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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 35

1911 - Erfurt : Keyser
— 35 — „Und so starben mir Aermsten dahin die lieben Verwandten, Und mein Königsstamm nahet dem Ende sich mm." Nie wieder hat es ein Königreich Thüringen gegeben. Der Name Thüringen ist zwar geblieben, aber er gilt heute nur noch für ein wesentlich kleineres Gebiet. (Nach G. Größler.) 10. Radegunde, Prinzessin von Thüringen, Königin von Frankreich. Jugend: Radegunde, König Berthars Tochter und Enkelin Bisinos, kam schon früh an den Hos ihres Oheims Jrminfrid. Da die Mutter gestorben war, hielt es der Vater wohl für geraten, seiner hochgebildeten Schwägerin Amalaberga die Tochter zur Erziehung zu übergeben. Auch den Vater verlor Radegunde bald. Wir wissen zwar nicht, in welchem Kampfe er getötet wurde, doch ist er schon vor Jrminfrid gefallen. In einem zweiten Liede „An Artachis"1) läßt Radegunde Fortnnatns für sich sprechen: „Erst ist der Vater gefallen, ihm folgte der Onkel im Tode, Beider Geliebten Verlust traurige Wunden mir schlug." Auf Burg Scidingi verlebte Radegunde sonnige Tage der Kindheit in Gemeinschaft mit ihrem Vetter und Jugendgespielen Amalasrid. J'n dem Briefe „An Amalasrid"2) gedenkt sie der glücklichen Jugend: „O, so gedenke doch nur, was in Frühlingstagen der Jugend, Lieber Amalasrid, ich, Radegunde, dir war. Wie du mich damals geliebt, ein hold ausblühender Knabe, Du, den des Himmels Huld gütig zum Vetter mir gab. Damals ersetztest du mir den gemordeten Vater, die Mutier, Schwester und Bruder, du warst alles, du Einziger, mir! Wenn du mich nahmst in den liebendenarm, wenn küssend ich an dir Hing, ergötzte das Kind höchlich ein freundliches Wort. Eine Stunde getrennt von dir, zum unendlichen Zeitraum Ward sie mir." — In fränkischer Gefangenschaft: In dem Kriege Jrminsrids mit den Franken wurde sie von den Feinden gefangen genommen und mit ihrem Bruder eine Beute des Königs Chlotar. Sie war damals gegen 10 Jahre alt. Chlotar ließ sie in sein Reich bringen und auf einem feiner Meierhöfe von den besten Lehrern unterrichten. Damals schon las Radegunde am liebsten die Bibel und die Lebensbeschreibungen der Heiligen. Sie sollten ihr das Vorbild ihres eigenen Lebens werden; auch suchte sie durch allerlei Selbstpeinigungen Gott wohlgefällig zu fein. j) Sohn einer Tochter Amalabergas. 2) Nach einer Uebersetzung von Dr. Aug. Wilhelm. 3*

2. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 62

1909 - Leipzig : Hirt
Iv. König Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen und seine Zeit. 1840—1861. 1. Persönlichkeit. Am 15. Oktober 1795 geboren, ging Friedrich Wilhelm Iv. bei seiner Thronbesteigung der Vollendung des 45. Lebensjahres entgegen. Eine schöne, stattliche Erscheinung, hochgewachsen, ein Meister der Rede, in die Staatswissenschaften von dem berühmten Geschichtsforscher und Diplomaten Niebnhr eingeführt, im Kriegswesen noch von Scharnhorst.unterrichtet, in den schönen Künsten von dem Baumeister Karl Friedrich Schinkel und dem Bildhauer Christian Rauch ausgebildet. Der religiöse Grundton seines Wesens, der in den Worten ausklang: „Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen", stammte von seiner Mutter, de/leid' geprüsten Königin Luise. Er war vermählt mit der Prinzessin Elisabeth von Bayern. Zu seinen ersten Regierungshandlungen gehört der Straferlaß, die Amnestie für die sogenannten politischen Vergehen. Ernst Moritz Arndt erhielt seine Professur in Bonn wieder, der Turnvater Jahn, Fritz Reuter und die übrigen Opfer der Demagogenverfolgung wurden in Freiheit gesetzt. Bedeutende Gelehrte, wie den Naturforscher Alexander von Humboldt, die Sprachforscher Jakob und Wilhelm Grimm, die Geschichtsforscher Droyfen, Mommsen, Giesebrecht, den Geographen Ritter, den Altertumsforscher Lepsius, den namhaftesten Kenner der altägyptischen Geschichte, und viele andre wissenschaftlich bedeutende Männer berief er an die preußischen Universitäten. Baumeister, Maler und Bildhauer erhielten von ihm Anregung und ehrenvolle Beschäftigung. Das Stammschloß seiner Familie, die Burg Hohenzollern, das Schloß Marienburg in Westpreußen, den Sitz der Hochmeister des ehemaligen Deutschen Ordens, ließ er wiederherstellen und legte 1842 den Grundstein zum Weiterbau des Cölner Domes. Der Baumeister Stüter erhielt den Auftrag, das Neue Museum zu bauen, das die Sammlungen von Gegenständen, die auf die Kultur- und Kunstgeschichte aller Völker und aller Zeiten Bezug haben, aufnehmen sollte. Der König wollte diese Schätze des Königlichen Hauses dem ganzen Volke zugänglich machen und ihm gewissermaßen eine Kulturgeschichte der Menschheit durch Anschauungsmittel vorführen.

3. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 165

1902 - Karlsruhe : Lang
— 165 — gefärbt; hochroter und blauroter Purpur war der kostbarste; ein Pfund fo gefärbter Wolle kostete nach unserem Gelde etwa fünfhundert Mark. __ Den Phöniziern wird auch die wichtigste aller menschlichen Erfindungen, die Erfindung der Schrift, zugeschrieben. Doch möchte sich ihr Verdienst hierin daraus beschränkt haben, daß sie die ägyptische Hieroglyphenschrift vervollkommnet und bequemer zum Gebrauche eingerichtet haben.*) Die phönizische Religion war heidnisch; der oberste Gott wurde Baal, die höchste Göttin Astarta genannt. Die Religionsgebräuche waren durch Menschenopfer und andere Greuel verunstaltet. Die Phönizier hatten kein gemeinsames Staatswesen. Jede Stadt bildete einen Freistaat sür sich, der von den vornehmen Geschlechtern regiert wurde. Manchmal geschah es auch, daß eiu tatkräftiger und ehrgeiziger Mann sich zum Könige einer Stadt auswarf. Übervölkerung der Städte oder auch bürgerliche Zwistigkeiten gaben oft Veranlassung, daß ein Teil der Einwohner mit all ihrer Habe in fernere Gegenden zog, um dort eine Kolonie zu grüudeu. Solche Kolonien waren auf der Insel Malta, Palermo auf Sizilien, Eadix in Spanien und das berühmte und mächtige Karthago, eine Gründung der Tyrier. Ii. |>ie Griechen. 1. Die Achäer. Der südliche Teil der Balkanhalbinsel war schon 1500 Jahre vor Christi Geburt von einer Nation bewohnt, die in viele einzelne Stämme geteilt war. Ihr Gesamtname war in frühester Zeit Achäer, später Hellenen; wir nennen sie, dem Gebrauche der Römer folgend, Griechen. Daß der 9tarne des angeblichen Erfinders Thot oder Taut nur ein sagenhafter und kein geschichtlicher ist, wird wohl keiner weiteren Erörterung bedürfen. Unser Alphabet — schon der Name Alphabet ist phönizischen Ursprunges - stammt unzweifelhaft von dem phönizischen Alphabet ab; dies läßt sich aus vielen Buchstabenformen und besonders aus der Reihenfolge der Buchstaben beweisen. Die Deutschen haben ihre Schrift von den Römern erhalten; den italienischen Völkern haben sie entweder die Phönizier selbst, oder^die Griechen gebracht. Die Schreibweise der ägyptischen Hieroglyphen hat ihr Wesen darin, daß in au für das Zeichen eines Lautes das Bild eines Gegenstandes malte, dessen Benennung in der ägyptischen Sprache mit dem Laute begann, den man Ichreiben wollte; man würde das deutsche Wort „Ast" in ähnlicher Weise darstellen, etwa durch die drei Bilder von Axt, Säge, Traube (Ast). Ganz meielbe Weise tritt uns in der phönizischen Schrift entgegen; nur wird für denselben Laut immer dasselbe Lautzeichen angewendet, und die Zeichen selbst haben nicht mehr den Charakter von Bildern, obgleich derselbe bei vielen^wch leicht erkennbar ist. Aber eben bannn werden wir die phöni= znche echrift nicht für eine neue Erfindung, sondern nur für eine — aller= bings höchst verdienstvolle — Verbesserung der ägyptischen halten bürsen.

4. Abriß der Weltgeschichte mit eingehender Berücksichtigung der Kultur- und Kunstgeschichte für höhere Mädchenschulen - S. 156

1891 - Leipzig : Voigtländer
Erste Periode. Vom Beginn der Reformation bis znui Westslischen Frieden 15171648. Das Zeitalter der Religionskmpfe. 115. Martin Luther. Im Laufe der Zeit waren in die christliche Kirche mancherlei Mi-brauche eingedrungen, und das Bedrfnis einer Verbesserung der Herr-schenden kirchlichen Zustnde machte sich immer strker und dringender geltend. Gleichwohl hatte die groe Kirchenversammlung zu Konstanz das Verlangen nach einer Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern" nicht befriedigt. Da trat als Refor-mator Martin Luther auf. 1. Der junge Luther. Martin Luth er war am St. Martinsabend, 10.No-fem6er 1483, zu Eisleben am Harz geboren. Von seiner Herkunft erzhlt er: Ich bin eines Bauern Sohn: mein Vater, Grovater, Ahnherr sind rechte Bauern Sem est. Hernach ist mein Vater gen Mansseld gezogen und daselbst ein Berghauer worden." Der Vater hie Hans Luther und wohnte anfnglich im Dorfe Mhra unweit Salzungen, dann zog er nach Eisleben. Allda" so berichtet Luthers ltester Biograph Mathesius segnete Gott seine Bergarbeit und bescherte ihm bald darauf zwei Schmelzfen zu Mansfeld, da er sein Shnlein mit Ehren erziehen konnte. Und da Martin zu seinen vernnftigen Jahren kam, lie ihn sein Vater in die lateinische Schule gehen, wo der Knabe seine zehn Gebote, Kinderglauben, Vaterunser, neben der Grammatik und christlichen Gesngen fleiig und schleunig gelernt. Hernach, da er in sein vierzehntes Jahr ging, hat ihn sein Vater nach Magdeburg in die Schule gesandt, welche damals vor vielen andern weit berhmt war. Daselbst ist der Knabe, wie manches ehrlichen Mannes Kind, nach Brot gegangen und hat vor den Brgerhusern gesungen. Im folgenden Jahre begab er sich nach Eisenach (auf die Lateinschule). Als er daselbst auch eine Zeit-

5. Geschichte des Mittelalters - S. 40

1888 - Wiesbaden : Kunze
40 Erste Periode des Mittelalters. der Übergabe Ravennas sicherte Theodorich seinem Gegner Leben und Freiheit zu; allein wenige Tage nachher wurde Odoaker einer Verschwörung beschuldigt und bei einem Mahle getötet. Theodorich eroberte ganz Italien und erhob Verona und Ravenna zu seinen Residenzen. Auch Sizilien, die südlichen Alpenländer und Südgallien unterwarf er seinem Zepter. Er behandelte die Bewohner seines neu gestifteten Reiches mild und gerecht und hielt römische Sitten und Gebräuche möglichst bei. Seinen Goten (gegen 200 000 streitbare Männer) gab er das Drittel der Ländereien, welche Odoakers Leute in Besitz hatten, ließ die Gesetze und die Verfassung des römischen Staates bestehen, sodaß die Römer stets nach römischem Rechte gerichtet wurden, und machte alle Unterthanen steuerpflichtig. Die Goten dagegen behielten ihre eigenen Einrichtungen. Ihnen wies er den Wehrstand als ihren Beruf an, die Geschäfte des bürgerlichen Lebens den Römern. Darum mußten die Goten unablässig in den Waffen sich üben, und ihre Kinder durften feine römischen Schulen besuchen, weil nach der Vorstellung des Königs diejenigen nicht ohne Furcht die feindlichen Schwerter erblicken würden, welche schon jung vor der Rute des Lehrers gezittert hätten. Sowie er fein Volk zu tüchtigen Kriegern heranzubilden bemüht war, ebenso förderte er unter den Eingebornen Ackerbau, Gewerbe, Kunst und Wissenschaft. Aber die Römer fügten sich nur mit Unwillen der Gotenherrschaft, und die religiösen Streitigkeiten zwischen Arianern und Katholiken dauerten fort. Die verschiedenen Religionsparteien verfolgten sich aller Orten, doch der arianisch gesinnte Theodorich war weit davon entfernt, die Katholiken seines Landes irgendwie zu kränken oder zur Änderung ihrer Ansichten zu zwingen. Trotzdem erntete er nur Undank. Da nämlich im griechischen Reiche unter der Regierung des Kaisers Justin die Arianer grausam verfolgt wurden, so erachtete es Theodorich für feine Pflicht,-, feinen bedrängten Glaubensbrüdern beizustehen, und bat durch den Bifchof Johannes den Kaiser Justin, er möge die den Arianern im griechischen Reiche entrissenen Kirchen zurückgeben. Justin empfing den römischen Bifchof mit großen Ehren, lehnte aber dessen Vermittelung ab. Dadurch wurde Theodorich so argwöhnisch, daß er nicht nur den heimkehrenden Bischof einkerkern ließ, sondern auch in feiner Umgebung eine Verschwörung ahnte. Der römische Senator Albinus wurde angeklagt, er stehe mit Kaiser Justin in verräterischem Brieswechsel, und Theodorich mißtraute jetzt der ganzen römischen Adelspartei. Boethius, der reichste und gebildetste Senator,

6. Das Altertum - S. 63

1907 - Leipzig : Voigtländer
§ 38. Die griechische Kultur seit dem Peloponnesischen Kriege. ßi Kleinasien war ein Sitz der Wissenschaften und halte eine stattliche Bibliothek; als die ägyptischen Herrscher aus Eifersucht die Ausfuhr des Papyrus verboten, erfand man in pergamum das Pergament. 3. Einwirkung der Griechen auf andere Völker. So wurden ö*eöeutuu9 die hochbegabten und bildungseifrigen Griechen durch ihre Kultur die ^ ®ned,tn Lehrmeister anderer Völker bis auf die heutige 5eit; auch wir Deutschen verdanken ihnen viel. 4. Griechenlands jetziger Zustand. Die Nachkommen der ^eu|t|tclöe3u' Griechen haben sich ihrer Ahnen nicht würdig gezeigt. 3do einst „der Tempel heitre Wände" glänzten, wo in belebten Städten Wohlhabenheit und Bildung herrschte, wo fleißige Hände selbst auf kargem Boden fruchtbare Gärten erschufen, wohnt jetzt zumeist Hrmut und Unordnung, Unwissenheit und Trägheit.

7. Von der Bildung des Fränkischen Reiches bis zum Westfälischen Frieden - S. 24

1905 - Leipzig : Hirt
Das Deutsche Reich des Mittelalters. Wohl ist auch jetzt vom Siege er wieder heimgekehrt, Joch nicht des Reiches Feinden hat mchtig er gewehrt; Es tst der eigne Bruder, den seine Waffe schlug, Der dreimal der Emprung blutrotes Banner trug. Zu Quedlinburg im Dorne ertnt die Mitternacht vom Priester wird das Vxfer der Messe dargebracht; Es beugen sich die Kniee, es beugt sich jedes herz, Gebet in heil'ger Stunde steigt brnstig himmelwrts. Da ffnen sich die Pforten, es tritt ein Mann herein; <Es hllt die starken Glieder ein Berhemde ein; Er schreitet zu dem Kaiser, er wirft sich vor ihn hin Die Knie er ihm umfasset mit tiefgebeugtem Sinn. Bruder, meine Fehle, sie lasten schwer auf mir, hter liege ich zu Fen, Verzeihung flehend, dir, was ich mit Blut gesndigt, die Gnade macht es rein, vergib, o strenger Kaiser, vergib, du Bruder mein." Doch strenge blickt der Kaiser den snd'gen Bruder an: Zweimal Hab' ich vergeben, nicht frder mehr fortan, Die Acht ist ausgesprochen, das Leben dir geraubt, Nach dreier Tage Wechsel, da fllt dein schuldig Haupt!" Bleich werden rings die Fürsten, der Herzog Heinrich bleich, Und Stille herrscht im Kreise, gleichwie im Totenreich; Man htte mgen hren jetzt wohl ein fallend Laub, Denn feiner wagt zu wehren dem Lwen feinen Raub. Da hat sich ernst zum Kaiser der fromme Abt gewandt, Das ew'ge Buch der Bcher, das hlt er in der Hand. Er liest mit lautem Munde der heil'gen Worte Klang, Da es in aller herzen wie Gottes Stimme drang. Jund Petrus sprach zum Herren: Nicht so? Gengt ich Hab', wenn ich dem snd'gen Bruder schon siebenmal vergab? Doch Jesus ihm antwortet: Nicht siebenmal vergib, ~ Nein, siebenzigmal sieben; das ist dem Vater lieb." Da schmilzt des Kaisers Strenge in Trnen unbewut, Er hebt ihn auf, den Bruder, er drckt ihn an die Brust! Ein lauter Ruf der Freude ist jubelnd rings erwacht. Nie schner ward begangen die heil'ge Weihenacht! Bruno. Whrend diese Verwandten feindlich gegen den König auf-traten, stand fein Bruder Bruno mit unerschtterlicher Treue ihm stets zur Seite. Er war des Knigs Reichskanzler und Hoskaplan, spter wurde er Erzbischof von Cln und Herzog von Niederlothringen. Mit unermdlicher Kraft und seltner Ausdauer arbeitete Bruno in den Reichs-geschsten und widmete seine Muestunden dem Studium. Er ist der eigentliche Begrnder der deutschen Hochschule. In seiner Domschule zu Coln wurde eine Reihe vorzglicher Männer ausgebildet, die spter als Btfchfe und Reichsfrsten ihren Namen berhmt gemacht haben.

8. Von der Bildung des Fränkischen Reiches bis zum Westfälischen Frieden - S. 111

1905 - Leipzig : Hirt
3. Aus der Kulturgeschichte des Zeitalters der Kirchentrennung. 111 Herrn anbeten. Hierfr sollten sie die Gabe zu schaden erhalten. Als Mittel dienten ihnen angeblich Salben und Trnke, die in der sogenannten Hexenkche bereitet wurden. Man glaubte, sie besen eine Salbe, durch deren Anwendung sie befhigt wrden, auf einem Besen oder auf einem vom Teufel gestellten Bock zum Kamin hinaus hoch durch die Luft zu dem Versammlungsorte zu reiten, wo der Teufel von Zeit zu Zeit Rechen-schaft der das von ihnen verbte Unheil fordere. Als solcher Versamm-lungsort galt in Deutschland der Brocken im Harzgebirge. Der Glaube an Hexen ist nicht in Deutschland entstanden. Was die alten gypter und Griechen von Zauberern und Zauberinnen erzählen, ist nichts andres als Hexenglaube unter einem andern Namen. Das Zwlftafelgesetz der Rmer verbietet das Verhexen des Getreides von einem Felde auf das andre, das von Frauen durch Drehen einer Spindel geschehen sollte. Durch die Rmer ist der Glaube an die Hexen unter den romanischen Vlkern allgemein geworden, und die Berhrung mit diesen hat auch den Deutschen diesen Aberglauben gebracht. Bischof Burkard von Worms, der unter den Kaisern Heinrich Ii. und Konrad Ii. lebte, schritt dagegen ein, indem er befahl, den Christen bei der Gewissens-Prfung die Frage vorzulegen, ob sie an Hexen glaubten. Daraus geht erstens das Vorhandensein des Hexenglaubens beim Volke hervor, und zweitens die Bekmpfung desselben durch die kirchliche Behrde. Seitdem sind Mitglieder der hohen und niedern Geistlichkeit wiederholt dem Hexen-glauben entgegengetreten. Trotzdem erreichte er seit dem 14. Jahrhundert eine groe Aus-dehnung. Genhrt wurde dieser Aberglaube dadurch, da besonders seit der Mitte des 16. Jahrhunderts das gewhnliche Volk mit einer Unmasse von aberglubischen Schriften, Hexen- und Zauberbchern berflutet wurde. Das getuschte Volk forderte die Bestrafung der sogenannten Hexen, und so kamen die Hexenprozesse in Aufnahme, die manches unschuldige Leben gefordert haben. Die Peinliche Halsgerichtsordnung" Kaiser Karls V., ein Gesetz, das im Jahre 1532 erlassen wurde, setzt den Feuertod auf die Zauberei. Diejenigen, die als Hexen verklagt waren, wurden der Folterqual unter-warfen, und unter den grlichen Schmerzen gestanden sie nicht selten die Verbrechen, die man ihnen zur Last legte, ein. Durch diese erzwungenen Gestndnisse wurde das Volk in seinem Hexenglauben bestrkt. In allen Lndern des Deutschen Reiches sind Hexenprozesse und Hexenverbrennungen vorgekommen. Niemand war sicher vor der blinden Wut der Anklger und der Habgier der Richter. Weder das Amt des Brgermeisters noch das priesterliche Kleid schtzten vor dem brennenden Holzstoe, den Habgier und Aberglaube anzndeten. Obschon bedeutende Kanzelredner gegen die Hexenverbrennung eiferten, nahm sie doch ihren Fortgang. Erst das Auf-treten des rheinischen Arztes Dr. Weyer und eine Schrift des Jesuiten

9. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 217

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
217 Hagel, schwere Gewitter und Feuersbrnfte, und allerlei Unglck an Menschen und Vieh wuten sie durch den unheimlichen Blick ihrer Augen, durch Berhrungen oder vergiftete Frchte, durch Salben und Trnke, die in der Hexenkche bereitet wurden, anzurichten. Reitend auf einem Besenstiel flogen sie durch den Schornstein zum Blocksberge, um dort in der Walpurgisnacht den Hexensabbat zu feiern. Wer der Hexerei angeklagt war, auf den warteten die frchterlichsten Qualen. Zur Erzwingung des Gestndnisses wurden die Folter und andere' grliche Marterwerkzeuge angewandt, und um von den entsetzlichen Schmerzen befreit zu werden, gestand gar mancher Verbrechen, die er niemals begangen hatte. Die Hexerei wurde mit dem Tode bestraft. Am frchterlichsten wteten die Hexenprozesse, seitdem der Hexenhammer" erschienen war, ein Buch, worin Mdchen und Frauen in der schndlichsten Weise der Hexerei beschuldigt wurden. Wer sich an seinem Feinde rchen wollte, suchte ihn durch eine falsche Anklage wegen Hexerei dem Richter zu berliefern: schnde Habgier und die grausame Anwendung dtr Folter fhrten zu ungerechten Urteilen, die das Volk in dem Whnglauben an die Hexen noch mehr bestrkten. Tausende von unschuldigen Jungfrauen und Frauen haben, als Hexen verurteilt, ihc Leben auf Scheiterhaufen oder an Brandpfhlen lassen mssen. Man schtzt die armen Opfer auf 100 000, und in Deutschland, wo die Hexenverfolgung im 16. und 17. Jahrhundert smtliche Lnder, die der protestantischen Fürsten nicht minder als die der katholischen, wie eine Geistes-krankheit durchzog, gibt es wohl keinen Winkel, wo nicht Hexen verbrannt wurden. Kein Stand, kein Alter, kein Geschlecht blieb verschont, nicht einmal die hhere Geistlichkeit. Kinder von 16 Jahren fielen dem Hexenwahn zum Opfer. Erst infolge des mutigen Auftretens des Jesuitenpaters Friedrich von Spee (t 1635), der als Beichtvater viele unschuldige Opfer zum Scheiter-Haufen begleitet halte und durch Wort und Schrift2) zum Kampfe gegen dieses Unwesen aufforderte, und infolge des Einflusses des protestantischen Rechts-gelehrten Christian Thomasins in Halle lieen die Hexenverfolgungen allmhlich nach. Aber noch im 18. Jahrhundert fanden, namentlich in Mecklenburg, vereinzelte Hexenprozesse statt; im Jahre 1783 wurde die letzte Hexe, ein siebzehnjhriges Mdchen, im Kanton Glarus verbrannt. Der Glaube an das Vorhandensein von Hexen ist unter dem gewhnlichen Volke, zumal auf dem Lande, auch heute noch nicht vollstndig geschwunden, wie auch der Aberglaube und der Glaube an Spuke" noch weit verbreitet ist. Kunst. 1. Die Dichtkunst. Das Wiedererwachen des Studiums der grie-chischen und rmischen Literatur wirkte anregend und befruchtend auf die Dichtkunst, und fast berall fehen wir sie zu neuer Blte erwachen. Die Stadt Wolfenbttel umgab im 17. Jahrhundert ein ganzer Wald von verkohlten Pfhlen, an denen Hexen verbrannt waren. 2) Cantio criminalis seu de processibus contra sagas der", ist^der Titel des bekannten Buches.

10. Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien - S. III

1877 - Leipzig : Teubner
Vorrede zur ersten Auflage. (Verkürzt.) Der erste Gedanke zu diesem Werke ist von dem Herrn Verleger ausgegangen, der den Unterzeichneten zur Uebernahme der Redaction aufgefordert hat. Daß unserer mit dem Studium des classischen Alterthums, als dem unerläßlichen Mittel jeder wahrhaften höheren Bildung, beschäftigten Jugend Dadurch ein wesentlicher Gewinn erwachsen werde, mußte auf den ersten Blick einleuchtend sein. Eiue andere Frage war es dagegen, ob nicht einem solchen Bedürfnisse bereits durch anderweitige Arbeiten abgeholfen fei; indessen, mußte auch hierauf bald eiue verneinende Antwort gegeben werden. Die große Real-Encyklopädie des classischen Alterthums, welche von A. Panly begonnen, von Chr. Walz und Teuffel fortgefetzt und in 6 starken Bänden zu Eude geführt worden, konnte bei ihvem mit wissenschaftlicher Ausführlichkeit verfolgten Umfange und ihrem demgemäß fehr hohen Preise in keiner Weise hierher gezogen werden; nicht blos in der Masse des zu Gebenden, sondern auch iu der Art und Weise war für das vorgesteckte praktische Bedürfniß ein ganz anderer Weg erforderlich, und es war außerdem vorauszusehen, daß ein so großes Werk unmöglich das Gemeingut der deutschen Lehrer, geschweige deuu der Jugend, werden könne. Eine andere Bcwandtniß mußte es dagegen mit dem Real-Schnl-Lexikon von Kraft und Müller in Hamburg haben, wovon freilich damals, als der Plan zu gegenwärtigem Werke gefaßt wurde, nur der erste Band erschienen war. Wenn also auch die völlige Beendigung erwartet werden konnte, so war doch auch dieses Werk schon auf eine größere Ausdehnung und, nach Maßgabe der tu ziemlich bedeutendem Umfange gegebenen literarischen Nachweisungen, zugleich auf das Bedürfuiß der Lehrer berechnet, so daß weniger Hoffnung vorhanden schien, es werde dasselbe so recht allgemein in die Hände der Jugend kommen können. Es mußte also die Aufgabe fein, den Umfang des Werkes wenigstens auf die Hälfte des Raumes zu beschränken, aber zu dem Ende cutch in der ganzen Behandlnngsweise alle biejenigen Veränderungen eintreten zu lassen, die der Zweck, den Studien unserer Schüler und eben damit dem unmittelbaren Nutzen der Schule zu dienen, nur irgendwie erfordern oder zulassen konnte. Dies war im wesentlichen eine Beschränkung des Inhalts auf diejenigen Seiten und Theile des Alterthums, deren Erkenntniß für unsere in Gymnasien unterrichtete Jugend wichtig und angemessen ist, auf den Bereich der vorzugsweise iu Schulen gelesenen Clafsiker, auf alle diejenigen Gebiete und Gegenstände des Alterthums, deren Verständniß dem junger Leser so recht anschaulich und fruchtbar gemacht werden kann. Es galt also vor allen Dingen, einerseits die rechte Lesung der großen Alten selbst zu unterstützen, andererseits von kleinen Puncten aus einen Ueberblick über größere Partieeu und eine Einsicht in den Zusammenhang des antiken Lebens und Denkens zu vermitteln. Aus biesem Grunde mußte ein sorgsames Bemühen darauf gerichtet sein, eine Menge vereinzelter und eben bannn anhaltslos verschwinbenber Notizen in Ein größeres Ganze zusammen zu sasseu, was überall, wo eiue organische ober innerliche Fortentwickelung gegeben ist, namentlich also auf dem Gebiete der politischen und Cultur-Geschichte, am leichtesten, bagegen insbesondre bei den geographischen Artikeln weniger zu erreichen war, wo benn freilich auch eine kurze Orientirnng über Lage und Bebeutuug eines Orts oftmals vollkommen genügt, währenb eine Verweisung auf das größere Ganze, dem es angehört, bisweilen unnöthigeu Raum in Anspruch nimmt und beim Gebrauche unbequem ist. So ist eine ganze Reihe allgemeiner und zufammenfasfenber, von den ver-fchiebensten Mitarbeitern verfaßter Artikel entstauben: Baukünstler, Belagerung, Bitbhauer, Bücherwesen, Disciplina militaris, Divinatio, Epos, Erziehung, Exercitus, Geograpkia, Grammatiker, Historia, Iudicia, Kleidung, Komoedia, Lyrische Poesie, Mahlzeiten, Musica, Mythologie, Opfer, Priester, Proceß, Iiqösosol, Religion, Schauspiele, Schulwesen, Staatssormen, Sternbilber, 1 ragoe-dia, Yectigal, Volkslied, Winde, Zauberei; aus demselben Grunde würde von einigen Kriegen, wie den punifchen, dem peloponnesischen, dem trojanischen rc., eine Uebersicht gegeben, während es bei anderen ohne Beeinträchtigung der dahinein gehörenden besonderen Artikel nicht wohl möglich schien; bei noch anderen scheiterte es vorläufig au der eigenthümlichen Schwierigkeit, mit der natürlich die Abfasfung solcher Uebersichten verbunden ist. Es konnte dem Herausgeber nicht entgehen, daß die praktische Ausführung eines solchen Planes mit den größten Schwierigkeiten verbunden fei. Aus der Thätigkeit eines einzigen Mannes hervor- gegangen, wäre die formelle Einheit und Abrundung des Werkes gewiß eine viel größere, mit mehr Sicherheit und Umsicht gehandhabte gewesen; aber feinem Inhalte nach hätte es nothwendig ein-
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