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Kreuzzuge ereilte ihn der Tod zu Otranto in Unteritalien (s. Die Sage von der Gleichenschen Doppelehe, Nr. 19 und die Gleichenbilder im Rathaus). An die wundersame Zeit der Kreuzzüge erinnert auch das Bild im Rathausfestsaal, auf dem neben der heiligen Elisabeth und dem heiligen Martin der Kinderkrenzzug zur Darstellung gebracht ist (s. Der Kindertanz, Nr. 20).
Der nach Hermanns Ii. und Heinrich Raspes Tode (1247), die beide ohne leibliche Erben starben, ausbrechende thüringische Erbfolgekrieg entfesselte abermals die Leidenschaften des Krieges. Er wurde nach fast 20jähriger Dauer (1263) durch einen Vergleich geschlossen. Markgraf Heinrich der Erlauchte von Meißen, ein Enkel Hermanns I., erhielt Thüringen, und Heinrich das Kind, Ludwigs Iv. Enkel, bekam Hessen. Bald darauf teilte der Markgraf seinen Besitz unter sich und seine Söhne. Bei dieser Teilung kam Thüringen an Albrecht den Entarteten. Er trägt diesen Beinamen wegen seines nachmaligen üblen Verhaltens gegen seinen Vater und seine Familie.
Zu Albrecht hat Erfurt in engster Beziehung gestanden, wobei der Vorteil auf beiden Seiten war. Der Rat bedurfte für seine Söldner und Bürger die Erlaubnis, die in der Zeit des Interregnums so zahlreichen Stadtfeinde auf landgräfliches Gebiet verfolgen zu können. Der Landgraf aber fand Wohlgefallen an den Erfurter Münzen, die ihm nach Tausenden zur Befriedigung seiner Verschwendungssucht vorgestreckt wurden. Auch manches Stück des landgräflichen Gebietes ging für Geld in den Besitz der Stadt über. Zuletzt mußte Erfurt dem vollständig verarmten Landgrafen noch eine Freistatt bis zu seinem Tode gewähren (im Turnier; gest. 1307).
In dieser Zeit kam König Rudolf von Habsburg nach Thüringen. Er ritt am 14. Dezember 1289 unter dem Jubel Der Bevölkerung in Erfurt ein. Fast ein Jahr weilte er hier und hielt einen Reichstag ab. Mit Eifer unterzog er sich der Aufgabe, Ruhe und Frieden im Lande zu schaffen. 66 Raubnester sollen damals mit Hilfe der Bürger zerstört und 29 Friedensbrecher durch Schwert und Strick hingerichtet worden sein (s. Rudolf von Habsburg in Erfurt, Nr. 22 u. Bild im Rathausfaal). Im Gedenken an jene Zeit verlegten die hammerführenden Handwerker eins ihrer Jnnnngsfeste, den „Grünen Montag", im vorigen Jahrhundert nach dem Steiger und brachten es in Verbindung mit der Zerstörung der Dienstburg unter König Rudolf.1) Am
’) Am „Grünen Montag", Montag nach Jakobi, wurden in früheren Jahrhunderten die Obermeister der Innungen gewählt. Ihre Wahl bedurfte der Bestätigung durch den Amtmann des Erzbischofs. Es wurde dafür eine Abgabe entrichtet, doch erhielten die Handwerker zur Ausschmückung ihrer Zunfthäuser etliche „Pürten Mayen".
Eine Dienstburg hat es im Steiger niemals gegeben.
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Extrahierte Personennamen: Martin Heinrich_Raspes Heinrich Heinrich_der_Erlauchte_von_Meißen Heinrich Hermanns_I. Heinrich Heinrich Ludwigs Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Rudolf_von_Habsburg Rudolf Rudolf_von_Habsburg Rudolf
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Bald offenbarte sich an der frommen Landgräfin mehr und mehr eine göttliche Kraft. Sie heilte Kranke durch das Auflegen ihrer Hände, machte Blinde fehend und richtete gekrümmte Glieder wieder gerade. Ein Heilmittel, von ihrer Hand gereicht, verfehlte nie seine Wirkung. Daher begann das Volk sie als einen auserwählten Liebling Gottes zu verehren und an ihre Wunder zu glauben. Es fehlte nur noch das Märtyrertum, um sie als Heilige anzubeten, und auch das blieb nicht aus.
Nach dem Tode ihres Gemahls wurde Elisabeth von ihrem Schwager, dem Landgrafen Heinrich Raspe, vertrieben und mußte die Wartburg verlassen. Sie wandte sich nach Marburg und wohnte zunächst in einer armseligen Bauernhütte. Später gründete sie von ihrer Mitgift ein Armen- und Krankenhaus und übte in ihm alle Werke der Barmherzigkeit. Auch ertrug sie mit himmlischer Geduld alle Qualen und Peinigungen, welche ihr der Beichtvater Konrad von Marburg auferlegte. Erst 24 Jabre alt, verschied sie am 19. November 1231, laut beklagt von allem Volke. Da sich aber bald die Kunde von allerlei Wundern verbreitete, die während der Leichenfeier und an ihrem Grabe geschehen sein sollten, so erfolgte am Psingsttage 1234 durch Papst Gregor Ix. die Heiligsprechung Elisabeths. (Nach L. Sechstem.)
19. Die Sage von der (31eichenfchen Doppelehe.
Ludwig (andere nennen ihn Ernst), Graf von Gleichen, nahm teil an dem Kreuzzuge, dem sich Ludwig der Heilige, Landgraf von Thüringen, unter dem Banner Kaiser Friedrichs Ii. angeschlossen hatte. Graf Ludwig war am Thüringer Landgrafenbofe ritterlich erzogen worden und soll mit einer Gräfin von Orlamünde vermählt gewesen sein, die ihm zwei Kinder geboren. Nachdem Landgraf Ludwig feinen frommen Eifer mit dem Tode gebüßt, folgte Graf Ludwig dem Kaiser nach Accon und blieb zum Schutze der Stadt Ptolemäus zurück. Der Kaiser aber schiffte sich zur Rückkehr ein.
Gefangenschaft: Bei einem Ausfalle oder Streifzuge gegen
die Ptolemäus umlagernden Sarazenen geriet Graf Ludwig in die Gefangenschaft der Araber. Er wurde an den Sultan Aegyptens verkauft und nach Alcair gebracht. Dort mußte der Graf Harte Sklavenarbeit verrichten. Neun Jahre schmachtete er schon in der Gefangenschaft, als die Tochter des Sultans, welcher Melech-Sala hieß, das ist König des Heils oder Friedens, lebhaft von ihm eingenommen wurde. Aus großer Liebe trug sie ihm an, gemeinschaftlich zu entfliehen, wenn er sie zum Weibe nehmen wolle. Graf Ludwig von Gleichen war aufrichtig genug, der schönen Sarazenin seinen Stand und seine Herkunft zu entdecken und ihr zu sagen, daß er bereits eine Frau und zwei Kinder habe. Daran fand nun die Jungfrau gar keinen Anstoß, da der mohamedanische
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in einer kleinen Truhe ausgesetzt und schwimmt an die Insel Scharioth, wodurch sein Beiname Jscharioth entstanden ist. Hier wird er von der dortigen Königin ausgenommen und erzogen, als er aber seinen Pflegebruder erschlagen hat, wieder vertrieben. Jetzt kommt er nach Jerusalem zurück, an den Hos des Pilatus. Neben dem Palast des Landpflegers liegt der Garten seines Vaters Rüben mit schönen Apfelbäumen. Den Pilatus gelüstet nach den Früchten, und Judas steigt über die Mauer, um Aepsel zu stehlen. Er wird aber dabei von Rüben ertappt, setzt sich zur Wehr und — erschlägt seinen Vater. Später nimmt er seine eigene, ihm gleichfalls unbekannte Mutter zum Weibe. Diese sündhafte Tat wird entdeckt, und voll Neue geht Judas als Jünger zum Herrn, um sich seine Sünde vergeben zu lassen. Aber auch jetzt kann er von seiner Tücke nicht lassen; er geht hin und wird zum Verräter.
Wird so die biblische Ueberlieferung auf den Kopf gestellt, so geschieht es mit der kirchlichen nicht minder, wie das Beispiel des Bonisacius zeigt, dessen Tätigkeit als Apostel Thüringens
von einem reichen Sagenkranz umgeben ist. Als die Thüringer
sich nur zum Christentum bekehren wollen, wenn Bonisacius sie von dem Zins an die Ungarn befreit, gibt er den Bittenden die
Zusage. Gott hat ihm im Traume seine Hilfe zugesichert. Erfreut nehmen jetzt die Thüringer den Bischof auf und verweigern
den Ungarn den Zins, worauf diese mit einem Heere gegen
sie ziehen. Die Thüringer unter Bonisacius sind viel schwächer. Bei Nägelstädt an der Unstrut stoßen beide Heere zusammen. Während des Kampfes steht Bonisacius wie Moses (2. Buch Mos. Kap. 17) auf einem Berge und betet mit erhobenen Händen für die Thüringer. Die Niederlage der Ungarn ist eine vollkommene. Viele kommen in der Unstrut um, andere versinken im Moore,
der Rest aber wird in die Flucht geschlagen oder getötet. Von den
Thüringern fallen nur zwei, denen auf dem Unstrutriede bei Nä-gelstädt zum Andenken zwei Kreuze errichtet wurden. Wie wir sehen, sind hier die Ereignisse den säst 200 Jahre späteren unter Heinrich I. gleich gestaltet.
Als ein bezeichnendes Beispiel sür den krassen Aberglauben der damaligen Zeit kann die von Stolle erzählte Geschichte von einem Halsbande gellen. Der zweite Ratsmeister von Erfurt, Friedrich Reinboth, war mit feinem Schwager Wilhelm von Allenblumen in Erbstreitigkeiten geraten (1492). Als Allenblu-men, der nach Leipzig verzog, dort gestorben war, wollten sich seine Kinder an ihrem Oheim rächen. Sie sandten einen verkommenen Edelmann mit einem Halsbande aus, das aus Eisen gefertigt war und viele Gelenke und Stacheln inwendig hatte, ein über die Maßen köstlich und gefährlich Kleinod. Wer das an seinen Hals kriegte, mußte innerhalb 10 bis 12 Tagen sterben. Auch konnte niemand dasselbe ohne Schlüssel aufmachen, auch niemand
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Extrahierte Personennamen: Scharioth Jscharioth Judas Apostel_Thüringens Apostel Heinrich_I. Stolle Friedrich_Reinboth Friedrich Schwager_Wilhelm_von_Allenblumen Wilhelm
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Elisabeth liebte es, sich stets einfach zu kleiden. Sie ging für gewöhnlich so gering einher, daß man sie eher für eine dienende Frau, als für die Herrin des stolzen Wartburgschlosses hielt. Diese übertriebene Einfachheit blieb nicht ohne Mißbilligung und erschien nicht immer am rechten Ort. Bald nach ihrer Vermählung kamen vier edle Ungarn, die ans einer Betsahrt zu Aachen gewesen waren, aus die Wartburg. Sie wollten dem Vater der Landgräfin, dem König Andreas von Ungarn, Kunde mit in die Heimat bringen, wie es Elisabeth ergehe. Der Besuch war dem Landgrafen sehr willkommen. Als er die Edlen aber mit seiner Gemahlin empfangen wollte, erschien ihm Elisabeths Anzug doch allzu gering. Sie besaß auch wirklich kein schönes Gewand, da sie ihre prachtvollen Brautkleider zerschnitten und zu wohltätigen Zwecken verwandt hatte. Da sagte der Landgraf: „Aber liebe Schwester, schämen
muß ich mich doch vor Deinen Landsleuten, wenn sie Dich in solch' armseligem Gewände erblicken! Sie werden denken und sagen, daß ich es Dir am nötigsten fehlen lasse." Daraus erwiderte Elisabeth: „Lieber Bruder, lasse Gott walten!" — Dann ging
sie in ihre Kleiderkammer und ward hernach von den edlen Ungarn mit großer Verwunderung in einem wundervoll schönen hya-cinthensarbenen Kleide, das ganz mit Perlen und Edelsteinen übersäet war, gesehen. Da nun hernach, als sie wieder allein beieinander waren, der Landgras fragte, woher sie das herrliche Kleid bekommen, antwortete sie herzinnig: „Lieber Bruder, Gott kann,
was ich will."
Die große Milde, welche die fromme Landgräfin Elisabeth unablässig gegen die Armen bewies, wurde noch mehr in Anspruch genommen, als eine schreckliche Hungersnot das Thüringer Land heimsuchte. Täglich schritt sie zum Fuße der Wartburg nieder, all-wo die Armen ihrer harrten. Dienerinnen, welche die Gaben ihrer Milde trugen, folgten ihr. Mißgünstige aber tadelten Elisabeth gegen ihren Gemahl, den Landgrafen, daß sie zuviel verschenke und durch den persönlichen Verkehr mit dem unsauberen und hungernden Gesindel sich erniedrige. Da geschah es eines Tages, daß die Landgräfin, wie sie es gewohnt war, mit einem Körbchen voll Lebensrnitteln aus der Burg schritt und dem Landgrafen begegnete. Da er sich wegen ihrer großen Freigebigkeit schon tadelnd ausgesprochen hatte, trat er auf sie zu und fragte nicht gerade freundlich: „Was trägst Du da?" Erschrocken und zagend gab die edle Herrin die Antwort: „Herr, Blumen!" — „Ich will sie sehen, zeige her!" rief der Landgraf und hob die Hülle vom Korbe. Und siehe, der Korb war übervoll von Rosen. Der Landgras stand staunend vor der Gemahlin und beschämt, und als später die Mißgünstigen wieder Klage gegen die Landgräsin erhoben, sprach er: „Lasset sie nur immerhin Almosen austeilen, da sie ihre Freude daran hat, wenn sie uns nur nicht die Wartburg, Eisenach und die Neuenburg (bei Freyburg a. U.) hinschenkt."
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth Andreas_von_Ungarn Elisabeth Elisabeth Elisabeth
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Aachen Ungarn Burg Eisenach Neuenburg Freyburg
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Rom Burg Bergesfuße Petri-Stist Erfurt
Ter siebenjährige Krieg. 1766-1763.
vermochte er zu bestreiten; England schickte ihm Subsidien, ein Teil bet? Kriegskosten würde auf Sachsen und das ebenfalls besetzte Mecklenburg abgewälzt, enblich mußte die Ausgabe von minberwertigen Münzen und von Kassenscheinen aushelfen. Aber sein Heer war stark zusammengeschmolzen, und die neu eingestellten Rekruten konnten die gefallenen Veteranen nicht ersetzen. Es würde einsam um ihn; seine Mutter, seine Schwester, die Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth, und mehrere seiner vertrautesten Freunbe hatte bet Tod hinweggerafft; ihn selbst überschlich oft ein Gefühl der Lebensmüdigkeit, und er beschäftigte sich viel mit dem Gebanken an das Ende.
Wie er es befürchtet hatte, vereinigte sich 1759 ein Teil des öfter-1759-reichifchen Heeres unter dem Felbmarschallleutnant Laubon mit den russischen Truppen, an beren Spitze jetzt General Ssaltykow stand.
Friedrich konnte den 68 000 Russen und Österreichern nur 48 000 Preußen gegenüberstellen. Dennoch griff er sie am 12. August bei dem Dorfe Kunersborf an, das bei Frankfurt auf dem rechten Oberufer liegt. Kunersdorf. Die Seinen brangen anfangs, obwohl von einem langen Marsch ermübet, mit der größten Tapferkeit vor und erstürmten einen Teil der Höhen, welche die feinbliche Armee besetzt hatte. Als es dann aber galt, durch eine tiefe Schlucht hinburch bte bahinter gelegenen Hügel zu erklettern, erlahmten unter dem furchtbaren Kugelregen allmählich die Kräfte der preußischen Bataillone; und ein plötzlicher, zur rechten Zeit ausgeführter Reiterangriff Laubons ent-jchteb bte Schlacht. Die preußische Amee wurde fast auseinander gesprengt; damals würde auch der preußische Major Ewalb von Kleist, der Dichter des „Frühlings", tödlich verwunbet. Dem König selbst würden zwei Pferbe unter dem Leibe erschossen; eine Kugel, bte ihn traf, prallte glücklicherweise von einem golbenen Etui ab, das er in der Tasche trug. Eine Husarenabteilung unter dem Rittmeister v. Prittwitz rettete ihn vor der Gefangennahme durch die Kosaken. Er war tief erschüttert: „ich werbe den Untergang meines Vaterlanbes nicht überleben", schrieb er bamals, „lebt wohl für immer!"
Aber die Feinde konnten sich nicht zu gemeinsamem Hanbeln zusammen-finben, Daun, der in Sachsen staub, sich nicht zum Vormarsch auf Berlin entschließen. Beim Herannahen des Winters zogen bte Russen ab; Preußen war gerettet.
§ 181. Die drei letzten Kricgsjahre. Auch in den nächsten Jahren 1760 vermochte sich der König trotz der feindlichen Übermacht zu behaupten. 1760 rettete er zunächst Schlesien durch den Sieg, den er bei L i e g n i tz über den 2teanft-
bedeutendsten seiner Gegner, Laudon, erfocht. Bald darauf gelang es
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Extrahierte Personennamen: Wilhelmine_von_Bayreuth Ssaltykow Friedrich August Major_Ewalb_von_Kleist
Extrahierte Ortsnamen: England Sachsen Frankfurt Laubons Daun Sachsen Berlin Laudon
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Otto mit dem Pfeile; Fehde mit Magdeburg; Gefangenschaft; Markgräfin Hedwig. 19
Otto mit dem Pfeile (1267 — 1308).— Das Vertrauen, welches die beiden Fürsten in ihre Kinder gesetzt hatten, wurde nicht getäuscht; denn die feste Einigkeit, welche unter diesen herrschte, ließ die Gefahren nicht aufkommen, welche sonst in einem getheilten Reiche unvermeidlich sind. Vielmehr blieb das Streben der Markgrafen ein gemeinsames und war in vieler Beziehung von glücklichem Erfolge begleitet. Der bekannteste unter den Söhnen Johann's und Otto's ist der älteste Otto Iv., welcher auch die Erzkämmererwürde erhielt und später Ottomitdempfeile genannt wurde. Auch er war durch Kriegsmuth und unternehmenden Geist ausgezeichnet, und wie auf dem Schlachtfelde, so glänzte er zugleich in den milderen Künsten des Friedens und erwarb sogar als Minnesänger hohen Ruhm. Auch seiner Frömmigkeit wegen ward er von den Zeitgenossen gelobt, doch hielt ihn dieselbe nicht ab, gegen die geistlichen Fürsten mit aller Kraft und Kühnheit aufzutreten. Der größte Theil seiner Regierungszeit war gerade durch die heftigsten Fehden mit dem Erzbisthum Magdeburg ausgefüllt, wobei ihn seine Brüder und Vettern treulich unterstützten.
Der nächste Anlaß dieser Fehden war sein Wunsch, einen seiner jüngeren Brüder, Erich, welcher schon Domherr zu Magdeburg war, zum Erzbischof gewählt zu sehen. Da ihm dies mißlang und statt Erich's Graf Günther von Schwalenberg gewählt wurde, zog er ohne Weiteres zum Kampfe gegen Magdeburg aus. Schon war er bis dicht vor die Stadt gerückt, und, auf den hohen Dom derselben hinweisend, rief er übermüthig aus: „Dort wollen wir bald unsere Rosse füttern;" da holte der Erzbischof Günther das Banner des Schutzherrn von Magdeburg, des heiligen Mauritius, aus dem Dome, sammelte durch begeisterte Ansprache die Bürger der Stadt und viele Fürsten und Ritter um sich und zog muthig zum Vertheidigungskampfe hinaus. Der Markgraf Otto hatte vorzeitig gefrohlockt; denn seine Kriegsschaar wurde in die Flucht geschlagen und er selbst, obwohl ritterlich kämpfend, gerieth in die Gewalt der Feinde. Der Erzbischof, um seinen Stolz zu beugen, ließ ihn in einen engen Käfig von eichenen Bohlen sperren, in welchem er vor den Bürgern Magdeburgs ausgestellt und auf das Demüthigste behandelt wurde. Aus solcher tiefen Schmach errettete ihn seine treue Gemahlin, die Markgräfin Hedwig. Mit bittern Thränen hatte sie Otto's Geschick beklagt und mit sorgender Liebe auf Mittel und Wege gedacht, ihn aus der Gefangenschaft zu erlösen. Ein alter, braver Diener des fürstlichen Hauses, Johann von Buch, den Otto in einer Anwandlung von Heftigkeit wegen wohlgemeinter, aber lästiger Vorstellungen verstoßen hatte, wurde jetzt in der Stunde des Unglücks wieder der Gattin treuer und ergebener Rathgeber. Aus seinen Vorschlag verkaufte sie alle ihre Kostbarkeiten und eilte selbst nach Magdeburg, um von den geistlichen Herren die Freiheit ihres Gemahls zu erflehen mw nöthigen Falls zu erkaufen. Um 4000 Mark Silber wurde derselbe wirklich freigegeben; da sie aber eine so große Summe nicht besaß, so verpfändete Otto sein Ehrenwort, das Geld binnen vier Wochen zu zahlen oder in seine Haft zurückzukehren. Beglückt eilte er mit der trefflichen Hedwig in sein Land zurück ; aber noch lastete auf ihnen die schwere Sorge, wie sie das Geld herbeischaffen könnten Da half noch einmal der alte Johann von Buch. Er führte den Markgrafen in die Kirche zu Stendal und wies ihn auf einen eisernen
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Extrahierte Personennamen: Otto Hedwig Otto Otto_Iv. Otto_Iv. Erich Graf_Günther_von_Schwalenberg Günther Günther Günther Otto Otto Hedwig Johann_von_Buch Johann Otto Otto Johann_von_Buch Johann
66
Anhnger des Knigtums ausgerottet, Strme von Blut vergossen worden, bis sich ein khner, rcksichtsloser Feldherr, Napoleon Bonaparte, zum neuen Beherrscher, zum Kaiser der Franzosen ausgeschwungen hatte. Mit bermut behandelte er die alten Staaten und, nachdem er sterreich ge-demtigt hatte, zwang er auch Preußen durch unwrdige Behandlung, ihm den Krieg zu erklären (1806).
Da zeigte sich, da man in Preußen auf den Lorbeeren Friedrichs des Groen eingeschlafen war; man vermochte den Franzosen nicht zu wider-stehen. In der Schlacht bei Jena und Auerstdt ging der Ruhm der preuischen Waffen verloren; der König mute mit den Seinen aus Berlin nach Ostpreuen fliehen. Es waren schwere Tage fr die Knigin Luise, als sie auf der Flucht im Winter ihr Brot mit Thrnen a". Zu ihren Shnen sprach sie: Ich beweine den Untergang der Armee. Das Schick-sal zerstrte an einem Tage ein Gebude, an dessen Erbauung groe Männer zwei Jahrhunderte gearbeitet haben. Ach, meine Shne, Ihr seid schon in dem Alter, wo Euer Verstand diese schweren Heimsuchungen fassen kann. Ruft knftig, wenn Eure Mutter nicht mehr lebt, diese unglckliche Stunde in Euer Gedchtnis zurck. Weint meinem Andenken Thrnen, wie ich sie jetzt dem Umstrze meines Vaterlandes weine. Aber begngt Euch nicht mit den Thrnen allein, handelt, entwickelt Eure Krfte. Vielleicht lt Preuens Schutzgeist sich aus Euch nieder. Befreit dann Euer Volk von der Schande, dem Vorwurfe der Erniedrigung, worin es schmachtet. Suchet den jetzt verdunkelten Ruhm Eurer Vorfahren von Frankreich zurckzuerobern, wie der Groe Kurfürst einst bei Fehrbellin die Nieder-lge und Schmach seines Vaters an den Schweden rchte . . .
3. Das Ma des Unglcks war noch nicht voll: die Knigin erkrankte in Knigsberg schwer, und doch konnte sie in der Stadt nicht bleiben, weil die Franzosen sich schon nherten. Sie selbst erklrte: Ich will lieber in die Hnde Gottes als dieser Menschen fallen." Und so wurde sie am 3. Januar 1807 bei der heftigsten Klte, bei dem frchterlichsten Sturm und Schneegestber in den Wagen getragen und zwanzig Meilen weit nach Memel gebracht. Die Reise dauerte drei Tage und drei Nchte; am Tage fuhr man teils auf den Sturmwellen des Meeres, teils auf dem Eise; die Nchte verweilte man in den elendesten Htten. In der ersten Nacht lag die Knigin in einer Stube, deren Fenster zerbrochen waren, so da der Schnee auf ihr Bett geweht wurde, ohne erquickende Nahrung. So hat noch keine Knigin die Not empfunden.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Jena Berlin Ostpreuen Frankreich Fehrbellin Schweden Knigsberg Gottes
3.
Sie war ein Fräulein von Detten und in früheren glücklichen Tagen an einen tapfern und edeln Ritter, namens Cuz Schott, verlobt. Siebe, da kam vor kurzem ihr einziger Bruder von einem Turnier nach Haus und brachte einen Panzer mit Blut befleckt und eine Binde mit, die sie alsbald für den Schmuck ihres Bräutigams erkannte, meinend drückte sie die blutige Binde an ihre Brust. Ihr herz war gebrochen; denn ihr Verlobter, so wähnte sie, war auf dem Sande des Kampfplatzes gefallen. Doch dies war nur ein eitles Blendwerk des habsüchtigen Bruders. Durch diese trügerische Nachricht wutzte er sie zu bewegen, der Welt zu entsagen, und ihm ihren Rnteil an dem Erbe zu hinterlassen, jetzt war sie eben im Begriff, in Begleitung ihres Bruders in das Kloster Neuburg zu ziehen, welches in der Nähe von Heidelberg sein reizendes Rngeficht in den klaren fluten des Neckars spiegelt. Ruf ihrem Zuge ins Kloster hatte man sie überfallen und in diese Burg gebracht.
4.
ln ihrer Gesellschaft befand sich auch der Lehrer Breitmann aus dem Stifte Mosbach. Diesem war es beschieden, den Tag der Befreiung herbeizuführen, nachdem sie zwei Jahre lang in der Gefangenschaft zugebracht hatte, wie nützlich ist es, wenn man schreiben kann! Er wußte einen Brief an die Stiftsherren nach Mosbach zu befördern, und dem kurpfälzischen Vogte daselbst die Nachricht zu unterbreiten, dah er nebst seiner adeligen Reisegesellschaft hier in Gefangenschaft gehalten werde. Den Brief besorgte ihm eine Magd, welche er durch das versprechen eines neuen Kleides für sich gewonnen hatte. — Hier hat die Eitelkeit ein gutes Werk gestiftet. —
Da das Fräulein von Detten mit dem Kurfürsten von der Pfalz, der in Heidelberg residierte, verwandt war, so wurde
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froh und begeistert rief der Köhler aus: „Seid ibr des Kaisers Tochter, dann bin ich schnell bereit, eurem Vater zu helfen; vertraut auf meinen treuen Sinn!“ Vas Fräulein führte den Köhler zu einem versteche, wo ibr Vater verborgen weilte. Der Köhler, von wuchs und Flntlitz schön, nabte ehrerbietig mit Orutz und sprach: „Dieser Jdald verbirgt viele Schätze an Silber; der Hort sei dir beschieden. Da drüben im holze liegt er verwahrt, und meine knechte sollen ihn zur Stelle schaffen. Der köstlichste Schatz aber, den der Wald jetzt birgt, das ist die Zäbre, die beute vom Fluge eurer Tochter ins Moos herniedergetaucht ist."
Da erhob sich rasch der Kaiser und fahte neuen Wut. Nachdem der Köhler sich vom Ruße reingewaschen, erschien er den Rügen des Kaisers und der Waid hübn und reckenhaft wie ein junger Flar, der sich zum stolzen Fluge in die Cüfte erbebt. Bald find Rosse, Wannen und knechte in großer Zahl zur Stelle. Der Köhler führte sie zum Kampfe; er war allen voran im wilden Streite, und bald waren die Feinde geschlagen und verjagt.
3.
Der Kaiser bestieg wieder seinen Thron, winkte dem Köhler zu sich heran und sprach: „Du Hast durch deine Spende gar manchen wackeren Degen in Sold genommen. Du Haft dich an die Spitze des Heeres gestellt, das für mich gekämpft Hat, und so Hast du dich selbst zum Herzog ernannt, flls solcher sollst du wohnen in dem befreiten Reich, fln der Stelle aber, wo die Zäbre meiner Tochter geflossen, die dir das Herz erweicht hat, da sollst du ein festes Schloß erbauen. Das Schloß soll fortan den Damen „Zähringen“ tragen, und in dem Schlosse soll mein Töchterlein die Burgfrau werden, weinen Segen
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