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Die Zeit der zunehmenden Auflösung des Reichs 1273—1619.
§ 82. Die deutschen Städtebünde. Die letzten Jahre Karls Iv. und
die ersten Wenzels sind die Zeit, in der die deutschen Städte ihre höchste Macht erreichten und am stolzesten dastanden. Damals wurde der »chwäbtsche schwäbische Städtebund gegründet, dessen Mittelpunkt Ulm war. Städlebund. hme den Zweck, die Sicherheit und Freiheit seiner Mitglieder, zugleich Handel und Verkehr zu schirmen; seine schlimmsten Feinde waren einerseits der wilde und kriegerische Graf von Württemberg, Eberhard der G r e i n e r (d. h. der Zänker) oder der Rauschebart, der so manche schwäbische Stadt gern zu einer württembergischen Landschaft gemacht hätte, andrerseits die Ritter, die alten Gegner städtischen Wesens, die sich damals in Schwaben und am Rhein ebenfalls zu Bündnissen zusammentraten, dem Löwenbunde, dem Bunde der Martinsvögel, der Schlegler u. a.
Da gelang es den Städtern, bei Reutlingen im Jahre 1377 dem Sohne Eberhards, Ulrich, eine schwere Niederlage beizubringen; als der Geschlagene zum Vater zurückkehrte, schnitt dieser, wie erzählt wird, in seinem Grimme das Tischtuch zwischen sich und dem Sohne entzwei. Auch ein rheinischer Städtebund entstand jetzt wieder, wie im dreizehnten Jahrhundert; wohl siebzig süddeutsche Städte gehörten den beiden Vereinigungen an, und ihre Staatsmänner hingen kühnen Gedanken städtischer Freiheit und Selbständigkeit nach. Darauf aber trat ein Umschlag ein. Ein städtisches Heer, das im Jahre 1388 plündernd in Württemberg ein-» gefallen war, wurde bei dem Dorfe Döffingen durch Eberhard völlig besiegt; damals fiel Ulrich, tapfer kämpfend. Die Folge war ein allmählicher Niedergang der städtischen Macht in Süddeutschland, rie Hanse. Länger als die Macht des schwäbischen Städtebundes dauerte die Gewalt der Hanse. Dieser Bund umfaßte zur Zeit seiner Blüte mehr als siebzig Städte. Ihm gehörten z.b. im Westen Köln, sodann Braunschweig, Bremen, Hamburg, Lübeck, Berlin-Kölln, im Osten endlich Danzig, Thorn und Königsberg an. Aber auch die Stadt Wisby auf der Insel Gotland, einst ein reicher Ort, dessen Kirchen heute als malerische Ruinen dastehen, ferner Riga in Livland waren Glieder des Bundes. Der Hauptort war Lübeck, damals die erste Handelsstadt Norddeutschlands, der wichtigste Hafen der Ostsee; hier fanden für gewöhnlich die Tagfahrten der Hanse statt. Ihr Zweck war, im Inland und Ausland den Handel zu schützen. Darum hatten die Städte Kriegsschiffe, mit denen sie rechtlose und feindselige Handlungen fremder Fürsten straften; sie erwarben Handelsvorrechte bei den Völkern des Nordens; sie gründeten Niederlassungen deutscher Kaufleute in der Fremde, so in der russischen großen Handels- und Meßstadt Nowgorod, wo ihnen der Petershof gehörte, in Bergen, wo die
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Extrahierte Personennamen: Karls Graf_von_Württemberg Eberhard Ulrich Eberhard Ulrich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Schlacht bei Czaslau; Friede zu Breslau. 267
Februar wurde zwar Karl Albert als Karl Vii. in Frankfurt zum deutschen Kaiser gekrönt, aber an demselben Tage fiel seine Hauptstadt München in die Hände der Oesterreicher.
Friedrich mußte besorgen, daß Maria Theresia in Folge dieses siegreichen Vordringens die Verabredung von Klein-Schnellendorf wieder aufgeben und nach Besiegung der übrigen Feinde sich mit ganzer Macht gegen ihn wenden würde, wenn er ihr nicht zuvorkäme. Der Prinz Karl von Lothringen rückte von Wien durch Böhmen vor: dorthin ging der König mit einem Theile des bis auf 100,000 Mann vermehrten Heeres ihm entgegen. Bei Czaslau und Chotusih kam es zur Schlacht (18. Mai 1742). Friedrichs Mannschaften bestanden aus 28,000 Mann mit 88 Geschützen; seine Gegner zählten 30,000 Mann mit 40 Geschützen. Hier bewährte sich die neue Reiterei in kräftigen Angriffen, wie das Fußvolk durch bewunderungswürdige Ordnung und Sicherheit, aber lange schwankte das Glück hin und her, bis der König nach vierstündigem heißem Kampfe den rechten Augenblick ersah, eine günstig gelegene Höhe zu besetzen/ von welcher er die Feinde mit dem größten Nachdrucke mit seinem Geschütze angreifen konnte. Der Erzherzog Karl, um einer gänzlichen Niederlage zu entgehen, entschloß sich zum Rückzüge, die Preußen verfolgten ihn nicht, sondern begnügten sich, wie bei Mollwitz, das Schlachtfeld zu behaupten. Friedrich sagte, er wolle die Königin nicht noch weiter erniedrigen, sie habe den Kampf gewollt und ihr Wille sei geschehen, man habe geschlagen und sie besiegt; ihm sei es genug, ihren Stolz gebeugt zu haben, und er kehre aufs Neue zu den früheren Friedensvorschlägen zurück.
Friede zu Breslau. Der rühmlich erfochtene Sieg, welcher das Lob der preußischen Armee von Neuem in ganz Europa erschallen ließ und zugleich Friedrich's Feldherrntalent über allen Zweifel erhob, wurde von ihm in der That nur zur Anknüpfung neuer Friedensunterhandlungen benutzt. Man müsse wissen, zur rechten Zeit inne zu halten, sagte Friedrich zu denen, welche ihm vorwarfen, seine Siegesbahn nicht weiter verfolgt zu haben: das Glück erzwingen wollen, heiße es verlieren. Diesmal führten die Verhandlungen rasch zum Ziele. Nachdem schon am 11. Juni 1742 ein vorläufiger (Präliminar-) Vertrag zu Breslau zu Stande gekommen war, wurde am 28. Juli 1742 der Friede unter großbritannischer Vermittelung zu Berlin abgeschlossen. Folgendes waren die Bedingungen: die Königin Maria Theresia tritt an den König von Preußen Ober- und Niederschlesien, ausgenommen das Fürstenthum Teschen mit der Herrschaft Oderberg und der Stadt Troppau, ab, — ferner erhält Friedrich die Grafschaft Glatz und den mährischen District Kätscher und zwar Alles ohne jede Lehensabhängigkeit von Böhmen. Auch verzichtet die Königin auf alles Lehensrecht über die einstmals böhmischen, schon längere Zeit zu Brandenburg gehörigen Besitzungen Krosseu, Züllichau, Sommerfeld, Cottbus, Peitz, Storkow, Beeskow, Teupitz, Zossen u. s. w, welche fortan freies Eigenthum des preußischen Hauses sein sollen. Der König von Preußen entsagt dagegen für sich und seine Nachkommen allen weiteren Ansprüchen auf die Besitzungen der Königin, verspricht, sich der landesherrlichen Rechte nicht zum Nachtheil der katholischen Religion in Schlesien zu bedienen, ohne jedoch
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Extrahierte Ortsnamen: Breslau Frankfurt Wien Breslau Europa Breslau Berlin Niederschlesien Teschen Oderberg Troppau Brandenburg Cottbus Storkow Beeskow Zossen Schlesien
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den Krieg zu erklären. Napoleon eilte mit seinem Heere nach Thüringen, wo die preußischen Streitkräfte zusammengezogen waren, und stellte sich ihnen schlagfertig gegenüber. Während die französischen Truppen mit größter Zuversicht erfüllt waren, herrschte unter den Generälen und hohem Offizieren des preußischen Heeres Unsicherheit und Rathlosigkeit. Bedenklich sprach der König: „Das kann nicht gut gehen, denn es ist eine unbeschreibliche Konfusion. Die Herren wollen das aber nicht glauben und behaupten, ich wäre noch zu jung und verstände das nicht. Ich wünsche, daß ich Unrecht habe!" Am 14. Oktober 1806 erfolgte die entscheidende Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt. Die preußische Armee wurde gänzlich geschlagen und zersprengt. Durch eine Kugel war der Oberfeldherr der Preußen, der 72jährige Herzog Ferdinand von Braunschweig, gleich zu Anfange der Schlacht am Auge verwundet. Er floh nach seiner Hauptstadt und schickte an Napoleon eine Gesandtschaft, um sich der Gnade des Siegers zu empfehlen. Doch stolz entgegnete derselbe: „Ich kenne keinen Herzog von Braunschweig, sondern nur
einen preußischen General dieses Namens." Da verließ der verwundete Greis sein Land, floh nach Altona und starb zu Ottensen. Die preußischen Offiziere, von denen man noch kurz zuvor Aeußerungen des größten Uebermuths gehört hatte, zeigten jetzt eine kaum erhörte Feigheit. Sie ergaben sich mit starken Abtheilungen ohne Schwertstreich dem Feinde; und die Festuugskommandanten von Erfurt, Magdeburg, Spandau, Stettin und Küstrin öffneten den Franzosen die Thore, ohne auch nur den geringsten Widerstand zu versuchen. Nur die Festungen Grandenz, Kolberg und Danzig wurden mit ruhmwürdiger Tapferkeit vertheidigt. Als die Franzosen Courbiere, den Befehlshaber von Graudenz, aufforderten sich zu ergeben, indem sie sagten, es gäbe keinen König von Preußen mehr, antwortete er: „Nun gut! so
bin ich König von Graudenz und werde mich zu vertheidigen wissen." Ebenso gelang es Gneisenau, Schill und dem braven Bürger Nettelb eck, Kolberg bis zum Frieden zu behaupten. Bereits 10 Tage nach der Doppelschlacht waren die Franzosen in Berlin; und einige Tage später hielt der Kaiser selbst an der Spitze seiner Garden seinen Einzug in die trauernde Hauptstadt. Die preußische Köuigssamilie floh nach Königsberg und später nach Memel. Die Ueberreste der preußischen Armee eilten der Weichsel zu und vereinigten sich mit den Russen. Es wurden nun die Schlachten bei Ey lau und Friedland geschlagen. In der letzteren siegte Napoleon, und der Kaiser von Rußland sah sich deshalb gezwungen, für sich und seine Verbündeten um Frieden zu bitten. Auf dem Flusse Memel kamen die beiden Kaiser und vertief gebeugte König von Preußen zusammen. Der Friede selbst ward zu Tilsit 1807 geschlossen. Bei den Verhandlungen erschien auch die edle Königin Luise von Preußen, um durch Bitten eine milde Behandlung ihrer Länder von dem Sieger zu erlangen. Napoleon empfieng sie zwar mit zroßen Ehren, aber für ihr Volk bewilligte er nichts. Mit Stolz fragte
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Noch während von dem Fußvolk der Bürgerschaft dieser letzte Abschluß des Kampfes erzielt wurde, trabte deren Reiterei nach Tempelhof und bemächtigte sich mit leichter Mühe des dortigen Schlosses, wo die Ritter, um zu der beabsichtigten Überrumpelung alle ihre Kräfte zusammenzufassen, nur einige kriegs-untüchtige Knechte zurückgelassen hatten. Einer Besatzung, die dort zurückblieb, wurde am folgenden Tage von Berlin und Cölln reichlicher Proviant und mehrere Wagenlasten Bier zugeführt.
So groß die Siegesfreude auch sein mochte, so war der Sieg selbst den Städten doch sehr teuer zu stehen gekommen. Außer einer beträchtlichen Anzahl Kleinbürger und Gewerksgenossen zählten auch viele Angehörige der in beiden Städten ansässigen Geschlechter und Patrizier zu den Toten und Verwundeten.
Der Ehre war Genüge geschehen, indem beide Teile ihre Kräfte gemessen hatten. Auf jeder Seite waren schwere Verluste entstanden, und so erklärt es sich denn auch, daß nunmehr die Parteien zu Friedensverhandlungen sehr geneigt erschienen. Die Städte aber wünschten dringend, die gefährliche Nachbarschaft für immer los zu werden. Hierzu bot sich indes kein anderer Ausweg, als die Besitzungen des Ordens anzukaufen. Die Johanniter erklärten sich auch zur Veräußerung bereit, und schon am Freitag, dem 25. September 1435, wurde der Kaufvertrag abgeschlossen, nach welchem der Rat der Städte Berlin und Cölln das Dorf Tempelhof mit dem Rittersitze und allem Zubehör, das Dorf Rixdorf mit der Heide, dem Bruche und den dabei telegenen Wiesen, das Dorf Marienfelde mit der Windmühle und Mariendorf mit dem Hegesee bei Teltow gegen Zahlung von 2439 Schock 40 Groschen (nach heutigem Gelde rund 40 260 M.) mit der Verpflichtung erwarb, die genannten Güter vorn Johanniterorden als Sehen zu empfangen. Drei Tage später quittierte der Ordensmeister Balthasar von Schlieben über den Empfang des Geldes und erteilte gleichzeitig die Belehnung.
So kamen die Ordensdörfer Tempelhof, Rixdorf, Mariendorf und Marienfelde in den Besitz der Städte Berlin und Cölln.
Dr. E. Brecht (Hie gut Brandenburg alleweg).
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Hindenburg, der Befteier Ostpreußens.
6. Wie die Russen vernichtet wurden.
Nun wurde mit aller Wucht an sämtlichen Punkten angegriffen. Die Sch', chtlinie tvar etwa 70 Kilometer lang; es war eine Reihe einzelner Schlachten zwischen den Korps. Zu spät merkten die Russen, daß sie in einem Kessel eingeschlossen waren. Einzelne Abteilungen versuchten durchzubrechen; sie wurden aber zurückgeworfen. Auf der Flucht stießen sie dann mit anderen russischen Korps zusammen, die von einer andern Seite her zurückgejagt worden waren. Einzelne Heeresteile suchten sich nach der russischen Grenze zurückzuziehen; aber der Rückzug war ihnen versperrt. So wurden sämtliche russische Heeresabteilungen nach der Mitte zusammengedrängt, rings umgeben von den verfolgenden Deutschen und von allen Seiten dem feindlichen Feuer ausgesetzt. Es entstand eine furchtbare Verwirrung.
Biele Fußtruppen und Reiter warfen sich in die Seen, um schwimmend das andere Ufer zu erreichen; die meisten fanden ein nasses Grab. Ganze Abteilungen gerieten auf Moore und mußten hier mit Roß und Wagen jämmerlich zugrunde gehen; zu Lausenden und Jehntausenden gaben sie sich gefangen.
7. Die Beute.
Das war die Vernichtung der Naretvarmee. Die Beute entsprach dem Sieg. 92000 Gefangene wurden gemacht, 60 000 Tote und Verwundete wurden gezählt, ungerechnet die in den Seen Ertrunkenem« oder in den Sümpfen Versunkenen. Der russische Oberbefehlshaber (General Samso-noff) war auch gefallen*). Uber 300 Kanonen, Hunderte von Maschinengewehren und ungezählte Kriegswagen aller Art, sowie Gewehre fielen den Siegern in die Hände. Der General Mackensen, Befehlshaber eines Korps, jetzt Generalfeldmarschall, nahm allein 30 000 Russen gefangen und erbeutete 100 Geschütze. Hindenburg wurde zum Generalobersten ernannt.
8. Wie Ostpreußen vollends gesäubert wurde.
Weiter im Osten, etwa von Insterburg nach Süden, stand nun aber noch die Njemenarmee**). Hindenburg gönnte sich keine Ruhe. Kaum 14 Tage später griff er auch diese Armee an, schlug sie gänzlich in der großen „Schlacht bei den masurischen Seen", machte wieder große Kriegsbeute, unter anderem 30 000 Gefangene und jagte den Rest der feindlichen Armee über die Grenze. Nun war Ostpreußen gesäubert. Ganz Deutschland aber jubelte dem Befreier zu***).
*) Samsonoff hatte sich auf seiner Flucht im Walde bald von seinem Stabe ent; fernt und erschoß sich, um seine Niederlage nicht überleben zu müssen.
**) Die Njemenarmee hatte sich östlich der großen masurischen Seen in einem großen Bogen ausgestellt, der von Labiau an der Deime bis Lyck reichte und die Städte berührte: Tapiau, Wehlau, Allenburg, Gerdauen, Nordenburg, Angerburg, Lötzen und Arys.
***) Durch die Schlachten bei „Tannenberg" und bei den „masurilchen Seen" (erste Hälfte des September) war es Hinoenburg gelungen, zwei starke russische Armeen mit 500 000 Mann zu vernichten. — General Nennemampf, Befehlshaber der Njemert: oder Wilnaarmee, und der Höchstkommandierende Nikolaus Nikolajewitsch flohen aus Inster-
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81. 82.
Die Zeit der Kirchenspaltung und der groen Konzilien.
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Nach dem Tode Heinrichs Iv. geriet das Haus der Piasten durch j2jjec fortgesetzte Zersplitterung und Uneinigkeit in tiefen Verfall. Sein Neffe und Haupterbe Heinrich V. kam durch Verrat in die Gewalt eines ihm feindlich gesinnten Verwandten und erlag den Folgen grausamer Mi-Handlungen, die er von ihm zu erleiden hatte. Heinrichs V. Bruder,
Bolko I., die Lieblingsfigur der schlesischen Volksberlieferung, hat zahlreiche Burgen (Frstenstein, die Bolkobnrg) gebaut und Stadtbefestigungen (Brieg, Grottkau, Nimptsch) erneuert; seine Residenz Schweidnitz nahm unter ihm einen bedeutenden Aufschwung. Schlielich aber fhrte die fortgesetzte Teilung der piastischeu Herzogtmer zu dem Ergebnis, da zu Anfang des 14. Jahrhunderts achtzehn verschiedene Linien in Schlesien herrschten. Diesen Zustand benutzten König Johann von Bhmen und Schlesien als sein Sohn Kaiser Karl Iv. dazu, das Land von sich abhngig zu machen. Nachdem Polen endgltig darauf verzichtet hatte (1335), teilte Schlesien fortan die Schicksale der Krone Bhmen. Hiermit war die deutsche Kultur des Landes gerettet, die damals bereits eine erfreuliche Hhe erreicht hatte*).
Schon in der zweiten Hlfte des 13. Jahrhunderts waren in fast allen Deutsche deutschen Stdten Schlesiens Schulen entstanden, z. B. in Breslau die qu^V" Pfarrschulen (jetzigen Gymnasien) zu St. Maria Magdalena (1267) und zu St. Elisabeth (1293). War auch noch ein groer Teil des platten Landes mit Wald bedeckt, so wurde doch bereits allenthalben Ackerbau getrieben und daneben Obst, Wein und Hopfen angebaut. Der Bergbau hatte zwar noch nicht im entferntesten die heutige Bedeutung erlangt, doch fand man damals in Schlesien noch Gold (Goldberg). Der Hauptstapelplatz fr den lebhaften Handel mit den Erzeugnissen des Landes (Leinwand, Leder, Wolle, Wachs,
Honig und Wein) war Breslau, das schon frh alle brigen Städte an Macht und Ansehen berholte und damals bereits seinen Ruhm begrndete,
den es bis zur Gegenwart bewahrt hat, die Vorburg des Deutschtums gegen Osten zu sein.
2. Die Zeit der Kirchenspaltung und der groen Konzilien (1377-1450).
82. Der sddeutsche Stdtekrieg. Wenzel; Ruprecht von der Pfalz. Die Freien Reichsstdte in Schwaben hatten ebenso wie die zehn Städte- und kaiserlichen" Städte im Elsa und die rheinischen Städte zu Schutz9ibel56iinbe-und Trutz gegen jedermann" einen Bund geschlossen, der die Vernichtung des mchtigen Adels und die Bildung einer freien, der Schweiz nachgebildeten Eidgenossenschaft bezweckte. Gleichzeitig wollten die kleinen Va-satten im sdlichen und westlichen Deutschland sich ihrer Verpflichtungen gegen den hheren Adel entledigen. So versuchte in Schwaben der Adels-bnnd der Schlegler, der wachsenden Macht der Städte und der des Grafen Eberhard von Wrttemberg entgegenzutreten. Gegen ihn,
*) Vgl. M. Morgenbessers Geschichte von Schlesien, 4. Aufl. (Breslau 1908)
Seite 37 ff.
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9. Aus der Kulturgeschichte des ausgehenden Mittelalters. 89
Hansatage in Lbeck 1630 waren nur noch sechs Städte vertreten: Lbeck, Hamburg, Bremen, Danzig, Vraunschweig und Cln. Schlielich blieben Lbeck, Hamburg und Bremen brig, die bei der Neuordnung der euro-Peuschen Angelegenheiten auf dem Wiener Kongre 1815 als freie Reichsstdte anerkannt wurden.
Die Universitten.
Nachdem Karl Iv. die erste deutsche Hochschule in Prag gegrndet hatte, entstanden in rascher Folge viele andre im Gebiete des Deutschen Reiches. Im 14. Jahrhundert wurden Universitten in Wien, Genf, Heidelberg, Cln und Erfurt gestiftet, in das 15. Jahrhundert fllt die Stiftung der Hochschulen von Wrzburg, Leipzig, Rostock, Lwen, Greifswald, Basel, Freiburg und Tbingen. Ein reges geistiges Leben ging von diesen Sitzen der Wissenschaft aus. Lehrer und Schler genossen besondere Vorrechte und hatten ihre eigne Gerichts-barkeit; ein Doktordiplom wurde fr nicht geringer angesehen als ein Adelsbrief, der Rektor einer Universitt stand im Range einem Reichs-frften gleich. Kaiser und Ppste, Landesherren und Städte wetteiferten in der Grndung von Universitten.
Die wichtigsten Erfindungen des Mittelalters.
Der Kompa. Zu den wichtigsten Erfindungen des Mittelalters gehrt der Kompa. Er besteht aus einer freischwebenden Magnetnadel, die an ihrem Schwerpunkte aus einem kupfernen Stifte ruht, der oben mit einem kleinen Knopf von Achat versehen ist. Die schwebende Magnetnadel hat die Eigenschaft, stets nach Norden zu zeigen. Deshalb wurde sie zu einem Wegweiser sr die Schiffer. Ehe der Kompa bekannt war, hielten die Schiffe sich meist in der Nhe der Ksten. Mond und Sterne zeigten dem Steuermann den Weg. In dunkler Nacht war er ratlos. Mit dem Kompa konnte er es wagen, das offne Meer zu befahren; die Magnetnadel vergewisserte ihn stets der die Fahrrichtung.
Die Chinesen behaupten, bereits im zweiten Jahrhundert der christ-liehen Zeitrechnung den Kompa gehabt zu haben. In Europa hat Alexander Neckam, ein Milchbruder des englischen Knigs Richard Lwen-herz, zuerst die Tatsache festgestellt, da der freischwebende Magnet stets nach Norden weise. Im 12. Jahrhundert wurde der Kompa bereits von Spaniern, Arabern und Italienern angewandt. Als Erfinder gilt der Italiener Flavio Gioja, der zu Anfang des 14. Jahrhunderts lebte. Er kann indes nicht der Erfinder, sondern nur der Vervollkommner de? Kompasses gewesen sein.
Das Schiepulver. Wie der Kompa der Schiffahrt neue Wege er-mglichte, so hat die Erfindung des Schiepulvers das Kriegswesen gnz-lich umgestaltet.
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Zweite Periode der Neuzeit.
Friedrich Ii. Eisenzahn (1440—1470) vereinigte die N eu -mark, welche er von dem zerrütteten deutschen Orden einlöste, wieder mit Brandenburg und erwarb Kottbus und die Nied er -l a u s i tz. Er machte Frieden mit den Grenznachbaren und brach die Macht der Städte, die unter den geldbedürftigen bayrischen und luxemburgischen Markgrafen mit übertriebenen Vorrechten ausgestattet worden waren. In Berlin-Köln an der Spree, das aus zwei wendischen Fischerdörfern sich im 13. Jahrhundert zu einer Stadt erhoben hatte und rasch aufgeblüht war, legte er dann zum dauernden Zeichen der Hohenzollernherrfchaft den Grund zu der Kurfürsten bürg, die 1451 vollendet wurde. Die nach dem Tode seines Schwiegervaters, des Polenkönigs Wladislaus, ihm angetragene Krone von Polen lehnte er ab, um sie dem nächsten Erbberechtigten nicht zu entziehen. Eine von dem Böhmenkönig Podiebrad ihm angebotene Gebietsvergrößerung schlug er aus Treue gegen den Kaiser aus. Der Regierung müde, trat er seine Länder seinem Bruder ab.
Albrecht Achilles (1470 — 1486) war ein ritterlicher, prachtliebender Fürst, der sich in vielen siegreichen Fehden seinen Beinamen erwarb. Nach dem Tode seiner Brüder vereinigte er die fränkischen Besitzungen wieder mit Brandenburg. 1473 erließ er das Hausgesetz, durch welches der Teilung der Marken vorgebeugt wurde. Er gab strenge Verordnungen gegen die Wegelagerer in seinem Lande und wirkte als Kurfürst im Reiche für regelmäßige Reichstage, Landfrieden und eine Reichsverfassung. Brandenburg vergrößerte er durch Krossen und Züllichau. Sein ältester Sohn, der ihn oft vertreten hatte, folgte ihm in den Marken, die beiden jüngeren bekamen die Gebiete Ansbach und Baireuth, welche ebenfalls ungeteilt bleiben sollten.
Johann Cicero (1486—1499) war sprachgewandt, friedliebend und wußte durch Sparsamkeit den Wohlstand des Landes zu heben, der unter seines Vaters Prachtliebe gelitten hatte. Er nahm Berlin zum bleibenden Wohnsitz und gewann die Liebe seiner Unterthanen durch Milde und Leutseligkeit. Sein Beschluß, durch Gründung einer Universität Brandenburg eine eigene Bildungsstätte zu verschaffen, wurde von seinem Sohne ausgeführt.
Joachim I. Nestor (1499—1535) widmete sich der Sterndeuterei und erwarb sich durch Gelehrsamkeit seinen Beinamen. Die Universität, für welche unter feinem Vater mit der Errichtung eines Gebäudes begonnen worden war, wurde 1506 in Frankfurt a. O. eröffnet und bildete weiterhin den Ausgangspunkt des wissenschaftlichen
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60 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
günstigt durch manche Kaiser, die sich, wie z. B. Heinrich Iv., gegen die Fürsten gern auf sie stützten, wurden die Städte die Mittelpunkte des Handels und des geistigen Lebens und sind daher vom größten Einfluß auf unsere Geschichte gewesen. Die Bevölkerung der Städte bestand ursprünglich aus einer kleinen Gemeinde von Freien (Geschlechter-^ Patrizier) und einer größeren von Unfreien (Gewerbtreibenden), welche letzteren sich zu Zünften zu einigen pflegten. Allmählich, im 13. Jahrhundert, wurden diese Zünfte auch frei und nach langen Kämpfen erhielten sie, im 14. und 15. Jahrhundert, sogar Teil an der Regierung der Stadt, welche von Bürgermeister und Rat geleitet wurde. — Große und kostbare Bauten zeigen noch heute in unseren alten Städten, wie Augsburg, Nürnberg, Köln, Lübeck, den Reichtum und Kunstsinn der alten Bürger.
Da aber in der Zeit, als die Macht der Könige verfiel und die öffentliche Sicherheit zu schwinden begann, die Städte am meisten litten, so schlossen sie zu gegenseitiger Hilfe bei ihren Handelsuuter-nehmuugen Bündnisse, von denen die wichtigsten folgende sind: a) die Hansa. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts schlossen sich die Städte des deutschen Nordens, voran Hamburg und Lübeck, zusammen zum Schutze, ihres Handels zur See und auf dem Festlande; besonders war auch die Vertretung der deutschen Kaufleute im Auslaude ihre Aufgabe. In seiner Blütezeit umfaßte der Bund mehr als 80 Städte von Brügge bis gen Reval (Bremen, Hamburg, Lübeck; Wismar, Rostock, Greifswald, Stralsund, Danzig, Elbing. — Soest, Köln, Magdeburg. — Brügge, Gent, Brüssel u. a.). Dieselben waren nach „Quartieren" eingeteilt, und die Verpflichtungen dem Bunde und den übrigen Gliedern gegenüber waren genau festgesetzt; ihre Nichterfüllung wurde streng geahndet („Verhausung"). Durch diese mächtige genossenschaftliche Verbindung erreichte der deutsche Handel eine den ganzen Norden und Osten Europas beherrschende Bedeutung. England und die skandinavischen Länder bildeten die Hauptabsatzgebiete („Stahlhof" zu London; Wisby auf Gothlaud), ja felbst in dem russischen Nischni-Nowgorod errichteten deutsche Kaufleute unter dem Schutze der Hansa Faktoreien. Durch eine große und gefürchtete hanseatische Kriegsflotte wurde nicht nur für die Sicherheit des Meeres gesorgt, sondern auch die Rechte des Bundes gegen den Dünenkönig Waldemar gewahrt. Der Krieg gegen den letzteren verlief so günstig, daß die Dänen sich ver-
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