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1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 24

1877 - Oldenburg : Stalling
24 König!'' mit freudigem Jubel begrte. *) Die Steuerfreiheit des Adels und der Geistlichkeit wurde wieder hergestellt, die Inquisition und Folter wieder eingefhrt, die Jesuiten wurden zurckberufen und den Klstern ihre frheren Gerechtsame und Besitzungen zurckgegeben. Zwar hatte der König das Versprechen ertheilt, die alten Cortes zu berufen und eine freisinnige Verfassung zu gehen, aber ohne sich an dieses Ver-sprechen zu binden, lie er jetzt eine scheuliche Verfolgung der Liberalen durch das ganze Land ergehen, vor der Nichts als servile Gesinnung schtzen konnte. Die Anhnger der Cortes-Verfassung, die Josephinos, d. h. diejenigen, welche zur Zeit der Franzosenherrschaft Aemter bekleidet, sogar die Freiheits-* Ampfer, die einst, wie die Generale D'dortnojit, Alava, Salvo di Rosa, fr Ferdinand Vii. gefochten hatten, ganz besonders aber die Freimaurer, muten in den scheulichen Kerkern der Inquisition schmachten Bis zum Juli 1814 zhlte man schon 50,000 Verhaftete. Bei den Untersuchungen wandte man die rgsten Folterqualen an, um von den Po-litisch Verdchtigen Gestndnisse zu erpressen, und Hinrichtungen durch Beil, Strang, Pulver und Blei waren so hufig, da die Henker erlahmten und man zu massenhaften Abschlachtungen schritt. Auf diese Weise wuten der König und seine Um-gebung, die von den Gegnern Camarilla genannt wurde, und zum Theil aus Mnnern der niedrigsten Herkunft und der geringsten Bildung bestand, ihre Rache zu befriedigen. Tausende verlieen ihr Vaterland, um in England oder Frankreich Schutz zu suchen. Die Finanzen geriethen in heillose Ver-wirrung, die Flotte lag abgetakelt und unbrauchbar in den Hfen, das Heer war ohne Sold, und barfige und zer-lumpte Offiziere bettelten oft verschmt die Vorbergehenden um Almosen an. Landbau und Gewerbe sanken immer mehr, und Ruberbanden trieben frech ihr Wesen. Die Mistim-mung im Heere war allgemein, und Ferdinand suchte sie da-durch zu dmpfen, da er die unruhigsten Regimenter nach Amerika bersetzen lie, dessen abgefallene Colonien er wieder *) der König zu einem feiner Begleiter sagte: Siehst du, wie das Volk mir zujauchzt? wie die Taschentcher aus allen Fenstern flattern?" gab dieser die feine Antwort: Ja, aber wenige von Batist."

2. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 49

1877 - Oldenburg : Stalling
- 49 V. Griechenlands Erbebung und Wiedergeburt. Nuland und die Trkei. Durch die Eroberung Konstantinopels (1453) hatte das bildungsfeindliche Volk der Osmanen den Sdosten Europas in Besitz genommen und sich in die Reihe der europischen Staaten eingezwngt. Aber die beiden Volkselemente, Er-oberer und Besiegte, waren niemals zu einem eigentlichen Staate verschmolzen: sie blieben getrennt durch Religion, Sprache, Sitte und Charakter; Barbarei und Despotismus aus der einen Seite, Freiheitsdrang und Bildungstrieb auf der anderen muten sich gegenseitig abstoen. Mehr als viertehalb Jahrhunderte seufzten die Griechen, die, wenn auch mit Elementen slavischer Stmme vermischt, doch zum Theil als unmittelbare Nachkommen der Hellenen zu betrachten sind, unter trkischem Joche. Alles Rechtsschutzes beraubt, sahen sie Frauen und Tchter, Hab' und Gut der rohen Gewalt preisgegeben, ohne da das Freiheitsstreben in ihnen erloschen wre. Die Geschichte erwhnt mancher Befreiungsversuche des unglcklichen Volkes, das, oft ein Opfer tuschender Ver-sprechungen und trgerischer Hlfe, seine Erhebungen stets unter schrecklichen Folgen scheitern sah, den Blick bald nach dem glaubensverwandten Rußland, bald nach dem in ver-jngter Kraft erstehenden Frankreich und seinem jugendlichen Helden Bonaparte gerichtet. Im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts fate der Kaufmann Rhigas, aus Pher in Thessalien gebrtig und in Bukarest ansssig, ein Freund der abendlndischen Literatur, den khnen Gedanken, sein unterdrcktes Vaterland vom trkischen Joche zu befreien. Seine Hoffnungen waren dabei auf Bonaparte gerichtet, in dem damals noch viele Zeitgenossen den Vorkmpfer der Freiheit erblickten. Rhigas begab sich nach Wien, um die dort wohnenden Griechen fr seinen Plan zu gewinnen, von da nach Trieft, um mit Bona-parte persnlich zu unterhandeln. Aber ein feiger Freund verrieth ihn der streichischen Regierung, die in Rhigas nur einen unruhigen Kopf" sah und ihn seinem rechtmigen Herrn", dem Sultan, auslieferte. In Belgrad erlitt Rhigas eine entsetzliche Todesstrafe: er wurde zwischen zwei Brettern Stacke, neueste Geschichte 3. Aufl. 4

3. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. V

1877 - Oldenburg : Stalling
F Vorwort zur ersten Auflage. Vorliegendes Bndchen behandelt die geschichtlichen Er-eignisse von 1815 bis 1868 in hnlicher Weise, wie dies mit der altln, mittlen und neueren Geschichte in den vorher-gehenden Th'ellengeschehen 'ist,jedoch mit dem Unterschiede, da, obgleich biographische Bemerkungen bei den ausgezeichnet-sten Persnlichkeiten keineswegs fehlen, die biographische svorm im Ganzen aus einem fr den Sachverstndigen leicht erficht-lichen Grunde /mfgeaeben werden mute. Der gewaltige Stoff zerfllt in m3?t willkrlich gemachte, sondern wenigstens fr die uns zunchst angehenden Staaten Europas von der Geschichte selbst gegebene Zeitrume, dergestalt, da das. Ende eines jeden durch eine Katastrophe gebildet wird, welche die vorige Aera abschliet und zugleich die neue . <7 einleitet. Diese Katastrophen sind die Jmi^M^ition, die /. Februarrevolution und das Jahr 1866.. Die wichtigsten Er- j scheinungen in den att߫rqiro^Mchen Staaten sind theils bei den betreffenden europischen Hauptstaaten, theils in einem eigenen Abschnitte axa Schluff^-^smiches. bercksichtigt worden. Der Grad der Ausfhrlichkeit richtete sich nach dem hheren oder geringeren Interesse der zu erzhlenden Begebenheiten. Eine zusammenhngende Darstellung der Periode von 1815 an kann nicht der das Jahr 1867 hinausreichen; doch habe ich es versucht, der die wichtigsten Momente von 1867 bis . 1869 die notwendigsten Notizen zu geben, die freilich um so mehr unvollstndig sein muten, als hier die Grenze in der Auswahl des Stoffes noch schwankend ist. So steht dieses fnfte Bndchen meiner Erzhlung auch selbststndig als ein Abri der Geschichte der neuesten Zeit" da. Mge dem anspruchslos auftretenden Wcrkchen, bei dessen Bearbeitung anerkannte Hlfsmittel zu Grunde lagen, und fr welches ich mir einerseits eine reifere Jugend hherei Lehranstalten, andrerseits Gebildete berhaupt, die ein allgemeineres historisches Bedrfni zu befriedigen wnschen, als Leserkreis dachte, eine gnstige Aufnahme finden! So viel steht fest, da der geschichtliche Stoff der Zeit von 1815 bis 1867 jedem Darsteller grere Schwierigkeiten entgegenstellt, als irgend eine der frheren Perioden. ) Rinteln. ". / Dr. Stacke. Vorwort zur zweiten Auflage. Die zweite Auflage dieses Buches, das sich einer Reihe gnstiger Beurteilungen zu erfreuen hatte, ist durch eine be-reits vor lngerer Zeit nach verschiedenen greren und klei reren Werken, wie nach dem Staatsanzeiger" abgefate

4. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 12

1877 - Oldenburg : Stalling
frherer Reichsstnde zusammengesetzt war, waren die alten Verfassungen während der Zeit des Rheinbundes untergegangen, der Groherzog Karl Friedrich hatte zwar unumschrnkt, aber zur groen Zufriedenheit seiner Unterthanen regiert. Nach seinem Tode entstand aber durch Steuerdruck und Ver-schwendung des Hofes eine solche Mistimmung unter der Bevlkerung, da die Pfalz ihre Wiedervereinigung mit Baiern, der Breisgau die Rckkehr unter streichische Herrschaft drin-gend verlangten; auerdem machten Unsicherheit in der Erbfolge den Bestand des Groherzogthums eine Zeit lang schwankend. Aber der Wiener Congre entschied sich aus politischen und militrischen Grnden fr die Fortdauer desselben in seinem damaligen Umfang, um gerade an dieser Grenze Deutschlands nach Frankreich hin einen zusammenhngenden Staat von einiger Bedeutung zu haben. Da sich das Volk fr eine den Gesammtstaat umfassende Constitution aussprach, so ertheilte endlich nach langem Zgern Groherzog Karl am 22. August 1819 eine Verfassung mit zwei Kammern. Die erste Kammer gestattete zwar denmediatisirten groe Vorrechte, sicherte aber auch der zweiten Kammer das Recht der Steuerbewilligung und Antheil an der Gesetzgebung. So kam es, da Vorzugs-weise in Baden der Kampf um politischen Fortschritt am hef-tigsten entbrannte. Im Groherzogthum Hessen-Darmstadt verstand sich, um einem Ausbruch der allgemeinen Unzufriedenheit zuvorzukommen, Groherzog Ludwig I. am 28. Mrz 1819 zur Ertheilung einer Verfassung, die jedoch erst spter einige freisinnige Bestimmungen , wie Steuerverwilligungsrecht und Verantwortlichkeit der Minister, erhielt. Endlich bestand auch in Nassau seit dem 2. Sept. 1814 eine Verfassung, welche die wesentlichsten Volksrechte gewhr-leistet. Nach dieser kurzen Rundschau der das Verfafsungs-wesen in den Einzelstaaten folgen wir der Entwickelung der politischen Bewegung in Deutschland berhaupt. Wenn die Welt gehofft hatte, da nach Napoleons Sturz eine Zeit des Friedens und des Glckes eintreten werde, so

5. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 71

1877 - Oldenburg : Stalling
71 in allen Zweigen der Verwaltung ein neuer und frischerer Geist. Whrend Castlereagh England zu einer Dienerin der Metternich'schen Politik gemacht hatte, sollte es unter Can-nings Leitung wieder eine selbststndige Stellung einnehmen. Er stellte den Grundsatz auf, da jedes Volk seine inneren Verhltnisse selbst zu ordnen habe und war deshalb ein Feind der europischen Interventionen; die Anerkennung der sd-amerikanischen Freistaaten, die Absendung eines Hlfsheeres nach Portugal (1826), die Untersttzung der Griechen sind glnzende Beweise seiner vlkerfreundlichen Politik. Aber auch im Innern zeigten sich Erleichterungen; er milderte die drcken-den Korngesetze, er bestimmte hinsichtlich der Sclaverei in den englischen Kolonien, da die Sclaven durch geistige und sitt-liche Bildung ihrer gnzlichen Befreiung entgegengefhrt, der Sclavenhandel aber der Seeruberei gleich geachtet und mit dem Tode bestraft werden sollte. Eben so arbeitete er an der Emandpation der Katholiken und wrde gewi noch eine Reihe von Reformen ins Leben gerufen haben, wenn er nicht, von der Anstrengung der Arbeiten erschpft, schon am 8. August 1827 dem Tode erlegen wre. Er hinterlie den Ruhm, einer der besten und grten Staatsmnner der neueren Zeit ge-Wesen zu sein. Die Ministerien des Lords Goderich und des Grafen Lyndhurst bezeichnen nur kurze Uebergangszustnde; es folgte ihnen das toristische Ministerium des Herzogs von Wellington. Obschon Castlereagh's Grundstzen huldigend, besa er doch politische Einsicht genug, um sich dem durch Canning's Verwaltung ins Leben getretenen Geiste der Zeit nicht zu ver-schlieen. Er schaffte nicht nur 1828 die Testacte ab, die alle Katholiken von allen hheren Staatsmtern ausschlo, sondern nahm auch die Lsung der Katholikenfrage in seine Hand. Diese Frage war von besonderer Wichtigkeit fr Irland, wo die Katholiken die berwiegende Mehrzahl bildeten. Die Iren, von den Englndern schon durch Stammesunterschied getrennt, befanden sich seit Jahrhunderten im Zustande der Unterdrckung und vergalten den Briten mit unvershnlichem Haffe, da diese in den Augen der Eingeborenen stets als Fremde erschienen. Der Grund und Boden war frhe in die

6. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 142

1877 - Oldenburg : Stalling
-I- ' rttm' ""i - 142 Trauer legte sich der die Hauptstadt, und von allen Kirch- | thrmen klang Gelut, als sollte die Monarchie zu Grabe gebracht werden. Die Schotten waren bereit, mit bewaffneter j Macht die Bill zu untersttzen. Unter solchen Umstnden j konnte Wellington kein Ministerium bilden, da die bedeutend- jj sten Tories die Uebernahme verweigerten. Graf Grey kehrte I ins Ministerium zurck mit der Vollmacht, so viele Pairs zu f ernennen, als zur Erlangung der Majoritt fr die Annahme I der Bill nthig sein wrden. Der Widerstand der Tories f war gebrochen; am 4. Juni 1832 ging mit einigen Aende- j rungen die Reformbill auch im Oberhause durch und wurde i am 7. Juni vom Könige besttigt. Damit war, wie Graf f Grey selbst sagte, eine Endmaregel durchgefhrt, da die neue Volksvertretung alle knftig erforderlichen Reformen auf dem Wege des Gesetzes herbeifhren werde. Mit dem Siege der Reformbill waren aber die Leiden i Irlands noch nicht geheilt. Hier erbte der Ha der katho- 1 lischen Bevlkerung gegen ihre protestantischen Unterdrcker von Geschlecht zu Geschlecht: die Iren konnten es nicht ver- J gessen, da der Acker, von welchem sie jetzt einen schweren J Zins erlegen muten, einst das Eigenthum ihrer Voreltern | gewesen war. Sie fhlten dies um so drckender, da der | Ackerbau unter solchen Umstnden die starke Bevlkerung der | Insel, die keine andere Erwerbsquelle kannte, nicht ausreichend I ernhrte. Die schreiendste Ungerechtigkeit aber war, da die J englische Staatskirche allmhlich alles katholische Kirchengut 1 an sich gerissen und zu ihren Zwecken verwendet hatte. Da- ; bei blieb es jedoch nicht. Die katholische Bevlkerung war zur Unterhaltung der protestantischen Kirchen- und Psarr- j gebude verpflichtet, mute den protestantischen Pfarrern den Zehnten und bei Taufen, Hochzeiten und Begrbnissen die Gebhren zahlen. Whrend die Iren also zur Unterhaltung?! einer fremden Kirche beitragen muten, hatten sie auerdem noch ihre eigene Kirche und Geistlichkeit zu erhalten. Die | irischen Zustnde nahmen mehrere Jahre lang die Thtigkeit | der englischen Minister in Anspruch, indem die Whigs auf Mittel zur Erleichterung der Iren ausgingen, die Tories ihr | protestantisches Uebergewicht zu behaupten suchten. O'connell stiftete schon vor Einbringung der Reformbill einen Verein,

7. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 147

1877 - Oldenburg : Stalling
- 147 Feindseligkeiten bten, wurde ein neuer Krieg Englands und Frankreichs nthig, um den Uebermuth und die Treulosigkeit des himmlischen Reichs der Mitte" noch schrfer zu zchtigen (1860). Die Verbndeten eroberten die Peiho-Forts und drangen bis Peking vor, wo die Franzosen den kaiserlichen Sommerpalast ausplnderten, und erzwangen einen Frieden, der das abgeschlossene Reich in den europischen Verkehr hineinzog. Japan hatte bereits 1854 seine Hfen den Eng-lndern und bald darauf auch anderen Nationen geffnet. Auch in Amerika, Afrika und Australien nahm das bri-tische Colonialwesen einen gnstigen Fortgang. Unter-Canada, dessen Bevlkerung zum groen Theil franzsischen Stammes ist, drohte mit Losreiung, wurde aber durch die den Cana-diern verliehene Verfassung von 1840 zur Ruhe gebracht. Im Caplande erweiterte sich die britische Herrschaft immer mehr und evangelische Missionsstationen sorgten fr die Ver-breitung des Christenthums. In Neuholland, Vandiemens-land erfreuen sich die britischen Colonien einer raschen Ent-Wickelung, nur tritt die Entdeckung der reichen Goldschtze den Fortschritten hherer Bildung strend in den Weg. Xiv. Die Trkei. Sultan Mahmud n. und Mehe-med Ali, Viceknig von Aegypten. Rulands Panslavismus. Antagonismus zwischen Rußland und England. Nach dem Frieden von Adrianopel (vgl. V.) hatte sich Sultan Mahmud Ii. die Aufgabe gestellt, das Heer nach europischer Weise zu organisiren und eine durchgreifendere Ordnung in allen Zweigen der Verwaltung einzufhren, in der Ueberzeugung, da ohne solche Reformen das trkische Reich seiner Auflsung unaufhaltsam entgegengehen msse. Zunchst galt es, die aufrhrerischen Albanesen und Bosnier, die ihm im Kriege gegen Rußland nur geringe Hlfe geleistet hatten, zu unterwerfen. Das gelang endlich seinem Gro-vezier Reschid Pascha, der eben so durch Schlauheit wie durch 10*

8. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 104

1877 - Oldenburg : Stalling
104 durch Gerechtigkeit, Weisheit und Besonnenheit die Achtung des gesammten Volkes im hchsten Grade zu erwerben. So groß war das Vertrauen auf seine Weisheit, seine politische Erfahrung und seinen edlen Charakter, da die Strme des Jahres 1848 den belgischen Staat unberhrt lieen. Er starb, von einem freien Volke betrauert, am 10. December 1865. Es folgte ihm sein Sohn Leopold Ii. *) Ix. Die polnische Revolution. Polen russische Pro-vinz. Rulands politisches Uebergewicht. Alexander I. hatte zu einer Zeit, wo er, von der Re-action noch unbeeinflut, fr freisinnige Ideen empfnglich war, den Polen aus eigenem Antriebe eine Verfassung gegeben (1815). Sie hatten einen eigenen Reichstag und Senat, ihre eigenen Finanzen, ein Nationalheer, eine besondere Verwaltung, *) Von den beiden Parteien im Lande, den Klerikalen und Liberalen, hatte keine ein so entschiedenes Uebergewicht, da sie das Regiment auf die Dauer in ihrem Sinne htte führen knnen. Beide Parteien hielten sich die Wage, und Leopold I. hatte den Grundsatz, kein Gesetz zu besttigen, welches die Herrschaft der einen Partei der die andere fest-gestellt haben wrde. Im Jahr 1856 wurde vom 21.24. Juli das 25jhrige Bestehen der Verfassung mit groer Pracht gefeiert. Die Klerikalen wuten auf dem Gebiete des hheren Schulwesens ihren Einflu in sofern geltend zu machen, als die Ansprche fr die Staats-Prfungen herabgesetzt und die Maturittsprfungen fr die Universi--tten beseitigt wurden, so da fr den Besuch der letzteren ein Certificat gengte, welches geistliche Privatschulen ebenso ausstellen konnten, wie die Staatsgymnasien. Dagegen endete der Kamps der das Wohl-thtigkeitsgesetz, d. h, um Beseitigung der Staatsaufsicht der die Stiftungen zu wohlthtigen Zwecken, die nach dem Gesetz den Kleri-kalen in die Hnde gegeben werden sollte, unter lebhafter Aufregung des Volks, das der die Zunahme der Klster murrte, mit dem Siege der Liberalen (1857). Im Januar 1869 starb der mnthmaliche Thronfolger. Mit Juni desselben Jahres kam das klerikale System zur Herrschaft. Im letzten Kriege stellte die belgische Bevlkerung ihre Sympathien fr Frankreich und ihren Aergcr der die deutschen Siege offen zur Schau, aber der Gedanke der allgemeinen Wehrpflicht, der sich auch hier in Folge dieses Krieges regte, kam nicht zur Durchfhrung.

9. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 117

1877 - Oldenburg : Stalling
117 Unterdrckung ein, die sich immer mehr steigerte und im Vergleich mit welcher die trkische Herrschaft der die Griechen noch fr milb gelten mute. Diejenigen Mitglieber des Reichstages, die fr die Thronentsetzung des Hauses Romanow ge-stimmt hatten, wrben im Betretungsfalle nach Sibirien geschickt, gegen die Generale eine Untersuchung eingeleitet. *) Die Gter der Ausgewanberten wrben eingezogen, was bei Czar-toryski allein an 30 Millionen polnischer Gulden betrug. Die Entflohenen und Gechteten, beren man an 4000 rechnete, wanbten sich unter allgemeiner Theilnahme der Völker an ihrem Geschicke bet Deutschland nach der Schweiz, nach Frankreich und England, um in der Verbannung, das Brob der Trbsal essenb, gnstigerer Zeiten zu harren. Noch grer war das Unglck, das der das Land als solches verhngt wrbe. Alle Klassen des Volkes wrben einer unerhrten Militr- und Polizeityrannei unterworfen. Das ganze Land wrbe entwaffnet und den Bauern alle schneibenben Werkzeuge mit Ausnahme der zum Ackerbau nothwenbigen, abgenommen. Verheimlichung von Waffen warb mit dem Tode bestraft. Die russischen Behrben wetteiferten in Grausamkeit, Habsucht und Treulosigkeit in der Behanblung der Unterworfenen. Die Constitution von 1815 wrbe aufgehoben, bagegen das Land zu einer russischen Provinz mit gesonberter Verwaltung gemacht, in >eren einzelnen Palatinaten durch ein sogenanntes organisches Statut berathende Versammlungen eingesetzt wrben, die ohne alle Bebeutung waren. Paskewitsch, der fr die glckliche Beenbigung bieses Krieges den Titel: Fürst von Warschau erhalten, wrbe als Statthalter an die Spitze der Militr - und Civilgewalt gestellt. Die Polen bilbeten kein ; selbststnbiges Heer mehr, sonbern wrben den russischen Re-! gimentern einverleibt und in die entferntesten Gegenben, be-I sonbers nach dem Kaukasus, geschickt. Die Universitten zu Warschau und Wilna wrben geschlossen, die Schulen auf russischen Fu eingerichtet und russische Sprache und Geschichte .zu den wichtigsten Lehrgegenstnben erhoben. 25er Hebung der .katholischen Religion suchte man die grten Hinbernisse ent- *) Der elende Krukowiecki wurde in eine Heine Stadt im Innern ^'Rulands verwiesen, wo er mit Verachtung beladen endete.

10. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 229

1877 - Oldenburg : Stalling
229 der Hhe der geistigen Bilbung und den staatlichen Einrich-tungen herausgestellt, der eine innere Unruhe und Unzufrieben-heit mit dem Bestehenben hervorrief. Zwar bot die Verwaltung viele ausgezeichnete Seiten bar, aber um so tiefer wrbe es ernpfunben, ba Preußen, der grte reinbeutsche Staat, stch noch mit mittelalterlichen Provinzialstnben begngen mute, whrenb Mittel- und Kleinstaaten constitutionelle Ver-fasiungen besaen. Die Februarrevolution frberte auch hier den Ausbruch der lange verhaltenen Mistimmung. In der ersten Hlfte des Mrz wrben in Berlin vor den Zelten Versammlungen abgehalten, um der die Wnsche des Volkes zu berathen, die in einer Petition an den König ausgesprochen werben sollten. Beim Nachhausegehen aus der letzten Versammlung (13. Mrz) kam es zwischen einzelnen Volkshaufen und Militrpatrouillen zu einem Zusammensto, der nicht ohne Verwunbungen ablies. Solche Auftritte wie-herholten sich, und am 15. Mrz machte das Militr zum ersten Male von der Schuwaffe Gebrauch, whrenb das Volk stch mit Steinwrfen zur Wehr setzte. Die Erbitterung der Menge gegen das Militr stieg, und die Nachricht von der atn 13. Mrz Statt gehabten Erhebung Wiens znbete wie ein Blitzstrahl. Am 16. Mrz kam es abermals zu einem blutigen Zusammensto, und die Wahrscheinlichkeit eines heftigen Kampfes trat immer brohenber hervor. Am 17. Mrz traf eine Deputation aus Kln in Berlin ein, welche Umgestaltung des preuischen Staatslebens im Sinne der Freiheit verlangte. Der König erklrte sich mit den vorgetragenen Wnschen einverstanben. Eine neue Deputation von Berlin am 18. Mrz warb vom König mit Geneigtheit empfangen und brachte die Gewhrung ihrer Wnsche zurck. Die Volks-menge nahm vor dem Schloplatze und in bessen Nhe von Stunbe zu Stunbe zu. Gegen zwei Uhr hie es, die vom Könige gemachten Zusagen wrben in zwei Patenten als Extrablatt der Allgemeinen Preuischen Zeitung ausgegeben, ^le enthielten Aufhebung der Censur, Einberufung des Ver-einigten Lanbtags zum 2. statt zum 27. April, Umgestaltung des deutschen Bunbes in einen Bunbesstaat und freie 33er-Mung. So waren alle Wnsche des Volkes vom König bewilligt. Dte freubig bewegte Menge brckte dem König ihre
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