenso ist es auch der ekele Bernstein gewesen, welcher zuerst den Verkehr mit gebildeten Völkern, den Handel und dadurch die höhere Cultur nach Deutschlands sumpfigen oder waldigen Küsten getragen hat. Der Bernstein hat durch eine eigenthümliche Verkettung von Umständen noch eine andere höhere Bedeutung für die Cultur der Menschen. Er ist es, welcher den ersten Anstoß zu einer Reihe von Entdeckungen gegeben hat, deren Blüte jetzt die Einrichtung des elektrischen Telegraphen ist, denn an ihm erkannte man zuerst die Eigen- thümlichkeit, daß er im geriebenen Zustande leichte Späne anziehe, und nach ihm nannte man diese Eigenschaft Elektricität, denn Elektron, das heißt mit Silber legirtes Gold, nannten die Griechen den Bernstein wegen seiner lichtgoldenen Farbe. Bis auf den heutigen Tag hat der Bernstein seine Vorzüglichkeit als Handelsartikel für den Orient bewahrt, aber die älteste Hauptfundstätte an der deutsch-dänischen Nordseeküste hat schon lange den Vorrang gegen die preußische Ostseeküste aufgeben müssen. Der Theil des alten Preußenlandes und der jetzigen Provinz Ostpreußen, welcher auf der Karte im Norden von Königsberg als ein in das Meer hinausragendes Rechteck erscheint, das Samland genannt, führt an seiner Nordküste Schichten, welche abweichend sind von allen anderen Umgebungen der Ostsee. Hier findet sich unter Lehm- und Sand- lagern zunächst eine Braunkohlenbildung, begleitet von solchen Sandschichten, zwischen denen in der Regel die Braunkohle eingeschaltet zu sein pflegt, und unter diesen, also älter als die Braunkohlen, liegt ein grünlicher Sand, gefärbt durch zahllose Körner von Grünerde. In dieser grünen Vaterländisches Lesebuch. 29

4. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 456

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
456 nehmen dem Menschen das Mühsamere und Materiellere der Arbeit ab. Unter der Hand des Künstlers wird der Fels ein prächtiges Gebäude, der Marmorblock eine Bildsäule, einige Farben ein Gemälde. Aber der Mensch giebt nicht nur einzelnen Gegenständen eines Naturreichs eine andere Ge- stalt, er wirkt auf eine ganze Landschaft, ja auf die ganze Oberfläche seines Planeten. Er baut auf Ebenen und im Gebirge eine unzählbare Menge von Städten, Tempeln und Palästen, Festungen, Dörfern, Weilern. Er haut die Wälder aus, welche eine Gegend bedecken, verbessert durch den Anbau ein Klima, welches ungesund war, oder vermindert seine zu große Kälte; er verwandelt Sümpfe in fruchtbare Ebenen, verheerende Ströme werden eingedämmt, Strecken, welche das Meer bedeckte, werden der Wvhn- platz eines zahlreichen Volkes. An einer Küste ohne Zufluchtsort entstehen Häsen, kühne Straßen führen über hohe Bergketten, welche man für un- übersteiglich hielt, und die nun aufhören, absondernde Mauern zu sein; künstliche Wasserstraßen verbinden benachbarte Ströme oder entgegengesetzte Meere. Schiffe, von Rudern, Winden und Strömungen oder von Dampf bewegt, durchschneiden in allen Richtungen den Ocean, welcher jetzt die Nationen nähert und verbindet, die er während einer Reihe von Jahr- hunderten abgesondert hatte. Ein unermeßlicher Austausch von Pflanzen und Thieren geht in allen Theilen eines Continents, zwischen demmorgen- und Abendlande, der Alten und Neuen Welt vor sich, und mehrere Gegenden, deren ursprüngliche Erzeugnisse andern gewichen sind, haben ein neues Aus- sehen erhalten. Endlich haben sich alle ursprünglichen Entfernungsver- hältnisse sowohl durch die Vervollkommnung der Schiffahrt als durch die Erfindung der Dampfmaschinen verändert: ein Weg, zu welchem der Mensch zu Fuß oder in einem einfachen Boote mehrere Wochen brauchen würde, wird nun in einigen Tagen zurückgelegt. Von Hamburg gelangt man durch den Canal und um das Vorgebirge der guten Hoffnung herum schneller nach Kanton, als durch Rußland und Mittelasien; die Neue Welt ist Europa's naher Nachbar geworden, und der Handel zu Land und zu Wasser bewirkt zwischen allen Völkern leichte und schnelle materielle und moralische Verbindungen, welche diejenige, die das Christenthum zwischen allen Gliedern der großen Menschenfamilie zu erzielen strebt, vorbereiten.

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 243

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
243 der Ostseefahrer. Denn damals war die Ostsee der große Fischbehälter Europa's; die Dorsche walzten sich haufenweise in die ausgeworfenen Netze, der Häring kam jährlich in ungeheuren Wanderzügen durch den Sund, an den Flußmündungen wimmelten der Lachs und der Aal. Besonders aber war der Häringsfang für die nordischen Handelsstädte von der größten Wichtigkeit. Bis zum Ende des zwölften Jahrhunderts zog der Fisch längs der Küste von Pommern in so dichten Massen, daß man im Sommer nur den Korb in's Meer zu senken brauchte, um ihn gefüllt herauszuziehen. Da- mals wuchsen Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund und Greifswald mit wunderbarer Schnelligkeit zu hohem Wohlstand. Im dreizehnten Jahr- hundert aber verlegte der Häring seine Seewege und strich längs der flachen Küste von Schonen und am norwegischen Ufer. Da eilten alle seetüchtigen Völker in sein Fahrwasser, und die deutschen Hansastädte kämpften um seinet- willen blutige und siegreiche Kriege mit den Dänen, Engländern, Schotten und Holländern, sie brachen den dänischen Königen ihre festen Schlösser, besetzten ihre Inseln und behaupteten Jahrhunderte hindurch die Herrschaft in Gothland, Schonen und Bergen. Das war die große Zeit der deutschen Hansa. Nach 1400 aber änderte der Häring wieder seine Züge und ging an die hollän- dische Küste; seitdem wurden die holländischen Städte reich und mächtig. War der hanseatische Kaufmann daheim, so zeigte er gern seinen Wohl- stand durch stattliche Kleidung, kostbare Pelze und bunte Farben; er trug das Schwert an der Seite und am reich verzierten Gurt die Geldtasche und den Siegelring, worin das wichtige Zeichen seines Geschäftes, die Haus- marke, eingegraben war. Denn er war des Schreibens nicht immer mächtig, und durch dieselbe Marke, die von seinen Fässern und Ballen her an allen Enden der Welt bekannt war, bestätigte er Geldanweisungen und Urkunden, die er durch seinen Schreiber ausstellen ließ. Aber derselbe Mann trug zur See auch die Friesjacke des Schiffers und das Panzerhemd des Kriegers. Denn wenn er auf seinem rundbauchigen, hochbordigen Fahrzeuge das Meer durchstrich, hatte er nicht selten mit ver- wegenen Seeräubern zu kämpfen. Auch in fremden Ländern mußte er man- chen blutigen Strauß bestehen, doch trug er mit seiner zähen Ausdauer stets den Sieg davon, und im Gefolge seiner kaufmännischen Arbeit brachte dann auch das Christenthum in Länder, die bis dahin völlig unbekannt gewesen waren, seine Segnungen. So trugen bremische Kauffahrer in das heidnische Livland Christenthum und deutsches Wesen. Die Blüte der Hansa Lauerte dreihundert Jahre. Erst nach Auf- findung neuer Seewege, als dem Handel neue Bahnen eröffnet waren, ge- rieth sie in Verfall und hielt 1630 ihre letzte Tagsatzung. Noch heute führen Hamburg, Lübeck und Bremen den alten Namen Hansestädte fort. 15. Erfindungen im Mittelalter. In den letzten Jahrhunderten des Mittelalters kamen Erfindungen auf, welche für die weitere Entwickelung des Menschengeschlechts von hoher 16* )

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. III

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
Vorwort. Dies neue Volksschullesebuch verdankt seine Entstehung einzig und allein dem wärmsten Interesse für Volksbildung überhaupt und insbesondere für die Volks- schule, in der die Herausgeber nächst dem Elternhanse ihre erste Geistesbildung empfangen und der sie stets die aufmerksamste Theilnahme bewahrt haben; Form und Gestalt aber hat es gewonnen durch unsere wohlbegründete selbständige Ueber- zeugung von dem, was der Schule und namentlich der Volksschule noththut. Dabei sind wir uns der Größe des Wagnisses, mit so manchen gutenlesebüchern wetteifern zu wollen, gar wohl bewußt; aber wir bieten anspruchslos das Beste, was wir vermögen, und auf alle Fälle werden wir uns mit dem Bewußtsein, Gutes redlich erstrebt zu haben, zu trösten wissen. Nur um eines bitten wir unsere Bernss- genossen von der Volksschule: daß man diese Gabe aus scheinbar unzünftiger Hand ohne Vorurtheil prüfe. Mitgearbeitet haben daran viele der sachkundigsten Männer des Landes: namentlich sind wir den Herren Seminardirertor Lange in Sege- berg, Seminarlehrer Burgllorf in Eckernförde und Seminaroberlehrer Richter in Tendern für ihre einsichtsvollen schriftlichen und mündlichen Rath- schläge zum lebhaftesten Danke verpflichtet. Die Auswahl des Stoffes ist in poetischer, volksthümlicher und religiöser Richtung nach strengen Grundsätzen getroffen worden. Unser Streben ist gewesen, jedes Lebensgebiet in seiner Wahrheit zu erfassen und darzustellen, ohne alle tendenziösen Nebenrücksichten, so z. B. ist das Leben unserer heidnischen Vorfahren in seiner vollen Poesie unbefangen mit dem ihm zukommenden Lichte beleuchtet worden; aber unbedingt ausgeschlossen ist alles, was mit der gesunden evangelisch- christlichen Bildung, die das Ziel aller unserer Volksschulen wie Gymnasien sein muß, irgendwie in Widerspruch zu stehen schien. Auf Grund dieses Princips sind mit Vorliebe diejenigen Gebiete behandelt worden, die zur Erweckung und Stärkung eines thatkräftigen vaterländischen Sinnes geeignet waren. Unter Vaterland aber verstehen wir Deutschland, in welchem unser Preußen das repräsentiert, was in der Organisation des Individuums der bewußte und feste Wille ist. Ausge- schlossen dagegen ist alle Mittheilung von bloß nützlichen Kenntnissen, die ohne bildende Kraft sind: dies Buch zu einem Noth- und Hülfsbüchlein für allerlei zu machen, verbot uns die ideale Richtung, die wir aus innerer Nothwendigkeit einhalten. Denn wie sorgfältig wir uns auch gehütet haben, Stücke aufzunehmen, die nicht ein tüchtiger Idjähriger Knabe mit Hülfe des verständigen Lehrers 31t be- wältigen vermöchte (das Kind soll eben die Freude des Könnens und Verstehens fühlen), so wird doch nicht leicht ein Abschnitt sich finden, den nicht auch der Er- wachsene mit Vergnügen und Erbauung lesen würde. Nur durch diesen idealen Zug des Gemeinverständlichen kann das Lesebuch ein Hausschatz und ein wahres Volksbuch werden. In der zweiten Abtheilung sind die Abschnitte ans der Geschichte von Or.h.kcck redigiert worden, oft mit wörtlicher Benutzung von Menzel, Kohlrausch, G. Freytag, Riehl, E. Förster, Raumer u. a.; die geograph. Stücke hat Chr.johansen, die aus der Naturkunde Or. L. Meyn, die ans der schleswig-holst. Heimatskunde (dritte Abtheilung) I)r. A. Sach ausgewählt oder bearbeitet. Wir haben darin weniges ans anderen Lesebüchern aufgenommen, denn wir hielten es für unsere wesentlichste Pflicht, in diesen Abtheilungen oen Forderungen der Wissen- schaft gerecht zu werden. — Die provinziellen Abschnitte, welche die Hannöver sche, hessische und nassanische Heimatsknnde (dritte Abtheilung) behandeln, sind ohne unser Zuthun auf Anregung der Verlagshandlung resp. von den Herren H. C. W. Bartholomäus in Hildesheim, C. Wagner in Cassel, und den Herren I. Wickel und Stahl in Wiesbaden bearbeitet worden. Das Princip der Anordnung der Lesestücke in der 1. Abtheilung ist ans der Natur der Kindesseele, die Wechsel des Stosses und Fortschritt vom Leichteren zum Schwierigeren verlangt, entnommen worden. Wenn von diesem Princip die 2. Abtheilung scheinbar abweicht, so ist das ans zwingenden Gründen geschehen:

7. Geschichte des Mittelalters - S. 167

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
167 viel eingeräumt hatten, und wollten ihnen die erteilten Vorrechte beschränken: aber dazu roaren die Ssenetianer schon zu mächtig ge-morden, und sie ließen sie gleich fühlen, daß sie die Stärkeren waren. Die Genueser und Pisaner wurden zwar auch von den Griechen begünstigt, aber die Venetianer behielten doch eine Zeitlang das Übergewicht. — Ebensolche Freiheiten erhielten die Venetianer in den von den Kreuzfahrern eroberten Ländern in Asien, so daß jene Zeit für sie recht eigentlich eine goldene war. Ihre Handelsschiffe bedeckten alle Teile des Mittelländischen Meeres, und indem sie für schweres Geld Pilger von Frankreich und Italien nach Palästina übersetzten und dafür die Produkte Asiens zurückführten, verdienten sie ansehnliche Summen. ltm nun den Handel mit dem Morgenlande bequemer treiben zu können, legten sie bei Konstantinopel, auf Kandia, Korfu, Morea und au andern Küsten Kolonien an; sie befuhren das Schwarze Meer, erbauten eine Stadt an der Mündung des Ton, das jetzige Asow, und holten von hier die Waren, die dahin aus dem mittlern Asien auf Kamelen gebracht wurden. Über diese großen Erfolge wurden die Genueser eifersüchtig und singen mit ihnen einen langen und hartnäckigen Krieg an. Am Ende erhielten die Genueser von dem griechischen Kaiser die Vorstadt Pera bei Konstantinoyei eingeräumt. Ebenso setzten sich auch die Genueser am Schwarzen Meere fest und wurden hier bald mächtiger als die Venetianer. Wie diese in Asow ihre Niederlassung hatten, so setzten sich die Genueser in der Krim in Kaffa (Feodosia) fest, wo das Pelzwerk des Nordens und die seidenen und baumwollenen Gemänder der Perier sowie die Südfrüchte und Gewürze Indiens zusammentrafen Tie letzteren wurden aber noch mehr nach Ägypten gebracht, von hier durch die tätigen Venetianer abgeholt und durch sie über ganz Europa verbreitet. Ebenso schlossen Venedig, Pisa und Genua mit den sarazenischen Fürsten Nordafrikas Handels-bündniffe. Überall arbeiteten alle drei einander neidisch entgegen-Tie Folge davon war, daß Pisa zuerst, späterhin Genua unterlag. Venedig blieb Sieger bis in die Zeit, wo die Entdeckung neuer Handelswege auch ihm Den Vorteil, der Vermittler zwischen Europa, Asien und Afrika zu sein, aus den Händen wand.

8. Geschichte des Mittelalters - S. 256

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
256 30. Erfindung des Kompasses, des Pulvers und der Buchdruckerkunst. Wenn die Schiffer im Altertume und im Mittelalter auf der See fuhren, konnten sie ihren Lauf nur nach der Sonne und nach den Sternen richten. Aber wenn der Himmel mit Wolken bedeckt war, so wußten sie nicht, wo sie waren und wohin sie fahren sollten. Daher waren sie genötigt, immer an der Küste hinzufahren, und wenn sie ja einmal ins hohe Meer fuhren, so waren sie in großer Sorge, wie sie sich zurechtfinden sollten. Da wurde endlich ein kleines Werkzeug erfunden, welches der Verlegenheit mit einem Male ein Ende machte. Man hatte nämlich bemerkt, daß der Maguetstein, wenn er frei schwebt, sich mit der einen Seite immer gegen Norden richtet, und im 12. Jahrhundert machte man die Entdeckung, daß eine mit einem Magnete bestrichene eiserne oder stählerne Nadel dasselbe tut, wenn man sie so setzt, daß sie sich frei bewegen kann. Dies benutzte ein erfinderischer Kops —- man glaubt gewöhnlich, es sei Flavio Gioja, ein Bürger von Amalfi im Neapolitanischen gewesen*) — zur Verbesserung der Schiffahrt. Er machte sich ein Kästchen, befestigte in der Mitte eine eiserne Spitze und setzte auf diese eine mit einem Magneten bestrichene Nadel so, daß sie sich nach allen Seiten frei hinbewegen konnte. Die Nadel zeigte richtig nach Norden. Diese Erfindung, so unbedeutend sie auch scheint, hatte einen außerordentlichen Einfluß auf die Ausdehnung der Schiffahrt und machte den Schiffern erst möglich, ohne Gefahr, sich zu verirren, in die entferntesten Gegenden unsers Erdballs zu fahren. Die Erfindung, aus Schwefel, Kohlen und Salpeter ein schwarzes Pulver zusammenzusetzen, welches sich durch einen bloßen Funken entzündet, sich in Dampf auflöst und einen Knall verursacht, soll schon sehr alt sein. Die Chinesen und Araber nämlich sollen schon vor alten Zeiten, ehe man bei uns daran dachte, solches Pulver zu *) Man weiß jetzt, daß schon vor ihm der Kompaß erfunden war; denn schon ums Jahr 1200 kannte man die Eigenschaft des Magnets und wandte ihn bei der Schiffahrt an.

9. Geschichte des Mittelalters - S. 285

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
285 fand das sehr vernünftig und ernannte Taxis zum Generalpostmeister. Dies war der erste Anfang des Postwesens. Alle Fürsten sahen den großen Vorteil desselben ein, und Taxis hatte von der Einrichtung einen bedeutenden Gewinn. Daher legte er mit Erlaubnis des Kaisers noch mehrere Posten an, und seine Nachkoinmen folgten seinem Beispiele. Sie erhielten 1615 sogar das Recht, daß das Generalpostmeisteramt bei der Familie erblich verbleiben sollte und daß niemand außer ihnen Posten anlegen und unterhalten durfte. Die Familie Taxis wurde dadurch immer reicher und stieg endlich bis zur fürstlichen Würde empor. Indessen richteten späterhin die größeren deutscheu Fürsten eigene Posten iu ihren Ländern ein und fanden sich mit dem Fürsten von Taxis ab: in einigen Gegenden unseres Vaterlandes blieben dagegen die Taxisschen Posten bis zum Jahre 1866 bestehen. 34, Entdeckung des Vorgebirges der guten Hoffnung, 1466, und Amerikas, 1492. Ostindien, oder, wie es sonst schlechthin genannt wurde, Indien, bringt viele köstliche Produkte hervor, die von jeher von uns Abendländern eifrig gesucht wurden. Gewürze, Elfenbein, Gold und Edelsteine, die feinste Wolle und Baumwolle und unzählige andere Dinge wurden von dorther nach Europa gebracht. Aber man kannte keinen Weg dahin; denn um Afrika herum zu fahren, fiel keinem ein, teils weil man nicht wußte, wie weit sich dieser Erdteil nach Suden erstreckte, teils weil alle Welt glaubte, man könne wegen der fürchterlichen Hitze gar nicht über den Äquator fahren, ohne zu verbrennen. Bei diesem Glauben beruhigte man sich, und so mußten also die indischen Waren auf einem andern Wege zu uns gebracht werden. Da die Araber alle Länder, die zwischen Europa und Indien lagen, inne hatten und die Europäer nicht leicht durchließen, war der ganze indische Handel in ihren Händen. Sie fuhren nach Indien, packten die Waren auf ihre Schiffe oder brachten sie durch Karawanen nach Ägypten. Nach Alexandrien aber kamen dann die Venetianer, Genueser, Pisaner und andere italienische Kaufleute, holten die köstlichen Waren ab und führten sie nach Europa.

10. Geschichte des Mittelalters - S. 286

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
286 Während der Handel Südeuropas ausschließlich in ihren Händen lag, wurden die Erzeugnisse des Morgenlandesin Nordenropa durch deutsche Kaufleute verbreitet, die mit den Italienern in lebhaftem Tauschhandel standen. Kein Wunder, daß bei diesem vielfachen Zwischenhandel und bei den schlechten Verkehrsverhältnissen des Mittelalters die Waren ungemein teuer wurden, so teuer, daß man beispielsweise Pfeffer mit Gold auswog! Den größten Gewinn bei diesem Handel hatten und behielten die Araber. Daß man ihnen denselben gern entrissen hätte, läßt sich leicht denken. Aber wie war das möglich? Wollte man sie beiseite schieben, so mußte ein neuer Weg nach Indien gesunden werden, und dieser Weg konnte nur ein Seeweg sein. Das Verdienst, den Seeweg nach Ostindien zuerst gesucht und endlich auch gesunde» zu hoben, gebührt den Portugiesen uni) unter ihnen vor allen dem sühnen Prinzen Heinrich, den man den Seefahrer nennt. Er war der geistige Leiter aller Forschungsreisen, die die Portugiesen in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts unternahmen. Nachdem durch einen Zufall die Inseln Porto Santo und Madeira entdeckt waren, wagten sich die portugiesischen Schiffe immer weiter, und man lernte die Azoren und die kanarischen Inseln kennen. Wie freute sich Prinz Heinrich über diese schönen Entdeckungen! Sie machten seine Hoffnung, daß da noch vieles zu entdecken wäre, immer lebhafter. Seine Schiffe mußten nun immer längs der Küste hinunterfahren, entdeckten den Fluß Senegal und umfuhren das grüne Vorgebirge. Wo man landete, fand man entweder starre Sandwüsten oder wilde Einwohner, die mit den Portugiesen nichts zu tun haben wollten. Man fuhr weiter, entdeckte Guinea und passierte endlich gar den Äquator, ohne zu verbrennen. Zwar war es ziemlich heiß; aber die Hitze war doch auszuhalten, und warum sollte man also nun nicht weiter fahren können? Afrika mußte doch irgendwo ein Ende haben. Neue Schiffe wurden ausgesandt und entdeckten das Reich Congo, dessen König schon in freundliche Verbindung mit den Portugiesen trat.
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