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Kriegssteuer, 100 000 Taler von der Stadl und 50 000 Taler von der katholischen Geistlichkeit, in den vier Tagen nicht zusammengebracht worden war.
Reichstruppen und Franzosen in Erfurt: Bald daraus
sah Ersurt ein anderes soldatisches Schauspiel. Reichstruppeu und Franzosen quartierten sich in überaus großer Zahl in ihr ein. Der Obergeneral der französischen Truppen, Prinz v. Sonbise, hielt am 25. August 1757 seinen Einzug. Er stieg mit seinem ihm in 5 sechsspännigen Kutschen nachfahrenden Gefolge in der Statthalterei ab. Eine Kompanie kurmaiuzifche Grenadiere besetzte mit fliegender Fahne und klingendem Spiel vor ihr die Wache. Der Prinz wurde von dem Statthalter, einigen Gesandten der kurfürstlichen Regierung und von den Abgeordneten der Universität aufs ehrenvollste „bekomplimentiert" (s. Nr. 58).
Abermalige Besetzung der Stadt durch die Preaitzen: Mitte September rückte die Besatzung wieder ab, um den heranziehenden Preußen zu entgehen (s. Nr. 59).
Das Jahr 1759 sah abermals eine große Menge Preußen in Erfurts Mauern. An Kriegssteuern wurden diesmal 200000 Reichstaler gefordert. Diese Summe wurde aber aus 100 000 Taler, zahlbar in drei gleichen Raten mit sechswöchigem Abstande, ermäßigt. Außerdem hatte die Stadt 80 vierspännige Wagen, die auf drei Tage mit Futter zu versehen waren, zu stellen.
Straßenkampf: In diesem Jahre kam es auch zu einem
Straßenkampfe. Gegen Abend des zweiten Weihnachtstages langten einige hannovrische Packwagen an (England, dem Hannover gehörte, war mit Preußen verbündet), und die sie begleitenden hannovrischen Jäger wurden hier einquartiert. Die Bürger übernahmen wie immer, wenn Preußen oder ihnen verbündete Truppen in der Stadt waren, die Wache, während sich die mainzische Besatzung aus die Festung zurückzog. Da sielen am 28. Dezember gegen 11 Uhr vormittags ganz unerwartet zwei Kanonenschüsse vom Petersberg, und sogleich geriet alles in Ausregung. Die Hannoveraner liefen mit ihren Tornistern zusammen und stellten sich in der Gegend der Gasthöfe zum Schlehendorn (Hotel Rheinischer Hos) und Huscisen (Regierungsstraße Nr. 14) aus. Es dauerte auch nicht lange, da kamen kaiserliche reitende Jäger zum Löbertor her-eingesprengt. Sofort schlossen sich die Hannoveraner eng zusammen und feuerten tapfer auf die Reiter. Doch von der Uebermacht hart bedrängt, mußten sie sich auf die Langebrücke zurückziehen. Die kaiserlichen Jäger solgten nach, und es entspann sich ein heftiges Scharmützel. Der Kugelvorrat der Hannoveraner war bald verschossen. Sie mußten sich ergeben und wurden samt ihren Wagen zum Löbertor hinaus nach Arnstadt abgesührt. Während des Gefechtes waren die Einwohner in großer Bestürzung; einen so hitzigen Straßenkampf hatten sie noch nicht erlebt. Aengstlich wurden alle Türen und Fensterläden der Häuser geschlossen, und
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Extrahierte Personennamen: August Straßenkampf
Extrahierte Ortsnamen: Erfurt Erfurts England Hannover Petersberg Arnstadt
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Mehrere 1000 Arbeiter aus der Stadt und ihren Dörfern und aus den angrenzenden Fürstentümern arbeiteten täglich an diesem Werke, mitunter sogar bei Fackelschein. Auch die Bürger selbst mußten aus Besehl mit schanzen. Die Arbeit begann am Peters-berge. Hier wurden die alten Geschützwälle abgetragen und dafür neue errichtet. Die spitzen Dächer der Kasernen und Schutzturme wurden durch ebene ersetzt; auch neue Schanzen und tiefe Laufgräben wurden angelegt. Die Cyriaksburg teilte mit dem Petersberg dasselbe Schicksal. Hierauf kam die Reibe an die Stadtwälle. Diese beliebten Spazierwege, bisher eine große Zierde der Stadt, wurden in kahle Verschanzungen umgewandelt. Ihr herrlicher, alter Baumbestand siel unter den Aerten der französischen
Zerstörer. Die Aussicht von ihnen in das weite Vorland wurde durch eine hohe Brustwehr versperrt. Auch einige Tore samt ihren Brücken riß man nieder und verschanzte sie. Die Stadtgräben'
aber, die man ausgetrocknet und urbar gemacht hatte, wurden wieder verlieft und mit Gerawaffer gefüllt. Dadurch fetzte man die ganze Gegend und die Felder vom Dreienbrunnen bis zum Löbertor und verschiedene Gärten innerhalb des Walles unter Wasser. Selbst in die Keller vieler Bürgerhäuser drang das Wasser, das sich unterirdisch verbreitete, ein, wodurch den Bewohnern großer Schaden erwuchs. In der Stadt wurden mehrere alte Türme und ehemalige, schöne Kasernen bis zum Erdboden abgetragen oder in feste Pulver- und Kugelkammern verwandelt. Zu-
letzt verwüstete man noch die fruchtbaren, rings um die Stadt gelegenen Gärten, Weinberge und Felder.
Zu Anfang Oktober erhielten dann die Bürger den Befehl, sich auf vier Monate mit Lebensmitteln zu versehen oder die Stadt zu verlassen. Die Ausführung dieser neuen Anordnung bereitete den Bürgern großen Verdruß; denn kaum halten sie das Notwendigste eingekauft, so wurden sie aufgefordert, soundsoviel Scheffel Mehl und soundsoviel Pfund Fleisch auf die Festung zu liefern. Wobt oder übel mußte dann mit dem Einkauf wieder von vorn angefangen werden. Auch bares Geld wurde fortwährend verlangt. Wehrten sich aber die Bürger gegen die Zahlung, so wurden einige als Geiseln auf den Petersberg gebracht, und es hieß: Folgt ihr jetzt nicht, so erschießen wir sie. Die beiden Buchhändler Kevser, Pater und Sohn, saßen immer abwechselnd auf der Feste. Man holte sie mit Vorliebe, weil sie ihre Treue und Anhänglichkeit an Preußen wenig verbargen. (Nach Const. Beyer.)
74. Die flrforder Gciifeln.
'S war Anne dräiz'n, da waren die Franzusen noch Härre äbber de Stadt Arford o schräbben Stäiern aus wie verreckt, die hußeu fc Sempeln, on die moßten die Bärger uffbrenge, on nahmen sich dassertwägen a Stockcr viere rächt angesiehne Bärger als Gai-
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leicht jener Abreise vor 5 Jahren, wo ihn die Stadt aus der Höhe seiner Macht gesehen, umringt von Königen und Fürsten? Auch damals gab ihm der Donner der Geschütze das Geleit, aber es waren Freudenschüsse. Und jetzt? — (Nach Const. Beyer u. a.)
7ö. Belagerung Erfurts.
1813—1814.
Grotze Not der Belagerten: Am Morgen des 25. Oktobers wurden, nachdem der Kaiser die Stadt verlassen hatte, alle Tore Erfurts gesperrt, und schon tags darauf erschienen die verbündeten Armeen aus der Höhe des Stoll- und Ringelberges.
Die Belagerung der Stadt nahm hiermit ihren Anfang. Bald wurde die Lage der Bürger eine sehr traurige. Die Preise der Lebensmittel stiegen ins ungemessene, manche waren kaum für Geld zu bekommen, z. B. Butter, Eier, Käse und bergt., höchstens noch zu unerschwinglichen Preisen. Das Nößel Milch kostete
2 Groschen, das Schock Eier 3 bis 4 Reichstaler, eine Gans
3 Reichstaler, ein Pfund Speck 10 bis 12 Groschen und ein Pfund Kaffee 2 Reichstaler 16 Groschen. In den Kramläden konnte man auf einmal höchstens einige Lot Kaffee erhalten, viele Kaufleute hatten überhaupt keinen mehr zu verkaufen; ebenso gab es keine Seife mehr, auch Hammelfleisch war nicht mehr in der Stadt zu haben. Das vorrätige Salz hatten die Franzosen mit Beschlag belegt; den Bürgern wurden davon nur ganz kleine Mengen für den täglichen Gebrauch abgelassen. Noch schlimmer wurde die Lage der Bewohner durch die sortgesetzten Beitreibungen, welche die Franzosen zur Versorgung der Truppen und zur Bequemlichkeit der Offiziere mit militärischer Strenge ausführten. Fast täglich wurden Getreide, Schlachtvieh, Heu und Stroh, Betten, Tischzeug, Hanf, Wundleinwand, neue Leinwand, Kaffee, Zucker, Zitronen, weiße Pfeifen und alles gleich zu mehreren 1000 Pfunden oder Stücken gefordert, wobei die Soldaten oft die größte Gewalt gebrauchten. Selbst die Offiziere schämten sich nicht, eine geraubte Kuh oder einen Korb mit Hühnern oder eine Stange mit Talglichten oder dergleichen mit ihren Soldaten nach dem Petersberge zu schaffen. Weigerten sich die Bürger, so gab es Prügelsuppe und blutige Köpfe auf beiden Seiten. Ernstlicher Widerstand war ganz unmöglich. Der französische Statthalter hatte einer Gesandtschaft von Bürgern gegenüber erklärt: „Lassen Sie es Ihre Mitbürger nicht vergessen, daß sie unter meinen Kanonen sitzen und nicht räsonieren dürfen!" Alles Zusammentreten und Besprechen aus der Straße war den Bürgern untersagt, ebenso war ihnen das Herausgehen ins Freie aufs strengste verboten.
Ausfälle der Franzosen und Beschießung der Stadt: Bald fingen auch die anderen Schrecken einer Belagerung an. So ging ant 29. Oktober das lieblich zwischen Gärten und Wein-
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weiten Pelzschuhen machen konnte. Viele halten die Füße nur mit Stroh, Decken, Lappen, Tornisterfellen und dem Filz alter Hüte umwickelt. Das Elend, das unter diesen Bejammernswerten herrschte, War unbeschreiblich. Dutzendweise starben sie auf den Straßen, und viele der Toten wurden einfach auf den Düngerhaufen geworfen, wo man sie liegen ließ.
Die Not war damals groß in Erfurt; und wie hier, fo war es auch anderwärts. Wer deshalb von den rückkehrenden Truppen nur irgend konnte, schlich nach notdürftigster Ruhe, müde und hoffnungslos, seiner Heimat zu. Die Buben ans den Straßen aber sangen:
„Ritter ohne Schwert, Reiter ohne Pferd, Flüchtling ohne Schuh', nirgend Rast und Ruh'.
So bat sie Gott geschlagen mit Mann und Roß und Wagen."
72. memoir (Denkschrift) über die Schuldenlast Erfurts.
Am 20. August 1813 überreichte eine Abordnung Erfurter Bürger dem französischen Gouverneur ein Memoir, „worin sie ein schreckliches Gemälde der Drangsale entworfen hatte, die unsere Stadt und Provinz seit dem 16. Oktober 1806 bis jetzt erduldete." Nach diesem Memoir hat die Provinz bezahlt:
1. Das vom Kaiser geforderte, auf 662 255 Frank jährlich bestimmte Maximum (Höchstsumme);
2. für die Unterhaltung der Polizei und Gensdarmen jährlich
66 000 Frank.
3. Vom 1. Jan. 1813 bis 31. Juli hat die Stadt Erfurt allein geliefert 63 400 Portionen für die Offiziere, ohne die Generals gerechnet, und 616 000 Portionen für die gemeinen Soldaten. Rechnet man die gedoppelte Summe für das platte Land, so kommen 2 038 000 Portionen im ganzen heraus, sür das Land mehr als 200 000 und für das Ganze 300 000
Rationen. An Geld angeschlagen, beträgt es die Summe von 3 351 000 Fr. (Portion u. Nation = Verpflegungsteil).
4. Das Approvisionement der Festung (Herbeischaffung der Nahrungsmittel) kostete der Provinz 373 084 Frank und die verlangten 1000 Zentner Weizenmehl 37 650 Frank.
5. Die Vorschüsse, die die Provinz zur Unterhaltung der Hospitäler geleistet, betragen seit dem 11. November bis jetzt
150 000 Frank.
6. Die Schulden der Provinz betragen 20 350 000 Frank.
Const. Beyer.
73. Die Frcmzolen verwandeln Erfurt in eine starke Feltung.
Was die Franzosen schon lange geplant, die Bürger aber für unausführbar gehalten hatten, geschah im Frühling und Sommer 1813. Die Stadt wurde in eine starke Festung umgewandelt.
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Extrahierte Personennamen: August Frank Frank Jan Frank Frank Frank Frank
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Hauptmannes, den wir übrigens durch die Uebersendnng einer Zervelatwurst geehrt hatten, die Leute wieder abzurufen. Zeitungen, die uns überbracht wurden, unter anderen „Les Nouvelles“, lieferten den Beweis, daß sie in dauernder Selbsttäuschung erhalten wurden.
Aus diesem zeitweise gemütlichen Verkehr schließe man aber nicht, daß es in Epinai, wenn auch nur zeitweise, barmlos und gemütlich gewesen sei. Der Aufenthalt ist jedem von uns wegen der unausgesetzten großen Verantwortlichkeit und Gefahr als ein wenig angenehmer unvergeßlich. Warf doch der Feind am 31. Oktober allein etwa 90—100 Granaten nach Epinai hinein.
Wie in Vorahnung eines größeren Ueberfalles wurde das Dors von Mitte November an in einen starken Verteidigungszustand gesetzt. Die Besatzung wurde außerdem auf zwei Kompanien verstärkt und der Befehl erteilt, Epinai bei einem etwaigen Angriff auf das Hartnäckigste zu verteidigen.
95. Das Gefecht bei Epinai.
30. riovember 1870.
(Brief eines 71er vom 1. Bataillon.)
„Schon einige Tage vor dem Gefechte lag es sozusagen in der Luft, daß die Franzosen von St. Denis aus nach der Nordseite gegen uns einen Ausfall wagen würden. Häufig schon waren unsere Vorposten von den Franzosen geneckt und wir infolgedessen alarmiert worden. Dabei hatte die französische Artillerie stets ein ernstes Wörtchen mitgesprochen.
Am 29. sollten wir srüh 6 Uhr Vorposten an der Seine rechts von Epinai als Fühlung an das 96. Regiment beziehen. Mil dem Schlaf hatten wir vom 28. zum 29. wenig Glück. Schon um
1 Uhr nachts wurden wir alarmiert und rückten nach der von
uns dicht hinter Enghien errichteten Schanze. Die französische Artillerie war diesmal nach unserer Seite besonders tätig. Wir legten aber auch dieser Alarmierung wenig Gewicht bei und hofften, wie gewöhnlich schon nach einer halben Stunde abtreten zu können. Die meisten hatten sich deshalb nicht mit Lebensmitteln versehen, am wenigsten für einen Tag damit versorgt. Diesmal kam es jedoch anders, denn wir mußten bis 5 Uhr morgens in unserer Stellung verharren und dann mit schweren Herzen von unserem Kaffee Abschied nehmen und Vorposten beziehen.
Wider Erwarten blieben die Franzosen gegen uns verhältnismäßig rnhrg. Dagegen überschütteten sie die in Epinai stehenden
Vorposten förmlich mit Granaten. Zum Glück aber richteten sie,
außer an ihren eigenen Häusern, keinen Schaden an.
Am 30. srüh wurden wir von 2 Kompanien des 31. Regiments abgelöst und marschierten nach unserem jetzigen Wohnsitz Enghien. Während des ganzen Vormittags hörten wir den Ka-
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254
Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
feiten der Verpflegung in der Stadt immer höher. Am 28. Januar mußte Kapitulation Paris kapitulieren; die Forts wurden übergeben und von deutschen Truppen besetzt.
Die Festung Straßburg war bereits kurze Zeit nach der Schlacht
bei Wörth von den Deutschen eingeschlossen worden. Den Oberbefehl über
die Belagerungstruppen führte General von Werder; in der Stadt
kommandierte General U h r i ch. Erst nachdem die Stadt bombardiert und
Einnahme Bresche geschossen worden war, entschloß sich dieser am 28. September zur
«trabburg Kapitulation; so kam Straßburg, nachdem es 189 Jahre lang französisch 28.
gewesen war, wieder in deutschen Besitz.
Einen Monat später fiel Metz. Die langwierige Belagerung hatte den deutschen Truppen große Beschwerden auferlegt; Ausfälle mußten zurückgewiesen werden; der Vorpostendienst war sehr anstrengend, die Verpflegung zeitweise kärglich, die Witterung sehr regnerisch, und Ruhr und andere Krankheiten fügten ihnen großen Schaden zu. Endlich entschloß sich Bazaine, da die Nahrungsmittel ausgingen, zur Kapitulation. Sie wurde ^on Metz om 27. Oktober abgeschlossen. Es war die größte Kapitulation der 37. Oktober. Weltgeschichte: 173 000 Ma>nn und 6000 Offiziere gerieten in Kriegsgefangenschaft. Den tapferen Belagerern konnte keine Erholungszeit gegönnt werden; man brauchte sie notwendig auf anderen Kriegsschauplätzen. König Wilhelm aber ernannte jetzt den Kronprinzen und den Prinzen Friedrich Karl zu Generalfeldmarfchällen und erhob Moltke in den Grafenstand.
Gambetta. § 254. Die Kämpfe mit den Provinzialarmeen. Die französische Regierung hatte ihren Sitz in Tours genommen. Hier langte G a m -b e 11 a, der anfangs in Paris geblieben war, dieses aber im Luftballon verlassen hatte, zu Anfang des Oktobers an und übernahm mit der ihm eigenen außerordentlichen Tatkraft die Negierungsgeschäfte. Ihm verdankt es Frankreich, daß es wieder eine Armee erhielt. Er leitete die Aushebungen, brachte durch Anleihen im Auslande Geld auf, kaufte ebenfalls im Auslande Kleidung, Waffen, Geschütze und organisierte so den nationalen Widerstand. Ein großer Ubelstand war es jedoch, daß er sich bei seiner gebieterischen Art, obwohl er selbst nicht Soldat war, nicht entschließen konnte, die Generäle frei handeln zu lassen, sondern häufig in die Unternehmungen eingriff und diese dadurch schädigte. Es handelte sich bei den Kämpfen der nächsten Monate um einen westlichen, einen nörd lichen und einen südöstlichen Kriegsschauplatz.
-«Lotte" Im Oktober besetzte der bayrische General vondertanndie Stadt Orleans, mußte sie aber, als ein übermächtiges feindliches Heer heranrückte, wieder räumen. Indessen war Metz gefallen, und Prinz Friedrich
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Extrahierte Personennamen: Metz Wilhelm Friedrich_Karl Friedrich Karl Moltke Gambetta
Extrahierte Ortsnamen: Paris «trabburg Paris Frankreich
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Macht nicht gewachsen. Die Stadt mußte sich ihm ergeben. 100000 Gulden verlangte der Sieger von den Reichsdörsern, eine gleiche Summe von dem Grasen von Hanan-Lichtenberg. Nun wandte sich Mansseld gegen Zabern. Aus dem Wege dahin nahm er die reiche Abtei Maursmünster ein, plünderte trotz der größten Gegenwehr der Bauern die umliegenden Orte und legte manche in Asche. Zabern konnte er nicht einnehmen. Daran hinderten ihn die Teste Lage der Stadt, der rauhe Winter, der ins Land gezogen, und der Mangel an Schießbedars. Unverrichteter Sache kehrte er wieder nach Hagenau zurück. Einzelne Abteilungen seines Heeres drangen inzwischen bis in das Ober-Elsaß vor, besetzten Colmar und Ensisheim und nötigten überall den Einwohnern große Geldsummen ab. _ _
Aus einem zweiten Zuge nahm Mansseld das Städtchen Ros-heini, steckte es in Brand und richtete unter den Bewohnern ein furchtbares Blutbad an. Allein ein zweiter Versuch, Zabern zu nehmen, mißglückte wie das erstemal. Während dieser Belagerung schloß Friedrich V. von der Psalz mit dem Kaiser Frieden. Deshalb hob Mansseld die Belagerung von Zabern^ auf_ und zog über Deutsch-Lothringen nach den Niederlanden. Auf diesem Zuge wurde fein Nachtrab im Grauftal von den Zabernern überfallen, und viele wurden getötet.
Noch mehr hatte das Elsaß zur Zeit des schwedisch-sranzösischen Krieges zu leiden. Nach dem ^.ode Gustav Adolss hatte der Herzog Bernhard von Weimar den Oberbefehl über das schwedische Heer übernommen. Einige Jahre später schloß er mit den Franzosen einen Vertrag, wonach ihm die Landvogtei im Elsaß zugesprochen wurde. Außerdem sollte er jährlich eine Unterstützung von vier Millionen Livres erhalten. Dasür mußte er sein Heer unter den Befehl des Königs von Frankreich stellen und es überall hinführen, wohin es der König verlangte. So hatte Bernhard zunächst da* nötige Geld und die Unterstützung der Franzosen in seinen Unternehmungen. Das Elsaß den Franzosen, die schon seit 1633 das Herzogtum Lothringen besetzt hielten, zu überlassen, hatte aber Bernhard keine Lust. Denn er wollte sich am Oberrhein ein eigenes Herzogtum gründen.
Jetzt wurde das Elsaß von kaiserlichen, schwedischen, wei-marischen, französischen Truppen durchzogen. Kampf reihte sich an Kampf, Belagerung an Belagerung. Durch Plündern, Sengen, Brennen verwüsteten die Soldaten das ganze Land. Die Einwohner litten unsäglich darunter. Das zeigte sich am deutlichsten bei der Belagerung von Breisach. Diese Festung mußte Bernhard nehmen, denn von ihrer Einnahme hing der Besitz des Ober-Elsaß ab. Als er vor ihr lag, nahten sich die Kaiserlichen zum Entsatz, und mit ihnen wollte sich der Herzog von
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40. Die Schlacht bei Alerheim 1645.
Haber Geleen, die kaiserlichen Obersten Graf Holstein und Hiller, die bayerischen Royer, Stahl, Cobb gefangen. Ein Teil der Reiterei dieses Flügels floh bis Donauwörth zurück, so daß später auf Befehl des Kurfürsten über zwei Rittmeister das Kriegsrecht gehalten wurde. Alle Geschütze auf diesem Flügel gingen verloren, auch die vom siegreichen linken Flügel eroberten Stücke fielen — freilich unbrauchbar gemacht — in die Hand des Feindes zurück, da die Fuhrkuechte mit den Pferden und Protzen durchgingen.
Als Werth mit dem größeren Teile seiner Reiterei von seinem Siegesritte gegen Alerheim zurückkehrte, senkte sich schon die Nacht auf das Schlachtfeld. Tureuue urteilt, daß die siegreiche hessisch-weimarische Reiterei nicht imstande gewesen wäre einem Angriffe Werths in ihrem Rücken zu widerstehen und auf diesem Ausspruche fußend hat Napoleon Werth getadelt, daß er nicht in der Diagonale umkehrte?) Aber Werth wußte nicht, wie die Diuge auf dem rechten Flügel standen. Hier machte sich eben der Fall Mereys fühlbar, der Mangel eines Oberleiters, der die allgemeine Lage überschaut und den Unterführern die entsprechenden Weisungen gegeben hätte. Zunächst blieben die zwei siegreichen Flügel, der linke bayerische und der linke französische, in Schlachtordnung voreinander stehen. Da aber die feindliche Reiterei etwas über das Dorf Alerheim vorgedrungen war, ergaben sich die Kompagnon des Regimentes Gil de Hasi, die den Kirchhof und die Kirche verteidigt hatten, an Turenne ohne zu wissen, daß ihre Landsleute ganz nahestanden. Wie diese Ergebung so war es wahrscheinlich auch voreilig, daß die Bayern in der zweiten Hälfte der Nacht — in guter Ordnung — den Rückzug nach Donauwörth antraten. Nach Werth war der Mangel an Munition dafür bestimmend. Nach Tureunes Ansicht hatten die Bayern, abgesehen vom Verluste ihres Oberfeldherrn, nicht mehr Grund das Schlachtfeld zu räumen als die Franzosen.
Die ungeheueren Verluste der Franzosen, von bereit Fußvolk in den nächsten Tagen nicht mehr als 12000—15000 Mann zusammengebracht werden konnten, stempelten ihren taktischen Erfolg zu einem Pyrrhussieg. Drastisch zeichnet die Lage die Äußerung der Madame de Montpensier, als sie in Paris zum Tedeum ging: es wäre besser ein De profundis anzustimmen. Der altbewährten Tapferkeit der bayerischen Regimenter hat König Ludwig von Frankreich ein beredtes Zengnis ausgestellt, wenn er in einem Briese an die Landgräfin von Hessen von der „furchtbaren und ruhmbedeckten bayerischen Armada" spricht, die nun geschlagen sei. Die Kraft der Franzofen aber war durch ihre schweren Verluste zu sehr erschüttert, als daß der Sieg, den sie allein ihren deutschen Verbündeten verdankten, strategische Folgen haben
x) „Statt auf den bedrängten rechten Flügel zu eilen zog er sich in seine alte Stellung zurück. Durch dieses Benehmen verlor Werth, der tapferste Soldat des bayerischen Heeres, deu Ruhm eines umsichtigen Feld Herrn." Heilmann.
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Extrahierte Personennamen: Hiller Royer Cobb Napoleon_Werth Napoleon Mereys Gil_de_Hasi Kirchhof Ludwig_von_Frankreich Ludwig Heilmann
Extrahierte Ortsnamen: Alerheim Donauwörth Alerheim Dorf_Alerheim Donauwörth Paris Hessen
278 52. Der Beginn des Spanischen Erbsvlgekrieges.
unter Marschall Billars bei Hüningen über den Rhein gehen sollte, nach Möglichkeit herzustellen. Rasch entschlossen setzte er sich daher noch im September 1702 gewaltsamerweise in den Besitz der freien Reichsstädte Ulm und Memmingen. Ulm ließ er von dem Oberstleutnant v. Pechmann durch Überfall nehmen und Memmingen ergab sich ihm selbst nach kurzer Beschießung durch Artillerie.
Nicht minder wichtig schien ihm die Besetzung der psalz-neuburgischen Hauptstadt Neuburg a. D., wo vor kurzem einige Bataillone und Eskadrons Reichstruppeu eingerückt waren. Ende Januar 1703 traf er mit 8000 Mann vor der Stadt ein, nahm sie nach kurzer Beschießung durch Artillerie mit Sturm und richtete dort eine bayerische Besatzung ein.
Inzwischen waren immer bedrohlichere Nachrichten von der Ansammlung feindlicher Truppen an den Grenzen Bayerns eingelaufen. In Oberösterreich wurde ein gegen 20000 Mann starkes Korps unter dem kaiserlichen Feld-marschalleutnant Graf Schlick zusammengezogen, an der Westgrenze der Oberpfalz ein etwa halb so starkes Korps unter dem kaiserlichen Feldmarschall Graf Limburg-Styrum; beide hatten augenscheinlich die Anfgabe in Bayern einzurücken. Max Emannel erkannte sofort die Gefahr, die ihm drohte, wenn die beiden Gegner sich zu erdrückender Überlegenheit vereinigen würden, und beschloß daher ihnen zuvorzukommen. In möglichster Eile versammelte er die verfügbaren Truppen in der Stärke von 9000 Mann am Inn; in der Nacht zum 11. Mürz 1703 ging er sodann mit dem ganzen Korps bei Schärding über den Fluß um den Feind in seinen im Jnnviertel bezogenen Quartieren zu überfallen.
In Schardenberg gelang es ihm die dort liegende Kavallerie vollständig zu überraschen und zu zersprengen, bei Eisenbirn warf er die zum Gefecht aufgestellten Truppen nach hitzigem Kampfe zurück. Konnte Max Emannel hoffen, durch diesen Ersolg das Schlicksche Korps, das mit dem Hauptteil der Infanterie bei Passau stand, für einige Zeit eingeschüchtert zu haben, so ließ anderseits die eingetroffene Meldung über den Vormarsch überlegener feindlicher Kräfte in der Oberpfalz seine Anwesenheit dort dringend notwendig erscheinen. Mit Zurücklassung von 5000 Mann unter Gen er a lw achtmeister v. Lützelburg gegenüber Schlick marschierte er daher mit den übrigen Truppen zur Unterstützung des in der Oberpfalz kommandierenden Feldmarschallentnants v. Weickel eiligst ab. Bei Schmidtmühlen an der Vils traf er auf Truppen des Styrmnschen Korps und schlug diese am 28. März so nachdrücklich, daß Styrum den Rückzug antrat und die Oberpfalz wieder räumte.
Max Emannel wollte nun seinen Truppen einige Tage Ruhe gönnen und dann Styrum folgen, aber die Nachricht von einem Vormärsche Schlicks aus Passau veraulaßte ihn sich alsbald wieder gegen diesen Gegner zu weudeu. Da er fürchtete, Schlick habe es auf die Reichsstadt Regeusburg abgesehen, beschloß er sich selbst in den Besitz der Stadt zu setzen. Nachdem er den
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Extrahierte Personennamen: Marschall_Billars Pechmann Eskadrons_Reichstruppeu Max_Emannel Max Max_Emannel Max Max_Emannel Max Schlicks
Der demsch-franzsische Krieg 1870 1871.
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vorher war in einem Gefecht, das den Truppen Garibaldis bei D i j o n geliefert wurde, die einzige Fahne verloren worden, welche die Deutschen in diesem Kriege eingebt haben, eine Fahne des 61. Regiments; sie wurde vom Feinde unter einem Haufen von Leichen gefunden.
67, Der Friede. Am 28. Januar, dem Tage der Kapitulation von Paris, war ein Waffenstillstand verabredet worden, von dem nur der sdstliche Kriegsschauplatz ausgeschlossen blieb. Auf diesem ist noch bis zum 15. Februar gefochten worden. Erst von diesem Tage an ruhten auch vor B e l f o r t die Waffen; die Festung wurde bergeben, der tapferen Belfort. Besatzung aber, die trotz der furchtbaren Beschieung ausgehalten hatte,
freier Abzug bewilligt.
Inzwischen hatten die Friedensverhandlungen begonnen. Gambetta hatte sich geweigert, seine Zustimmung zur Beendigung des Krieges zu geben und war von seinem Amte zurckgetreten; als Haupt der franzsischen Regierung fhrte die Verhandlungen der greise Staatsmann und Geschicht-schreiber Thiers. Am 26. Februar 1871 wurde der Vorfriede zu Versailles abgeschlossen: Frankreich trat das Elsa und einen Teil Lothringens mit Metz ab und zahlte 5 Milliarden Francs (der 4 Milliarden Mark) Kriegsentschdigung; auerdem zogen deutsche Truppen in Paris ein und hielten einen Teil der Stadt zwei Tage lang besetzt. Am 1. Mrz wurden diese Friedensbedingungen von der in Bordeaux zusammengetretenen Nationalversammlung genehmigt. Die deutschen Truppen konnten, mit Ruhm und Ehre geschmckt, wieder in die Heimat ziehen.
In Frankreich aber hatte der Krieg ein furchtbares Nachspiel. Die Kommune Arbeiterbevlkerung von Paris, die während der Belagerung als National-tn garde bewaffnet worden war, wollte, von sozialistischen Fhrern geleitet,
ihre Waffen nicht wieder herausgeben, emprte sich und setzte einen Ge-meinderat, eine Kommune, ein. Erst nach langen Kmpfen, denen die Deutschen von den Forts des rechten Seineufers aus zusahen, vermochten die Regierungstruppen die Hauptstadt wiederzunehmen. Als die Kommu-narden sahen, da fernerer Widerstand vergeblich sei, zerstrten sie in rasen-der Wut einige der hervorragendsten Bauwerke der Stadt, das alte Knigs-schlo der Tuilerien, das Rathaus, die Vendomesule, auf deren Spitze die Statue Napoleons stand. Dem Siege der Regierung folgte eine groe Menge von Erschieungen.
68. Die Ausrichtung des deutschen Kaisertums. Fr Deutschland hatte dieser Krieg ein Ergebnis gehabt, das der Krieg von 1866 infolge
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