Napoleons Vermählung mit Marie Louise 1810. 85
mahlin, die edle und beliebte Josephine, hatte ihm keine Kinder geboren. Er löste daher seine Ehe mit ihr auf und vermählte sich mit Marie Louise, der Tochter des Kaisers von Österreich. Durch diese Verbindung mit einem der ältesten Fürstenhäuser beabsichtigte er auch, seinen Thron noch fester zu begründen und fein Haus unter die alten, legitimen Herrscherfamilien einzureihen. Die Vermählung wurde am 2. April 1810 zu Paris mit unerhörter Pracht gefeiert. Fünf Königinnen trugen die Schleppe der neuen Kaiserin. Aber man sah es als ein unheilverkündendes Zeichen an, daß in dem Ballsaal, in welchem der österreichische Botschafter, Fürst Schwarzenberg, dem kaiserlichen Paar ein glänzendes Fest gab, während des Tanzes ein Brand ausbrach, bei welchem mehrere vornehme Personen den Tod fanden. Im folgenden Jahre beschenkte Marie Louise den Kaiser mit einem Thronerben, Napoleon Franz. Der junge Prinz ward in eine silberne Wiege gelegt und erhielt den Titel König von Rom; denn er sollte einst von dem Vater das römische Weltreich erben.
Der stolze, herrschsüchtige Kaiser, dem sich niemand mehr zu widersetzen wagte, erlaubte sich ohne Rücksicht auf das Recht und die Wohlfahrt der Völker eine Gewaltthat nach der andern. Er zerriß, verteilte und knechtete die Länder ohn' Unterlaß nach Despotenwillkür; er belastete die Völker durch Steuerdruck und Militäraushebuugeu; durch die fortwährend geschärfte Kontinentalsperre ruinierte er deuhandels-und Gewerbestand. Als sein Bruder Ludwig, König von Holland, seinem schwer heimgesuchten Lande einige Erleichterungen gewährte, wurde er so unwürdig behandelt, daß er seine Krone niederlegte (Juli 1810) und ins Ausland ging, indem er die ihm von dem Kaiser ausgesetzte Pension mit Entrüstung von sich wies. Holland wurde nun „als eine Anschwemmung französischer Flüsse" in eine französische Provinz verwandelt. Noch in demselben Jahre wurden auch Ostfriesland, das Herzogtum Oldenburg, die Hansestädte Bremen, Hamburg und Lübeck, und ein Stück vom Königreich Westfalen nebst andern zwischen Elbe und Rhein ge-
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Josephine Marie_Louise Fürst_Schwarzenberg Marie_Louise Napoleon Franz Franz Ludwig,_König_von_Holland Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Paris Rom Holland Ostfriesland Oldenburg Bremen Hamburg Rhein
i 22 Vierte Periode. 1273 — 1492.
und Pisa) besaß. Sein früher Tod (1402) und die Unmündig-
keit seiner Söhne veranlaßte Verminderung der Macht durch Em-
pörung in vielen Städten und Angriffe der Nachbarn, welche
zum Theil durch Abtretungen befriedigt werden mußten, und ver-
geblich suchte sein zweiter Sohn, Nachfolger des ältesten, des wil-
den und grausamen Johann Marias, Filippo Maria, den frü-
Hern Umfang wiederherzustellen *)• Als mit ihm 1447 der bis-
contische Mannsstamm erlosch, löste sich der Staat meist auf, und
die Mailänder wollten ihre Freiheit behaupten; allein der von
ihnen in Sold genommene Condottiere Franz Sforza zwang
sie tind die ihnen gebliebenen Städte, ihn 1450 als Herzog an-
zuerkennen und vererbte die Herrschaft auf seinen Sohn Galeazzo
Maria und seinen Enkel Johann Galeazzo (st. 1494).
Genua's Geschichte zeigt einerseits einen mächtigen Han-
delsstaat, andrerseits unaufhörliche innere Zerrüttung,
Grausamkeit und Treulosigkeit. Es erwarb auf dem Festlande
ein nicht unbedeutendes Gebiet und nöthigte die Pisaner nach
einem aus Handelseifersucht und über den Besitz Sardiniens,
Corsica's und Elba's entstandenen mehr als hundertjährigen Kriege
auf Corsica und einen Theil Sardiniens 1299 zu verzichten.
Der Handel der Genueser wurde durch die Kreuzzüge und die
von ihnen unterstützte Wiederherstellung des griechischen Kaiser-
thums sehr erweitert; sie bewohnten seitdem (bis 1453) fast allein
das nachmalige Pera und besaßen bis 1475 eine Colonie zu Kaffa.
Nicht sowohgder langwierige Kampf mit Venedig, als fortdau-
ernder Kampf zwischen einer aristokratischen und demokratischen
(ghibellinischen und guelfischen) Partei, welcher unaufhörliche Ver-
fassungsänderungen — 1339 Einführung der lebenslänglichen Do-
genwürde — veranlaßte, brach die Kraft Genua's, so daß es sich
1353 —1363 und 1421 —1436 unter mailändische, 1396 —1409
und 1458 — 1461 unter französische Herrschaft und 1464
wieder unter die erstere begab.
Im nordwestlichen Italien erhoben sich unter den zahlreichen
Markgrafen des Landes seit dem Ende des 12. Jahrh.'s die Mark-
grafen von Montferrat, über dieje aber allmälig die Grafen von
Savoyen, welche nach und nach auch den größten Theil Pie-
*) Die Visconti begründeten ihre, oft desvotifche, Herrschaft besonders
dadurch, daß sie die sich ihnen unterwerfenden Scädte durch einander abhängig
erhielten und die vermittelst derselben geiitachten Eroberungen für sich behielten.
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Extrahierte Personennamen: Johann_Marias Johann Marias Filippo_Maria Maria Franz_Sforza Franz Galeazzo
Maria Maria Johann_Galeazzo Johann
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Niedersachsen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
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Iv.
König Friedrich Ii. war durch den Ausgang des zweiten schlesischen Krieges Herr von Schlesien geblieben; aber die Kaiserin Maria Theresia mochte dennoch die Hoffnung nicht aufgeben, ihm dieses schöne land so bald wie möglich wieder zu entreißen. Allein, das hatte sie erkannt, war Österreich dem aufstrebenden Preußen nicht mehr gewachsen; wenn sie etwas erreichen wollte, mußte sie versuchen, Unterstützung von andern Staaten zu erhalten. Und dazu waren die Aussichten günstig, denn die meisten Nachbarn mißgönnten Preußen fein rasches Aufblühen und fürchteten für ihre eigene Sicherheit, wenn die Macht dieses Staates noch mehr zunähme. Es war Friedrich nicht unbekannt, welche Gesinnungen die Kaiserin gegen ihn hegte, und daß sie unter der Hand versuchte, mit auswärtigen Mächten Bündnisverträge zu schließen zu dem Zwecke, ihm Schlesien wieder zu nehmen und ihn zu dem Hange eines Kurfürsten und Markgrafen von Brandenburg herabzudrücken.
Merkwürdigerweise waren es vier Frauen, die danach strebten, Preußen zu demütigen und es um den Cohn feiner beiden siegreichen schlesischen Kriege zu bringen. Da war zunächst die Kaiserin Maria Theresia selbst, als die zunächst Beteiligte. Die zweite war die Kaiserin Elisabeth von Rußland, die von dem witzigen Könige Friedrich ihres sittenlosen Lebenswandels wegen verachtet und mit beißendem Spott überschüttet wurde. Elisabeth erfuhr alles wieder, was Friedrich über sie geäußert hatte. Sie wurde von nun an feine erbittertste Feindin, brach alle Beziehungen zu Preußen ab, und versprach Maria Theresia, sie in einem etwaigen Kriege gegen den verhaßten König zu unterstützen. Als Lohn beanspruchte sie nichts Geringeres als das Herzogtum
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Cohn Maria_Theresia Maria Theresia Elisabeth_von_Rußland Friedrich Friedrich Elisabeth Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia
2
Geographische Uebersicht von
logischen, angeregt durch die vor der Barbarei der Türken nach
Italien fliehenden griechischen Gelehrten und wesentlich gefördert
durch die Buchdruckerkunst, d) theils der erst damals auflebenden
Naturwissenschaften.
5) Die Entdeckung eines neuen Welttheils und eines See-
weges» ach Ostindien, welche den Welthandel aus Landhandel
in Seehandel verwandelte und statt der Länder am Mittelmeere die
am atlantischen Ocean zu Hauptsitzen desselben machte.
6) Die große, sich fast über alle Staaten des Mittlern und
nördlichen Europa verbreitende Kirchenspaltung.
Erster Zeitraum.
Von der Entdeckung Amerika's bis zum westphälischen
Frieden 1492—1648.
§• l, a.
Geographische Uebersicht von Europa zur Zeit der
Reformation. * *)
1) Portugal hat den Gipfel äußerer Macht erreicht, indem
es außer dem Hauptlande das dies- und jenseitige Algarbien nebst
einer Anzahl Seestädte an der Nordwestküste von Afrika besitzt und
dazu in Asien 2) die bedeutenderen Häfen und Inseln an den Küsten
von Persien und Indien, und selbst Macao in China gewinnt (vgl.
§- 1, b).
2) In Spanien wurden durch die Vermählung von Ferdinand
dem Katholischen und Jsabella (1474) die Kronen von Castilien und
Aragonien vereinigt: dazu ward Granada (1492), Neapel (1504),
Oran mit der Oberherrschaft über die Berberei von der Grenze
Marocco's bis zur großen Syrte (1509), das Königreich Navarra
(1512) erobert, die neu entdeckten Länder in Amerika (1492—1532)
S. die 51. Karte in von Spruner's historisch-geographischem Handatlas,
welche in größerem Maßstabe (als Wandkarte) von C. A. Bretschneider bearbeitet
worden ist (1850).
2) S. die 41. Karte in v. Spruner's Atlas.
*
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand C._A._Bretschneider
Extrahierte Ortsnamen: Italien Ostindien Europa Europa Portugal Afrika Asien Persien Indien Macao China Spanien Aragonien Granada Neapel Oran Navarra Amerika
Deutschland, Reformation.
283
welchem der Kaiser seinen Bruder Ferdinand belehnt hatte. Dicsor
sicht sich zu einem Vergleich gezwungen, in welchem er auf Wurtem-
berg verzichtet, dafür aber von den Evangelischen als römischer
König anerkannt wird.
1535. Karls Zug gegen Tunis (Seeräuber Chaireddin Barbarossa).
Tunis erobert und alle Christensklaven befreit.
1536—1538. Dritter Krieg zwischen Karl V. und Franz I. um Mai-
land, auf das König Franz, da Herzog Franz Ii.
Sforza kinderlos gestorben war, seine Ansprüche erneuert. Neuer,
fruchtloser Einfall Karls in die Provence, Franz fällt in Savoyen und
Piemont ein, verbündet sich mit Soliman, der Ungarn bedrängt und
durch seine Flotte die Küste Italiens plündern lässt. Der Krieg wird
beendet durch den
1538. Waffenstillstand zu Nizza, auf Grund dos Besitzstandes
(eigentlich auf 10 Jahre geschlossen).
Juli. Zusammenkunft Karls V. mit Franz I. in Aigues mortes.
1539—1540. Karl V. reist (um einen Aufruhr in Gent zu bekämpfen)
durch Frankreich, wo er von Franz I. ausgezeichnet
empfangen wird. — Gent wird mit dem Verlust seiner
Privilegien bestraft.
1540. Der iesuiten-Orden, von Ignatius von Loyola (1534) ge-
stiftet, vom Papst Paul 111. bestätigt, tritt der Aus-
breitung dor Roformation mit Erfolg entgegen.
1541. Reformation in Genf durch Calvin (Jean Cauvin aus Noyon
in Artois, geh. 1509, mit dem 18. Jahre katholischer
Pfarrer, legt seine Stelle nieder, studirt die Rechte in Orleans und
Bourges, tritt 1532 in Paris als Reformator auf, findet Schutz bei
Margarethe v. Navarra, Schwester von Franz I. Aus Frankreich ver-
trieben, geht Calvin nach Basel, gibt 1535 die Institutio Christianae
‘religionis heraus, 1536—1538 in Genf, 1538—1541 in Strasburg, dann
in Genf Haupt des Staates, f 1564). Von da verbreitet sich die Re-
formation nach Frankreich und Schottland (John Knox, spr. nox).
1541. Karls unglücklicher Zug gegen Algier.
1542. Vertreibung des Herzogs Heinrich von Braunschweig-
Wolfonbüttel durch den Schmalkaldischen Bund.
1542—1544. Vierter Krieg Karls V. gegen Franz 1, veranlasst durch
die Belehnung von Karls Sohn Philipp mit Mailand.
Als Vorwand dient, dass zwei von Franz I. an Soliman geschickte
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Karls Chaireddin_Barbarossa Barbarossa Karl_V. Karl_V. Franz_I. Franz Franz Franz_Ii Franz Sforza Karls Franz Franz Karls_V. Karls_V. Franz_I. Franz_I. Karl_V. Karl_V. Franz_I. Ignatius_von_Loyola Jean_Cauvin Margarethe_v Franz_I. Calvin John_Knox Karls Heinrich_von_Braunschweig-
Wolfonbüttel Heinrich Karls_V. Karls_V. Franz_1 Franz Karls Philipp Philipp Franz_I._an_Soliman Franz_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Karls Tunis Tunis Karls Ungarn Italiens Nizza Aigues Frankreich Genf Artois Paris Navarra Frankreich Basel Genf Strasburg Genf Frankreich Schottland Karls Algier Karls Mailand
362
Neuere Geschichte, Zweite Periode.
1757—1784. Krieg der Engländer in Ostindien.
In dem Zeitraum des siebenjährigen Krieges gründet
die englisch-ostindische Compagnie (zugleich Herrscher und Kauf-
leuto) ihr ausgedehntes Reich. Die Engländer erhalten durch
Lord Clives Siege das Uebergewicht über die Franzosen und ge-
winnen Bengalen. Kampf gegen dio mit dem Sultan von Mysore
Hyder Ali, dem Nizam von Golkonda und den Franzosen verbün-
deten Marotten, aus dem die Ostindische Compagnie siegreich
und mächtig hervorgeht (1782). Unter dom Ministerium des jüngeren
Pitt (1783—1801) wird die Compagnie durch die East-India-Bill
(1784) in politischen und militärischen Angelegenheiten einer könig-
lichen Kommission (Board of control) untergeordnet.
1768—1779. Entdeckungsreisen von James Cook.
1. Reise: Feststellung des äufseren Umfangs von Neu-
holland. 2. Reise: Entdeckung einer großen Zahl Inseln der Südsee.
ii. Reise: Untersuchung der Behringstrafse. Coole auf der Rückreise
auf einer der Sandivichinseln von den Eingeborenen erschlagen (1779).
§. 6. Spanien Und Portugal.
1701—1808 Haus Bourbon in Spanien.
Philipp V. (1701—1746). Blutige Bestrafung der An-
hänger des Erzherzogs Karl von Oesterreich (besonders in Aragon
und Catalonien), Vernichtung der üeberreste alter Verfassungen und
Freiheiten (Fueros). Die Quadrupelallianz gegen Spanien s. S. 335,
die Theilnahme am Polnischen Thronfolgekricg und die Gründung
einer Secundogenitur in Neapel s. S. 338. >
Unter Philipp und seinem Nachfolger Ferdinand Vi. (1746 bis
1759) Theilnahme am österreichischen Frhfolgekrieg, s. S. 339,
Auf Ferdinand folgt sein Halbbruder Karl Iii. (1759—1788), bisher
König beider Sieilien (s. S. 365). Spaniens Theilnahme am sieben-
jährigen Kriege zwischen England und Frankreich (Friede zu Paris)
s. S. 359, und am nordamerikanischen Freiheitskriege (Friede zu
Versailles) s. S. 361. Ein gegen italienische Günstlingo des König»
gerichteter Volksaufstand wird die Veranlassung zur Vertreibung aller
Jesuiten aus Spanien (1767), welche der Minister Aranda durchführt.
Portugal (s. S. 310), seit 1640 wieder unabhängig von Spanien,
war unter den ersten Königen aus dem Hause Braganza wieder zu
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Extrahierte Personennamen: Mysore
Hyder_Ali James_Cook Philipp_V. Philipp_V. Karl_von_Oesterreich Karl Philipp Philipp Ferdinand_Vi Ferdinand Ferdinand Karl_Iii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Bengalen Golkonda Spanien Portugal Spanien Aragon Spanien Polnischen_Thronfolgekricg Neapel Spaniens England Frankreich Paris Versailles Spanien Portugal Spanien
51
1714 Friede zu Rastatt und Baden.
Philipp V. behält Spanien, Karl bekommt
die ipan. Niederlande, Mailand, Neapel
und (statt Sicilien) S a r d in ie n. 1) Der Kurfürst
von Da iern wieder eingesetzt.
1682—1725 Czar Peter der Große.
Peter I. regierte anfangs mit seinem Bruder Iwan
unter Vormundschaft feiner herrschsüchtigen Schwester
Sophie, die ihn zu beseitigen trachtet. Peter
stellt sich an die Spitze des Adels, unterdrückt den
Aufstand der Strelitzen, schickt seine Schwester in's
Kloster.
Neugestaltung des Heeres durch den Genfer Le-
fort. Ueberhaupt sucht P. die Russen zu civilisi-
ren,m) besonders nach seiner großen Reise durch
Deutschland, Hollandn) und England. Herbeiziehung
von Fremden. Die wegen der Neuerungen aufständi-
schen Strelitzen werden grausam bestraft und auf-
gelöst. — Peters Gemahlin Katharina aus niede-
rem Stande, nach seinem Tode Selbstherrscherin.
1703 Peter der Große gründet Petersburg, o)
In In g er m a n n l an d, welches er kurz vorher den
Schweden entrissen hatte; denn
1700—1721 Der nordische Krieg gegen Karl Xu. von
Schweden.
Um den noch unmündigen Karl zu berauben, verbin-
det sich Peter mit Dänemark und König August
von Polen gegen ihn. Aber Karl, trotz seiner Jugend
tapfer, landet auf Seeland und erzwingt von Dä-
nemark den Travendaler Frieden. In dems.
Jahre
1700 Sieg Karls Xii. bei Narva über Peter den Gr.
Mit 8000 Schweden besiegt er 40000 Russen. In
den folg. Jahren erobert er Polen, fetzt daselbst den
Stanislaus Lescynski auf den Thron, und
1) Diese Insel kam aber schon 1720 an das Haus Savoyen, welches
dafür Sicilien herausgeben mußte. Daher Königreich Sar-
dinien.
Moderne Kleidung befohlen. Die Bärte der Russen,
n) Schiffszimmermann in Saardam.
v) Die alte Hauptstadt war Moskau, noch jetzt Krönungsstadt
der russischen Czaren.
4*
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Extrahierte Personennamen: Philipp_V. Philipp_V. Karl Karl Peter_der_Große Sophie Peters Katharina Peter_der_Große Karl_Xu Karl Karl Peter August Karl Karl Karls Peter Stanislaus_Lescynski Schiffszimmermann
Extrahierte Ortsnamen: Baden Spanien Mailand Neapel Sicilien Deutschland Hollandn England Petersburg Schweden Polen Seeland Karls Polen Haus_Savoyen Sicilien Saardam Moskau
Das Mittelalter geht zu Ende.
119
Handel geöffnet; die Inseln Ormus und So ko tora, welche die Ein-
fahrt in den persischen und arabischen Meerbusen beherrschen, wurden
besetzt und in China die Niederlassung Makao gegründet. Portugal Makao,
gewann auf diese Weise nicht nur ein großes und reiches Gebiet, son-
dern gab dem ostindischen Handel nach Europa eine ganz
andere Richtung; derselbe bewegte sich bald nur mehr zum kleinsten
Theile zur See nach Koseir und Alexandrien, zu Lande nach Smyrna
und Trapezunt, sondern zur See um das Vorgebirge dex guten
Hoffnung nach Lissabon, das jetzt auf Kosten Venedigs, Genuas
und Konstantinopels so wie der süddeutschen Handelsstädte der Stapel- dclsstadt.
platz des gewinnreichsten Verkehrs wurde.
Spanien erhebt sich zur Weltmacht (1400—1516).
§ 356. In Spanien bestanden zu Anfang des 15. Jahrhunderts Znncre Zu-
noch drei Königreiche: das kastilische, aragonische und das mo- ,lanjtccb®pa'
hammedanische in Granada, welches die Oberherrlichkeit Kastiliens an-
erkannte. In Kastilien war die Gewalt des Königs zu einem Schat-
ten heruntergesunken, sein Einkommen fast verschwunden, der Adel
Herr im Lande. In Aragonien war der König so gänzlich an den
Reichstag (aus den Vertretern des höher» und nieder» Adels, der
Geistlichkeit und Städte bestehend) gebunden, daß er ohne Zustimmung
der Stände nicht einmal seine Räthe wählen konnte.
§ 357. Eine neue Zeit begann für Spanien 1469 mit der Heirath
Ferdinands des Katholischen von Aragonien und I sab ellas
von Kastilien, wodurch Spanien unter einer Dynastie vereinigt wurde, "" ,a c a
obwohl Ferdinand und Isabella ihre Königreiche selbstständig regierten,
dabei aber ein Ziel verfolgten, nämlich die Wiederherstellung der
königlichen Macht. Ferdinanden bewilligte der Papst die Großmei-
sterwürde der drei geistlichen Ritterorden in Spanien (von Alkantara,
Kalatrava und San Jago) so wie das Recht die Bisthümer zu besetzen.
Dem Adel entzog der König die Kriminaljustiz und übergab sie könig-
lichen Gerichtshöfen, welche durch rasche und unparteiische Rechtspstege
Vertrauen so wie durch strenge Vollziehung der Urtheile Furcht ver-
breiteten. Dem Fehde- und Raubwesen steuerte er durch stehende Sold-
truppen und die Mitwirkung der neu organisierten Stadtmilizen (her-
mandades). Er und Isabella errichteten 1478 die spanische 2u-
quisition, ein Gericht, das verkappte Juden, Mohammedaner und Staa'tsinqui-
Ketzer, aber auch andere Verbrecher gegen Religion und Sitte aufzu- sitio»,
suchen und abzuurtheilen hatte. Der König stellte die Inquisitoren an,
untersuchte ihre Amtsführung und konnte sie entlassen; der Gerichtshof
der Inquisition war somit ein königlicher, obwohl ihm geistliche Waffen
zu Gebote standen, und das furchtbarste Werkzeug in der Hand eines
Despoten, wenn er willfährige Inquisitoren fand.
Eroberung Granadas (2. Januar 1492). Vertreibung der Mauren und Juden.
8 358. Sobald die beiden christlichen Herrscher freie Hand hatten,
wurde der mohammedanische König von Granada aufgefordert kastili-
sche Besatzung in seine Hauptstadt aufzunehmen und auf seine Wei-
gerung begann der Krieg (1482). Die Mauren vertheidigten sich eben
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
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Extrahierte Personennamen: Portugal_Makao Ferdinands Ferdinand Isabella Isabella
44
Geschichte der neueren Zeit.
Die Korsa-
ren.
yssel und Groningen einen eigenen Bund und wählten mit den
anderen aufständischen Provinzen den Herzog von Anjou zum Gene-
ralstatthalter, der jedoch zu keinem Ansehn gelangte. Nach seinem Ab-
gänge leitete Oranien den Aufstand, der sich auf die Meergeusen
stützte, auch zeitenweise von Frankreich, Deutschland und am meisten
noch von England Hilfstruppen erhielt; als er jedoch (8. Juli 1584) zu
Delft meuchlerisch erschossen wurde, so war die Sache der General-
staaten (so hieß die neue niederländische Republik von ihrer ständi-
schen Versammlung) sehr gefährdet. Alexander Farnese führte
den Krieg mit großem Erfolge; er nahm Ipern, Brügge, Gent,
Antwerpen, letzteres nach fast zweijähriger denkwürdiger Belagerung,
Brüssel und Mecheln, und da er schonend verfuhr, blieben diese
wichtigen Städte dem Könige treu. Zum Glücke der Generalstaateu
wurden sie jetzt nachdrücklicher von England unterstützt und rüstete
Philipp 1588 die große Armada gegen England aus und noch mehr
förderte es ihre Sache, als Philipp seinen Feldherrn dreimal gegen
Heinrich von Navarra marschieren ließ, wo Alexander seinen
Kriegsruhm vermehrte, aber nichts Entscheidendes ausrichten konnte.
Er starb 1592; seine Nachfolger hielten zu Lande den Aufständischen,
obgleich diese in Wilhelms Sohn, Moritz von Oranien einen aus-
gezeichneten Feldherrn besaßen, das Gleichgewicht, zur See hingegen be-
haupteten die „Holländer" so entschieden die Oberhand, daß sie die spani-
sche Flagge in allen Weltgegenden aufsuchten und sich nicht nur spani-
scher Schiffe und Kolonien bemächtigten, sondern bald auch einen ge-
winnrcichen Handel betrieben; deßwegen konnten sie auch zu keinem
Vergleiche mit dem König geneigt sein, als dieser kurz vor seinem Tode
die Niederlande an seinen Schwiegersohn, den Erzherzog Alb recht
von Oesterreich als selbstständiges Herzogthum überlassen wollte
(1598). Erst 1609 wurde endlich ein fester Waffenstillstand auf zwölf
Jahre geschlossen; die südlichen Provinzen blieben mit ihrer eigenen
Verfassung unter der Krone Spanien, die Generalstaaten aber wurden
eine selbstständige Republik, erklärten die Lehre Kalvins zur Lau-
desreligion (von Duldung der Katholiken war keine Rede) und errich-
teten in Leyden, das 1574 einer Belagerung mit bewundernswürdi-
ger Ausdauer widerstanden hatte, eine eigene Universität.
Philipps ll. Kriege mit den Mohammedanern.
§ 110. Philipp hatte nicht bloß Elisabeth, Heinrich Iv. und die
Oranier, diese gefeierten politischen Größen zu Feinden, sondern er
mußte wie sein Vater Karl V. einen großen Theil seiner Kraft gegen
die Angriffe der damals so furchtbaren Moslemin verwenden. Die
Pascha Sin an und Dragut (Thoregut), der kroatische Renegat
Piale und der kalabresische Ochiale waren die Schrecken des Mittel-
meeres, und der Umfang ihrer Verwüstungen läßt sich daraus ermessen,
daß Städte wie Nizza, Reggio, Bastia, Sorrent von ihnen
erobert wurden, von Piale aber die Sage ging, er habe bei seinen
verschiedenen Expeditionen eine halbe Million Menschen nur aus Ita-
lien fortgeschleppt. Dragut hatte sich ein eigenes Fürstenthum zwischen
Tunis und Tripoli erobert (Mahadia) und aus der Insel Jerbe (in
der kleinen Syrte) ein Gegenmalta geschaffen. Gegen diese richtete
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Extrahierte Personennamen: Anjou Alexander_Farnese Alexander Philipp Philipp Philipp Philipp Heinrich_von_Navarra Heinrich Alexander Alexander Wilhelms Moritz_von_Oranien Philipps Philipps Philipp Philipp Heinrich_Iv Heinrich Karl_V. Karl_V. Piale Reggio Bastia
Extrahierte Ortsnamen: Groningen Frankreich Deutschland England Gent Antwerpen Mecheln England England Wilhelms Niederlande Oesterreich Spanien Nizza Sorrent Tunis Tripoli Mahadia
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Öffnung von fünf Häfen für den auswärtigen Handel beendet
ward.
§ 194. Fr ankreich war nach der Julirevolution im Innern
durch stete Parteiung bedroht, indem die Legitimisten, Bonapar-
tisten und Republikaner die Anhänger des Hauses Orleans be-
kämpften. Deshalb hielt Louis Philipp den Frieden nach
außen aufrecht, mehrte jedoch Frankreichs Einfluß im stillen.
Der Streit mit England wegen des Durchsuchungsrechtes ward
durch die gemeinschaftliche Aufstellung einer Flotte zur Unter-
drückung des Negerhaudels an Afrika’s Westküste ausgeglichen.
Durch das Bombardement von San Juan d’Ulloa ward Mexico
die Macht Frankreichs fühlbar gemacht. Die Besetzung der Mar-
quesasinseln, das zu Gunsten der katholischen Missionäre über
Tahiti (Königin P omare) 1842 erzwungne Protectorat und der mit
H awaii ertrotzte Vertrag verschafften festen Fuß in der Südsee.
In Algérien wmrd der ebenso kluge wde tapfere Emir A b -
del Kader von Mascara erst 1837 durch denvertrag an der
Tafna zur Unterwerfung gebracht, darauf in demselben Jahre
Constantine erobert. Gegen den seit 1838 wieder den Kampf
erhebenden Abdelkader nahm der Gouverneur Bugeaud das
System schreckender Verwüstungen an. Zur Flucht genötigt,
regte der Emir Marokko zum Krieg auf, allein das Bombar-
dement von Mogador und der Sieg am Fl. Isly führten den Frie-
den herbei und 1847 gab sich Abdelkader gefangen.
Republikanische Aufstände erfolgten in Paris (l5febr. 1831
und 6. Jan. 1832) und in Lyon (Nov. 1831 und April 1833). Die
Herzogin von Berry ward 1832 in der Vendée gefangen genom-
men. Acht Mordversuche bedrohten das Leben des Königs. Die
Aufstandsversuche des Prinzen Louis Napoleon (30 Oct. 1836
in Straßburg. 6. Aug. 1840 in Boulogne) wurden unterdrückt, doch
entkam jener aus dem Schloß Ham. Der plötzliche Tod des be-
liebten Thronfolgers Herzogs von Orleans (13. Jul. 1842)
schlug der Dynastie tiefe Wunden. Trotzdem daß sich die Par-
tei des iustemilieu (Doctrinäre. Périer f 1834. Thiers. Guizot)
behauptete, bereiteten doch die in Skandalen sichtbar werdende
Sittenlosigkeit der höhern Stände, die verweigerte Rentenreduc-
tion und die Sorge für den Privatbesitz des Hofes, endlich der fort-
wärende Kampf in den Kammern den Boden, auf dem die im ge-
heimen den Arbeiterstand tief aufregenden Republikaner ihre
Umsturzpläne einzuleiten begannen.
§ 195. 1. Rußland blieb ungestört. Die Gestattung der
Erwerbung in Concurs geratner Besitzungen durch die Leibeig-
nen 1847 war ein nicht unwichtiger Fortschritt. — 2. In Schwe-
den folgte auf Karl Johann (seit 1818 König) 1844 s. S. Os-
kar I. Wärend Norwegen sich seiner Verfaßung erfreute, gelang
in Schweden die Umbildung des alten Systems nicht. — 3. In
Dänemark folgte auf Friedrich Vi Christian Viii (1839—47).
Die Aussicht, daß wenn auf seinen kinderlosen Sohn die weibliche
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Extrahierte Personennamen: Louis_Philipp Philipp Bugeaud Isly Jan Berry Louis_Napoleon Napoleon Guizot Karl_Johann_( Karl Johann Friedrich_Vi_Christian_Viii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs England Frankreichs Algérien Marokko Paris Lyon Straßburg Boulogne Schwe- Norwegen Schweden Dänemark