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1. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 33

1855 - Heidelberg : Winter
§. 34. Politisches Leben der Griechen. 33 4. Politisches Leben der Griechen. §. 34. Was die staatlich en Einrichtungen der Griechen betrifft, so standen Anfangs die einzelnen Völkerschaften unter Königen, welche nach deni Erbrecht oder mit Gewalt den Thron erhielten. Die P r ie- st er hatten nirgends eine Herrschaft, dagegen durch die Orakel be- deutenden Einfluß. Nach der dorischen Wanderung trennte sich das Ganze in einzelne, von einander unabhängige Städtegebiete, welche zuweilen in einen Stadtebund zusammentraten. Die Königsthümer verschwanden bald, indem die Könige theils ausstarben, theils vertrieben wurden. An ihre Stelle traten in Städten mit großem Grundbesitz Arisiokratieen (Adelsherrschaften). Diesem Adel suchte sich in Handelsstaaten der Stand der Reichen gleichzustellen, der dann die Oberherrschaft bekam; dies nannte man Timokratie. Das niedere Volk bildete, wo die neuen Einwanderer das llebergewicht erhielten, eine Art Mittelstand, oder sank zur Leibeigenschaft herab. Als Sklaven hatte man nur gekaufte Nichtgriechen. In Städten mit großem Han- dels- und Gewerbstande, wo die Glieder dieses Standes bald zu Reich- thum gelangten, errangen sie sich meist einen Antheil an der Regierung, und es entstand die beschränkte Demokratie (Volksherrschaft). Aus beiden, der Aristokratie und Demokratie, gieng zuweilen die Tyrannis hervor, d. h. die unbeschränkte Herrschaft eines Einzelnen, eines sogenannten Tyrannen, worunter man sich jedoch, besonders in der älteren Zeit, nicht immer einen grausamen Despoten, sondern meist einen für das Wohl des Volkes besorgten Alleinherrn zu denken hat. Aus der Timokratie entstand häufig die Oligarchi e, die Herrschaft Weniger, welche sich durch Gewalt in der Regierung zu erhalten suchten. Oft aber überschritt auch das Volk (der Demos) die Schranken und erzwang sich allgemeine Theilnahme an der Regierung (unbeschränkte Demokratie), welche leicht in Ochlokratie (Pöbelherrschast) ausartete. Bei diesein Auseinandergehen der griechischen Stämme hatten sie doch wieder verschiedene Bande der Einigung. Zuerst die Gast- f r e u n d s ch a f t, dann die Waffen- und Bundesgenossen- schäften mehrerer Staaten unter der Oberanführung (Hegemoni e) des angesehensten; ferner die Amphiktyvnie, eine Verbindung meh- rerer Staaten zum Schutz der gemeinschaftlichen Heiligthümer und Fest- spiele. — Das allgemeinste und weiteste Band aber waren ihre hei- ligen Festspiele: die dem Zeus geweihten olympischen, welche alle vier Jahre wiederkehrten, und nach welchen ihre Zeitrechnung sich rich- tete; die dem Apollo geweihten pytbisch en zu Delphi; die dem Poseidon geweihten isthmischeu bei Korinth und die von Herakles gestifteten nemeischen bei Nemea. Leitfaden der Weltgeschichte. 3 r

2. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 35

1855 - Heidelberg : Winter
§. 36. Athen. 35 Diese Verfassung, von welcher das Orakel erklärte, daß Sparta groß und herrlich seyn werde, so lange es dabei bleibe, begünstigte zwar weder das Gefühl für Zartheit und Annmth, noch den Sinn für Kunst und Wissenschaft, förderte dagegen eine Kriegstüchtigkeit, wie sie nicht leicht gefunden wurde. Dieselbe zeigte sich mit großer Härte vermischt, schon in den beiden erstern messenischen Kriegen (740—722 und 685—668), in wel- chen Messenien trotz der außerordentlichen Tapferkeit seiner Bewohner und seiner Anführer Aristodemus und Aristo men es unterworfen wurde, zeigte sich ferner irr dein Kampfe Sparta's mit Argos und Ar- kadien, so daß Sparta die Hegemonie über einen großen Theil des Peloponnes erhielt. 6. Athen. §. 36. Den dorischen Spartanern ganz entgegengesetzt hielten die jonischen Athener neben körperlicher Tüchtigkeit volle geistige Ausbildung durch Wissenschaft, Kunst und Gewerbe für das höchste Ziel der Erziehung und gaben sich eine Staatseinrichtung, welche jedem Einzelnen Geltung verschaffte, aber auch ein leichtbewegliches, zu steten Neuerungen ge- neigtes Wesen beförderte. Nachdem der letzte athenische König Kvdrus im Jahr 1068 v. Ehr. gefallen war, wurde die Königswürde abgeschafft, und zuerst ein Ar- chon auf Lebenszeit, später neun Archonten aus den Vornehmen gewählt, welche ihre Würde ein Jahr behielten. Diese Adelsherrschaft wollte Drako durch seine Gesetzgebung 624 befestigen, von der mau sagte, daß sie mit Blut geschrieben sey, weie'^r- sie selbst auf die kleinsten Vergehen die härtesten Strafenjetzte. Solche Härte rief einen Aufstand des Volkes unter K y l o n gegen die Eupa- triden (Adelsherren) unter Megakles hervor, der einen 30jährigen Kampf zur Folge hatte, bis Solon, ein Nachkomme des Kodrus, dieser Verwirrung durch eine neue Verfassung ein Ende machte. 594 Die Grundzüge der solonischcn Verfassung sind folgende: 1. Bürger wurde man durch Geburt oder Einbürgerung mittelst Volks- beschluß. Die Erziehung (bis zum 16. Jahr im elterlichen Hause, von da bis zum 18. im öffentlichen Gymnasium) sollte Körper und Geist gleichmäßig ausbilden. Mit dem 18. Jahr wurde der junge Athener mündig, dann folgte zweijähriger Kriegsdienst. Mit dem 20. Jabr erhielt er Stimmrecht in der Volksversammlung und mit dem 30. das Recht zum Eintritt in die He li äa, d. h. in das Geschwornengericht. 2. Alle Bürger waren nach ihrem Vermögen in vier Klassen getheilt und nahmen nach diesem an den Rechten und Pflichten des Staates und am Kriegsdienste Theil. 3*

3. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 43

1855 - Heidelberg : Winter
43 §. 44. Sokrates. §. 45. Sparta's Vorherrschaft. Athener waren ein gänzlich verdorbenes Volk geworden. Dies zeigte sich besonders in ihrem Verfahren gegen Sokrates. Sokrates war der Sohn eines Bildhauers, verließ aber in seinem dreißig- sten Jahre die Werkstätte seines Vaters, um sich dem Studium der Philo- sophie zu widmen. Bald kam er zu der Einsicht, daß der Satz: „Lerne dich selbst kennen" die Grundlage aller Weisheit und seine Befolgung die wichtigste Aufgabe für den Menschen sey. Er erkannte ferner, daß die Tu- gend nur im Zusammenhang mit dem höchsten Gut oder Gott gedacht und geübt werden könne. Daß wenn es nur an Einer Tugend fehle, alle übrigen nichts helfen; endlich daß die wahre Weisheit ohne Sittlichkeit nicht bestehen könne; diese aber müsse sich im Kampf gegen die Sinnlichkeit be- währen und die Seele deshalb immer auf Gott gerichtet seyn. Nach dieser Weisheit lebte er selbst und suchte sie auch bei andern in das Leben einzuführen, weshalb er immer eine Anzahl lernbegieriger Jünglinge um sich hatte, welche er durch seine freundliche und ansprechende Lehrweise zu gewinnen wußte. Da er aber dabei dem Schlechten ohne Menschensurcht zu Leibe gieng, so hatte er bald eine Menge Gegner, und unter diesen besonders die Sophisten, Menschen, denen es bei ihrer Weisheit und Redekunst nur um Ehre, Geld und Sinnenlust zu thun war und deren Lügenwesen Sokrates ohne Schonung aufdeckte und durch seinen Wandel beschämte. Deshalb klagten sie ihn als einen Verächter der Götter, Verführer der Jugend und Staats- verräther an. Da Sokrates nach seiner einfachen Selbstvertheidigung nur mit einem Mehr von drei Stimmen für schuldig erklärt wurde, so hätte er das Recht gehabt, seine Strafe (Verbannung, lebenslängliches Gefängniß oder Geldbuße) selbst zu wählen. Mit stolz verachtendem, beißendem Ton aber überließ er seinen Rich- tern selbst das Urthcil, worauf diese, durch seinen Spott aufgebracht, ihn zum Tode vcrurtheilten. Heiter und muthig gieng er ins Gefängniß, wo er noch 30 Tage Zeit hatte, seine Schüler in seinen Lehren zu befestigen. Am letzten Tage sprach er lange mit ihnen über Tod und Unsterblichkeit, tröstete sie und trank 399 v. Ehr. mit der größten Ruhe den Giftbecher, welcher ihm gereicht wurde. — Er war ein Alaun, an welchem sich zeigte, daß auch die Heiden vom Da- seyn Gottes wissen (Röm. 1, 19. 20), sowie ein Beispiel von der Macht, aber auch von der Grenze des in dem natürlichen Gewissen niedergelegten Sit- tengesetzes (Röm. 2, l4. 15). 8. Spartas Vorherrschaft. §. 45. Run trat Sparta an die Stelle Athens als erste Stadt Grie- chenlands, und machte nicht nur das Festland, sondern auch die Inseln und die kleinasiatifchen Colonieen von sich abhängig. Aber schon während des peloponnesischeu Kriegs waren seine sittlichen Grundlagen unter- graben worden und nun kam es dadurch, daß es sich mehr und mehr in eine Seemacht umwandelte, auf die gleiche Bahn, auf der Athen zu Grund gegangen war.

4. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 56

1855 - Heidelberg : Winter
56 §. 61. Rom unter der Herrschaft der Patrizier. zum König ausrufen ließ. Da der Senat seine Zustimmung verweigerte, stützte er sich auf die Plebejer, stürzte mit ihrer Hilfe die alte Ver- fassung Roms und führte eine neue ein, nach welcher das Stimmrecht und die Heerdienstleistung nicht mehr von Herkunft und Abstammung, sondern von dem Verm ögensstand abhieng. Er thcilte die Plebejer, welche eigentlich erst von da an den Patriziern als Stand cntgegentraten, in dreißig Tribus ein. Beide, Patrizier und Ple- bejer, wurden sammt den Clienten in fünf Vermögensklassen getheilt, von welchen die erste wenigstens 100,000, die zweite 75,000, die dritte 50,000, die vierte 25,000, die fünfte wenigstens 12,500 Asse Vermögen haben mußte. Die weniger besaßen, aber noch Kopfsteuer bezahlten, hießen Proletarier. Nach diesen Vcrmögensverhältniffen richtete sich der Heeres- dienst, so daß das ganze Volk aus 193 Ccnturien (18 Cent. Ritter und 175 Cent. Fußvolk bestand. Auch versammelte sich dasselbe von da an nach diesen Centurien zur Abstimmung, wobei dann jede Centurie Eine Stimme hatte. Durch diese Verfassungsänderung machte sich Servius bei den Pa- triziern verhaßt, so daß eine Verschwörung gegen ihn entstand, in deren Folge er von seinem Schwiegersohn Tarquinius gestürzt und ermor- 534 det wurde. v.chr. Dieser Tarquinius Superbus stieß sowohl die servische als die frühere Verfassung um, und führte eine despotische Militärregierung ein. Zwar unterwarf er manche umliegende Städte z. B. Gabii, ver- schönerte die Stadt durch den Ausbau des Capitoliums, und erweiterte den Handel durch Bündnisse mit den Karthagern und süditalischen Grie- chenstädten, drückte aber Patrizier und Plebejer gleichmäßig, so daß ei- eben deßhalb jenen Beinamen „Superbus", der Despotische, bekam. Als die Unzufriedenheit schon einen hohen Grad erreicht hatte, führte eine Schaudthat seines Sohnes Sextus einen Aufruhr herbei, den I uniu s Brutus leitete. Der König wurde abgesetzt, mit seiner ganzen Fa- milie aus Rom verbannt, das Königthum abgeschafft und im Jahr 510 Rom zur Republik erklärt, nachdem es 245 Jahre von Königen regiert worden war. 2. Rom eine Republik. 5. Rom unter der Herrschaft der Patrizier. §. 61. Uach der Vertreibung der Könige wurde in Rom die servische Verfassung förmlich eingeführt: an die Stelle ves Königs aber traten zwei Consuln, die jedes Jahr neu gewählt wurden und die richterliche und vollziehende Gewalt, sowie den Oberbefehl über das Heer hatten. Sie nmßten, wie überhaupt alle, welche zu einer Staats- oder Priester- würde gelangen wollten, aus den: Patrizierstande seyn, so daß also Rom damals eine reine Aristokratie war.

5. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 61

1855 - Heidelberg : Winter
61 §. 65. Rom im Kampf mit Karthago. Der erste panische Krieg. Römer zum Frieden zu bewegen, schlug er sie auch im folgenden Jahre in der Schlacht bei Asculum, die ihn aber so viele Mannschaft kostete, daß, er ausrief: „Noch ein solcher Sieg und wir sind verloren!" In dieser Verlegenheit kam ihm der Hilferuf der von den Karthagern bedrängten Syrakusaner höchst gelegen. Nachdem er mit den Römern einen Waffenstillstand geschloffen hatte, setzte er nach Sicilien über, befreite Syrakus, und vertrieb die Karthager fast ganz aus der Insel. Schon wollte er sie in Afrika selbst angreifen, als die sicilischen Städte, die er zu herrisch behandelte, wieder von ihm abfielen, so daß er nach Italien zurückkehrte, um den Krieg mit den Römern wieder auszunehmen. Aber diese hatten unterdessen dort bedeutende Vortheile errungen, und als Pyrrhus erschien, wurde er von Cu rins De nt at ns. in der Schlacht bei Ben ev ent um so völlig geschlagen, daß er im Jahr 275 Italien für immer räumte, und nach Griechenland zurückgieng, wo erv-Chr. in der Folge bei der Eroberung von Argos umkam. Drei Jahre nachher mußte sich auch Tarent ergeben, und im Jahr 270 war ganz Unteritalien in der Gewalt der Römer, welche von da an durch die dortigen griechischen Pflanzstädte mit griechischer Sitte und Bildung näher bekannt wurden. 2. Rom im Kampf mit Karthago. Der erste punische Krieg. §. 65. Aachdem Rom ganz Unteritalien seiner Macht unterworfen hatte, war es leicht vorauszusehen, daß sich sein herrschbegieriger Blick ans die nahe Insel Sicilien richten werde, wo die Karthager sich wieder mehr und mehr auszubreiten suchten, aber an dem Könige Hiero H. von Syrakus einen tüchtigen Gegner fanden. Die Handelsstadt Karthago lag am Meerbusen von Tunis und war im nennten Jahrhundert v. Chr. von der tyrischen Königin Dido gegründet worden. Es hatte sich später mit andern phönizischen Pflanzstädten an der Nordküste Afrikas zu einem Städtebund vereinigt, so nach und nach die Oberherrschaft über fast ganz Nordafrika erhalten, und auf den Inseln des mittelländischen Meeres, wie. auch in Spanien Colonieen angelegt. Seine Verfassung war eine aristokratische; das Sy ne drin m oder der kleine Rath von dreißig lebenslänglichen Mitgliedern aus den Reichsten stand an der Spitze; die beiden Vorsitzenden hießen S ns seien. Die Religion war der phönizischen ähnlich. Von höherem geistigem Leben finden sich bei den Karthagern (ober Puniern) sehr wenig Spuren, ihr ganzes Streben gieng aus Reichthum und Genuß; ihr Charakter zeigte (nach der Darstellung der Römer) vorherrschend Habsucht und Härte, Leiden- schaftlichkeit und Treulosigkeit, Wollust und Grausamkeit. Der König H i e r o von Syrakus hatte die Kraft der räuberischen Mam er t in er in Meffana gebrochen, und diese wendeten sich nun

6. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 66

1855 - Heidelberg : Winter
66 §. 69. Bildungsstand. §. 70. Die gracchischen Unruhen. befohlen ward, weil diese zerstört werden müsse, da beschloßen sie, sich aufs äußerste zu vertheidigen und lieber mit ihrer Stadt unterzugehen. Zwei Jahre lang konnten die Römer gegen die mit dem Muth der Verzweiflnng kämpfenden Punier nichts ausrichten, bis Scipio Aemi- lianus (des großen Scipio Adoptivenkel) als Oberfeldherr erschien, und die Stadt durch Abschneidung ihrer Verbindung mit dem Land und Meer eroberte und gänzlich z e r st ö r t e. Das Land wurde unter dem Namen Afrika zur römischen Provinz gemacht. Bald darauf brach der n u m a n t i n i s ch e Krieg gegen die noch unbesiegten spanischen Völkerschaften aus, der zehn Jahre lang (143—133 v. Ehr.) dauerte und mit der Zerstörung der Stadt Numantia und der Un- terwerfung der ganzen pyrenäischen Halbinsel endete. Im gleichen Jahre fiel den Römern als Vermächtniß des Königs Attalus Iii. auch noch das pergainenische Reich zu, das die wichtigsten Theile Kleinasiens mnfaßte und unter dem Namen A s i a znr rö- mischen Provinz gemacht wurde. 3. Bildungsstand der Römer in der Periode der punischen Kriege. §. 69. dem zuletzt geschilderten Zeitraum bekam die griechische Literatur, mit welcher die Römer nun mehr und mehr bekannt wurden, großen Ein- fiuß auf die römische Bildung und Literatur; doch beruhte diese lange nur auf bloßer Nachahmung griechischer Muster. Mit besonderer Vorliebe wandten stch die Römer der griechischen Philosophie und Disputirkunst zu, die wohl ihrer Beredtsamkeit, aber nicht ihrer Moral Vortheil brachte. 4. Noms Entartung 1. Die gracchischen Unruhen; der jugurthinische und cimbrische Krieg. §. 70. Aas Glück, welches Rom bei seinen Kriegen begleitet hatte; die Ueppigkeit und Schwelgerei, welche die Römer im Morgenlande kennen lernten; die unermeßlichen Reichthümer, welche aus den eroberten Pro- vinzen in der Weltstadt zusammen strömten, hatten die alte Einfachheit der Sitten und den strengen Rechtssinn der Römer untergraben: Herrsch- sucht, Habsucht und Gennßsncht waren an die Stelle getreten. Die Partei der Mächtigen wußte nach und nach allen Länderbesitz in ihren Händen zu vereinigen, während die Aermeren in immer größere Armuth versanken, zumal sie wegen der vielen Sclaven, durch welche die Reichen ihre Güter bebauen ließen, keine Arbeit fanden und daher besonders seit der Einführung der geheimen Abstimmungen, fast nur uoch von Bestechung lebten. Dieses schreiende Mißverhältnis führte die 133 g r a c ch i s ch e n Uttr u h e n herbei.

7. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 79

1855 - Heidelberg : Winter
§. 80. Die Kaiser aus dem augusteisch-livischen Hause. 79 , Gehorsam zwingen, und sie nöthigen wollte, durch römische Advocaten vor römischen Richtern ihr Recht zu suchen, da erhoben sich die dar- über empörten Deutschen: der Hernskerfürst Arnim vernichtete 9 in der teutobnrger Schlacht das ganze römische Heer und befreiten.chr für immer Deutschland von der Gefahr, seine Sitte und Sprache durch die Unterwerfung unter römischer Herrschaft zu verlieren. Furchtbarer Schrecken ergriff den Kaiser Augustus und die Römer bei dieser Nach- richt: denn er glaubte, die Deutschen würden nun nach Gallien und Italien stürmen; aber sie blieben ruhig in ihrem Lande, zufrieden, daß sie das römische Joch abgeschüttelt hatten. 3. Die Kaiser aus dem augusteisch-livischen (julisch-claudischen) Hause. §.80. Nachdem Kaiser Augustus zu Nola, 76 Jahre alt, im Jahre 14 gestorben war, bestieg sein Stiefsohn Tiberius den Thron. Anfangs regierte derselbe, hauptsächlich aus Eifersucht und Furcht vor seinem tapsern, edlen und allgemein beliebten Adoptivsohn Cäsar Germa- nicus mit vieler Mäßigung. Dieser Germanicus machte als Oberbefehls- haber am Rhein in den Jahren 14—17 n. Chr. neue Versuche, Deutschland zu unterjochen, ohne bleibenden Erfolg. Er wurde von dem eifersüchtigen Kaiser abberufen und starb in Asien (19 n. Chr.) an Gift. Von da an be- schränkten sich die Römer auf die Vertheidigung der Rhein- und Donaugrenze. Nach dem Tode des Germanicus zeigte sich Tiberius in seiner wahren Gestalt, als ein argwöhnischer, grausamer Despot, der mit Hilfe seines Prä- torianerpräfekten Sejanus die Kaisergewalt zur vollen Tyrannei ausbil- dete. Besonders durch die Vereinigung sämmtlicher Prätorianercohorten in Einem Lager bei Rom schuf er sich das Werkzeug zu jeder Gewaltthat. Nach 23jähriger Regierung wurde er, 78 Jahre alt, vom Prätoria- nerpräfekteu Macro mit Polstern erstickt. Tiber's Nachfolger Cajus Caligula (37 — 41), der jüngste Sohn des Germanicus, brachte durch seine tolle Verschwendung und seine schändliche Lasterhaftigkeit und Grausamkeit Rom in entsetzliches Elend, bis er 41 n. Chr. ermordet wurde. Sein Nachfolger, Cajus Claudius (41 — 54), ein Bruder des Germanicus, ein gelehrter aber sehr schwa- cher Mann, überließ die Regierung seinen Günstlingen und Weibern. Die letzteren, M es sali na und Agrippina, zeichneten sich durch un- erhört schamloses Leben aus; die zweite vergiftete den Kaiser, als er ihren Sohn aus erster Ehe nicht zum Nachfolger annehmen wollte und wußte diesen mit Hilfe der Prätorianer auf den Thron zu erheben. Es war dies der von dem Philosophen Seneca erzogene ddero (54- 68), welcher anfangs ganz gute Hoffnungen erweckte, aber nach- her ein Ungeheuer wurde, bei dem man nicht weiß, ob seine Heuchelei und Eitelkeit, oder seine Lustgier und Grausamkeit größer war.

8. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 80

1855 - Heidelberg : Winter
80 §. 81. Rom unter Soldatenkaisern. Er ließ seinen edeln Halbbruder Britanniens vergiften, seine - eigene Mutter umbringen, tödtcte seine ausgezeichnete Gemahlin O c t a v i a, um die Frau eines Andern (Poppäa Sabina) heirathen zu können, und verurtheilte selbst seinen unschuldigen Lehrer zum Tode. Er verur- sachte dadurch, daß er die Stadt Rom anzünden ließ, und dann die Schuld auf die Juden schob, von denen man die Christen als eine Secte ansah, 64 die erste Christenverfolgung; und trat darnach, um seine Gewisscnsqualen n.chr. los zu werden, bei den öffentlichen Spielen als Sänger, Schauspieler, Wagenlenker und Zirherspieler auf. Seine Gemahlin Poppäa, die ihm darüber Vorwürfe machte, tödtcte er im Zorn durch einen Fußtritt. Nachdem er 14 Jahre lang die römische Welt gequält hatte, so daß er sich selbst über ihre Geduld wunderte, brach ein Aufstand gegen ihn aus. Er floh darauf aus Rom und tödtete sich selbst. Mit ihn: erlosch Cäsar's Geschlecht- auch in den adoptirteu Zweigen. 4. Rom unter Soldatenkaisern. §.81. Don da an war es das römische Heer, welches die Kaiser wählte, die meist nur durch blutige Kämpfe den Thron erlangten. Galba, der den Aufstand gegen Nero begonnen hatte, wurde schon 69 n. Ehr. ermordet; Lhtho, von seinem Gegner Vitellius, dem größten Fresser und Schlemmer, besiegt, tödtete sich selbst. Letzterer aber machte sich so verächtlich, daß die Legionen im Orient ihren Anführer Flavius Vespasianus zum Kaiser ausriefen (69 n. Ehr.). Dieser war im Jahr 67 mit einem Heere nach Palästina geschickt worden, wo die Juden, angetrieben durch falsche Messiashoffnungen und empört über die Bedrückungen der Landpflegcr in eine wüthendc Empörung ausgebrochen waren. Er hatte nach schweren Kämpfen das Land erobert, und stand schon vor Jerusalem, als er zum Kaiser ausgeruscn wurde und nun die Fortsetzung des Kriegs seinem Sohne Titus über- lassen mußte. Dieser versuchte alle Mittel, die Juden zur freiwilligen Uebergabe der Stadt zu bewegen; sie waren aber so bethört und in blinder Wuth be- sangen, daß Titus endlich zum Sturme schreiten mußte. In demselben wurde die Stadt sammt ihrem herrlichen Tempel ein Raub der Flammen und eine unzählige Menschenmenge die Beute des Todes. So erfolgte 650 Jahre nach der ersten Zerstörung der Stadt am 10. August des Jahrs 70 die Zerstörung Jerusalems, und erfüllten sich die schrecklichen Drohungen 5. Mos. 28, 25. und Lue. 10, 41. In das Jahr 69—70, in welchem obige Thronstreitigkeiten vorkamen, siel auch der Aus st and der Bataver unter- Claudius Civilis. Unter Vespasian, der 10 Jahre (69 — 79) regierte, kehrte wie- der Ordnung und Sitte in das zerrüttete Reich zurück, indem er selbst

9. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 84

1855 - Heidelberg : Winter
84 §. 86. Alleinherrschaft Constantin's. §. 87. Constantin's Nachfolger. die letzte Christenverfolgung aus. Nach seinem Tod entstand eine acht- zehnjährige Verwirrung, während welcher sechs, dann vier Imperatoren neben einander herrschten und sich untereinander bekriegten bis endlich 312constantin durch die Schlacht am rothen Stein bei Nom sich ii.chr.die Herrschaft über den Westtheil, und eilf Jahre nachher durch seine Siege bei Adrianopel und Chalcedou die Alleinherrschaft über das ganze Reich erkämpfte (323). 2. Wechselnde Ginigung und Th eilung der Reichs- gewalt von Constantin bis Theodosius. 1. Die Alleinherrschaft Constantin's und Sieg des Christenthnms. §. 86. Hun war auch für die Christen das Ende ihrer Leiden gekom- men; denn Constantin erhob das Christenthum zur herr- schenden Religion, gewährte zwar anfangs dem Heidenthum noch Duldung, verbot aber später dasselbe ganz. Trotz der Unlauterkeit seines Characters schützte er die Kirche auf jede Weise, wenn man auch sagen muß, daß die Verbindung derselben mit dem Staat ihr nicht blos Vor- theile, sondern auch entschiedene Nachtheile brachte. Um einen das ganze Reich erschütternden Kirchenstreit zu schlichten, veranlaßte er 325 das e rst e ökumenische Concilium, d.h. die erste allgemeine Kirchen- versammlung zu Nicäa, auf welcher der Arianismus oder die falsche Lehre des Presbyters Artus, welcher behauptete, Christus sei bloß ein Geschöpf, hauptsächlich durch die siegreiche Glaubenstrene des Athana- sius verworfen wurde. Constantin's Hauptthätigkeit aber war auf Einführung einer neuen Hof- und Staatsverfassung gerichtet, welche die Durchführung der völligen Selbstherrlichkeit zum Zweck und einen vorherrschend morgenländischen Character hatte. Er verlegte seine Residenz nach Byzanz, welches später nach ihm den Namen Co nstan- t i n o p e l erhielt. Nachdem er für das Wohl und die Sicherheit des Reiches nach Kräften gesorgt hatte, ließ er sich in seinem 65. Jahre taufen und starb 337 n. Chr. 2. Die Nachfolger Constantin's bis Theodosius. §.87. Aach langen Kämpfen zwischen seinen Söhnen vereinigte Con- sta ntius (353) wieder das ganze Reich, hatte aber alle Hände voll zu thun, um die im Osten und Westen eindriugenden Barbaren ab- zuhalten , was ihm in Gallien gegen die dort eindringenden Alemannen und Franken nur mit Hülfe seines tapfern Vetters Julianus gelang. Die christliche Kirche, in deren Inneres er herrschsüchtig ein- griff, verweltlichte unter ihm immer mehr; Glanz und Pracht, äußere

10. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 151

1855 - Heidelberg : Winter
§. 143 b. Die englische Republik, Restauration und Revolution. 151 Krieg mit Spanien, in welchem er Jamaika und Dünkirchen er- warb. Daher war ihm das neue Parlament so günstig, daß es ihm auf seinen Antrag den Königs titel votirte. Allein da das Heer dagegen war, so begnügte er sich mit der Erweiterung der Protektoratsrechte. Seine Strenge aber, mit welcher er alle Opposition im Parlament nie- derschlug , rief mehrfache Verschwörungen und Mordanschläge gegen seine Person hervor, so daß er in seinem Handeln unsicher wurde und sich mehr und mehr nach Außen abschloß. Der Tod seiner Lieblingstochter erschütterte sein ohnehin aufgeregtes Gemüth so, daß ein Fierberanfall seinem Leben ein Ende machte. Er starb den 5. Sept. 1658 mit großer Ruhe, während ein furcht- barer Sturm über London hereinbrauste. C romwell stammte aus einer landadeligen Familie in Wales und schloß sich schon frühe den puritanischen Grundsätzen mit ganzer Seele an, denen er auch unwandelbar treu blieb, so daß man ihm den Vorwurf der Heuchelei durchaus nicht machen kann. Er betrachtete das Ehristenthum (frei- lich in der von ihm erfaßten einseitigen Form) und die bürgerliche Freiheit als die Grundlagen der Wohlfahrt des Staats, und wo er auch fehlte, ge- schah es nie aus eigennütziger unlauterer Absicht. Ohne Widerspruch wurde sein schwacher Sohn Richard zu seinem Nachfolger ernannt, aber von dem wieder zusammenbernfenen Rumpf- parlament bald darauf beseitigt. Als nun eine despotische Militär- herrschaft einzureißen drohte, rückte der schottische Statthalter Monk mit seinem königlich gesinnten Heer in London ein, ließ das Verfahren gegen den König für nichtig erklären und ein neues Parlament aus- schreiben, wodurch sich der Rumpf von selbst auslöste. Darauf setzte sich Monk mit Karl Ii., der sich in den Niederlanden aufhielt, in Verbindung, und erwirkte bei dem neuen Parlament die Zurückrufnng desselben. Karl ¡I. zog unter allgemeinem Jubel des Volks als König 1660 in London ein. Dieß nennt man die englische Restauration. Aber Karl ll. hielt keine seiner Versprechungen ganz. Er entfrem- dete sich seine Unterthanen durch seine Verheirathung mit einer Katho- likin, durch Bedrückung der Presbyterianer und durch Bevorzugung derer, die zum katholischen Glauben übertraten, so daß ihm eine starke Opposition der Whigs (oder Volkspartei) entgegenstand, welche ihm die Test- und die Habeas-Corpus-Acte abrang. Die erstere bestimmte, daß nur solche, welche der englischen Kirche angehören, zu öffentlichen Aemtern gelangen könnten, und die zweite setzte das allgemeine Recht persönlicher Freiheit fest. Von Niemand betrauert, starb Karl Ii., nachdem er noch zuvor zum katholischen Glauben übergetreten war. Ihm folgte in der Regierung 1685 Jakob Ii., sein katholischer Bruder. Dieser suchte die königliche Macht unumschränkt und die katholische Kirche zur herrschenden zu machen. Zu diesem Zweck hob er die Testacte
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TM Hauptwörter (200)200

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