Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
«-Kl f.«, *Vt
107019 J9da 90
Guellensatze
zur
Geschichte unteres Volkes
von der Reformation bis zur Gegenwart.
Don
Dr. Luöwig Avnöt, §6erse£rer.
Erste Abteilung.
Schicksale unseres Volkes. Zusammenfallende Darltellung der Ifaatlichen Zultände unleres Volkes.
gof ß ert.
Oerlag von Otto Schulze.
1904.
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gäbe von Wütenberg erkauft. Der Kurwürde gingen die Ernestiner für immer verlustig; diese und das Land um Wittenberg mußten sie an den Albertiuer abtreten *). So war die Macht der Ernestiner gebrochen. Johann Friedrich selbst, im Glauben unbeugsam, wurde vom Kaiser in die Gefangenschaft geführt. Der Landgraf von Hessen warf sich in Halle dem Kaiser zu Füßen; wider Erwarten der vermittelnden Fürsten wurde auch er der Freiheit beraubt. Die bisherigen schnellen Erfolge ließen Karl V. hoffen, auch die übrigen evangelischen Reichsstände in Norddeutschland bald niederwerfen zu können. Immerhin wehrten sich die niedersächsischen Städte tapferer als die süddeutschen; Magdeburg blieb standhaft. Der Protestantismus und die Libertät der Neichsstände schien trotzdem gebrochen. Der Reichstag zu Augsburg (1548) sah den Kaiser auf der Höhe seiner Macht. Hier entschied er, mit der Verlegung des Konzils von Trient nach Bologna nicht zufrieden, die Religionsfrage aus eigener Machtvollkommenheit; 2) im sogenannten Augsburger Interim wurde den Evangelischen wenig mehr als Priesterehe und Laienkelch zugestanden. Die Geistlichen, die sich nicht fügen wollten, wurden von Amt und Familie vertrieben. Mit diesem Interim war auch der Papst nicht einverstanden, schon aus dem Grunde, weil er dem Kaiser das Recht in Religionsfragen zu entscheiden nicht einräumen mochte. Auf dem Reichstage zu Augsburg wurden auch die niederländischen Provinzen des Reiches unter dem Namen des burgundischen Kreises unter den für den Kaiser günstigsten Bedingungen dem Reiche einverleibt.
Moritz von Sachsen erleichterte in etwas seinen erbitterten Untertanen die Jnterimsbestimmungen durch das Leipziger Interim, bei dessen Ausarbeitung auch Melanchthon geholfen hat. Die Gewissensbisse, die Moritz über seinen Abfall von der protestantischen Sache empfinden mochte, das schmerzliche Bewußtsein, von seinem eigenen Volke gehaßt zu werden, die Erbitterung über den Kaiser, der seinen Schwiegervater, den Landgrafen von Hessen, noch immer bei sich behielt und nicht alle Versprechungen erfüllt hatte, alles dieses ließ in Moritz den Entschluß reifen, die Partei zu wechseln. Es kam ihm zustatten, daß der Kaiser durch sein herrisches Aus-
1) Vgl. Sz. 17.
2) Vgl. Sz. 51 c.
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Extrahierte Personennamen: Johann_Friedrich Johann Friedrich Karl_V. Karl_V. Moritz_von_Sachsen Melanchthon Moritz Moritz
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treten nach dem schmalkaldischen Kriege selbst unter den katholischen Fürsten Deutschlands manchen sich zum Feinde gemacht; daß das deutsche Volk durch das undeutsche Gebahren des Kaisers und seiner spanischen Ratgeber und Soldaten immer mehr mit Groll erfüllt wurde; daß auch Ferdinands Verhältnis zu Karl eine Änderung dadurch erfuhr, daß dieser seinen Sohn Philipp zum einstigen Nachfolger Ferdinands in der deutschen Kaiserwürde bestimmen wollte. Insgeheim verbündete sich Moritz mit evangelischen Fürsten und auch mit Frankreich. Heinrich Ii. von Frankreich wurde Cambrai, Metz, Toul und Verdun unter dem Namen eines Reichsvikariates verheißen. Die Belagerung des geächteten Magdeburg ermöglichte dem Sachsen, unauffällig kriegerische Rüstungen zu betreiben. Plötzlich bricht er, mit andern sich verbindend, nach Süden aus, bald hätte er den nichtsahnenden Kaiser in xsnnsbruci in seine Gewalt bekommen; mit Mühe rettete sich dieser in einer Sänfte über die Alpen. Die evangelische Sache war gerettet. Ferdinand verhandelte mit Moritz zu Passau (1552.). Die Stände ratifizierten den Vertrag: die Freigebung der gefangenen Fürsten, freie Religionsübung der Protestanten, politische Gleichberechtigung der Konfessionen, die Aufrechterhaltung der Libertät der deutschen Reichsstände wurde verabredet. Wenn auch der Kaiser diese Abmachungen bestätigte, so dachte er doch noch immer an Rache. Moritz selbst sollte den Sieg nicht lange genießen. Er fiel bei Sievers. hausen (1553) im Kampfe gegen feinen ehemaligen Waffengefährten Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach, der auf die Seite des Kaisers übergetreten war und von Frieden nichts wissen wollte.
Noch im Jahre 1552 belagerte der Kaiser Metz, ohne es den Franzosen wieder nehmen zu können. Müde der deutschen Händel, überließ er dieselben schließlich ganz seinem Bruder Ferdinand.
So wurde die Bahn frei zum Augsburger Religionsfrieden. —
Auf der Grundlage des Pasfauer Vertrages einigte man sich zu Augsburg dahin, daß um der Religion willen in Zukunft0iü"s£fe niemand beschwert werden sollte; zwischen den Katholiken und den Bekennern der Augsburgischen Konfession sollte Friede sein; auf die „Reformierten" erstreckte sich der Religionsfriede noch nicht. Dm*
Recht, die Religion zu wechseln, (das sog. ius reformandi), steht nur den weltlichen Reichsständen, nicht den Untertanen zu: letzteren wurde nur die Befugnis freien Abzuges gewährt. Kein
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Ferdinands Frankreich Frankreich Cambrai Magdeburg Sachsen
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Beobachtung und Ausnutzung der Individualität seiner Glieder, durch die Pflege der Wissenschaft, die sich freilich in den vom Katholicismus gezogenen Grenzen bewegte, durch Erzeugung einer schwärmerischen Begeisterung für die Sache Jesu und des Papstes, durch die Forderung blinden Gehorsams der Ordensleute gegen ihre Oberen, durch Besetzung der Lehrstühle an den Universitäten und Gymnasien und durch den Beichtstuhl namentlich an Fürstenhöfen. —
'$ni6mu§ou In Deutschland begann jetzt auch der Kalvinismus sich zu Die Pfalz, verbreiten und den weiteren Verlauf der deutschen Geschichte zu beeinflussen. Die Hauptstätte der 2birf|amfett Calvins1) war Genf gewesen. Er begann hier im Jahre 1541 seine großartige Tätigkeit, nachdem er schon fünf Jahre zuvor ebenda mit Farel zusammen eine kurze Zeit resormatorisch gewirkt, dann aber verdrängt der französischen Gemeinde in Straßburg vorgestanden hatte. Von Straßburg aus hatte er die deutsche Reformation genauer kennen gelernt. In der Lehre ist Kalvin von Luther nicht so sehr verschieden. Mit der deutsch-schweizerischen Reformation einigten sich die Genfer im Bekenntnis. Die Prädestinationslehre ist letzteren eigentümlich. Eine strenge, alttestamentliche Kirchenzucht zeichnet sie aus. Die Verfassung ist republikanisch. Von deutschen Territorien, die zum Kalvinismus, oder wie es später hieß, zur reformierten Lehre übertraten, ist in erster Linie die Pfalz zu nennen; im Jahre 1563 trat der Kurfürst Friedrich Iii. von der lutherischen Lehre zum Kalvinismus über. Der Heidelberger Katechismus (1563) zeigt kalvinischen Lehrgehalt; die Frage der Prädestination ist gar nicht berührt. Der Pfalzgraf betrieb noch am meisten, wie ehemals der Landgraf von Hessen, eine zielbewußte Politik: das Zusammenhalten der verschiedenen evangelischen Reichsstände, die Beteiligung Deutschlands an den großen Glaubenskämpfen des Auslandes, Erweiterung der Rechte der Evangelischen in Deutschland. Sein Religionswechsel verursachte zum großen Schaden der evangelischen Sache in Deutschland einen tiefen Riß zwischen Kurpfalz und Kursachsen. —
Spaltungen Allerhand nach dem Tode Luthers entstandene Lehrstreitigkeiten Versäum- &er Evangelischen unter einander hatten weitere Spaltungen
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Johann Kalvin, geb. 1509 in Noyon in der Pikardie, wird Anfang der dreißiger Jahre für das Evangelium gewonnen, muß seines Gaubens wegen Frankreich verlassen und gehl nach Basel; hier erscheint 1536 seine Berühmte ..institutio religionis Christianae.“ —
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Johann_Kalvin Johann
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Genf Hessen Deutschlands Deutschland Deutschland Kursachsen Luthers Noyon Frankreich Basel
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nehmen; sie begann Verhandlungen mit Friedrich. In Teschen (1779) kam unter Vermittelung Frankreichs und Rußlands der Friede zustande. Österreich bekam das Jnnviertel und trat dafür an Bayern ein in Schwaben gelegenes österreichisches Gebiet ab (Mindelheim).
Preußen wurde die Erwerbung von Ansbach und Baireuth für den Fall verbürgt, daß die Hohenzollern in diesen Markgrafschaften ausstürben. Für Preußen hatte die ganze Sache noch den Erfolg, daß es sich Zutrauen in Deutschland verschaffte, als der Beschützer der deutschen Staaten gegen das Haus Habsburg. Freilich hatte man dem Auslande wieder einmal Gelegenheit "gegeben, in den deutschen Angelegenheiten zu vermitteln. —
Nach dem Tode Maria Theresias (1780) nahm Joseph Ii. Astenbund noch einmal die bayrischen Pläne auf. Er dachte an einen Aus- (1785i)
tausch Bayerns gegen die österreichischen Niederlande (1784).
Dieses Mal war Rußland, dem sich Joseph Ii. in dessen Balkan-planen nachgiebig erwiesen hatte, gewonnen worden. Der russische Gesandte verlangte von Karl von Psalz-Zweibrücken, in die Abtretung Bayerns an Österreich zu willigen. Doch dieser weigerte sich. Er wandte sich an Friedrich Ii. um Schutz. Da Joseph Frankreichs Zustimmung nicht erlangen konnte, gab er (Jan. 1785) seine Pläne auf. Um ähnlichen habsburgifchen Gelüsten für die Zukunft vorzubeugen, schloß Preußen mit Kursachsen und Hannover den „Deutschen Fürftenbund". Andere Fürsten traten bei, unter ihnen auch der Erzbischof von Mainz. Zweck dieses Bundes war, den Besitzstand gegen jeden Eingriff zu wahren. Es war der letzte große Erfolg der fridericianischen Politik; zugleich ein Vermächtnis des großen Königs an seine Nachfolger. —
Wie einstens fein Vater, so war auch Joseph Ii. von Maria Theresia zum Mitregenten in Österreich angenommen. Sie ließ g»««1 ihm jedoch nur eine beschränkte Teilnahme an der Regierung.
Erst nach ihrem Tode ist er in den österreichischen Landen selbständig geworden. Das deutsche Kaisertum war schon längst zum leeren Namen geworden; Joseph Ii. griff als deutscher Kaiser noch einmal zu einer Reichsreform, zur Verbesserung des Reichskammergerichts; doch die 1767 eingesetzte Visitationsdeputation löste sich 1776 unverrichteter Dinge wieder auf. Das Ziel der österreichischen Politik Josephs Ii. war, fein Volk zu beglücken. Sein großes
Arndt, Quellensätze. (Blume, Quellensätze Iv). 6
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Kursachsen von neuem gewaltsam niedergeworfen. Der Kanzler Krell starb auf dem Schafott (1601).
Und nicht nur die Lehre verursachte Uneinigkeit unter den Evangelischen. Die Ernestiner konnten den Verlust der Kurwürde und ihrer Besitzungen nicht verschmerzen. Johann Friedrich der Mittlere von Gotha ließ sich von dem fehdelustigen, abenteuerlichen Ritter Grumbach, dem ehemaligen Parteigänger des Albrecht Alcibiades, dem Feinde des Bischofs von Würzburg, zu dem Versuche verleiten, das Verlorene mit Gewalt wieder an sich zu reißen. Als Landfriedensbrecher in seiner Fehde mit Würzburg wurde Grumbach vom König Ferdinand in die Reichsacht getan; und als Johann Friedrich auch jetzt von dem Geächteten sich nicht lossagte, traf ihn ebenfalls die Acht. 2) August von Sachsen, Hauptmann des obersächsischen Kreises, sollte dieselbe vollstrecken. Gotha und der Grimmenstein wurden belagert; die Stadt ergab sich (1567). Wilhelm von Grumbach starb eines schrecklichen Todes. Johann Friedrich wurde nach Österreich in die Gefangenschaft geführt und starb in der Haft (1595). Um den Besitzstand zu erhalten, schloß sich Kursachsen mehr und mehr an die Habsburger an. —
Bei dieser Zerklüftung des Protestantismus ist es nicht zu verwundern, daß eine einheitliche Verfolgung seiner Lebensinteressen in dieser Zeit nur zu sehr zu vermissen war. Als der Pfalzgraf auf dem Reichstage zu Regensburg 1567 freie Religionsübung in den geistlichen Fürstentümern, also die Aufnahme der declaratio Ferdinandea in den Religionsfrieden forderte, wurde sein Antrag von Kursachsen und Kurbrandenburg nicht unterstützt. Gerade auf diesem Reichstage hätte eine geschlossene Haltung der Evangelischen von den Katholiken Zugeständnisse erlangen können, da der Kaiser der Reichshilfe in den Türkenkriegen sehr benötigt war. Der „Administrator" von Magdeburg, ein brandenburgischer Prinz, ließ sich auf dem Reichstage 1582 bewegen, für dieses Mal aus Sitz und Stimmen in der Reichsversammlung zu verzichten. Auch im Jahre 1594 ließen sich die Administratoren von Magdeburg und Halberstadt durch die Standhaftigkeit der Katholiken vom Reichstage verdrängen, um schließlich 1597 und 1598 gar nicht wiederzukommen. So wurde die Gelegenheit versäumt, den Fürstenrat
Vgl. Sz. 56 a.
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wenn nicht die Angelegenheit auf die nächste Reichsversammlung, verschoben worden wäre.
Bei dieser Lage der Dinge ist es verständlich genug, daß sich von neuem Religionsbündnisse bildeten. Im Mai des Jahres 1608 schloß sich eine Anzahl oberdeutscher, protestantischer Reichsstände zur Union, einem Schutzbündnisse, zusammen; andere Reichsstände traten hinzu; die norddeutschen hielten sich im ganzen fern, Brandenburg gehörte einige Jahre zur Union. Im Jahre 1617 wurde der zunächst auf zehn Jahre geschlossene Bund auf weitere drei Jahre verlängert. Die Gegner antworteten mit einem Gegenbündnis: es entstand (1609) die Liga. Der Führer der Union wurde Friedrich Iv. von der Pfalz, der der Liga Maximilian von Bayern. Die Liga wurde besonders durch den Beitritt der geistlichen Kurfürsten verstärkt.
Im klevischen Erbfolgekriege traten sich beide Bündnisse zum ersten Male gerüstet entgegen. Der letzte Herzog von Kleve, der geisteskranke Johann Wilhelm, der Sohn des im vierten französischen Kriege Karls V. genannten Wilhelm, hatte keine männlichen Erben. Kaiser Karl hatte dem Herzog Wilhelm (1546) das Privilegium erteilt, daß, wenn der klevische Mannesstamm erlöschen würde, auch seine Töchter und deren männliche Nachkommen erben dürften. Unter den Erbberechtigten hatte Brandenburg und Pfalz-Neuburg die begründetsten Aussichten. Johann Sigismund von Brandenburg (1608—1619) war mit der Erbin des im Jahre 1525 zum weltlichen Herzogtum umgewandelten Preußen vermählt; als Tochter der ältesten Schwester des Johann Wilhelm von Kleve, hatte diese berechtigte Erbansprüche auch auf Kleve. Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg war der Sohn der zweiten Schwester des letzten Herzogs von Kleve. Als Sohn der noch lebenden Schwester meinte der Neuburger größeres Anrecht auf das Erbe zu haben als die Tochter der fchou verstorbenen Schwester. Es drohte zum Kriege zwischen den beiden Nächstberechtigten zu kommen. Als aber auch andere Fürsten mit ihren Ansprüchen hervortraten, unter ihnen Kurhessen und selbst der Kaiser, einigten sich der Brandenburger und Neuburger im Dortmunder Vertrage (Juni 1609). Sie vereinbarten, die Länder zunächst in gemeinsamen Besitz zu nehmen, bis die Sache gütlich ausgetragen werde. Kaiser Rudolf sandte den
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Max sandten Truppen nach Böhmen. Ohne Erfolge wich Boucquoi, der General dieses Heeres, zurück. Der Mansselder nahm Pilsen. Ein Zug des Matthias von Thuru nach Österreich hatte auch keinen Erfolg. Da starb Kaiser Matthias im März 1619; nun gewinnt der Aufruhr an Umfang. Mähren und Schlesien tritt auf die Seite Böhmens. Der Erzherzog Ferdinand wird in Wien von den österreichischen Ständen bedrängt. Thurn erscheint vor Wien. Zu Massenaufständen kommt es nicht und zu einer Belagerung ist Matthias gar nicht gerüstet. So geht die Hauptgefahr für Ferdinand vorüber (Juni 1619). Auf die Kunde von einem Siege der Kaiserlichen in Böhmen muß Thurn zurück. Im August wird dann Snär= Ferdinand (1619—1637) in Frankfurt zum Kaiser gewählt. Die (1619-1637,-protestantischen Kurfürsten versäumen es, bei der Wahl sich der evangelischen Sache in Böhmen anzunehmen. An dem Tage der Frankfurter Kaiserwahl wird Friedrich V. von der Psalz von den Böhmen zum Könige erhoben. Auf den Rat Christians von Anhalt nahm der Pfälzer die böhmische Krone an, trotz der Warnungen deutscher Fürsten. Die Union erklärte sich nur zum Schutze der Pfalz bereit. Im November 1619 empfing der jugendliche Pfalzgraf die Königskrone in Prag. Der Kampf um die böhmische Krone begann. Selbst protestantische Reichsstände standen auf seiten des Kaisers, so Kursachsen. Vom Papst, von Spanien und der Liga unterstützt, ging der Kaiser wohlvvrbereitet in den Krieg. Maximilian von Bayern war durch die Aussicht auf die Kurwürde und pfälzische Gebietsstücke gewonnen worden. Dagegen stand die Sache der Böhmen höchst ungünstig. In Böhmen selbst viel Uneinigkeit und Unfähigkeit; die Bundesgenossen unsicher, so der Fürst von Siebenbürgen, Bethlen Gabor, (der mit Hilfe der böhmischen Wirren sich zum Könige von Ungarn machte, August 1620), so die Union. England, dessen König der Schwiegervater Friedrichs von der Pfalz war, hatte auch wenig Lust, sich in die deutschen Angelegenheiten zu mischen. Mit dem ligistischen Heere drang Tilly in Böhmen ein; die Kaiserlichen unter Boucquoi schlossen sich ihm an. Am weißen Berge bei Prag (8. November 1620) verlor Christian von Anhalt die Schlacht. Dieser eine Sieg entschied die Sache der Böhmen und des „Winterkönigs". Prag hatte nicht den Mut des Widerstandes. Wie Böhmen, ergab sich auch Mähren und Schlesien. Friedrich floh nach Holland, der Kaiser verhängte
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Kurfürst von Brandenburg erkannte die Gefahr, die ein Sieg der Franzosen über die Niederlande auch für Deutschland im Gefolge haben würde, schloß im Mai 1672 ein Bündnis mit dem bedrohten Holland und wirkte auch auf den Kaiser im Interesse der Niederländer ein. In kurzer Zeit nahmen Ludwigs Generale das schlecht verteidigte Land ein. Kölnische und Lütlichsche Soldaten besetzten Over-Issel. Es kam in Holland zu einer Revolution, in der die aristokratische Partei gestürzt (die Gebrüder de Witt wurden ermordet) und die republikanische Partei ans Ruder kam, von der Wilhelm Hi. von Oranien zum Statthalter erhoben wurde. Dieser rettete Amsterdam. Friedrich Wilhelms Feldzug am Niederrhein, der von den Österreichern unter Montecuccoli nicht recht unterstützt wurde, brachte ihn selber schließlich in solche Not, daß er im Juni 1673 im Frieden von Vossem aus dem Kriege ausschied; für den Fall eines Reichskrieges behielt er sich seine Beteiligung am Kriege ausdrücklich vor; seine rheinischen, von den Franzosen besetzten Festungen bekam er zurück. Ludwigs Übermut gegen das Reich trieb dann aber in der Folge den Kaiser Leopold zu einem tatkräftigeren Handeln. Er schloß mit Dänemark, Holland, Lothringen, (das Ludwig schon im Sommer 1670 besetzt hatte), Spanien und Kursachsen Bündnisse gegen Frankreich. Durch glückliche Unternehmungen de Ruyters gegen England, durch ein siegreiches Vordringen Montecuccolis, der sich mit Wilhelm Iii. gegen Bonn, die Residenz des Kurfürsten von Köln, vereinigt hatte, nachdem er Turenne ins Elsaß zurückgedrängt, wurden die Franzosen zum Verlassen der Niederlande gezwungen. Die Lage Frankreichs verschlechterte sich auch dadurch, daß England (Februar 1674) aus dem Kriege ausschied, ebenso Münster und Köln. Im Mai 1674 erklärte das Reich den Krieg an Frankreich, was jedoch nicht hinderte, daß noch immer einige Reichsstände, so Bayern und Hannover, bei der Partei des Reichsfeindes blieben; und der Kurfürst Friedrich Wilhelm trat wieder auf den Kampfplatz. Trotzdem waren die Unternehmungen am Oberrhein für die Verbündeten wenig glücklich. Bei Sinsheim in Baden wurden die Kaiserlichen von Turenne besiegt (Juni 1674). Die Schlacht bei Seness in Belgien (August 74) zwischen Conde und Wilhelm Iii. war unentschieden. Als der Kurfürst am Oberrhein erschien, wurden die Franzosen über den Fluß zurückgedrängt, doch kam es infolge der
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Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Niederlande Deutschland Holland Niederländer Holland Amsterdam Niederrhein Holland Lothringen Spanien Frankreich England Bonn Niederlande Frankreichs England Frankreich Hannover Sinsheim Baden Belgien
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Reich an: Straßburg bleibt französisch; Freiburg und Breisach werden wieder österreichisch; Philippsburg und Kehl werden an das Reich abgetreten; die Reunionen gibt Ludwig zurück; pfälzisches Gebiet kommt nicht an Frankreich; auch Lothringen fällt seinem rechtmäßigen Besitzer zu. Die Ryswicker Klausel, an deren Zustandekommen die jetzt (nach 1685) katholische Kurpsalz (Pfalz-Neuburg) stark beteiligt ist, sichert den durch die Reunionen eine Zeit lang unter französischer Herrschaft befindlichen katholischen Untertanen ihren Glauben; dem Protestantismus geschah durch diese Klausel kein geringer Abbruch.
Ludwig Xiv. war zum ersten Male vor seinen Gegnern zurückgewichen.
Zu gleicher Zeit nahmen auch die Türkenkriege ein für Habsburg günstiges Ende. Das ganze achte Jahrzehnt hindurchm-nr^ hatte Leopold I. mit ungarischen Aufständen zu tun, die um so gefährlicher waren, als die Aufständischen sich mit Siebenbürgen,
Polen und Frankreich verbunden hatten. Ganz besonders flammte der Aufruhr auf, als Emmerich Tököly an die Spitze trat und sich mit dem Sultan (April 1682) verband, der ihn zum Fürsten von Ungarn machte. Der Großvezier Kara Mustapha hatte mit den Polen und Russen unglückliche Kriege geführt und hoffte nun auf Siege in einem Kampfe mit den Habsburgern. Gewaltige Schwärme führte er heran. Der Kaiser fand Bundesgenossen im Papste, in den Polen, beim Reiche. Ludwig Xiv. stand in einem geheimen Bündnisse mit den Türken. Im Juli 1683 erschienen die Türken vor Wien. Der Kaiser hatte kurz vorher die Stadt verlassen. Rüdiger von Starhemberg verteidigte sie zwei Monate hindurch heldenmütig.
Im Augenblick der höchsten Not kamen die Heere der Verbündeten heran: Karl von Lothringen, der soeben Tököly bei Preßburg besiegt und sich sodann mit den Polen vereinigt hatte, mit den kaiserlichen Truppen; Kreistruppen aus Franken und Schwaben;
Max Emanuel von Bayern mit loooo Bayern; Johann Georg Iii. von Sachsen mit einer gleichen Anzahl Sachsen; Johann Sobiesky von Polen mit polnischen Truppen. Brandenburgische Hilfe hatte Leopold ausgeschlagen; doch stießen nach der Schlacht bei Wien an 1000 Brandenburger zum Heere Sobieskys. Diese vereinten, an Zahl hinter den türkischen Schwärmen noch weit zurückstehenden Truppen bezwangen am 12. September 1683 am Kahlenberge den
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