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Sürften und Bitter gerecht und billig, und diese taten übel, sie ihnen Nicht zu bewilligen, wie Luther geraten hatte. Da die Bauern sahen, daß sie in Güte nichts ausrichteten, gebrauchten sie Gewalt: sengend Und brennend durchzogen sie die Lande, plünderten Klöster, zerstörten Burgen und verübten die ärgsten Greuel. Bald rückten kampfgeübte Heere gegen die Bauernscharen, und diese wurden überall geschlagen. Die Rache der Sieger war noch schlimmer als die Greuel der (Empörer: Mehr als hunderttausend Bauern wurden binnen wenigen Monaten erschlagen oder hingerichtet. Das Los des Bauernstandes aber ward schlimmer als zuvor.
36. Luther und Melanchthon.
1. Philkpp Melanchlhon. (Es war für das Reformationswerk von großem Segen, daß Luther bald nach seinem ersten hervortreten einen gelehrten Freund gefunden hatte, der ihm in seiner Arbeit treulich zur Seite stand. Das tvar Philipp Itt ei an cht hon. Geboren zu Breiten (im heutigen Großherzogtum Baden), 14 Jahre jünger als Luther, zeichnete er sich schon in früher Jugend durch außerordentliche Gelehrsamkeit aus. Rls 21 jähriger Jüngling wurde er Professor in Wittenberg. Tausende von Studenten sammelten sich um ihn, und sein Ruhm war bald so hoch gestiegen, daß man ihn schlechtweg den Lehrer Deutschlands nannte. Ittelanchthon schloß sich von herzen Luther und seinem großen Werke an. Sein tiefes Wissen und leine trefflichen Schriften förderten die neue Lehre, und wenn Luther allzufeurig dreinfahren wollte, so mäßigte ihn der besonnene Rat des sanften Ittelanchthon. Luther selber sagte: „Ich bin dazu geboren, daß ich mit Rotten Teufeln muß Kriegen und zu Felde liegen; darum Meine Bücher viel stürmisch und kriegerisch sind. Ich muß die Klötze Und Stämme ausrotten, Dornen und Hecken weghauen, Bahn brechen Und zurichten; aber Magister Philipp fährt säuberlich und stille daher, bauet und pflanzet, säet und begießet mit Lust, nachdem ihm Gott hat Begeben seine Gaben reichlich."
2. Einführung der Reformation. Beide Männer waren Uun eifrig tätig, die Reformation ins Leben einzuführen. Die Mißbrauche in der Kirche wurden beseitigt, die lateinische Messe abgeschafft; die Mönche durften die Klöster verlassen, die Geistlichen sich verheiraten, ftuch Luther legte die Mönchkleider ab und vermählte sich mit Katharina von Bora, einer früheren Honne. Für den neuen evangelischen Gottesdienst besorgte Luther ein Gesangbuch mit schönen Liedern; für
i
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Extrahierte Personennamen: Melanchthon Philkpp_Melanchlhon Luther Philipp Philipp Philipp Katharina_von_Bora
Der Kaise «.-Wilhelm-Kanal und die Hochbrücke bei Levensau.
Der Kaiser Wilhelm-Kanal ist nahezu 100 km lang, !> m tief, im Wasserspiegel fiö m und an der Sohle 22 m breit
Er bietet den fiirzei'mt und sichersten Weg von der Ostsee zur Nordsee und ermöglicht die rasche und ungestörte Ver-
einigung der dentjchen Kriegsflotte Der Kanal dient übrigens neben Kriegs- auch Handelszwecken. Seine Haupt-
sehenswürdigkeiten sind seine Hochbrücken und die Schlensen bei Holtenau nächst Kiel und bei Brunsbüttel an der Elbe
•J(aa) einer ^tjoionru(i<)ie ouii Äouyett & «oljii, »vnigsberg 1. Pr.
Wanderdünen auf der Knrischen Nehrung. „Tie Wüsten der Ostseegestave"
Die Dünen sind ein Werk des Windes, öde, nackte, langgez gene, parallel hintereinander liegende Hügelreihen am
Gestade des Mems. Sie wandern allmählich von der Nahrung ins Haff, wenn sie nicht dnrch tiefwurzelnde Gräser,
Sträucher (Dünenhafer, Dünenweiden> unv Kiefern gefestigt werden. Aus der Knrischen Nehrung erreichen sie an
der deutschen Küste ihre größte Höhe, Go m.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
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- 53 -
hatten sie ihn doch gern wegen seiner Gutmütigkeit und ehrten
ihn wegen seiner aufrichtigen, herzlichen Frömmigkeit. Endlich
lag der alte fromme Bruder müde und matt auf dem Sterbe-
bette. Die Glieder konnte er nicht mehr rühren, nur die bleichen
Lippen flüsterten ganz leise seine Lieblingsworte: „Ave Maria!"
Der Mönch wurde auf dem Klosterfriedhofe begraben. Als
am andern Morgen die frommen Klosterbrüder das frische Grab
besuchten, da schauten sie ein großes Wunder. Aus dem dunklen
Grabhügel war eine wundervolle, schneeweiße Lilie hervorge-
sprossen. Die duftete gar süß und lieblich, und auf jedem Blüten-
blatt stand in goldenen Buchstaben deutlich zu lesen: „Ave
Maria!" Da glaubten die Mönche ganz fest, daß Gott den
Ritter, der da unten ruhte, in Gnaden angenommen, nicht weil
er sehr gelehrt war oder etwas besonders Großes im göttlichen
Dienste vollbracht hatte, sondern weil er voll guten Willens war,
Gott in Einfalt zu dienen. Der Prior aber sprach zu den
Brüdern: „Seht da, was wahre Frömmigkeit vor dem Herrn
gilt!"
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Extrahierte Personennamen: Maria! Maria Maria! Maria
49
und mit dem Auslande trat Aegypten berhaupt wenig in Verbindung. Fremde Schiffe wurden nicht eingelassen, und dieses um so weniger, weil damals die Seefahrer nur zu oft die grten Rubereien hieben. Um so lebhafter aber war der Handel im Lande selbst, auf dem Nil. Unter den mancherlei Erzeugnissen des Landes war besonders die Byssus- Staude berhmt. Aus den zarten Fden derselben wurden die feinsten Zeuge bereitet und in den Handel gebracht
Noch berhmter war die Papyrus-Staude, von welcher das Papier seinen Namen hat. Fast jeder Theil dieser Staude war von Nutzen. Die Wurzel diente zum Brennholze, auch zu allerlei Gefen; der Stengel enthlt einen nhrenden Saft; am merkwrdigsten aber war die mittlere Haut derselben. Man ltete sie ab, legte die einzelnen Faser neben einander und bego sie mit warmem Nilwasser. Dann legte man eine zweite Lage solcher Ffer in die Quere der die erftere, prete sie zu'arnrnen, lie sie trocknen und glttete sie ab. So war das Rapier fertig. Dieses Papier wurde jedoch in alter Zeit nicht von allen Vlkern gebraucht. Die Griechen schrieben auf die Bltter der Biblos-Staude. Daher heit auch in ihrer Sprache Biblos Buch, und hiervon haben wir noch die Namen Bibel fr die hl. Schrift, Bibliothek u. m. a. Die Rmer 'chneben auch auf Wachstafeln. Seit dem sechsten Jahrhundert breitete sich das Pergament ans. In Pergamus, einer Stadt Kleinasiens, war die Kuust erfunden, Thierhute so zuzubereiten, da man sich ihrer ganz bequem zum Schreiben bedienen konnte. Zwar hatte man schon weit frher an anderen Orten auf Thierhute geschrieben, nirgends aber war die Zubereitung derselben so trefflich gelungen, als in Pergamus. Sie bekamen Deshalb von dieser Stadt den Namen Pergament. Diese Papierarten waren im Alterthume am meisten verbreitet, bevor unser jetziges Papier aufkam, welches aus zusammengestoener und in Brei verwandelter Leinwand verfertigt wird. Dieses wurde im elften Jahrhundert eingefhrt. Man schrieb auch
Smter'3 Wcltgelch. I. 30. Aufl. 4
1
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Dritte Reise:
Von der Wasserscheide zwischen Weser und Elbe bis
an die Mündung der Ilmenau in die Elbe.
Erster Tag:
Vom Lühwalde bis Uelzen.
In dreifacher Weise preisen wir den Reichtum des Lüßwaldes:
Reich ist er an schlanken Tannen und Fuhren nebst Eichen, Buchen
und Birken, reich an wohlschmeckenden Heidel- und Kronsbeeren, welche
in großen Mengen nach Hamburg verschickt werden, und reich an
Hirschen, Rehen und wilden Schweinen.
Die nördlichste Ecke des Lüßwaldes heißt bei dem Dorfe Hösse-
ringen Schoten oder Schott. Hier wurden vom Jahre 1550 bis
1630 die Lüneburger Landtage abgehalten, wie die kalenbergschen
im Kreyenholze bei Elze, oder auf dem „Kleinen Hörne" bei Pattensen,
die des Landes Göttingen unter der Kirchhofslinde des Klosters
Marienstein, die osnabrückfchen bei dem Kloster Oesede, und die von
Ostfriesland unter dem „Upstalsboom" in der Nähe von Anrich.
Nicht von Menschenhänden waren also die damaligen Stände-
Häuser erbaut, sondern die uralten Bäume selber wölbten hoch empor-
strebende Hallen über den Häuptern der versammelten Männer. Hoch
zu Roß, in vollem Waffenschmucke erschienen die Abgeordneten, und
noch heute ist der Versammlungsort hier im Schoten durch einen
kleinen Kreis von Birken bezeichnet.
Auf deu Lüneburger Landtagen war die Ritterschaft durch sieben,
die Städte durch fünf und die Geistlichkeit durch drei Abgeordnete
vertreten. Vor diesen Männern wurde z. B. im Jahre 1555 von
den Vormündern der Kinder des 9 Jahre vorher verstorbenen Lüne-
burger Herzogs Ernst des Bekenners Rechenschaft über die Vormund-
schaftsführung abgelegt, und im Jahre 1581 wurde im Schoten von
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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$. 94. Die Republik der vereinigten Nieverlande. 271
Königin in Nordamerika Fuß gefaßt,'und nun fanden sie den
Seeweg nach Archangel, segelten geradezu nach Ostindien
und stifteten
16vv die englisch-oftindische Handelscompagnie durch
welche England in der Folge zu seinen jetzigen Riesenbe-
sitzungen in Ostindien gelangte. (S. §. 107.)
Eine nicht minder große Sorgfalt, wie der Politik, wid-
mete Elisabeth der Pflege der Kunst und Wissenschaft, und
ihrem Vorgänge - folgend nahm Alles in ihrem Reiche eine
bestimmte Richtung nach höherer Bildung. Noch leuchten
zwei große Britten aus jener Zeit, der Denker Franz
Bakon und der Dichter Shakespeare, in die unsere
herein, und werden auch noch in ferne Zeiten hinaus die
edleren Geister mit einer Fülle von Gefühlen und Gedanken
befruchten.
6. Die Entstehung der Republik der vereinigten
Niederlande.
§. 94. Kaiser Karl V die Niederlande mit ihren siebzehn
blühenden Provinzen voll reicher Handelsstädte seinem Sohne
Philipp Ii von Spanien übergab (f. 91 a. E.), hatte
die Reformation Calvins von Frankreich aus bereits an
vielen Orten der Niederlande, trotz anhaltender Verfolgung,
Eingang gefunden und dem zuchtlosen und rebellischen Wesen
der Wiedertäufer, die besonders in diesem Lande wucherten,
ein mäßigendes Gegengewicht gegeben, obgleich die Calvi-
nisten sich mehr der Politik zuneigten, als die Lutheraner.
Philipp, ein Fürst von unbedingt selbstwilligem und
dabei streng verschlossenem Charakter, der allenthalben in
seinen europäischen und amerikanischen Neichen die Aufrecht-
haltung sowohl der unbeschränkt-monarchischen Gewalt, als
auch des römisch-katholischen Glaubens zu erzielen suchte,
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Franz
Bakon Franz Karl_V Karl Philipp_Ii_von_Spanien Philipp Calvins_von_Frankreich Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika Ostindien England Ostindien Niederlande Niederlande Niederlande
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und mit dem Auslande trat Aegypten überhaupt wenig, in Ver-
bindung. Fremde Schiffe wurden nicht eingelassen, und dieses
um so weniger, weil damals die Seefahrer nur zu oft die
größten Räubereien trieben. Um so lebhafter aber war der
Handel im Lande selbst, auf dem Nil. Unter den mancherlei
Erzeugnissen des Landes war besonders die Byssus-Staude
berühmt. Aus den zarten Fäden derselben wurden die feinsten
Zeuge bereitet und in den Handel gebracht.
Noch berühmter war die Papyrus-Staude, von welcher
das Papier seinen Namen hat. Fast jeder Theil dieser Staude
war von Nutzen. Die Wurzel diente zum Brennholze, auch zu
allerlei Gefäßen; der Stengel enthält einen nährenden Saft;
am merkwürdigsten aber war die mittlere Haut derselben. Man
lösete sie ab, legte die einzelnen Fäser neben einander und be-
goß sie mit warmem Nilwaffer. Dann legte man eine zweite
Lage solcher Fäser in die Quere über die erstere, preßte sie zu-
sammen, ließ sie trocknen und glättete sie ab. So war das
Papier fertig. Dieses Papier wurde jedoch in aller Zeit nicht
von allen Völkern gebraucht. Die Griechen schrieben auf die
Blätter der Biblos-Staude. Daher heißt auch in ihrer
Sprache Viblos Buch, und hiervon haben wir noch die Namen
Bibel für die hl. Schrift, Bibliothek u. m. a. Die Römer
schrieben auch aus Wachstafeln. Seit dem sechsten Jahrhundert
breitete sich das Pergament aus. In Pergamus, einer Stadt
Kleinasiens, ward die Kunst erfunden, Thierhäute so zuzube-
reiten, daß man sich ihrer ganz bequem zum Schreiben bedienen
konnte. Zwar hatte man schon weit früher an anderen Orten
auf Thierhäute geschrieben, nirgends aber war die Zubereitung
derselben so trefflich gelungen, als in Pergamus. Sie bekamen
deshalb voll dieser Stadt den Namen Pergament. Diese Pa-
pierarten waren im Alterthume am meisten verbreitet, bevor
unser jetziges Papier aufkam, welches aus zusammengestoßener
und in Brei verwandelter Leinwand verfertigt wird. Dieses
wurde im elften Jahrhundert eingeführt. Man schrieb auch
Wuter's Wcltgcsch. I. 24. Aust. 4
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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Winter durch hat man Soldaten im Quartier gehabt, im Sommer gab es viel Durchzüge, daß wenn mancher einen Laib Brot in Vorrat gehabt, er doch denselben nie mit Ruhe essen mögen, sondern sorgen müssen, er werde ihm genommen. Und weil es so unsicher gewesen, hat niemand Lust gehabt zu arbeiten; denn hat sich einer ins Feld begeben, ist er von den nächsten Soldaten aufgefangen worden, hat mit ihnen laufen und den Weg zeigen, auch etwa noch Schläge haben müssen. Durch dieses Unwesen sind die Weingärten und Äcker fast alle wüst gelegen, woraus denn Hungersnot und Seuchen unausbleiblich haben erfolgen müssen."
Eine Chronik von Stendal berichtet:
„Anno 1636 bis 1638. Nachdem durch den fortwährenden Krieg alles aufgezehrt und vollends auf dem Lande und Felde zertreten oder auch die Saat in Zeiten verhindert worden war, galt endlich der märkische Scheffel Roggen zu Stendal und anderen Orten bis 2y2 Reichsthaler. Viele Leute aßen die wilden Feldrüben und andere Wurzeln aus der Erde, machten Eckern, Kohlstauden und Kleien zusammen und aßen das für Brot. O, wie waren da der Armen so viel! Etliche vom Lande hereingeflüchtete Leute, Junker, Prediger und Bauern, nachdem sie ihre Kleiber und übrigen Kleinobe für Brot hingegeben, starben verschmachtet und verhungert ober an der Pest dahin. Auch Soldaten, die im Quartier lagen, starben vor Hunger, und etliche aßen das Aas von Pferden und bergt. Hierüber liefen noch vollenbs aus bent Laube hinweg, welche von der Pest übriggeblieben waren. Und kam es so weit, daß auf zwei, brei, vier Meilen kaum ein Landprediger zu bekommen war, bis acht ober zwölf Dörfer wieber'einen nahmen. O, wie manches Kind ist zu der Zeit in den Wälbern von fremden Prebigern getauft worben, etliche wohl auch ohne Taufe gestorben. Etliche Dörfer und Kirchen würden so gar in diesem Kriege verwüstet, daß fast nicht zu sehen, ob in hnnbert Jahren Leute baselbst gewöhnet. Also liefen die Leute von einanber, und blieb kaum der zehnte Teil Menschen übrig, nachdem sie sich hernach wieber einfanben."
Der Superiutenbent Backmeister zu Güstrow entwirft von den Leiben seiner Heimat folgeubes Bilb:
„Wie viel heiße Klagen vernimmt man nicht über tyrannische Bebrücknng, über unaufhörlichen Raub, über maßlose Erpressungen, über den Morb von Eblen und Uneblen, über Niederbrennen von Höfen und Dörfern, über Wegtreibung des Viehes, über Afjfchneibeu von Nasen und Ohren und aubere schäubliche Verbrechen! Man schaubert zu berichten von dem, was an Kirchen und Geistlichen, ja selbst an den Gebeinen der Entschlafenen ist verübt worben. Denn in biesem Kriege, wo das Solbatengesinbel jebe Furcht Gottes von sich abgeworfen hat, richtet sich der räuberische Angriff in der Regel zuerst auf die Kirchen. Gewaltsam werben bieselben erbrochen, trotz des Flehens der Prebiger ausgeplünbert und in Pferbeställe ver-wanbelt; die Kanzeln werben umgestürzt, die Kirchenstühle zerschlagen, die Fnß-böben, um nach verborgenen Schätzen zu suchen, aufgebrochen, die kirchlichen Ge-wänber und heiligen Gefäße geraubt, die heiligen Bücher auf dem Altare zerrissen und besubelt. Der Gottesbienst wirb aus viele Wochen gehinbert, ober die Ver-
Richter, Quellenbuch. 1z
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
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Ii. Wie zeigt sich ihr Wasserreichtum?
a. Von der Karte wird abgelesen: Die Landschaft ist reich an Flüssen.
Besonders sind zwei Flüsse bemerkenswert: der Main und der Neckar.
Der Main entspringt auf dem Fichtelgebirge und fließt in vielfach ge-
wnndenem Lauf nach Westen zum Rhein. Er bildet drei nach Norden
offene und vier nach Süden offene Flußbogen. (Anzeichnen!) Ihm
strömen eine Menge Nebenflüsse zu, dereu Namen wir uns nicht merken
wollen. — Der Neckar hat seine Quelle auf dem Schwarzwalde. Er
bildet auf seinem Laufe einen nach Westen zu offenen Bogen und ergießt
sich zuletzt in den Rhein.
b. Vom Lehrer wird hinzugefügt: Und auch heilsames Wasser
sprudelt hier aus der Erde. Bei Kissingen z. B. (Zeigen!) am Ab-
hange des Rhöngebirges quillt Mineralwasser aus dem Boden. Nach
Kissingen kommen daher jährlich viele Kranke, um Heilung oder Stärknng
zu finden. Auch Fürst Bismarck, des deutschen Reiches erster Kanzler,
und unsere Kaiserin mit ihren Prinzen haben den Badeort Kissingen
schon aufgesucht.
Zur sachlichen Besprechung:
a. Woher kommt es wohl, daß der Main so viele Bogen macht?
(Gebirge oder Anhöhen versperren ihm den Weg und zwingen
ihn, von seinem Laufe abzuweichen — Einfluß des Spessarts z. B.)
b. Warum heißt das Wasser, welches bei Kissingen aus der Erde
quillt, Mineralwasser?
c. Schildere das Leben in einem Badeorte!
Iii. Wie tritt die Fruchtbarkeit dieser Landschaft zu
Tage?
Die Vermutungen der Schüler werden bestätigt und dann so zu-
fammengefaßt: Die von uns betrachtete Landschaft ist ein Ackerbau-,
Wein-, Obst- und Gemüseland. Hier wogen goldene Ähren auf frucht-
barem Ackerboden. Hier gedeiht vorzüglicher Wein, besonders an den
Ufern des Mains und des Neckars. Hier wächst allerlei zartes Gemüse
in wohlgepflegten, sich weitausbreitenden Gärten. Hier breiten Obstbäume
ihre Zweige aus, die im Frühlinge in herrlichem Blütenschmucke prangen
und im Sommer oder Herbst mit köstlichen Früchten beladen sind. Hier
gedeiht auch in sonnigen Gärten der Hopfen, dessen eiförmige, grüne
Blüten zur Bereitung des Bieres dienen und ihm größere Haltbarkeit
und würzigen Geschmack verleihen. Man zieht den Hopfen ähnlich wie
den Weinstock an hohen Stangen und Pfählen.
) Schon aus dem Nameu vieler Ortschaften kann man einen Schluß auf die
Verhältnisse im Rhöngebirge machen. Es seien hier nur die erwähnt, die Kutzen auf-
führt: Schmalenau, Dürrfeld, Sparbrot, Wüstensachsen, Kaltennordheim, Rabenstein,
Teufelsberg. — Ein Sprichwort heißt: „Ein Klingenberger Spatz kann nicht über den
Main fliegen." (Aus Schwäche! — Hinweis auf die Armut der Spessartbewohner.)
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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224 § 118- Die heiligen Orte, Altäre und Tempelgeräte.
Oberhaupt. So lange die Volksversammlungen blüten, in denen ja immer Opfer (sacra popularia) dargebracht wurden, zählten die Kurionen zu den höchsten Priestern.
Anmerkung. Dienstpersonal. Die Priesterkollegien hatten ein zahlreiches Personal von Gehülfen und Dienern zur Seite. Dahin gehören die aeditui, Tempeldiener; victimarii, Opferschlächter, auch popae und cultrarii genannt; pullarii (Liv. 8, 30), Wärter der heiligen Hühner für die Haruspices und Augurn; lictores, besonders für den flamen Dialis und die Yestalinnen; fictoresf Bäcker der Opferkuchen ] fidicines, tibicines und tubicines. Dann eine Anzahl praecones, scribae, viatores u. s. f. Alle diese Dienerschaften bildeten Zünfte (collegia) mit einem magister oder curator als Obmann. Dazu kam eine Anzahl von servi publici und endlich Opferknaben und -Mädchen, camilli und camillae, Kinder von vornehmen patricischen Geschlechtern; sie mufsten ehelich sein und noch beide Eltern haben (patrimi et matrimi, Liv. 37, 2). Sie thaten Dienste bei Opfern, Opfermahlzeiten und Spielen und übten sich vom zarten Alter an für gewisse Priestertümer ein.
B. Die heiligen Orte, Altäre und Tempelgeräte.
§ 118.
1. Haine und Bäume. Die Römer sollen 170 Jahre weder Tempel noch Götterbilder gehabt haben. Gerne suchten sie in der älteren Zeit das eigentümliche Dunkel der Wälder, die freien Plätze auf Bergen, an Quellen und Flüssen und die Haine auf, um hier Opfer und Gebete der Gottheit darzubringen. Zu diesem Zwecke schieden sie einen heiligen Raum (area) oder Hain (lucus i, Lichtung), oder einen Weideplatz (nemus) aus, d. h. konsekrierten ihn (consecrare, von sacer, vgl. althochdeutsch unh) zur „Weihestätte“; wie ja templum selbst ursprünglich kein Gebäude, sondern einen eingeweihten und eingefriedeten offenen Raum bezeichnet. Die Götter liebten nach alter Anschauung sehr die einsamen Waldplätze und Lichtungen. — Damit steht der Baumkult im engsten Zusammenhang und nahmen die arhores sacrae eine besondere Stelle im Gottesdienste ein.
Die Eiche war dem Juppiter, der Lorbeer dem Apollo, der Ölbaum der Minerva, die Myrte der Yenus, der Ficus der Ceres, die Fichte der Cybele, die Pappel dem Herkules heilig. Daher der Gebrauch bei Festspielen, Supplikationen, Lustrationen etc., Zweige von heiligen Bäumen zu verwenden, Kränze daraus zu flechten u. s. f. Eine Hauptrolle spielte der Lorbeer (Siegeskränze beim Triumph, Umbinden der Fascen und Briefe mit Lorbeer: fasces laureati, literae laureatae). Die heiligen Bäume wurden wie Tempel und Altäre jeder profanen Berührung entzogen, mit einem septum umgeben oder selbst ein dachloser Bau (sacellum) um den Baum errichtet, ein Brunnenring
1 Lucus, von lucere, griechisch Xiuaaiu, althochdeutsch loh, Lichtung.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom]]
TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König]]