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Sechster Zeitraum.
Prinzessin Anna Romanowna Schwester des Kaisers Basilius,
wurde nur unter der Bedingung genehmigt, daß ec sich zum
Christenthume bekehre, daher ist Wladimir der erste christliche
9s3 Beherrscher Rußlands. Er heißt der Heilige und ihm zu Ehren
stiftete die Kaiserin Katharina H. den russischen St. Wla-
dimirorden den 22. September 1782. Wladimir zerstörte
mit eigener Hand die erkämpfte, Macht seines Reichs durch dessen Zer-
¿015 splitterung unter zwölfsöhne nach seinem Ableben. Swiatopolk 1.,
¿oi9 Wütherich, mußte landflüchtig werden und starb im Elend.
Jaroslaw I. machte einen unglücklichen Zug gegen Constantino-
1043 pel, erwarb sich aber Ruhm und Achtung durch die milde und
weise Regierung seines Reichs. Seine Tochter Anna ward die
Gemahlin des Königs Heinrich I. von Frankreich. Nach seinem
11)54 Tode hatte sein Sohn I z i a s l a w mit einem neuen Feinde, den Po-
lovzern, und unruhigen Verwandten und Vasallen zu kämpfen.
Er fiel in einer Schlacht, Rußland aber zerrütteten noch lange
1078 die Fehden zahlloser kleiner Fürsten.
Polen, Europa's größte Ebene, wurde gleichfalls von sla-
vischcn Stammen bevölkert, die, nach ihren Wohnsitzen Litthauer,
Preußen, Letten hießen. Herrschend erhoben sich über sie alle die,
etwas gebildeten, Lechen, seit dem 7. Jahrhunderte. Ihr'an-
führer Lech soll der Gründer der ersten Hauptstadt Gniezno
gewesen seyn, deren Name von einem Neste weißer Adler, Gniez-
do, abgeleitet wird, welches man dort antraf; nach Andern habe
Lech, die Gegend wohlgefällig betrachtend, ausgerufen: ,,Hier wol-
len wir uns einnisten." Der weiße Adler wurde nachmals
das Nationalwappen. Die Schreibekunst erlernten und übten die
Lechen zeitig, auch das Christenthum drang zu ihnen und machte
sie milder. Der Vielherrschaft kleiner Fürsten aus der Nachkom-
840 menschaft Lechs machte ein gewählter Fürst, Namens Piast,
ein Ende und zwischen der Weichsel und Warthe gründete er ein
zusammenhängendes Reich, dessen Bevölkerung man Polen, d. i.
die Slawen der Ebene, zu nennen sich gewöhnte. Kampfe
mit den benachbarten Russen und den mächtigen deutschen Kaisern
des sächsischen Hauses übten mit abwechselndem Erfolge die
892— Kräfte der Polen. B oleslav I., aus dem Stamme der Pi-
_J02s asten, nahm zuerst denkönigstitel an, welchen ihm der deut-
""" sche Kaiser, Otto Iii., bestätigte. Seinem Vater ganz unähnlich
nxtc Mieczislav, mit dem Beinamen der Trage, denn vieles,
10~ was jener erworben, verlor er unrühmlich gegen Böhmen und
— o Deutschland. Eine achtjährige Anarchie zerrüttete Polen nach sei-
nem Ableben; das Heidenthum griff wieder um sich, bis endlich
l04„ sein Sohn Casimir I. zur Herrschaft gelangte. Durch Freund-
schaff mit Rußland und Deutschland, denn Maria, des Großfür-
1058 sten Jaroslav Tochter, war seine Gemahlin, und dem Kaiser
= lü Heinrich Iii. schickte er Hülsstruppen gegen die Ungarn, erwarb
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Anna_Romanowna Basilius Katharina_H. Anna Heinrich_I._von_Frankreich Heinrich_I. Otto Maria Maria Jaroslav_Tochter Heinrich_Iii Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Polen Polen Deutschland Deutschland Ungarn
Armfelds Rückzug 1719. 155
fürchterlichen Kälte im Januar 1719 über die nördlichen Gebirge nach Schweden zurückkehren, über Höhen, die im Winter fein menschlicher Fuß betrat. Ohne Nahrung und hinlängliche Kleidung kletterten 10,000 abgemattete Schweden unter Sturm und Schneegewirbel in der schneeigen Oede umher und zogen noch ihr Geschütz hinter sich her. In einem solchen Kampfe ging die menschliche Kraft ans. Sie schickten einige gefangene Dänen nach Drontheim zurück, um den dortigen Befehlshaber von ihrer Noth zu unterrichten. Der sandte sogleich 300 Schlittschuhläufer mit 150 leichten Schlitten hin; allein die Hülfe kam zu spät. Ganze Regimenter, im Zuge begriffen, standen zum Tode erstarrt, ganze Haufen lagen im Schnee verschüttet, andere, von eisigen Klippen herabgeglitten, lagen in Abgründen zerschmettert. Armfeld selbst erreichte mit 500 Mann nur mit Mühe und durch den Frost verstümmelt die bewohnten Gegenden Schwedens wieder.
Karl Xii. war nur Kriegsmann, nicht Staatsmann, wie sein großer Gegner Peter. Und auch als Kriegsmann war er nur groß durch Tollkühnheit und die Verachtung jeglicher Gefahr fowie durch die Fähigkeit, jegliche Beschwerde und Entbehrung zu ertragen; dagegen fehlte ihm die Gabe einer umfassenden Berechnung und der planmäßigen Verfolgung eines letzten Zieles, bessert Erreichung die Entscheidung bringt. Ein großer Fehler war sein unbegrenzter Eigensinn, der keiner Vernunft zugänglich war. So hat er denn verschuldet, daß Schweden von der Höhe seiner Macht herabstürzte und fast alle feine auswärtigen Besitzungen verlor. Nach seinem Tot>e erhob der schwedische Adel mit Uetiergehung seines Neffen, des Herzogs von Holstein-Gottorp, seine jüngere Schwester Ulrike Eleonore, Gemahlin des Erbprinzen von Hessen-Kassel, und später diesen selbst auf den Thron; beide mußten aber der Unbeschränktst der königlichen Macht entsagen und die Regierung fast ganz in die Hände von wenigen Adelsfamilien geben.
Die neue Regierung schloß mit den Gegnern Schwedens Frieden, indem sie die auswärtigen Besitzungen zum Theil
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Extrahierte Personennamen: Armfeld Karl_Xii Karl Peter Holstein-Gottorp Ulrike_Eleonore Schwedens
— 240 —
Heeres zog der greise Held aus nach dem Morgenlande. Aber er sollte das Ziel seiner Kreuzfahrt nicht erreichen. Als er in Kleinasien auf seinem Streitrosse einen Fluß durchschwimmen wollte, rissen ihn die Wellen fort, und leblos brachten ihn seine Gefährten ans Ufer. So beschloß Friedrich seine Heldenlaufbahn. Unbeschreiblich war die Trauer des Heeres, unbeschreiblich die Trauer des ganzen Volkes, als die Kunde seines Todes nach Deutschland gelangte. Das Volk konnte es lange gar nicht glauben, daß sein großer Kaiser, der gewaltige Barbarossa, wirklich gestorben sei. Und noch lebt er fort in der Sage. Im Thüringerland, erzählt sie, tief unten im Kyffhäuserberge sitzt er schlafend, das Kinn gestützt auf einen steinernen Tisch, durch den sein Bart gewachsen ist. Den Gipfel des Berges umkreisen Raben; endlich aber wird ein Adler kommen und sie hinwegscheuchen. Dann erwacht der alte Barbarossa aus seinem Schlummer und bringt die alte Macht und Herrlichkeit des deutschen Reiches wieder.
5. Konradin 126 8. — Die letzten vier hohenstaufischen Kaiser hatten fortwährend in Italien, namentlich mit den Päpsten, zu kämpfen. Es war ein langes, furchtbares Ringen^ in welchem die kaiserliche Macht der stärkeren päpstlichen Gewalt zuletzt erlag. So folgte dem höchsten Glanze des Kaisertums bald sein Verfall. Als endlich von dem hohenstaufischen Hause nur mehr ein unmündiges Knäblein, Konradin d. i. der kleine Konrad, übrig war, gab der Papst dessen Erbland, das Königreich Neapel, an einen französischen Prinzen. Zwar zog Konradin, sobald er in Deutschland zum Jüngling herangewachsen war, mit einem Heere aus, um sein väterliches Erbe wieder zu erobern; allein er ward geschlagen, gefangen genommen und in Neapel wie ein Verbrecher hingerichtet. So unglücklich endete das glorreiche Geschlecht der Hohenstaufen (1268).
93. R«dolf nott Habsbirrg.
1. Das Faustrecht. — Mit dem Tode des letzten hohenstaufischen Kaisers begann für Deutschland eine höchst traurige Zeit. Kein deutscher Fürst trug Verlangen nach der Kaiserkrone,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Barbarossa Barbarossa Barbarossa Barbarossa Konradin Konradin Konrad Konrad Konradin Konradin
Extrahierte Ortsnamen: Kleinasien Deutschland Italien Neapel Deutschland Neapel Deutschland
C3
Neapel zur p a r t h e no p ä i s ch e n, die Schweiz zur
helvetischen Republik gemacht.
1798 Napoleons Zug nach Aegypten.
Er galt eigentlich den Engländern, die nach Eroberung
Aegyptens in Ostindien angegriffen werden sollten.
Zwar siegte N. bei den Pyramiden (Cairo) und
drang in Syrien ein, aber seine Flotte wurde durch
Nelson bei Abukir zerstört. (Dieser siel 1805 bei
Trafalgar, wo er die franz. Flotte schlug).
1799 Napoleon erster Cónsul.
Als sich 1798 eine zweite C oa lition gegen Frank-
reich gebildet hatte, k) war dasselbe im Kriege unglück-
lich. Erzherzog Karl drängt die Franzosen über den
Rhein, der russische General Suwarow vertreibt sie
fast ganz aus Italien. (Doch bald abberufen, da
Oestreich mit Rußland zersiel). Napoleon stürzt die
unfähige Directorialregierung, wird Confuí auf 10
Jahre, bald auf Lebenszeit.
1800 Napoleon schlägt die Oe streich er bei M arengo.
Durch diesen Sieg kam Italien wieder in die Hände
der Franzosen, während Moreau (Sieg bei Hohen-
linden) bis in die Nähe Wiens vordrang.
1804 Friede zu Lüneville.
Das linke Rheinufer an Frankreich abge-
treten. Die deutschen Fürsten werden durch Ein-
ziehung geistlicher Güter und freier Reichsstädte ent«
schädigt, g)
1803 (—14) Napoleon I., Kaiser der Franzosen.
Nach Entdeckung einer Verschwörung (Herzog von
Enghien erschossen) vom Senat zum Kaiser gemacht,
ließ er sich durch den Papst krönen, worauf er sich
selber zum König von Italien krönte, welches
sein Stiefsohn Eugen Beauharnais (Sohnseiner
Gemahlin Josephine) als Vicekönig erhielt.
1805 D r i t t e Coalition d u r ch Pitt. Schlacht bei
Austerlitz. Preßburger Friede.
Gegen Nap. verbünden sich England, Rußland,
Oestreich, Schweden. Für Napoleoir Baiern,
k) England, Rußland, Oestreich, Neapel, Türkei. (Friedrich Wilh.
Hi. neutral).
g) Preußen erhielt damals u. a. Münster, Paderborn, das Eichsfeld,
Nordhausen, Quedlinburg.
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon Karl Karl Suwarow Napoleon Napoleon Napoleon_I. Eugen_Beauharnais Eugen Josephine) Oestreich Oestreich Friedrich_Wilh Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Napoleons Ostindien Syrien Rhein Italien Italien Wiens Frankreich Italien England Schweden Baiern England Neapel Türkei Paderborn Nordhausen Quedlinburg
86
lern. Mitten unter den Schrecknissen dieser Belagerung starb
der allgefürchtete Sultan. Innerer Gram hatte sein Lebensende
beschleunigt. Sein Tod wurde den Truppen lange verheim-
licht, um sie nicht zu entmuthigen, und die Stürme währten
fort. Als endlich der Großwesir unter den furchtbarsten An-
strengungen die ganze äußere Festung in Schutt gelegt hatte,
zog sich Zrinpi mit seiner noch übrig gebliebenen Heldenschar
in die innere Burg zurück zu neuen Kämpfen und Opfern.
Jetzt unternahmen die Türken einen allgemeinen Sturm. Schon
brannte die Burg; da versammelte Zrinpi seine Getreuen um
sich und sprach: „Gedenket eures Eides! Wir müssen hinaus!
Statt hier zu verbrennen oder zu verhungern, laßt uns sterben
als Männer! Ich gehe voran, folgt mir nach!" Und unbe-
panzert stürzt der Ungarn Leónidas mit seinen sechshundert
Kampfgenossen hin über die Schloßbrücke, hin in das Gewühl
der Feinde. Da trifft ein Schuß des Tapferen Brust; ver-
wundet sinkt er nieder, sterbend kämpft er noch mit der letzten
Lebenskraft. Um ihn herum sterben auch die Seinigen. Und
kaum sind sie gefallen, da fliegt, wie Zrinpi es angeordnet,
der Pulverthurm in die Luft und mit ihm dreitausend der ein-
gedrungenen Türken. Die großen Verluste, welche die Türken
hier erlitten, vor allem aber der Tod des Sultans selbst, er-
leichterten den Abschluß eines Friedens. .
Dieser Frieden aber wurde von den Türken schlecht ge-
halten. Fortwährend beunruhigten sie die Grenzen. Endlich
hielt der Kaiser, um sich des Beistandes des Reiches zu ver-
sichern, einen Reichstag zu Regenöburg. Es war der letzte für
den Kaiser. Er starb daselbst am 12. Oktober 1576. Rudolf,
sein ältester Sohn, war sein Nachfolger.
19. Deutschland unter Rudolf Ii. und Mathias.
Vu-otf Ii. (1576—1612). — Mit vielen wissenschaftli-
chen Kenntnissen ausgerüstet bestieg Rudolf, Marimilian's Ii.
ältester Sohn, den Kaiserthron; aber er täuschte die Hoffnun-
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Extrahierte Personennamen: Zrinpi Rudolf Rudolf Rudolf_Ii Rudolf Mathias Rudolf Rudolf
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn_Leónidas Deutschland
Karl's Iv., der Günstling desselben, Godoy, mit dem Titel Friedensfürst, die Zügel der Negierung, ein Mann, der sich durch sein schönes (Suitarrenfpiel und durch die Anmuth seiner Person vom Garbelienteuant zu dieser hohen Stufe der Macht emporgeschwungen hatte. Diesen Emporkömmling haßten und beneideten die Großen des Reiches, vor allen aber des Königes eigener Sohn, der Prinz von Asturien (so wird hier der Kronprinz genannt), der sogar bett Verdacht gegen seinen Vater hegte, als wolle biefer nicht ihm, sonbern bent Frie-bensfürsten bett Thron zuwenben. Allmälig etttstanb bitterer Groll zwischen Vater und Sohn und ging zuletzt soweit, daß Karl den Prinzen im Oktober 1807 gefangen setzen ließ, weil biefer ihn vom Throne habe stürzen wollen. Aber nicht den Vater, sonbern den Friebeusfürsten hatte der Prinz stürzen wollen. Ueber diese Gefangennehmnng war das ganze Volk erbittert, und zwar um so mehr, bet Jeber wußte, daß der alte schwache König durch den Friedensfürsten zu biesem Schritte veranlaßt sei. Doch balb baranf warb der Sohn wieber be-guabigt. Napoleon sah dieser Verwirrung mit großer Freude ans der Ferne zu; bentt er gebachte, aus bet selben Vortheil zu ziehen. Darum ließ er in aller Stille neue Heerhaufen unter Mit rett in Spanien einrücket!. Hierüber gerieth das Laub in unruhige Beweguug. Es hieß: Karl wolle nach Amerika ans-' wanbern, und Napoleon bett verlassenen Thron in Besitz nehmen; und als nun wirklich der Hos in Aranjuez Anstalten zu einer Reise traf, entstaub plötzlich am 16. Mürz 1808 ein großer Aufruhr. Das Volk stürmte den Palast des Friedensfürsten und zerstörte ihn; er selbst rettete nur mit geuauer Noth sein Leben. Erschrocken legte der König am folgenden Tage die Negierung nieder und Überließ sie feinem Sohne, der nu" als Ferdinand Vii. unter dem Zujauchzen des Volkes den Thron bestieg. Bei dieser Verwirrung ließ Napoleon Madrid durch Murat besetzen und den alten König aufforbent, die Thronentsagung für erzwttngen zu erklären; dem jungen aber ließ er sagen, er würde bald selbst nach Maörib kommen, $
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Extrahierte Personennamen: Karl's_Iv. Karl Karl Napoleon Karl Karl Napoleon Ferdinand Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Godoy Asturien Spanien Amerika Maörib
420
Das Mittelalter.
der Insel Sicilien auch einen Theil von Unteritalien (§. 263.) besaßen, be-
hülflich sein sollten. Diese gingen willig auf den Vorschlag ein und kämpften
unter der Anführung Wilhelms des Eisenarms, eines der zwölf helden-
müthigen Söhne des alten Grafen Tankred von Hauteville, mitglück
und Erfolg wider die Mohammedaner. Als aber die Griechen sie um den
Lohn zu betrügen trachteten, riefen die Normannen neue Schaaren ihrer
kriegs- und wanderungslustigen Landsleute herbei, setzten sich mit Gewalt in
den Besitz von Melvi und bedrohten von Aversa aus Neapel. Robert
Guiscard („Schlaukopf"), der sechste Bruder Wilhelms, bemächtigte sich end-
lich durch Tapferkeit und List des größten Theils von Unteritalien, nannte
1060. sich H erzog von Apulien und Calabrien und erkannte den Papst
1072- als Lehnsherrn an. Zwölf Jahre spater entriß sein jüngster Bruder, der
tapfere und hochsinnige Roger, den Arabern die Insel Sicilien mit der
Hauptstadt Palermo. Nun machte Robert Anstalten, das byzantinische
Reich zu erobern, bemächtigte sich der Stadt Durazzo (Dyrrhachium) und
w8s. ließ durch seinen heldenmüthigen Sohn Boemund Thessalien und Epirus be-
11.10. kriegen — aber sein Tod und das baldige Erlöschen seineshauses vereitelte das
Unternehmen. Hierauf vereinigte seines Bruders Sohn, der kluge und harte
3ij'i3o-' Roger Ii., ganz Unteritalien mit Sicilien und gründete, als er vom Papst
llü4' den Königstitel erlangt, das Königreich Neapel und Sicilien mit
französischem Feudal- und Gerichtswesen und städtischen Einrichtungen. Auch
nach Griechenland und Nordafrika trug er sein siegreiches Schwert. Durch gute
Verfassung und Rechtspflege, durch Bildung und weltberühmte Lehranstalten
(die medicinische und naturwissenschaftliche Schule von S a l e r n o, die Rechts-
schulen von Amalfi und Neapel u. a,) und durch Industrie, Ackerbau und
Handel gelangte das normännische Königreich zu einerblüthe, der keiner der
Vi6<r übrigen italienischen Staaten gleich kam. 56 Jahre lang blieben die schönen,
k^r Gutt eichen Länder in den Händen Rogers und seiner beiden Nachfolger (Wil-
Helms des Bösen und des Guten); dann kamen sie an die Hohen-
staufen. (§. 315, 318.)
4. Island und Rußland.
§. 288. Im 9. Jahrhundert entdeckten und bevölkerten Skandinavier
860. (Norweger) die ferne Insel Island, jenes schnee- und eisbedeckte Land mit
feuerspeienden Bergen, mit heißen Sprudelguellen, mit romantischen Natur-
schönheiten. Bald entstand daselbst ein blühendes Gemeinwesen „frei von der
Könige und der Gewaltigen Druck," mit der Religion und Sprache, den
Gesetzen und Einrichtungen des Mutterlandes, so daß, als in der Mitte
des 11. Jahrhunderts das Christenthum dort Eingang fand, bereits eine
hohe, auf Einfachheit und Sittenreinheit gegründete Cultnr- vorhanden war.
Daher erhielten sich hier die Denkmale des Heidenthums am längsten und
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms Tankred Melvi Robert
Guiscard Wilhelms Wilhelms Robert Rogers
Spanien.
177
Die größte Stadt nach Lissabon ist Oporto (d. i. der Hafen),
über 30/000 E., in — ? am Ausflusse des? auf welchem Ufer? —
Auch diese bedeutende Handelsstadt liegt amphitheatralisch die Hügel
herauf. Von hier wird der Portwein ausgeführt, der 10 M.
weiter hinauf am rechten Stromufer wächst. Der schwarze Schie-
ferboden der Gebirgsabhänge, der die Sonnengluth am meisten ein-
saugt, giebt ihm sein Feuer. Besonders nach England ausgeführt.
tz. 74.
Spanien.
Auch bei dem aus Castilien und Aragon eben gewor-
denen Spanien kamen um 1500 viele Umstände zusam-
men, um es groß und reich zu machen. Durch Heirath wurde
auch aus dem spanischen und österreichischen Hause
eins. Carl V., des Kaisers Maximilian Enkel, trug neben
der spanischen, Deutschlands Kaiserkrone und war Herr der
östreichischen Erblande. Und während er in Europa siegreich
auftrat, eroberten in dem von Spanien aus durch Colon
entdeckten America kühne Helden für ihr Vaterland
ganze Kaiserreiche, voll von Silber und Gold. Erzähle da-
von nach S. 111. 112. 119. 134. Aus diesen Zeiten beson-
ders schreibt sich der ungemeine Nationalstolz her, der
noch jetzt den Spanier beseelt, der sich selbst in seiner maje-
stätisch klingenden Sprache ausspricht. Fast ein ganz neuer
Welttheil huldigte Carl und dessen Sohne Philipp Ii. (dem
der Vater, außer den deutschen östreichischen Ländern Alles
übergab, und der noch Portugal hinzuerwarb); — in seinem
Reiche ging die Sonne nicht unter. Und doch begann schon
unter ihm Spaniens Glückssonne zu erblassen. Die Nie-
derländer fielen ab, Engländer und Niederlän-
der knickten die Handelsblüthe, der Anbau des Mutterlandes
ward vernachlässigt. Die Nachfolger Philipps waren
schwache Regenten: 1700 starb ihr Geschlecht aus.' Der
große spanische Erbfolgekrieg, der nun begann (bis
1713), beraubte S. seiner europäischen Nebenländer und brachte
einen Zweig des französischen Hauses Bourbon auf den
Thron. Noch schrecklichere Zeit kam über das Land ein Jahr-
hundert später. Napoleon griff seit 1808 mit kühner Faust
in Spaniens Angelegenheiten ein; sein Bruder ward König.
Von dem Augenblicke an bis jetzt ist eigentlich insp. noch nicht
Ruhe geworden. Gegen die Fremdherrschaft wehrten sich
Daniel's Geographie. 5. Aufl. 12
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Personennamen: Heirath Carl_V. Maximilian_Enkel Maximilian Carl Philipp_Ii Philipp Philipps Philipps Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Lissabon England Spanien Aragon Spanien Deutschlands_Kaiserkrone Europa Spanien Portugal Spaniens Spaniens
268
Das christliche Mittelalter.
1436. Jahre öffnete Paris seine Thore und empfing Karl, der nicht Strafe,
sondern Verzeihung brachte, mit-Jubel. Bald war Calais die letzte
und einzige Besitzung der Engländer auf französischem Boden. Der Tod
ihrer besten Feldherren und die wachsende, bald in offenen Kampf über-
gehende Parteiung in England selbst, erlaubten ihnen nicht an eine Wieder-
eroberung des Verlornen zu denken. So endigte gegen die Mitte des
15. Jahrhunderts dieser mehr als hundertjährige Krieg ohne eigent-
lichen Friedensschluß. Aber verödete Länder, entvölkerte Städte und
ein unvertilgbarer Nationalhaß waren die Früchte seiner blutigen Aus-
saat. Aus einem Theil der brodlosen Söldner wurde die erste stehende
Armee gebildet und zu deren Erhaltung eine neue beständige, Steuer ge-
schaffen; ein anderer Theil erlag den Streichen der Schweizer (§. 329).
') König Karl Vii. erhob sie als Jeanne d'arc und ihre ganze Familie in
den Adelsstand. Auf dem Platze ihrer Hinrichtung wurde ihr ein Denkmal errichtet.—
Calais ging ein Jahrhundert später unter der Königin Maria an die Fran-
zosen verloren. Nur die normannischen Inseln Guernsey und Jersey blieben bis
auf den heutigen Tag in den Händen der Engländer.
§. 350. Auf den schwachen von Frauen und Günstlingen geleiteten
wi^'xi Karl Vii. folgte Ludwig Xi., ein tückischer aber staatskluger Fürst,
1461 — der durch List, Gewaltthätigkeit und unerhörte Tyrannei das Reich
ganz umgestaltete. Er brach die Macht der Kronvasallen und
vereinigte allmählig alle großen Lehen, ausgenommen Navarra und
Bretagne, mit der Krone; er stürzte mit Hülfe der befreundeten
Schweizer (deren abgehärtete Jünglinge er und seine Nachfolger als
Miethlinge in Sold nahmen) Karl den Kühnen und bemächtigte
sich des Herzogthums Burgundien (§. 367); er umging die Rechte
der Stände und legte willkürliche Steuern auf; er vernichtete die richter-
liche Gewalt des Adels durch Errichtung neuer Parlamente (könig-
licher Justiz Höfe). — Gewissensbisse und Menschenfurcht peinigten
ihn auf dem einsamen Schlosse (Plessis), wo er die letzten Jahre seines
Lebens zubrachte. Durch die Vermahlung der Erbin von Bretagne
àlvin.mit Ludwigs beiden Nachfolgern Karl Viii. und Ludwig Xii.
1498. wurde auch dieses Herzogthum mit den französischen Kronlanden ver-
wiq xii. einigt. Aber die von diesen beiden Königen begonnenen Feldzüge zur
1515. Eroberung des obern und untern Italiens (§. 354. 360) brachten Frank-
reich keinen Gewinn.
Io Die Kriege der rothe» und weißen Rose in England.
§. 351. Der Frevel, durch den das Haus Lancaster auf den
englischen Thron gelangt war, trug im dritten und vierten Gliede seine
blutigen Früchte. Richard, Herzog von Uork, Urenkel König
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl_Vii Karl Jeanne Maria Maria Karl_Vii Karl Ludwig_Xi Ludwig Karl Karl Ludwigs Ludwigs Karl_Viii Karl Ludwig_Xii Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Paris England Guernsey Navarra Bretagne Bretagne Italiens England Haus_Lancaster
558
Das achtzehnte Jahrhundert.
von dem tapfern Leopold von Dessau eroberten Insel Rügen,
kam sofort in die Gewalt der Preußen. Aber noch immer wollte der
starrsinnige König von keinem Frieden hören. Auf den Rath des erfin-
dungsreichen, rankevollen Baron von Görz, der aus holsteinischen in
schwedische Dienste getreten und für die Fortsetzung des Kriegs war,
um einen billigen Frieden zu erzwingen, ließ der König Papiergeld
anfertigen, um die Kosten zu neuen Kriegsrüstungen zu bestreiten und
i7i6. rückte dann im Februar in Norwegen ein. Aber Klima, Natur und
die Tapferkeit der Einwohner bereiteten ihm solche Schwierigkeiten, daß
er bald zur Rückkehr genöthigt ward. Nun suchte Görz den russischen
Kaiser, der ungehalten war, daß sich der Kurfürst von Hannover (Ge-
org I. von England) in den Besitz von Bremen und Verden gesetzt,
zu einem Separatfrieden zu bewegen und leitete zugleich mit Alberoni
ein Complot zur Rückführung der Stuarts auf den engl. Thron ein,
(§. 607), aber noch ehe die Verhandlungen mit Peter zu Ende geführt
i7i8. waren, brach Karl Xii., den die Unruhe rastlos vorwärts trieb, aber-
mals mit zwei Heerabtheilungen in Norwegen ein. Die eine richtete
ihre Angriffe auf Dr o nt heim, mußte aber bei eintretender Kälte un-
verrichteter Sache abziehen und erlag auf dem Rückzug über die men-
schenleeren, mit Schnee und Eis bedeckten Berge dem Froste, dem
Hunger und der Ermüdung. Während sie die eisigen Höhen des Nor-
dens erklimmten, fand ihr König vor der Festung Friedrichshall,
die er mitten im Winter belagerte, seinen Tod. Als er bei nächtlicher
Weile an eine Brustwehr gelehnt den Arbeitern in den Laufgräben zu-
sah, ward er getödtet. Die Kugel, die seinem Leben ein Ende machte,
ii. Dec. kam wahrscheinlich von Mörderhand. — Karls Tod hatte in Schweden
1718' eine Umgestaltung der Verfassung, eine Reihe nachthciliger
Friedensschlüsse mit den verbündeten Mächten und den Justiz-
mord des Ministers Görz zur Folge.
b) Die innern Zustände.
8- 617. 1) Schweden. Der schwedische Adel, des Militärdespo-
tismus längst müde, benutzte die streitige Thronfolge zur Wiedererlangung
der ihm von Karl Xi. entrissenen Rechte. Ehe Karls Xii. jüngere
Schwester Ulrike Eleonore und ihr Gemahl Friedrich von Hesscn-
Casscl von den Ständen (die.ihr altes Wahlrecht sich wieder bei-
legten und den rechtmäßigen Thronerben Friedrich von Holstein-
Gottorp, den Sohn von Karls Xii. ältester Schwester, umgingen)
auf den schwedischen Thron gehoben wurden, mußten sie der unumschränk-
ten Königsmacht entsagen und nicht nur in die Wiederherstellung der alten
Verfassung willigen, sondern auch dem neuerrichtcten aristokrat. Reichs-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung]]
Extrahierte Personennamen: Leopold_von_Dessau Leopold Peter Karl_Xii Karl Karls Karl_Xi Karl Karls Ulrike_Eleonore Friedrich_von_Hesscn-
Casscl Friedrich Friedrich_von_Holstein-
Gottorp Friedrich Karls
Extrahierte Ortsnamen: Norwegen Hannover England Norwegen Karls Schweden Schweden Karls Karls